Kommt herbei, Bürger Nir’alenars und seht den einzigartigen, den unglaublichen Jahrmarkt der verlorenen Seelen, der euch in seinen Bann ziehen wird!
Hört die Klänge der Musik, die schaurig schön über den Jahrmarkt mit seinen tausend Wundern zieht – erinnert sie euch an das Klagen verlorener Seelen, die auf der Suche nach ihrer Heimat durch die Welt ziehen? Sie erwecken Sehnsucht und Traurigkeit in euren Herzen, Schwermut, die kaum zu erfassen ist.
Erblicket die Zelte, die Wagen und die Käfige, die schon aus der Ferne nach euch rufen und die Dinge verbergen, die ihr in eurem Leben noch nie zuvor zu Gesicht bekommen habt. Schaudert es euch? Spürt ihr die Düsternis, die in einigen von ihnen wohnen mag und die euch eine wohlige Gänsehaut über den Körper jagt? Fühlt ihr die Neugier, die euch magisch zu ihnen hinzieht? Tretet ein und seht mit eigenen Augen, was nur wenige erblicken durften.
Seht die Wunder des Labyrinths der Spiegel, nach dessen Besuch euer Leben nie mehr das Gleiche sein wird. Seht ihr sein verlockendes Schimmern, dort drüben? Das lockende Silber der Spiegel, die im Lichte der Dämmerung nach euch rufen?
Und schaut, der dunkle Wirbel zu eurer Rechten. Seht das Karussell mit den schwarzen Pferden, die auf und ab wippen und sich im Kreise drehen zu den Klängen der Musik. Sind sie nicht unglaublich schön? Beinahe lebendig, so als könntet ihr den Atem sehen, der durch ihre Körper wogt? Ein Ritt auf ihrem Rücken muss unvergesslich sein.
Vernehmt ihr das leise Murmeln zu eurer Linken, das aus dem dunkelblauen Zelt hinaus dringt, das von goldenen Zeichen geziert wird, die mystisch und fremd wirken? Ja, es ist die einzige, die leibhaftige Madame Anora, die große Wahrsagerin der Djirin, die eure Zukunft aus dem Kristall ihrer Kugel zu lesen vermag. Doch seid gewarnt – Madame Anora irrt sich niemals und nicht immer wird es euch gefallen, was sie euch zu sagen hat.
Doch geht voran, noch lange habt ihr nicht alle Wunder gesehen, die der Jahrmarkt der verlorenen Seelen für euch bereithält!
Ja, ihr könnt die Düfte riechen, die eure Sinne betören – das köstliche Gebäck der schönen Syndra, von dem man sagt, dass jeder, der davon kostet, ein unvergleichliches Gefühl des Glücks empfinden wird – oder die tiefste Trauer, die jemals gefühlt worden ist. Doch habt keine Angst – es ist nur ein Gerücht, dass der König von Kanthoria sich nach einem Bissen davon in den Tod gestürzt hat.
„Und das rote Zelt?“, fragt ihr euch sicher, denn der zarte Duft, der daraus hervordringt, ist beinahe unwiderstehlich, nicht wahr? Ja, dieses Zelt verbirgt die wundersame Welt der Parfums und Salben, die ein jedes Wesen unwiderstehlich zu machen vermögen. Und seid versichert, dass Elaru sich in seinen Rezepturen niemals vertut... zumindest nicht, ohne Absicht.
Doch wenn ihr glaubt, dass ihr bereits alles gesehen habt, dann seid versichert, dass es noch mehr zu entdecken gibt, als eure Augen zu erfassen bereit sind. Denn nicht umsonst seht ihr dort in der Ferne die Wesen, die sich vor dem Eingang zu der Höhle der ewigen Liebe drängen. Sie alle wünschen sich, den Partner für die Ewigkeit zu finden... und wenn sie wieder in die Freiheit treten, so wird sich ihr Wunsch erfüllt haben, so wahr ich hier stehe!
Oh, ihr habt andere Wünsche, fernab von der Liebe? Dann dürft ihr den Brunnen der tiefsten Sehnsucht nicht versäumen, denn er wird sogar all jene Gefühle erkennen, die ihr zu verbergen trachtet.
Und wenn ihr denkt, dass euer Staunen nicht mehr größer werden kann, so treten ein in das schwarze Zelt am Rande des Jahrmarkts und seht die verlorenen Seelen, die sich in ihm eingefunden haben.
Ihr spürt Dunkelheit daraus hervordringen? Ja, es erfordert Mut, sich den verlorenen Seelen zu stellen. Und ob ihr ihrem Anblick gewachsen seid, vermag ich nicht zu sagen, bevor ihr es nicht selbst versucht habt. Doch fürchtet euch nicht – kein Wesen, das reinen Herzens ist, hat dort etwas zu befürchten, denn verlorene Seelen vergreifen sich niemals an der Unschuld... so sagt man zumindest.
Alles was ihr nun noch tun müsst, ist durch den Eingang zu treten, unter dem hölzernen Schild hindurch, das leise im eisigen Windhauch des Herbstes knarrt und das euch zeigt, an welchen Ort ihr gelangt seid.
Der Jahrmarkt der verlorenen Seelen hat seine Tore geöffnet.