Beiträge von Amelie

    Mit geschlossenen Augen war auch Amelie weiter in den Mondenteich getreten und spürte wie aus weiter Ferne das Plätschern der leichten Wellen um ihre Füße. Es war eine herrliche Nacht und die Nymphe dankte Shirashai dafür. Alsbald würde sie sich auf den Weg machen, ihre einstige Heimat wieder aufzusuchen, beschloss Amelie, bevor die Stimme des Yassalar sie wieder in die Realität zurück holte.


    Eine Verfolgerin? Leicht irritiert folgten Amelies Blicke denen des Yassalar. Die Gestalt einer jungen Frau zeichnete sich im Schein der Fackeln ab. Auch sie wandelte durch den Mondenteich. Fast geräuschlos bewegte sie sich auf sie zu. "Fanir ... Was sie wohl hier möchte?", grübelte Amelie nur so laut, dass einzig und allein Zeciass ihre Stimme vernehmen konnte.

    "Es scheint, als könntet Ihr es kaum erwarten, dem Fest zu entfliehen", stellte Amelie mit einem Lächeln fest. Sie spürte den festen Griff seiner kühlen Hand um die Ihre, während sie beständig schritt hielt, dem festlichen Treiben zu entkommen. "Und ich kann Euch nur zu gut verstehen. Auch mir ist das Treiben der Stadt oft zu viel".


    Das Licht der umstehenden Fackeln spiegelte sich in Amelies Augen, während sie gedankenverloren auf den Mondenteich blickte. Wie schön er doch war in dieser Nacht. Und wie sehr er sie doch an den Spiegelsee erinnerte. Der Silberwald ... Für eine Weile schwelgte Amelie in den Erinnerungen an ihren Herkunftsort und schien alles um sie herum zu vergessen.

    Immer wieder warf Amelie einen prüfenden Blick in Richtung Seoul doch der schien nur noch Augen für diese andere Nymphe zu haben. Sie hätte es sich doch denken können. So versuchte sie, sich langsam einen Weg in Richtung des Mondenteichs zu bahnen, während sie sich den Nachtelfen ein für alle Mal aus dem Kopf schlug. Er war es nicht wert, dass sie kostbare Zeit und unnötige Gedanken an ihn verschwendete, beschloss Amelie.


    Warum sie den Weg einschlug, den sie ging, wusste sie selbst nicht so recht. Amelie wollte einfach nur hinaus aus diesem unsäglichen Gedränge und der Yassalar half ihr dabei, in dem er einige umstehende Festgäste zur Seite schob.


    Noch während sie ihm nach schritt, vernahm sie seine Stimme. "Ihr dürft mich Amelie nennen", nannte sie ihm ihren Namen.

    Der Yassalar schien noch für einen Moment an dem unscheinbaren Persönchen hängen zu bleiben und Amelie fürchtete schon, es verspielt zu haben, als er sich schließlich doch noch ihr zuwandte. Ein wenig tat es ihr leid, die junge Frau nun doch wieder alleine stehen lassen zu müssen doch diese Sache hatte eindeutig Vorrang, befan die Nymphe, während sie dem Meereswesen ein bezauberndes Lächeln schenkte.


    Ihre Hand in der Seinen, die sich angenehm kühl anfühlte ob der Hitze des Gedränges um sie herum, tat Amelie ein paar Schritte in Richtung des plätschernden Wassers, welches die leichten Wellen des Sees ans Ufer trugen.

    Die vollen Lippen zu einem charmanten Lächeln verzogen, betrachete sie den Adeligen. Eine wirklich gute Partie, schoss es Amelie durch den Kopf. Und sie schienen tatsächlich ähnliche Ansichten zu vertreten. Die Nymphe schmunzelte in sich hinein. Glutäugige Rose ... Ganz gewiss hätte sie dagegen sicher nichts einzuwenden. "Gerne dürft ihr mich nennen, wie es Euch beliebt. Doch wenn es Euch so sehr nach meinem Namen verlangt, so nennt mich Amelie".


    Die Nymphe nahm den Weinkelch entgegen und betrachtete Sarandir Eisennklinge aus ihren dunklen Augen. "Ihr schmeichelt mir", ließ sie ihn wissen und kostete vorsichtig an dem edlen Tropfen.


    Auch sie interessierte sich nicht im Geringsten dafür, dass sie nicht allein mit Sarandir Eisenklinge war. Sie schenkte den neugierigen und teilweise neiderfüllten Blicken weder Aufmerksamkeit noch Bedeutung. Alles was zählte war, die Zuneigung dieses Mannes zu genießen, der ihr Herz auf einmal um einiges schneller schlagen ließ.

    Immer noch finster den Nachtelfen und diese Nymphe mit ihren Blicken taxierend, vernahm sie wie am Rande die ernst klingenden Worte des Yassalar. War er jetzt etwa gekränkt? Amelie seufzte innerlich, dann kam ihr eine Idee.


    Langsam trat sie auf den Yassalar zu und und schenkte ihm ein süßes Lächeln. "Bitte verzeiht meine schlechte Laune. Sie gilt nicht Euch. Ich möchte mein Verhalten gerne wieder gut machen", erklärte sie mit schuldbewusster Miene


    Noch einmal wagte sie einen Schritt an ihn heran und stand nun direkt vor ihm. "Wie könnte ich mich vor Euch verstecken wollen? Sie hielt ihm ihre Hand entgegen. "Sagt ... Möchtet Ihr noch einen Tanz mit mir wagen? Oder wie wäre es, wenn wir beide uns noch ein wenig die Beine vertreten? Der Mondenteich ist so hübsch anzusehen im Schein der Fackeln und wir könnten für eine Weile dem Trubel hier ein wenig entfliehen ...". Während sie sprach, versuchten Amelies Blicke stets die Seinen einzufangen und ein lieblicher Duft legte sich um die Anwesenden.

    "Lasst es Euch schmecken". Amelie nickte der Frau wohlwollend zu. Das arme Ding musste ja ganz ausgehungert sein, so wie es den Anschein hatte.


    Dann jedoch widmete sich die Nymphe wieder dem Nachtelfen. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite", erwiderte sie glücklich. "Und es wäre äußerst freundlich, wenn Ihr uns etwas zu trinken besorgen würdet", fügte sie ebenfalls grinsend hinzu.


    Allerdings war sie nicht sicher, ob Seoul diese Antwort überhaupt noch vernommen hatte, denn dieser machte sich sofort auf den Weg. Amelie lächelte ihm hinterher. Das Lächeln gefror jedoch, als der Nachtelf bereits nach wenigen Schritten wieder stehen blieb und jemanden anstarrte. Eine Nymphe! Amelies Augen verengten sich zu zwei dunklen Schlitzen. Wer war sie? Und warum schenkte Seoul ihr seine Beachtung?


    Den Yassalar, der sich ihr soeben näherte, hatte sie kaum bemerkt. Erst, als er sie angesprochen hatte, widmete sie ihm ihre Aufmerksamkeit. "Wer sagt denn, dass ich mich vor Euch verstecke?", antwortete sie ihm mit einer missgelaunt klingenden Gegenfrage und nahm den ihr dar gebotenen Becher entgegen.

    Während Amelie weiter über das Fest streifte, wurde sie einer jungen Frau gewahr, die aus der Masse heraus stach. Fast alle hatten sich für das Festival heraus geputzt doch sie trug zerrissene Kleider und wirkte wie eine Landstreicherin.


    Eine Weile hatte Amelie die Frau beobachtet, wie sie um einen Essensstand herum schlich. Sie schien Hunger zu haben. Und dennoch schien sie sich ein gutes Essen nicht leisten zu können. So trat Amelie kurz entschlossen zu dem Stand und besah sich die Auslage. Es roch köstlich nach gebratenem Fleisch, frisch gebackenen Broten und köstlich zubereiteten Meeresfrüchten.


    Kurzerhand bestellte sie zwei Portionen Meeresfrüchte und etwas Brot und zahlte. Dann ergriff sie die beiden Schälchen und näherte sich damit der Fremden.


    "Darf ich Euch einladen?", sprach sie die Frau an und reichte ihr eine Schale mit Meeresfrüchten.


    Erst dann bemerkte sie den Nachtelfen an der Seite der Frau. "Oh sieh an. So sieht man sich wieder", begrüßte sie Seoul mit einem Lächeln.

    Es half alles nichts. Sie konnte nun hier sitzen und Trübal blasen, bis aller Tage Abend war oder versuchen, dieses Fest wenigstens ein bisschen zu genießen. Und nur Shirashai wusste, was dieser Abend noch alles für die Nymphe bereit hielt. Sie blickte zur Kuppel hinauf, wo einige der Sternkorallen besonders hell leuchteten und ein Lächeln umspielte ihre Lippen.


    Fast schien es ihr, als hätte ihre Göttin ihr ein Zeichen der Zuversicht geschenkt. "Ich danke Euch", flüsterte sie leise in die Nacht hinein, bevor sie sich erhob, um sich erneut ins Getümmel zu begeben.

    Amelie sah dem Yassalar nach, wie er in der Menge verschwand, um ihr etwas zum Trinken zu besorgen. Davon ging sie zumindest aus. Und während sie da stand und auf ihren Tanzpartner wartete, fragte sie sich, was mit ihr lost war. Fehlte es ihr tatsächlich so sehr an Kondition? Früher hätte sie nächtelang durch tanzen können, ohne sich auch nur im Geringsten erschöpft zu fühlen und nun schwächelte sie bereits nach einem Tänzchen.


    Mit einer Hand fasste sie sich an die Stirn, als ein leichtes Schwindelgefühl sie ergriff. Obwohl sie längst aufgehört hatte zu tanzen fühlte sie sich, als würde sie immer noch herum wirbeln.


    So sah die Nymphe schleunigst zu, dass sie von der Tanzfläche herunter kam um einen Sitzplatz ausfindig zu machen, der in Form einer Parkbank auch sogleich in greifbare Nähe rückte. Rasch ließ Amelie sich darauf nieder und lehnte den Kopf gegen das Rückteil, während sie die Augen schloss.


    Ob er sie hier finden würde? Ein leichtes Stirnrunzeln zeigte sich in ihren Zügen. Ob er sie überhaupt suchen würde? Amelie schnaubte. Unwahrscheinlich. Die Männer Nir'Alenars waren doch alle gleich. Darcas, Seoul, Brennan ... Keinen von ihnen hatte sie wieder gesehen. Außer Brennan. Augerechnet er. Ein leiser Windhauch streifte duch ihre Locken und sie öffnete die Augen. Diese Bank ... Hier hatten sie gesessen in der Nacht, in der Amelie noch dachte, das glücklichste Wesen auf ganz Beleriar zu sein. Und dann hatte auch der Vogelhändler sie im Stich gelassen. Wie alle anderen vor ihm und auch nach ihm. Und der Yassalar würde auch nicht wieder zu ihr finden. Was vielleicht auch besser war. Eine Welle der Wut bahnte sich durch Amelies Adern. In Narions Feuer sollen sie schmoren. Alle!

    Ein glockenhelles Lachen war zu vernehmen, als Amelie bemerkte, dass sie ihrem Tanzpartner auf den Fuss getreten war. Eine Seltenheit, wie sie bemerkte. Doch der Yassalar zeigte eine gute Reaktion und nur wenige Augenblicke später war nichts mehr von dem kleinen Missgeschick zu sehen. "Ihr müsst verzeihen. Normalerweise passiert mir so etwas nicht. Aber ich muss gestehen, dass Ihr ein sehr guter Tänzer seid".


    Die restlichen Takte der beschwingten Melodie verliefen reibungslos und schon bald neigte sich der Tanz dem Ende entgegen. Mit bedauerndem Blick sah sie zu ihm auf, denn die Musiker schienen eine Pause einlegen zu wollen. Wie würde es weiter gehen? Würde sie sich für den nächsten Tanz einen neuen Partner suchen müssen? Sie dachte an den pummeligen Kerl, welcher sie zuvor hatte auffordern wollen. "Ich glaube, ich brauche eine Erfrischung", warf sie wie nebenbei in den Raum und blickte den Yassalar erwartungsvoll an.

    Amelie erwiderte das Lächeln des Yassalar und begab sich mit ihm zur Tanzfläche hinüber. Irgendwie schien es ihr, dass er auch gar nichts anderes mehr zulassen würde denn sein Griff war fest. Er wirkte sehr entschlossen, sie nicht so schnell wieder gehen zu lassen.


    Es bildete sich eine kleine Gasse, um ihnen den Weg zur Tanzfläche zu erleichtern. Die anderen schienen doch sehr beeindruckt von dieser Paarung zu sein und machten lieber freiwillig Platz und mit einem gewinnenden Lächeln schritt Amelie weiter. Das war genau das, was sie wollte. Aufmerksamkeit.


    Sie bemerkte, wie der Yassalar die anderen Tanzpaare beobachtete. "Schrecklich nicht wahr? Die Städter verstehen so gar nichts vom Tanzen", seufzte sie. Auch Amelie nahm ihre Tanzhaltung ein und setzte sich in Bewegung, auch wenn diese Art des Tanzens ganz und gar nicht ihren Vorstellungen eines gelungenen Tanzes entsprach. Doch der Allgemeinheit zuliebe passte sie sich an. Während eine ihrer Hände in der Seinen lag, legte sich Amelies freier Arm leicht um seine Schulter, um im Takt der Musik den Tanz zu beginnen.