Das Spiel der Geister

  • Khoor war gerade wieder auf den Beinen als seine zierliche Kampfgefährtin sich wieder neben ihm postierte. Der Kampf war an ihrem Äußeren nicht spurlos vorüber gegangen, aber sie hatte ganz schön unter den Angreifern gewütet und mit leuchtenden Augen nickte der Drak'khir ihr anerkennend zu. Für mehr war im direkten Kampf keine Zeit. Noch drei Wölfe waren übrig und formieren sich ebenfalls neu. Drohend machte Khoor mit erhobenem Dolche einen Schritt auf den links außen postierten Wolf zu. "Das Angebot gilt noch !", donnerte seine Stimme das Tier an, dass sich mit drohendem Knurren und hart an den Kopf zurück gelegten Ohren zusammen duckte, um sich mit der Schnellkraft seiner Hinterbeine dem Angreifer entgegen werfen zu können. Gelbe Augen krallten sich in goldbraune Augen, jeder der beiden bereit, auf die leiseste Bewegung des anderen zu reagieren.
    Doch plötzlich senkte der Wolf den Kopf, stieß ein halblautes Kläffen aus, drehte auf der Stelle ab und verschwand. Die anderen beiden taten es ihm gleich und noch ein weiterer Wolf, der stark zwischen den Augen blutete, rappelte sich auf und folgte den Flüchtenden.
    Für ein paar wenige Augenblicke war noch das schnelle Trappeln der Pfoten und das Rascheln von Blättern zu hören - dann war der Spuk vorbei und nur noch die Körper der toten Tiere zeugten von dem Kampf auf Leben und Tod, der gerade noch hier getobt hatte. Noch in Kampfbereitschaft witterte der Drak'khir den Wölfen nach - doch sie verschwanden tatsächlich.
    Khoor entspannte sich, öffnete die Hand, so dass der Dolch zu Boden fiel und mit der Klinge leise zitternd in der weichen Erde stehen blieb und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, um sich zu der schwarzhaarigen jungen Frau umzudrehen. Mit sicheren Bewegungen strich der Hüne die Kapuze zurück und löste dann das Tuch, dass ihm als Gesichtsschutz diente. Ehrerbietig verneigte er sich. "Es war mir eine Ehre, an Eurer Seite zu kämpfen, Kyleja Beor. Eure Hand ist schnell und Euer Auge scharf. Ein guter Kampf !"

  • Das anerkennende Nicken liess ein warmes Gefühl in der Nymphe aufkommen, von dem sie nicht einmal wusste warum und woher es kam. Aus irgendeinem Grund war es ihr plötzlich wichtig geworden von diesem Fremden anerkannt zu werden, nicht als Liebste oder Gespielin, sondern als starke und ihm ebenbürtige Frau.
    Während sich der grosse Krieger nun also dem Wolf links aussen zuwandte, konzentrierte sich Kyleja auf denjenigen der rechts aussen stand. Ihre dunklen Augen hatten sich grimmig verengt und lieferten sich ein Blickduell mit den gelben des Wolfes. Als jedoch der erste Wolf die Flucht ergriff, folgten ihm die anderen.
    Angestrengt lauschte die Schwarzhaarige auf das Geräusch der Pfoten und das Geraschel der Blätter. Erst als nichts mehr zu hören war und der Hüne neben ihr sich aufrichtete, schob sie ebenfalls die silbernen Klingen zurück in ihren Gürtel und stellte sich aufrecht hin.


    Aufmerksam verfolgte Kyleja, wie der Krieger die Kapuze zurück schlug und das Tuch entfernte, so dass sie ihm nun richtig ins Gesicht sehen konnte. Was sie sah, erstaunte sie, verschreckte sie jedoch nicht. Er wies grosse Ähnlichkeiten mit einer Echse auf, etwas wovon sie bisher noch nie gehört oder gelesen hatte.
    Als er sich vor ihr verneigte und diese ernsten und dennoch äusserst aufrichten Worte an sie richtete, wurde ihr klar, dass er wohl eine ganz andere Art der Etikette gewöhnt war als sie selbst. Sie musste sich in seinen Augen bisher geradezu abstossend unhöflich verhalten haben.
    Bevor er ihrer unwillig werden konnte, erwiderte sie seine Verbeugung mit einem tiefen Knicks und dem ehrfürchtigen Neigen ihres Kopfes.
    „Es war mir ebenfalls eine grosse Ehre an eurer Seite zu kämpfen, Khoínoor Charad dek l'Bryre. Ihr seid ein starker und zäher Kämpfer“, gab sie ebenso höflich zurück. Für einen kurzen Moment verharrte sie, dann erst richtete sie sich wieder auf. Ihre blauen Augen richteten sich auf diejenigen des Kriegers.
    „Einer der Wölfe hat euch gebissen, erlaubt ihr, dass ich mir die Wunde einmal ansehe? Ich habe Verbandszeug und eine spezielle Salbe in meinem Gepäck“, fragend blickte sie ihn an. Sowohl darauf gefasst eine Zusage als auch eine forsche Absage zu erhalten.

  • Khoor's Mundwinkel waren sacht nach oben gezogen und seine Augen blickten ruhig und mit freundlichem Schimmern darin auf die junge Frau herab, die seine ehrliche Anerkennung mit anmutiger Geste und angemessenen Worten erwiderte. Der Drak'khir war ein Krieger, dennoch war er nicht auf Krieg aus, doch dieser Kampf hier schien die Atmosphäre zwischen ihnen gereinigt und Luft für eine neue Ebene der Begegnung geschaffen zu haben. Khoor hatte in der Auseinandersetzung ein Ventil für seine angestaute Empörung gefunden und nun war wieder mehr Ruhe in ihm eingekehrt. Mit ruhigen Augen betrachtete er auch die schwarzhaarige Frau. Sie war eine exzellente Kämpferin, das hatte sie gerade bewiesen - aber sie war auch noch sehr jung und die auf ihrem zarten Gesicht und ihrer Kleidung noch sichtbaren Spuren des Kampfes verstärkten diesen Eindruck noch. Khoor ermahnte sich, ihr mit mehr Geduld zu begegnen - es war nicht ihre Schuld, dass sie aus zwei völlig verschiedenen Gesellschaften stammten.


    Auch wenn er es nicht erkennen ließ, so nahm er sehr wohl zur Kenntnis, das sie seinen Namen nicht nur behalten hatte sondern auch noch fehlerfrei wiedergab - das war dem Drak'khir bislang ausgesprochen selten widerfahren auf der Oberfläche. Auf ihr Angebot, sich die Stelle anzusehen, an der ihn der Wolf gepackt hatte, blickte Khoor Kyleja Beor schweigend, aber unverwandt freundlich an. So viele Dinge hier oben, die er nicht verstand. Warum fragte sie ihn danach - wo doch immer zuerst eine Frau versorgt werden musste. Sie waren das Wertvollste, was ein Volk besaß - neben den Kindern, denen sie das Leben schenkten. Forschend suchte er die junge Frau nach Verletzungen ab, fand jedoch nur Blut, das nicht von ihr selber stammte und beschloss daher zu schweigen. Es war des Kampfes genug gewesen für heute. JEDES Kampfes.


    "Ich weiß Euer großzügiges Angebot zu schätzen, Kyleja Beor. Ich versichere Euch, dass ich kaum einen Kratzer davon getragen habe." Auch wenn die Stelle morgen mit Sicherheit bei jeder Bewegung Schmerz verursachen würde - Arkandos hatte genau gewusst, weshalb er fast unverwüstliche Kampfroboter aus Menschen und Drachen hatte züchten wollen. Khoor verneigte sich leicht bevor er sich etwas abwandte.
    "Azar! Dardâsch!" erklang es befehlsgewohnt und das mächtige Tier näherte sich ihm unverzüglich, um wie in Bronze gegossen neben dem Krieger stehen zu bleiben.
    "Aber wenn Ihr Eure Heilkunst Azar angedeihen ließet, wäre ich Euch zu Dank verpflichtet." wandte der Drak'khir sich wieder an die junge Frau und um ihr zu zeigen, dass er ihren Fähigkeiten vertraute, mied er strikt jeden eigenen Blick auf mögliche Verletzungen des schwarz-braunen Streitrosses. Es erschien ihm ein für beide Seiten akzeptabler Kompromiss. Sie wurde von ihm mit ihrem Angebot nicht vor den Kopf gestoßen und er kam seiner Verpflichtung gegenüber seinem treuen Untergebenen nach. "Wenn Ihr erlaubt, entfache ich derweil ein Feuer und richte etwas zu Essen für alle - sofern Euerm Pferd etwas Mais erlaubt ist - nachdem ich den Toten die gebotene Ehre zuteil werden ließ."

  • Das angedeutete Lächeln Khoors trieb auch die Mundwinkel der Schwarzhaarige nach oben. Kurz musterte sie die Stelle an der sich die Zähne des Wolfes in den Stoff der Kleidung des Kriegers gebohrt hatten, doch tatsächlich konnte sie kein Anzeichen auf eine Verletzung erkennen.
    Als der Krieger das grosse Schlachtross an seine Seite holte und sie bat einen Blick nach dessen Verletzungen zu werfen, nickte die Nymphe. Wohl merkte sie auch, dass er nicht selbst nachschaute ob der Tier verletzt war, was sie ihm als Vertrauensbeweis anrechnete.
    „Natürlich werde ich gerne nach dem Wohlbefinden Azars sehen“, erklärte sie und strich kurz über die weichen Nüstern des grossen Pferdes um sich kurz mit ihm bekannt zu machen.
    Bei den nächsten Worten des Hünen konnte sie einen überraschten Ausdruck in ihrem Gesicht nicht gänzlich verhindern, ersetzte diesen jedoch durch ein zustimmendes Lächeln. Es war doch recht neu für sie, dass ein Mann sich freiwillig anbot um für das Essen zu sorgen. Wobei sie kaum Vergleichsmöglichkeiten hatte, einen Vater kannte sie nicht.
    „Es wäre wahrlich eine grosse Hilfe wenn ihr ein Feuer entfachen könntet, es wird bald vollkommen dunkel werden“, stimmte sie ihm zu und ihr Blick wanderte kurz zu den Körpern der toten Wölfe.„Luna wird sich über etwas Mais sehr freuen“, stimmte Kyleja mit einem Nicken zu.


    „Dann werde ich mich nun um euer treues Ross kümmern“, erklärte sie und wandte sich vollends an den grossen Hengst. Sorgsam suchte sie den Körper des Tieres nach äusseren Verletzungen ab. Am rechten Hinterlauf wurde sie fündig. Ein Kratzer prangte kurz oberhalb des Fesselgelenks, vermutlich hatten die Krallen eines Wolfes das Tier dort gestreift.
    Ein leiser Pfiff veranlasste die Schimmelstute dazu näher an sie heran zu treten. Luna war zum Glück unversehrt geblieben.
    Zielstrebig griff die Nymphe in die Satteltasche und förderte einen Verband und eine kleine Dose zu Tage. Behutsam ging sie neben dem grossen Schlachtross in die Knie, die Hand liess sie dabei langsam an dessen Bein hinab gleiten.
    Sorgsam untersuchte sie die Wunde. Zum Glück war diese nicht besonders tief und schien auch nicht besonders dreckig zu sein. Dennoch führte sie den Hengst an den Bach und wusch die Wunde fein säuberlich aus bevor sie sorgsam etwas von der Salbe aus ihrer Heimat darauf auftrug. Zu guter Letzt umwickelte sie das Bein noch mit dem Verband. Als sie sich noch einmal vergewissert hatte, dass Azar ansonsten keine Verletzungen davon getragen hatte führte sie diesen wieder zurück zu Khoor.
    „Euer Ross ist soweit in Ordnung, ein Kratzer, welchen ich jedoch gut versorgen konnte“, erklärte sie dem Krieger und trat etwas näher an diesen heran um zu sehen ob sie ihm behilflich sein konnte.

  • Mit einem Nicken wand der Drak'khir sich ab und machte sich unverzüglich daran, zwischen den Büschen und Sträuchern nach abgestorbenen Geäst zu suchen. In der Nähe der Stelle, an der Kyleja Azar in Augenschein nahm, befreite er eine Stelle von Gras und setzte das dürre Holz mit Zunder aus seinem Umhang in Brand. Ein kleines Feuer sollte für ihre Zwecke genügen und war auch nicht so aufwendig zu unterhalten. Als das Feuer zuverlässig über das Holz leckte, sammelte Khoor einen weiteren Arm voll und legte ihn daneben ab. Es kam ihnen zu Hilfe, dass es wohl länger nicht geregnet hatte in dieser Gegend. Von seinem Sattel löste er sodann einen größeren Beutel aus Leinen, um der Weißen Stute zwei Hände voll Mais zu reichen - Azar würde warten müssen, bis nach der Behandlung.


    Danach suchte Khoor eine freie Stelle, an der ein Feuer mit den nötigen Maßnahmen keinen Schaden würde anrichten können und begann damit, die Körper der toten Wölfe einzusammeln und an dieser Stelle aufzubahren. Wie Kinder hob er sie auf seine Arme und legte sie so vorsichtig ab, als fürchte er, ihnen nachträglich noch Schmerzen zufügen zu können. Sein Arm pulsierte spürbar dabei und Khoor wusste, dass das nur ein Vorgeschmack auf den morgigen Tag war. Wie eine Mahnung, das Angebot Kyleja Beor's noch einmal zu überdenken.
    Erst als er alle Leichen zusammen hatte, ging er vor ihnen in die Knie und legte jedem einzelnen die Hand auf den Kopf. "Hayr Corênne, Brad ! Mhtrm w'achtchâr pighlus mâl enhâ wa mrdwahd'oya ost aslar châdyk al mro." sprach er leise dabei und spürte nur durch das leise Rascheln des Grases, dass seine Begleiterin inzwischen zu ihm hingetreten war, so lautlos näherte sie sich. Offenbar war sie fertig mit der Behandlung des Pferdes.
    Er beendete sein Ritual, erhob sich dann und sah sie an. "So wird es in meinem Volk gelehrt. Ich hoffe, es ist den Gebräuchen hier angemessen." sprach er ruhig und trat einen Schritt zurück, um Kyleja nicht den Weg zu versperren. "Wenn Ihr soweit seid, können wir essen. Und wenn Ihr Euer Angebot noch aufrecht haltet, mir Führer nach Miriador zu sein, würde ich die Bedingungen dafür noch einmal mit Euch erörtern."

  • Sie verfolgte das Bestattungsritual und schloss für einen kleinen Moment die Augen, sandte ein Gebet für die Wölfe an Minaril.
    Auf die Worte des Kriegers hin, öffnete sie die Augen und blickte ihn an. Ein warmes Lächeln umspielte ihre Züge.
    „So viel Ehre wie ihr diesen Wölfen erwiesen habt, hätten sie wohl nur von den wenigsten erhalten“, sprach sie warf einen kurzen, wehleidigen Blick auf die Blutflecken am Boden.
    Nach einigen tiefen Atemzügen hob sie den Blick und nickte.
    „Essen wäre keine schlechte Idee. Ich habe einige Früchte dabei von denen ich euch gerne etwas anbieten würde?“, fragend blickte sie in das Gesicht des echsenartigen Mannes. Ass sein Volk überhaupt Obst? Sie wusste es nicht, wartete aber höflich eine Antwort ab.
    „Natürlich ist mein Angebot euch nach Miriador zu führen noch offen. Gerne können wir die näheren Bedingungen nochmals besprechen“, meinte sie und nickte mit einem Lächeln.
    Sie griff nach ihrer Tasche und liess sich neben dem Feuer nieder. Ihr Blick wanderte in die lodernden Flammen.

  • Trotz ihrer jungen Jahre beruhigte Kyleja's Einschätzung den Drak'khir. Dann stand dem Eintritt dieser Wölfe in die nächste Welt auch nach Oberflächengesichtspunkten wohl nichts mehr im Weg.


    Beide wandten sich ab und Khoor nutzte die Gelegenheit, seinen Streitkolben einzusammeln. Er würde ihn am Morgen reinigen, nur den Dolch unterzog er bereits jetzt einer kurzen aber sehr gründlichen Reinigung im Wasser. Er nickte der schwarzhaarigen Frau zu als er ans Feuer trat und sich unweit neben ihr niederließ. "Sehr gern probiere ich Eure Früchte, Kyleja Beor.“ antwortete er ernst. "Leider kann ich Euch nichts aus meiner Heimat anbieten, weil ich schon zu lange unterwegs bin und meine Vorräte von dort längst aufgebraucht sind. Aber ich habe etwas Brot und Schinken.“ oder zumindest das, was sich hier oben so nannte – obwohl die kulinarische Seite der Oberfläche zwar ungewohnt war für Khoor – aber durchaus etwas, was überraschend selten seinen Unmut auf sich zog. "Und vor dem Wald hatte ich das Glück, einige schmackhafte Wurzeln zu finden. Das wäre, was ich zum Mahl beisteuern kann.“ erklärte er, nachdem er die besagten Sachen aus seinen Satteltaschen hervor geholt und jetzt zwischen ihnen ausbreitete, jedes Stück sorgfältig eingewickelt. "Verzeiht mir!“ sagte er automatisch und legte den frisch gesäuberten Dolch dazu, damit sich jeder bedienen konnte.


    Dann folgte sein Blick dem Kyleja's in die lodernden Flammen hinein und beobachtete gedankenverloren ihr Spiel aus eleganter Umschmeichelung, Tanz und dann wieder feuriger Abstossung voneinander, welche immer wieder knisternde Funken in die Schwärze der Nacht versprühten. "Ich wollte einen der Goldsucher anheuern, mich in die Stadt zu führen, weil ich hoffe, dass sie sich in den Ruinen gut genug auskennen, um mir die Stellen zu zeigen, wo ich des Nachts auf Geister treffen kann.“ setze Khoor nach einer Weile des Nachdenkens zum Sprechen an. "Ich dachte mir, dass ich diese Stellen des Nachts allein wiederfinden könnte, wenn ich den Weg dahin markiere. Kennt Ihr vielleicht jemanden, der dafür geeignet wäre, Kyleja Beor, und mich zu ihm bringen ? Und was würdet Ihr dafür verlangen – als Entlohnung ?“ Der Drak'khir betonte das letzte Wort unüberhörbar, aber seine tiefe sonore Stimme blieb dabei ruhig, ohne einen Anflug von Aggression oder Vorwurf darin. Sie würde sich an die gereizte Szene ebenso erinnern, wie er sich erinnerte. Sein Innerstes wehrte sich gegen Erklärungen jeglicher Art – aber dennoch hatte er sich dazu entschieden, ihr die Möglichkeit zu geben, ihm vielleicht ihren in seinen Augen ungehörigen Wissensdurst verständlich zu machen. Wenn es sie denn noch interessierte. Und ob dieser Wissensdurst dann Antworten rechtfertigte oder verdiente - das würde sich zeigen.

  • Als der Echsenmann sich neben ihr niedergelassen hatte, öffnete auch Kyleja ihre Tasche. Sie förderte, sorgfältig eingeschlagen, Früchte, einen Laib Brot und etwas Trockenfleisch zutage. Ausserdem einen kleinen, verschliessbaren Krug und zwei Becher. Einen davon bot sie Khoor mit einem freundlichen Lächeln an.
    „Ich habe etwas fruchtigen Wein dabei, gerne möchte ich euch etwas davon anbieten.“ Der Ausdruck in ihren Augen wurde fragend, während sie auf die Antwort des Kriegers wartete.


    Neugierig lauschte sie den weiteren Worten des Mannes. Ihr war zwar nicht ganz klar was er in der goldenen Stadt suchte – wie ein Goldjäger wirkte er nicht – aber es sollte vorerst nicht ihre Sorge sein.
    Die besondere Betonung des letzten Wortes entging der Nymphe trotz ihres Gedankengangs natürlich nicht. Kurz dachte sie nach, dann erst setzte sie zu einer Antwort an.
    „Nun, ich kenne tatsächlich jemanden, der die Stadt beinahe wie seine Westentasche kennt – jedoch setzt er kaum mehr einen Fuss auf den verfluchten Boden dieser Ruine, wie er selber sagt“, sie machte eine kurze Pause um mit dem Dolch zwei Scheiben von dem Brot abzuschneiden und eine dem Krieger zu reichen. Dann fuhr sie fort.
    „Er ist schon lange nicht mehr auf der Suche nach Gold und wird deshalb kaum einen Wucherpreis für seine Dienste verlangen. Ihn dazu zu bringen euch in die Stadt zu führen, lasst meine Sorge sein. Ich weiss womit man ihn überzeugen kann.“ Mühsam unterdrückte sie ein belustigtes Schmunzeln, konnte jedoch das verräterische Zucken ihrer Mundwinkel nicht ganz verbergen. Für eine Nymphe war es ein leichtes jemanden wie diesen Mann zu überzeugen, besonders da er sie bereits kannte und ihrem Zauber erlegen war.
    „Was die Entlohnung meiner Wenigkeit angeht… Es tut mir Leid falls ich euch vorhin unhöflich entgegen kam mit meiner Forderung nach Wissen. Es ist nur so, dass ich mich sehr für die verschiedenen Völker interessiere und ich jemanden wie euch bisher nie getroffen oder von jemand vergleichbarem gehört habe. Verzeiht meine Neugierde deswegen.“ Ein entschuldigendes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und ihr Kopf neigte sich um eine Winzigkeit, gerade so, dass eine leichte Demut aus der Geste zu erkennen war. Für einen kurzen Moment schwieg sie, dann fuhr sie fort.
    „Ich benötige kein Geld. Aber wenn es eure Etikette verlangt mich zu bezahlen, will ich mich nicht dagegen sträuben. Gebt mir 2 Dukaten wenn alles zu eurer Zufriedenheit abgewickelt ist.“ Es war kein hoher Preis. Einige der Goldgräber verlangten alleine 5 – 10 Dukaten nur damit sie ein paar Informationen herausgaben. Eine Führung war beinahe unbezahlbar.

  • Mit einem tiefen Nicken deutete Khoor jeweils eine Verneigung an, bevor er Becher und Brot von der schwarzhaarigen Frau entgegen nahm - auch wenn er bezüglich des Weins mit den Worten "Ich bitte Euch um Verzeihung, Kyleja Beor - ich würde Euren köstlichen Wein unter anderen Umständen niemals ablehnen. Aber glaubt mir bitte, dass es so unmittelbar nach einem Kampf besser ist, meine Sinne und meine Beherrschung nicht zu beeinträchtigen." höflich um Verständnis für die Ablehnung ihres Angebots bat. Stattdessen füllte er den Becher mit Wasser aus seinem Trinkschlauch.


    Nachdem Kyleja das Mahl sozusagen offiziell eröffnet hatte, bediente sich auch der Drak'khir an den bereitgelegten Sachen und schnitt Schinken für beide herunter. Bewusst reichte er seiner Begleiterin nichts, auch wenn er sich sicher war, dass der jungen Frau nicht bewusst war, dass sie ihn nach Drak'khir Gepflogenheiten gerade subtil und dezent zum Beischlaf aufgefordert hatte als sie ihm das Brot reichte. Und sie sich auch nichts dabei gedacht hätte, wenn er diese Geste erwidert hätte.
    Aber bei einer temperamentvollen, stolzen Drak'khir Dame konnte so ein Fauxpas leicht mit einem Dolch in der Hand des Unverschämten enden - und so war es wohl klüger, sich solche Gepflogenheiten der Oberflächler gar nicht erst zu eigen zu machen.
    Dennoch lag ein leises Schmunzeln auf Khoor's Gesicht, weil es ihn nachhaltig daran erinnerte, wie fremd er und diese schöne junge Frau sich waren. Aufmerksam lauschte er ihren Worten.
    Einmal zwischendrin wirkte sie beinah amüsiert als sie davon sprach, dass sie den betroffenen Goldgräber schon würde überzeugen können.


    "Fürchtet der Mann sich ?", fragte er nachdenklich nach. "Das habe ich von vielen gehört, die über die Stadt sprachen. Die Geister sollen den Lebenden nicht freundlich gesinnt sein. Und ich hörte auch, dass viele, die des Nachts die Stadt betraten, nie wieder gesehen wurden. Wenn Euer Mann sich zu sehr ängstigt - vielleicht kann er mir auch mit einer genauen Beschreibung der Örtlichkeiten und einer Karte weiterhelfen. Es soll sein Schaden nicht sein. Und besorgt Euch nicht, falls er sich nicht überzeugen lässt. Eure zwei Dukaten bekommt Ihr für Eure Führung, nicht für das Gebaren dieses Mannes." versicherte er ihr ernst. "Ich nehme Euer Angebot an."


    Die Freundlichkeit war dennoch auf Khoor's Zügen geblieben, auch wenn er die junge Frau noch einmal prüfend betrachtete, dann erneut in die Flammen blickte und bedächtig nickte. "Ich nehme auch Eure Entschuldigung an, Kyleja Beor. Ihr konntet nicht wissen, dass es für einen Angehörigen meines Volkes eine Unhöflichkeit ist. Mein Volk lebt seit sehr langer Zeit fast vollständig zurück gezogen von dem Leben hier auf Beleriar. Die Drak'khir achten die Tochter der Eriadne, die Herrin des gläsernen Turms, aber darüber hinaus leben wir in unserer eigenen Welt und vermeiden den Kontakt zu den anderen Völkern. Sie kennen uns oft nur noch als Legende - wenn sie überhaupt von uns wissen - und haben keinerlei Vorstellung von unseren Sitten und Gebräuchen. Ich hätte das berücksichtigen müssen."
    Ironischerweise schien die Oberfläche vergessen zu haben, wofür sein Volk einst gestanden hatte - Hass, Angst und Abscheu waren mit ihm in Vergessenheit geraten. Aber einfacher war es nicht geworden.
    Er sah die junge Frau wieder an. "Verzeiht Ihr mir meine Unbedachtheit, Kyleja Beor ?"

  • Die Schwarzhaarige nickte und schenkte nur sich selbst etwas von dem Wein ein. Sie verstand, dass
    ein Krieger wie dieser Mann seine Sinne gerne beieinander behalten wollte.
    Auf die Frage des Kriegers hin schüttelte sie jedoch den Kopf.
    „Nein, er fürchtet sich nicht. Er hat sehr viele Jahre mit der Suche nach Gold verbracht, viele
    detaillierte Karten der Stadt angelegt und auch viele Leute hinein und wieder hinaus geführt. Er sagt
    er sei das Gefühl beobachtet zu werden Leid und er hätte genug Gold gefunden um von dort
    wegzugehen. Und doch hält ihn irgendetwas an diesem Ort. Er behauptet es wären die Geister die
    ihn nicht gehen lassen wollten und so betritt er die Stadt kaum noch, kommt jedoch auch nicht
    weiter als ein paar wenige Meilen von ihr weg“, erklärte sie das, was sie über den Mann nach langen
    Gesprächen in Erfahrung gebracht hatte.
    „Unter den Goldsuchern gilt er als Einsiedler, redet kaum mit den anderen und hat sein Lager an
    einem abgelegenen Ort aufgeschlagen. Es heisst er hätte sogar einige Zeit direkt in der Stadt
    verbracht, aber das kann niemand bezeugen.“ Die Augen der Nymphe ruhten ebenfalls auf dem Spiel
    der Flammen. Doch nachdem sie geendet hatte, blickte sie den Mann neben sich wieder an.
    „Ich kenne ihn bereits seit einiger Zeit und ich bin sicher, ich kann ihn überzeugen noch einmal in die
    Stadt zu gehen“, versprach sie und nickte entschlossen zu ihren Worten.


    Als er nun über sein Volk sprach, biss die junge Frau von einem Apfel ab und kaute nachdenklich. Ein
    Drak’khir. Von diesem Volk hatte sie gehört, aber wenn es, wie er sagte zurückgezogen lebte, war das
    wohl kaum verwunderlich. Sie würde jedoch nicht weiter nachfragen. Sie wollte ihm keinesfalls noch
    negativer auffallen.
    „Ich denke jeder von uns hat den anderen falsch eingeschätzt, es soll keinen Schatten über diese
    Zusammenkunft mehr werfen“, meinte sie und lächelte freundlich. Sie hatten beide ihren Fehler
    erkannt und zugegeben, noch dazu hatten sie sich gegenseitig das Leben gerettet. Denn alleine
    hätten sie es nicht gegen das Rudel aufnehmen können.

  • Lange hatte Khoor die junge Frau angesehen - nicht unfreundlich aber auch ohne jedwede sonstige Gefühlsregung, die sich in seinem Gesicht abgezeichnet hätte. Seine Gedanken kreisten um die Frage, was ihre Worte zu bedeuten hatten. Ihr Lächeln war weder abweisend noch verstimmt - ganz im Gegenteil. Aber die Entschuldigung hatte sie nicht angenommen. Wie, glaubte sie, sollte dies wohl keinen Schatten über ihre Zusammenkunft werfen ? Er war sich nicht sicher, ob er sie nicht doch richtig eingeschätzt hatte. So verhielt es sich nun mal an der Oberfläche.
    Und dennoch schien der jungen Frau nicht an einem Zerwürfnis zu liegen. Sehr sonderbar.
    Khoor drängte sein Unverständnis darüber zurück und ließ das Thema fallen.
    Er war sicherlich doppelt so alt wie sie, vielleicht noch älter - er sollte Nachsicht mit ihr haben, wenn er schon gezwungen war, von seinem eigenen Verhaltenskodex nicht abweichen zu können.


    "Der Mann klingt exakt nach dem, was ich suche.", gab er stattdessen zu. "Er könnte idealer nicht sein, um es ganz genau zu sagen. Bitte glaubt mir, dass Ich Eure Überzeugungskünste nicht in Zweifel ziehen wollte. Ich möchte nur niemand gegen seinen Willen zu etwas zwingen, wenn es nicht unumgänglich ist."
    Wie könnte er auch ? Wenn es so etwas wie die allübergreifende Furcht eines ganzen Volkes gab, dann war es die Furcht der Drak'khir davor, dass jemand erneut ihren Willen unterjochen und sie zu fremdbestimmten Geschöpfen mit fremdbestimmten Taten machte. Das einzige, das jeden Drak'khir zum erbarmungslosen Killer gegenüber demjenigen machen würde, der es versuchte. Nein, zwingen war keine Option für Khoor - solange es nicht gerade um sein eigenes Leben ging.
    "Glaubt Ihr, er könnte anders denken, wenn wir ihm anbieten, für ihn nach einem Weg zu suchen, Miriador endlich verlassen zu können ?" Die Situation, die die junge Frau von ihrem Bekannten beschrieben hatte, mutete Khoor an wie ein Albtraum. Vielleicht ließ sich der Mann damit locken und umstimmen.
    "Vielleicht kennt Euer Mann auch Möglichkeiten, wie man sich die Geister vom Leib halten kann. Wenn man es überhaupt kann.", fügte der Drak'khir stirnrunzelnd hinzu. "Meine diesbezüglich zusammengetragenen Auskünfte sind mehr als spärlich."

  • Der nachdenkliche, lange Blick Khoors, der auf ihr Ruhte verunsicherte Kyleja mehr als sie zeigen
    mochte. Hatte sie ihm vielleicht unbewusst erneut eine beleidigende Sache an den Kopf geworfen?War es wegen seiner Entschuldigung?
    „Eure Entschuldigung ist natürlich angenommen“, fügte sie rasch hinzu und versuchte ein warmes Lächeln. Dann lauschte sie mit dem Blick ins Feuer den weiteren Worten des Drak’khir.
    „Ein Goldsucher und Abenteurer ist einer Suche niemals gänzlich abgeneigt – ich glaube nicht, dass
    wir ihn zwingen müssen uns zu begleiten“. Kyleja gab ihren Worten einen zuversichtlichen Klang.
    Was sie sagte stimmte zwar, doch jemand wie Eley war gewiss kein umgänglicher Zeitgenosse.
    Ein trauriger Ausdruck legte sich auf ihre Züge.
    „Ich selbst habe bereits versucht eine Möglichkeit zu finden, ihn von Miriador wegzubekommen“, sie verschwieg bewusst, dass sie ihn sogar unter einen starken Bann gesetzt hatte und selbst auf diese Art nicht von dort wegbekommen hatte. Schlussendlich hatte es ihr so leidgetan zu sehen wie es ihn quälte sich zwischen ihr und Miriador entscheiden zu müssen, dass sie ihn entlassen hatte.
    „Aber vielleicht kennt Ihr noch eine andere Möglichkeit als diejenigen, die ich selbst bereits versucht habe“, gab sie zu bedenken.
    Einen Moment herrschte Schweigen, während sie darüber nachdachte, was Khoor als letztes gesagt hatte.
    „Von einer solchen Möglichkeit habe ich selbst auch noch nicht viel gehört. Das einzige was mir zu Ohren kam – verzeiht mir wenn ich nicht daran glaube – war, dass Spiegel aus der Stadt und
    Schmuckstücke, die dereinst dem Fluch zum Opfer fielen, eine abschreckende Wirkung auf die
    Geister haben könnten.“ Die Skepsis war der Stimme der Schwarzhaarigen deutlich anzuhören. Es kam ihr wenig glaubhaft vor mit einem Spiegel in der Hand vor Geistern und dergleichen geschützt zu
    sein, nur weil diese die Geister an ihren Tod erinnerten. Eher, so glaubte Kyleja, könnte ein solcher Gegenstand die Wut der verfluchten Seelen noch schüren.

  • Einen Augenblick lang fragte Khoor sich ernsthaft, ob die bezaubernde junge Frau vor ihm wohl Gedanken lesen konnte. Fast kam es ihm so vor als er die gehauchten Worte nun doch noch hörte, nach denen er erst so vergeblich gesucht hatte. Aber gab es so etwas überhaupt ?
    Unwillig schüttelte der Drak'khir den unnützen Gedanken ab - was Kyleija zu dem Goldgräber berichtete, den sie im Sinn hatte, war hundertmal wichtiger im Moment.
    Er räusperte sich ein wenig verlegen und hasste das Gefühl. "Nein. Ich habe noch nicht einmal davon gehört, dass Miriardor eine solche unheimliche Anziehungskraft überhaupt ausüben könnte. Aber weil Ihr sagtet, Euer Bekannter glaubt, dass es die Geister sind, die ihn nicht gehen lassen ....." Khoor hob die Schultern ".... es ist vielleicht nicht besonders einfallsreich..." gab er zu "... aber dann sollten die Geister auch wissen, wie jemand aus ihrem Bann befreit werden kann. Man könnte sie fragen, meint Ihr nicht ?" Die Frage war dem Drak'khir ernst. "Spiegel und Schmuckstücke sagt Ihr ....." fuhr er gedankenverloren fort. Die Zweifel in der Stimme seiner schwarzhaarigen Begleiterin waren nicht zu überhören gewesen. Dann runzelte er die Stirn. "Wir sollten uns nicht davon abschrecken lassen, auch wenn es sich verrückt anhört, und für alle Fälle gerüstet sein. Es könnte nur schwierig sein, an solche Dinge aus der Stadt heran zu kommen. Oder habt Ihr Quellen, wo so etwas erworben werden könnte ? Bei den Goldsuchern vielleicht ?" Khoor fuhr sich mit der Hand über das Kinn. "Angeblich gibt es bestimmte Zeichen, mit denen man Geister bannen oder sich vor ihnen schützen kann. Sie werden mit Kreide gefertigt und können wohl auf allen möglichen Gegenständen oder auch auf dem Boden angebracht werden. Oder auch Amulette mit solchen Zeichen. Aber selbst wenn das wahr ist - ich habe keine Ahnung, wie solche Zeichen aussehen oder wie man an so etwas heran kommt. Ich hoffte auf die Erfahrung der Goldsucher mit diesen Dingen. Und auch darauf, dass manche von ihnen schon selbst den Geistern begegnet sind, vielleicht mit ihnen sogar sprachen und darüber sprechen würden. Sagte Euer Bekannter mal etwas in dieser Richtung zu Euch ?"

  • Zwei Tage nachdem er auf Kyleja Beor getroffen war, verhielt Khoor seinen Braunen und ließ ihm die Zügel damit er in dem Flüsschen vor ihnen seinen Durst löschen konnte. Wenn er die Wegbeschreibung der Nymphe richtig im Kopf hatte, dann hatte er sein Ziel fast erreicht. Nur noch den Fluss überqueren und hinter der nächsten Wegbiegung sollte dann die Goldgräbersiedlung liegen, von der sie ihm erzählt hatte. Gedankenverloren starrte der Drak'khir auf den glänzenden dunkelbraunen Hals vor sich, immer noch unschlüssig, ob es nun erfreulich oder doch eher bedauerlich war, dass sich Kyleja's Weg dann doch so unerwartet schnell von dem seinen getrennt hatte. Unumgänglich war es selbstverständlich gewesen, nachdem sich heraus gestellt hatte, dass ihr Bekannter verschwunden war und in ernster Gefahr schwebte. Gemeinsam hatten sie die Hintergründe - soweit es möglich gewesen war - aufgedeckt und dann war Kyleja ohne auch nur das geringste Zögern aufgebrochen, um ihrem Freund zu Hilfe zu eilen. Wie die Ehre es gebot und es hatte Khoor mit so ziemlich jedem Fehltritt versöhnt, den die junge Nymphe sich in seiner Gegenwart geleistet hatte. Ein unmerkliches Lächeln zuckte über des Gesicht des Drak'khir als er die Zügel wieder aufnahm und den Hengst in den Fluß hinein dirigierte. Über zwei Tage in Gesellschaft einer Nymphe. Ob ihm das jemand glauben würde, wenn er es in Amadiye erzählte ?

  • Wieder einmal hatte das Reisefieber von der jungen Akrobatin Besitz ergriffen und dafür Sorge getragen, dass Saniya sich nicht weiter in Nir'alenar aufhalten wollte und erst recht nicht konnte.
    Mit unzähligen Auftritten auf dem Marktplatz hatte sie sich das nötige Geld verdient und mühselig zusammen gespart, bis sie sich endlich ein Pferd leisten konnte.
    Genauer gesagt eine herrlich weiße Stute. Saniya hatte sich sofort in dieses Tier verliebt.
    Es musste einfach ihr gehören und ein passender Name war dafür auch schnell gefunden: Ayla - Mondschein.


    Und endlich war der Tag gekommen, an dem die Reise los gehen konnte.
    Saniya hatte alles Mögliche zusammen gepackt, was sie benötigen könnte und ritt einfach drauf los.
    Aus der Stadt hinaus, in schnellem Galopp wehte der Wind der Abenteuer um ihre hellen Haare.
    Oh wie sehr sie das Reisen vermisst hatte. Wohin Ayla sie tragen sollte, wusste sie nicht.
    Die Artistin wollte einfach nur weg. Irgendwoanders hin, um etwas Neues zu erleben.


    Schon lange waren Ayla und Saniya unterwegs doch die junge Artistin hatte jedes Zeitgefühl verloren.
    Waren es nun Wochen oder vielleicht sogar Monate? Diese Frage vermochte sie nicht zu beantworten und es war ihr schlussendlich auch egal.
    Saniya genoss ihren Aufenthalt in der Natur, hier und da eine warme Unterkunft in einem Dorf, finanziert durch Auftritte, bei denen sie ihre Zuschauer jedes Mal aufs neue den Atem anhalten ließ.
    Und nun ritt sie am Ufer eines Flusses entlang, dessen Name ihr nicht bekannt war und beschloss, Rast zu machen, um sich und ihrer Stute eine Erfrischung zu gönnen.

  • Azar spitzte die Ohren und schnaubte leise zum Zeichen, dass sich hinter der Wegbiegung etwas befand. Der Drak'khir belohnte seinen aufmerksamen Begleiter in dem er ihm kurz die behandschuhte Hand auf den Hals legte, schenkte der Sache aber keine allzu große Aufmerksamkeit - wähnte er doch das Goldgräberlager hinter der nächsten Flusskehre vor sich liegen zu sehen.
    Um so überraschter verhielt Khoor den Hengst als der nächste Flussabschnitt mitnichten den Anblick eines größeren befestigten Lagers bot sondern nur den eines freilaufenden zierlichen weißen Pferdes.


    Verwirrt sah der Drak'khir genauer hin. Das konnte doch wohl kaum ....... ? Nein, die Nymphe war in eine ganz andere Richtung davon geritten. Khoor runzelte die Stirn. Diese mickrigen Oberflächenpferde waren schwer auseinander zu halten - stellte er für sich fest. Den Hengst wieder in Bewegung gesetzt, ereilte ihn die nächste Überraschung. Eine zierliche blonde Frau gehörte offenbar zu dem Pferd und schien hier eine Rast eingelegt zu haben. Schon wieder eine Frau mutterseelen allein! Wobei..... warum war sie nicht weiter in das Lager geritten ? Und wo zur Hölle WAR dieses verfluchte Lager, das hier eigentlich sein sollte ?


    Er nahm den Hengst energischer zwischen Kandare und Beine, so dass der - wie gelernt - laut aufschnaubte und etwas Spektakel auf der Stelle machte. Khoor wollte der Frau Gelegenheit geben, ihn zu bemerken, um nicht unerwartet aufzutauchen und sie womöglich noch zu erschrecken. Er ließ Azar näher an sie herantreten, die waffenlosen Hände hoch genug haltend, dass die Frau sie sehen können sollte und in gebührendem Abstand mutierte das Streitross wieder zur Statue, während Khoor sich ehrerbietig vor der Fremden verneigte. Das musste genügen, denn weder Kapuze noch seine Gesichtsmaske gedachte Khoor abzunehmen. "Verzeiht die Störung Eurer Rast, verehrte Dame!" begann er höflich. "Mein Name ist Khoínoor Charad dek l'Bryre. Darf ich Euch um eine Auskunft ersuchen ?"

  • Gerade hatte Saniya die Ärmel ihres Kleides nach oben geschoben und ihren Umhang über die Schultern zurück geworfen, um sich zum klaren Wasser des Flusses zu erfrischen.
    Ein beständiges Plätschern war zu vernehmen, während das Wasser an den niedrigeren Stellen über über die Oberfläche ragende Steine hüpfte und dort kleine Schaumkronen bildete.
    Doch neben dem Plätschern des Wassers vernahm Saniya noch ein anderes Geräusch, zwar leise aber für sie immer noch einigermaßen hörbar.
    Die junge Artistin hob den Kopf und ließ ihre Blicke suchend über die Umgebung schweifen.
    War es etwa von der Wegbiegung her gekommen, dieses Geräusch, das an das Schnauben eines Pferdes erinnerte?
    Auch Ayla hob ihren Kopf und blickte in dieselbe Richtung wie ihre Reiterin, die mittlerweile wieder zu ihrer Stute getreten war, um dieser beruhigend den Hals zu tätscheln.
    Wer mochte das wohl sein?
    Mit wachsamen Blick entdeckte Saniya einen näher kommenden Reiter, der kurz stehen blieb, sie zu betrachten schien und dann erst wieder sein Pferd in Bewegung setzte.
    Doch dann runzelte sie die Stirn. Was sollte dieses Spektakel? Wollte er ihr Angst einjagen? Sie beeindrucken? Oder was war der Zweck davon?
    Doch wie sich kurz darauf heraus stellte, schien er wohl zumindest keine Bedrohung für sie darzustellen, denn er zeigte ihr seine waffenlosen Hände, verneigte sich und sprach sie auch kurz darauf höflich an.
    "Mein Name ist Saniya", entgegnete sie selbst ebenfalls freundlich.
    "Ich bin nicht sicher, ob ich Euch Auskunft geben kann, denn ich bin fremd in dieser Gegend".

  • Khoor ließ sich nichts anmerken und rührte sich auch nicht. Diese unerklärliche Reiselust der Oberflächler war ihm nicht mehr gänzlich unbekannt, aber doch immer noch suspekt. Und gerade hier - in unmittelbarer Nähe einer vergessenen Stadt, vor der jeder eindringlich warnte - auf junge Frauen zu treffen, die mutterseelenallein umher streiften, war ........ nun.... Oberfläche halt.
    Aber dafür, dass er sie offensichtlich bei ihrer Erfrischung unterbrochen hatte, war sie höflich und freundlich und so verbannte er die wenig hilfreichen Gedanken.
    Und Azar ließ absolut nichts darüber verlauten, dass sich jemand näherte.
    Vielleicht war die junge Frau ebenfalls eine Kämpferin ?
    "Es ist mir eine Ehre Eure Bekanntschaft zu machen, Saniya!" antwortete der Drak'khir ungeachtet seiner Gedanken. Jede hastige Bewegung vermeidend streckte er einen Arm Richtung Wegkehre und Flussbiegung aus. "Man sagte mir, dass sich weiter dort den Weg entlang, aber ganz in der Nähe, ein größeres Lager der Goldsucher und Abenteurer befinden soll. Kennt Ihr es vielleicht und könnt mir Auskunft geben, wo genau es sich befindet und wie weit es noch ist ?" fragte er höflich.

  • Von den Gedanken des Fremden Wanderers ahnte Saniya nichts. Die jungen Cath'shyrr stellte weder eine Gefahr für jemanden dar noch war sie ein Opfer, welches dringend der Hilfe anderer benötigte.
    Sie war nichts weiter als eine junge Reiterin, die vom Reisefieber gepackt worden war.
    So gab es für Saniya auch keinerlei Grund, sich unhöflich ihrem Gegenüber zu verhalten.
    Ihr Blick fiel in die Richtung, in welche sein Arm sodann wies und hörte seinen Worten zu.
    Gleich darauf schüttelte sie allerdings ihren Kopf, sodass einzelne Strähnen ihres fast weißen Haares im Wind hin und her wippten.
    "Es tut mir leid. Ein solches Lager ist mir nicht bekannt", gestand sie dann und überlegte kurz. Aber das klang doch sehr interessant. "Aber vier Augen sehen bekannterweise besser als zwei. Ich könnte mich Euch anschließen, sodass wir gemeinsam nach diesem Lager suchen können", schlug sie ihm dann vor.

  • Nun... so wirklich hilfreich war die Antwort der jungen Dame nicht. Aber... im Grunde hätte sie das nicht besser planen können. Khoor verneigte sich ehrerbietig vor der attraktiven jungen Frau und verschwendete keinen Gedanken daran, das dies womöglich zu Komplikationen führen könnte. Sie hatte sich soeben unter seinen Schutz gestellt.... ob es ihr klar war oder nicht - und dieser Pflicht würde er nachkommen. Ohne Wenn und Aber!! Azar schien seine Gedanken zu lesen. Er tänzelte und schnaubte die weiße Stute leise an. Und wenn Khoor sich nicht gerade dafür entschieden hätte....... missbilligend musterte er den mächtigen Hengst und wandte sich dann doch zuvorkommend der jungen Dame zu. "Dann schlage ich vor, das wir zusammen herausfinden, ob es hinter der Flussbiegung ein Lager hat ? Und falls nicht - es ist an der Zeit einen Platz für ein Nachtlager zu suchen. Denkt Ihr nicht auch ?"

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