Der Park (alt)

  • Fanir bewegte sich unsicher auf dem Fest. Eigentlich hatte sie nicht gehen wollen. Wozu auch? Tanzen konnte sich kaum, kennen tat sie auch niemanden. Aber dann hatte ihre Neugier gesiegt. Ein Fest! Sie erinnerte sich, früher, in der guten Zeit, wollte sie auch immer auf ein Fest gehen. Ihre Eltern hatten es verboten. Zu gefährlich, natürlich, als könnte Fanir nicht selbst auf sich aufpassen!


    Jemand lief an ihr vorbei, musterte kurz ihr verdrecktes und zerrisenes Kleid, nahm seine Begleitung fester in den Arm und lief dann mit einer hochnäßigen Miene weiter. Fanir hätte gerne geschrien: Was ist dein Problem?!, aber sie atmete durch und versuchte sich in ihrer neuen Gelassenheit. Trotzdem fühlte sie sich sofort unwohl in ihrem Körper. Was hatte sie erwartet? Dass sie mit offenen Armen empfangen wurde? Wohl kaum.


    Der Geruch von Essen machte sie schwindlig. Hätte sie doch nur etwas Geld. Neidisch schaute sie auf den Stand, an dem es verkauft wurde. Sie hatte schon an mehreren Orten gefragt, ob sie etwas abbekommen konnte, immer hatte sie ihren Stolz heruntergeschluckt, sich gesagt, dass sie sonst nicht überleben würde. Gegeben hatte ihr dennoch kaum einer etwas. Und den Händler kannte sie, einer der ganz üblen Sorte. Hatte sie schon mehrmals verjagt, einmal sogar zusammengeschlagen.


    Deswegen ging sie nicht näher ran, vielleicht später.


    Sie war gekommen um auch einmal dabei zu sein, auch wenn es hieß, dass sie sich den Blicken der Leute aussetzen musste.


    Aber die Musik! Das machte alles wett. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie noch nie so etwas schönes gehört! Sie wiegte ihren Kopf ein wenig im Takt, vermutlich falsch, aber das war ihr egal.

  • Langsam schlenderte Kaera die Gasse entlang. Die Nachtluft war herrlich. So atmete sie genießerisch ein und seufzte leise. Kaeras Kleid hatte den Farbton einer hellgrünen Sommerwiese mit einem leicht gelbem Schimmer und fiel fließend über Kaeras schlanken Körper. Das Kleid hatte schmale Träger und war bis zu den Knien geschlitzt. So war es schön luftig. Das Haar fiel ihr den Rücken hinab, nur zwei kleine Zöpfe hielten ihre Mähne aus ihrem Gesicht.


    Seit sie wieder in der Stadt war, hatte sie viel darüber gehört, dass dieses Fest im Park einfach toll sein sollte. So hatte sie spontan überlegt, dort einfach mal in die Masse zu tauchen und Musik und Tanz zu genießen. Sie konnte die Musik schon hören und betrat den Park mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Ganz offensichtlich hatten viele Leute Lust gehabt, dieses Fest zu genießen. Vielleicht sollte sie sich erst einmal umsehen. Also ging sie einfach über das Gelände, um alles in Augenschein zu nehmen und ein wenig die Leute zu beobachten, die sich hier versammelt hatten. Wollte sie doch mal schauen, ob sie jemanden fand, mit dem es sich zu tanzen lohnte...

    Nutze die Talente, die du hast,
    die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen. :stern:


    Henry van Dyke

  • Wieder hatte Seoul es in seinen eigenen vier Wänden nicht ausgehalten. Jetzt auf dem Fest fühlte er sich auch nicht weniger allein. Wie meist trug er nachtblaue Sachen, die schlicht aber elegant wirkten.
    Er beobachtete eine Frau, die scheinbar kein Geld bei hatte. Doch niemand schien Mitleid zu haben. Auch ihre Kleidung war in keinem besonders guten Zustand.
    Er näherte sich ihr. Wollte ihr etwas Geld geben ohne sie in Verlegenheit zu bringen, wusste jedoch nicht genau wie er das anstellen sollte. "Entschuldigt bitte, aber könnt ihr mir vielleicht raten, an welchem Stand das Essen tatsächlich scvhmecvkt?" sprach er Fanir an.

  • Auch Sil'anya behielt den Yassalar im Auge.
    "Ich habe bisher auch noch keinen von ihnen gesehen. Ich habe sie mir fischiger vorgestellt. Meine Familie handelt mit den verschiedensten Völkern doch mit denen....niemals. Dass er hier überhaupt toleriert wird..." Vielsagend sah sie zu Maida. "Seid ihr schon lange in Nir'alenar?"

  • Maida lachte auf und wandte den Blick von dem Yassalar wieder zu der Rothaarigen hin.


    "Fischiger, ja, da habt Ihr Recht. Mit Glupschaugen, dicken Lippen und fleischigen Barteln links und rechts. Ob er wohl Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen hat?"


    Die Vorstellung solch einer Kreatur auf zwei Beinen war höchst amüsant.


    "Wenn er versucht zu beißen, beißen wir einfach zurück." Maidas gesprenkelte Iris glitzerte kampflustig.


    "Ihr kommt aus einer Händlerfamilie? Welche Art von Waren vertreibt Ihr? Stammt Ihr direkt aus dieser Stadt? Ich bin schon ein ganzes Weilchen hier, fünf Lebenszyklen, um genau zu sein."


    Was alles andere als genau war. Die Länge eines einzelnen Lebenszyklus war davon abhängig wie selbstmörderisch oder vorsichtig sich eine Cath'shyrr durch die Welt bewegte.

  • Hinter lächelnder Miene wartete er darauf, dass die blonde Menschenfrau ihm in die Augen sah. Einen Blick. Mehr brauchte es manchmal nicht, doch sie flüchtete sich in rasche Worte und verließ seine Seite, noch ehe ein weiteres Wort sie hätte halten können.


    Scheuer kleiner Fisch...


    Lauernd verfolgte er den Weg des Paares. Erfolgreiche Jagd? Die Schwärze in seinen Iriden verdichtete sich. Und ob. Die Nacht war noch jung... und mit Zi'llails Segen hatte man sich nicht zum letzten Mal gesehen. In der Zwischenzeit wurde seine Bestellung grob auf dem Thekenholz abgesetzt. Die Bedienstete hatte es eilig, strich jedoch nicht alle Silberstücke ein, sondern beließ es bei einem unfreundlichen Blick. Zeciass zog die Mundwinkel weit genug nach oben, um ihr seine Reißzähne zu präsentieren. Erschrocken wandte sie sich einem anderen Kunden zu. Der Yassalar entspannte seine Züge mit kalter Genugtuung und nahm die verbliebenen Münzen wieder an sich, ehe er zu den Bechern griff.


    Die beiden Grazien waren nun nah genug, um einige Wortfetzen ihres Gesprächs zu verstehen. Was er hörte, bezog sich offensichtlich auf ihn... wenn auch nicht in der Art, die er für angebracht hielt. Offensichtlich waren sie entweder zu feindselig oder zu kurzsichtig, um gebührendere Worte zu wählen.


    Mit milder Neugier versuchte er sich an dem neuen Geruchssinn, den die ungewohnte Atmung mit sich brachte und schnupperte am Inhalt der beiden Becher. Der erste ließ ihn ratlos zurück, doch beim zweiten stieg ihm eine stechende Note in die Nase. Er stutzte und senkte den Blick argwöhnisch auf die dunkelrote Flüssigkeit. Versuchte das trockene Miststück, ihn zu vergiften?


    Der Verdacht genügte ihm, um sich den Becher einzuprägen. Ohne sinnloses Zögern wandte sich Zeciass von der Theke ab. Zwar hatte keiner der Nachrückenden Anstalten gemacht, ihm seinen Platz streitig zu machen... mit so viel Verstand schienen sie gerade noch gesegnet... doch ungern verharrte er zu lange am Schauplatz einer unglücklichen Jagd.


    Wieder war es sein Hunger, der seine Aufmerksamkeit auf das Areal der Tanzenden lenkte. Es waren nur wenige Momente vergangen, seit er der rätselhaften Tänzerin aufgetragen hatte, auf ihn zu warten. Sie musste sich also noch in der Nähe aufhalten...

  • Während Amelie weiter über das Fest streifte, wurde sie einer jungen Frau gewahr, die aus der Masse heraus stach. Fast alle hatten sich für das Festival heraus geputzt doch sie trug zerrissene Kleider und wirkte wie eine Landstreicherin.


    Eine Weile hatte Amelie die Frau beobachtet, wie sie um einen Essensstand herum schlich. Sie schien Hunger zu haben. Und dennoch schien sie sich ein gutes Essen nicht leisten zu können. So trat Amelie kurz entschlossen zu dem Stand und besah sich die Auslage. Es roch köstlich nach gebratenem Fleisch, frisch gebackenen Broten und köstlich zubereiteten Meeresfrüchten.


    Kurzerhand bestellte sie zwei Portionen Meeresfrüchte und etwas Brot und zahlte. Dann ergriff sie die beiden Schälchen und näherte sich damit der Fremden.


    "Darf ich Euch einladen?", sprach sie die Frau an und reichte ihr eine Schale mit Meeresfrüchten.


    Erst dann bemerkte sie den Nachtelfen an der Seite der Frau. "Oh sieh an. So sieht man sich wieder", begrüßte sie Seoul mit einem Lächeln.

  • Tári schien noch etwas zu der beeindruckenden schwarzen Gestalt zu sagen, sie tat es aber viel zu leise als dass Tamrin es im Gewirr der Stimmen um ihn herum hätte hören können, selbst, wenn er es hätte verstehen können.
    Dafür trat die junge blonde Frau fast sofort danach zu ihm und ergriff seinen Arm soweit das möglich war mit dem Becher, den er in der Hand hielt. Die Flüssigkeit schwappte aufgewühlt etwas hin und her. "Vorsicht - Dein Kleid!" mahnte er nur. Langsam aber außerordentlich beharrlich dirigierte Tári sie beide fort vom Ausschank. Auch fort von der Frau mit den Wolkenschiffen, wie er etwas bedauernd feststellte, aber angesichts von Tári's vorheriger Angespanntheit ließ er sie gewähren.
    Schließlich sah er doch über die Schulter zurück. Der Yassalar stand noch an der Stelle, an der er bestellt hatte, wenn auch mit dem Rücken zum Tresen. Er schien suchend die Menge zu mustern. "Tári ? Ich glaub, er sucht jemand anderen. Jedenfalls folgt er uns nicht." sprach er sie an, allerdings wagte er nicht, einfach stehen zu bleiben. Einmal wegen dem Becher. Und außerdem war es gar nicht unangenehm, sie so nah neben sich zu haben.

    .................


    >> Es ist so schwer, das Glück in uns selbst zu finden, nur leider ist es ganz unmöglich, es anderswo zu finden. <<


    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

    Einmal editiert, zuletzt von Tamrin ()

  • Die Mahnung des jungen Mannes drang Tári sehr wohl in die Ohren, aber das war gerade das Letzte worum sie sich kümmern wollte - ihr Kleid. Beharrlich vergrößerten sie den Abstand zu dem schwarzhäutigen Jäger. Mit jedem Schritt wurde die innere Anspannung weniger und auch der eisige Schauer ließ von ihr ab. Tamrin sah sich um und erhob dann seine Stimme. "Das ist gut.", sagte sie ohne die Aussage zu überprüfen sie glaubte es so. "Ich kann dir nicht sagen was es ist, aber wir sollten uns von ihm fern halten. Er ist auf der Jagd, nur weiß ich nicht was er hier jagen will." Sie überlegte kurz und blieb aber weiterhin ratlos. Ihr Griff lockerte sich Zusehens aber sie ließ ihre Hand noch an Tamrins Unterarm ruhen und mäßigte ihr Tempo mehr und mehr. "Soll ich dir nun einen der Becher abnehmen?", fragte sie ihn. "Beerenwein für dich und der Saft für mich, wenn du einverstanden bist." Sie passierten eine Frau mit zerrissenen Kleidern. Was ihr wohl passiert sein mag? Es sah nicht so aus als ob es gerade geschehen war... Aber sie wurde bereits von zwei weiteren Festgästen...umsorgt? Ein dunkelhäutiger Mann, in dunkler Garderobe. Sowie eine leichtfüßige Frau in einem kurzen und funkelndem Kleid. War sie nicht mit dem Yassalar auf der Tanzfläche gewesen? Zu ihrer Überraschung erkannte sie jetzt die Leiterin ihrer Tanzschule - Amelie. Jene hielt zwei Protionen Essen in den Händen und hatte bereits das Mädchen im zerrissenen Kleid angesprochen. Danach richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf den Nachtelfen und sie begrüßte ihn herzlich. Sie schienen einander zu kennen? Tári verhielt für einen Moment ihre Schritte, vielleicht erkannte sie sie ja... stören wollte sie diese kleine Gruppe aber nicht...

  • Es hatte ihr die Sprache verschlagen. Seit mehreren Wochen bestimmt hatte keiner mehr ein nettes Wort mit ihr gewechselt, und jetzt standen zwei Menschen vor Fanir und baten ihr Essen an. Sie schienen sich zwar zu kennen, waren aber unanhängig voneinander zu ihr gekommen.
    Und sie waren so hübsch! Sie fühlte sich unwohl in ihrer Haut undrieb sich die Arme. Das Gefühl blieb.
    "Wenn es Euch nichts ausmacht..." sagte sie leise, ihre Stimme brach im Satz.
    Sie sah von einem zum andreren, unsicher, verängstigt.
    'Verdammt, Fanir, reis dich zusammen, du hast auch deinen Stolz!' dachte sie und starrte den Boden an. Besser als ihnen in die Augen zu schauen.

  • Kaera liebte es, andere zu beobachten. So lief sie zunächst einmal um die Tanzfläche herum. Die Tänzer waren alle in ihr Gegenüber vertieft und Kaera musste lächeln, weil sie viele Pärchen entdeckte, die sich während des Tanzes ganz in ihrer Welt zu bewegen schienen.
    Gerade als sie sich abwenden wollte, um sich etwas zu trinken zu holen, sprach sie ein junger Mann an. Er bat sie tatsächlich um den nächsten Tanz und weil es schon so lange her war, dass Kaera getanzt hatte, willigte sie ein. Ihr Tanzpartner war groß gewachsen und war elegant gekleidet, so dass Kaera die Hoffnung hatte, dass er auch wirklich tanzen konnte.
    Als nun die Musik und er zu führen begann, war sie sich sicher. Er war zwar nicht perfekt, aber gut genug, um sie kurz auch in eine eigene Welt aus Klängen und Bewegungen zu entführen. Das Gesicht der Nymphe strahlte, als sie gedreht wurde, und ein feiner Duft nach Rosen umgab das Tanzpaar. Sie tanzten zwei Lieder zusammen.
    Danach bat die Nymphe ihren Tanzpartner, sie zu entschuldigen, da sie nun doch eine kleine Pause machen wollte. Auch wenn sie wusste und es offensichtlich war, dass er gern den Abend weiter mit ihr verbracht hätte, so suchte die Nymphe an diesem Abend nur ein wenig Zerstreuung. Also entließ sie den jungen Mann und machte sich nun tatsächlich in die Richtung auf, in der es die Getränke geben sollte. Nur langsam kam sie voran, denn es waren doch so viele Leute hier, dass sie sich den Weg durch die Grüppchen bahnen musste.

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    Henry van Dyke

  • Seoul war erleichtert, dass sie das Angebot der Frau so einfach annahm. Sein Blick blieb an Amelie hängen und zwei widersprüchliche Regungen erfassten ihn. Der Wunsch sie zu berühren und gleichzeitig zu flüchten.
    "Eine Freude euch wieder zu sehen,"sagte er an sie gewandt. "Darf ich den beiden Damen dazu etwas zu trinken holen?" fragte er mit einer Verbeugung und einem spitzbübischen Grinsen.
    Ohne eine Antwort abzuwarten wandte er sich ab und blieb nach drei Schritten stehen als wäre er erstarrt. Er konnte seinen Augen nicht trauen und starrte Kaera an.

  • Sil'anya gab einen Laut der Belustigung von sich als sie der Yassalar-Beschreibung lauschte. "Obwohl die Nixen...oder waren es die Meereselfen tatsächlich Schwimmhäute haben..."überlegte sie laut, schüttelte dann aber den Kopf.
    "Dann kennt Ihr die Stadt wenigstens ein bisschen. Ich bin erst seit wenigen Wochen hier und sie ist mir noch nicht so vertraut. Und meine Familie handelt hauptsächlich mit seltenen Gegenständen, Artefakte, und Schätzen wenn man so will." ein bitterer Klang hatte sich mit in ihre Stimme gemischt. Dann zögerte sie, sprach aber doch weiter "Ich suche zur Zeit nach Auftraggebern die Schatzsucher, Abenteurer oder dergleichen brauchen.....So zu sagen um gleich für die nächste GGeschichte zu sorgen." ergänzte sie mit einem Augenzwinkern und versuchte auf diesem Wegg zuvermeiden, dass es aussah als hätte sie es nötig.

  • Sie kannte die Stadt besser als ihr lieb war. Doch das sagte sie nicht. Vielmehr überlegte sie.


    "Artefakte, ach. Soll heißen, Ihr verkauft an Liebhaber und Sammler. Nun, solche Leute sollten natürlich das nötige Kleingeld mitbringen."


    Maida grinste und senkte die Stimme. "Wie es der Zufall so will kenne ich ein paar gut betuchte Personen, deren Arbeitszimmer es mit jedem Museum aufnehmen kann..."


    Ihre gesprenkelten Augen funkelten. Was sprang wohl dabei für sie heraus?

  • Noch immer drängten mehr Stadtbewohner aus dem Dunkel des nächtlichen Parks auf das Fest. Die Musik hatte wieder aufgespielt und gelegentlich sah man Flammenzungen in den Himmel auflodern, wenn die Feuerakrobaten ihre Tricks präsentierten. Zeciass bewegte sich durch die Festgäste, hielt Ausschau nach dem kurzen Kleid seiner hübschen Tänzerin und balancierte dabei die Becher in den Händen.


    Er war kurz davor, diese kurzerhand über zwei Köpfen zu entleeren, als er endlich entdeckte, wen er gesucht hatte. Ein harter Zug erschien um seinen Mund, als er ihr erfreutes Lächeln bemerkte, das einem dunkelhäutigen Mann galt. Noch im Nähertreten erkannte er seinen Irrtum. Kein Yassalar, sondern ein Nachtelf stand bei ihr und war schon kurz darauf zwischen den Feiernden abgetaucht.
    Die zweite Gestalt an ihrer Seite erregte ebenfalls sein Aufsehen... durch ihre wahrhaft erbärmliche Aufmachung. Sie wirkte verloren wie eine Sprosse in einem farbenprächtigen Schwarm Skalare.


    "Ihr solltet Euch nicht vor mir verstecken...", sprach er die schöne Schwarzhaarige sanft an, während er neben sie trat. Lächelnd bot er ihr den Becher an, der unbedenklich gerochen hatte. "Ich befürchtete schon, Euch gar nicht mehr wiederzufinden."
    Die beiden Frauen hielten jeweils eine dampfende Schale in den Händen, deren Inhalt er ohne großen Aufwand als Meeresfrüchte erkannte. Zeciass wandte den Blick zu der zweiten Frau in dem schäbigen Kleid und sein Lächeln verriet nichts von seinen früheren Gedanken, als er ihr den zweiten Becher reichte. "Sehr erfreut. Hier, nehmt ruhig und erfreut Euch mit uns an der Feier."

  • "Lasst es Euch schmecken". Amelie nickte der Frau wohlwollend zu. Das arme Ding musste ja ganz ausgehungert sein, so wie es den Anschein hatte.


    Dann jedoch widmete sich die Nymphe wieder dem Nachtelfen. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite", erwiderte sie glücklich. "Und es wäre äußerst freundlich, wenn Ihr uns etwas zu trinken besorgen würdet", fügte sie ebenfalls grinsend hinzu.


    Allerdings war sie nicht sicher, ob Seoul diese Antwort überhaupt noch vernommen hatte, denn dieser machte sich sofort auf den Weg. Amelie lächelte ihm hinterher. Das Lächeln gefror jedoch, als der Nachtelf bereits nach wenigen Schritten wieder stehen blieb und jemanden anstarrte. Eine Nymphe! Amelies Augen verengten sich zu zwei dunklen Schlitzen. Wer war sie? Und warum schenkte Seoul ihr seine Beachtung?


    Den Yassalar, der sich ihr soeben näherte, hatte sie kaum bemerkt. Erst, als er sie angesprochen hatte, widmete sie ihm ihre Aufmerksamkeit. "Wer sagt denn, dass ich mich vor Euch verstecke?", antwortete sie ihm mit einer missgelaunt klingenden Gegenfrage und nahm den ihr dar gebotenen Becher entgegen.

  • Auf der Jagd ? Jetzt runzelte Tamrin doch etwas ungläubig die Stirn, sagte aber nichts weiter dazu und konzentrierte sich darauf, nicht allzu viel vom Inhalt der beiden Becher in seinen Händen unterwegs zu verschütten. Es war ihm ganz recht, dass Tári's Schritte wieder ruhiger wurden. "Einen Becher kannst Du gern bekommen.", bestätigte er lächelnd. "Aber ich wäre dann doch mehr für halbe halbe. Beerenwein klingt ziemlich stark, und bevor ich nicht mehr allein nach Hause finde....." er schmunzelte. Vor ihnen stand eine Gruppe von Leuten beieinander, die sie kurz zum Anhalten zwang und Tamrin entdeckte zum ersten Mal jemand in ähnlich schlichter Aufmachung, wie er selbst sie trug. Nein - Bei genauerem Hinsehen wirkte die Kleidung der jungen Frau sogar noch ärmlicher. Doch Tamrin verweilte weder mit den Augen noch mit den Gedanken bei ihr - den dort befand sich der nächste geheimnisvolle Dunkelhäutige - dieser allerdings vollständig bekleidet. Rasch suchte er Tári's Blick, ob auch dieser hier ihr Unbehagen bereitete, aber sie schien sich mehr für die dritte Person dieser Gruppe zu interessieren - eine ausgesprochen schöne Frau in sehr ansprechender Kleidung. Und der Dunkelhäutige verschwand auch so eben. Beide Frauen hielten Essensschalen in den Händen und schienen zueinander zu gehören. Beruhigt wollte er sich wieder der Betrachtung der anderen jungen Frau zuwenden und einen Schluck des Weins kosten - als wie aus dem Nichts wieder der halbnackte Dunkelhäutige neben der eleganten Frau auftauchte und beiden Frauen Becher überreichte. Unwillkürlich verspannte Tamrin sich erneut - auch wenn die Szene harmlos anmutete. "Und jetzt ?", fragte er Tári mit leichtem Unbehagen angesichts ihrer vorherigen Reaktion auf diesen Mann.

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    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • "Meinst du das er so stark ist?", fragte die blonde Halbelfe und lächelte Tamrin an. "Ich hätte gedacht Beerenwein gehört zu den weniger alkoholhaltigen Getränken.", gestand sie ihm. "Aber wenn du so willst, machen wir halb, halb.", sagte sie freundlich und besah sich erneut der kleinen Gruppe auf die sie gestoßen waren. Die Aufmerksamkeit der Tänzerin Amelie war voll und ganz auf den Nachtelfen gerichtet, welcher sich sehr schnell auf machte um den Damen Getränke zu holen. Die Tänzerin sah ihm noch nach, als es leise begann Táris Wirbelsäule kalt hinauf zu prickeln. Bei Weitem nicht mehr so ein Schauer wie zuvor, aber dennoch eine leise Warnung. Sie ahnte schon wen sie gleich erblicken würde. Die dunkle Gestalt des Yassalar, kaum zu übersehen, wandte sich an Amelie. Ob sie es war, was er gesucht - gejagt hatte? Die Getränke, Saft und Beerenwein - das wusste sie - bat er der Tänzerin und auch der Frau in dem zerschlissenen Kleid an. So war diese Frau versorgt, auch wenn es ihr wohl eher unangenehm war.
    Am allerliebsten hätte Tári mit Tamrin den größtmöglichen Abstand zu dem Yassalar hergestellt - aber Amelie Goldstern war eine gute Bekannte. Tári mochte sie. Konnte sie sie einfach so in der Nähe dieses Jägers belassen? Ohne ein Wort zu sagen? Das Herz schlug Tári bis zum Hals. Scheu und zögerlich streckte sie die Hand aus, um ihre Tanzlehrerin, die anscheinend immer noch dem Nachtelfen hinterher starrte, sacht am Unterarm zu berühren. Etwas, wovor sie in einer normalen Situation eigentlich zurück geschreckt wäre. "Amelie? Hört Ihr mich?" fragte sie mit fast atemloser Stimme.

  • So viel Aufmerksamkeit. Zu viel Aufmerksamkeit. Es wäre Fanir durchaus recht gewesen, hätte sich der Erdboden genau in diesem Augenblick aufgetan und sie verschlugen. Aber sie riss sich zusammen. Sie dankte der Nymphe und hätte auch dem Nachtelfen gerne etwas freundliches gesagt, aber er war so schnell wieder verschwunden.


    Es waren definitiv zu viele Leute auf dem Fest, fanir konnte sich kaum einen Überblick verschaffen. Aber von überall erntete sie Blicke. Selbst wenn sie in einem Wunderschönen Ballkleid hier gewesen wäre, am Arm eines schönen Prinzen, es wäre ihr nicht recht gewesen.


    Und so tat sie das, was sie immer tat: sie verkroch sich hinter ihren ärmlichen Sachen und tat so, als würde sie kaum ein Wäserchen trüben. In wirklichkeit beobachtete sie den Yassalar, der sich der kleinen Menschenansammlung näherte. Die Nymphe schien ihn zu kennen, dass er die Gruppe schon ein Weilchen angesehen hatte, schien ihr zu entgehen. Fanir nahm den Becher entgegen, den er ihr hinhielt. Ob er etwas hineingetan hatte? Hoffentlich nicht. Ihre Eltern hatten sie vor diesen Wesen gewarnt, ein Yassalar. Unverholen starte sie ihn an. So böse sah er gar nicht aus.

  • Kaera bestellte sich einen Beerenwein, bezahlte und drehte sich um. Sie nippte an dem Wein und ließ den Blick schweifen, als sie das Gefühl bekam, beobachtet zu werden. Tatsächlich blieb ihr Blick an einem Nachtelfen hängen.


    `Seoul...`, dachte die Nymphe, ´was er wohl von mir denkt? Wo ich doch so plötzlich verschwunden bin... Wie soll ich ihm nur erklären, was ich selbst nie verstehe...`


    Etwas unsicher schenkte sie ihm deshalb ein Lächeln und hob die Hand zum Gruß. Da sie nicht wusste, ob er überhaupt mit ihr sprechen wollte, blieb sie stehen und wartete ab, ob er zu ihr kam.

    Nutze die Talente, die du hast,
    die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen. :stern:


    Henry van Dyke

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