Eine Reise beginnt

  • Die beiden Herren redeten dem Tollpatsch gut zu, während sich Sarei schließlich an ihrem Tisch niederließ und eine Bedienung mit einer stummen Geste zu sich beorderte, mit einem Ohr immer den drei Anderen lauschend. Ein Kaufmann, eine Priesterin der Alaria und ... Was für ein Name ... Ein amüsierter Ausdruck huschte über Sareis Gesicht.
    Im weiteren Verlauf des Gespräches ließ Sarei ein unwillkürliches Schnauben vernehmen. Ein Handel mit begehrten Raritäten. Als wenn diese Leute hier wüssten, was wahre Raritäten waren. Manche Dinge waren nun einmal mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.
    Doch dann wurde es interessant und eigentlich wollte Sarei nicht gestört werden aber schon stand ein Mädchen an ihrem Tisch, das ihre Bestellung aufnehmen wollte. "Tee", kam es nur kurz und knapp aus ihrem Mund und schon wurde die Bedienung mit einer bestimmenden Handgeste wieder weg gewedelt.
    Ein Drache ... Gedankenverloren wickelte Sarei eine Strähne ihres schwarzen Haares um ihren Zeigefinger, während ihr eine Prophezeiung in den Sinn kam. Aber nein ... Das war unmöglich. Oder etwa doch nicht?
    Die weiteren Worte der Tischgesellschaft drangen nur noch leise an Sareis Ohr, während sie in Gedanken versuchte, sich an den genauen Wortlaut dieser Prophezeiung zu erinnern.
    Irgendetwas sagte die Alaria Priesterin von Abenteuern und einer Schiffsreise ... Das holte die Prinzessin wieder in das Gasthaus zurück. Ob man sich da anschließen konnte? Das war doch genau das, was sie wollte. Einmal raus aus ihrem langweiligen Prinzessinnenleben. Und nebenbei würde sie etwas über diesen Drachen in Erfahrung bringen können. Das würde ihr im Palast niemand verübeln können. Immerhin ging es hier um das Wohl aller. Dennoch blieb sie vorerst sitzen und als der Tee endlich serviert wurde, nahm sie einen Schluck davon.

  • "Lasst es mich wissen falls Ihr Euch zur Beherbergung von Gästen entschließt, Arelianthus!" bat Daerid höflich und fuhr fort. "Da kämen wir sicherlich miteinander ins Geschäft und würden beide davon profitieren." Er lächelte verständnisvoll nickend dazu, dass der Hüne noch nicht so recht wusste, wohin der weitere Weg ihn führen sollte. Hier verschloss sich die Welt der Fühlenden allerdings sowohl dem Valisar wie auch dem Assassinen in Daerid vollständig. Gänzlich ohne Plan und Ziel durch's Leben zu streifen ? Undenkbar für ihn. Dass die Priesterin von Lenkung durch das Schicksal sprach - nun, das mochte in der Natur der Sache liegen, befand Daerid. Und so völlig von der Hand weisen konnte er diese Vermutung zum Leidwesen seines streng rationalen und analytischen Verstands auch nicht - hatte er doch schon selbst so seine Erfahrungen mit dem gemacht, was in seinem Volk Mineral's Segen genannt wurde. "Manchmal scheint es der Wille der Götter zu sein, uns den Weg aufzuzeigen." bekräftigte er sein verständnisvollen Lächeln dennoch diplomatisch und wand sich der Priesterin zu. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es an Eurer Unfähigkeit lag, Priesterin Niiv." wehrte er ab. "Höchstens an der Unhöflichkeit Eurer Umgebung." Es klang vielleicht schmeichelnd, aber dem Valisar war es damit durchaus ernst. "Leider führt mein Weg noch nicht zurück nach Nir'alenar ..." teilte er seinen Tischnachbarn mit bedauernder Stimme mit "..sonst hätte ich Euch, Niiv, und Euch, Arelianthus gebeten, mich auf der Reise zu begleiten."

    Man beherrscht die Leute mit dem Kopf - mit einem guten Herzen spielt man nicht Schach.


    Nicolas Chamfort

  • >> Wenn sie einem den Weg zeigen würden, anstatt einem die Erinnerungen und die Vergangenheit zu nehmen, wäre der Gedanke des Schicksals wohl ein Schöner. Aber euer Angebot mit den Gästen erscheint mir wirklich gut. Ich müsste nicht viel tun und der eine oder andere Gast, würde sich bestimmt ein ruhiges Ambiente wünschen. Ich denke, da kommen wir ins Geschäft, sobald mein Gut auf Vordermann gebracht ist. <<



    Arelis konnte sich nicht erwehren, die Lust eines Abenteurs auszuleben. Die Klingen zu schwingen, Neues zu entdecken. Er spürte wie sein Blut bei dem Gedanken in Wallung geriet. Es war beinahe so, als wäre er ein kriegerrisches Leben gewohnt gewesen. Er brauchte eine Aufgabe, dringend. Er brauchte Bewegung, nicht dieses tagelange Möbel suchen, Schiffe reisen, Häuser renovieren.
    Eine Emotion die Arelis neu war, so als würde Leidenschaft in ihm aufkeimen. Keine blinde Zerstörungswut oder Blutlust, mehr wie...... er konnte es nicht sagen.
    Und dennoch faszinierte ihn diese Stadt und ihre Schönheit.


    >> Darf ich fragen, welche Verpflichtungen euch hier halten? Aber bei dem Gedanken an Abenteuer, zieht es mich an. Ihr wisst nicht zufällig um eine Aufgabe, die ein Sohn Velendroses ohne Vergangenheit zugute käme? <<


    Das mit der Vergangenheit erwähnte Arelis nur, um durch die Blume von illegalen Geschäften abstand zu nehmen. Geld verdiehnen war in Ordnung, aber er würde nicht zu Unrecht töten. Niemals vergass er seinen Schwur und seine Aufgabe, welche Meister Arvanor ihn gelehrt hatte.

  • Die Bemerkung des Fremden brachte sie zum Schmunzeln. „Unhöflichkeit meiner Umgebung?“ wiederholte sie seine Worte – das war doch eine sehr ungewöhnliche Ausdrucksweise. Es amüsierte sie, aber gleichzeitig beschlich sie das Gefühl, dass es genau solche Menschen geben würde, die von ihrer Umwelt verlangten immer Rücksicht auf einen zu nehmen und das sich gefälligst alles nach ihnen zu richten hatte. „Wie soll ich denn von einem Balken verlangen, mir bitte nicht im Weg zu hängen und meinem Kopf auszuweichen?“ antwortete sie mit einem Lächeln. „Ich glaube wenn ich verlangen würde, dass sich meine Umwelt nach mir richtet, dann sollte ich einfach den Tempel nie wieder verlassen, da passiert es einem zugegebenermaßen selten, dass einem Kisten plötzlich den Weg versperren, oder Tauwerk ein Netz bildet.“ Kurz hielt sie inne. Doch es lag an ihrer Unfähigkeit zu sehen, wo sie hin lief, aber das sprach sie nicht laut aus, verstand sie die Worte des Fremden doch als nett gemeint.
    „Aber hin und wieder gibt es doch Leute, die einen vor der unhöflichen Umgebung retten….“ Sie deutete dabei in Arelis Richtung und lächelte ihm zu. „zum Beispiel wenn diese Unhöflichkeit darin besteht durchgehende Pferde auf mich zustürmen zu lassen.“ man konnte ihr durchaus anmerken, dass sie gefallen an dieser formulierungsweise gefunden hatte.

  • "Das klingt als hätten die Götter Euch übel mitgespielt, mein Freund." antwortete Daerid ernst und kurz wechselte sein Blick zwischen dem Mann und der Frau hin und her. Vielleicht lag darin der Grund, warum Arelianthus die Priesterin an seiner Seite hatte.... "Ich versichere Euch, dass ich ein verlässlicherer Geschäftspartner sein werde als die Götter es Euch bislang waren." Für den ehrenwerten und angesehenen Kaufmann, der den anderen Teil von Daerid's Existenz bildete, kam ohnehin nichts anderes in Betracht. Auf dessen unzweifelhaften Ruf war er angewiesen. Deshalb zog er auch augenblicklich eine Braue empor als er Arelianthus fortfuhr. Trotz dieser angedeuteten Missbilligung erkundigte er sich höflich "Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, was Ihr sagen wollt ?" obwohl er die Andeutung sehr wohl verstanden hatte. Aber der hünenhafte Mann interessierte Daerid und er wollte ihm Gelegenheit geben, die versteckte Andeutung zu revidieren. "Nein, keinerlei Verpflichtungen. Meine Geschäfte in Ji San sind zufriedenstellend verlaufen und nun führt mein Weg mich weiter in die nächste Stadt, um dort weitere Geschäfte abzuschließen. Es wird noch einige Zeit dauern bis ich nach Nir'alenar zurückkehre."


    Die Priesterin hatte Daerid's Worte wiederholt und dann einige Zeit geschwiegen. Als sie schließlich antwortete, musterte der Valisar sie einige Zeit. Ihm entgingen keineswegs die Ironie noch der Humor, welche in den Worten lagen. Die Fühlenden vergaßen häufiger, dass beides mehr mit Intelligenz als mit Gefühl zu tun hatte. Dennoch kamen die Worte für ihn unerwartet und der Assassine fragte sich, warum die Priesterin die Schuld wohl so vehement bei sich suchte ? Es gab Leute, die sich schlechter hinstellten als sie waren. Mit der Absicht, dass man ihnen das Gegenteil davon sagte - das war Daerid durchaus bekannt. Aber bei einer Priesterin ? konnte er an diesen Grund nicht so recht glauben. "Verehrte Priesterin Niiv - es liegt mir fern, Euch zu widersprechen und womöglich Euren Unmut auf mich zu ziehen. Aber wenn ich Euch und Euren schmucken Stab so betrachte, dann bezweifele ich, dass herumstehende Kisten und Balken Euch vor ernsthafte Probleme zu stellen vermögen." griff er die Tonlage der Priesterin auf. "Es mag sein, dass Euer Priesteramt es Euch auferlegt, dergleichen Gleichgültigkeiten und Rücksichtslosigfkeiten der Leute mit Eurer vorgeblichen Unfähigkeit zu entschuldigen ?" Daerid formulierte es bewusst als Frage. Letztendlich waren diese Dinge der Grund für seine Existenz, wie er leidenschaftslos resümierte. Wer daran schuld war oder sein wollte oder ob überhaupt jemand daran schuld hatte, war ihm völlig gleichgültig, wenn er ehrlich war. "Wenn das so ist, ehrt es Euch, werte Priesterin !" Immerhin wusste der Valisar nun auch, wie seine beiden neuen Bekanntschaften aufeinander getroffen waren - ein Aufruhr am Hafen, wenn er es richtig verstanden hatte. Nun - durchgehende Pferde stellten für Daerid Canvele keine Unhöflichkeit dar sondern waren für seinen perfektionistischen Anspruch vielmehr blanke Unfähigkeit und Versagen. Aber da er an einer angenehmen Gesprächsatmosphäre interessiert war, behielt er diese Einschätzung für sich. "Aber wäre das Leben nicht weitaus angenehmer, wenn jeder sich so verhielte, wie Euer geschätzter Retter Arelianthus hier ?" schloss er deshalb lächelnd.

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    Nicolas Chamfort

  • Dem weiteren Gespräch der Gruppe lauschend genoss Sarei nach wie vor ihren Tee und nahm immer wieder ein paar Bruchstücke in sich auf. Dieser ... Drache hatte also keine Erinnerungen mehr. So so.
    Und er besaß wohl ein Gut, das er noch auf Vordermann bringen wollte.
    Was dann allerdings Sareis größte Aufmerksamkeit auf sich zog, war das Stichwort 'Abenteuer'.
    War sie nicht genau aus diesem Grund dem Palast entflohen? Um Abenteuer zu erleben und ihrem tristen Alltag zu entfliehen?
    Zwischendurch ging es wieder um Geschäfte und um die Tollpatschig ... nein ... Blindheit dieser Priesterin. Ein wenig mehr Selbstvertrauen würde ihr gewiss nicht schaden, fand Sarei.
    Ein wenig verdrehte die Prinzessin ihre Augen aufgrund der Worte des Schwarzhaarigen, der auf die Priesterin einzugehen versuchte.

  • „Ha! Ihr seid auch noch nie ungebremst gegen einen vorstehenden Balken gelaufen oder ein offenes Fenster. Nicht vor allem kann mich mein Stab warnen.“ antwortete sie mit gespielter Leichtigkeit in der Stimme, aber keinesfalls tadelnd. Es war einfach eine Tatsache mit der sie Leben musste, das sie hin und wieder unsanfte Begegnungen mit Dingen machte.
    Nein tatsächlich war es nicht ihr Priesteramt, welches sie dazu brachte, lieber den Fehler bei sich zu suchen, als bei anderen. Es war einfach ihre Art. Um genau zu sein fand sie das Gehabe von Leuten, die erstmal alles andere verantwortlich machten schrecklich. Das machte sie hilflos, denn wenn wer Anders schuld war, dann brauchte man sich ja erst recht keine Gedanken darum zu machen, wie man sich denn wohl selber helfen konnte.
    „Nein, ich entschuldige sie nicht.“ antwortet sie nüchtern, „Aber ich klage sie auch nicht an, denn meistens sind an einer Situation zwei Schuld.“ Sie fragte sich allerdings, wie sie von Kisten zu Leuten gekommen waren. Und eigentlich wollte sie auch nicht weiter über dieses Thema sprechen zudem ihr, wenn sie noch länger mit untergeschlagenen Beinen dasitzen musste, vermutlich bald die Beine einschlafen würden. Der Tee neigte sich ausserdem dem Ende zu.
    „So langsam aber sicher müsste ich meine Beine mal in eine andere Position bringen.“ erklärte sie kurz und lächelte. „Kennt ihr die Brücke des langen Lebens?“ fragte daher ihre Gesellschaft. Sie war schonmal dort gewesen, aber alleine würde sie den Weg dorthin nicht mehr finden. Sie erinnerte sich nur daran, dass man auf dem Weg dorthin auch bei dieser Seltsamkeit von Händlerstatur vorbei kam. „Oh oder diesen Brauch für Reichtum an der Kaufmannsfigur?“ fügte sie hinzu. Das könnte die beiden Händler doch interessieren.

  • So ganz traute Daerid der Darstellung seiner Tischnachbarin nicht über den Weg und glaubte nicht so recht daran, dass sie ihren Stab nicht gut und geschickt zu nutzen wusste. Aber es war alles andere als schicklich, solcherlei Zweifel gegenüber den Worten einer Priesterin verlauten zu lassen und so beschränkte der Valisar sich auf eine höfliche Zustimmung. "Mit Eurer Einschätzung habt Ihr sicherlich Recht, es gehören immer Zwei dazu." nickte er diplomatisch und griff ihre weiteren Worte auf. "Ich kenne diese Brücke." gab Daerid zu. "Und ich könnte mir vorstellen, dass Ihr diese prunkvolle Statue meint, die auf dem Weg dorthin liegt ?" fuhr der Valisar überlegend fort und lächelte Arelianthus bewusst an. "Das wäre vielleicht etwas für Euch, Arelianthus. Es heißt, sie könne einem Wohlstand bescheren, so wie unsere verehrte Priesterin es sagt. Zumindest schadet es sicherlich nicht, auch wenn es nur ein Aberglaube sein sollte." Sich nach dem Essen noch ein wenig die Beine zu vertreten schadete außerdem auch nicht. "Ich biete mich gern als Führer an. Ein kleiner Spaziergang wäre auch in meinem Sinne." fuhr Daerid deshalb fort und erhob sich in einer einzigen fließenden Bewegung. "Wenn es Recht ist, werde ich schnell unsere Rechnung begleichen." Mit wehendem Umhang begab er sich nach kurz angedeuteter Verneigung zur Zahlstelle beim Ausschank hinüber, um seinen beiden neuen Bekanntschaften die Gelegenheit zu geben, sich ungestört über seinen Vorschlag abstimmen zu können.

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    Nicolas Chamfort

  • Arelis gefiehl die Idee. Zwar war er nicht abergläubisch und an ein gelenktes Schicksal von Göttern, dachte er nur wenig, aber mit gehen würde er.
    Ihm gefiehl nicht der Gedanke, dass Andere über ihn entschieden.
    Die Stadt kennen zu lernen hingegen, sagte ihm sehr zu. Er würde bestimmt öfter in Ji San sein wollen und sich ein wenig auszukennen, würde sich lohnen.
    Vorsichtig erhob er sich und streckte seine gespannten Beine.
    >> Lass mich helfen <<, sprach er zu Niiv und bot ihr seine Hand. >> Euren Beinen geht es bestimmt wie meinen <<, schmunzelte er.

  • Erfreut hörte sie, dass Dearid diese Brücke und auch die Statur kannte und sie auch dorthin führen konnte.
    Bereitwillig ließ sie sich von Arelis aufhelfen nachdem sie kurz nach ihrem Stab gegriffen hatte.
    „Danke, Ja, noch ein bisschen länger und sie hätten vermutlich beschlossen ein Nickerchen zu machen.“ meinte sie lächelnd.
    „Wir warten am besten draußen auf ihn, oder?“ fügte sie hinzu und ließ ihren Stab behutsam die Türzarge finden. In so engen Räumen hatte sie immer etwas Angst die Leute mit dem Taktstock zu belästigen, weil sie an sie heranstieß.



    Die kühle der Gasse umfing sie, als sie den Fuß wieder auf das grobe Pflaster setzte und ein leichter Windhauch wehte den Salzigen Geruch des Meeres zu ihnen her. Sie liebte dieses Geruch, auch wenn er sich hier in Ji San mit so viele ungewöhnlichen Düften vermischte.
    „Ich glaube die Statur zeigt eigentlich ein hutzliges altes Männchen.“ erklärte sie lachend, „zumindest fühlt sie sich so an. Aber das mag vielleicht auch daran liegen, dass die einzige wirklich glatte Stelle der Statur, ihr Geldsäckchen ist.“
    Die unzähligen Hände, die schon an diesen Sack gepackt hatten weil das Reichtum bedeutete, waren nunmal nicht spurlos daran vorbei gegangen.

  • Man wollte sich also zu dieser Brücke begeben und erhoffte sich Wohlstand. So so. Verächtlich hob Sarei ihre Augenbrauen in die Höhe, dachte dann allerdings sogleich über etwas vollkommen anderes nach. Lauerte hier das Abenteuer, welches sie zu finden erhofft hatte? Vorsichtshalber beorderte sie die Bedienung abermals zu ihrem Tisch und bezahlte ihren Tee. Sie würde diesen Dreien dort einfach folgen.


    Gedacht, getan. Sarei würde nur noch kurz abwarten, bis auch wirklich alle drei aus dem Gasthaus hinaus waren, dann würde sie deren 'Verfolgung' aufnehmen.

  • Daerid zahlte die gemeinsamen Rechnungen und legte ein ordentliches Extra dazu. Seiner Erfahrung nach lohnte es sich, wenn man so zum Ausdruck brachte, dass man zufrieden gewesen war. Sogar dann, wenn man es in Wahrheit nicht gewesen war. Während er noch einige belanglose Worte mit der Bedienung wechselte - nur in dem Umfang, wie seine hiesigen Sprachkenntnisse perfekt waren natürlich - spähte er noch einmal verstohlen zu der fremden Frau hinüber. Nein.... etwas wirklich Auffälliges konnte er an ihr ansonsten nicht ausmachen.
    Der Hüne und die Priesterin hatten den Gastraum bereits verlassen als der Valisar sich vom Schanktisch abwandte. Er folgte ihnen gemächlich zum Ausgang. Wenn sie draußen warteten, warteten sie. Wenn nicht, dann nicht.
    Kaum hatte Daerid die Tür hinte sich geschlossen, umgab ihn augenblicklich wieder die ganz eigene Atmosphäre der Strassen Ji Sans - ihr Geruch, ihr Geschmack, ihr Stimmengewirr.... jetzt gegen Abend vielleicht nicht mehr ganz so intensiv wie zur Haupttageszeit.
    Daerid trat zu Niiv und Arelianthus hinüber, die ein kleines Stück entfernt standen und lächelte höflich. "Dann zu der Brücke ?" fragte er noch einmal nach und deutete in die entsprechende Richtung. "Dann geht es hier entlang, wenn ich bitten darf ?" Der Valisar wartete kurz ab, wie die Priesterin sich arrangierte oder ob der Hüne sie führen würde. Mit einer blinden Person umzugehen war ihm unbekannt und es konnte nie schaden, etwas Unbekanntem auf die Spur zu kommen.

  • Draußen angekommen, erreichte den Krieger wieder die salzige Seeluft, welche er mochte. Diese Stadt hatte eine Ausstrahlung auf ihn, die er nicht beschreiben konnte. Umso mehr wollte er sie entdecken.
    Nachdem er seine Schwerter an seinem Gürtel angebracht hatte, nickte er bereit und folgte dem Händler die Strasse entlang.

  • Niiv folgte den beiden Herren in einigem Abstand zu ihnen, damit sie ihnen nicht ihren pendelnden Stab in die Hacken haute. Ihre Stimmen waren ein guter Wegweiser und bald hatten sie die Gasse verlassen um weiter den Hang hinauf zu gehen. Niiv erinnerte sich daran, dass sie auch beim ersten Mal, als sie zu dieser Brücke gegangen war nicht direkt vom Hafen aus dorthin gelangt waren.
    Immer wieder wandelte sich der Untergrund. Mal war es festgestampfter Lehmboden, in dem sich tief die Furchen von Wagen gegraben hatten, mal bedeckten große Steine den Boden, die aber auch ihre Fahrrillen aufzuweisen hatten. Wo die Furchen für viele sicherlich ein Ärgernis waren, boten sie Niiv eine Sichere Markierung um sich zu orientieren und nicht zu weit in die Mitte der Straße zu gelangen.
    Irgendwann kam ihr der bekannte Klang des Vogelmarktes entgegen. Schon von weitem hörte man das aufgeregte Zwitschern und Piepsen der kleinen Vögel, die die Ji Saner in kleinen Käfigen feilboten. Niiv mochte den Gedanken irgendwie nicht, aber sie konnte auch nicht leugnen, dass sie den Gesang der Vögel, dem man hier lauschen konnte, sehr mochte.
    Als sie merkte, dass Dearid sie geradewegs durch das Gewirr an Händlern und Käfigen führte, nahm sie die Linke Hand vor ihr Gesicht, so dass die Handfläche zu ihr wies. Ihr Hut warnte sie zwar oft genug, wenn sie drohte gegen irgendwas mit dem Kopf zu laufen, aber man musste bei dem Chaos sein Glück ja auch nicht herausfordern. Schnell merkte sie, dass es eine gute Entscheidung war, den Bereich, den ihr Stab nicht abdeckte, mit der Hand zu kontrollieren, denn immer wieder musste sie um tief hängende Käfige, deren Bewohner sich nicht gleich bemerkbar machten, einen Bogen machen nur um dabei festzustellen, dass sie auf der anderen Seite auch aufpassen musste. Erschrocken zog sie die Hand zurück, als diese plötzlich weiches Gefieder berührten.
    „Berühren verboten.“ Lautete ein harscher Komentar in vakrisischem Akzent, aber Niiv ignorierte ihn einfach und versuchte wieder zu ihren Begleitern aufzuschließen, von denen sie gerade in diesem Moment befürchtete, sie verloren zu haben.

  • Arelis bemerkte die missliche Lage der Priesterin und gesellte sich neben sie!
    >> Ich würde dir wieder meinen Arm anbieten, wenn es dir hier zu voll ist <<, sprach er leise und bot ihr ihren Arm an.
    Auf diesem vollen Markt und durch die ganzen Geräusche nebst dem Geträller der Vögel, musste es für Niiv verwirrend sein.
    Er wartete bis die Priesterin sich orientiert und seinen Arm genommen hatte, bis er sie vom Markt führen konnte.
    Es dauerte nicht lange, bis sie den Platz hinter sich gelassen hatten und es ein wenig ruhiger wurde. Arelis lies sich von Deadrid leiten, da er selbst zum ersten Mal hier war. Ein leichter Weg mit Kieseln bedeckt, führte sie weg vom Markt zu einem Park. Wie groß er war, konnte Arelis nicht genau erkennen. Gezackte Blätter fremden Ahorns, knorrige kleine Nadelbäume und kleine Flächen mit Sand, in die Kreise, Wellen und Linien gezeichnet waren, verströhmten eine angenehme Ruhe. Kleine Teiche mit Fischen in Rot, Gold und Weiß, rundeten das Bild ab. Es gab viele kleine Nischen aus Sträuchern, in denen man ungestöhrt sein konnte, fern ab des Trubels.
    Arelis empfand dies deutlich schöner, als die Parks seiner Heimat....

  • „Danke.“ Antwortete sie, als sie die mittlerweile bekannte Stimme von Arelis neben sich vernahm. An seiner Seite war der Weg wesentlich weniger schwierig und sie musste nur noch darauf achten, dass sie rechts neben sich genügend Abstand zu Hindernissen hatte. Aber er machte seine Sache als Führer recht gut, so dass sie schon bald den Markt verlassen hatten und nach ein paar Straßen in eine völlig neue Atmosphäre eintauchten. Auch hier war das Gezwitscher von Vögeln zu hören, aber wesentlich freier und ohne die große Aufregung, die die Tiere auf dem Markt an den Tag legten. Von irgendwoher drang das Plätschern von Wasser an ihr Ohr und der Duft ihr unbekannter Blüten lag in der Luft.
    „Niiv?“ erklang plötzlich eine vertraute Stimme in ihrer Nähe. Und obwohl sie die Stimme gut kannte brauchte sie einen Moment um Harkson zu erkennen. Mit dem Maat hatte sie hier nun so ganz und gar nicht gerechnet. Sie war abrupt stehen geblieben, ohne das Arelis damit gerechnet hatte, denn er zog noch ein wenig weiter an ihrem Arm.
    „Harkson?“ stellte sie die Frage verwundert zurück.
    „Ja, im Tempel sagten sie mir, ihr wärt heute Morgen mit einem Schiff nach Nir’alenar aufgebrochen, ich habe gar nicht damit gerechnet, euch doch noch hier zu treffen.“
    „Das war auch mein Plan.“ Antwortete sie und ein Lächeln kam ihr über die Lippen, bei der Erkenntnis, dass es wohl das erste gewesen war, was er getan hatte, seit dem sie eingelaufen waren. „Allerdings habe ich wohl mein Schiff verpasst. Aber der Herr Arelianthalus hier bot mir an, mich in zwei Tagen auf seinem Schiff mitzunehmen.“ Oder war es nur ein Schiff, dass er selber auch nehmen wollte? So ganz sicher war sie sich dessen nichtmehr.
    „Was die haben nicht auf Euch gewartet?“ empörte sich Harkson, „Ihr könntet aber auch immer bei uns mitfahren, dass wisst ihr.“ Fügte er an und erst danach schienen Niivs Worte bei ihm anzukommen, „Oh, ich wollte nicht…“ begann er, wohl an Arelis gewandt als er merkte, dass er gerade seine Einladung untergrub. „Wir fahren auch nur bis Ilassea.“ Versuchte er sein Angebot wieder zurück zu nehmen, wie Niiv deutlich an seiner ausweichenden Stimme erkannte.
    Trotzdem, das bot eine ganz neue Möglichkeit und zugegebenermaßen, war das Angebot von Arelis eher auf wackeligen Pfeilern gebaut.
    „Wann legt ihr wieder ab?“ fragte sie, vielleicht war die Norelia eine gute Möglichkeit zumindest bis nach Ilassea zu kommen, wenn das Schiff von Arelis nicht kam, oder sie nicht mitnehmen konnte.
    „Heute Abend schon, Ja, wir hatten gar nicht geplant hier Anzulegen. Aber es gab noch etwas wichtiges.“ Harkson untermalte seine Aussage mit einem klopfenden Geräusch auf etwas weichem dumpfen Möglicherweise eine Tasche, „Aber ich bin auch schon wieder auf dem Rückweg.“
    Das hieß sie musste sich jetzt entscheiden, zwischen einer sicher stattfindenden Überfahrt mit ihr zum Teil wohlbekannten Männern, aber halt nur bis Ilassea und einer nicht so ganz sicheren Überfahrt mit ihr unbekannten Leuten. Durchaus war ihr dieser Arelis sympathisch, war er es doch gewesen, der sie vor dem Pferd bewahrt hatte und er war durchaus sehr höflich gewesen.
    „Wäre das auch eine Option für euch?“ fragte sie an den Mann der sie führte gewandt erst dann viel ihr ein, dass er ja noch einige Sachen in Ji San zu erledingen hatte. „Oh, nein… äh, währt ihr mir sehr böse, wenn ich das angebot von Harkson annehmen würde? Dann käme ich vermutlich nur einen Tag später in Nir’alenar an und nicht drei.“ Vorausgesetzt, sie bekam in Ilassea ein anderes Schiff, dass sie nach Nir brachte, aber die Route war immer stark befahren.


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  • Draußen, vor dem Gasthaus angekommen, suchten Sareis Blicke nach dem kleinen Grüppchen, welches sie hatte verfolgen wollen. Nach einer Weile hatte sie die Leute auch gefunden und war ihnen unauffällig – so dachte sie zumindest – gefolgt, bis sie irgendwann am Markt angekommen waren.
    Was die Prinzessin allerdings leider dank ihrer ständigen Konzentration auf das für sie interessante Grüppchen nicht bemerkte war, dass auch sie selbst verfolgt wurde. Und so stellte sich ihr plötzlich ein nur allzu bekanntes Gesicht in den Weg. „Ihr solltet Euch nicht alleine hier aufhalten, Prinzssin“, lautete dann auch gleich die ebenfalls nur allzu bekannte Stimme, die zu diesem Gesicht passte und Sarei verdrehte genervt ihre Augen.


    Natürlich. Wie hatte sie auch nur annähernd annehmen können, dass es ihr möglich wäre, sich unbemerkt aus dem Palast schleichen zu können. Seufzend drehte sich Sarei um, entdeckte hier noch weitere, ihr bekannte Gesichter und ergab sich ihrem Schicksal, sich in Begleitung ihrer Leibwache wieder zurück, nachhause, in ihren goldenen Käfig zu begeben. Jetzt wusste sie, wie sich die Vögel auf dem Markt wohl fühlen mochten. Von allen bestaunt und bewundert und doch einsam, allein und gelangweilt. Und mit jedem Schritt, den sie ihren Leibwachen folgte, ging er dahin, der Traum von Abenteuern und Freiheit.


    TBC: Off

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