In ihrem Inneren war die blonde Halbelfe über alle Maßen verwirrt, überfordert und nun riss auch noch die Verlockung, welche sie nun lange schon nicht mehr so stark spürte, heftig an ihr. Die Natur rief nach ihr, als wüsste sie gerade um ihre Unsicherheit. Den Fluchtgedanken, den sie hegte. Tröstlich lockte sie sie, würde sie empfangen, wie so oft schon. Sie schützen vor solcherlei verwirrender Gefühle. Dort müsste sie sich nicht bemühen ihr fremde Gepflogenheiten zu erlernen und zu berücksichtigen, dort könnte sie frei sein, wild sein... und genau das war das Problem. Deswegen hatte sie ihr Versprechen gegeben. Es bestand eine andere Gefahr, dort draußen. Sie könnte verwildern, könnte zu einem der Wesen werden, von welchen manche Jäger in Tavernen erzählten. Ein humanoides Wesen, bar jeder Menschlichkeit...
Dennoch hatte Tári überhaupt keine Lust über die Nachfrage des jungen Mannes auch nur ansatzweise nachzudenken. Sie war hin und her gerissen, zwischen all dem, was gerade in ihr wogte. Aber dann spürte sie, wie sich die warmen Hände des jungen Mannes, um die ihren schlossen. Ansehen sollte sie ihn. Stur weigerte sie sich, ihren Blick zu ihm umzuwenden und reckte das Kinn eigensinnig in die andere Richtung. Sie wollte nicht... Wenn ihm diese Frau so gut gefiel... Tamrin begann zu sprechen und irgendwann dann, wand sie doch zögerlich ihren Kopf und sah ihm eisern in seine grünen Augen. Er war vor ihr in die Knie gegangen und sah sie aus offenen und ehrlichen Augen an. Je länger sie ihn ansah umso mehr beruhigte sich ihre Gefühlswelt, um so leiser wurde der Ruf, welcher sie lockte. Ihre Gedanken eilten um das was Tamrin ihr versuchte zu vermitteln. Er fand diese Frau wunderschön und elegant, aber das war es nicht, was er an ihr bewunderte...? Liebte sie nicht...? Sie kam sich so albern vor, fast erkannte sie das Verhalten, welches ihre Schwester schon an den Tag gelegen hatte, an sich wieder. Bei dieser Erkenntnis erhitzen sich ihre Wangen und sie unterbrach den Blickkontakt. Was hatte denn nun das Wort Liebe hier zu suchen?, fragte sie sich verzweifelt. Dennoch löste sich die innere und äußere Anspannung in einem leichten Zittern. Ihre Fäuste öffneten sich auch langsam in den Händen des jungen Mannes. Aber sie blieb sprachlos. Was sollte sie Tarmin dazu sagen? Sie ließ ihren Kopf von seinem Blick abgewandt. . "Nein?", fragte sie zögerlich und flüsternd. "Warum nicht?", wollte sie verunsichert von ihm wissen.
Er erzähle ihr von einer wunderschönen, eleganten, wortgewandten, raffinierten Frau, welche sich für schöne Dinge interessierte. Kleidung, Schmuck, sicherlich auch, wie man sich für einen Grafen zurechtmachte und Reichtum. All das würde sie nie sein. Nie sein wollen. Er hegte Bewunderung für sie, aber entstand aus Bewunderung nicht vielleicht Liebe? 'Was wird sein, wenn er mich nicht mehr braucht?', diese Frage stellte sie sich stumm, was ihre Augen glasig werden ließ.
Noch mochte er Sprachbarrieren haben und sich hier nicht auskennen. Was ihn zwangsläufig mehr oder weniger an sie band. Aber das war in absehbarer Zeit sicherlich nicht mehr von Belang und er würde sich in dieser Welt wie in der seinen bewegen. Konnte sich mit solchen Frauen, welche Bewunderung durch ihn fanden, umgeben.
Tári mochte Tamrin, mehr als das und dadurch entstand die unbestimmte Angst, dass sie ihm nicht mehr genügen würde. Es war eine Frage der Zeit.
Sie sah es vor ihrem inneren Auge, wie eine leichte Eisfläche den See im Winter abschottete und wenn die Zeit zum Frühling hin gekommen war, würde jene in Millionen kleine Teile zerspringen und es wird sein als wäre nie etwas gewesen... Besser jetzt als später...