Beiträge von Okina

    Langsam hatte Okina die Faxen dicke. Immer dieses Geheule und die tröstenden Worte der anderen. Sie selbst ist schließlich auch auf der Suche nach etwas. Aber deswegen hatte die Wandlerin noch keine Träne vergossen. Ja, es mag sein, dass Novarias Suche mit einem schmerzhaften Verlust einherging. Aber irgendwann ist auch diese Wunde verheilt. Und Okina befand, dass es nun an der Zeit war, die Wunde zu verschließen.
    Die Brünette blieb abrupt stehen, als Argon tröstende Worte Novaria spendete. Als er geendet hatte, setzte Okina wieder an den Gedanken mit dem Traum an. Genervt drehte sie Novaria zu sich herum: "Hast du etwas zum Schreiben bei dir?", fragte sie ihr Gegenüber eindringlich. Dabei sah sie Novaria so tief in die Augen, dass es sogar Argon erschaudern lassen würde. Die Tua wartete Novarias Antwort nicht ab: "Sollte dem so sein, dann möchte ich, dass du heute Nacht, nachdem du geträumt hast, alles haargenau notierst." Okina strahlte eine eiskalte Aura aus, was ziemlich untypisch für eine Nariongeweihte war und womöglich Angst in anderen Gemütern aufsteigen lassen würde.

    Das Meer. Weißer Sand. Frische Briesen. Welch schöner Gedanke. Beinahe hatte Okina vergessen, warum sie sich auf den Weg dorthin machten. Doch es fiel ihr wieder ein und die Idee, dem Anhaltspunkt mit den Möwen aus Novarias Gedankenfetzen zu folgen, ist einfach grandios.
    Während die drei ihres Weges zogen kam Okina ein weiterer Gedanke, den sie Novaria nicht vorenthalten wollte. "Und du kannst dich an rein gar nichts erinnern?", setzte sie ungläubig an. Kurz blickte sie in Argons Richtung, doch er lief unbeirrt vorran. "Hast vielleicht mal unbewusst was seltsames geträumt, was irgendeinen Hinweis enthält?", fuhr sie fort. Vermutlich würde die Cath'Shyrr sie jetzt für verrückt halten. Doch die Frage meinte Okina ernst und ließ nicht locker mit ihrer Fragerei: "Weißt du, ich habe manchmal Visionen und kann sehen was in der Zukunft passieren wird oder Träume, deren Handlung schon weit in der Vergangenheit liegt." Mit jedem Wort beobachtete die Wandlerin die Gesichtszüge Novarias, unschlüssig wie sie auf ihre Worte reagieren würde.

    Der Hase schmeckte vorzüglich und das Hungergefühl legte sich rasch. Zum Abschluss naschte Okina noch ein paar Brombeeren von einem Strauch in unmittelbarer Nähe. Sie brauchte nur den Arm ausstrecken.
    Erst als sie völlig gesättigt war, bemerkte die Wandlerin, dass Novaria nicht mehr aß. Sie sah appetitlos aus und Tränen kullerten ihr über das Gesicht. Diese Szenerie hat Okina regelrecht getroffen. Sie empfand Mitgefühl - zumindest glaubte Okina dies. Oder bildete sie es sich nur ein?
    "Das...", begann Okina mit halbvollen Mund, schluckte schnell die Beeren hinunter und fuhr fort: "Das tut mir leid. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du dein Erinnerungsvermögen durch einen gewalttätigen Akt verloren hast." Symbolisch zum Trost reichte Okina Novaria eine handvoll Beeren.


    Wenige Augenblicke später, sammelte Okina die Spieße von Argon und ihr ein. "Argon, ich denke wir sollten uns auf den Weg machen. Du weißt ja, dass es nicht klug ist, so lange an einem Ort zu verweilen. Außerdem wollen wir doch Novarias Erinnerung ein wenig auf die Sprünge helfen." Das "wir" betonte die Wandlerin recht herzlich. Völlig ungewöhnlich für ihren Charakter. Sie schien es tatsächlich ernst zu meinen, mit dem Hilfeangebot. Wahrscheinlich lag es daran, dass Novaria in dieser Situation einfach leid tat und die Tua nicht gerade unschuldig an ihrer Gfühlswelt war.


    Die Sonne stieg ihrem Zenit unaufhaltsam näher. Es war an der Zeit, das Lager abzubrechen und weiter zuziehen. Hier, so nah am Wald- und Stadtrand, kann man schnell ungebetenen Kreaturen begegnen, die unangenehme Fragen stellen würden.
    "Isst du den Braten noch?", fragte Okina besorgt an Novaria gewandt.

    Oye, dann drück ich dir die Daumen... Ich hab da noch ein bissel vor mir. Muss noch ne komplette Diplomarbeit schreiben und hab noch nicht mal ne Idee zu 'nem Thema...

    Okina war überrascht überrascht über Merdons Angebot ihr für die Nacht ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit zu gewähren. Nach den starken Regenfällen, die sie bis auf die Knochen durchnässt hatten, war ihr das Angebot sehr willkommen. An Merdon gewandt sprach sie ruhig und dankbar: "Vielen Dank für Euer großzügiges Angebot. Ich möchte dieser Einladung gerne nachkommen." Sie schritt auf den Priester zu und beobachtete aus dem Augenwinkel die Yassalar. Sie schmunzelte über Liahs Gesichtsausdruck, als Darcas sie anfuhr und sich anschließend versuchte, Merdon Paroli zu bieten.
    Okina stellte sich dem Priester zur Seite und ihr lächelnder Gesichtsausdruck schlug in ein arrogantes Grinsen um, welches Liah galt. Vielleicht hat Okina nun ihren Lehrmeister gefunden, der sie zu einer Priesterin Narions ausbilden würde. Zu lange schon zog sie als Novizin ohne Aufträge des Herrn durch die Lande.
    "Was ist mit Euch?", fragte die Wandlerin mit fester und bestimmter Stimme den Darcas. "Wollt Ihr nicht auch etwas mehr über die Priesterschaft erfahren?" Einladend lächelnd strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht.