"Das klingt als hätten die Götter Euch übel mitgespielt, mein Freund." antwortete Daerid ernst und kurz wechselte sein Blick zwischen dem Mann und der Frau hin und her. Vielleicht lag darin der Grund, warum Arelianthus die Priesterin an seiner Seite hatte.... "Ich versichere Euch, dass ich ein verlässlicherer Geschäftspartner sein werde als die Götter es Euch bislang waren." Für den ehrenwerten und angesehenen Kaufmann, der den anderen Teil von Daerid's Existenz bildete, kam ohnehin nichts anderes in Betracht. Auf dessen unzweifelhaften Ruf war er angewiesen. Deshalb zog er auch augenblicklich eine Braue empor als er Arelianthus fortfuhr. Trotz dieser angedeuteten Missbilligung erkundigte er sich höflich "Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, was Ihr sagen wollt ?" obwohl er die Andeutung sehr wohl verstanden hatte. Aber der hünenhafte Mann interessierte Daerid und er wollte ihm Gelegenheit geben, die versteckte Andeutung zu revidieren. "Nein, keinerlei Verpflichtungen. Meine Geschäfte in Ji San sind zufriedenstellend verlaufen und nun führt mein Weg mich weiter in die nächste Stadt, um dort weitere Geschäfte abzuschließen. Es wird noch einige Zeit dauern bis ich nach Nir'alenar zurückkehre."
Die Priesterin hatte Daerid's Worte wiederholt und dann einige Zeit geschwiegen. Als sie schließlich antwortete, musterte der Valisar sie einige Zeit. Ihm entgingen keineswegs die Ironie noch der Humor, welche in den Worten lagen. Die Fühlenden vergaßen häufiger, dass beides mehr mit Intelligenz als mit Gefühl zu tun hatte. Dennoch kamen die Worte für ihn unerwartet und der Assassine fragte sich, warum die Priesterin die Schuld wohl so vehement bei sich suchte ? Es gab Leute, die sich schlechter hinstellten als sie waren. Mit der Absicht, dass man ihnen das Gegenteil davon sagte - das war Daerid durchaus bekannt. Aber bei einer Priesterin ? konnte er an diesen Grund nicht so recht glauben. "Verehrte Priesterin Niiv - es liegt mir fern, Euch zu widersprechen und womöglich Euren Unmut auf mich zu ziehen. Aber wenn ich Euch und Euren schmucken Stab so betrachte, dann bezweifele ich, dass herumstehende Kisten und Balken Euch vor ernsthafte Probleme zu stellen vermögen." griff er die Tonlage der Priesterin auf. "Es mag sein, dass Euer Priesteramt es Euch auferlegt, dergleichen Gleichgültigkeiten und Rücksichtslosigfkeiten der Leute mit Eurer vorgeblichen Unfähigkeit zu entschuldigen ?" Daerid formulierte es bewusst als Frage. Letztendlich waren diese Dinge der Grund für seine Existenz, wie er leidenschaftslos resümierte. Wer daran schuld war oder sein wollte oder ob überhaupt jemand daran schuld hatte, war ihm völlig gleichgültig, wenn er ehrlich war. "Wenn das so ist, ehrt es Euch, werte Priesterin !" Immerhin wusste der Valisar nun auch, wie seine beiden neuen Bekanntschaften aufeinander getroffen waren - ein Aufruhr am Hafen, wenn er es richtig verstanden hatte. Nun - durchgehende Pferde stellten für Daerid Canvele keine Unhöflichkeit dar sondern waren für seinen perfektionistischen Anspruch vielmehr blanke Unfähigkeit und Versagen. Aber da er an einer angenehmen Gesprächsatmosphäre interessiert war, behielt er diese Einschätzung für sich. "Aber wäre das Leben nicht weitaus angenehmer, wenn jeder sich so verhielte, wie Euer geschätzter Retter Arelianthus hier ?" schloss er deshalb lächelnd.