Sie spürte etwas. Asharais Stirn legte sich in Falten, als sie zu ergründen versuchte, was dieses seltsame Gefühl in ihrem Inneren auslöste. Ein Blick aus farblosen Augen glitt über die Individuen, die sich in der schwarzen Katze versammelt hatten, fand schließlich die Quelle des merkwürdigen Prickelns, das über ihre Haut wanderte.
Der Mann schien nicht in diese Umgebung zu passen, seine Kleidung, sein Aussehen - nichts davon wollte zu dem üblichen Klientel passen, das die Katze an solchen Abenden heimzusuchen pflegte. Nachdenklich strich sie sich über das Kinn. Das, was er in ihr auslöste, schien einerseits bekannt, dann aber wieder fremdartig. Hinzu kam, daß selten ein Wesen aus Fleisch und Blut eine solche Empfindung in ihr zum Klingen brachte. Aber dieser Mann war aus Fleisch und Blut. Zumindest oberflächlich betrachtet.
Er war allein, schien auf ein Glücksspiel aus. Nun gut, dies zumindest war hier keine Seltenheit. Vielerlei Betrüger verpesteten diesen Ort mit ihren Machenschaften und nutzen die Betrunkenen aus, um sich die eigenen Taschen durch ihre Weinseligkeit zu füllen. Aber war es das, was er wollte? Es schien närrisch, sich in einem solchen Aufzug hier aufzuhalten, sprach jedoch auch für eine Selbstsicherheit, die nicht allein seinem möglichen Stande zuzuschreiben war. Vielleicht war es ein Trick, ein Aufzug, der täuschen sollte. Vielleicht aber auch nicht. Zusammen mit diesem undefinierbaren Gefühl weckte es eindeutig Asharais Neugier in einem Maße, das durchaus ungesund zu nennen war.
Sie nickte dem vermummten Mann zu, mit dem sie den Tisch geteilt hatte. Einem Kunden, der ihrer Hilfe bedurfte, sich aber keineswegs in ihrem Laden hatte sehen lassen wollen. Nun, wer gab schon gerne zu, daß er Probleme hatte, die einer übernatürlichen Ursache zu verdanken waren? Familiengeschichten neigten dazu, schmutzig zu sein. Ihre Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. Doch ihr Handel war abgeschlossen, die Informationen ausgetauscht. Es gab keinen Grund, länger seiner Gesellschaft ausgesetzt zu bleiben und tatsächlich warf er flugs einige Münzen auf den TIsch und huschte dann schnellen Schrittes aus der Taverne, ohne sich noch einmal umzusehen.
Scheinbar unbeteiligt und mit zur Schau getragenem Desinteresse schritt sie zu dem Tisch hinüber, an dem der Fremde saß und über seinen Karten sinnierte.
"Ihr seht mir kaum aus wie ein Glücksspieler. Glaubt Ihr nicht, daß Euer Aufzug an einem solchen Ort ein ungesundes Interesse hervorrufen könnte? Oder ist es das, was Ihr wollt?"
Die Stimme der Tua'Tanai war rauchig und dunkel, ein schiefes Lächeln verzog ihren Mund. Ihr war bewusst, daß sie stets eine Welle von Unwohlsein bei anderen Wesen hervorrief, doch es war ihr gleichgültig.