Beiträge von Zarasshin

    Zarasshin grinste spöttisch, überhörte den in ihren Ohren pikierten Tonfall.


    "Ich habe an allem Interesse, Schmiedin." Verstimmen konnte man Zarasshin nicht auf solche Weise, sprach die Schmiedin die Wahrheit, vor der die Yassalar nicht scheute. "Und wenn jenes Wesen Euch zu Höchstleistungen anspornen kann, so will ich dem gewiss nicht im Weg stehen. Wo wir wieder bei meinen Interessen sind." Sie erwiderte den herausfordernden Blick. "Sollte es eine wahre Freude für Euch sein, nicht der Aufregung wert, die dieses Kuzar'dil in Euch hervorruft." Sie würde die Trockenen nie verstehen, wie scheue Fischchen. Zarasshin brachte es sogar über sich, die offene Handfläche zu zeigen. "Verzeiht." Seidigglatt war ihre Stimme, heller als zuvor und äußerst schmeichelnd.
    Mir wird schlecht! bemerkte die innere Stimme, doch konnte sie nicht das freundliche Schmunzeln aus dem schwarzen Gesicht vertreiben.


    Dann trat Zarasshin einen Schritt nach vorne. Kein Kampf, gut, es war gleich, auch wenn sie erwartungsvoll darauf gehofft hatte. Die Schmiedin roch nach Feuer und Metall, Schweiß und ehrlicher Arbeit. Sie nickte unmerklich, sie würde einen Zwerg jederzeit wieder an seinem Geruch erkennen.
    Erfreut bemerkte Zarasshin das fein gearbeitete Muster, welches ihrem Schönheitssinn huldigte, ebenso wie sie die Initiale abwertend sah. Es war eine einwandfreie Arbeit, empfehlenswert, wenn sie ausgeglichen waren. Soweit konnte sie es mit ihren Augen einschätzen.


    "Beabsichtigt Ihr wirklich Eure Initialen zu hinterlassen? Nicht, dass ich nicht wüsste, dass es eine gute Arbeit adelt, wenn man sie zurückverfolgen könnte", meinte sie leichthin. "Dennoch, ersinnt Euch an unsere erste Begegnung, als ich Euch zustimmte, dass ich beabsichtige auf die Jagd zu gehen", ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab.

    Sie hatte wenig Glauben daran, dass ihre Worte zu ihm durchgedrungen waren, brauchte es mehr, um den Elfen zur Vernunft zu bringen, wenn Drohungen nicht reichen wollten. Was seinen Verstand im Griff hielt, was entsetzlicher sein musste als eine angespannte Yassalar, war Zarasshin schleierhaft. Fraglich war auch, wie sie ihren Gegenüber einschätzen sollte, der sich derart unbeherrscht verhielt. Es waren die Beobachtungen wert, wie der Reiter sich mühte, untertauchte und lautlos die Lippen mit Worten bewegte. So hielt sie ihm zugute, dass er schwieg, das wirre Gefasel, welches sie ohnehin nicht begreifen konnte, für sich behielt.
    Kurz ruckte sie zurück als er begann um sich zu schlagen, zu fuchteln und zu planschen. Gegen welchen Feind kämpfte er an, wenn nicht sogar gegen sich selbst gewandt? War es das Wasser, welches an seinem Verstand sog?
    Bevor sie jedoch zu dem Schluss kommen konnte, dass man sich mit Wahnsinnigen nicht abgeben, sie ihrem Schicksal erliegen lassen sollte, ertrug sie es nicht länger. Sein eindringlicher Blick auf dem ihren ließ Zarasshin knurren, es machte sie nervös, wie er das Wasser des Teiches in Bewegung brachte, es reizte sie immens, wie er störrisch an seinem Mantel zerrte und zog, seine Waffe nur ungelenk zu beherrschen schien. Wollte er nur ein wenig Ruhe bewahren, könnte er es wahrscheinlich bewältigen, es in die Scheide zu stecken. Es steigerte sich in einen Wahn, den er kaum selbst beherrschen konnte ... wie konnten sie es wagen ihre Brut derart verkümmert in ihrer Selbstbeherrschung dem Leben zu überlassen?


    Zarasshin musste reagieren, sie schlug unverzeihlich zu. Ihre Handfläche krachte in sein Gesicht, betäubte seine Sinne mit dem Gewaltakt, der ihre Art kennzeichnete, denn anders wusste sie sich keinen Ausweg. Sein Körper erschlaffte, sie bemerkte es am Wasser selbst, seine Finger lockerten den Griff, das Schwert entglitt ihm. Entspannung wie Erlösung für des Yassalars Nerven.
    Kurz schwamm sein Gesicht unter Wasser, so blass im Gegensatz zu den so schwarzen Haaren, wehend wie Schlieren ... ein kleines Gesichtchen erschien wie ein Geist neben Zarasshins Wange, eine kleine Hand berührte ihr Ohr, so dass sich für einen Moment nur die Blicke ihrer Erdfee und Zarasshins kreuzten, starrend auf den seltsamen Anblick eines scheinbar schlafenden Elfs. Rauschend pumpte das Nass durch ihre Kiemen.
    Zarasshin zuckte mit den Schultern, während sie gleichzeitig nach dem Schwert griff. Ihre andere Hand nahm ihn nun mit sich Richtung Ufer, schleppend wie zu schwere Beute. Für ihre gepeinigten Sinne sollte er Wasser würgen.


    Unsanft plumpste er zu Boden, schwerer fallend für seine anmutige Figur. Zarasshin stand über ihm und maßregelte sich selbst für ihre Nachsicht, doch es würde gewiss irgendeinen Sinn haben, irgendein Wert schwamm darin, war ihr noch verborgen. Sie verzog ihre Gesichtszüge, nichts konnte ihren eigenen Wahnsinn verteidigen, vor sich selbst sollte man ehrlich sein, nicht wahr? Heftiger als nötig stieß sie ihm in den Rücken, dass seine Nase ins Gras fiel, so dass seine Lunge sich leeren konnte, was zuviel in ihr war. Weiße Zähne blitzten grausam.
    So zog sie sich in den Schatten eines Baumes zurück, lehnte sich hockend an den warmen, lebendigen Stamm, ferner wartend, dass er erwachen würde.

    Zarasshin hörte Meisterin Thorgrimskind zu, aufmerksam, auch wenn ihre Augen auf dem Feuer ruhten. Ihre ersten Worte galten nicht den gefertigten Stiften, sondern ihrem Unbegreifen der Schmiedin. Ihre Krallen blieben in ihren Achseln versenkt, kein Finger rührte sich.
    "Ihr lasst dieses Geschöpf in Eurer Schmiede walten, ohne es zu verscheuchen?" sprach sie ihre Neugier laut aus. "Ihr schwingt den Hammer in einer Drohung, ohne ihn jedoch gebrauchen zu wollen?" Zarasshin wandte den Blick zu der stämmigen Zwergin. "Was hat es damit auf sich? Ist der Zwergen Blut so dünn?"
    Es sollte weder herablassend klingen, noch eine Beleidigung sein. Zarasshin sprach wie die Yassalar dachten, wie ihr kriegerischer Verstand arbeitete, ihr heißes Blut sang. In diesem Moment verstand sie nicht, wollte es aber versuchen. Vielleicht konnte ihr dieses Wissen über plötzlich auftauchende Geister nützlich sein. Möglicherweise über Zwerge gar.


    Erst dann besann sie sich zurück auf seine Erklärungen die Geschosse betreffend, kaum die Antwort abwartend. "Es ist akzeptabel und bereichernd, dass Ihr dem Drang Eurer Kunst gefolgt seid. Lasst es mich sehen." Fordernd streckte sie nun eine schwarze Hand aus. Da war es wieder, das Verlangen nach perfektem Handwerk, welches in ihren Augen glitzerte, endlich würde sie das Metall in den Fingern spüren, so sehr gierte Zarasshin danach, dass ihr Mund trocken wurde.

    Zarasshins Gesicht verdüsterte sich. Diese Stadt schien verflucht. Es war nicht ihr Streit, ihr Dämon. Die Bewohner würden früher oder später zugrunde gehen, dachte sie bei sich, vielleicht früher als man hoffen konnte. Ein bösartiges Lächeln zeigte sich in dem dunklen Gesicht, sollte die Schmiedin damit fertig werden und sie selbst würde betrachten, wie sie sich dabei hielt, wo jene doch schon soviel Einsatzbereitschaft entblöste.
    Ein paar vorsichtige Schritte brachten sie in die am weit entlegenste Ecke der Schmiede, die Arme kreuzten sich vor ihrer Brust. Fast wurde sie eins mit den Schatten.


    Die innere Stimme meldete sich zu Wort. Wirst du eingreifen?
    Nein, wir nehmen, was sie bereits angefertigt hat.
    Man könnte uns beschuldigen aus Gier getötet zu haben ...
    Zarasshin schnaufte. Wahrlich dies könnte geschehen, aber auch das war nicht ihr Problem. Sie würde zu dem stehen, was sie tat, alles andere würde sie hinwegwischen wie Sand. Es war nicht an ihr für die Wahrheit zu kämpfen, wenn man keinen Glauben schenkte.

    Eine silberne Braue hob sich verstehend, wenn auch nicht anerkennend. Sie hörte den Widerspruch, dessen was er sagte, das leichte Zittern in seiner Stimme pflanzte sich im Wasser fort. Nahm sie nun an, dass er seine Lungen mit Seewasser hatte füllen wollen, so würde ihre Hand den Halt, den sie gab, entziehen. In ihrer Ansicht der Welt gab es keinerlei Platz für feiges Handeln, keine Wertschätzung der Flucht in den selbst verursachten Tod. Jedoch, ließ sie es zu, dass sein Dank ehrlich war, kein Zappeln wehrte sich gegen ihre Hilfe, dann wollte sie ihm die Unterstützung nicht versagen. Unbewegt wägte Zarasshin ab.
    Es waren kalte Überlegungen, die auch einschlossen, dass sie in ihre Ruhe, in ihre Gedanken, abtauchen konnte, wenn sie ihn gehen ließ. Es waren auch solche, die ein angebotenes Leben nicht ablehnen würden, wenn man es ihr darreichte, schenken wollte. Sie nickte mit ihm und damit war es für Zarasshin besiegelt: sie würde seine Lebensschuld fordern. Hatte der Elf die Tragweite bedacht? Es zählte nicht für die Yassalar.


    Allerdings warf sie sein unerwartetes Aufbegehren zurück, fester wurde ihr Griff, unversönlicher ihr Gesicht. Ihre Sinne breiteten sich in weiten Wellen in den Mondenteich. Es ruft ...? Kraftvoll zog sie ihn näher. "Kommt zur Vernunft!" knirschte sie leise gefährlich, sie würde seine Tollerei nicht dulden. "Niemand ist in diesem Wasser, ich verspreche es Euch." Zarasshin löste ihre Hand von der seinen, das war ihr bei Weitem zu nah, auch wenn seine trockene Haut nun so klitschig wie eine Schlingpflanze war. Ihr Blick wanderte zum Ufer, Aufmerksamkeiten waren ihr äußerst unwillkommen.
    "Und wenn Ihr nicht schweigt, werden es meine schwarzen Krallen sein, die Euch nach unten ziehen." Sie schüttelte ihn kurz, ohne Gewissensbisse wäre der Teich sein Grab, ihre Geduld war sehr begrenzt.

    Der Wahn, der ihre Sicht schärfte, der ihre Sinne ergriffen hatte, dumpf schlagen ließ, gewährte Zarasshin dennoch die Verwirrung zu spüren, die von jenem ausging, den sie umkreiste. Bedauernd sah sie das Schwert sinken, welches er trotz des Aufpralls nicht hatte fallen lassen ... wenn er es doch nur zu seiner sinnlosen Verteidigung heben wollte ...
    ... ist er mir von Nutzen? ...
    ... lebendig oder kalt? ...
    sah sie ihre Krallen seine Kehle zerkrümeln ... die Hand ballte sich ... Blutgeschmack überall, in ihrer Nase, auf ihrer Haut, rot ihre Sicht ... geliebtes Nass ...


    Dann sprach er.


    Ruckartig kam sie um Stillstand, stand im Wasser. Jawohl, die Worte hatten sie erreicht, Worte des Dankes, ungewohnte Worte, bekannte Stimme, der Tonfall nah an der Panik... so wie sie es beabsichtigt hatte, doch hatte Zarasshin das Gefühl, dass er nicht vor ihr in Panik war. Ihre Erinnerung sprach in sie von dem Reiter und die Yassalar nickte wissend. Es konnte nur ein Elf sein, der dankend sprach, wohl wissend, dass ihr kein Dank gebührte. Wollte er sie verhöhnen? War es ein Versuch seine armselige Haut zu retten? Ihre Lippen verzogen sich angeekelt.


    Ihre Schultern durchbrachen die Oberfläche, silberne Augen starrten den Elfen an. Schweigsam. Zeit verging bis es nur noch seine Wellen waren, die den See beunruhigten.
    "Das Glück soll heute Nacht mit Euch sein, Reiter", es sollte nicht sein Schaden sein, dass sie die Schule verlassen hatte, vergelten konnte sie ihm nun die Worte am Tor. Ihre Hand packte wieder zu, doch nicht um zu verletzen, sondern um ihn unter dem Ellenbogen zu stützen. "Nehmt Ihr oft ein Bad mitsamt Kleidung und Schwert? Ein wenig hinderlich möchte ich meinen."

    Für jenen Augenblick weiteten sich ihre Augen, in ihren Geruch mischte sich salziges Blut im Wasser ...da war es, ein Ziehen, ein Brennen an ihrem Rücken ... diese Qualle, verletzte er in seinem Wahn nicht nur sich selbst, sondern wagte es ebenso ihr Blut fließen zu lassen!
    Heiß wurde es ihr, gar trocken ihre Kehle, gepresst kam ihr Atem... kostbares Nass ...wer hatte es sich je erdreistet sie zu ritzen? Der Elf musste wahrlich irr sein! Rief er Seltsames, Sätze, die sie nicht verstand, die nicht an sie gerichtet schienen, sollte er doch zur Vernunft kommen ...


    Stark waren ihre Bewegungen im Wasser als sie hervorschoss, ihre Hand wie ein Schattenhaigebiss. Hoch waren sie nah beieinander, weit war sein Flug, hart sein Aufprall als er wieder auf das Wasser aufschlug. Für Zarasshin begann das Spiel.
    Schnell war sie wieder heran, umkreiste ihn wie jene Haie der Yassalar, keinen Ton brachte sie über ihre gepressten Lippen, tödlich gereizt ihr Blick.

    Dann war er weg. Aus freiem Willen abgetaucht, nachts im kalten Nass.
    Interessant. Vergessen der eigene Streit. Ihre Augen folgten nach unten. Mit anmutigen, kaum sichtbaren, Bewegungen schraubte sich Zarasshin näher, sicher, dass er sie nicht wahrnehmen würde... sie war ihm jetzt so nah, eine krallenbewehrte Hand fuhr dicht an seinem Arm vorbei, flüssig, eins mit dem Wasser.
    Beute! flüsterte ihr Herz, aber der Verstand winkte ab. So interessant war ein Trockener im Wasser nicht, mehr als ungelenk.
    Aber was tat er denn da? Hielt sich gar an einem Schwert fest als ob es hier verankert sein wollte und er es nicht lösen konnte, gab auf, der Körper entspannte sich. Musternd waren ihre Blicke auf dem Stahl. Ein Schwert, mehr nicht -- dafür wollte er seine Lungen sprengen? Schwerter hatten eine Seele, das wußte sie sehr wohl, dennoch ...
    Zarasshin lachte spöttisch und gemein, wollte sich schon abwenden, sein Spiel mit dem Wasser würde er nicht überleben, jemand, der sein Leben ohne Kampf wegwarf, war es nicht wert und retten würde Zarasshin niemanden und nichts, doch etwas ließ sie zögern ...sie sah genauer hin ...


    So schoss ihr Arm nach vorne, umklammerte seinen Hals mit festem Griff und ruckartig riss sie den Körper mit an die Oberfläche, es lag ihr fern behutsam zu sein. Nah kam ihr Gesicht dem seinen.
    "Der Reiter", zischte sie, spuckte Wasser, schnupperte. "Ich rieche Übermut."


    Die Leere im Inneren war real.
    Es war so einfach, so schwer sich an den Schmerz zu gewöhnen.
    Der Geist so blass wie das Wasser selbst... eine Fratze schiebt sich durch das Grau ihrer Sicht, wabert, verzerrt sich, zischt und grüßt lächelnd.
    Die Sinne johlen.
    Schmerz liegt nah am Wahn.

    Zarasshin ließ sich treiben, genoss das kühle Wasser im Mondteich, starrte durch die Wasseroberfläche ins graue Nichts darüber, während sie auf das Leben um sich herum lauschte. Die Bewegungen der Pflanzen wie Schlieren um sie herum, Wasserblasen, die aus dem erdigen Boden aufstiegen, wie das Glitzern der Sonne draußen auf dem Meer perlten sie um sie ... die Yassalar war unbewegt, kein Muskel angespannt, sie war Wasser, ein Teil des Ganzen, flüssig. Schwarz wie die Nacht selbst.
    Ich bin die Nacht! dachte sie übermütig.
    War sie denn nicht auf dem Weg in das Meer gewesen, hatte die Schule des Shet Akils verlassen, in Scham und Zorn auf sich selbst ...wie konnte sie so einem Yassalar aufrecht ins Gesicht blicken?
    Wo bist du?
    Zarasshin war in denkbar schlechter Stimmung, tief in sich versunken, doch hier innerhalb der Kuppel stand sie sich Unaufmersamkeiten zu... Vorsicht war hier kaum nötig, genau genommen gab es kaum Trockene, die sich so tief in den See trauten und Mira'Tanar? Ihr Lachen ließ einen Schwall Luftblasen aufstieben. Heiß wallte die Erkenntnis in ihr auf, dass der Verlust der Stimme sie wohl kaum weniger herablassend gemacht hatte.
    Sei was du bist! blaffte sie sich selbst an, aber es klang nicht nach der Bestie.
    Was bin ich jetzt?
    Zarasshin erschrak vor sich selbst, das Zittern ihrer Hände ließ das Wasser beben. Sie wusste es, klammerte sich aber an die andere Möglichkeit.
    Zur Ruhe kommen, sich finden. Deswegen zögerte sie hier. Besonnenheit war die Grundlage, die Disziplin eines ruhigen Geistes, Präzision danach und ...wann kam der Zorn? Niemals, niemals. Er lässt Möglichkeiten außer Acht.
    Nein, er gibt dem Arm Kraft!


    Ihr Ohr zuckte und Zarasshin zwang sich in Bauchlage, sondierte den See. Langsam, ganz langsam folgte sie den Luftblasen zur Oberfläche, ihre Augen glitten durch den schwarzen Spiegel, während sie ihre Kiemen unter Wasser ließ. Eine Gestalt watete in das kalte Wasser, stapfte lärmend hinein, zerstörte dessen Spannung. Zerstörte ihre Ruhe, unterbrach jenes Zwiegespräch. Ein bekanntes Gefühl erfasste sie, wirklich ihre Lider kniffen sich zusammen, ihre Zähne bissen knirschend aufeinander.

    Zarasshin blieb stehen und drehte zuerst nur den Kopf, um den Nachruf anzuhören, der wohl ihr galt, denn der Elf rief sie im Namen ihres Volkes. Erstaunt, von jenem fremden Elfen angesprochen, ja zurückgerufen zu werden… welche seltene Begebenheit einem Yassalar geschah. Arvanor Shet’Akil war aus dem Haus zurück, wie sie nun erfuhr.
    Ein Lehrer, der hohe Anforderungen verlangte, dennoch sie selbst kaum an sich stellte? Tritte und Schande an den Yassalar, der den Übungsplatz unaufgefordert verließ, ebenso an den Mentor, der einen Schüler unausgebildet gehen ließ und seine Aufgabe kaum so zu erfüllen vermochte.


    Um zu antworten empfand sie es als richtiger sich ihm ganz zuzuwenden:„Wie wahr Eure Worte sind, mein Ziel blieb unerreicht.“ Es hinterließ einen bitteren Geschmack auf ihrer Zunge, wie ein Fausthieb, der sie in jenem Atemzug in den Bauch traf und ihr so die Luft nahm.
    Lerne, denn Wissen ist Macht… lerne deinen Feind von innen kennen …beende, was du begonnen hast… Tatsachen in ihren Gedanken, die ihr im Augenblick nichts bedeuteten. Zarasshin fühlte sich einfach leer und der Drang in die Tiefe zu tauchen zerrte sie in eine andere Richtung als hier zu verweilen.
    Aber wer fragte, verdiente eine anständige Antwort.
    „Doch höre, es gibt etwas, welches dringenderer Lösung bedarf. Es verlangt nach dem Meer“, ihre Stimme wurde abwesend, ihre Augen schweiften von dem Gesicht des Elfen ab. “Nach mir.“ Ein Flüstern. Nicht nach uns verlangt es, nur nach mir, um wieder zwei zu sein.


    Zarasshin hob dem Elfen grüßend die leere Hand entgegen, ein gutes Zeichen, ohne Waffe, ohne Bedrohung. Anerkennung für die Aussprache dessen, was andere, sogar sie selbst, hätten erkennen müssen. Sie verließ den Übungsplatz. Zarasshin ballte die Fäuste.

    Zarasshin fand einen Krug und verschwendete auch keinen Augenblick, um ihn in und auf sich zu gießen. Nachdenklich sah sie zu Ayala und den beiden anderen. Es war richtig, dass sie abseits stand, so war es richtig. Sie war der Außenseiter, allein durch ihre Natur.


    Die Landbewohner unterscheiden sich vollendet von der meinen Rasse, nichts haben wir gemein, anstatt kämpfen zu wollen, denken sie über Rückzug nach, sie halten ihre Schwächen wie einen Schild vor sich, anstatt sie von sich zu werfen... Zarasshins Augen schweiften zu dem alten Gebäude. An diesen zwei Tagen hatte sie sehr viel an Land gelernt und sollten die Yassalar einmal die Kuppel zerstören, wusste Zarasshin, dass es hier nichts gab, was für sie erstrebenswert wäre, außer deren Lungen mit Salzwasser gefüllt zu sehen. Sie würde in jedes panikverzerrte Angesicht sehen und es für gut befinden.


    Gerade und stolz schritt die in schwarzes Meerleder gehüllte Yassalar zu der Gruppe zurück. Ihre jetzt dunklen Augen richteten sich kurz auf jeden von ihnen, so nah bei ihnen, konnte man auch die feinen silbernen Schüppchen auf der schwarzen Haut erkennen, die wie flüssiges Silber darüberflossen.
    "Es war interessant eure Bekanntschaft gemacht zu haben", meinte sie tonlos und gelassen. "Kampfgefährtin Ayala." Zarasshins Kinn neigte sich andeutungsweise. "Richtet Arvanor Shet'Akil meinen Dank für die Übung in seinem Kreis aus." Alles was sie sich davon erhofft hatte, war zunichte, auch wenn es nur ein kurzes Bedauern war, welches Zarasshin Asdis darüber empfand. Der größte Verlust saß tiefer.
    Der Ozean würde Rat finden, um die innere Schwester zurück zu bringen.


    Mit diesen Worten kehrte sie der Schule den Rücken und schritt leichtfüßig auf das Tor zu, das Meer lockte und Zarasshin konnte es kaum erwarten, in die Fluten zu tauchen.

    Zarasshin brauchte wenige Herzschläge, um sich an das rötliche, Hitze geschwängerte Licht zu gewöhnen, doch dann erkannte sie an der Esse die muskulöse Gestalt der Zwergin. Wie unvorsichtig einer Tür den Rücken zu zeigen, auch wenn man es sich wahrscheinlich beim Anblick des mächtigen Hammers zwei Mal überlegte, ob man diese Schmiedin unvorgewarnt störte. Die Yassalar zweifelte nicht, dass sie schnell genug war auszuweichen, dennoch blieb sie unbewegt stehen und betrachtete das Spiel das Muskeln, was man nicht alle Tage zu sehen bekam. Ohne Neid, denn sie zog bei Weitem einen athletischen Körper vor.
    Sollte jene ihr Werk unbeeinträchtigt vollenden, es würde nur Zarasshin zu gute kommen, falls es ihre Bestellung betraf, die Meisterin Thorgrimskind da handhabte.
    Schweiß troff in Linien herunter, Zarasshin zog angeekelt die Nasenwurzel kraus. Flüssigkeit sollte nach dem Verlassen des Meeres von der Haut abperlen, nicht daraus hervor... der Verlust davon konnte verheerend sein... wahrscheinlich wohl kaum bei einem Zwerg, schalt sie sich selbst eine Närrin.
    Kurz zuckten ihre Lider als das rotglühende Metall aus dem Feuer gezogen wurde, diese Hitze konnte sie sich kaum vorstellen. Kräfte trafen aufeinander, der Hammer zischte herab und traf, es vibrierte in des Meerwesens sensiblen Sinnen, doch ihre Zähne bleckten sich da das Wasser die Glut verlöschen ließ. Zischend stieg der Dampf auf und Zarasshin hieß ihn als gut willkommen.


    Als Zarasshin bemerkt wurde, hatte sich ihre Aufregung in der Beobachtung bereits gelegt, so dass ihre Begrüßung in einem knappen Nicken ausfiel, welches ihre ganze herablassende Art ausstrahlte. ...magst du sie sehen?
    Und wie Zarasshin wollte, doch ihre Neugier ward nicht in ihrem Gesicht gespiegelt. Schweren Schrittes trat sie näher, stärker noch wurde der Geruch der Glut, der Asche, des Feuers ...ein wenig sträubte sich ihr Körper voranzugehen. Aber der Wille war stärker, beherrschte das unwillige Fleisch.


    "Zeigt sie mir", antwortete Zarasshin schneidend, beeinflusst von der Beherrschung, die sie sich selbst aufzwang. Sie war neugierig ob der Hammerführung, ob sie zu sehen war, der Feinheit der Verbindungen, der Schwere des Metalls und dessen Ausgewogenheit, die Spitze ... sie wollte jedes Detail in Augenschein nehmen. Dazu war sie hier, davon hing ab, ob sie ihre Bestellung vergrößerte. Ihre schwarze Hand streckte sich, die vielen Ringe stachen grell hervor, auf das vertraute Gefühl wartend, ob sich der Stift an ihre Handfläche schmiegen würde.

    Er nannte sie Narr, sie spuckte es ihm entgegen, Schwäche war verabscheuungswürdig und da sie weder diente, noch Sklave eines anderen war, bäumte Zarasshin sich auf. Voller Qual würde sie damit lachend untergehen, wenn es sein musste! Schmerz würde in ihr sein und ihre Gier danach ihn nähren, so würde es sein und Zarasshin Asdis ging darauf ein. Sie konnte nicht anders, denn sie war Yassalar, gezüchtet nur zu jenem Zweck, Einsicht, Stille gehörten wahrhaftig nicht zu ihrem Wesen. Zi'lleil würde ihren Tod verlangen, wenn sie auch nur einen Hauch Schwäche zeigen würde, daran glaubte Zarasshin. Kalt war es im Meer ohnehin ...also fletschte das Raubtier die Zähne.


    Ja, labe dich an den stärksten Seelen überhaupt, sauge Yassalars, denn ohne ihre Stärke hättest du wohl kaum überleben können! Feigling, der sich verstecken muss! spie sie in ihrem Geist und zog sich schmerzend näher heran.
    Alt und grau, schwatzend, beschämend so zu existieren, zischte sie weiter. Jung im Kampf sterbend sollte das Ziel aller sein! Friss mich, wenn du mich für alle Ewigkeit ertragen kannst!


    Sie war bei Weitem unbeherrscht in ihrem Zorn und Stolz, nichts gab es für die Bestie zu achten. Ihr starker Hang zur Grausamkeit machte auch vor ihrer Selbst nicht halt, kein Interesse an den eigenen Gefühlen, noch an den anderer, wenn es darum ging, Wellen schlagend an der Oberfläche zu bleiben.
    Sie fühlte Schmerz. Panik. Trauer und...Leere, aber es waren nicht ihre Gefühle, es waren die Seelen derer, die der Sh'thari verzehrt hatte, Zarasshin war über solche Gefühle hinaus, hatte sie als Kind blutend in der harten, grausamen Schule der Yassalar abgelegt.


    Dann war sie frei! Ein paar Schritte taumelte Zarasshin zurück, schüttelte den Kopf... die innere Schwester war fort, die Yassalar blinzelte kurz. Faszinierend ...sie fühlte nach. Die Bestie schwieg. So sollte es sein.
    Zarasshin zog ihren Dolch, zog sich die Klinge quer über den Unterarm, ein langer, blutender Schnitt öffnete sich. Sie lebte, das zählte. Gut.


    Dann sah sie mit Blut unterlaufenden Augen auf. "Grau?" sie fasste sich abwesend ins streng zurückgenommene silbernen Haar. Sie musste es wohl glauben, dass ihn seine Augen nicht täuschten. Es war ihr gleich, es würde kaum zu sehen sein.
    Mit diesem Wort wandte sie sich ab, suchte nach einem Krug Wasser, den sie sich wieder über den Kopf schütten konnte, der geistige Kampf hatte sie wahrlich mehr Flüssigkeit gekostet als der Kreis der Meister.

    Zarasshin war zurück aus dem Meer, zielstrebig war sie auf ihrem Weg zu Meisterin Thorgrimskind, um die bereits geschmiedeten Stifte zu begutachten. Ihr Blick würde streng sein, nur perfekte Arbeit konnte sie akzeptieren, und es schien sicher, dass sie nichts Geringeres erhalten würde. Wenn jemand gefragt hätte, so hätte sie sogar zugestimmt, dass sie sich freute, ihre Finger vor Vorfreude kribbelten, das Metall dazwischen zu drehen. Waffen waren Teil ihres Lebens, die kurzen Pfeile bedeuteten ihr Leben.
    Noch war ihre Miene erstarrt, während sie sich durch die Menge schob, auffallend dunkel in der bunten Schar, mit düsteren Gedanken ob der störenden Massen im Händlerviertel.


    Dann endlich umfasste sie die Hitze der Schmiede, die ihr die Feuchtigkeit aus den Poren trieb, es war wie das Betreten einer anderen Welt, nicht die ihre, das stand wohl fest. Zarasshin zog die Lippen zurück, fluchte auf das ungeliebte Feuer.

    Die Yassalar hatte die Erscheinung bereits bemerkt, bevor sie sich materialisieren konnte. Der Geist war eng mit dem Gebäude verbunden, deshalb so fühlbar für sie wie der Griff des Messers an ihrem Gürtel, an den sie sanft die Hand gelegt hatte. Natürlich wusste sie, dass es ihr nicht nützlich sein konnte, so war es eine reine instinktive Handlung, wenn ihr etwas zu nahe kam. Ganz in ihren Bewegungen innehaltend, lauschte sie den Worten.
    Angst? Vor einer Luftblase, die verwehen wird, noch bevor ich auch nur den Kopf zu drehen vermag?
    Fletschend zeigte sie ihr Gebiss.


    Ihr Arm fuhr rasant aus und die Handfläche öffnete sich dem alten Haus. Schwarze Krallen ergriffen die Substanz, ihre vollkommene Magie, die den Yassalar eigen war, umhüllte das Anwesen, Zarasshin fühlte hinein. "Ich werde Euch die Gelegenheit geben, Dalandir!" sagte Zarasshin, während ihre ganze Kraft stöberte, suchte und sicher nach dem Geist des Hauses griff. Böse klang ihr Lachen als sie ihn hervorzerrte, ihn ölig aus dem Ganzen herausstülpte. Du bist Teil des Hauses, ich bin eine Erschafferin, Materialien gehorchen meinem Willen bis in die tiefste Ebene, nichts kann hier gehindert werden meinem Verstand zu folgen, sich mir zu beugen!
    Ihre schwarzen Finger schlossen sich in scheinbar leerer Luft. Der Hauch des jungen Mannes wand sich in dem harten Griff, erschrocken waren seine Augen riesig geöffnet, nur ein Teil seines früheren Selbst, aber Zarasshin legte auch nur Wert auf seinen Mund und seine Gedanken.


    "Sprich weiter!" forderte sie ihn auf, die Blitze ruhig ignorierend. "Du warst noch nicht fertig."

    So wechselhaft wie die Gezeiten des Meeres, aus dem sie stammte, lächelte Zarasshin bei seinen Worten. Wilder ... sie nahm es als Kompliment, wesentlich besser als manch heimliche Art.


    "Ich werde Euch bei Eurem Wort nehmen, kleiner Mensch." Aber ob man sie zähmen konnte, daran zweifelte sie, aber dass er überhaupt daran dachte, dass er sich anbot, war ein genussvoller Gedanke. Er zeigte Größe, Stärke, kein Zittern, kein verängstigter Blick, Offenheit lag in seinem Gesicht und beeindruckte Zarasshin immens, was sie ein wenig aus ihrer Ruhe brachte, so ließ sie es sich auch gefallen, dass er sie berührte. Von seiner innere Unruhe, seinem Aufruhr in seinem Blut, ahnte sie nichts.


    Kurz war der Impuls da, ihm zu folgen, noch einmal das Wort an ihn zu richten, aber die Yassalar schwieg. Sie hätte ihn gern behalten ... Ihre Zähne schlossen schmerzend aufeinander. Aufrecht blieb sie zurück, mitten im Raum stehend und zog zu viel Aufmerksamkeit auf sich ... Zarasshin lachte wie noch mehr?


    Ja, der Anhänger Shirashais hatte wohl recht, sie sollte diesen Ort verlassen und sich auf den Weg machen, sie konnte auch in der Nacht im See warten. Damit verschwand auch Zarasshin, wohl zur Freude aller, aus dem Zauberbrunnen und ließ einen schalen Geschmack zurück.

    Zarasshin war nicht erfreut über die Unterbrechung, nahm es aber hin, wie die Situation entschieden hatte. Das tränende Schwert verschwand aus sicheren Gründen. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, öffneten sich, schlossen sich wieder.
    Panik? dachte sie bei sich als sie die Ohren spitzte. Sie wusste wie Panik in den Augen anderer aussah und der Elf hatte kaum ein Anzeichen davon gezeigt. Wie würde Arvanor es nennen, wenn er wirklich in den Genuss einer panischen Reaktion käme? Oh ja, Genuss! Das Wort schmolz in ihren Gedanken, ihre Lider senkten sich und ein wahrer Schauer floss über ihren Rücken.


    Ihre Augen huschten zu dem Geck Dalandir, ihr Geist schätzte ihn ein und damit wandte sie sich wieder dem Schatten des Baumes zu. Wir sind nicht gespannt.

    Wie wahr, ein gefährliches Raubtier war sie, jene die Zarasshin im Inneren zurückhielt, jene, deren geballter Zorn um den Menschen herumrauschte, wie Wasser um einen Stein, denn er bot ihr keine Angriffsfläche, alles schien herabzuperlen. Es war ein Umkreisen der Beute, wie Haie es tun, um dann zielsicher zuzustoßen, ein Vorwärts, denn es gab keine Ecke die groß genug gewesen wäre, um sie zu halten – die Schwachen werden zu Meeresschlamm!
    Nur eine falsche Bewegung, beschworen ihn ihre Gedanken geifernd: bewege dich! …bewege dich nicht …kurz stockte ihr Atem, als die Münze flog. Erzogen um zu kämpfen, alles aus dem Weg zu räumen, was ihren Unmut beschwor …


    Sie erkannte die Demut nicht, die er eben in diesem Moment zeigte, denn sein ruhiges Lächeln, täuschte sie gut, sein erhobenes, nicht gesenktes Haupt – dagegen konnte die Kriegerin seinen Schneid anerkennen, mit dem er ihr die Stirn bot. Das rettete ihn, daran hielt sich Zarasshin fest, zog sich aus ihrem Unterbewusstsein. Halte Friede!


    Wie eine Seeschlange glitt sie vom Tisch. Sollte er eher ihre Intelligenz loben, denn ihre Bestie, die Gier, flehte darum die Krallen in ihn zu schlagen, seine dunklen Augen als Trophäe zu erobern.
    „Wortspielerei!“ fauchte das Meerwesen, er plapperte wie Menschen es eben tun, um ihren dünnen Hals zu retten. Zarasshin öffnete die Kiemen, pumpte Luft durch ihre Stimme:„Wir haben nichts gemein, so ist es und bleibt es, aber die Ziele der Yassalar sind euren ähnlich.“


    So war sie ihm nun näher als zuvor, floss vor ihn, ihre krallenbewehrten Finger mit den vielen Ringen fuhren zärtlich über eben jenen Hals, unter dessen Haut sie eine Ader pulsieren sah. Ihre silbernen Augen fuhren schmerzlich langsam über sein Gesicht. „Ihr könntet mir viel Freude bereiten, kleiner Mensch, in ebenso vielerlei Hinsicht.“ Ihre Lippen teilten sich zu einem breiten Grinsen. „Aber nicht heute und auch nicht hier.“ Das Ende der seelischen Bestie, die sich stöhnend zurückzog.
    Einer zornigen Yassalar entgegenzusehen! Zarasshin lachte laut, der Mensch gefiel ihr, egal zu welchen Göttern er betete.
    So richtete sie sich auf und sah weit in die Runde, jedes Gesicht im Raum wurde erfasst. „Was?“ rief sie. Sie nahm an, dass sie es wieder einmal geschafft hatte, die Vorstellungen über die Yassalar zu bestärken und fletschte die Zähne.

    Zarasshins Augen kniffen sich zusammen als seine Worte zu ihr hinüberschwappten. Oh, ja, ihr Verstand arbeitete schnell und scharf.
    Ein einfacher Abschiedsgruß wäre über sie hinweg geschwemmt wie eine sanfte Welle, sie hätte daneben gestanden und genickt, es hätte sie nicht berührt. Es war ein Orkan, der die innere Schwester nach oben in das Bewusstsein trug, sie in die Augen stülpte und Zarasshin selbst beiseite stieß, denn Heuchelei verachtete sie inbrünstig. Da war mehr!! Er war so tiefschwarz wie sie in ihrer schuppigen Haut!
    So schnell und gewandt wie kaum ein Auge folgen konnte sprang sie mitten auf den Tisch in die Hocke und saß Auge in Auge mit dem Vogelhändler, schnupperte geräuschvoll, kaum eine Handbreit trennte sie.


    „Lichtscheues Gesindel!“ wisperte sie ihm zu, so dass niemand die Worte verstehen konnte, nicht einmal der Wirt, der daneben stand, aber soweit in Vergessenheit geraten war, dass es für die Yassalar nur ihr Gegenüber gab. „Heuchelei den Yassalar unähnlich zu sein! Nach was trachtet deine Herrin? Niel’Anor unter die Herrschaft der Nacht zu bringen... ein niederer Diener bist du und wagst mich zu bezichtigen, dass ich andere verachte!“


    Eine tiefrote Welle des Zorns hatte sich ihrer bemächtigt, Zarasshin zitterte vor Erregung. Aber hier wagte sie es nicht eines ihrer Messer aus der Manschette springen zu lassen, tief holte sie die Luft durch ihre Nasenflügel in ihre Lungen und versuchte mit all ihrer Macht das andere Ich davon abzuhalten zu den Waffen zu greifen, wie es da den Menschen anstierte. In ihren Sinnen sang das tränende Schwert auf ihrem Rücken, zog und lockte…


    … tu es nicht! …beschwor sie innerlich beschwichtigend …lass ihn ziehen …geh deiner Wege …warte auf das Morgengrauen …tauche ein in die Wellen des Meeres, kühle deinen Zorn… deine Verachtung…


    [OT ich gehe jetzt einmal davon aus, dass die Yassalar Shirashais Herrschaft kennen, da die Beweggründe und Absichten denen Zi'llails ähneln... wenn nicht: mea culpa und ich werde es korrigieren, Schatten & süßes Wasser]