[Ymarue] Bekanntschaften zwischen Tisch und Tresen

  • Mit dem Verschwinden des Tageslichtes und dem Beginn der Nacht, betrat die Weisshaarige Elfe dicht gefolgt von ihrem Begleiter und treuen Freund Dae’har die Bar, in welcher sie zur Zeit ihr Geld verdiente. Der Besitzer, ein Halbmeereself, zahlte sehr gutes Geld und was für Lykash’imra viel wichtiger war, er duldete den weissen Wolf hinter dem Tresen während sie arbeitete.
    Sofort schlugen ihr die warme Luft, der Geruch nach Alkohol und der Lärm der vielen Gespräche entgegen.
    Ekelhaft…
    Der Schneewolf an ihrer Seite schüttelte sich und liess ein leises Grummeln verlauten. Er hielt sich nicht gerne in vollen Räumen auf, noch dazu wenn diese verraucht und laut waren. Die Elfe hatte sich in den vielen Jahren die sie schon auf diese Weise ihr Geld verdiente daran gewöhnt und liess sich ihre Gedanken kaum noch anmerken.
    Wir brauchen das Geld Dae.
    Lautete ihre, für andere nicht hörbare, Erwiderung. Zwar entsprach dies nicht ganz der Wahrheit, denn da sie sehr sparsam lebte hatte sie in den letzen hunderten Jahren bereits ein gutes Polster angesammelt mit dem man sehr gut arbeiten konnte. Aber sie mochte den Gedanken daran etwas zu tun, etwas dass einen Nutzen hatte für die Zeit die sie lebte.


    Sie betraten den kleinen Seitanraum, der den Angestellten hier als Garderobe diente. Dort legte sie ihre normale Kleidung ab und streifte die schwarze Baumwollhose und die weisse Leinenbluse über die alle Bedienungen hier trugen. Um die Hüfte schlang sie sich eine Schürze in deren Taschen sie die Einnahmen und das Trinkgeld verstauen konnte.
    Am Tresen wurde sie bereits erwartet.
    „Ah Lykash’imra, gut das du da bist, heute ist wahrlich die Hölle los“, begrüsste sie der Schankwirt und Besitzer der Bar. Mit einem falschen Lächeln, welches sie allerdings so perfekt beherrschte, dass jeder es zweifelsohne für echt hielt, trat sie hinter den Tresen.
    „Ich sehe es“, meinte sie schlicht und deutete Dae an unter dem Tresen sitzen zu bleiben, wo sich bereits schon eine Schüssel mit frischem Wasser befand.
    Hier unten sind diese menschlichen Ausdünstungen zum Glück nicht so schlimm. Knurrte der Wolf und bettete den Kopf auf seinen Pfoten.
    „Ich habe für deinen Wolf etwas aus der Küche aufgehoben“, sprach Traian weiter und deutete auf einen abgedeckten Teller. Mit einem Nicken nahm die Elfe seine Worte zur Kenntnis. Er hatte den Wolf recht schnell lieb gewonnen, da dieser sich ab und zu für ein paar Silberlinge zusätzlich als Mäusefänger betätigte, ausserdem war ein Wolf recht nützlich wenn man unliebsame Gäste loswerden wollte.
    Auf dem Teller befand sich, wie erwartet, rohes Fleisch. Der Wolf witterte neugierig als die Elfe sich mit dem Teller in der Hand vor ihn niederkniete.
    Lass es dir schmecken.
    Sanft zauste sie ihm durch das weiche Fell und stellte dann die kleine Mahlzeit vor ihm ab. Es war schon eine Gewohnheit geworden, dass der Wolf abends frass während sie ihre Schicht ableistete. So mussten sie nicht Tagsüber ausserhalb der Stadt noch extra auf die Jagd gehen.


    Mit dem Wissen das Dae gut versorgt war, trat sie wieder hinter dem Tresen hervor und mischte sich unter die Leute um ihrer Arbeit nachzugehen. Die Bestellungen erledigten sich nicht von alleine, wie Traian immer sagte.
    „Hey, einen Krug Bier aber schnell!“, brüllte da auch schon der erste aus der Ecke.
    Wenn er sich nicht zurück hält, beiss ich ihn früher oder später.
    Erklang grummelnd die Stimme des Wolfes in ihrem Kopf. Dae’har gefiel es nicht wie einige der Gäste seine Gefährtin behandelten.
    Die Weisshaarige selber unterdrückte lediglich ein Seufzen. Die Elfe verstand diese Hektik der Kurzlebigen nicht. Sie sollten doch einfach die Zeit nutzen und geniessen die ihnen vergönnt war, statt zu versuchen mehr zu schaffen indem sie alles immer schneller hinter sich brachten.

  • Lachend warf Djamila ihren Kopf in den Nacken. Auch wenn ihr jetziger Begleiter ganz amüsant war (sie hatte schon wieder seinen namen vergessen), ihr Gelächter war größtenteils gespielt. Zugegeben, er sah ganz gut aus für einen Menschen. Hoch gewachsen, langes, blondes Haar, was er sich hinten mit einer Schleife zusammengebunden hatte. Auch seine Kleidung hatte er pfleglich behandelt und er hatte gute Manieren. Er schenkte ihr Beachtung, das war es was sie wollte und nicht irgendwelche guten Witze.
    "Da vorne ist die Schankstube schon", sagte er nun. Sie waren zu Fuß gegangen, einfach weil das Wetter so schön war. Außerdem bestand ihre Gesellschaft nicht nur aus ihrem jetzigen Verehrer, sondern noch aus zwei weiteren Paaren, die nicht alle in die Kutsche gepasst hatten. Allesamt Menschen, aber das machte Djamila nichts aus. Ihr war klar, das sie als Cygnai sehr selten war. Gerade das machte den Reiz für die Menschen aus.
    "Die sieht aber ganz schön zwielichtig aus", meinte eine der Frauen, doch ihr Verlobter nahm nur ihre Hand und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie kicherte und Djamila wandte den Blick ab. Das musse sie nicht sehen.


    Ihr Begleiter hielt ihr die Tür auf und sie traten ein. Ein paar Leute sahen auf, die meisten blieben mit ihren Gesprächen und Getränken beschäftigt. Entmütigt seufzte Djamlia. Normalerweise würden sich die meisten zu ihr umdrehen.
    "Dort vorn ist noch ein Platz frei", meinte ihr Begleiter, nahm ihre Hand und zog sie durch das Gedränge. Mit erhobenen Hauptes schritt Djamila durch den Raum. Jetzt wandten sich auch mehr Leute zu ihr um, sie sah, wie sie ihren Nachbarn antippten, sodass auch er rübersah. Sie verkniff sich ein lächeln. Also hatte sie es doch geschafft.
    "Wie findet ihr diesen Platz?", fragte er nun.
    "Wunderbar" Lächelnd lies sie sich den Stuhl zurückziehen und nahm Platz. Von hier aus konnte sie das gesamte Etablissement beobachten, ein perfekter Platz also. Auch ihre restlichen Begleiter setzten sich nach und nach.
    "Was trinkt ihr?", fragte der Bruder ihres Verehrers. Der sah sie an und sie antwortete "Dasselbe, was ihr trinkt" Auch wenn sie Alkohol sonst mied, sie würde sich nicht herausnehmen.

  • Die Leute kamen und gingen, wie jeden Tag. Lykash’imra hatte schon lange aufgegeben jedes Mal den Kopf zur Tür zu wenden wenn diese sich öffnete. Es war viel einfacher nicht jedes Mal eines dieser falschen Lächeln auf den Lippen tragen zu müssen, wenn der neue Gast sie erblickte.
    So schenkte sie den Neuankömmlingen kaum Beachtung. Erst als immer mehr Leute die Köpfe drehten und ihre Hälse reckten um einen Blick auf, wer auch immer da gekommen war, zu erhaschen, murmelnd und raunend, wandte sie sich ebenfalls um.
    Drei Frauen und 3 Männer waren es, 5 Menschen und eine … ja was eigentlich?
    Was ist das?
    Murmelte sie gedanklich und in ihrem Kopf erklang das leise Knurren des Wolfes als Antwort.
    Keine Ahnung, es riecht nicht wie ein Syreniae.
    Die Elfe und ihr Gefährte hatten ein solches Wesen nie zuvor erblickt. Was ob ihrer langen Reise durch viele der Länder an der Oberfläche schon verwunderlich war.
    Die Frau hatte weisses, leicht blond schimmerndes Haar welches mit unzähligen Perlen verziert zu einer komplizierten Hochsteckfrisur geformt war. Ihren Körper zierten nahezu überall zarte Federn und mit ihrem farbenfrohen Kleid wirkte sie in dieser Bar fast so deplatziert und auffällig als würde sich ein Vogel in einen Fischschwarm mischen.
    Denn tatsächlich beherbergte diese Stadt unzählige Meereswesen oder solche die nur einen Elternteil aus dem Meer besassen. Lykash’imra als reinblütige Elfe war hier anfangs bereits eine Seltenheit gewesen, was in dieser offenen Stadt jedoch niemanden störte. Und doch schienen die Leute hier seltsam fasziniert von dieser neuartigen Frau zu sein.


    Die hellblauen Augen der Elfe folgten der kleinen Gruppe bis sie sich an den besten Tisch des Hauses setzte. Sie kannte zwei der Männer, sie waren Brüder und Stammkunden, alle beide. Und auch die anderen hatte sie bereits gesehen. Anscheinend hatte einer der beiden nun wieder eine neue an seiner Seite.
    Der Elfe war es gleich, sie kümmerte sich kaum um die Probleme und Belangen von anderen. Und diese Frau, was auch immer sie war, würde schon selber wissen, was sie da tat.
    Allerdings waren die Brüder mit ihren Bekanntschaften gute Kunden und so schlängelte sich die Elfe langsam und lautlos zwischen den Tischen hindurch, auf das kleine Grüppchen zu.
    Auch sie erregte mit ihrer hellen Haut und dem langen, silbrig schimmernden Haar noch immer die Aufmerksamkeit der Leute, doch ihr war es egal und nach einer Weile gewöhnte sich jeder Gast an ihre Anwesenheit. Nur ab und zu kam es vor, dass jemand auffallend lange auf das kleine blaue Muster unterhalb ihres Auges starrte.
    „Seid gegrüsst, was darf es sein?“, fragte sie mit ihrer ruhigen, eisigen Stimme der sie in Anwesenheit anderer einen warmen, seidenen Klang gab. Abwartend blickte sie in die Runde, wobei sie keinem der Anwesenden besonders viel oder besonders wenig Aufmerksamkeit beimass.

  • Gerade als ihr Verehrer einen 'Witz' gerissen hatte trat eine Bedingung an ihren Tisch. Djamila hatte wieder gelacht, oder eher so getan. Auch wenn sie lieber auf einer Tanzfläche gestanden hätte, so gefiel ihr das Gasthaus. Sie war schon vielen Blicken begegnet, etwas, was ihr immer den Rücken stärkte. Er war ihr egal, auch wenn ihr endlich wieder der Name eingefallen war Rogbert oder so ähnlich. Nun, es wäre nicht das erste Mal, dass sie einen Namen falsch aussprach. Aber so wie sie ihn einschätzte, würde es ihm nichts ausmachen. Sie waren wie Hunde, glücklich über jeden Knochen, denen man ihnen hinwarf.
    „Seid gegrüsst, was darf es sein?“ Djamila sah die fremde Frau an. Sie war sehr schön, ebenso wie sie selbst hatte sie weißes Haar, allerdings trug sie es offen. Unter ihren Blauen Augen hatte sie eine Art Muttermal, jedenfalls, wie Djamila es warnahm.
    "Hallo, das übliche. Auch für unsere Begleiterinnen bitte", erwiederte ihr Begleiter zwinkernd. Hatte sie sich gerade versehen? Hatte er dieser Elfe gerade zugezwinkert?
    Sofort mischte sie sich ein. "Was ist denn das übliche?", fragend sah sie in die Runde und überspielte ihren Ärger. Der Bruder, der auf der anderen Seite neben ihr saß, raunte ihr zu: "Das Hausbier. Wird vom Wirt selbst gebraut, sehr wohlschmeckend, aber natürlich nichts für jeden. Vor allem nicht für jede Frau." Er sah sie an, doch auch wenn sie wusste, dass er sie aus der Reserve locken wollte, so reagierte sie so wie er wollte.
    "Das werden wir ja sehen.", meinte sie.

  • Wie erwartet bestellten die Brüder für sich und ihre Begleitungen das Hausbier.
    Lykash’imra nahm sehr wohl die Empörung der Frau wahr, deren Volk sie nicht kannte. Doch es war weder ihre Art sie nach ihrer Abstammung zu fragen, noch interessierte es sie, falls sie eifersüchtig auf sie wäre.
    Auf das Augenzwinkern des Mannes der offensichtlich die schöne Weisshaarige als seine Begleitung mitgebracht hatte, reagierte die Elfe mit kühler Ignoranz. Er versuchte bei jedem seiner Besuche hier, etwas aus ihr heraus zu locken, was schlicht und einfach nicht vorhanden war. Und wenn, dann würde sie es sicherlich nicht mit jemandem wie ihm teilen.
    Dieses Vögelchen kocht nahezu. Der weisse Wolf schien sich wie üblich sehr darüber zu amüsieren, dass die Begleitungen dieses Mannes in der Regel eher mit Missfallen auf die hübsche Elfe reagierten.
    Es interessiert mich nicht, ebenso wenig wie seine sinnlosen Anmachversuche.
    Lautete ihre Reaktion auf den vergnügten, einem Schnurren ähnlichen Laut, den der Wolf in ihrem Kopf von sich gab.


    Die kurze Unterhaltung am Tisch verfolgte sie mit mässiger Aufmerksamkeit. Es stimmte schon, dass das Bier welches Traian braute sehr würzig und stark war und von vielen Frauen gemieden wurde. Dennoch erfreute es sich grosser Beliebtheit, da es ausserdem ein Rezept der Meereselfen war.
    Die junge Dame mit den weissen Federn wirkte jedoch nicht so, als würde sie dies verstehen, und wenn dann schien es ihr egal zu sein. Anscheinend legte sie es darauf an, sich vor diesen Männern zu beweisen. Etwas das die Elfe ebenfalls nicht verstehen konnte.
    Sie hatte nie in ihrem bereits über 300 Jahre andauernden Leben versucht jemandem etwas zu beweisen, oder vorzugeben jemand zu sein der sie nicht war. Das Lächeln und die ein oder andere Gewohnheit der Leute nahm sie sich zwar an, aber nur weil es einfacher war ihnen das zu geben was sie kannten, als sich ihnen zu erklären als etwas dass sie nicht verstanden.
    Du solltest ihr wenigstens versuchen zu helfen. Erklang da wieder die Stimme Daes in ihrem Kopf, tadelnd dieses Mal.
    Warum sollte ich? Es ist ihre Sache. Erwiderte sie jedoch nur kühl.
    Lykash’imra! Du vergisst mit jedem Jahr mehr und mehr deine gute Erziehung. . Knurrte er und dieses Mal klang es bestimmend und rau. Die Elfe sog innerlich tief den Atem ein. Dae war der einzige der es wagte so mit ihr zu sprechen, geschweige denn sie an ihr früheres Leben zu erinnern.
    Hör auf darüber zu reden. Zischte sie leicht gereizt, ein Gefühlsausbruch den ebenfalls nur Dae miterleben durfte. Sie wurde jedoch schnell wieder versöhnlich, dafür war das Band, welches sie beide verband viel zu stark.
    Ich gebe ihr eine einzige Chance. Gestand sie zu und wandte sich schliesslich an die Unbekannte und ihren Begleiter, der wie üblich das Kommando über die Bestellungen übernommen hatte.
    „Kann ich sonst etwas bringen? Vielleicht doch lieber einen süssen Wein für die Dame?“, fragte sie und versuchte sich an einem unauffälligem, aber dennoch bedeutsamen Blick zu der jungen Frau.

  • Sie fing den Blick der Elfe auf und überlegte. "Nun, wenn Ihr mich so fragt, nehme ich doch lieber einen Wein." Sie sah zu ihrer Begleitung. "Rogbert...", fing sie an.
    "Rogard", erwiderte er. "Ich heiße Rogard" Seine Freunde lachten, als würde sie sich um sie scheren. Außerdem lachten sie sehr wahrscheinlich, weil eine hübsche Frau sich nicht den Namen dieses Niemandes merken konnte.
    "Richtig, ich kann ja von eurem Bier kosten, oder?" Er nickte.
    Warum hatte die Elfe sie so angesehen? Ihr fiel kein Grund ein. Auch wenn sie nicht so oft Alkohol trank, so wusste sie ihre Grenzen, im Gegansatz zu anderen, die zweifellos in dieser Schankstube vertreten waren. Gut, dann hatte sie weniger aufzuräumen, immerhin arbeitete sie hier, deswegen hatte sie wohl ein Interesse, das hier alles ordentlich blieb. Aber abgesehen davon konnte sie sich keinen Grund vorstellen.
    Ihre Begleiter unterhielten sich ein wenig, aber sie hörte kaum richtig zu. Sie beobachtete, wie die Elfe sich durch den Djungel von Menschen ihren Weg immer wieder zu dem Tresen bahnte um Getränke zu bringen oder Bestellungen aufzunehmen. Eine Erstaunliche Arbeit. Vor allem, wie schnell sie das schaffte, es war, als würde sie durch die Massen tanzen. Djamila gefiel der Vergleich.
    "Warum sind wir in kein Etablissement gegangen, in dem getanzt wird?", fragte sie in die Runde, als deren Unterhaltung an einen toten Punkt gekommen war.
    "Weil es hier das beste Bier gibt. Das müsst ihr selbst probieren. Auch wenn die Damen nur den Wein nehmen" Er lachte sie aus. Das konnte sie überhaupt nicht leiden. Sie atmete ein und wieder aus. Und beruhigte sich ein wenig.
    "Nun, ich bin mir sicher, der Wein schmeckt genauso gut."

  • „Hausbier und Wein, kommt sofort“, bestätigte die Elfe und machte sich auf den Weg zum nächsten Tisch um dort die Bestellungen aufzunehmen.
    Das Vögelchen beobachtet dich.
    Hörte sie Dae in ihrem Kopf. Der Wolf schien sich mal wieder so platziert zu haben, dass er sowohl sie als auch den Grossteil der Gäste beobachten konnte. Etwas womit er sich meist die lange Wartezeit bis zum Ende ihrer Schicht vertrieb, sowie damit Kommentare über die verschiedenen Gäste und ihre Eigenarten abzugeben.
    Wenn es ihr Spass macht…
    Trocken liess sie die Bemerkung des Wolfes an sich abprallen. Es hatte schon lange aufgehört sie zu stören oder auch nur zu interessieren wenn andere sie beobachteten. An so vielen Orten war sie eine Fremde gewesen in ihrem Leben, zu viele als dass sie sich an der Skepsis und der Neugier der Leute noch stören konnte.
    Und dennoch huschte ihr Blick für den Bruchteil einer Sekunde zu der kleinen Gruppe hinüber. Die Weisshaarige fiel unglaublich auf und stach jedem ins Auge der die Schankstube betrat. Viele der Anwesenden warfen immer wieder mehr oder minder verstohlene Blicke zu ihr hinüber, was der jungen Frau augenscheinlich sehr zu gefallen schien.


    Am Tresen angekommen, reichte sie die Bestellungen an Traian weiter. Während der Halbmeereself sich daran machte das Bier zu zapfen, welches die meisten bestellten, liess sie sich für einen kleinen Moment hinter den Tresen neben den weissen Schneewolf sinken. Mit einem leisen Seufzen, liess der Wolf seinen Kopf auf ihr Bein sinken.
    Nur noch ein paar Stunden.
    Meinte die Elfe und strich zärtlich durch das weiche Fell. Der Blick des Wolfes fand den seiner Gefährtin.
    Was meinst du was sie ist? Fragte er, und sein Blick wanderte für einen Moment dorthin, wo sich die Gruppe um die zwei Brüder und die unbekannte Fremde befand.
    Dae du bist einfach zu neugierig. Seufzte Lykash’imra und erhob sich wieder. Die Getränke trugen sich nicht von selbst zu den Gästen.
    „Lykash’imra, wärst du so nett dem jungen Herr Rogard dies hier als Geschenk des Hauses zu geben?“, Traian hielt ihr ein kleines, verschnürtes Päckchen hin. Die Elfe verzog keine Miene als sie es entgegen nahm und in eine der Taschen an ihrer Schürze gleiten liess.
    „Natürlich“, entgegnete sie und stupste Dae leicht gegen die Seite bevor dieser ein unwilliges Knurren verlauten lassen konnte.
    Du weisst, es geht uns nichts an Dae. Teilte sie ihm kühl mit und griff nach dem Tablett mit dem Bier und dem süssen Wein.
    Es gefällt mir trotzdem nicht… wer weiss was er mit ihr anstellt. Grummelte der Wolf und seine Ohren zuckten aufmerksam hin und her während er das Geschehen am Tisch der kleinen Gruppe verfolgte.
    Die Elfe kümmerte sich nicht weiter um seine Einwände, dafür hatte sie dieses Spiel schon zu oft gespielt seit sie hier in Ymarue war. Natürlich kannte sie den Inhalt dieses Päckchens. Der junge Herr war nicht annähernd so unauffällig in seinem Vorhaben wie er gerne sein wollte. Schon gar nicht wenn die Bedienung eine geübte Jägerin mit ausgeprägten Instinkten und deren Begleiter ein aufmerksamer Schneewolf aus dem hohen Norden waren.
    Zu viele Damen hatte er bereits hier her ausgeführt, und zu viele Damen hatten schwankend an seiner Seite dieses Lokal verlassen ohne auch nur einen Tropfen Alkohol zu sich genommen zu haben.


    Geübt balancierte sie das recht schwere Tablett hoch erhoben auf ihrer Hand durch den Raum. Hinweg über die Köpfe sitzender Gäste und vorbei an solchen die genau dann aufstanden wenn sie an ihnen vorbei ging. Die Elfe drehte und wand sich zwischen den Tischen wie damals als sie in ihrer Kindheit mit den Schneeflocken getanzt hatte. Eine Erinnerung die ebenso schmerzte wie der Fuss desjenigen, der sich auf den ihren stellte. Für gewöhnlich hätte sie nicht einmal gezuckt, aber die Leute, insbesondere Männer, waren es gewohnt dass junge Damen aufschrien und um ihre teuren Schuhe heulten.
    „Ah!“, stiess sie also zwischen augenscheinlich schmerzhaft zusammengepressten Lippen hervor und funkelte den Rüpel in gespielter Wut an, das volle Tablett übertrieben bemüht auf ihrem Arm vor dem Kippen bewahrend.
    Natürlich war es der junge Rogard gewesen, welcher sich wohl erhoben hatte um ihr Platz zu machen, damit sie die Getränke besser abstellen konnte. Welch unnütze Geste. Und doch legte die Gesellschaft dieserorts viel Gewicht in solch banale Gesten, die der Elfe fremd und eigenartig vorkamen.
    Vermutlich lag es an der langen Zeit die sie alleine mit Dae verbracht hatte.
    Streng versucht nicht in ihre distanzierte, kühle Gleichgültigkeit zu verfallen und ihm einfach die Getränke zu servieren als wäre nichts gewesen, betrachtete sie den Mann vor sich. Garantiert würde er gleich irgendwelche, für sie bedeutungslosen, Worte hervorbringen.

  • "Da könnt Ihr sicher sein", warf nun die eine Frau ein, Djamila war sie bisher ganz sympathisch gewesen, ihr Name war Leda. Eigentlich war sie eine klassische Schönheit, langes, blondes Haar, wunderschöne blaue Augen, eine markellose Haut. Ja, wenn sie nicht schon verlobt gewesen wäre, wäre sie durchaus Konkurrenz gewesen. "Vielleicht gehen wir beim nächsten Mal tanzen", sie warf ihren Verlobten einen Blick zu, der schien aber nicht wirklich begeistert zu sein.
    Nun, wer weiß wie lange sie noch in der Gegend bleiben würde. Wenn sie weiter so wenig von ihrem Tisch bewundert würde, dann wohl nicht mehr lang. Was nütze es ihr, wenn der ganze Raum ihr Blicke zuwarf, aber ihr Verehrer ihr nicht? Genau, nichts.
    Hier in der Schankstube würde sie jedenfalls nicht so leicht ihr nächstes Opfer finden. Die Leute waren für ihren Geschmack zu ... nun, einfach klang zu abwertend. Einfachheit war nichts schlechtes, aber ihnen war es egal, dass sie einfach waren, sie würden nichts an ihrer Situation ändern wollen. Und das gefiel ihr nicht. Wenn sie den Ehrgeiz hätten sich ganz weit nach oben zu arbeiten, ja, dann würde das ganze anders aussehen. Aber so? Sie fristeten ihr Leben, während es Djamila von ebendiesen nicht genug bekam.
    Die Elfe trat wieder an ihren Tisch. Oder eher, sie wollte an ihren Tisch treten, aber Rogard stand auf, vermutlich um ihr mit ihrem schweren Tablett Platz zu machen und trat ihr offensichtlich auf den Fuß. Warum er das tat? Nun, Djamila gefiel die offensichtliche Antwort nicht, auch nicht mehr, als er sagte: "Lykash’imra, ist alles in Ordnung? Ich wollte Euch nicht auf den Fuß treten, Entschuldigt bitte! Kommt setzt euch einen Moment, bis die Schmerzen vorrüber sind!" Er nahm ihr das Tablett ab, stellte es auf den Tisch, packte sie bei den Schultern und zwang sie so, sich neben Djamila zu setzen.
    Allen Ärger zum Trotz, fragte sie sie: "Alles in Ordnung?" Und sah die Elfe ehrlich besorgt an. Ihr war schon mehrmals auf den Fuß getreten worden beim tanzen und das mehr als unabsichtlich. Aber irgendetwas sagte ihr, das Rogard das nicht ganz so unschuldig getan hatte, wie er jetzt aussah.

  • Widerwillig liess sie sich von dem, aus ihrer Sicht blutjungen, Mann auf dessen Platz drücken. Seine Worte prallten an ihr ab wie ein Pfeil an einem Schild. Um jedoch ein gewisses Mass an Menschlichkeit nach aussen dringen zu lassen, zwang sie sich zu einem dankbaren Lächeln.
    „Es geht schon, danke“, Ihre Stimme war ruhig und nichts deutete darauf hin, dass sie eben Schmerzen hätte haben sollen.
    Der Blick der weiss-blonden traf sie von der Seite her. Ehrliche Besorgnis lag darin, auch wenn die Elfe den hintergründigen Ärger lesen konnte. Es schien dem hübschen Vögelchen tatsächlich nicht zu passen, wie viel Interesse ihre Verabredung Lykash’imra gegenüber an den Tag legte.


    Mit einer fliessenden Bewegung erhob sie sich wieder und griff nach dem Tablett. Als erstes stellte sie das Weinglas vor der jungen Dame ab. Dann reichte sie den anderen am Tisch je einen Krug mit dem würzigen Hausbier.
    „Wenn ihr noch etwas brauchen solltet…“, sie nickte in die Runde und wandte sie mit einer schwungvollen Bewegung ab. Ihre Haare wehten sanft im Wind der plötzlichen Bewegung und legten sich schliesslich wie flüssiges, weissglänzendes Silber wieder auf ihren Rücken.
    Die Stimme des jungen Rogard hielt sie zurück.
    „Hat Traian mein Päckchen bereits bei sich?“, fragte er und sorgte so dafür, dass die Nordelfe noch einmal einen Blick über die Schulter warf.
    „Ihr erhaltet es sofort“, sagte sie schlicht und setzte ihren Weg zurück zum Tresen fort. Sie würde sich noch ein wenig Zeit lassen mit der Übergabe des „Wundermittels“. Das hübsche Vögelchen sollte die Gelegenheit haben von alleine rechtzeitig auszusteigen.
    Du solltest ihr sagen, was dieser schmierige Kerl im Sinn hat. Knurrte Dae. Lykash’imra seufzte leise.
    Später, sie hat ein eigenes Gehirn. Murrte sie und sammelte die nächsten Bestellungen ein. Es war schliesslich nicht ihre Sache, was die Leute hier nach ihrem Besuch taten. Noch dazu arbeitete sie hier als Bedienung und nicht als Beschützerin der armen, wehrlosen Frauen die sich von irgendwelchen Kerlen mit Drogen benebeln und heimgeleiten liessen.
    Da bildete auch dieses Mädchen, welches so zart und unschuldig wirkte keine Ausnahme.

  • So schnell, wie sich die Elfe gesetzt hatte, so schnell war sie wieder weg. Nun, wie sie meinte. Sie würde ja selbst am besten wissen, wie es ihr ging. Innerlich zuckte Djamila die Schultern und lächelte Rogard an, als er sich neben sie setzte. In ihr wuchs allerdings der Wunsch zu gehen, denn er sah der Elfe, Lykash’imra, nach, wie sie wieder ihre Runden durch die Schankstube drehte. Ja, sie sah sehr anmutig dabei aus. Djamila war sogar etwas neidisch, aber das war sie meistens nur bei Menschen die das wirklich verdient hatten. Also hatte es diese Elfe verdient. Doch sie musste ihre Eifersucht nicht kümmern, wenn sie doch eh gehen wollte.
    "Dann probiert doch mal einen Schluck von Eurem Wein!" Der Bruder sprach das Wort Wein mit einer Belustigung aus, dass alle Herren am Tisch sich zuprosteten und gleichzeitig etwas von ihrem Bier tranken. So eine Runde war das also. Djamila hob ihr Glas an. Gerne hätte sie vorher daran gerochen, aber die Blöse gab sie sich dann doch nicht.
    "Zum Wohl", sagte sie und prostete den Damen zu. Alle nahmen einen Schluck von ihrem Wein und sahen zufrieden aus. Nun, Djamila verzog das Gesicht. Vielleicht war Wein doch nicht das richtige für sie. Rogbert neben ihr war nicht der Einzige der lachte. Ihre Wut gegen ihn stieg.
    "Vielleicht wäre Bier doch das richtige gewesen?", meinte er und hielt ihr sein Bier hin.
    "Nein danke.", sagte sie und kniff die Lippen zusammen. Sie wurde den Geschmack des Weines nicht los. Was war denn da drin? Es schmeckte, als hätten sie es aus der Kanalisation abgefischt.
    "Soll ich Euch etwas anderes holen?", fragte Rogbert, nun war sein Gesicht erlich besorgt. Djamila nickte. Aber seine Aufmerksamkeit kam zu spät. Vielleicht, wenn er am Tresen war, würde sie schnell verschwinden. Mit irgendeiner fadenscheinigen Ausrede. Hauptsache weg.
    Rogbert stand auf und drängelte sich durch die Massen, während Djamila versuchte den Augenblick abzupassen, an dem sie sich verabschieden konnte, ohne das er es mitbekommen würde.

  • Gerade als Lykash’imra an den Tresen zurück kehrte, trat Rogard an sie heran. Sein aufforderndes Lächeln, welches auf viele Frauen wohl mehr als nur Eindruck gemacht hätte, löste in ihrem Inneren rein gar nichts aus.
    Um ihren Pflichten als Bedienung nachzukommen, trat sie hinter den Tresen und blickte ihn fragend an.
    „Womit kann ich helfen?“, fragte sie schlicht und stellte sie absichtlich so hin, dass der Mann den weissen Schneewolf unter dem Tresen unmöglich sehen konnte.
    „Zunächst einmal mein Päckchen, und einen kleinen Krug Würzbier für meine reizende Begleitung“, verlangte er und lehnte sich auf den Tresen. Da Traian gerade im Hinterraum verschwunden war um ein neues Fass Bier zu holen, füllte die Elfe selbst etwas von dem Gebräu welches sie selbst nicht wirklich gerne trank in einen kleinen Krug.
    Zusammen mit diesem schob sie das kleine, verschnürte Päckchen über den Tresen zu dem jungen Mann hin.
    „Bitte sehr“, meinte sie ruhig und wollte sich bereits abwenden, als er nach ihrem Handgelenk griff.
    „Mögt ihr euch nicht auch einmal zu uns gesellen?“, fragte er und ein vermutlich charmant gemeintes Lächeln zierte seine Lippen.
    Als ob jemand der den Inhalt dieses Päckchens kennt jemals mit ihm ausgehen würde. Erklangen die missbilligenden Worte des Wolfes in ihrem Kopf. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Da sich erhob und unter dem Tresen hervor trat. So, dass Rogard ihn auf keinen Fall sehen konnte, stolzierte auf regelrecht durch den Raum, hin zu der weisshaarigen Dame mit den Federn.
    Dae wo willst du hin? Zischte ihm die Elfe hinterher. Doch der Wolf reagierte gar nicht darauf. Und so konzentrierte sich die Elfe lieber darauf, diesen aufdringlichen Mensch los zu werden.
    „Ich darf nicht mit Kunden ausgehen Rogard“, erklärte sie zum gefühlt tausendsten Mal, jedoch keineswegs mit Bedauern oder gar Wehmut in der Stimme.
    Für den Moment gab er sich geschlagen und trat den Rückweg zu seinem Tisch an. Den Blick suchend nach Dae wendend, machte sich die Elfe wieder an die Arbeit.


    Dae hingegen war inzwischen bei dem Vögelchen, wie er sie in Gedanken nannte, angekommen. Problemlos konnte er den Kopf auf ihr Knie legen und sie ansehen.
    Seine Nase stiess gegen ihre Hand und ganz vorsichtig nahm er einen ihrer schlanken Finger zwischen seine Kiefer. Mit einer Engelsgeduld zog er sanft an der Hand der jungen Frau. Dann liess er von ihr ab und trat einige Schritte in Richtung Tresen, nur um sich dann noch einmal nach ihr umzusehen ob sie ihm folgte.
    Lykash’imra beobachtete das Verhalten ihres Gefährten kritisch. Zwar wusste sie, dass er ihr treu war, so wie sie ihm, dennoch sah sie es nicht gerne wenn er sich anderen Frauen soweit näherte.
    Dae was tust du da? Es ist doch ihre Sache. Murrte sie und machte sich daran einige Gläser abzuwaschen und in das hohe Regal hinter dem Tresen einzusortieren.
    Lyka, du kannst dich nicht immer vor allem verschliessen! Wies der Wolf sie zurecht und schickte ein leises, mahnendes Knurren hinterher. Er wollte dass seine Freundin endlich über ihren eigenen Schatten sprang und anfing die Leute um sie herum als fühlende Wesen wahrzunehmen. Und vor allem Gefühle für andere als nur ihn entwickelte und auch zuliess. Dieses Vogelmädchen war ein guter Anfang, da war er sich sicher.

  • Warum standen nur plötzlich alle Menschen auf? Sie kam nicht dazu, Rogbert hinterher zu sehen, entweder, stand jemand im Weg, oder Leda sprach sie wieder an, was für ein schöner Abend es doch war, und eine so schöne Gesellschaft. Ja, wunderbare Gesellschaft! Wäre sie doch jetzt schön über alle Berge! So gelangweilt hatte sie sich lange nicht mehr. Oder sich so geärgert.
    Sie wollte wieder zum Tresen schauen, da sah sie plötzlich einen Wolf vor sich stehen. Djamila musste zweimal hinschauen, aber da stand tatsächlich ein weißer Wolf vor ihr. Er war ziemlich groß und irgendwie fand sie es komisch, das er hier in der Schankstube ein Wolf war. Den irgendwie keiner so wirkliche Beachtung schenkte. Also jedenfalls weniger, als ihr zuteil geworden war.
    Dennoch lächelte sie ihn an. Irgendwie hatte sie keine Angst. "Na du? Wer bist du denn?", fragte sie ihn, doch bevor sie auch noch anfangen konnte, wildfremde Tiere zu streicheln, nahm der Wolf einen ihrer schlanken Finger zwischen seine Zähne und Djamila hielt die Luft an. Immernoch hatte sie keine Angst, was seltsam war, denn ihren Finger wollte sie nun wirklich nicht verlieren. Doch er zog nur sanft daran. Natürlich war das Gefühl etwas unangenehm, aber nichts, weswegen sie einen Aufstand gemacht hätte.
    Plötzlich erkannte sie, was er wollte. "Du willst, das ich dir folge?" Sie sah auf. Rogbert stand noch am Tresen, die anderen waren komischerweise in eine Unterhaltung vertieft. Wie konnten sie den Wolf nicht bemerken? Doch darum würde sich Djamlia nicht kümmern, sie stand in einer fließenden Bewegung auf und folgte den Wolf anmutig durch den Raum. Als er sich umdehte, um zu schauen, ob sie ihm noch folgte, lächelte sie ihn wieder an und nickte. "Ich folge dir, keine Sorge!", murmelte sie leise. Soweit sie wusste, hatten Wölfe ein gutes Gehör und nicht jeder hier musste das hören was sie sagte.
    Kurz fragte sie sich, ob sie nicht dem größerem Übel folgte, was konnte ein einzelner Mann schon tun, was die Taten eines Wolfes überbieten würde? Aber das Tier musste zweifelsohne intelligent sein, sonst hätte es nicht so darauf bestanden, dass sie ihm folgte.

  • Der Wolf hörte die leise gemurmelten Worte der Frau und richtete seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Mit aufmerksam spielenden Ohren bahnte er sich weiter seinen Weg durch den Schankraum.
    Dae führte die junge Frau in einen der Seitenräume, der abseits der Blicke aller anwesenden lag. Dort angekommen legte er sich der Weiss-blonden vor die Füsse und wartete.
    Lyka, nun komm endlich, ich kann es ihr schlecht sagen. Versuchte er seine Gefährtin zur Eile anzutreiben. Wenn die junge Dame ungeduldig werden würde, musste er sonst noch zu drastischen Schmusemitteln greifen, was wiederum für schlechte Laune bei seiner Freundin führen würde. Sollte das geschehen konnte er das Vögelchen auch gleich wieder zum Tisch zurück bringen.
    Ich komme ja schon! Entgegnete sie Elfe und ergab sich innerlich seufzend in ihr Schicksal. Dann würde sie heute also einmal die gute Fee spielen und diesem armen Ding helfen nicht im Bett dieses Mannes zu landen. Oder wohin auch immer er seine Eroberungen brachte.
    Mit einem kurzen Nicken zu Traian, legte die Weisshaarige das Tablett auf dem Tresen nieder und betrat hinter der Dame mit dem hübschen Kleid den Raum.


    „Wie ich sehe seid ihr meinem Freund gefolgt…“, sprach sie mit ihrer ruhigen, kühlen Stimme in den Raum hinein. Sie stand hinter der weiss-blonden und machte sie gar keine Gedanken darüber ob sie diese eventuell erschreckt hatte, so lautlos wie sie in den Raum getreten war.
    Mit einem leisen Quietschen lehnte sie die Tür hinter sich etwas an, es musste ja nicht jeder sehen, dass sie sich hier mit einem der Gäste unterhielt. Besonders Rogard sollte vermutlich nicht unbedingt sehen, dass sie seinem heutigen Ziel einen Tipp gab.

  • Nanu? Was wollte der Wolf den in einem der hinteren Räume? Sie war bedacht, dass Rogbert sie nicht zu sehen bekam, seine Reaktion wollte sie gar nicht sehen. Aber so, wie er die Elfe angesehen hatte, wäre sie ihm eh egal. Wie konnte sie eigentlich so dumm sein und das nicht vorer bemerkt haben? Sonst bemerkte sie so etwas auch immer vorher. Das war ihr Gebiet, zu sehen, was für ein Gegenüber sie da hatte. Was er dachte über sie. Ob er sie mochte und alles für sie tun würde. Das war das Gefühl wonach sie sich sehnte, doch Rogard schien ja genug von ihr zu haben. Ihre Anziehung wahr wohl nicht groß genug. Sie unterdrückte einen enttäuschten seufzer.
    Der Wolf ging in einem der Räume und Djamila folge ihm. Es war ein sehr kleiner Raum mit sehr vielen Flaschen. Hier lagerte der Wirt also seine Getränke. Durchaus interessant, aber keine Information, für die sie unbedingt hierher gegangen wäre.
    "Was soll ich denn hier?", fragte sie den Wolf.
    Die Antwort kam von der Tür. schnell drehte sie sich um. Warum vertraute sie dem Wolf sosehr, dass sie ihm sogar den Rücken zudrehte? Sie verstand es nicht. Vor hier stand die Elfe. Im Raum gab es praktisch kein Licht, das Lich kam nur vom Flur und umgab Lykash'imra, als wäre sie eine himmlische Gestalt.
    Sie lehnte die Tür an, sodass die Lichtverhältnisse noch schlechter wurden. Vielleicht wollte sie nicht, dass jemand mitbekam, dass sie hier waren. Aber warum hatte dann ein Schneewolf sie hierher gebracht? Das war ja doch ziemlich auffällig. Doch das schien die Elfe nicht zu kümmern.
    Einen kurzen Moment fühlte sich Djamila wie in die Falle getappt. Auch wenn sie die ganze Zeit dem Wolf vertraut hatte, wer weiß was diese Elfe vorhatte. Auch wenn sie nicht böse aussah. Doch wo sollte man das festmachen?
    "Euer Freund?" Sie drehte sich halb zu dem Wolf um. Sie überlegte kurz, dann nickte sie leicht. "Was wollt Ihr von mir?"

  • Lykash’imra trat einen Schritt weiter in den Raum und ging langsam, mit Schritten die jeden spüren liessen, das sie Hektik nicht nötig hatte um die junge Fremde herum. Neben Dae kam sie zum Stehen und streichelte zärtlich dessen Kopf.
    Sie wird misstrauisch, hör auf zu spielen Lyka. Teilte der weisse Wolf ihr mit und stiess seinen Kopf gegen ihren Oberschenkel.
    Ist ja gut Dae. Erwiderte sie mit einem Seitenblick auf den Wolf bevor sie wieder zu der jungen Frau mit den weissen Federn blickte.
    „Nun, ich will gewiss ebenso wenig von euch wie ihr von mir“, begann die Elfe und lehnte sich aus Gewohnheit gegen das Regal in ihrem Rücken. Ihre Hand vollführte eine kunstvolle Geste in Richtung der angelehnten Tür.
    „Aber ich dachte es könnte euch interessieren, dass eure Begleitung nicht ganz so Tugendhaft ist wie man auf den ersten Blick anzunehmen vermag“, sie machte eine kurze Pause und ein trockenes Lächeln huschte über ihre Lippen.
    „Womit ich nicht sein offenkundig mangelndes Interesse an euch zulasten meiner Wenigkeit meine.“Etwas das ihr so etwas Ähnliches wie Freude bereitete, wenn sie sich einmal mit jemandem unterhielt, waren kryptische Anmerkungen und undeutliche Formulierungen. Es war sozusagen ihre Form von Humor.
    In all den Jahren die sie an Lebenszeit zur Verfügung hatte, war es ihr ein leichtes Dinge zu finden, mit denen man die Leute zum Nachdenken bringen konnte. Und es war doch leichter ihnen Gedanken in den Kopf zu setzen als manch einer dachte. Ein paar richtig gewählte Worte genügten um Zweifel zu sähen.
    Du bist unverbesserlich. Dae sah es nicht gerne wenn Lykash’imra solche Spielchen mit den Leuten treib, was er regelmässig zum Ausdruck brachte und dennoch nicht verhindern konnte. Abwartend, wie das Vögelchen auf ihre Worte reagieren würde, richteten sich die kalten, hellblauen Augen der Nordelfe auf diejenigen der Fremden.

  • Während die Elfe um sie herum ging spannte sich die Cygnai an. Was sollte das? Warum war sie in diesem Raum? Es wirkte sehr insziniert das ganze, aber da Djamlia ihr Leben größtenteils selbst inszinierte war ihr das egal.
    Gerne hätte sie mehr gesehen, aber die Worte, die die Elfe sagte reichten aus, um ihr eine Gänsehaut zu verpassen.
    Nein, das konnte nicht sein. Das er langweilig war, gut, das hatte sie schon vor längerer Zeit herausgefunden. Dass er verschlagen war, ja auch so weit war sie gekommen. Nicht ganz so tugendhaft, was sollte das heißen? Und nicht an sein Interesse an ihr begründet?
    "Wie meint Ihr das?", meinte sie ehrlich verwirrt, aber auch neugierig und ging einen Schritt auf die weißhaarige zu, ohne es selbst wirklich zu bemerken.

  • Verwirrung spiegelte sich auf dem durchaus hübschen Gesicht der jungen Frau. Als sie der Elfe jedoch auf einen Schritt näher kam, hob sich eine der feinen, weissen Augenbrauen um eine Winzigkeit.
    Zwar waren in dieser Schankstube Berührungen und Nähe von Fremden kaum zu vermeiden, das hiess jedoch nicht, dass Lykash’imra dies begrüssen würde. Sie hielt sich die Leute am liebsten auf einer vernünftigen Distanz vom Leib.
    Stell dich nicht so an Lyka. Knurrte der Wolf an ihrer Seite und legte sich verdrossen wieder hin, den Kopf auf seine Pfoten gebettet. Ein Blick aus dunklen, ungewöhnlich klugen Augen traf die Lady mit den weissen Federn, verfolgte jede ihrer Bewegungen. Von ihr ging gewiss keine Gefahr aus, da war sich Dae sicher. Falls sie jedoch wieder erwarten versuchen sollte, seiner Gefährtin allzu nahe zu kommen, würde er sich rechtzeitig dazwischen begeben.


    „Rogard ist schon seit langer Zeit Stammgast in diesem Hause“, fuhr die Elfe unbeeindruckt fort. Ihr leichtes Unwohlsein rang sie erfolgreich nieder. Sie hatte weitaus schlimmere Bedrängnis erfahren und war heil aus allen Situationen herausgekommen. Das angenehme Gefühl des Dolches in ihrem Stiefel gab ihr eine gewisse Sicherheit als sie weitersprach.
    „Er hat viele, wechselnde Begleitungen. Ich habe ein gutes Gedächtnis und ich habe nie auch nur eine von ihnen vorher oder nachdem sie an seinem Arm dieses Haus verlassen haben gesehen“, erklärte sie. Deutlicher ging es nicht mehr.
    Abwartend auf die Reaktion des Vögelchens musterte sie dieses. Wenn sie auch nur annähernd so schlau wie gutaussehend war, würde sie zumindest die Bedeutung hinter ihren Worten verstehen und sich vorzeitig von diesem Mann verabschieden.


    Für einen kurzen Moment kreisten die Gedanken der Nordelfe darum, was Rogard tun würde wenn sich dieser besonders gute Fang ihm entziehen würde, geschweige denn davon wenn er erfuhr dass Lykash’imra ihm diese Tour vermasselt hatte.
    Ihr seid beide fällig, die Frage ist nur wer zuerst. Stellte Dae trocken fest. Er hatte keine Angst vor einem Mann wie Rogard. Doch die Elfe konnte spüren, dass er sich Sorgen um das zarte Mädchen vor ihnen machte.
    Ein kurzer, fachmännischer Blick wanderte über den Körper der jungen Frau. Sie wirkte tatsächlich nicht wie jemand, der sich gegen starke, vielleicht bewaffnete Männer wehren konnte. Ein leises Seufzen löste sich von den Lippen der Weisshaarigen und ihre Augen schlossen sich für einen Moment, der zu lange war, um nur zu blinzeln.
    Ich wusste das würde nur Probleme machen… Murmelte sie als Antwort für die Bemerkung des Schneewolfes und richtete ihre eisblauen Iriden schliesslich wieder auf ihr Gegenüber.

  • Der Wolf knurrte und Djamila zuckte zusammen. Was passierte hier? Sie versuchte ihre Meinung über das Tier zu überdenken, leider konnte sie immer noch keine Angst empfinden, ihr war es, als hätte er nicht sie gmeint, obwohl es die einzig logische Erklärung war, schließlich gehörte das Tier ja zu der Elfe, sie kannten sich, es war nur logisch, dass sie sich vertrauten. Und ihr nicht.
    Die Elfe sprach wieder und im spärlichen Licht versuchte sie ihr in die Augen zu sehen. Was sie allerdings sagte, konnte sie nicht glauben. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und innerlich zählte sie bis zehn. SIe war noch nie benutzt worden, wenn dann benutzte sie ihr Gegenüber. Nie, nie hatte jemand so etwas bei ihr versucht! Das erklärte, warum sie in diese Schankstube gegangen waren und nicht, wie sie es von anfang an vorgeschlagen hatte, irgendwohin, wo getanzt wurde. Denn er hatte sie tanzen gesehen, er wusste nicht nur wie viel Spaß sie dabei hatte, sondern auch wie gut sie war.
    "So ein....", sie stieß einen Fluch in ihrer HMuttersprache aus. Zu Hause hätte sich niemand das getraut, was Rogbert getan hatte. Sie schwor sofort Rache. Was sollte sie auch anderes tun? Rogbert hatte sie in ihrer Ehre verletzt, dafür würde er büßen müssen. Sie wusste nur noch nicht wie, aber das würde sie sich schonnoch einfallen lassen.
    "Vielen Dank für Eure Offenheit. Ihr habt mich vor einem großem Fehler bewahrt." Sie machte einen leichten Knicks und drehte sich um. "Das wird er büßen müssen", murmelte sie leise.

  • Die Worte, welche die zart wirkende Dame in ihrer Wut sprach, verstanden Lykash’imra und Dae nur zum Teil. Der Rest musste eine fremde Sprache sein, vielleicht die des merkwürdigen Volkes dem die Frau anzugehören schien. Erst als sich die junge Fremde wieder an die Elfe wandte, verwendete sie wieder die einheitliche Sprache.
    Den Knicks erwiderte die Weisshaarige mit einem leichten Neigen ihres Kopfes. Ihre Gedanken kreisten noch um den leisen Schwur der Gefiederten, als diese sich auch schon zum Gehen wandte.Rogards Machenschaften würden zumindest an diesem Abend nicht zum Erfolg führen. Eine Tatsache, die der Elfe eine distanzierte Form von Genugtuung bescherte. Sie wusste, Rogard würde sich mit einem einzigen Fehlversuch nicht aufhalten lassen. Aber wenn er erst einmal herausgefunden hatte, dass sie, Lykash’imra, ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, würde er wohl Traian aufsuchen.
    Unsere Reise könnte bald weitergehen. Schlussfolgerte die Elfe und betrachtete den Rücken der Frau mit den weissen Federn als diese sich umwandte.
    Was würde Rogard mit diesem zarten Geschöpf anstellen?


    „Moment.“
    Reflexartig machte die Nordelfe einen Satz nach vorne und ihre Hand umfasste die Schulter der jungen Frau, vielleicht eine Spur zu fest, doch das merkte sie gar nicht.
    Nun, da sie die warme Haut der Fremden unter ihren kühlen, feinen Fingern spürte, wurde ihr bewusst, was sie gerade getan hatte. Wie sehr sie gerade ihre sonst so bewahrte Fassung verloren hatte. Langsam zog sie ihre Hand zurück, den Blick erschüttert auf ihre Handfläche gerichtet. Für einen kurzen Moment entgleisten ihre feinen Gesichtszüge, verrutschte die Maske welche sie sich in all den Jahren zurecht gelegt hatte.
    Auch Dae wirkte erstaunt und war, entgegen seines sonstigen Verhaltens, sprachlos als er aufsprang und neben seine Gefährtin trat.
    Lyka, ist alles in Ordnung? Fragte er und rieb seinen Kopf sanft an ihrem Bein, den Blick aufmerksam auf ihr Gesicht gerichtet. Die hellblauen Augen der Elfe fanden die dunklen des Wolfes. Für einen kurzen Moment schien es als würde die Luft im Raum aufhören zu existieren, fast als wäre sie mit einem Schlag eingefroren.
    Die dritte Anwesende hatten die beiden für einen kurzen Moment völlig vergessen.

  • Die Hände zu Fäusten geballt, hatte sie eigentlich den raum verlassen wollen. In ihr tobte ein Sturm. Noch nie hatte sich jemand diese Freiheit herausgenommen, wie Rogbert! Wie konnte er es wagen? Die Worte der Elfe überhörte sie. Stattdessen überlegte sie schon, wie sie ihre Rache gestalten sollte, doch da packte sie plötzlich etwas an der Schulter. Fest. Djamila hätte gerne einen kleinen Schmwerzenschrei ausgestoßen, aber sie wusste, solche Schwächen sollte man am besten nie zeigen, deswegen drehte sie sich nur blitzartig um. Die Elfe starrte auf ihre Hand, als hätte sie dort ein Wundermittel gegen alle Krankheiten gefunden, während ihre Schulter immer noch wehtat!
    Djamila verschränkte die Arme. Was sollte das? Wolte sie sie nun aufhalten oder angreifen? Wenn es das zweite war, dann stand Djamila nicht gerade in einer Verdeitigungsposition, aber sie glaubte nicht daran, dass die Elfe sie angreifen wollte. Außerdem war sie dafür viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
    Durch das schwache Licht konnte sie den Schneewolf sehen, der sich neben die Elfe gestellte hatte und sie ansah. Djamila fand seinen Blick immer noch viel zu inteligent. Jedenfalls für einen Schneewolf. Aber Angst hatte sie noch immer keine. Das Verhalten der Elfe beunruhigte sie etwas,a ber das war alles.
    "Was ist los?", fragte sie deswegen, als die Elfe keine Anstalten machte, etwas zu sagen. Sie konnte einen leichten genervten Unterton nicht zurückhalten.

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