Domizil Daerid Canveles

  • Atashkada ließ sich Zeit damit die Zeilen, die ihr Daerid hinterlassen hatte, zu lesen. Zu aller erst bewunderte sie, wie es für ihr Volk üblich war, die klare und gleichmäßige Schrift. Nur selten bekamen sie eine solche zu sehen. Unter den einfachen Leuten, wo sie normalerweise verkehrten, war das nicht sehr verbreitet. Wenn sie überhaupt Lesen und Schreiben konnten.... Die Zeilen des Gentleman, in dessen Haus sie noch immer war, rührten ein wenig an ihr. Es war mehr, als sie je erwartet hätte. Normalerweise hätte sie schon längst ihre Sachen gepackt und wäre wieder ihrem eigenen Leben nachgegangen. Da tat es auch nichts zur Sache, dass sie weder diese Nacht noch diesen Mann je vergessen könnte. Sie lächelte sichtlich erfreut darüber und faltete den Brief sorgsam zusammen und steckte ihn zurück in das Briefkuvert. Wie gut, dass sie die Frau von niemandem war und ihr somit solche Abenteuer offen standen. Und auch hatte sie nicht vor so schnell jemandes Frau zu werden.
    Noch wusste sie nicht ob und wie sie auf den Brief reagieren sollte. Sollte sie ihm auch Zeilen hinterlassen, aber üblich war das nicht und er würde sie auch nicht mal eben so erreichen können… Sie seufzte, eines nach dem anderen. „Maiye hast du schon gefrühstückt? Wenn nicht möchtest du das nicht vielleicht mit mir gemeinsam tun?“, fragte sie das Mädchen freundlich. So einsam war nunmal nichts für sie und „Danach würde ich mich gerne kurz waschen und dann hätte ich gerne meine Sachen…?“ Fragend sah sie das Mädchen an. Denn irgendwie waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Sie musste zurück. Auch wenn ihre Familie wusste, dass sie auf der Feier gewesen war, begannen sie sicherlich bald sich ein wenig zu sorgen. UND es gab wie immer viel zu tun für sie…

  • Verstohlen hatte Maiye immer wieder mal zu der schönen Dame hin geblinzelt. Der Brief ihres Dienstherrn schien sie jedoch zu erfreuen. Und Maiye freute sich mit ihr. So eine nette freundliche Dame! Atashkada's Frage ließ die Wangen des Mädchens heftig erglühen. Verlegen stotterte es herum. "Nein... Ja.... nein, ein Glas Milch in der Früh .... wisst Ihr, Herrin......" Maiye fasste sich ein Herz. "Wir frühstücken immer alle unten in der Küche, wenn...." der Frühdienst geschafft war. Aber wie sollte sie der Dheoran sagen, dass SIE ja der Frühdienst war heute.... Wobei die Kleine weiche Knie bekam, wenn sie an die vielen guten Leckereien dachte, die sie gerade noch eigenhändig herein getragen hatte. "Wir alle, wisst Ihr...." Wenigstens die Frage nach den Kleidern brachte das Dienstmädchen wieder auf sicheres Terrain zurück. "Eure Kleidung wurde gereinigt und frisch aufgebügelt." erklärte sie stolz. "Ich werde sie sofort holen, wenn Ihr.... frühstückt....... Oder badet, Herrin."

    Man beherrscht die Leute mit dem Kopf - mit einem guten Herzen spielt man nicht Schach.


    Nicolas Chamfort

  • Maiye war wirklich ein entzückendes Mädchen und Atashkada war hin und her gerissen. Sie wollte ihr keinen Ärger machen, aber alleine essen wollte sie nunmal auch nicht. „Weißt du Maiye, dein Herr hat mir geschrieben, dass seine Bediensteten jeder meiner Anweisung folgen werden und ich wünsche mir wirklich, nicht alleine Frühstücken zu müssen.“ Sie lächelte freundlich. „Aber nur, wenn du deswegen keinen Ärger bekommst… Weißt du, bei mir zuhause essen wir so gut es geht immer gemeinsam und wir sind nicht gerade wenige und da dein Herr ja arbeiten muss…. Ich werde es ihm und Lombart auch gerne erklären… Na was meinst du?“ Sie hatten ihre Kleidung reinigen lassen? Sie war doch… Himmel, wer würde ihr das nur glauben? Manch Prinzessin würde sich über eine solche Behandlung wohl freuen und für sie war das alles…..so neu?

  • Die Wangen noch immer hochrot verfolgte Maiye aufmerksam jedes Wort und versuchte zu verstehen, was die schöne Frau sagte und was es denn wohl bedeuten mochte. Es war ihr noch sehr präsent, dass Lombard ihr eindringlich erklärt hatte, jedem noch so kleinen Wink der Dame Folge zu leisten...... aber das jetzt hier ? verwirrte sie in höchstem Maße. Was wollte sie denn jetzt ? Alle gemeinsam essen ? Hier essen - mit ihr ? Oder unten mit..... ? "Bibitte.. verzeiht m-mir Herrin!" bat sie etwas haspelnd. "Wo und wie wünscht Ihr das Frühstück einzunehmen ?" Maiye klammerte sich tapfer an das, was sie glaubte, verstanden zu haben. "Ihr wünscht mit Lombard zu sprechen ? Oh, er ist in der Küche und richtet unser Früh....... Soll ich ihn her holen, Herrin ?"

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    Nicolas Chamfort

  • Atashkada blinzelte verwirrt, lächelte aber dann freundlich und entschuldigend. Sie machte wohl so einiges falsch und kurz nahm sie Daerid übel, dass er einfach so verschwinden war. Sie hätte gleich gehen sollen, armes Mädchen. Die Dheoran überlegte einen Moment. „Wie wäre es wenn wir alle gemeinsam Frühstücken würden? Ich kenne das von meiner Familie her gar nicht anders. Aber das können wir Lombard mitteilen, wenn wir in der Küche sind. Du brauchst ihn also nicht holen…“, gestand sie offenherzig und es war auch so. Sehr selten sonderte sich mal jemand ab. Genau dieser Gedanke ließ sie kurz an ihren Neffen denken. Dieser mied leider derzeit die fröhlichen Runden, wo alle gemeinsam beisammen saßen. Ja er hatte großen Liebeskummer und schon war Atashkada wieder damit versöhnt, dass Daerid nicht anwesend war. So etwas hätte sie nun wirklich nicht gebrauchen können und ein solches Theater schmälerte nur die Erinnerung an die unvergleichliche Nacht. Atashkada sah an sich hinunter. „Nur dann sollte ich mir wohl gleich etwas richtiges anziehen.“, lächelte sie belustigt.

  • Maiye klappte nun endgültig der Mund auf und die Stilaugen, mit denen sie die Dheoran anstarrte, waren wirklich sehenswert. Die Dame wollte mit Lombard in der Küche sprechen ??? Und dort......... FRÜHSTÜCKEN ???? Nein, mit so etwas hatte Maiye in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet. "Ssssehr wohl, Herrin!" stieß sie trotzdem tapfer hervor. Die schöne Frau lächelte immer noch so offen und herzlich und Maiye nahm all ihren Mut zusammen. "Dann werde ich abräumen, wenn Ihr
    erlaubt ?" die Kleine stockte kaum merklich, lächelte überaus reizend. "Möchtet Ihr dann vielleicht doch ein schnelles Bad nehmen, Herrin ? Dann hole ich derweil Eure Kleidung, wenn es Recht ist." Das Dienstmädchen zuckte ein wenig nervös als sei es bereit, beim leisesten Wink der Dheoran los zu legen mit ihren Vorschlägen.

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    Nicolas Chamfort

  • Atashkada sah Maiye an und das Mädchen tat ihr fast ein wenig leid. Sie seufzte stumm, wer sollte denn auch ahnen, dass es so kompliziert war, sich wie eine Dame des Hochadels zu benehmen? ABER dann hatten sie hier wenigstens etwas worüber sie noch lange reden konnten. DAS war doch auch etwas. Und so lächelte die Dehoran das Mädchen freundlich an. „Eine sehr gute Idee, Maiye! So machen wir es.“, nickte sie zustimmend. „Soll ich dir was helfen?“, ging es ihr einfach so über die Lippen, aber sie wusste schon. Auch wieder falsch!

  • "Oh nein, Herrin!" wehrte Maiye höflich aber nun wieder bestimmt ab. Richtig gefangen hatte das Mädchen sich noch nicht, aber nachdem die Rollenverteilung zunächst wieder hergestellt war, fühlte es sich gleich auf sichererem Terrain. "Das schaffe ich schon allein. Nehmt Ihr nur das Bad. Seife und angewärmte Handtücher liegen drüben schon bereit für Euch." Maiye knickste tief und wies auf die Tür, die in die Badehalle führte. Ohne Umschweife räumte sie dann Gedeck und Essen wieder auf das Tablett, öffnete die Tür zur Balustrade und schleppte das volle Tablett wieder zu dem Wägelchen, mit dem sie es gebracht hatte. Sie schloss die Tür hinter sich - und lehnte sich zuerst einmal tief Atem holend dagegen, die Hände auf das wummernde Herz gepresst. Was würde Lombard sagen ? Aber es half nichts, die Dame wünschte es so. Und so...... Hastig schob Maiye das Wägelchen zu einer unauffälligen Tür, öffnete diese, schob es hinein und betätigte ein Glöckchen. Eilig flog sie dann selbst die Treppenstufen hinab zur Küche, wo sie Daerid's Butler Atashkada's Ansinnen mitteilte, ein paar scharfe Anweisungen erhielt und nur kurze Zeit später die Treppe wieder hinauf hastete - die Kleider der Dheoran frisch und sauber und sorgsam auf Kleiderbügeln drapiert bei sich. Nach kurzem Anklopfen huschte Maiye wieder in Atashkada's Zimmer und hängte die Sachen an den großen Kleiderschrank, um der Dame beim Ankleiden behilflich sein zu können.

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    Nicolas Chamfort

  • „Na gut.“, nickte Atashkada und sah einen kurzen Moment auf die Tür die sich hinter Maiye geschlossen hatte. Angewärmte Handtücher? All das konnte doch fast nur ein Traum sein… Die Dheoran machte sich also daran, das Bad aufzusuchen und es war so schön wie am Abend zuvor. Natürlich war es das. Öfters mal verloren die Dinge die man zum zweiten Mal sah etwas an Eindruck, doch hier war dem nicht so. Atashkada badete und wusch sich sorgsam, begann dabei auch leise zu singen, damit sie sich nicht so allein fühlte. So schön das alles hier auch war, auf längere Sicht wäre das niemals etwas für sie gewesen. Bereits jetzt schon zog es sie wieder zu ihrer Familie oder anderen Leuten. Wie einsam wohl das Leben solcher gehobenen Damen sein musste? Also - sie rechnete es Daerid hoch an, dass er dieses Leben niemandem zumuten wollte. Bei dem Gedanken an ihn stahl sich die Erinnerung an letzte Nacht in ihre Gedanken und ein tiefes Lächeln überzog ihr Gesicht. Frisch gebadet und leise summend trat sie wieder in das Zimmer und stellte etwas verwundert fest, dass Maiye schon zurück war und auf etwas zu warten schien. Fragend sah die Dehoran das junge Fräulein an.

  • "Ich habe Euch in der Küche angekündigt, Herrin!" Maiye versank bei den Worten in einen tiefen Knicks. "Darf ich Euch nun beim Ankleiden behilflich sein?" Das Mädchen nahm Atashkada's Sachen und sortierte sie sorgfältig auf dem Bett, griff die Unterwäsche und sah scheu und fragend zu der Dame hinüber. "Oder soll ich erst Euer Haar frisieren ?" Maiye war offensichtlich nervös wie sie so da stand, an der schneeweißen Schürze zupfte und sacht mit den Zähnen auf die Unterlippe biss. Schließlich atmete sie hastig aus. "Herrin, bitte zürnt mir nicht... aber .... aber..... wenn Gregior beim Essen etwas ungeschickt ist - bitte beklagt Euch nicht bei Lombard über ihn. Er ist nur so nervös!" bettelte es die Dheoran dann an.

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  • Nachdenklich sah Atashkada Maiye an. Schon wieder sollte ihr geholfen werden, konnten die Adeligen denn gar nichts alleine? Aber ehe sie wohl den nächsten Fauxpas beging sah sie dem Mädchen ob ihres kleines Ausbruchs entgegen. „Maiye.“, sagte Atashkada sanft zu der jungen Frau und legte ihr freundschaftlich und beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Sorg dich nicht, ich werde mich über gar nichts beklagen und Gregior wird alles wunderbar schaffen.“, sagte sie mit mehr Zuversicht als sie fühlt. Nervös? Wegen ihr womöglich noch? Na der Eindruck den sie hinterlassen würde, wäre zumindest so bleibend wie jener den der Herr des Hauses bei ihr hinterlassen hatte. Sie schmunzelte leicht. „Wenn du willst, kannst du mir bei den Haaren helfen. Aber ankleiden werde ich mich selbst. Einverstanden?“ Keinen Tag länger würde sie es hier aushalten. Aber sie mochte das junge Ding schon so sehr und wollte zumindest versuchen es nicht weiter in Verwirrung oder Unbehagen zu stürzen, als sie es schon getan hatte.

  • Hoffnungsvoll blickte das junge Dienstmädchen zu der Dame auf und errötete heftig. "Ja, das wird er." flüsterte es mit verschämter Stimme, in der ein leiser zärtlicher Unterton mitschwang. Hastig legte es die Wäsche wieder zurück auf das Bett. "Wie Ihr es wünscht, Herrin!" beeilte sie sich mit Knicks zu sagen und huschte dann zum Frisiertisch hinüber. "Wie wünscht Ihr Eure Haare heute zu tragen, Herrin ? Offen oder hochgesteckt ? Eingeflochten ?" fragte Maiye ehrerbietig während es etwas fahrig den Stuhl zurecht rückte, um besser an die Schubladen mit den Frisierutensilien zu gelangen.

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  • Atashkada hätte Maiye am liebsten einmal fest in den Arm genommen, so schwer wie sie ihr es machte. Aber danach war Maiye wohl für jeden gewappnet, der seltsame Ansprüche an sie stellte. Die Dheoran nahm auf dem Stuhl Platz und sah kurz in den Spiegel. „So wie gestern Maiye. Offen aber oben mit einem Tuch etwas gefasst, damit ich sie nicht ständig im Gesicht hängen habe.“ Aufmerksam sah Atashkada das Mädchen über den Spiegel an. Bestimmt hätte sie gern etwas anderes gehört, aber hochstecken kam sicher nicht in Frage und sie trug nur einen Zopf, wenn es die tägliche Arbeit erforderte und so wie es hier gerade aussah, hatte sie nichts zu tun und das Lager war noch weit…

  • "Sehr wohl, Herrin!" bestätigte das junge Dienstmädchen und wandte sich taktvoll ab als die Dheoran sich anzukleiden begann. Flink legte es Kamm und Bürste zurecht und öffnete dann eine weitere Schublade des Spiegelschranks. Die streng weißen und schwarzen Bänder schob Maiye zur Seite und nahm stattdessen eine Rolle mit farbenfrohen Haarbändern heraus. Höflich wartete sie bis Atashkada bereit war und auf dem Stuhl vor dem Schrank Platz genommen hatte bevor sie der Dame die Rolle zur Ansicht überreichte. "Sucht bitte eines aus, dass Euch zusagt, Herrin!" bat sie freundlich und griff dann sogleich zu dem grobzinkigen Kamm, um vorsichtig und sanft alle krausen Stellen im tiefschwarzen langen Haar zu lösen und glatt zu kämmen.

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    Nicolas Chamfort

  • Atashkada besah sich die Bänder die ihr Maiye zeigte. Ob sie das wirklich einfach so tun durfte? Sie hatte doch selbst… Ein unsicherer Blick zu Maiye. Wenn sie nun wieder nein sagte, was wäre dann? Die Dheoran warf einen Blick aus dem Fenster, längst war es hell und nie hatte sie je die Sonne mit ihren eigenen Augen gesehen und würde das wohl auch nie. Die Sonne, der Mond, diese Nacht alles wirkte eher wie einem Traum entsprungen als der Wirklichkeit. So zog Atashkada ein Band in Gelb hervor, gelb wie die Sonne sein sollte, gerade jetzt hoch über ihnen. „Dieses bitte.“, sagte Atashkada lächelnd. Noch immer war es ungewohnt, sich die Haare von einem fremden Mädchen machen zu lassen. Aber Atashkada hatte darin schon Erfahrung. Immer wieder hatte sie herhalten müssen, wenn eine ihrer Nichten oder Tanten oder wer auch immer etwas ausprobieren wollte. Mit freundlichen Augen sah Atashkada Maiye zu und fühlte sich dennoch leise unwohl dabei, nur noch Frühstücken und dann würde sie gehen… „Du bist sehr geschickt, Maiye.“, lächelte die Dunkelhäutige dem Mädchen zu, denn nicht einmal hatte es bislang geziept.

  • "Danke sehr!" Maiye knickste glücklich, aber so unaufdringlich, dass ihre Hände nichts davon auf Kamm oder Haar übertrugen. "Das wird ganz wundervoll aussehen zu Euren Haaren, Herrin!" lobte das junge Mädchen fast überschwänglich das gelbe Band, welches die Dheoran ausgesucht hatte. Danach arbeitete es eine Weile hochkonzentriert mit Kamm und Fingern und flocht das Band geschickt in die seitlichsten Strähnen, so dass diese zwar noch in voller Pracht locker herab fielen aber Atashkada nicht mehr ins Gesicht gelangen konnten. Jedenfalls nicht bei den einer hohen Dame geziemenden Bewegungen. "Wählt Ihr das Tuch in derselben Farbe, Herrin ?" fragte das Dienstmädchen zum Ende und überlegte fieberhaft, ob in der Küche unten nun wohl auch alles fertig und vorbereitet sei........ Kaffee.. Eier.. Speck...... Maiye wollte das Wasser im Mund zusammen laufen, wenn sie daran dachte, welche Köstlichkeiten Lombard aufgezählt hatte, um die Zeit zu erklären, die Maiye heraus zu schlagen hatte, damit unten alles perfekt hergerichtet wäre.... Und was würden ihre Großeltern sagen, wenn davon etwas übrig bleiben würde ? Wenn sie...... ja wenn sie dort noch hingelangen könnte heute. Aber das war wohl ein aussichtsloses Unterfangen... zu Fuß. Da war sie viel zu langsam, um rechtzeitig wieder zum Dienst zu erscheinen. Wenn doch wenigstens ihr freier Tag wäre..... Das junge Mädchen seufzte fast unmerklich. Wenn es nach Maiye ginge, hätte Atashkada liebend gern für längere Zeit die Dame des Hauses sein dürfen.

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    Nicolas Chamfort

  • Eine Weile betrachtete Atashkada Maiye über den Spiegel bei ihrem Tun. Ob das Mädchen es wirklich gut getroffen hatte hier? Und dieser Lombard es gut mit ihr meinte? Maiye schien zumindest SEHR glücklich über diese Anstellung hier zu sein. Wenn es doch nur noch mehr von diesen Leuten gäbe. Damit wäre wohl sehr viel geholfen. Und der Herr des Hauses? Einmal mehr ertappte Atashkada sich dabei, wie sie in Gedanken an der gestrigen Nacht hing, aber rot wurde sie dabei sicher nicht. Es war herrlich gewesen. Mehr als das und wohl auch SEHR einmalig. Aber das Leben schreibt die interessantesten Geschichten und so war sie sicherlich mindestens nur einen Schritt weit davon entfernt eine neue Geschichte zu erleben. Diese hier, würde auf jeden Fall einen Ehrenplatz in ihren Erinnerungen erhalten. Die Dunkelhäutige war mit den Gedanken gerade weit entrückt, als sie die zarte Stimme von Maiye vernahm. Tuch? Band? Farbe? Ein wenig forschend suchte Atashkada das Gesicht der sehr jungen Frau ab. Irgendwann hielt Verständnis Einzug in Ihrem Kopf und sie nickte. "Ja. Bitte. Das ist sehr nett, Maiye."

  • Eifrig öffnete das Dienstmädchen eine weitere Schublade und entnahm dieser ein schmuckes seidenes Tuch in exakt derselben Farbe wie sie auch das Haarband hatte - nicht ohne die übrigen wieder sorgsam zusammen gelegt zurück zu räumen. Auch dieses Tuch drapierte sie nun fast mühelos in eleganter Manier im tiefschwarzen Haar der Dheoran. Prüfend betrachtete Maiye ihr Werk zum Abschluss und drückte vor Konzentration unbewusst ihre Zungenspitze gegen die Oberlippe. Bis ihre Augen im Spiegel die Augen Atashkada's trafen und ihr ihren eigenen kleinen Fauxpas bewusst machten. Maiye errötete augenblicklich und zog die Zunge hastig zurück, lächelte die Dheoran aber auch gleichzeitig mit schuldbewusster Miene an. "Verzeiht, Herrin!" hauchte das Mädchen. "Ist so alles zu Eurer Zufriedenheit ?"

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    Nicolas Chamfort

  • Dieses Mal verlor Atashkada sich nicht in den Gedanken, auch wenn sie sich immer wieder aufs Neue aufdrängen wollten. Nein dieses Mal hingen ihre Augen an dem jungen Mädchen, das sich so geschickt ihren Haaren widmete. Angestrengt sah Maiye zwar aus, aber Strähne um Strähne wanderte an ihren Platz. Noch nie hatte sich jemand so um ihre Frisur bemüht. Nicht einmal sie selbst. Wild und unbändig war es ihr fast am Liebsten, denn das entsprach doch ganz gut ihrem Naturell, befand sie, aber nun? So… Atashkada blickte in den Spiegel und sah sich selbst darin und was sie sah gefiel…. Die Dheoran wandte sich dem Mädchen zu und nahm sacht die kleinen Hände in die ihren. „Wunderbar Maiye.“, lobte sie sie aufrichtig. „Du hast SEHR geschickte Hände. Wo hast du das gelernt?“, frage sie mit ehrlichem Interesse. Dass Daerids Hausdiener ihr das beigebracht hatte, konnte sie sich nun gar nicht vorstellen. Männer verstanden meist nichts von diesen Dingen…dafür von so manch anderen…

  • Ein bisschen erschrocken war Maiye ja doch als die wunderschöne Frau so unerwartet ihre Hände in ihre eigenen Hände nahm. Doch bei dem Lob und den freundlichen Worten verschwand das Gefühl auch gleich wieder. Fast plusterte sie sich etwas auf vor Stolz. "Eine Zofe war hier." erklärte sie der Dheoran ohne Argwohn. "Sie hat vor mir hier im Hause gelernt. Sie ist jetzt bei..." hier verhielt das Mädchen seine Stimme dann doch, beugte sich näher zu Atashkada's Ohr hin und flüsterte ganz leise den Namen einer alteingesessenen und ehrwürdigen Adelsfamilie Nir'alenars hinein "... in Stellung." Unverhohlene Bewunderung klang in den Worten mit und es war eindeutig, dass Maiye eine solche Anstellung wie die Erfüllung eines langgehegten Traumes erschien. "Sie brachte mir abgelegte Perücken und Haarteile mit zum Frisieren." berichte das Dienstmädchen mit rosigen Wangen. "Zwei Wochen lang musste ich üben und üben und üben - aber zum Schluss sagte sie, dass ich ein Händchen dafür hätte. Sie hat es sogar zu Lombard so gesagt!" Letzteres war ganz offensichtlich für Maiye vergleichbar mit dem Ritterschlag eines Knappen. "Ich freue mich, dass ich es nun einmal anwenden konnte." gestand sie der Dheoran etwas verlegen. "Ihr habt so wundervolles Haar, Herrin!" Zu den letzten Worten lächelte das Mädchen glücklich. Dann aber schien sie sich wieder an ihre Pflichten zu erinnern. Anmutig knickste es vor Atashkada. "Wenn Ihr sonst keinen Wunsch mehr habt, würde ich Euch nun den Weg...." in die Küche zeigen - hätte sie beinahe gesagt, fing sich aber noch rechtzeitig ".... zu Eurem Morgenmahl geleiten, Herrin ?"

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    Nicolas Chamfort

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