Beiträge von Merdon

    Ein langgezogener Rülpser entwich aus Merdons Kehle und er schlug sich mit der Faust auf die Brust.
    "Uups." Sprach er und lächelte dümmlich. "Ich fürchte ich habe bereits zu viel Bier gehabt. Der Nir'alenarer Hopfen ist nicht zu unterschätzen."


    Er schmunzelte und fuhr mit der Zunge über die Lippen. Tatsächlich war er biersatt. Aber ein Schnäpschen.. vielleicht sollte er noch beim "singenden Meermann" einkehren..? Er kniff die Augen zusammen. Sein Gegenüber war ihm bisher nicht so redselig erschienen, als dass sie noch eine spannende Unterhaltung für die Nacht bot. Und für eine solche Unterhaltung konnte der "Meermann" nur zu gut sorgen. Unterhaltung mit langen Beinen, breiten Hüften und..


    Mit einem Grinsen auf den Lippen, dass irgendwo zwischen höflich und anzüglich lag, verbeugte sich Merdon vor Sil'anya.
    "Ich wünsche euch noch einen angenehmen Abend, Sil'anya vom Windvolk. Mich treibt der Wind schon wieder weiter, aber es war entzückend, eure Bekanntschaft gemacht zu haben."
    Er zwinkerte ihr keck zu und wandte darauf gleich seine Kehrseite der Rothaarigen zu.


    Mit weitausladenden Schritten verlies Merdon das Festival am Mondenteich.

    Erst jetzt fiel es Merdon wie Schuppen von den Augen. Die schöne Rothaarige war eine vom Windvolk!
    Ein Lächeln der Erkenntnis glitt über Merdons Lippen und noch einmal begutachtete er sein Gegenüber von oben bis unten. Wann hatte er zum letzten Mal mit jemanden vom Windvolk Kontakt gehabt? Es musste vor Jahren gewesen sein. Noch bevor der Palastbau zum Erliegen gekommen war..


    "Nein, Wolkenschiffe kann ich euch nicht anbieten. Nicht einmal einen Auftrag." Er zuckte mit den Schultern.
    "Ich selbst bin Schmied. Bis vor kurzem bin ich durch Syranas gereist, habe meinen Lebensunterhalt durch das Beschlagen von Tieren oder mit Reparaturen verdient. Dabei habe ich früher sogar einmal in der Schmiede des Fürsten gearbeitet." Er zuckte mit den Schultern und leerte seinen Humpen. "Das Leben beschreitet seltsame Wege."

    "Arbeitssuchend, soso.." Merdon grinste und musterte Sil'anya.


    "Als was habt ihr euch denn bisher verdient?" Er hatte keinerlei Idee, was das hübsche Geschöpf vor ihm wohl für einen Beruf ausübte. Er ahnte nur bereits jetzt, dass er ihr nicht helfen konnte. Wie eine Schmiedin sah sie nicht aus.


    "Leider ist mein Wirkungskreis in Nir'alenar nicht mehr ganz so groß, wie er vor einigen Jahren war.. aber vielleicht hab ich den ein oder anderen Bekannten, der euch zu ein paar Münzen verhelfen könnte. Durch ehrliche Arbeit meine ich natürlich." Lachte er verschmitzt, zwinkerte ihr zu und bleckte die Zähne.

    Merdon prostete Sil'anya zu und nahm einen weiteren tiefen Schluck aus seinem Krug.


    "Ich sehe schon, wir verstehen uns." Grinste er die Rothaarige an, nachdem er sich mit dem Handrücken den Schaum von der Oberlippe gewischt hatte.
    "Also erzählt, welches Glück ist mir hold, dass ich eine ansprechende Gesprächspartnerin wie euch heute auf diesem Fest treffen konnte und ihr eure Füße nicht einem wärmenden Kamin entgegenstreckt?"
    Der Schmied straffte seine Gestalt und sah sich um. Es schien keines der Feste zu sein, bei dem man aus gesellschaftlichen Zwängen unbingt auftauchen "mußte". Und er war sich sicher, hätte Tilla Acai ihm nicht ins Gewissen geredet, dass es eine gute Idee wäre hier her zu kommen - nein, aus eigener Initiative hätte er den Park am heutigen Abend sicherlich nicht betreten.

    Ein selbstzufriedenes Grinsen glitt über Merdons Lippen als er seine Hand von Sil'anya wegzog.
    "Würde ich euch zu anderem einladen wollen, so seit euch sicher, ich hätte es nicht unerwähnt gelassen." Merdons Augen glitzerten amüsiert als er ihren Becher fasste. Oh ja, es schien als habe sie Feuer! Sein Herz machte zwei Extraschläge bevor er sich umdrehte und in Richtung Getränkestand seine Bestellung aufgab. Es war wuselig um ihn herum, viele drängten an den Stand, doch mit klarer, tiefer Stimme nannte er seine Wünsche und wurde fast augenblicklich erhört und bedient.


    So dauerte es nicht lange, dass er mit einem Becher Wein in der einen und einem Humpen Bier in der anderen Hand wieder vor Sil'anya stand.
    "Euer Wein, Sil'anya." Sprach er und reichte den Becher an die Rothaarige weiter.
    "Ich muß gestehen.." setzte er an, während sein Blick über das Geschehen des Festes glitt.
    "Normalerweise bin ich kein Freund dieser Veranstaltungen. Ein Selbstgebrautes in einer gemütlichen Taverne, vor einem lodernden Kamin trifft eher meinen Geschmack als dieses.." Ein wenig abwertend fuchtelte er mit der Hand in Richtung der Tanzfläche. "Romantikzeugs.." Er setzte den Humpen an und ein tiefer Zug wurde mit einem kehligen Seufzen abgeschlossen. "Ah.. zumindest schmeckt das Bier." lachte er.

    "Ich bin kein Kind Beleriars, wenn ihr das wissen wolltet." Antwortete Merdon und seine Kohlenaugen blickten Sil'anya glühend an.
    Als sie sich wegdrehte, schrie in seinem Inneren etwas auf, dass er sie aufhalten müsse, die Rothaarige, die die das Feuer in sich trug und sofort glitt Merdons große Pranke auf Sil'anyas Schulter.


    "Es ist mir eine große Freude euch kennenzulernen, Sil'anya. Und eine noch größere Freude wäre es mir, wenn ich euch zum nächsten Umtrunk einladen durfte." Er versuchte sich an einem sanften Lächeln, auf den leeren Becher der Rothaarigen deutend. Sie sollte sich noch nicht von ihm abwenden. Noch nicht. Erst wollte er wissen ob auch ihr Herz so feurig wie ihr Haar war.

    Merdon hatte sich derart auf die Rothaarige fixiert, dass er erst Maidas Fortgang registrierte, als sie an ihm schon vorbei war und Sil'anya ihn ansprach. Er versuchte sich an einem charmanten Lächeln, war doch für einen Augenblick lang irritiert.


    "Den Göttern zum Gruße. Tatsächlich sah ich zwei hübsche Damen alleine hier stehen und hoffte einige neue Bekanntschaften schließen zu können. Ich war lange nicht mehr in Nir'alenar und wähnte dieses Fest als eine gute Möglichkeit, hier gesellschaftlich Fuß zu fassen."
    Merdons Benehmen war tadellos. Das markante Äußere des Schmiedes beinhaltete durchaus die Umgangsformen, die eher einem Priester zuzuordnen waren.


    "Nun hat eine der Damen offensichtlich die Flucht vor mir ergriffen, doch muß ich sagen.. eine Schönheit wie euch auf einem Fest wie diesem auch nur für einen Augenblick lang alleine zu erwischen,.. die Götter scheinen mir an diesem Abend hold zu sein."
    Er lachte rauh und deutete eine Verbeugung an. "Merdon nennt man mich."

    Merdon lachte. "Mir steht der Sinn eher nach einem Krug Bier, aber eurer Aufforderung komme ich gerne nach." Grinsend deutete er der Pfandleiherin gegenüber eine Verbeugung an, bevor er sich von ihr abwandte.
    Tilla Acai war eine beeindruckende Person, die für ihre zarte Figur und hochmütige Erscheinung einen erstaunlichen Sachverstand bezüglich Kriegswaffen hatte. Dennoch war sie nicht unbedingt der Typ Frau, mit dem Merdon einen ganzen Abend verbringen wollte. Auf das Feuer starren! Pah, er wollte das Feuer erleben! Die Glut im Inneren seines Herzens wollte geschürt werden und aus Erfahrung wusste Merdon, dass ein großer Krug Bier dafür bestens geeignet war.

    So schob sich der Dunkelhaarige mit dem markanten Gesicht durch die Menschenmenge, bis er am Getränkestand ankam.
    Lässig dagegen gelehnt, nahm er ein Bier in Empfang und besah sich die Umstehenden.
    "Langweilig, zu dünn, große Nase, zu jung.." So drückte er in Gedanken jedem der Anwesenden einen Stempel auf, bis sein Blick bei einer Rothaarigen ganz in seiner Nähe hängen blieb.
    Merdon hatte ein Faible für rote Haare. Nun, eigentlich hatte er einen Faible für jede Art von Frau, aber Rothaarige zogen sein Interesse in besonderem Maße auf sich. Der Hühne glaubte sehr an Prophezeiungen und war dem ein oder anderen Aberglauben verfallen. So glaubte er auch daran, dass Rothaarige die von Narion geküssten waren. Die Frauen, in welchen das Feuer und die Leidenschaft so heiß brannten, dass sich ihre Haare rot gefärbt hatten.

    Mit einem breiten Grinsen trat der in Schwarz gekleidete Schmied auf Sil'anya und Maida zu.

    Huhu, ich hab's mir überlegt. :D


    Ich möchte gerne zunächst mit Merdon UND Tilla bei euch einsteigen. Der mit dem ich besser ins Spiel komme bleibt, der andere geht heim.
    Starten würde ich gerne mit beiden gemeinsam vor den Feuerjongleuren.
    Wo würde ich die Reihenfolge am Wenigsten stören? *nicht einfach so reinposten will*

    "In meinem Bett ist auch Platz für Drei, wenn ihr vom Neid geplagt seid oder euch der Mangel an körperlicher Zufriedenheit in den Wahnsinn treiben soll. Zumindest macht ihr den Anschein.. Weib."
    Merdons Blick auf Liah war vom Feuer geprägt. Die Augen funkelten in einer Boshaftigkeit auf, die der Priester Narions bisher noch nicht an den Tag gelegt hatte. Nicht einmal, als er Liahs Dolch hatte kaufen wolle, war er derart dominant aufgetreten.


    "Nur, weil ihr mit der Klinge umgehen könnt, solltet ihr es nicht wagen, euch mit einem jeden anlegen zu wollen." Eine eindringliche Warnung Merdons, der nichts gegen schnelle Zungen hatte, aber sehr schnell jähzornig wurde, wenn diese Zungen über ihn spotteten. Und Merdons Jähzorn konnte furchtbare Auswüchse annehmen.


    Er drehte sich um zu Okina und die dicken Zöpfe fielen ihm wie Ranken über die Schultern.
    "Schenkt eurem Glauben keiner Ungläubigen. Wollte ich euch mit mir nehmen nur um für die Nacht ein warmes Bett zu haben, so wäre ich Mann genug, die Dinge beim Namen zu nennen. Ihr müßt mir nicht folgen, doch wäre euch ein Dach über den Kopf und eine warme Mahlzeit gewiss."
    Mit diesen Worten drehte der Priester sich um und öffnete die Tür um den Klingenladen zu verlassen.

    Verwundert sah Merdon zunächst auf Okina hinab, doch ihr Summen zauberte ihm ein Lächeln auf die Lippen. Hatte er sich soeben noch gefragt, warum sie in diesem Laden aufgetaucht war, so wußte er es jetzt ganz sicher.
    Er half der jungen Frau wieder auf und führte sie in Richtung Theke, wo er weiterhin bei ihr stehen blieb um ihr Halt bieten zu können.


    "Was ist möchtet ihr wissen?" Merdons Stimme war warm. "Ihr tragt die Liebe Narions in euch und habt sie uns gerade gezeigt. Das ist." Er lächelte und verneigte sich vor ihr. "Nun weiß ich, warum unser Gott uns an diesem Abend hier zusammengeführt hat. Es ist kein lächerlicher Dolch."
    Merdons warf einen kurzen Blick auf Liah. "Es ist die Gemeinschaft. Zwei Wesen im kalten Nir'alenar zu finden, die das Feuer des Gerechten in sich tragen - keine Klinge der Welt könnte schärfer, nützlicher und auch gefährlicher sein."


    Erst jetzt ließ der Priester Okina los.
    "Es wäre mir eine Freude, euch bald wiederzutreffen und mit euch zu Ehren unseres Gottes zu beten. Ihr gebt mir hier ein Stück Heimat." Merdon griff sich mit beiden Händen an die Stelle seiner Brust, unter der sein Herz pochte.
    "Narion kommt wieder und ich weiß, dass wir die Ersten sein werden, die seine göttliche Liebe und Gerechtigkeit zu spüren bekommen. Legt mir 5 weitere Klingen dazu, Herr Aatelistos.. Darcas. Der Tempel Narions will ausreichend geschmückt werden und ich möchte ihm für unser Zusammentreffen danken."


    Dann wandte er sich an Okina. "Mein Kind, wenn ihr eine Unterkunft für die Nacht sucht, so kommt mit mir. Ich habe genügend Platz und wäre erfreut noch ein wenig mit euch zu plaudern."

    Auf Merdons Gesicht stahl sich ein Lächeln, dass durchaus die Bezeichnung "verzückt" verdient hatte.
    "Und mit Sicherheit ist es einem jedem einzelnen ein Vergnügen, zu euch empor zu sehen."


    Friedlich stand Merdon vor ihr, wagte es sogar die Augen zu schließen. Es war nicht die erste Klinge, die er an seinem Hals spürte und Narion wußte, dass es wohl auch nicht die letzte sein würde.
    Doch sollte die Klinge dort nicht lange verweilen. Sanft drückte der Priester den Arm der Yassalar von sich fort. Ihm war bewußt, dass hinter Liahs Geste keine Gewalt lag, sondern nichts weiter als das Austesten von Grenzen. Wie ein kleines Kind wollte die junge Frau wissen, wie weit sie gehen konnte. Nur hatte Merdon keine Lust, dieses Spielchen mitzuspielen.


    "Aber ihr solltet aufpassen. Ein jeder ist verletzbar und Narion hat noch immer bekommen was er wollte." Hochmütig hob Merdon nun den Kopf, schaute kurz auf Liahs verwundeten Fuß und wandte sich dann an Darcas.


    "Ich glaube es braucht keinen weiteren Beweis mehr, dass eure Klingen scharf sind. Ich nehme 10 Degen und 5 Dolche. Packt sie mir ein. Morgen Abend werde ich sie abholen und.." Sein Blick fiel zurück auf Liah.
    "Seid euch gewiss, dass Narion auch euch seine Dankbarkeit spüren läßt, wenn er bekommt, was er will." Mit diesen Worten drückte Merdon dem Yassalar ein prallgefülltes Beutelchen mit Gold in der Hand. Gewiss genug um alle Klingen zu bezahlen und wahrscheinlich sogar noch etwas mehr.


    "Habt ihr heute Nacht noch etwas vor?" Eher plump sprach Merdon Okina an. Es war ihm nicht entgangen, dass sie ihn die ganze Zeit über angestarrt hatte. Zwar war der Priester nicht auf eine schnelle Eroberung aus, aber so glaubte er dennoch fest daran, dass auch Okina ihren Platz in Narions Plan für diesen Abend hatte. Sie war nicht ohne Grund in Darcas Klingenladen aufgetaucht und Merdon spürte das Verlangen in sich, diesen Grund zu erkunden.

    Auf Okinas Frage achtete Merdon nicht wirklich. Er hatte nur Augen für den Dolch. Sein Gott wollte diesen Dolch, das spürte er.
    Mit langsamen Schritten ging Merdon auf Liah zu und versuchte ihr in die Augen zu sehen. Er schätzte den Einsatz Darcas sehr, doch konnte er auch ihren Widerwillen verstehen. Eine Klinge war immer etwas Besonderes.


    Mit ruhiger Stimme sprach der Priester zu Liah.


    "Wenn er nicht zu verkaufen ist, was wollt ihr dann dafür haben. Seid euch gewiss, wenn dieser Dolch von Narion selbst auserwählt wurde um Nir'alenar endlich wieder an die Meeresoberfläche zu bringen, so soll dieses Vorhaben kaum an Münzen oder Gütern scheitern. Was fordert ihr für euren Dolch? Tausend Goldmünzen? Ihr wäret eine reiche Frau, die nicht mehr nur in einem Klingenladen arbeiten müßte. Oder wünscht ihr die Weiterbildung an euren Waffen? Narions Gefolge beherbergt die besten Kämpfer und sie würden euch mit Freuden in ihre Mitte aufnehmen. Ich lasse euch in den besten Häusern am Platz wohnen, wenn ihr es wünscht oder die schönsten Männer Nir'alenars zu euren Füßen knieen."
    Stolz klangen die Worte Merdons und dennoch ehrlich.


    "Sagt, glaubt ihr nicht, dass es göttliche Fügungen gibt? Was sonst sollte uns an diesem Tag an diesem Ort zusammengeführt haben? Erkennt ihr nicht den vermeindlichen Zufall, der um diese Stunde einen Priester Narions in ein Geschäft Narions geführt hat um eine Klinge für seinen Gott zu kaufen - und die Klinge überhaupt zu finden? Ihr seid Teil eines göttlichen Planes, sowie wir alle es sind."
    Merdon breitete die Arme aus, eine Geste, die alles umfassen sollte. Der Laden, Darcas, er selbst, Liahs Klinge - alles eindeutige Zeichen Narions. Nur Okina passte für den Priester nicht ins Bild. Er blickte sie an. Noch nicht. Doch auch sie war sicherlich nicht ohne Grund hier.

    "Ihr seid ein guter Händler, wenn ihr versucht, den Preis so hoch zu treiben. Nun.. ich habe genügend Gold dabei und wäre äußerst interessiert an diesem Dolch." Merdons Augen schienen zu glühen und ließen keinen Zweifel daran, dass es diese Klinge war, die er wollte.


    "Seid gewiss, mich reizt nicht das Yassalar-Blut an der Schneide. Das macht keine Klinge besonders. Aber es ist ein Zeichen Narions, dass er gerade diesen Dolch auswählte um meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Nennt mir einen Preis, ich zahle ihn."
    Merdon öffnete seinen schweren Mantel und holte einen Goldsack hervor. Er war prall gefüllt und der Priester ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er wirklich bereit war, jeden Preis zu zahlen.


    Wartend sah er zunächst Darcas, dann Liah an. "Narions Dankbarkeit wird euch gewiss sein."

    "Ich sehe es, ich sehe es."
    Merdons Blick glitt auf die Klinge, die eben noch in Liahs Fuß steckte. Er interessierte sich nicht weiter für Okina. Sie hatte gesagt, was sie zu sagen hatte. Viel mehr interessierte ihn die Schneide, die so mühelos den Fuß der Yassalar durchbohrt hatte und an der noch immer das Yassalar-Blut klebte.


    "Wieviel wollt ihr für diese Klinge? Nennt einen Preis und ich zahle ihn euch." Merdon sah die dunkelhäutige im wachem Blick an. Dieser Zwischenfall mußte ein Wink Narions gewesen sein, dessen war er sich sicher. Dieser Dolch... Merdon mußte ihn haben.


    "..sehe ich die Klingen gerne blitzen."
    Der Priester horchte auf, als Okinas Worte an sein Ohr drangen und neugierig drehte er sich um und sah die junge Frau an. Sie mochte die Klingen blitzen sehen? Wie gut meinte es der Feuergott in dieser Nacht mit ihm? Wenn das kein Zeichen war...

    Merdon drehte sich um und sah nun die junge Frau vor sich stehn. Den Dolch konnte Okina zwar schnell verstecken, doch hatte Merdon zu sehr gespührt, dass er bedroht worden wäre, als dass ihm das sachte Schimmern der Klinge entgangen wäre. Doch er sagte nichts und verzog keine Miene. Im Gegenteil. Stocksteif sah er Okina an, musterte sie von oben bis unten, bevor doch endlich ein Schmunzeln über seine Lippen glitt.


    Weniger wegen Okina - Liah war der Grund.
    Den Schmerz leugnen, doch die Leidenschaft, die Wut, den Zorn in die Welt hinausbrüllen. Nicht anders hätte er reagiert. Darcas hatte eine starke Frau als Verkäuferin eingestellt, dass war dem Priester sicher. Ob sie Verkaufstalent hatte? Zu solch einem Urteil wollte Merdon sich ungerne hinreißen. Bis vor wenigen Minuten hätte er das noch lautstark bejaht, doch manche Blätter wenden sich schnell.


    Freundschaftlich klappste der Narion-Priester Liah auf die Schulter. "Trinkt noch ein Schluck, bevor ich vielleicht doch noch auf die Idee komme, euch den Fuß abzuschneiden." Witzelte er und beäugte die Yassalar für einen Augenblick skeptisch. Er wußte, wie es war, wenn die Gefühle einen überkamen und man den Zorn loswerden mußte. Er hoffte nur, sein leichtes Spötteln würde nicht dafür sorgen, dass ihr Zorn nun gegen ihn schlug.


    Dann fiel sein Blick wieder auf Okina. "Ich glaube, ihr solltet ihre Frage lieber beantworten. Ich spüre ungerne die Anwesenheit einer auf mich gerichteten Klinge ohne zu wissen warum."

    Merdon blickte zu Liah auf und nickte. Als er sah, wie sie schluckte, stützte er sich mit der Linken auf dem Boden ab, während seine Rechte sich fest um den Griff des Dolches legte.


    Ein beherzter Ruck und die Klinge glitt wieder zurück und aus Liahs Fuß heraus.
    Im gleichen Zug, richtete sich der Priester wieder halb auf, nur um gleich darauf in dieser Position zu verharren, weil er erschrak. Jemand stand hinter ihm und der Schattenfall dieser Person zeigte ihm, dass derjenige bewaffnet war. Merdon überlegte einen Augenblick. Der Degen lag nicht weit von ihm entfernt und Liahs blutverschmierten Dolch hatte er ebenfalls in der Hand. Ein Angriff wäre also ohne weiteres möglich gewesen.
    Jedoch - die ganze Situation erforderte einfach keinen Angriff. Er war Kunde in einem Waffenladen und half einer verletzten Verkäuferin. Was wollte die Bewaffnete also von ihm?


    Fragend sah Merdon zu Liah hoch, die es offensichtlich gut beherrschte, keine Miene des Schmerzes wegen zu verziehen und sprach dann mit kräftiger Stimme.
    "Wer seid ihr und was wollt ihr von mir?" Merdon kam gar nicht in den Sinn, dass dies vielleicht ein Überfall auf den Laden sein konnte. Er glaubte, dieses Drohgebärde würde ganz alleine ihm dienen und sie schloß er den blutverschmierten Dolch noch ein wenig fester in seine Hand, so dass bald schon Liahs rotes Blut seine Finger hinabrann.

    "Bei Kharads schwerem Atem!" Entfuhr es Meradon, als die blanke Klinge sich durch Liahs Schuh schnitt. Der Priester ließ alsgleich seinen Degen fallen und eilte zu der Yassalar.
    "Scheint, als hättet ihr eines eurer Messer vergessen." Besorgnis war in dem Gesicht des Mannes zu erkennen, dessen Augenbrauen sich nun zusammenzogen, während er den Blick auf Liahs Fuß gerichtet hatte. "Entschuldigt.." sprach er weiter und holte aus seinem schweren Mantel eine flache, schwarze Flasche hervor. Er reichte sie an die zuvor so geschickte Frau und nickte ihr zu. "Trinkt daraus, während ich den Dolch ziehe." Wies er sie an und knickte sich neben die verwundete Yassalar, bevor sein Blick zu Darcas glitt. Hoffentlich hatte der Ladenbesitzer Verbandsmaterial in der Nähe.

    Merdon schmunzelte und wehrte auch diesen Angriff mit spielerischer Leichtigkeit ab. Abermals nickte er bestätigend.
    "Tatsächlich ein gute Klinge. Seid ihr bereit mir auch zu zeigen, ob sie einer schnelleren Gangart gewachsen ist?" Ein diabolisches Grinsen ließ weiße Zähne aufleuchten und Merdon machte drei schnelle Schlagantäuschungen nur um dann den Versuch zu starten, Liah mit einem schnellen linksseitigen Stoß in Schulterhöhe zu überraschen.