Zarasshin hatte sich von ihm abgestoßen, drückte ihn fester gegen die Mauer, doch blieb sie drohend nah, sah ihn warnend an und nichts anderes konnte er von ihr erwartet. Das violette Funkeln ihrer Augen glich Amethysten – zwei rohe Edelsteine, deren erhabener Glanz hart, unbeugsam, warnend, drohend, leuchtend die Nacht durchbrach. Aber Juveno hatte sie nicht aufgehalten, um sie bewusst heraus zu fordern und doch tat er es mit seinen aus Sorge geborenen Fragen und mit dem Festhalten ihrer Hand, die ihn wie die Nacht den Tag in sanfter Dämmerung berührte.
Durch das Festhalten ihrer Hand hatte er erreicht, was er wollte, denn so fühlte sie sein wiedergekehrtes Leben inniger, als gleich welch Worte es ihr bewusst machen konnten. Er hatte so zu sagen: die Dämmerung fest gehalten, bis sie sich von ihm löste und so die Dämmerung verrann in einer violett-funkelnden Nacht.
Konnten sie anders ? … nein ... ihre Völker waren verfeindet und auch, wenn Frieden herrschte, würden sie sich stets meiden. Sie waren Elf und Yassalar, waren eben wie Tag und Nacht unvereinbar und doch gab es eine Art Dämmerung, in der sie sich berührten.
An der Mauer lehnend wirkte er kleiner als sie, hätte er sich gerafft, hätte er sie um einen halben Kopf überragt, stattdessen sank sein Kopf hinab, so tief, dass sein Kinn auf seine Brust sank ... Nein - nicht demütig, nur einsichtig und nur ein Augenblick, ehe sich sein Kopf leicht schief neigte, er von unten herauf, mit einem Lächeln im Gesicht, wieder zu ihr blickte.
Doch sein Blick wurde schnell wieder ernst, suchte das Nichts und deutlich sah man ihm an, dass er nachdachte: Soll ich weiter mit Fragen auf sie einschlagen ? … wurde sie nicht schon genug geschlagen ? … Sicher trägt sie ihr Schild … hat keine meiner Fragen beantwortet … stattdessen schlug sie auf gleiche Art zurück mit ihren Worten … Bei den Göttern, weshalb mach ich mir Sorgen um eine Yassalar ?… sie stellt mein Feind dar … und doch …...
Das Nichts, in das er starrte, mochte er nicht, es drohte ihm - sich darin zu verlieren, sich darin aufzulösen ... sollte er? ... sollte er einfach gehen? Sein Blick griff zurück, nach ihrem Körper, glitt Nebel gleich darüber.
Der Grund, weshalb er Zarasshin aufgehalten hatte war geklärt, sie wusste nun und hatte gefühlt, dass er wieder am Leben war. Sie war weder verwirrt, noch sonderlich überrascht deswegen, das Einzige, was sie deutlich zeigte war Wut und diese nicht nur, weil er sie festgehalten hatte. Wollte sie sich mit den Götter anlegen ? … ja, der Tod sollte endgültig sein .. doch die Götter entschieden anders … sein Erscheinen, voller Leben, schien ihrer Tat zu spotten.
Für Juveno war nur noch eine Frage offen: Hatte sie mit Dritten über das Geschehene gesprochen?
Doch diese Frage beantwortete sich von selber: Sie trug sein Schwert nicht bei sich und sie hatte es bestimmt nicht zurück gelassen. So rühmte sie sich nicht, in dem sie sein Schwert offen bei sich trug, es schien ihr zu genügen es für sich beanspruchen zu können, es als Zeichen eines Sieges, über einen Elfen, wie ein Schatz versteckt zu hüten. Zudem war das Geschehene rein eine Art Genugtuung für sie und ein gnädiges Geschenk an ihn, das keinen ehrhaften Ruhm an sich hatte und besser nicht mit sich getragen wurde und so würde, gerade sie, nicht mit anderen über das Geschehene gesprochen haben.
Auch dachte Juveno nicht einmal daran sein Schwert von ihr zurück zu fordern, im Gegenteil, er sah es als einen gerechten Lohn für ihr Geschenk - des Todes, den sie ihm gewährt hatte. Was konnten sie schon dafür, dass die Götter ein anderes Schicksal für Juveno bestimmt hatten ? Sich deswegen weiter gegenseitig anfauchen?
Oder wie sie es tat, einfach nicht auf die Frage: ...“ Hat es keinen Hort für Euch bei den Göttern gegeben, dass man Euch scheinbar gnädig wieder Atem gab?“...antworten?
Nein weder noch, Juveno konnte sich nicht auf das selbe Niveau herab lassen, er wäre nicht mehr er selbst gewesen. So raffte er sich, hob seinen Kopf, doch wandte er sich ab von ihr, ehe seine Stimme die Stille der Nacht zerriss: „Der Hort den es für mich gab, war ein grausames, leeres Nichts und wahrlich bin ich den Göttern dankbar für ihre Gnade, die zugleich Strafe für mich ist.
Das Bedauern einer Yassalar schmeichelt mir und Eure Gewalt habe ich bereits am eigenen Leib gefühlt, aber ich bin nicht hier, um sie erneut heraus zu fordern. Doch wenn Ihr glaubt, dass Ihr nicht mehr als dies anzubieten habt, irrt Ihr Euch gewaltig.“
Kurz verstummte er, es folgte eine halbe Drehung, ein Blick, der sich in ihren bohrte, ein Schritt, der sie zurück drängte, sich ihr erneut so nah fühlte, er ihren fauchenden Atem spürte - und eindringlicher wurden seine Worte: „Schwert der Meere, Künstlerin der Steine, Silberner Schatten – Zarasshin … Himmel !... muss ich Euch wahrlich einen Spiegel vor Augen halten !!? Damit ihr mich versteht und nicht als einen wirren Elfen betrachtet“.