Beiträge von Asharai

    Asharai bezog derweil Stellung hinter Csaria, das Rapier in der Hand, falls das, was hinter der Tür wartete, unerfreulich werden sollte. Nur am Rande bemerkte sie dass Eintreffen einer weiteren Person. Eine Falte bildete sich zwischen ihren Brauen, während sie den Worten lauschte, die sie mit dem Rothaarigen tauschte. Nicht jedem schien der Ernst der Situation bewusst. Aber auch dies war nicht ihre Angelegenheit. Sie würde es schon früh genug am eigenen Leib erfahren.
    Also beschränkte sie ihre Aufmerksamkeit derweil lieber auf das, was die dunkelhaarige Frau tat.

    »Natürlich ... da habt Ihr sicher Recht.«


    Oh, es war in der Tat erstaunlich. Scheinbar war die Halbnixe dazu in der Lage, weitaus mehr wahrzunehmen als sie selbst. Innerlich seufzte sie bei dem Gedanken daran, wie viel einfacher ihre Tätigkeit wäre, wenn sie selbst über eine solche Gabe verfügen könnte. Und ihr Gegenüber schien sich der Tragweite dieses Geschenkes noch nicht einmal bewusst.
    Sie schien für einen Augenblick nachzusinnen, bevor sie erneut das Wort ergriff.


    »Nun gut, was haltet Ihr davon, wenn wir uns am Abend hier treffen und dann gemeinsam das Theater aufsuchen? Vielleicht gelingt es uns dort, eine Spur Eurer Freundin aufzuspüren. Ich muss einige Dinge vorbereiten und mich noch um meine Kundin im Nebenraum kümmern.«

    Asharai blickte mit einer angehobenen Braue dem flüchtenden Nagetier hinterher, dann auf den unbeschuhten Fuß des Adeligen. Nun gut, es sollte nicht ihr Problem sein, wenn er ohne Schuhwerk da hinausgehen wollte. Sie selbst machte sich herzlich wenig aus Ratten und ähnlichen Kreaturen. Dort, wo sie sich normalerweise aufhielt, wurde selten mit Samt und Seide hantiert. Sie war schmutzige Gänge gewöhnt.
    So entzündete sie also die Fackel, betrachtete sich eingehend das seltsame Moos und zuckte ergeben mit den Schultern.


    „Nun gut, worauf sollten wir warten? Lasst uns nachsehen, was sich dort draußen befindet. Je eher wir es hinter uns bringen, desto besser.“


    Niemand schien sich darum zu reißen, die Vorhut zu bilden, also tat sie es und trat vorsichtig auf den Gang hinaus, musterte dabei genauestens ihre Umgebung, um etwaige Fallen entdecken zu können. Dabei achtete sie darauf, das Moos möglichst nicht zu berühren. Wer konnte schon sagen, um was es sich dabei handeln mochte?

    Mit halbem Ohr verfolgte Asharai die Vorgänge, die sich in ihrem Rücken abspielten. Die Hellhaarige und der Rotschopf waren einander eindeutig nicht wohlgesonnen und ließen offenbar keine Möglichkeit aus, ihre Differenzen zu pflegen. Solange sich diese nicht auf sie selbst ausweiteten, kümmerte sie es jedoch wenig. Auf die Frage der Dunkelhaarigen schüttelte sie den Kopf. Sie kannte sich so gut wie gar nicht mit Runen aus.
    Die Gnomin untersuchte derweil selbst die Geheimtür, doch da gab es wenig zu entdecken. Gerade wollte sie den Mechanismus betätigen, als die Hellhaarige einen Vorstoß wagte und sie in Gang setzt. Asharai trat zurück und spähte in den Gang.


    „Nun gut. Dann wollen wir sehen, was sich dahinter verbirgt.“


    Ihre Augen suchten unterdessen nach einer Fackel. Sie würden Licht brauchen, wenn sie diesen Weg untersuchen wollten. Und Waffen würden keineswegs schaden. Also suchte sie sich ein Rapier, hielt Ausschau nach weiteren nützlichen Dingen. Rüstungen ignorierte sie jedoch.

    Zwar bemerkte sie am Rande, was hinter ihrem Rücken vor sich ging, doch Asharai war für den Augenblick viel zu sehr damit beschäftigt, nach verborgenen Zugängen zu suchen, um ihnen allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Schließlich fanden ihre Augen etwas … war es eine Tür? Tatsächlich.


    „Ich glaube, ich habe etwas gefunden. Hier ist eine Tür verborgen. Womöglich ist er durch diese in den Raum gelangt.“


    Vorsichtig sah sie sich nach einer möglichen verborgenen Falle um. Noch betätigte sie den Mechanismus nicht, obgleich sie recht gut durchschaute, wie er funktionieren würde.

    Asharai war noch immer damit beschäftigt, die Wände abzusuchen. Als die Gnomin und ihre vorherige Begleiterin sprachen, wandte sie sich um und musterte kurz den Leichnam.


    „Wir können nur hoffen, dass er sich die Verletzungen zugezogen hat, bevor er diesen Raum betreten hat.“


    OT: Ich warte dann mal darauf, was Asharais Probe ergibt.;)

    Asharai nahm zwar die Bemerkung über den fehlenden Spazierstock wahr, doch für den Augenblick erschien ihr dieser nicht von so großer Wichtigkeit, daß sie nachhaltig einen Gedanken daran verschwendete. Damit konnte man sich befassen, wenn es soweit war. Zunächst mussten sie überhaupt bis zu dieser Waffenkammer vordringen. Ihre Finger schlossen sich um den Schlüssel und sie nickte dem alten Mann zu.


    „Ich danke Euch.“


    Dann trat sie neben Csaria auf den Gang hinaus. Es hatte wenig Sinn, noch viel Zeit zu verschwenden. Vorsichtig sah sie sich um.

    Pülverchen? Asharai warf dem Rothaarigen einen seltsamen Blick zu. Es war ihr nicht recht eingängig, was er mit Pülverchen gegen Höllenhunde ausrichten wollte. Andererseits … was hatten sie schon zu verlieren? Er sah nicht sonderlich fähig aus, aber der Eindruck mochte täuschen. Das tat er oft. Sie verstand sich selbst auf das Mischen von Tinkturen und Giften. Damit verdiente sie ihren Lebensunterhalt. Vielleicht konnte man tatsächlich etwas Wirksames finden.


    „Ich bin mir nicht sicher, ob man mit Pülverchen etwas gegen diese Kreaturen ausrichten kann. Allerdings haben wir nichts zu verlieren, wenn wir es versuchen. Wenn man sie töten kann, mag es einen Versuch wert sein. Wir können uns ihnen dann noch immer mit Waffen entgegen stellen. Zumindest birgt es ein geringeres Risiko. Allerdings sollten wir uns zuerst rüsten, bevor wir einen Köder auslegen … und natürlich müsste man die entsprechenden Ingredienzien finden, falls Ihr nichts bei Euch tragt.“


    Die Spannung zwischen der Hellhaarigen und dem Rotschopf lag spürbar im Raum. Kannten sie sich? Er war sichtlich kein angenehmer Zeitgenosse, aber diese Feindseligkeit erschien ihr für die kurze Spanne ihrer Bekanntschaft zu stark.

    Ein Priester der Shirashai, der sich offen zu erkennen gab? Das war recht interessant. Asharai musterte den Dunkelhaarigen ein wenig genauer, ließ die Augen dann aber wieder zu dem alten Mann und seinem Schützling zurückschweifen.


    Für den Augenblick waren jedoch genügend Fragen gestellt. Es blieb ihnen wenig mehr, als tatsächlich auf die Suche nach diesem sagenumwobenen Schriftstück zu gehen, wenn sie jemals wieder aus Astir herauskommen wollten. Und Asharai war nicht sonderlich erpicht darauf, so lange hier zu bleiben, bis sie irgendeinem Untoten zum Opfer fiel. Und so wartete sie darauf, bis die Fragen der anderen beantwortet wurden, während sie den Sitz ihrer Pistole überprüfte. Wie sehr sie sich doch wünschte, ein wenig mehr … aber vielleicht ...


    „Sagt … gibt es hier eine Möglichkeit, an Waffen zu gelangen? Oder Dinge, die uns vielleicht bei unserer Suche hilfreich sein könnten? Ich denke, durch den Ball sind wir alle ein wenig … nackt … wenn Ihr versteht, was ich meine.“

    Asharai nickte zu den Worten der hellhaarigen Frau, deren Gedanken sich in eine ähnliche Richtung zu bewegen schienen wie ihre eigenen. Ein gefährlicher Hauch von Abenteuerlust überkam sie, der sie selbst erschreckte.


    „Wenn wir zusammen bleiben und uns nicht trennen lassen, haben wir vielleicht eine Chance, dort lebend wieder herauszukommen. Ich möchte nicht untätig hier darauf warten, bis einer der Untoten Hunger auf mein Fleisch bekommt und mich in irgendeiner Weise zu seiner Speise erwählt.“

    Ein wenig schockiert riss Asharai die Augen wieder auf. Im Namen Liarils, dieses Haus glich einem Inferno an übersinnlicher Aktivität. Sie konnte ein Schaudern kaum unterdrücken. Nur mit halbem Ohr hatte sie den Worten des alten Mannes gelauscht und ihre Stirn legte sich in Falten, als die Rede auf die Augen des Jungen kam. Wo war sie bloß gelandet? Einerseits reizte es sie, die Geheimnisse dieses Gemäuers zu ergründen, andererseits hatte sie es noch nie mit einer solchen Ballung untoter Kreaturen zu tun gehabt und so war sie keineswegs ohne Furcht. Und trotz allem – die Worte des Alten mochten plausibel klingen und weder er noch der Junge waren in irgendeiner Weise etwas anderes als Menschen, doch sagte er die Wahrheit?
    Sie dachte für einen Augenblick nach, dann teilten sich ihre Lippen, um zu einer neuerlichen Frage anzusetzen.


    „Aber haben wir denn eine andere Wahl, als nach dem Buch zu suchen? Wenn ich Eure Worte richtig deute, sind wir von nun an ebenso hier gefangen wie Ihr. Unsere einzige Chance darauf, wieder nach Hause zu kommen ist es, zu erforschen, was uns hier hält.“


    Erfreuliche Aussichten. Tot bei der Suche nach der Quelle des Übels oder ewige Gefangenschaft auf engstem Raum. Beides war keinesfalls dem anderen vorzuziehen.

    Eine interessante Gabe. Die Frage würde es nur sein, wie zuverlässig diese sein mochte. Asharai selbst war selten dazu in der Lage, einen Geist aus freiem Willen zu entdecken. Wenn sie Glück hatte, spürte sie übernatürliche Regungen. Ansonsten musste sie warten, bis die Geister geruhten, sich aus eigenem Antrieb vor ihr zu zeigen. Aber die junge Frau vor ihr … es mochte durchaus eine Hilfe sein.


    „Und Ihr erblickt die Geister auch, wenn sie sich gar nicht vor Euch zeigen möchten? Vielleicht sollten wir dann einfach das Theater besuchen und sehen, ob wir dort eine Spur Eurer Freundin finden können.“


    Sie lächelte zuversichtlich. Ein Gefühl, das sie momentan allerdings nicht wirklich empfand.

    Asharai bemerkte den schiefen Blick des Adeligen und ihre Augen blitzend wütend auf. Doch für den Augenblick war keinem geholfen, wenn sie darauf einging. Stattdessen nickte sie auf die Worte des Schwarzhaarigen hin, der sich auf dem Friedhof als Priester erwiesen hatte. Welcher Gottheit auch immer er angehören mochte.


    „Ja, auch mir wäre deutlich wohler, wenn sich etwas zwischen uns und den äußeren Räumen befinden würde. Wenngleich ich kaum glaube, daß es einen Eindringling lange aufhalten kann, wenn er hinein möchte.“


    Kurz sann sie über das nach, was ihre Gastgeber gesagt hatten. Astir, natürlich. Die verfluchte Grafschaft. Asharai seufzte innerlich. Dieser Ort war die Quelle für vielerlei Mythen und Legenden und nur wenige davon waren erfreulich. Nun, es schien, als sei diese keine Ausnahme.
    Sie lauschte den Worten des Jungen und die feinen Brauen zogen sich nachdenklich zusammen. Natürlich klang das alles ganz plausibel, doch …


    „Ihr sagt, dass Ihr seit mehreren Jahrhunderten in diesem Haus gefangen seid. Doch ich sehe keine Anzeichen für elfisches Blut an euch. Was hält Euch am Leben? Nach all dieser Zeit dürften wir nicht mehr als eure Knochen hier finden.“


    Wahrscheinlich war dies eine berechtigte Frage, denn Asharai hatte das seltsame Leuchten in den Augen des Jungen entdeckt. Es war nicht auszuschließen, dass sie in eine neuerliche Falle geraten waren. Und die Aussicht, selbst für Jahrhunderte in diesem Gemäuer festzusitzen, erfreute sie keineswegs. Sie konnte sich kaum vorstellen, daß es mit dieser Nacht getan war und sie dann alle freudig in die Freiheit marschieren durften.


    Sie nahm sich die Zeit, ihre Mitstreiter etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Neben ihrer Begleiterin und dem Rothaarigen kam ihr die Cath’shyrr mit den leuchtend grünen Augen vage bekannt vor. Sie kniff die Augen zusammen, fing dann ihren Blick auf, in dem sie ebenfalls Erkennen zu sehen glaubte. Ein kurzes Nicken, dann erregte ein klackendes Geräusch ihre Aufmerksamkeit und sie wandte sich zu der Gnomenfrau um, die etwas mit einem seltsam anmutenden Gerät tat, das sie nicht zu ergründen vermochte.


    Sie atmete aus, nahm einen weiteren tiefen Atemzug und schloss dann die Augen, um sich auf ihre Umgebung, den alten Mann und den Jungen zu konzentrieren. Manchmal gelang es ihr, das Übersinnliche zu spüren, ohne daß es sich zuvor bei ihr meldete. Vielleicht brachte es ihr zumindest ein wenig Aufschluss über das, was sich in diesem Räumen befand.

    Shiai:
    Ich habe Csarias Frage nicht überlesen, aber ich glaube, es gibt keine Zinacos und Erashas, sondern nur den Baron Zinaco von Erasha. Falls ich da jetzt nicht total durcheinander bin.;) Ich weiß nicht, ob Du da nochmal was editieren magst.

    Wortlos betrachtete Asharai die Szenerie, die sich ihnen darbot. Ein Junge, der noch nicht einmal das Mannesalter erreicht hatte. Und … sein Großvater? Nein. Als der alte Mann zu sprechen begann, weiteten sich ihre Augen voller Staunen. Es war unmöglich. Wie konnte der Junge der Sohn des Barons sein? Noch bevor sie sich selbst daran zu hindern vermochte, verließen die Worte ihren Mund.


    „Aber … wie kann das sein? Zinaco von Erashar war ein Mensch und er hat vor dreihundert Jahren gelebt. Und verzeiht, wenn ich dies so offen aussprechen muss, aber er sieht keineswegs sonderlich gesund aus.“


    War der Junge überhaupt aus Fleisch und Blut? Oder war dies alles nicht mehr als die neuerliche Illusion ihres exzentrischen Gastgebers? In der Tua’Tanai gewann ihre geübte Haltung die Oberhand und sie straffte ihre Gestalt, betrachtete ihre Umgebung etwas genauer. Den Umgang mit Geistern war sie gewohnt. Und solange nichts ihre Sinne verwirrte und ihre Gedanken lenkte, gab es wenig, was sie in Angst und Schrecken versetzte.


    Als der rothaarige Mann sprach, hoben sich ihre Brauen. Sie musterte ihn kurz – war dies der Adelige, mit dem sie unfreiwillig getanzt hatte? Ihre Wangen röteten sich bei der Erinnerung leicht und der Inhalt seiner Worte brachte sie dazu, die Augen zu verengen. Ein Adeliger aus Nir’alenar, keine Frage. Es war typisch für diese aufgeblasenen Kreaturen, dass sie sich anmaßten, über alles und jeden zu verfügen. Doch es gab in diesem Augenblick deutlich wichtigere Dinge.


    Noch einmal richtete sie das Wort an den alten Mann.


    „Und vielleicht könnt ihr uns sagen, wo wir hier sind und wieso wir hier sind. Ganz offensichtlich befindet sich dieser Ort nicht innerhalb der Stadtgrenzen von Nir’alenar.“

    „Ohne jeden Zweifel. Es bleibt nur zu hoffen, dass unser Gastgeber noch unter den Lebenden weilt, falls es nicht der Gleiche ist, den wir bereits kennenlernen durften.“


    Sicherheitshalber schlossen sich die Finger der Tua’Tanai fester um ihre Pistole. Die Waffe gab ihr nur eine geringe Sicherheit, doch es war besser, als gar nichts in den Händen zu halten. Mit Schritten, die entschlossener wirkten als sie sich in Wirklichkeit fühlte, ging sie voran. Zumindest musste sie sich dem Übel, das sie erwartete, nicht allein stellen.

    Asharai trat durch die Tür und blickte sich dann in der neuen Umgebung um, um sich ein Bild von ihrer Situation zu machen. Anscheinend hatten es nicht alle Gäste des Balls in dieses Gebäude geschafft. Ob dies Fluch oder Segen sein mochte, würde sich noch zeigen.
    Sie schaute sich nach den Wesen um, die sich mit ihr auf dem Friedhof befunden und sich als geistesgegenwärtig erwiesen hatten. Scheinbar waren alle von ihnen anwesend. Sie seufzte leise. Ein Laut, der sich in ein Stöhnen verwandelte, als die Musik erklang.
    Sie tastete nach ihrer Pistole, wohl wissend, daß sie sich allzu schnell als nutzlos erweisen mochte.


    "Leider ist es kaum zu überhören..."


    Eine Antwort auf die Frage des dunklen Mannes, der sich als Priester erwiesen hatte und die er ins Leere gesprochen hatte.

    Nun, dies zumindest verwunderte Asharai nicht sonderlich. Die Suche in der Welt der Lebenden würde hierbei kaum von Nutzen sein. Kaum jemand dort draußen nahm Geister wahr, wenn sie dies nicht wollten oder er nicht dafür empfänglich war. Sie sann für einen Augenblick nach und blickte ins Leere, dann richtete sie sich erneut an die Nixenblütige.


    „Sagt, seid Ihr dazu in der Lage, noch andere Geister außer diesem zu sehen? Oder ist es der einzige Geist, der Euch erscheint?“