Beiträge von Zarasshin

    Nur, um das ganze ein wenig nicht aus den Augen zu verlieren *denkt so auch an sich*


    Mallalai,
    Argon,
    Novaria,
    Saniya,
    Shiai,
    Morgaina,
    Yovril


    Gehen wir dann schlafen und dann geht's weiter, liebe Gefährten? Oder was habt ihr an Vorstellungen, alle sauber und satt?

    Sein Atem reichte anscheinend nicht, blieb Juveno stehen, wo sie zwei Schritte ging. Zarasshin wartete einen Lidschlag wie ewig, doch er rührte sich nicht. Zu gering der Mut, wenn es der Atem nicht war? Er tat Recht, würde er nur einen Moment nachgeben, würde sie versuchen seine Seele zu durchbohren. Die Stille rahmte sie schnell wieder ein, sterbender Hauch der Nachtluft. Viele hatten so vor ihr gestanden, Zarasshin wusste schon, kannte diese Art von Verhalten, wenn alle Muskeln erstarrten. Immer seltener war ihr etwas neu. Geruhsam hatte die Yassalar gelernt, ihren schwachen Herzen zu lauschen, um zu erfahren, das zerbrechliche Leben darin zu begreifen: ein süßer Strom, einschmeichelnde Töne, um ihre empfänglichen Sinne darin zu baden, sich durch Entzücken im Fühlen ihrer Furcht zu ermatten. Längst stieß sie auf den brodelnden Zorn am Grund ihres Seins, eine kämpferische Natur, die sich behaupten wollte. Die Welt schmolz von den Rändern her dunkel, langsam und gemächlich, wenn er nicht bald sprechen würde, wäre die Wahl erloschen, als sie die Bestie erwachen fühlte – jäh wandte Zarasshin sich ab. Um ihre Lippen flackerte ein abwertendes Lächeln auf. Nur keine Gedanken, die ihn langsam zu erdrosseln trachteten, wie riesige Finger, die sich um ihn wanden und zudrückten. Sieh zu, dass das Schweigen sich nicht dehnt, bis an den unerträglichen Punkt.


    Deshalb nickte sie, wandte sich um und ging schon, als dann doch seine, in ihren Ohren zage, Stimme erklang. Abgrund gesprochen für Tod, tief hinab würde es gehen, bis in den Schlund der ganzen Welt, obwohl sie glaubte, dass ihr Abgrund doch mehr im Meer lag, sie dort erwarten würde, nicht an Land. Nicht auf dem Trockenen sollte eine Yassalar ihren letzten Kiemenzug tun, nur im Kampf im nachtblauen Ozean. Ja, da hinein. In das Meer. Zarasshin blieb stehen, mich zu erinnern, was ich bin. Um nicht mehr wiederzukehren.
    Nicht unbemerkt blieb sein Blick, was gab es abzuwägen? Schlimme Erinnerungen, wusste sie, wies sich darauf hin … hier ist er gestorben, dort brach ich ihm sein Genick. Kurz hob sich in Andeutung ihre Hand, doch Zarasshin wusste nichts zu sagen. Ihre Bemühungen waren ehrenvoll, das Ziel gerecht. Gewiss. Sah sie aus der Ferne jetzt diese Zeit kommen und gehen. Und ja, atemlose Flüche auf den Lippen, die sich bebend nach oben zogen, während sie die Zähne aufeinander biss, rot gefärbter Speichel dazwischen hervor quoll. Was geschehen war, so sei es, bringen wir die Zukunft zum Bluten, nicht die Gegenwart. Ganz stramm wurde der geschmeidige Körper, ganz starr, als sie auf seinen Schopf sah, der nach unten entwich. Violett waren die Augen unter hell bewimperten Lidern, wie schnell war das kraftvolle Wesen erregt.
    Die Schwester schmunzelte seinem Lächeln zurück, so lachte Zarasshin auf. Welch entsetzliches Geschöpf er ist. Doch die Feststellung war bar jeder Boshaftigkeit, seltsam nicht?


    Und wiederholt zögerte er – was wollte sein Blick ihr sagen? Nein, nicht doch, von einem Elf? Zugegeben, vielleicht war es möglich, erdenklich ließ Zarasshin Asdis es sogar zu … zu erfahren, aufzufassen, was es von ihm zu geben gab. Kommt schon, wir schwören, wir beißen nicht. Die schwarzen Krallen bleiben, wo sie sind. Ihr Kinn forderte ihn auf, ihr ganzes Wesen tat es, dann barg sie ihre Hände unter den Achseln. Wie kehrt man aus einem toten Leben zurück?
    Ihre Gedanken schwammen ihr bereits voraus, zum See, in dessen verschleierten Tiefen, erst dann drehten sich Schultern und Gesicht. Nicht täuschen lassen, sie fragte sich, was man sagen sollte und was nicht, ein Wagnis des Abwägens allemal. Weist einen Yassalar niemals auf seine Fehler hin, unterlasst es ihm zu offensichtlich schmeicheln, doch vor allem vergleicht ihn nicht mit jemandem, den ihr kennt … nein. So nicht.

    Ach, Argon braucht das ... es ist, wie ich schrieb *g* du hast gute Laune, egal, wie sehr man stichelt, du lässt dich nicht unter kriegen ... lass es mich weiterhin versuchen. Es liegt in meiner Natur, ich kann nicht anders :frech:

    Es gab keinen Bann, der nicht gelöst werden konnte, keinen Knoten, der nicht entwirrbar war. Zarasshin ließ das Schweigen herrschen, denn sie wusste demnach, dass sie frei kommen würde, da sie frei war. Ein jeder brauchte seinen Platz in dieser Welt und wie es schien, hatte dieser, den sie wirr genannt hatte, den seinen gefunden, wo sie noch suchte.
    Und so wurde aus ihrer Betroffenheit Ärger. In der Düsternis, in die sie sich manchmal hüllte, mit ihrem Zorn auf die Welt. Also griff sie nach den Schatten, um ihr Gesicht in deren Maske zu hüllen, aber es blieb eine Maske, was darunter auch immer geschah. Absolut bar jedwelchen Gefühls.
    Zornige Worte waren es auch, welche die Schwester ihr eingab, spottende Sätze, die nur gezielt verletzen sollten, unterdessen Zarasshin langsam Gefallen fand an dem Poeten, der er anscheinend war. Denn sie fand auch das Sandkörnchen, das ihn in Wahrheit erhellte, wenn stete Wellen formten den Stein - so sagte er die Weisheit der Meere. Welch Tiefen der schwarze See seiner Seele barg, glänzten ihre Augen dem entgegen.
    Anmaßend suchte sie in sich ihren Stolz, ihre Kraft, um es ihm entgegen zu speien, denn sie war Yassalar und schon wollten sich ihre Lippen teilen, um unbändig erneut anzufeinden, indes sie ihn doch nur ansehen konnte, um abzuebben. Allein, vielleicht gab es auch neue Gedanken und sie hatte ihm Unrecht angetan, das sie vor ihrem Gehen richten sollte ... etwas ganz Neues: Zarasshin entdeckte, was er in der hohlen Hand wie Worte barg, so dass ein Wasserfall an Worten fiel und doch nur eines mit sich brachte.


    Juveno bot ihr Freundschaft an. Zuneigung, daran konnte sie wenig glauben, eine kleine Quelle bloß. Ein Elf der dunklen Yassalar, die innerlich um Fassung rang, wo sie schließlich unbeeindruckt stehen sollte. Wie ruhig ihr Staunen war.
    Waren noch eben Geräusche in den Gassen gewesen, verdunsteten sie.
    Die brandenden Gefühle verdämmerten in eine ruhige Bewegung, während sie erneut versuchte sie alle an sich zu raffen ... wie Wasserströme, verzweifelt sie darum rang, die nur durch ihre Finger flossen - nur eine Kleinigkeit, es sei dem nicht so, wenn sie unter Wasser kam. Das war der Weg, dies ihr Ziel.
    Milde der Zug um ihre Lippen war, floh der Grimm einem Lächeln entgegen - wohl Vorsicht bot, dass ein hysterisches Kichern daraus entwachsen könnte. War es nicht rechtmäßig, Juveno erblicken zu lassen, wie es in ihr aussah, wie sie erspäht hatte, welche Tiefen verborgen weilten und fähig waren aus ihm hervorzubrechen?
    War Zarasshin gerecht?
    Verstehe, ein Wassertropfen kann noch so klar und brillant sein, doch trifft er auf den Fels, so wird er verdursten, denn es ist nicht sein rechter Platz. Zuerst schmilzt sein Leib, erkennt selbst das wache Auge ihn kaum wieder. Wohl aber im Meer schwimmend, unter seinesgleichen, wird jener den Ozean bereichern.
    Und die ganze Nacht würde sie hören, wenn sie gänzlich die Beherrschung verlöre und schreiend in der Straße stand. Es ist nur der Widerstreit der Bestie mit sich selbst, sagte sie sich unverhofft, um sich darin zu fügen, sie meinte, dass der Elf nur ein niederes Wesen sei - war Mitleid wohl besser als Verurteilen? ... wenngleich sie widersprach, Juveno sei wirklich dreist, wie er selbst von sich sprach - er sah wirklich viel, nicht nur meinte, was er sprach, Sicherheit war um jedes Wort geschnürt. Das imponiere doch. Und liebreizende Worte seien eine Dreingabe, gruben sie tief im Leid ... geschmeichelte Yassalar, deren Schönheit anerkannt.
    Dann stehen uns vielleicht seine Augen zu? Bevorzugt das Drehen der Augäpfel zwischen den Fingern war.
    Ich denke über seine Zunge nach.


    Ihr Arm winkelte sich ohne weiteres von allein, so dass die Lippen jenen Blutstropfen von der Elfen Kinn gesammelt, würde kosten können, an ihre Lippen zu führen, um mit der Zunge daran zu schmecken.
    Yassalarblut ist das nicht, sprach und meinte die Dunkle, auf einmal grinsend, schmeckt es uns all zu dünn. Einladend die Hand sie zu begleiten, hinunter zum See, an dem alles seinen Anfang genommen. Wenn Ihr noch Atem habt, ein Wegstück zu gehen, dann kommt. Wir sollten uns über das unterhalten, was man einer Yassalar sagen - und was man am besten verschweigen sollte.
    Auch ungemütliche Geschöpfe konnten ihre gemütlichen Augenblicke haben.

    Wenn alles ganz still ist und man leise lauscht, vermochte man es zu hören, das einzige Geräusch, das wirklich zählt. Das langsam sich steigernde Pochen eines Yassalarherzens, das einem Strudel gleicht, der alles an sich ziehen will, was sich ihm zu nahen droht. Im Grunde kann Zarasshin es nicht verhindern, der Sog begann sich zu drehen, allmählich nur, doch alles beherrschend. Einfach nur, weil es ein Herz ist. Auf seine ganz eigene Art schrecklich verschlingend. Und es ist ihm gleich, ob es Inneres verschlang oder in Gier nach außen drang.
    Wie immer hielt ihr Verstand dagegen, dass es gleichgültig war, ob jener nun lebte oder nicht, ob sie sich mit ihm in nächtlichen Straßen befasste oder auch nicht. Es machte keinen Unterschied mehr. Man sollte meinen, sie sehne sich endlich nach Sand unter den baren Zehen, nach den Strömungen der dunklen Meere, die den schlanken Körper umspielten, dem Salz, das sich durch ihre Kiemen presste - doch ein wenig fühlte sie auch schamlose Faszination.
    Immerhin, wer sich vor einer Reise fürchtete, der würde auch deren Ende fürchten und sie war davon nicht weit entfernt, deshalb verharrte sie still. Jetzt war es mehr jenes, von dem sie sich ablenken, das sie nun aufmerken ließ, während ihre Gedanken tanzten und ihr Herz prall sich füllte. Und sich auftürmendes Verlangen nach seinem Geheimnis, das ihn in ihren Augen lächelnd prahlen gab. Wie der Elf von unten herauf lächelte, nur, weil er wusste und besaß, was alle suchten. Unter dem Todesschlag hindurch tauchen, der größten Welle entkommen zu sein. Wie würde es ein Elf benennen?
    Sieh mich, hießen ihre Augen den seinen, in dem sie sich aufrichtete, streckte, das Kinn nur hob, um ihm mit ihrem Selbstgefühl zu begegnen, als sein Blick es genoss, sie zu mustern. Die Mächte waren hier, in der Erde, in der Luft, im Meer, in ihnen selbst. Sie trotzte ihren Elementen, sie forderte immerwährend heraus - aber er war beachtet von ihnen, in ihrer eigenen Gerechtigkeit, die keiner anderen bedarf. Zarasshin würde daran niemals zweifeln. Und so, was lag hinter den dunklen Spiegeln, in denen sie sich selbst anzustarren gewillt war, welch Erlebnisse trugen zu seinem Verhalten bei? Dass er verändert war, kein Zweifel. Es war der Götter Glanz, der spottete, nicht der Elf, der Gefäß für ihre Macht war.
    Wohl ist er so erbärmlich wie zuvor, sollte alles aus den undichten Stellen herausgesickert sein, raunte die innere Stimme, die nicht zweifelte, dass er gesprungen war, selbst aber nach diesen Rissen suchte. Such nach unseren Narben! Dagegen Zarasshin sich zügeln würde sein Hemd zu lüften, wie auch erneut Hand an ihn zu legen, nein, das wagte sie nicht.


    Und da er nicht sprach, noch sie die Lippen öffnen wollte, blieb Stille. Doch dann sah er sie an und Zarasshin wollte glauben, dass nur sie diese Mimik jemals zu sehen bekommen hatte, niemand sonst. Und das Ausmaß von Eindringlichkeit, mit dem er seine Stimme nachdrücklich belegte, forderte von ihr ungeteilte Aufmerksamkeit, während sie ihre Gedanken leerte.
    Schmerz ist nur der Schatten von sich selbst, er ist demnach schwach, er zählte nicht. Seine Worte konnten nicht verletzen. Deshalb prallten seine Worte ab an ihr, deshalb blieb nur Lachen, belustigt zuerst, spottend, höhnisch, wie es ihr beliebte, laut und zischend zuletzt. Wollte er sie trösten? Bedurfte er doch selbst des Trostes.
    Kalt bis in das Mark fuhr sie auf. Ich konnte ihm nicht den Tod bringen - was begehrt er noch von uns? Sie konnte diese Empfindungen nicht teilen, sie fühlte ermattet. Ihr gierig Herz hatte ein Opfer gefunden.


    Obwohl Ihr zurückkehrtet, sind die Sterne die Sterne, die Nacht, in denen sie sich betten, schwarze Finger malten zum Firmament, dem einst sie so schmerzlich nahe war, der silberne Blick verließ ihn jetzt, noch die Nacht dieser Welt. Die Bewohner dieser Stadt sind noch jene, die sie waren zuvor. So ist auch Zarasshin Asdis das, ihr Blick kam zurück zu ihm, was sie war. Nichts hat sich verändert. Ihre Zunge schnalzte ein sanftes Ts, indes ihre Hand wischte durch die Luft, bevor sie in einem Bogen zurück kam zu seinem Kinn, an dieses sich eine schwarze Kralle legte.
    Und wie Recht Ihr sprecht: Ihr seid noch wirrer als zuvor. Ihr seid verändert, Elf, sucht es nicht an mir, die die Leere nicht zu füllen mag, die Ihr in Euch gesaugt. Und nichts seht Ihr, was es zu zeigen lohnt.

    So groß ist die Gewalt des Gewissens, wenn sie das Wesen im Zaum halten kann, das von sich selbst behaupten wolle, dass es diese Regung nicht besitze. Sie vermeinte es folge ihr stets derselbe Schatten nach, worauf Zarasshin selbst der Verräter an sich wurde: sie ließ seine Hand ihre Finger umwerben, nur um begierig sein all zu lebendiges Herz zu fühlen. Auch die Schwester schwieg fassungslos, sie erduldet das Gefühl des Feiglings weniger als das es jetzt zu ertragende Wesen, in ungetrenntem Verstehen. Gerade sie fühlte sich betrogen um die Beute, die er noch vor ihrer Nase schwenkt.
    Das Leben in ihm war Zarasshin zuwider, erhob er sich gegen das endgültig von ihr verhängte Gericht. Ihre Kiefer mahlten hart. Doch wer war sie zu bestreiten, was die Götter gefügt? Gerechtigkeit als Verweis zu ihrer Ungerechtigkeit – ist es ein Leben, das ein Ende nicht mehr kannte? Ist der Sturm noch sicher, der Regen, Ebbe, wie Flut? Weiter wagte sie nicht zu fragen. Sie erschütterte die Einheit von Wesen und Körper, dass nicht einmal der Tod ihn zu verschlingen wusste. Hatte er ein ewiges Wiederkommen zu fürchten? Eine niemals endende Befreiung vom Leben – doch viele ruhmreiche Untergänge. Ungetrübtes Denken einer Yassalar, die wieder sein will, was sie zuvor gewesen, bevor ihre Schritte trockenes Land traten, bevor ihre Gedanken Philosophien nachzusinnen sich wünschten … dem Traum nachgaben eines anderen Lebens vom Fliegen … anstatt sich dem ewigen Kampf zu ergeben, der Verständlichkeit der Kriegerin.
    Die Seherin hatte Unrecht gesprochen, sie sollte sich nicht mehr nach diesem Leben sehnen, was in seiner Fülle sich darbot, eintauchen wollte sie zurück im Meer. Hier gab es kein Glück, das einer wie ihr zustehen mochte. Doch noch wollte sie Zurückhaltung üben, die Yassalar zügeln, bevor die Wellen endgültig betäubten, was sie in dieser Stadt zu erleiden gehabt hatte, um ebenfalls neu in der Fülle geboren zu werden. Stark und unnachgiebig würde sie wieder sein, unantastbar für Verlockungen … aller Art.


    Genügte ihm nicht die Intensität der Berührung, forderte er noch mehr heraus, Elf! – was versuchte er zu sagen? Es war nicht seine Entscheidung wieder zukehren in sein Leben? Dies schlug ihr bereits die Lider auf und seine Worte beschwichtigten nicht gerade, was seine Hand verbrach. Dieser wirre Elf trümmerte gar noch auf den Schutzschild ein, den sie ihm gab, in Mitleid, in Anteilnahme gar? Nichts hatte er gelernt, nichts.
    Sie stieß sich ab von ihm, nah blieb sie dennoch, entzog ihm nur den intimen Kontakt. Gefährlich die violetten Augen warnten, keine Fragen zu stellen, nichts erneut von Flucht zu äußern, außer der seinen.


    Hat es keinen Hort für Euch bei den Göttern gegeben, dass man Euch scheinbar gnädig wieder Atem gab? Der Tod sollte endgültig sein, Elf. fauchte sie. Ich habe nichts anzubieten, außer Bedauern und Gewalt. Und auch nicht das Schwert, das ich beanspruche.

    Die Tage waren kurz, die Nächte lang und voller beabsichtigtem Schweigen. Man hatte sie auf Streifzüge geschickt, nahe der Sturmgrenze, sie war ohne Beute zurück gekehrt, ohne nennenswerte Informationen, denn dort gab es nichts zu holen, es waren Lektionen gewesen. Zarasshin hatte sie gelernt, keine Welle je so an ihr gerissen, wie man ihre Eigenart zerrissen hatte. Sie war Yassalar. Jeder Tropfen Blut in ihren Adern, jede noch so kleine Schuppe, die über ihren Körper floss, schrie es hinaus und verlangte, dass sie sich darunter beugte. Es war nicht genug gewesen. Das Netz der Tiefe hielt sie wieder fest umschlossen. Zu viel Zeit an Land, zu viele vergeudete Gedanken, zu viel Bequemlichkeit.
    Du bist Yassalar und es steht dir zu arrogant zu sein. Du wirst aus deiner Unbesonnenheit lernen. Sie hatte Arzachena ins Gesicht gesehen, seinen Blick ergründet, seine Größe und wusste, dass er nicht zögern würde, sie zu töten. Bewahre deine Kraft für Kämpfe, die du gewinnen kannst. Er hatte gewusst, dass sie ihre Möglichkeiten abschätzte.
    Das Leder, das sie trug, war so weich, wie der fließende Stoff der Elfen ... es war ein Geschenk gewesen, ein teuer erworbenes Andenken, das Gegenleistungen forderte und sie mit jeder Bewegung erinnerte, was zu entrichten war. Doch ablehnen hatte sie nicht gewagt. Ein großer, blauer Fleck prangte an ihrer Schläfe, zerschmolzen mit dem Schwarz, sie war nicht zurück gewichen, als auch ihre Lippe litt.


    Schlicht, sie hatte üble Laune, dunkler Drang im bewegten Herzen, das sich hüllte und keine Worte mehr fand. Ihre aufgebrachten Gefühle verloren nur langsam an Glanz. Niemand würde sich einer erbosten Yassalar in den Weg stellen, die still und fest geht, an einem finsteren Ort gefangen war, die darauf wartete, die Schmach, die sie erlitten hatte, weitergeben zu können, ihr Gesicht heimwärts wand, um nie wieder zu kehren, eine Naturgewalt.
    Die Gassen waren verlassen, manch Gelächter zu hören, manches zu erahnen, was an Poltern zu vernehmen war, schien weit entfernt. Ihr innerer Blick, der gleichzeitig grausam, wie sanftmütig war, senkte sich auf verborgene Leben, denen sie hier leicht begegnen konnte. Deshalb war sie sicher, dass eben dieser einer, der sich dort in den Schatten barg, ihr aus dem Weg wich. Wenn jener glaubte, sie habe ihn nicht gespürt, so achtete er die Jägerin gering. Es war ein leichtes Kribbeln in ihrem Nacken, das jenem beschert wurde, der Beute war und Zarasshin verabscheute das Gefühl. Ihre Nasenflügel blähten sich, um die Luft zu sondieren und ihr Gesicht schmolz in ein entzückt fremdes Lächeln. Welch angenehme Gesellschaft, ein Elf.
    Doch nur solange sich das Lächeln hielt, bis sie ihren Namen vernahm. Wer bist du, dass du ihn kennst? Ein Spion der Yassalar?


    "Was willst du? Wenn du Ärger suchst, kann ich dafür sorgen." Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus, ebenso trug sie einen feinen Schleier aus amüsiertem Unterton. "Ich denke nicht, dass du bereit bist, dich in den Sturm zu lehnen."
    Die Nacht veränderte sich, wurde enger, etwas Verzweifeltes erwachte in ihr. Über ihr Gesicht legte sich die Erinnerung an den Blutnebel und sie ergab sich kurz dem altbekannten Geruch, bevor sie sich in Gefasstheit hüllte. Und, die Nacht schien sich zu verdunkeln, als die Vorstellung ihre Adern versengte, heiß spülte es ihr Entzücken hinfort, als das Erkennen sich hervor schälte.
    "Sieh an", mehr nicht. Keinen Hauch bewegte sich ihr Körper, während jener, der den Tod mit sich tragen müsste, nach vorne trat, in den Kreis, der ihn nur näher an Zarasshin brachte, gewaltig näher seinen lebendigen Geruch an ihren Schatten, der über das Pflaster floss. Erstarrt war sie, heiß wurde ihr, ihn so nah zu wissen. Aber sie unterband den Reflex, ihn von sich zu stoßen.
    Erneutes Interesse war in ihr entfacht, wenn jemand so unverschämt die Stirn dem Tod bot. Doch keineswegs zweifelte sie daran, was sein kann und könnte ... und niemals schwankte sie in dem Glauben an sich, dass sie es vollbracht hatte, was er sich gewünscht hatte. Sie konnte nicht erklären, weshalb dieses Versprechen gebrochen worden war, allein, sein unschuldiges Antlitz wollte, dass sie die Furchtsamkeit von ihm nahm, auch wenn sie möglicherweise nicht in ihm war. Welch Nuancen Dinge preisgeben konnten, würde man erst nach mehrmaligem Betrachten, gar langem Versenken entdecken können. Und nur deshalb hob Zarasshin zuerst beschwichtigend die Hand, sah kurz verwegen die Straße entlang, bevor eben diese Hand nach ihm griff und ihn wieder dorthin zog, wo die Schatten das Gemäuer fraßen.
    Da war mehr in ihm verborgen, als sie ahnen mochte, kraftvolle Ruhe, doch Zarasshin versagte es sich, noch genauer zu sehen, auch wenn es sie aufmerken ließ, welch samtenes Augenmerk und Verzückung in seinem Blick nun lag. War es der Götter Glanz, der den Geruch des Todes von ihm gewischt hatte. "Wirrer Elf." Sie hatte einfach keine Worte, ließ aber ihre Finger tastend zart über vollendete Wirbel gleiten, Haut, die straffe Muskel barg. Und zwang ihren Blick in den seinen. "Lebendigkeit hatte ich von Euch nicht mehr erwartet."

    Manches ist dem Auge verborgen und die Valisar barg mehr in sich. Zarasshin war unterlegen in den Gedankengängen aufzufinden, was verborgen lag. War das der Seherin Kern? Sie lachte leise, denn sie nahm an, nicht alles zu verstehen, was gesagt war, vieles blieb Ahnung. Dort verspürte sie auch nicht den Wunsch zu wissen. Viele Flüsse haben ihre eigenen Gesetze. "Aber die Tiefe erkennt die Tiefe", legte einen Zeigefinger an die Lippen und es überkam sie heftiges Entsetzen, das sogleich wieder erstarb, bedeutungslos, so lange her wie ewig.
    Es war eine Welle vorangetrieben, durch einen Kiesel, den die Valisar genommen und in Zarasshins Dunkelheit geworfen hatte – Wellen, die den Platz füllten, den der kleine Stein inne gehabt und Wellen, jetzt dort, um das Wasser zu verdrängen. Das Seelenmeer war verändert, kurz nur hatte es die Hand der Valisar erschwert bis sie ihn zurückgeworfen hatte. Der Wurf hatte getroffen, nichts verfehlt, da selbst dessen Bahn die Strömung bewegte, ein Hauch der Luft seine Lebendigkeit war.
    Zarasshin kehrte aus dem Schweigen zurück, als der Blick sie verlassen hatte. "Ich habe Verstand", flüsterte ihre Stimme, es war, als hätte sie geschlafen, erschrocken setzte sie sich gerade, "ich darf nicht handeln, als wäre er mir nicht gegeben."

    "Ihr kennt die Yassalar scheinbar nicht" , sagte Zarasshin trocken, ihr Leben verlief vielleicht nicht ganz nach ihren Wünschen, doch sie hing daran. Ihre Wirklichkeit, ihr glücklich Sonnenreich, war in der blauen Finsternis der Meere, in gleich bleibender Gnadenlosigkeit, die sie nicht zu vergessen weiß.
    So wünschte sie bei sich der Valisar viel Glück mit den widerstrebenden Herzen, es würde kein Einfaches sein, doch aufgeben wäre niemals eine Option. Für keinen von ihnen beiden. Mehr war sie hingerissen von dem Versuch, den jene beitrug, sie zu deuten und zudem in einem Zustand von großer Müdigkeit, der entschwundene Tag lag schwer auf ihr – brennende Gedanken bewegten das Herz, das Blut blieb doch wie Eis. Der wache Himmel lächelt nicht mit Freundlichkeit auf uns herab, meine düsteren Gedanken weiß er nicht zu erhellen, nur Beute fehlt mir noch. Wieder presste Zarasshin die Gleichgültigkeit zurück in ihre Haut, die da hatte von ihr sprühen wollen. Es gab keine Entschuldigung, wenn sie der Valisar schadete, doch immer gab es Konsequenzen und sie war nicht bereit dazu, in diesem Moment. Denn wer straft, was unschuldig ist? "Beleidigt mich nicht." Ein Augenblick der intimen Bedrängnis, dem sie sich dementsprechend verweigern musste, dem ungeachtet, sie konnte sich kaum lösen.