Kühle mich, schenke mir mich wieder, labte sich Zarasshin an der Distanz, um wieder eins zu werden mit ihrem Herz, das so verräterisch war. Wann hätte je jemand gewollt, dass sie nahe kam? Saugte sie auf, was die Luft ihr zuspielte, in ihren Schuppen sich verfing, einsickern sollte es, tiefer, tiefer, einpressen, was nicht gehorchen wollte. Fühlte sie schon wie des Meeres Finger an ihrer Haut zupfen, als ob sie ihm in die Höhe folgte. Die Fülle würde weichen, rasen, alles sich in Nichtigkeiten zurückneigen, trunken ihr Glück, atemlos sie in der Geschwindigkeit wäre, ließe sie alles einfach zurück.
Doch hörte sie stattdessen unbewegt erstarrt die Worte, grollte innerlich, ergab sich nicht der Erregung.
Ich will ihre Zunge, die so offen spricht.
Nein. Ertrage es oder verkrieche dich.
Selten sind Kopf und Herz eines. Denken zerstört das eigentliche Fühlen, zu dem nicht immer ein Wort von Nöten ist - vielleicht sollte man manchmal beim Herz bleiben und ihm folgen. Diese Yassalar tat es niemals, selten, vielleicht. Man kann nicht sofort alles abstreifen, was einen umklammert hält, sagt die Schwester und schottet es ab; wie Recht sie hat, möchte Zarasshin meinen, obwohl sie vermutet, dass jene sich selbst zu schützen beabsichtigt. Was bliebe, wenn das salzige Blut verdünnte? Jämmerliches Ding nur, verachtenswert. Liebe undenkbar.
Der Yassalar Herz, Heimat für ihre stummen Dinge. Der Schmerz hat sie gelehrt, unter seinem Hauch entfaltete es sich - lassen wir es an diesem einen Ort, wollen wir es nicht wecken, indem wir ihm Freiheit zugestehen, indem sie das Denken unterließe. Manchmal nur, wenn es arg zu groß schwillt, lassen sie es bluten. Es war ein gutes Gefühl, gefolgt von Unbekümmertheit, ein wenig konnte sie die Macht der Valisar erfühlen, die einem wohl vorgaukeln würde, dass man alles unter Kontrolle hatte.
Zarasshin wusste, dass es der Valisar ernst war, dass sie mit ihrem Blick halten wollte, gönnte sie ihr desgleichen standhaft ihren. Suchte sie, auch, um nur ein Wort zu erlangen zu etwas, von dem Zarasshin wusste, dass niemand sie jemals zwingen könnte und die Yassalar wollte die Valisar, die so viel sah, nicht gehen lassen, doch würde sie. Sie konnte die Antwort in einem Wort nicht geben, fiel ihr das eben noch gedanklich gehaltene Glück aus der Hand, wurde der Augenblick zur Ewigkeit, wie die eben erlangte Kälte ihr Gesicht errang.
Süß ist das Leben, süß der Schmerz, flüchtig ... sprich es laut! Ziehe in den Wind, zu den Sternen! ... schüttelte sie schwer in Andeutung den Kopf. Leise gab Zarasshin Applaus für das Gesagte, bevor sie die Hände auf den Schenkeln niederlegte. Das ungewisse Herz gierte, zerrte an den Fesseln, mit denen sie es hielt.
Trotzdem, sie beugte die Stirn unter ihren Unmut, nicht der Gewalt, die die Schwester über sie bringen wollte, um sie in eine neue Richtung zu weisen: entspannte sämtliche Muskeln, doch schwer genug das steinerne Gesicht offen entgegen zu heben, die wahre Natur ihrer Gedanken zu verbergend, die fort waren, noch bevor sie die Lippen erreicht hatten.
Die Worte, die sie in ihrer Kehle nach oben trieb, waren demnach nicht jene, die schließlich wie von Trockenheit durchtränkt von ihren Lippen brachen. "Das Herz ist töricht." Es will immer verführen. "Und die erfüllte Liebe wäre die, die man zu Grabe bettet."