Beiträge von Zarasshin

    Zarasshins silberne Pupillen zuckten in den Augenwinkel, barg sie ihre Wachsamkeit dort, ohne dass sie auch nur sonst einen Muskel anstrengte. Das Verlangen, sie dennoch direkt anzusehen, riss sie fast mit zupfenden Fingern zu der Weiblichen hin, indes die yassalare Strenge als Faust dem Einhalt gebot.
    Sind wir das?“, fragte sie streng, willst du lediglich sein, zu dem ich dich verurteilt? Zu leichtfertig wollte es ihr erscheinen, solch einfache Antwort zu akzeptieren. Jene sollte folgend dem letzten Wort widersprechen oder zustimmen – und schenkte ein Ausweichen. Niemals würde sie selbst hinnehmen, dass ihr Willen unbeteiligt an ihrem Sein sei, Möglichkeiten, Gelegenheiten, Hoffnungen – Schicksal, gut, Zarasshin entschied sich immer für dessen Verachtung. Sie war immer am Zug und würde ihr Können in dessen Sog schieben. Bin ich, was ich bin?
    Ich bin, was ich bin ...
    – und vermag es nicht zu ändern.
    Nein, nein und nein!
    Es klang nicht unschuldig, es klang verrückt. In der Düsternis, in die sie sich manchmal hüllte, mit ihrem Zorn auf die Welt, verschloss die Yassalar ihr Gesicht. Sie drehte leicht die Züge nach den Schatten, um ihr Gesicht in deren Maske zu hüllen, aber es blieb eine Maske, was darunter auch immer geschah. Absolut bar jedwelchen Gefühls nach außen hin.
    Denn somit müssten Zarasshin und alle Kinder der Zi'llail in der Strömung der Mira'Tanar folgen, annehmen, ja völlig in Akzeptanz ertrinken, gestohlene Bälger zu sein. „Nein, Ihr irrt, wir sind mehr als das.“ Und wie sie geahnt, überkam es sie jetzt mit dem Gehörten, ja, mit dem Zuwenden mehr noch – Macht, die Zarasshin Schauder gönnte, als würde ihre Haut mit Säure übergossen. Das Grinsen brachte sie auf.


    Wie augenblicklich zersplitterte ihre Zurückhaltung. Grauenvoll erblühte die natürliche Selbstgefälligkeit, die durch ihre Adern schoss, um ein Antlitz voll ungesehenem Wahnsinn erblühen zu lassen. Schneller, als man ahnen mochte, behänder als die Leere es Zarasshin je zugestehen gewillt war, zuckte sie nach vorne, kaum trennte sie mehr als eine halbe Flosse von dem fremd faszinierenden Gesicht. Auf drei Fingerspitzen gestützt, ein Knie in die saftige Erde des gestohlenen Meer-Reiches gepresst und den ganzen geschmeidigen Leib geschoben auf bare Zehen, hielt ihr Körper eine Haltung, die dem Auftakt zu einem Spurt glich. Lasse sie nicht fragen nach dem wahren Zweck ihres Lebens, so auch nicht die Natur ihres Herzens erörtern.
    Fragt man sich, wo eine Nacht enden sollte, wenn nicht hier, dann aber jetzt. Vielleicht in den stillen Weiten des Ozeans, immer dort. Nachher dann. Ihr Augenmerk lag vollendet auf der Fremden. Die Erwartung platzte ihr fast die Haut, ihre Lippen, ihre Augen atmeten die Drohung ungezwungen aus, so wie sie sich bedroht fühlte: gleich wesenlosen Dünsten bekannter Dämonen, die sich Schrecken und Tod gegenseitig bringen würden, entließen sie ihre Gewalten.
    Hitzewellen durchjagten sie, schichtete sie schon Begierde, weil ihr Körper nicht mehr wusste wohin damit, so spürte sie es Welle um Welle von innen gegen die Haut schlagen. Deine Gier macht dich angreifbar, Zarasshin, meinte die Schwester, die die Pupillen in einem Violett färbte, krampfte sie die Beherrschung um die Knochen, der Muskeln gleich, hielt sie das Gleichgewicht.
    Die Frage ist doch ... ließe sie sich reizen, locken, das wahre Ich sich fordern?
    Zeigt mir nicht die Trockene“, fühlte die Yassalar sich verhöhnt, wenn auch sie zustimmen musste, dass sie gefunden war, „die Ihr nicht seid! Es beschämt uns beide.“ Lebten sie beide nicht schuldig vom Tod, will sie meinen von der Leichtgläubigkeit, der Unschuld anderer? So konnten sie dem nicht entkommen, aber vermochten es unschuldig der Lüge zu sein.

    Und, Sy, wie stehen die Chancen für mich?


    Hey Shiai ... :)




    Muss Rhovan Varanor erst frei geschalten werden? Er nimmt sein Passwort nimmer an ... und Zara wie Mallalai mussten erst eine Sicherheitsabfrage über sich ergehen lassen ... seltsam ...

    Nichts war sicher. Nichts.
    So auch, dass es zwar Geheimes gab, das verborgen sein musste, doch offenkundige Gefühle gehörten nicht dazu. Einzugestehen, dass der wunde Punkt getroffen war, reizte Zarasshins Erheiterung, als sie es bemerkte. Machte es ihr Blut wach, so dass ihre Muskeln mit jener Offenbarung nach oben gezogen wurden, trügerisch wäre es zu glauben die Fremde sei harmlos unter ihrer zerbrechlichen Gestalt, wie sie sich jetzt geschmeidig niederließ. Ihre Bewegungen waren der Zündstein, der die Funken entfesselte, richtete Zarasshin sich gerade, zog den Nacken ein wenig zurück, ohne Neigung sich selbst zurücknehmen zu wollen, ohne Wunsch der Nähe Einhalt zu befehlen, noch sich zu bewegen. Eine Frucht aus Dunkelheit mit angefüllter Süße, in die sie ihre Klingen senken wollte. Sie berührte die Dunkle wie jedes andere Geschöpf auch, riss ihr Verhalten sie nicht in zwei glatte Hälften, sondern zerwühlte es ihr die flüssigen Eingeweide. So ein Geschöpf durfte nicht neben ihr bestehen … seicht wurden ihre Pupillen von einem wässrigen Violett überströmt.
    Einen Moment glaubte die Yassalar, ihre Beherrschtheit bräche, dass sie sich in das kalte Reich ihrer Seele zerren lassen könnte, doch die Zartheit, mit der die Frau sich bewegte, versiegelte ihre Zweifel ganz tief in ihren Instinkten, dass es noch lange nicht so weit war und es ihr somit gelang ihre Gefasstheit zu erhalten. Folglich schenkte sie ihr Gefühlsregungen, denen Zarasshin sich sonst verweigerte, währendem jene ihr das faszinierende Beobachten ließ, die Bahnen ihrer Hände zu verfolgen, die einen Wasserfall an Haaren befreiten, die sich um fein gemeißelte, blasse Züge legten. Und Zarasshin glaubte, dass es nichts gab, das ihr entgehen könnte. Durch den offenen Blick schien süßer Zauber auf sie zu regnen, ein schicksalsergebener Augenblick, in dem sie die Stimme von Vorwürfen vergaß, weil sie sich in einem zweifelhaften Mittelpunkt wiederfand.
    Aber einfache Worte hinterließen weder in der Luft noch auf Zarasshins Haut Spuren, und ein einfacher Geist fand es nirgends wieder, fing niemals auf, was nicht greifbar war. Deshalb gelang es ihr schweigend und scheinbar gelassen zu warten, denn mehr noch musste den Worten folgen, dessen war sie sich sicher. Eine Frage musste beantwortet sein.
    Und mehr als ihre Neugier liebte Zarasshin ihre eigene kluge Ruhe, ein Hauch der Kraft, die sie auch jetzt zuversichtlich hielt, dass sie nicht im Zorn der Schwester verharrte und nun ihr tödliches Wesen zu überwinden suchte. Und wie immer bereit, dafür bis an ihre Grenzen zu gehen.


    Deshalb folgte ihr Blick über die Weite des Sees. Versuchte mit den Wellen zu sein, die sich über die Oberfläche breiteten – es war ein unsicherer Friede, den der leiseste Hauch stören könnte. Worte vielleicht?
    Da mochte es Antworten geben, für Zarasshin: du bist schön, scharfsinnig und gefährlich, und dein Anblick wird mir verdorben, weil du zu aufreizend bist. Sie war der festen Überzeugung, dass sie trotz des Erschaudern ihrer Haut, wo jener Blick sie sanfter Schwingen gleich berührte, niemals mehr als die Schale ihres dunklen Seins ritzte, diese jetzt nicht und auch zu keiner Zeit in der Zukunft knacken und ihre Zähne in ihren Kern schlagen würde können, der ganz Yassalar ist.
    Und auf das Lächeln hin zeigte Zarasshin ihr Gebiss, fletschte es in einer Grimasse eines Abbildes, so dass die scharfen Eckzähne in den Mundwinkeln sichtbar wurden, so strömte die Frage also zurück zu ihr, tssss. Die Yassalar war ein Tier mit einem überentwickelten Empfinden, das, wenn sie durch Ozeane, Städte, Hallen und Wälder schritt, stets zwar die üblen Gerüche wahrnahm und mochte alles noch so sauber sein, sich durch diese Sinneseindrücke jedoch nicht angeekelt abwandte, sondern sich untrennbar damit verbunden fühlte. Langsam eroberte sich das Silber ihren Blick zurück.


    Es sind immer die anderen, die sich fürchten sollten“, entgegnete sie, sich dagegen wehrend, dass sie bereit wäre einer Trockenen Mut anzuerkennen – denn hingegen zu ihrem strengen Selbst selbst, konnte die Kriegerin in ihr den Schneid würdigen, mit dem jene der meerischen Geißel Anwesenheit die gelassene Stirn bot, auch wenn sie irgendwo in ihrem missachtetem Inneren wusste, dass diese Schönheit keine Furcht nötig hatte.
    Zarasshin ließ sich auf ihre Ellenbogen sinken, entzog der Mondschönen wieder den aufmerksamen Blick, auch wenn alle ihre Sinne auf der Gestalt lagen. Nahm sie die Herausforderung an? Alles ist auf dem Weg entweder in die Freuden oder in den Untergang. Man musste nur dafür sorgen, dass man nicht unter den Trümmern treiben blieb. „Ihr seid schön, scharfsinnig und gefährlich, und Euer Anblick wird mir verdorben, weil Ihr zu aufreizend seid.
    Und glaubt Eure Rasse nur glücklich geschätzt, dass unser Augenmerk noch nicht auf Euch gefallen ist
    “, sagte sie dann doch, „denn dann wüsstet auch ihr euch zu fürchten.“ Erheitert lachte sie und der Farbklang ihrer Stimme war ganz warm, erfüllt von dem steten Rauschen der Meere, weil ihre Kiemen weit geöffnet waren.
    Waren es der richtigen Worte genug?

    Ich erkenne Zara in den Beschreibungen wieder *gg* nur hast du den Namen der Sprache geändert, das ist mir eben aufgefallen. Und sie hat spitze Eckzähne ... na warte, die tauchen im nächsten Post auf *gebiss fletscht*


    Daneben finde ich, muss man seine Züge nicht unbedingt erkennen, schwarz ist schwarz und so, wie an seinen Füßen finde ich es sehr gelungen. Macht es ein wenig geheimnisvoller und düsterer. Lässt die Augen leuchten, wuhahaa.

    Hallo Valea,


    darf ich hier eine Anmerkung zu dem Yassalar machen?
    Der zweite Versuch überzeugt mich mehr als die Version von gestern, er steht viel kraftvoller und herausfordernder, sehr, sehr toll ... doch irgendwie erinnert er mich sehr an den Silversurfer ... ich weiß, dass du mal sagtest, dass schwarze Hautfarbe schwer zu realisieren ist, doch wenn ich mir Liah ansehe, gefällt sie mir besser als Yassalar als seine silberne Hautfarbe.


    ó.ò

    Wenig beeindruckt, kaum abgeschreckt hielt es die Fremde nahe der schwarzen Yassalar. Ihr Verhalten blieb … abwegig und für Zarasshin nicht nachvollziehbar. Es war als würde ein Band von ihr dahin reichen, an dem es sich entlang zu hangeln galt. Sich dahin wenden, wo die kraftvolle Quelle war, um sich dem Unabänderlichen zu stellen: sich zuletzt doch mit aller Kraft befreien zu müssen oder möglich auch einzusehen, wann man unterlegen war, doch dann gleich einem, der sich in das Auge des Sturms warf und sich nicht stoßen lassen wird. War es das, was jene wollte oder was sie nun für sich entschied? Die Gefahr an sich ziehen und sich nicht vertreiben lassen, weil man erst dann spürte, dass Leben in einem war. Aus ihrer Sicht verstand Zarasshin zum ersten Mal den möglichen Antrieb und nahm es an, weil ihr sonst keine Erklärung gefiel.


    Doch mit ein wenig Nachhilfe würde die Augenweide sich bald wie eine Schwimmerin in seichtem Sumpfgewässer fühlen, dessen Grund kein Auftreten gestattete, ihre Füße sich verfingen in schlinghaftem Wurzelgeflecht der tiefsten Meere, indes die Geräusche des sie Verfolgenden immer unbarmherziger ihr Herz befielen … still!, riet die innere Stimme, warte. Auf was nur? Auf dass sie das Denken unterließe oder zumindest das Sprechen danach? Vielleicht auf die Wiederholung ihrer eben gesprochenen Worte?


    Wenn sie schon auf ein elfisches Mittelmaß angewiesen blieb hier anzutreffen, so war sie nicht mit dem Durchschnitt einer Frau besser bedient, deren Körper ihr fremd und furchteinflößend erschien, während aus dem Verstand möglich noch etwas herauszuholen wäre?
    Zarasshin machte eine auffordern Geste als Antwort auf den weiteren Schritt: „Ihr seid unsicher, was Ihr denkt?Was müssen wir tun, Euch davon abzuhalten? Sie grinste süffisant.
    Neugierde glaubte Zarasshin es zu nennen, weil es Hirn, Zelle und Sinne erregte, alles zu gleicher Zeit. Aber sie müsste es besser wissen, dass ihr Herz sich zusammen krampfte, um den körperlichen Schmerz zu durchleben, wie getroffen, wenn sie auf ein nicht scheu zurück weichendes Wesen vor den Geiseln der Meere traf. Der Schwamm voll jenes roten Saftes beeinflusste es nicht, ob sie selbst lebte oder starb, sondern nur ihre Gedanken, die sich nach dem nächsten streckten, der Mut inne hatte, sich weder abschrecken, noch mit einem knurrenden Blick vertreiben ließe. Und das Leben kannte den Kampf und die Freude und alles Schwere sowie den heftigen Schmerz, damit es stark wurde und sich schützte, tosender Sturm und wellende Ruhe in einem: in allem nur Schutz für sich selbst. Wissen war Macht und lernen und begreifen wollte Zarasshin allemal.


    Ein Mundwinkel hob sich, ihr Gewissen flüsterte schon lange nicht mehr, ihre zarten Gefühle schwiegen meist, und deshalb war es nur als Tatsache gemeint, dass sie ein wenig abrückte, sich frontaler zu der Gestalt wandte, als sie sich zu Boden gelassen hatte – ich traue dir nicht und so gerecht ich bin, lasse ich es dich wissen.
    Nun, welches Wort käme dem gerecht, welches man in Eurer Nähe wählen sollte?“, fragte sie nach, auch wenn es gleich einer Feststellung klang, wie jene es gesprochen hatte, nicht auf einer neu ersinnten Überlegung. Fragen stellen, locken, verführen und nichts offenbaren.

    Ihr Finger hob sich an die Lippen, psssst!, schlug sie jäh sich die Augen auf. Klarheit, die flüchtig über ihre
    violett farbenen Pupillen strich. Zeit, da war sie wieder, ein Augenaufschlag, ein Blinzeln nicht einmal. Schwester, Schwester …
    Gab es noch gefährlichere Wesen als die Yassalar auf diesem Rund? Denkbar.
    Gab es solche, die in ihrer Abgründigkeit geboren waren und nicht anderes zu sein vermochten? Wahrscheinlich.
    Unter ihnen wären doch wenige, dass sich bewusst dem Dunklen Schlaf übergeben würden, nur um in den Genuss eines Spiels um Triumph oder Niederlage zu gelangen: erlöschen wollte Zarasshin, wenn nicht bewiesen sei, dass sie wert war mit den Schattenhaien zu tauchen.
    Sei unbesorgt, was du auch immer bist. Sie war schon längst bereit das tödliche Leben dir zu Füßen zu legen, wo andere die Flucht in Betracht gezogen hätten. Obgleich es keineswegs so war, dass sie all dem die Bedrohung absprach, nein, deswegen ja: fühle hier – stach es zur Warnung in ihrem Nacken, und hier, nah an ihrem Herzen. Der Schein trog – immer …


    Die Yassalar spürte es wohl, dass etwas mit ihrem Blut floss, denn ihre Schläfe drehte sich – ein leises Knurren erklang wie das Knirschen der kleinen Steine, wenn ein Schiff auf den Strand aufläuft. Und doch schob sie großzügig diesen Argwohn wieder zur Seite, als ein zunächst aller irdischen Stütze entbehrendes Luftgebäude, bevor es ungeahnt stürmische Höhen erreichte. Sollte sie ruhig in ihr graben, es wäre spannend zu wissen, was jene fand: Zarasshin und nichts als Zarasshin, die ich bin und war und sein werde. Für alle Zeit. Sie täuschte nicht, wie andere es taten, zeigte sie stets den Charme ihres Seins. So wie mich, gibt es keines mehr, sei gewiss.


    Vorerst hielt Zarasshin den Abstand bei, auch wenn es sie drängte, sich aufzuschrauben, um genauer zu sehen, was an jener war, wie auch das Schweigen über ihre Entdeckung zu befriedigen, um noch mehr zu erfahren. Einmal wohl wäre sie gerne aufgesprungen, weil ihre Art den Wunsch beinhaltete, als das anerkannt zu werden, was sie ausstrahlte, sie beanspruchte zu sein, und dann war da nichts zu verbergen: sie war, was sie war, unverfälscht und scharf wie die Klinge, verborgen in einer ihrer Manschetten. Auf ihre Weise so klar und rein wie ein gerader Pfeilschuss, der sein Ziel nicht würde verfehlen. Jedoch hörte sie hier nicht so sehr auf ihre Gefühle, sondern auf die Eine, die da mit der inneren Stimme der Schwester warnte, deren Farbe nun in ihren Augen lag:
    So elfisch oder kätzisch jene Fremde zuvor noch gewirkt hatte, verraten und offenbart, es war wie tiefes, unnützes Luftholen der Trockenen in der Fülle: unbrauchbar!
    Alles musste eins in ihr sein und die Schwester konnte nicht übereinstimmen mit dem, was sie ahnte, spürte und sah … war Wahrheit für sie nicht Behauptung, sondern fassbar, ganz und gar. Und jene konnte sie nicht erfassen – also ein Irrtum in Gestalt? Kommen wir den Tatsachen nah, denn die Gewissheit, die jene ihr gab, musste nicht sein, was sie zu sehen begehrte, sehen musste oder sah.
    Spüre, wenn das Vertrauen in die Augen siecht, wenn die Wirklichkeit sich dem Unwahrscheinlichen beugt. Ihre Erfahrungen wisperten mit ihrem Verstand, teilte sich das Misstrauen mit der Unkenntnis über jenes Geschöpf. So war sie das: eine Kreatur, den Elfen wollte sie ihr absprechen, sah jedoch noch keinen ersichtlichen Grund. War Zarasshin nicht auch Geist und Blut und Fleisch, war sie deshalb ein Zwerg? Benutzte sie nicht auch Sprache, Gesten und Gestalt sich auszudrücken, war sie deshalb Mensch?


    Somit hatte es zur Folge, dass sich Zarasshin von dem kalten Fieber ihrer jägerischen Reflexe durchflutet fühlte, und zugleich lief ihr ein hitziges Hochgefühl durch alles Geflecht und Geäder des Leibes, jenes Gespür, in welchem sie im Augenblick, da sie es mit ihren Sinnen erfasste, bereits den Triumph vorzukosten pflegte. Hier gab es etwas zu erbeuten und es soll derart entschieden werden, dass der Glaube an ihre hochmütige Vollkommenheit, ihre geistigen Finger überall hinein strecken zu können, was die Yassalar ihr eigen nannte, eine Einbuße erfahre.
    Niemals glaubte sie sich in Gefahr. Ein anderer vielleicht hätte die Feuerhände auf seinen Schultern gefühlt, hätte versucht diese Kraft von sich zu stoßen ... doch geboren war sie ein Kind in einer dunklen Welt und immer, wenn sie sich umdrehte, sah Zarasshin die Schatten an der Höhlenwand, die mit ihr raunten und sich ihr zu neigten, indes das Kind der Yassalar sie ignorierte: Angst war nicht wirklich, sie beherrschte sie nicht, niemals seitdem sie die Schatten erkannt, als das, was sie waren: das Fehlen von Licht. Nutze sie, füge sie deiner Kraft hinzu und zerre die Dunkelheit in die Helligkeit.
    Wittern. Bestimmen.
    Zweifel nicht, strammer Verstand.
    Lauschen. Aufhorchen. Während sie spricht, berühre die Worte.
    Zögere nicht, wacher Instinkt.
    Finden.
    War es Spott, den sie zu hören glaubte, das beliebige Auslegen der Antwort oder lediglich Beobachtung? Ersteres überspülte ihren Stolz, wie der Zorn, den sie selbst auf einmal offenbart fühlte, gegen ihre eiserne Selbstbeherrschung brandete. Bei meinem Blut, wir mögen es nicht, sollte es Hohn sein. Wasser, das nicht fließt muss faulen.


    Das mag daran liegen, dass ich kein Mira‘Tanar bin“, die feiernd Muse tun, „wenn es deinem Wesen entspricht, furchtsam zu sein, solltest du besorgt sein, denn sonst ist es möglich zu spät – dem Unersättlichen wird selbst der Genuss zum Verhängnis“, sprach sie in die warme Brise, der ihren Atem mit sich nahm, mit leiser und fester Stimme, die nicht dem Ausdruck auf ihrem Gesicht entsprach. Die einen bemerkten es vorher, andere danach. Eine unterschwellige Warnung lag darin, es nicht noch einmal zu versuchen. Gib dich hin, dieser einnehmenden Silberstimme, die nicht an die Wehmut der Gegenwart anknüpft, sondern direkt in die Zukunft wies. Komm nur her zu uns …, da half auch Säuseln und Umgarnen nichts. Seine Chance bekam jeder, der gewillt sie zu nutzen war.
    Allein, Zarasshin lachte leise, ohne wirkliche Freude zu zeigen. Den Gefallen zu offenbaren, was sie zu all deren Verlockungen zu sagen hätte, den erfüllte sie nicht. Die wahren Abgründe gab es nicht, lagen sie anhaltend in ihr, so auch in dieser – wie viel brauchte es, das Wesen zu stoßen? – wo Zarasshin jetzt einen großen Sprung über den ihren hinüber tat und freundlich blieb?

    Aufregend? Gewiss, immer wieder, zu jedem neuen Spiel ein Strudel Herzklopfen, durfte der Aderfluss durchaus bis zum Herz erstarren, so dass es zum Zerreißen hämmerte, weh und bohrend musste es sie antreiben und heißer Zorn war der Brennstoff, der ihr Blut am Kochen hielt. Und glaubt, es brodelte, denn so geschmeidig, wie sich nun ein Schatten aus dem noch Dunkleren ablöste, versprach er ihr weitaus mehr, als den erwarteten Glanz von Furcht in den Augen, nämlich Widerstand. War Mäßigung das unnatürliche Geschöpf ihres Wesens, freute sie sich bereits. Und wie die Geschöpfe von der Sonne trinken, so nimmt die Geisel der Meere ihre Freude aus der Schwäche, die anderen ihr Schicksal bescherte. So sei es, so würde es sein. Doch erheben würde Zarasshin sich nicht.
    Und der Schatten wurde von seinesgleichen überholt, wie dieses dann getragen vom Licht der Laternen sogleich wieder nach hinten huschte. Wie eine Seiltänzerin tat die weiblich anmutende Gestalt Schritt um Schritt und Zarasshins Kopf neigte sich der Schulter zu, wandte sie endlich das Gesicht, in dem Versuch zu sehen, sich von ihrer verurteilenden Sichtweise zu trennen, um einfach nur zu begegnen, auch wenn sie nicht bereit war, mehr als Nichts in dieses Wesen einer niederen Art zu werten. Ihre Gefühle kosteten von der fast an Übermut grenzenden Leichtigkeit, die sie überkam, als sie eben jenes zarte Gleiten beobachtete.
    Ihr Blick überlief jene wie ein Eisregen – darauf war Verlass. Ebenso ihr Lachen, das im Gegensatz dazu wie Feuer in ihrer Kehle brannte und doch nur gegen ihre gebleckten Zähne prallte, denn so still ohne Laut jenes Näherkommen war, umso eifriger lauschte die Yassalar auf einen Ton. Die Erwartung platzte ihr fast die Haut, ihre Lippen, ihre Augen atmeten die Drohung ungezwungen aus: gleich wesenlosen Dünsten bekannter Dämonen, die Schrecken und Tod jedem bringen würden, der ihr zu nahe trat.


    Und dann, als die Worte die Stille zerrissen, zog sich die Kälte zu einem einzigen festen Punkt in Zarasshin zusammen, als müsse dort ein Bollwerk gegen Hitze sein. Ihre Augen musterten jetzt die Fremde unverhohlen, das enge Mieder stand ihr gut, ihr Blick bohrte sich in die Haut ihres Brustansatzes, bis er den Hals hinauf wanderte, um sich in ihrem Gesicht niederzulassen. Sie roch weder nach Meer, noch nach Elf, denn diese Gerüche kannte sie zu genau. Aber es hatte für die Yassalar geklungen, als wären es nicht die Worte gewesen, die sie hatte sagen wollen, als hatte sie sich nicht recht entschließen können, als müsse man erst die Worte sammeln, damit man sie reihen konnte, bevor man sie sich auf die Zunge legte.
    Und anstatt sich über solche Selbstsicherheit im Gehen zu ärgern und sich von der Unsicherheit im Sprechen abzustoßen wie zuvor, lockte sie der Glanz, der jene Gestalt einhüllte. Es war ihr Augenweide, vom offenen Haar, das in geschmeidigen schwarzen Wellen glänzte, bis hin zu den Lichtaugen und ihrem Hals, wo eine blasse Säule aus Fleisch aus dem dunklen Stumpf des Stoffes stieß ... an sich der von der Nacht durchbohrte Stoff, der sich fein und zart schmiegte, wie es die Hose an ihre Hüften tat. Zarasshin war in seltsamer Stimmung gerade ... warum glänzt du so? Schönheit wusste Zarasshin immer zu schätzen.
    Nun nur noch für andere“, die Wahrheit, kein Scherzen. Dunkel und warm gesagt, kein Nein, kein Ja. Ein spottendes Lächeln wollte ihre Lippen teilen, errang es sich doch nur wieder das seichte Heben eines Mundwinkels, warum fühlte sie wenig amüsiert? Widerhalle, Resonanzen, Nachklänge, was hörte sie nicht alles jetzt. Ein seitlicher Augenaufschlag auf die schmalen Schultern, und Zarasshin sah wieder gerade über den See und der wollüstige Genuss an solch erregender Atmosphäre, waren keine ihrer verwerflichsten Regungen, sondern hatten auch eine gewisse Achtung vor der Gefahr zur Grundlage, die hier überdeutlich in der Nachtluft lag. „Aber Ihr irrt – ich warte auf den Sturm.“ … der einst hier toben wird. Lassen wir die Zeit entscheiden.


    ~*~


    OT
    Ich zieh dich jetzt mal an ... nach Stecki ;) du darfst murren bei Unpassenheit

    Mir ist heute noch etwas aufgefallen, dass mir das Schreiben unterstützen würde: ein Feld, in dem ich eintragen kann, was der Char im Moment trägt und das auch im Post links in der Spalte auftaucht.


    Das heißt, ich habe mich heute gefragt, was Syrrlithe anhat, um es zu beschreiben, und, wenn ich recht überlege, frage ich mich bei Mallalai oft, ob er nun wirklich nur den Lendenschurz trägt, wonach mir dann wieder die Manschetten einfallen, die auch Zara trägt.


    Mit einem Blick hätte man es erfasst und ich muss auch bei meinen eigenen letzten Posts nicht suchen, ob ich mal in der Hinsicht was erwähnt habe, wie ich meine Yassalar bekleidet habe oder ob schon überhaupt ...


    :))

    Es gab einen Sinn, der mit einer gefährlichen Jagd im Blut erwachte, die Aufmerksamkeit schürte, nicht Geruch, noch Sehen, noch Lauschen, nicht die Summe dessen, sondern mehr als dieses alles musste ein Yassalar in sich holen, um in dem Reich unter Wasser zu überleben. Zarasshin wollte den Trotz, die Überheblichkeit, die Empörung, den Willen, alles für sich. Und so auch jede Regung, die Wind und Wasser mit sich trugen, jede Schwingung in der Nacht.
    Ihre Augen glitzerten vor boshaftem Vergnügen. Sie glitzerten nicht wie die Sterne, die in der Schwärze noch heller sind, oder wie ein Diamant, der seine Schönheit beweisen will, sondern eher wie ein Lichtfunke auf einer Klinge, die mit einem kraftvollen Schwung ihr Opfer zu Fall bringt, aber von ihrer Schärfe nichts verlieren will, überraschend mit einer Leichtigkeit, mit der sich die Luft teilen lässt, und höchst zufrieden damit, dass gleich danach Haut und Blut folgen werden. Sie war niemals Beute, sie war Jäger. In weit grimmiger Stimmung als bei ihrem Kommen lächelte sie nun, mit Lippen, die nahezu perfekt waren, selbst nach Maßstäben der Yassalar, die die Perfektion nur in den seltensten Zufällen vollendet sahen, denn sie fühlte sich nicht mehr allein und Tuireann war nicht zurückgekehrt.


    Zu gerne wollte sie behaupten, dass ihr Geist fähig war zu fliegen, den Körper zurücklassen konnte, den Raben Ascans gleich sich aufzuschwingen, doch wie die Wirklichkeit bewies, war auch sie gebunden an die Schwerkraft, an begrenzte Sinne, die sie dennoch weit auszuwerfen imstande war. Als ob nichts wäre, tat sie einen unverbindlichen Blick in das Rund. Tief und laut atmete sie ein, kaum dass sie recht wusste, nach was zu suchen war, seufzte sie heuchlerisch und verzog dazu noch gelangweilt das Gesicht.
    Die Yassalar war erfüllt von der Nacht, die sie überall hier, in der Leere, im vollen Erdgrund, den betauten Blättern, durch das Einatmen an sich brachte, aber es war nicht gleich der wellenförmigen Fülle außerhalb der Kuppel. Von der Dunkelheit hatte sie gelernt reglos zu bleiben, von den Pflanzen, wie man Düfte sondiert und sich in den Strömungen wiegt, von der sanft streichenden Brise erfasste sie, wie man den Geist erhebt. Das tränende Schwert saß immer locker und bereit in seiner Scheide, die stählernen Stifte in den Manschetten verfehlten selten ihr Ziel, auch wenn sie nicht nervös zu nennen war, denn die Selbstsicherheit saß verankert in ihren Knochen.


    Während ihre Schultern sanken, streckte sie die Wirbel ihres Nackens geschmeidig nach vorne, ihre Arme legten sich auf ihre angezogenen Knie. Ihre Augen bohrten nicht mehr in die Tiefe des Parks, musterten, versuchten einzudringen in des anderen Sphäre, sondern sie wartete ab … soll es zu uns kommen.
    Die Schwarze mit der silbernen Schuppenhaut war unter einem musternden Blick, soviel war sicher, und wusste vielleicht, was jener denken mochte, wie alle es erschrocken taten, mit Abscheu, welch dunkles Geschöpf dort saß. Sie musste nicht wirklich verstehen, welche Wahrnehmung jemand von seinem eigenen Selbst hatte, der sich an eine Yassalar heranzuschleichen gedachte, welche Beweggründe er die seinen nannte, vielleicht würde er es sogar als Vorsicht benennen – aber er musste ihr klar zu verstehen geben, wie er sich zu verhalten gedachte, denn sonst war sein Leben verschwendet … sie legte den Zeigefinger überlegend an die Lippe und lächelte seicht vor sich hin – vielleicht wäre er auch mit Unwissenheit geschlagen.

    Die Welt wusste nichts von ihr, sie wenig von der Welt und wahrscheinlich gäbe es auch nie solche Bemühungen, die es passend machen könnten, und selbst wenn man versuchen wollte zu verstehen, so bräuchte man ein Schwert dazu oder den Willen, den stärksten, den es je geben würde die Yassalar unter das Verständnis zu zwingen.
    Alles erschien Zarasshin zu still, zu atemlos, zu dunkel in dieser neu geborenen Dämmerung, deren vergebenes Aufbegehren mit einem Blitzen der letzten Farben starb, irgendwo außerhalb der Kuppel, irgendwo im Ozean. Es war ein besonderer Augenblick, denn heute entkam niemand der Finsternis der Nacht, die der Mond nicht beschien, weil er die Sonne nicht sah, sein eigener Schatten ihn barg. Und ihr Körper mit seiner untadeligen Anmaßung hatte ihr eine Weile vor Sonnenuntergang bereits die Unruhe auferlegt, als sie sich auf ihrem Lager drehte und wand, der flache Bauch, die makellose Linie von den schmal zu umfassenden Schultern über ihre silbern geschuppten Brüste bis hin zu ihren Hüften – gebieterische Schönheit zuckend in einem Alp gefangen, der von Feuer sprach, der ihr alles an Feuchtigkeit nahm. Sie hasste Träume von Flammen und Hitze, im Wachen würde sie ihnen die Stirn bieten, wo sie im Schlaf schrie.
    Aufgeschreckt war Zarasshin und geflohen aus dem finsteren Reich, hinauf an die Leere, die den Himmel von der Fülle trennte. Ihre Flinkheit wich den Wachen der Tritone aus, an Kraft und Anmut geschmiegt trieb harter Körperschlag sie durch die Wellen des Sternenmeeres, während der Heißhunger in ihren untätigen, und daher zitternden, Händen ungestillt blieb, so dass er weiterhin gewillt war irgendetwas und alles zu verzehren.
    Perfekt, um die Kraft in Übungen zu lenken.“ Zarasshins Kopf fuhr herum, doch die Fee gab ihr nicht die Genugtuung der Beachtung, stattdessen dirigierte sie in dem Bewusstsein, dass die Yassalar ihrem Rat folgen würde. „An Land, Zarasshin.“ Sie war ganz in stille Erregung geraten, ihre Augen, eben noch müde, bekamen einen heftigen Glanz.
    Sie spürte, wie sie sich innerlich in eine Wärme und eine Kälte schied, eine Weichheit, die längst um ihre Unschuld weinte, und die Härte, die nichts unversucht lassen würde, und beide Hälften rieben knirschend aneinander, die eine froh, die andere wütend.


    Der See lag friedlich, wie immer als Spiegel der künstlich gestalteten Kuppel, als sanft streichende Wellen seine Oberfläche ins Wanken brachten. Heute Abend wollte sie versuchen zu atmen unter dem auffordernden, erdigen Blick der Fee. „Erdenmutter“, forderte diese gelassen, wissend, dass die spitzen Lippen Zarasshins Ablehnung ausdrückten, wo kein Ton erklang ... Grünzeug ..., murrte der Schwester Stimme, die lieber ausriss und nicht wachsen lassen wollte.
    Ihre Augen folgten der Darbietung, sah der Yassalar mit größter Aufmerksamkeit zu und sie schien neuen Gefallen an dem Zauber zu finden. Sie gab wie immer ihr Bestes, um möglichst unberührt zu wirken, doch als Tuireann zuerst schwieg folgten ihr silberner Blick ein wenig dem Blättermeer zu ihren Füßen, als ob sie davon ausginge, einen riesigen Spalt zwischen ihnen aufgetan zu sehen. Jetzt endlich wird sie lachen. Und das beachtliche Publikum, bestehend aus Bäumen und Vögel, würde vom Wind angetrieben zu einer donnernden Woge der Unterstützung. Doch nichts davon geschah, türmte sich, alles blieb still. Tuireann nickte gefällig und mit einem Salto verschwand sie ohne ein weiteres Wort in der Erde – typisch, dachte Zarasshin und ließ sich zu Boden sinken, die Füße im Wasser, eine Hand in die Erde gekrallt und mit einer schwarzen Kralle zog sie die Umrisse der Blätter in der geschwollenen Leere nach.
    Es gab ihre Feen-Welt, in ihrer ganz selbstverständlichen Überzeugung, dass es der Realität entsprach, wie es richtig war zu handeln, von den Erkenntnissen Zarasshins unabhängig, was immer diese auch davon glauben wollte oder in ihrem Leben erfahren hatte dürfen. Zarasshins Wahrnehmung war durch ihre Fähigkeiten begrenzt, sie würde sich keine endgültige Gewissheit verschaffen können, dass ihre Erfahrungen mit der tatsächlichen Realität Tuireanns übereinstimmten – ihre Welt war mit Gewissheit eine andere, in die sie sie einlassen wollte oder auch nicht. Die Schlussfolgerung war, ob Zarasshin sich darauf einlassen konnte?

    Einen Abendgruß, Syrrlithe.


    Willkommen ... du deiner Frage, ob sich jemand für dich zum Schreiben finden lässt: wenn du glaubst gegen eine Yassalar bestehen zu können, wetze ich bereits meine Klingen, scharfzüngig wie metallisch.
    Nun - abgeschreckt oder weiterhin neugierig und standhaft?


    :frech:

    Als habe er alle Zeit der Welten, zu dem Leben auch noch Äonen zu vergeuden, hinderte der Elf auch die Yassalar am Schritt. Die Aufforderung wollte sie nicht wieder zu sich nehmen und einmal nur Geduld beweisen, noch einmal, bis wieder das Meer zwischen ihnen stand. Also wartete Zarasshin.
    Töne strömten zwischen seinen Lippen hervor, Ausdruck seiner zwiespältigen Empfindungen, man weiß nicht genau, zweifelte an der Gewissheit, mit der Zarasshin sprach. Traue dich, sei mutig, würde sie von sich selbst fordern, so dass es zur Gewissheit wird, auch wenn Vorsicht angebracht war. Sie sprachen für den Elfen, seine Zweifel waren seinem Wissen unerreichbar überlegen, weil sie seinen Schritt zögern ließen, obwohl er wusste, dass sie ehrlich sprach … tat sie es wirklich? Zweifelt ihr daran? Hinter sich glaubte sie einen Schatten wachsen, Wellen sich türmen … Zarasshin zeigte ein freudloses Lächeln, hatten sie beide das nicht schon hinter sich? ... doch was geschehen ist, lässt sich nicht ungeschehen machen, so sei vergangen, was zur Vergangenheit gehört: Schicksalsschläge sind der Schlüssel zum Sinn des Lebens – wollte sie hoffen, dass sein Schicksal ihn auf einen anderen Weg führte, fort von den schlechten Erinnerungen, in denen alte Verbündete weiterleben. Stärke dein Herz, weiche der Stille aus, dann wirst du es immer lebendig spüren, den harten Schlag bis hinauf in den Hals, um sich niemals beruhigen zu lassen ...sein Geruch könnte jedem Hund verraten, dass er voller Beklommenheit steckt! Nahrung derer, die keine Hoffnung mehr kennen. Shht, alles war gut, wir tauften ihn Freund, schon vergessen?
    Der Gedanke an den Tod ist leichter zu ertragen, als die Schande einen Kampf zu überleben! Die Yassalar wusste wohl, wie das Flüstern es meinte. Vergiss all die Worte nicht, die hin und her gegangen sind und die einem die Schuppen auf dem Leib zerfetzen konnten. Ihre Lippe verzog sich spitz, fast entschuldigend kam das Lächeln nun auf ihre Lippen … wir bestehen aus blauen, weiten Gedanken, lass dich mit ihnen treiben … hörte sie gar nicht hin; der draufgängerische, innere Ton stand im Gegensatz zu dem steten Flackern in Zarasshins Augen. Ihre Gedanken ruhten, bei Juveno, nicht bei der Schwester. Ein Schweigen blieb, in dem die Eindrücke sich sammeln.


    Leicht drehte sie sich und wandte ihr Gesicht aus dem blassen Licht, so dass nun wieder das Schwarz den Schatten gehörte, die vor ihr auf der Straße lagen. Bald würde ihrer sich in den Strömungen kräuseln und verzerren … bald. Und Juveno tat den ersten Schritt von vielen, einen Fuß setzen, der andere folgte treu. Ihr fiel auf, mit einem Gefühl, das andere wohl als Freude bezeichnet hätten, dass sie froh war ihn folgen zu sehen.
    Und seine Gegenwart war leicht zu ertragen, denn er blieb, als sei er nie nah gekommen, er ging wie in Sand. Und neben ihr zu gehen war ein Risiko, in jeder Hinsicht: einmal gesehen zu werden, der Edelelf mit einer Yassalar, daneben waren ihre Stimmungen wie Ebbe und Sturm. Nicht die Flut, die dagegen so kraftlos erscheint. Es war nichts Schwaches an dieser Probe, die er sich selbst auferlegte – hatte er nicht dort, am äußersten Ufer seines Ichs Angst vor sich selbst, weil er mutig war? Sag, sprich es ruhig alles aus, kein Wahnwitz – eine Begleitung zum Abschied, als bringe man den Freund zur Tür. Diese eine Nacht würde es bewahren.
    Doch seine Frage hieb in die Stille, sehr unerwartet, so dass Zarasshin von den Pflastersteinen aufsehen musste, las in seinem Gesicht die Ernsthaftigkeit dessen, das sie nicht hatte in seiner Stimme hören können. Ihr Spiegelbild fand sie gewölbt in seinen Pupillen, die starr nach vorne sahen, als könnte er damit vertuschen gesprochen zu haben … ihr Bild ein Echo der Wirklichkeit, wie seine Stimme schon verklungen, wie nie in Schwingung gebracht. In ihrem Gesicht lag eine feine Gier, der silberne Blick auf ihn geheftet, als sollte ihr nicht die geringste Regung darin entgehen. Zarasshin zögerte die Geborgenheit des Schweigens zu verlassen und schnupperte in den Nachtwind, der die Stadt zu ihr trug. Eine Hand strich eine nie da gewesene Strähne aus dem Gesicht.


    Nun –, sagte sie und ließ es wie ein Todesurteil klingen, sie zischte kurz, so leise, wie wenn eine Mundvoll Spucke Heißes trifft, da war mehr Gefühl in ihrer Brust, als sie sich zugetraut hätte. Nein. Schlicht und ergreifend. Diese Ehre bliebe wohl unerreicht.
    Jetzt sah sie ihn kaum mehr, denn die Abstände der Laternen wurden weiter, die Dunkelheit tiefer, als sie sich immer mehr dem See näherten. Ihre, an die in den Tiefen des Meeres herrschende Finsternis, gewöhnte Augen fingen das Restlicht, um alles daraus hervor zu schälen. Und hier sah man den Vorteil des Jägers mit schwarzer Haut, wie Balsam der Nacht: Haut an Luft ohne Licht. Auf einmal knirschender Kies, wollten die Schritte darauf fliehen, vor ihnen ein Weg unter dunklen Bäumen, gebrandet durch Finsternis, den verzagt manche Laterne versuchte zu erhellen. Vor ihnen eine ganz andere Welt innerhalb der Stadt, für sich, ganz eigen – mit viel Grün und Bänken zum Verweilen.
    Was hätten die Götter schon mit ihr zu schaffen? Zu unbedeutend, zu gering, die Tochter einer Yassalar, die sich als zu schwach zum Gebären erwiesen hatte. Ein Stich wie ein Schlag, dort, inmitten ihrer Brust zu den anderen, die dort hin gehörten, nahm sie stillschweigend an, es änderte ja nichts mehr daran. Und tags fällt aus mir der welke Traum, der Nächtens mich umfangen hält. Vergehen sich an ihrem Leben in dem Zurückrufen, dort verweilen, hier im Gestern. Das Blut war ihr erstarrt bis ans Herz, welches nun wieder zu rauschen begann, um sie mit in den Strudel zu nehmen, das war alles. Gefährliche Stille ging von der Yassalar aus, da am Abgrund, ungesehen ... weh und bohrend fieberte ihr Blut, sonderbar nicht, was sie bannte, das Vergangenheit und Gegenwart zugleich enthielt, denn es verfolgte sie manches Mal immer noch; hatte sie nicht eben noch an Schicksal gedacht? Das Unheimliche dieser Bedrängnis ließ sich kaum ermessen, wenn man nicht ein solches Meerwesen war.