Sie hatte heute gute Beute auf dem Markt gemacht und der Beutel an ihrem Gürtel war ordentlich gefüllt. Amina grinste in sich hinein. Es war so einfach, im Marktgedränge die Leute um ihre Habseligkeiten zu erleichtern. Auch, wenn sie einmal fast erwischt worden wäre. Aber eben nur fast. So fiel der Verdacht auf einen kleinen, herum streunenden Jungen, welcher sich anschließend leider vor dem Adligen, welchem sie seine Münzen stehlen konnte, verantworten musste. Dabei hatte der Kleine womöglich nichts weiter im Sinn gehabt. Doch so war nun einmal das Leben. Des einen Freud war des anderen Leid.
So hatte sie sich dazu entschlossen, des Abends die schwarze Katze aufzusuchen, um ihren Erfolg zu feiern. Und - was noch viel wichtiger war - ihren beiden Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen: beobachten und lauschen. Vielleicht sollte sie ja in dieser Nacht schon wieder Glück haben. Wer konnte das schon wissen? So saß sie in ihrer Lieblingsecke, die Kapuze ihres Umhangs tief ins Gesicht gezogen, einen großen Krug Bier vor sich und sah sich um.
Es dauerte nicht lange, bis ihre Aufmerksamkeit auf einen Kerl fiel, der sich an der Bar nieder ließ und einen Umschlag vor sich hin legte. Sofort hatte dieser Aminas Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das sah fast nach einem Erkennungsmerkmal aus. Eine Veraberedung etwa?
Amina sollte Recht behalten denn kurz darauf, gesellte sich ein weiterer Mann zu ihm. Sie unterhielten sich. Leider konnte Amina kein Wort verstehen, weshalb sie kurzerhand ihren Bierkrug ergriff und sich auf einem Platz ganz in ihrer Nähe nieder ließ, von dem aus sie gewiss besser den Worten der beiden Männer lauschen konnte.
Doch während sich Amina den beiden von der einen Seite näherte, erkannte sie, dass von Gegenüber weitere drei Gestalten auf sie zu traten. Allerdings schienen diese nicht dazu zu gehören, wie es auf sie den Eindruck machte und ihr Verdacht sollte sich bestätigen. Langsam glitt sie auf ihren Stuhl an der Bar und beobachtete den Überfall. Oder zumindest den versuchten Überfall, denn mit den beiden Herren war ganz offensichtlich nicht zu spaßen und der Dunkelhaarige schien zu wissen, was er tat.
Vorerst hielt Amina sich immer noch bedeckt und beobachtete. Ein Nachrichtenstein also. Sie kannte diese Steine. Natürlich. Sie wurden auch unter ihres Gleichen gerne genutzt. Womöglich handelte es sich um einen lukrativen Auftrag? Amina hielt sich bereit. Sie wollte mehr erfahren und würde sich als helfende Hand nützlich machen, sollten die beiden Männer bei dem Angriff der Drei schlussendlich dennoch Hilfe brauchen. Drei gegen Drei war immerhin gerechter. Unter ihrem Umhang spürte sie nach dem Griff ihres Dolches.