Beiträge von Daerid Canvele

    Daerid nickte dem Mann bedächtig zu. "Jetzt, wo Ihr es sagt - ich glaube, es war tatsächlich in Nir'alenar wo ich ihn hörte." Das stimmte zwar nicht, aber der Zweck heiligte für den Valisar die Mittel - und irgendwie musste man ja miteinander ins Gespräch kommen. "Ihr besitzt ein Gut außerhalb der Stadt ?" fragte er höflich und interessiert weiter. "Es ist sicherlich eine anspruchsvolle Aufgabe, es wieder zu ehemaligen Glanz zu bringen." Und vermutlich auch eine, die Geld kostete. Und nicht zu knapp. Womöglich eröffneten sich da vielversprechende Möglichkeiten. Der Valisar beschloss, dies weiter zu verfolgen. "Plant Ihr, die umliegenden Ländereien wieder zu bewirtschaften ? Oder schwebt Euch eher die Ausrichtung gesellschaftlicher Vergnügungsausflüge vor ?" Immerhin - wenn Arelianthus Schuppenstein für das Inventar seines Guts bis nach Ji san reiste, war Letzteres nicht unmöglich. "Extravagante Quartiere für hochrangige Gäste oder wichtige Geschäftspartner sind immer heiß begehrt und gesucht - nicht zuletzt von mir selbst." scherzte er. Höflich wand Daerid sich dann der Priesterin zu, die sich der Besonderheit des Tees bewusst war, wie Daerid zur Kenntnis nahm. Dann war sie weltlichen Dingen wohl nicht so enthoben, wiie Priester es hin und wieder mal waren. "Es ist, wie Ihr sagt, Priesterin Niiv!" bestätigte er ihre Worte bezüglich des Tees. "Unter dem Namen Canvele" bekannte er wahrheitsfemäß. "Schon mein Vater trieb Handel - allerdings in sehr viel kleinerem Rahmen und Waren aus Silvriar. Erst ich habe das Warenangebot neu überdacht und später das Geschäft nach Nir'alenar verlegt. Rosandrié ist ..." er lächelte "... eine nostalgische Erinnerung an den Ursprung." Seine beiden neuen Bekanntschaften sprachen von Abenteuern und Daerid verbreiterte sein Lächeln. Die Abenteuerlust der Fühlenden war ihm selbst als Gefühl zwar fremd - aber wohl bekannt. "Und wohin soll die Reise gehen, wenn ich fragen darf ?" erkundigte er sich bei seinen beiden Tischnachbarn.

    Daerid nickte knapp und anerkennend dazu, dass der Hüne etwas Alkoholisches ablehnte. Hielt der Assassine es doch selbst ganz genau so mit der strikten Trennung von Arbeit und Entspannung. "Ich bin hoch erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Priesterin Niiv!" Er deutete zunächst eine wohlerzogene Verneigung vor der Dame an und so dann vor dem Herrn. "Arelianthalus Schuppenstein!" Bevor er sich auf dem angebotenen Platz niederließ, winkte er mit gebieterischer Geste nach einer Kanne Tee für ihren Tisch. Inzwischen verspürte er durchaus ein gewisses Interesse an seiner neuen Gesellschaft. Mit Priesterinnen hatte er eher selten zu tun und auch der Name und die Erscheinung des Mannes machten einen vielversprechenden Eindruck. Auch die Fremde weiter hinten konnte er so im Auge behalten. Lächelnd nickte Daerid der Dame neben sich zu. "Selbstverständlich dürft Ihr fragen, werte Priesterin. Ich handele im Grunde mit allem, was rar und sehr schwer zu bekommen oder sehr begehrt ist - und sich deshalb sehr gut teuer verkaufen lässt." antwortete der Valisar wahrheitsgemäß. "Hier in Ji San also zum Beispiel Tee oder auch Rohseide. Ich stamme ursprünglich aus Rosandrié, habe mittlerweile mein Haupthandelskontor aber nach Nir'alenar verlegt" Er wandte sich höflich an den Mann. "Ich möchte keinesfalls aufdringlich sein - aber mir scheint, dass ich Euren angesehenen Namen schon einmal gehört habe ? Nur sind mir der Ort und die Zeit leider entfallen."

    "Nein, hat er nicht. Euch nicht und mich auch." antworte Daerid höflich auf die Frage der jungen Frau nach Teespritzern auf seiner Kleidung. "Und das bisschen auf dem Boden ist auch nicht der Rede wert." Es veranlasste ihn dazu, sich die Frau an seiner Seite genauer anzusehen - denn eigentlich hätte sie all das schließlich auch selbst feststellen können. Eine Ahnung stieg in dem Assassinen auf als er die Augen der Dame blicklos und leer umher schweifen sah. Nein, offensichtlich konnte sie es eben nicht feststellen, sehenderweise jedenfalls nicht. Womöglich war es auch die Erklärung für diesen Vorfall. "Die Bedienung ist bereits da und nimmt sich der Sache an." passte Daerid sich automatisch der Situation an und beschrieb der Frau, was gerade geschah. Es kostete den Valisar keine Mühe, sich nichts anmerken zu lassen, die Blindheit der Frau war für ihn ein Fakt mit dem er sich in der Rolle des Kaufmanns arrangierte. Im Gegensatz zu der anderen Fremde, deren Gefühle sich auf ihrem Gesicht zeigten, wie ein gelegentlicher flüchtiger Blick zu ihr hinüber Daerid verriet. Während eine der Bedienungen schnell aber gründlich Tisch und Boden abwischte und trocknete, musterte Daerid den Begleiter der Blinden, um sich ein Bild von ihm zu machen. Als das Missgeschick beseitigt und das Dienstmädchen auf dem Rückzug war, lächelte er dem stattlichen Mann auf der anderen Seite des Tisches zu. und sagte in dem, was üblicherweise als scherzender Tonfall erkannt wurde "Nicht, dass Ihr denkt, ich wolle Euch Eure reizende Begleitung abspenstig machen, mein Herr." Dann wandte er sich wieder der Dame an seinem Arm zu."Wenn ich noch kurz behilflich sein darf ? Ihr könntet nun wieder Platz nehmen, werte Dame." Zweifelsohne hatte er von dieser Position aus eine bessere Sicht. Daerid arrangierte sich auch unverzüglich mit dieser Situation. "Meine Dame,! Mein Herr!" fuhr er fort und deutete eine Verneigung an "Würden Sie mir die Ehre erweisen und mir gestatten, uns auf den Schrecken ein neues Kännchen Tee auf meine Rechnung kommen zu lassen ? Mein Name ist Daerid Canvele. Ich bin Kaufmann." Er blickte den Mann an. "Oder für den Herrn vielleicht etwas Kräftigeres als Tee ?"

    Sein erster Eindruck bestätigte sich als der Neuankömmling sich leichtfüßig und elegant an den flachen Tischchen vorbei bewegte. Was den Assassinen dann aber endgültig davon überzeugte, dass diese Gestalt nicht so ganz in ihrer wahren Identität unterwegs war, war seine Erkenntnis, dass sie seinen bemüht unauffälligen Blick offenbar dennoch wahrgenommen hatte und ihn ihrerseits recht geschickt ins Auge fasste. 'Bemerkenswert !' dachte er anerkennend. Was Daerid nicht so recht zusagte war die Tatsache, dass die Fremde sich scheinbar in seinen Rücken zu begeben gedachte. Sie war ... ungewöhnlich... und Ungewöhnliches interessierte den Valisar grundsätzlich. Allerdings sagten ihm seine Instinkte noch immer, dass von ihr keine Gefahr ausging jetzt und hier. Dennoch winkte er mit lässiger Eleganz nach der Bedienung, um Rauchwerkzeug zum Abschluss des Essens anzufordern - in Wahrheit um sich selbst Gelegenheit zu einer Vierteldrehung zu geben und sich mit dem Rücken bequem an die Wand des Raumes zu lehnen. Nicht perfekt, aber zumindest konnte er die interessante Fremde so im Augenwinkel noch wahrnehmen.
    Wenn nicht ... ja, wenn nicht hinter ihm oder neben ihm - so ganz auszumachen war es nicht mehr - die zarte, schmale Gestalt der Frau vom Nebentisch unerwartet gegen ihn gerempelt wäre. Daerid war augenblicklich auf den Füßen, entspannte sich jedoch sofort wieder als er sah, dass die junge Frau nur ihrer eigenen Teetasse ausgewichen war, die sich samt Inhalt aus irgendeinem Grund verselbstständigt hatte. Der Tee bildete inzwischen eine kleine Pfütze auf dem Boden. Daerid beugte sich vor und ergriff sacht und galant den Arm der jungen Frau. "Darf ich Euch behilflich sein, Verehrteste ?" fragte er dazu höflich. "Beunruhigt Euch nicht, es ist nichts passiert, weswegen Ihr Euch entschuldigen müsstet. Wenn Ihr Euch solange erheben möchtet bis die Bediensteten ihre Arbeit erledigt haben und Ihr wieder Platz nehmen könnt ?" Seine Augen suchten den Blick ihres Begleiters und er nickte auch diesem höflich zu bevor seine Augenwinkel wieder den Neuankömmling ins Visier nahmen.

    Mit einem höflichen Nicken dankte Daerid dem bedienenden Mädchen, als es exakt im Moment der Beendigung seines Mahls mit einem frisch aufgebrühten Kännchen Tee an seinem Tisch auftauchte, ihm nachschenkte und dann unauffällig abzuräumen begann. Neben dem hervorragenden Essen traf auch das perfekt geschulte Personal genau den Geschmack des Assassinen. Seine Augen huschten in dem Augenblick unauffällig zur Tür, kaum dass die Klinke sich bewegt hatte. Eine grazile Gestalt in schlichter Bekleidung betrat den Raum und Daerid wollte schon uninteressiert den Blick wieder senken. Doch dann verharrten seine Augen doch auf dem Neuankömmling und Daerid war auch augenblicklich klar, was ihn störte. Die Bewegungen der Gestalt passten nicht völlig zu ihrer sonstigen Erscheinung.... leichtfüßig und elegant und dazu die eher ärmliche Kleidung. Grund genug für Daerid, um zu sehen, was sich unter Kapuze für ein Gesicht verbergen mochte - auch wenn die Gestalt auf ihn ansonsten keinen bedrohlichen Eindruck machte.

    Recht selbstzufrieden sass Daerid da - soweit man das von einem Valisar sagen konnte. Es störte ihn nicht einmal, ohne Schuhe und mit verschränkten Beinen vor diesem Tisch zu sitzen. Die zu jeder Zeit pikante und hervorragende Geschmacksexplosion in seinem Mund war es wert. Daerid besuchte dieses Restaurant immer, wenn er geschäftlich in Ji San weilte. Lukrative Geschäfte waren in dieser Stadt nicht leicht zu machen -aber Daerid war nicht unzufrieden. .... etwas von der kostbaren Seide offiziell... anderes inoffiziell .... im Rahmen dessen, was der Valisar sich vorgenommen hatte. Den stechenden, aufmerksamen Augen des Valisar entging nichts von dem, was sich in seiner näheren Umgebung abspielte. Vom Nebentisch hatte er Wortfetzen eines recht persönlichen Gesprächs aufgeschnappt. Um so besser! Daerid hatte den Mann und die junge Frau an seiner Seite als harmlos eingestuft - trotz der recht beeindruckenden äußeren Erscheinung des Mannes. Aber jetzt und hier war Essenszeit - keinerlei bedenkliches Klientel in Sicht ..... und so gab sich der Valisar mit gekonnt geführten Essstäbchen den diversen Köstlichkeiten vor ihm hin.

    Maiye betete inständig im Inneren darum, dass sich die Herrin auch ja genügend zusammen gekauert im Holzkasten. Dass sie bloß nicht auf den Gedanken kommen möge, einen Fuß oder eine Hand oder gar den Kopf heraus zu stecken.... WIE nur hatte sie... ? Aber was hätte sie denn tun sollen ? Zum allerersten Mal in der von ihr angestrebten Laufbahn als Dienstmädchen empfand Maiye den schier unerträglichen Zwiespalt zwischen dem Befehl der Herrschaft und dem Wissen, dass sie in jedem Fall die Dumme wäre..... besonders, wenn etwas schief laufen würde. Starr vor Angst sah sie noch zu, wie Atashkada samt Aufzug im Schacht verschwand...... dann warf sie sich höchst unelegant herum und sauste die große Treppe hinab Richtung Küche....



    Unten in der Küche begann ein kleines Messingglöckchen hektisch zu bimmeln. Den betagten Mann mit den puscheligen weißen Augenbrauen und dem üppigen weißen Schnauzbart schien es nicht zu kümmern. Ohne Zeichen einer Regung stellte er die letzte noch fehlende Porzellantasse auf ihrem Untertassenteller ab, betrachte das Ganze, und verrückte sie dann seelenruhig in den akkuraten Abstand und Platz neben dem Teller. Millimetergenau wurde auch der Löffel platziert und erst dann bewegte Lombard sich gemessenen Schrittes zum Zugseil des Aufzugsschachts neben dem Glöckchen und begann die Mechanik des Flaschenzugs in Bewegung zu setzen. Keinerlei Anstrengung war ihm dabei anzumerken und in der perfekt sitzenden Uniform eines hochrangigen Hausdieners entstand nicht einmal eine unschöne Falte. Als ein eindeutiges Knirschen das Aufsetzen der hölzernen Kabine verriet, begab Lombard sich zur Öffnung, um den Gedeckwagen in Empfang zu nehmen. Er öffnete das geschmiedete Gitter ... und es war nicht zu sagen, ob seine beeindruckenden Brauen sich tatsächlich etwas zum Stirnansatz hin bewegten oder ob sein Schnäuzer auch nur leicht gezuckt hätte. Ein scharfer Beobachter hätte vielleicht trotz all der Fältchen um die Augen das amüsierte Zwinkern darin bemerkt. Der alte Diener verneigte sich formvollendet und bot der attraktiven Dame, die da statt dem Gedeckwagen im Aufzug zum Vorschein kam, den Arm an.
    "Darf ich behilflich sein und Mylady zu Tisch führen ?"

    Maiye schnappte angestrengt nach Luft. Bei allen Göttern - WAS sagte diese schöne Frau da nur ? Warten, bis D.... nein!! Maiye wagte den Vornamen des Herrn nicht einmal zu denken. Lombard war für sie die Autorität schlechthin - aber der Herr ???.... er war.... Maiye fand überhaupt gar keine Worte dafür. Atashkada... diese unglaublich wundervolle Dame.... sie war in der Nacht HIER gewesen.... Maiye's reines und durch und durch naives kleines Dienstmädchenherz glaubte zu wissen, dass der Herr sie lieben musste. Und die wunderbare Dame hier.... die, die sich gerade in die Kiste geschmiegt hatte, die eigentlich den Geschirrwagen in die Küche zurück befördern sollte..... DIESE Dame..... musste den Herrn doch auch .... ???? Der Verstand des Mädchens drohte überzuschnappen. Hilflos starrte sie in das offene breite Lächeln der Frau - und nein!!! Sie war so freundlich! So nett! So....... auch dafür fand das Mädchen kaum Worte. Es lächelte - reichlich blass. "Der Herr würde mich sicherlich umbringen, Herrin..... wenn er mich vor Lombard erwischt." stieß es unter verzweifeltem Glucksen empor. "Natürlich nur...." Maiye schloss die Augen, ihre Hände packten die reinweiße Schürze als wolle sie sich daran festhalten. Was hatte Lombard gesagt ? NICHTS ANMERKEN LASSEN !!" Die Wünsche der Dame.....oberste Priorität...." Maiye blinzelte. Versuchte, ihre Fassung zurück zu erlangen. "Ja! Das ist richtig, Herrin!" sagte sie dann mit Mühe. "Aber ICH muss daran ziehe - sonst könnte es Euch den Arm kosten... Herrin!" Bittend sah Maiye Atashkada an und umfasste den Seilzug mit einer Hand. Oh wie sie diese wunderschöne Frau verehrte!!! Der Blick des Dienstmädchens glitt über die zusammen gekauerte Gestalt der bewunderten Frau. "Wenn Ihr erlaubt ? ziehe ich ?" fragte sie noch einmal. Zögerte dann kurz, hob aber erneut die Stimme - leicht und fröhlich. "Der Herr sagte, Ihr wäret die Herrin bis er zurück kehrt!" Maiye lächelte. "Aber ich werde mich beeilen - wie Ihr es wünscht, Herrin !" Die Hand senkte sich und betätigte das Signal...

    Maiye erstarrte und blickte die Dheoran erschrocken an. Konnte die wunderschöne Frau etwa Gedanken lesen ? Denn genau das, was sie fragte, hatte sie selbst schließlich gerade noch selbst gedacht. "Wie.. meinen? Herrin?" stammelte das Mädchen mit hochroten Wangen und suchte nach Worten während ihr Blick verlegen von Atashkada zum Aufzug, vom Aufzug zu Boden, wieder hoch zum Wagen und darüber hinweg wieder zum Aufzug huschte. "Nein!" flüsterte es schließlich gepresst und zugleich beschämt über sich selbst als Antwort. "Ich würde so gern mal..." ihre Stimme war nur noch ein kleinlauter Hauch "... aber Lombard würde sicherlich einen Anfall bekommen und mich....." zu ihrem eigenen Entsetzen spürte Maiye, wie sich bei dem Gedanken daran ein unwiderstehliches Kichern in ihrem Bauch bildete und unaufhaltsam ihrem Hals hinauf kroch. Sie zuckte einmal. Noch einmal und so verzweifelt sie es auch zurück drängen wollte - es gelang ihr einfach nicht. Hastig schlug sie die Hände vor den Mund aber es war zu spät. Ihre Schultern bebten längst vor unterdrücktem Glucksen und es wollte einfach nicht aufhören. "Bitte Herrin..." prustete sie los als sie wagemutig die Hände vom Mund nahm. Und gleich wieder den Mund zuhielt. Es abermals versuchte. "Bitte verzeiht mir..." kicherte sie "... es ist unverzeihlich.... aber die Vorstellung.... Lombard...." Lachtränen standen in Maiye's großen Augen und noch immer wollte sie sich vor Lachen schütteln und konnte einfach nicht aufhören. Was war das nur für ein schrecklich-schöner außergewöhnlicher Tag!

    "Jaaaa." seufzte Maiye etwas melancholisch angehaucht "Das ist wohl so. Dennoch wünschte ich, ich würde schneller lernen." und konnte dann doch der Versuchung nicht widerstehen, der Dheoran ihr Herz auszuschütten. "Es ist wie verhext manchmal! Ich denke ganz fest daran, die Fehler vom Vortag nicht zu machen und schwupps - passiert mir doch wieder ein anderer Fehler." Das Mädchen holte tief Atem. "Aber ich werde auch schnell perfekt sein und dann kann ich für meine Großeltern sorgen." Die Aussicht darauf ließ das Mädchen mutig lächeln. Und gleich darauf verlegen die Augen niederschlagen - das war ganz sicher viel zu viel geplappert gewesen und....... Doch die Augen der Herrin glänzten und sie schien wirklich sehr interessiert an dem Aufzug zu sein. "Aber gern doch!" strahlte Maiye. "Kommt nur! er ist gleich dort vorn." Sie reckte das Kinn in Richtung der Ecke da beide Hände sorgsam am Schiebegriff des Wägelchens lagen. Rasch schob sie ihn auf die schwere Wandvertäfelung zu, hielt davor an und zog an etwas, dass zunächst nur wie eine raffinierte Verzierung ausgesehen hatte, sich bei ihrem Tun jedoch als Griff entpuppte. Der untere Teil der Wandtäfelung schwang komplett zur Seite und gab den Blick in eine etwa einen Meter hohe und ebenso tiefe Öffnung frei, die fast vollständig von einer rechteckigen Holzkiste eingenommen wurde, deren offene Seite Atashkada und Maiye zugewandt war. Zwischen Schachtwand und Holzwand waren auf beiden Seiten Seile und Ketten zu sehen. "Seht ihn Euch nur an!" bot das Mädchen stolz an als sei es ihr eigener Aufzug. "Es ist so viel bequemer als wenn wir alles die ganzen Stufen hinauf und hinunter tragen müssten." Schon oft hatte sie sich ausgemalt, einmal selbst damit zu fahren - aber das würde Lombard niemals erlauben, da war sie sich sicher. Aber es wäre sehr aufregend, glaubte Maiye. Sie zeigte auf das erste Seil an der rechten Seite. "Wenn man an diesem zieht, läutet in der Küche unten ein Glöckchen zum Zeichen, dass er wieder herunter geholt werden kann. Mit dem Kurbelrad in der Küche. Aber nur Lomard darf es bedienen." erklärte sie eifrig.

    "Ihr seid so freundlich zu mir, Herrin!" hauchte das Mädchen, die glänzenden Augen verrieten wie glücklich es über die Worte der Dheoran war. "Vielleicht schaffe ich es bald einmal, dass Lombard einen ganzen Tag lang einmal nichts an mir auszusetzen hat." seufzte es im Anschluss treuherzig. Die schöne Dame wand sich nun ihren Kleidern zu und Maiye zupfte etwas nervös an ihrer tadellos sitzenden Uniform herum. Einerseits war es ja eine kleine Sensation und irgendwie sehr aufregend, dass die Herrin das Morgenmahl mit ihnen allen zusammen in der Küche einnehmen wollte - aber Maiye hatte auch etwas Angst, dass sie sich blamieren könnten. An Lombard's unausweichlichen Tadel in diesem Fall mochte sie lieber gar nicht erst denken. Akribisch sortierte das Mädchen die Sachen auf dem Wägelchen zurecht, nochmal und nochmal. Die schöne Dheoran schien sich wirklich darauf zu freuen. Sie würde ganz bestimmt nicht schelten, da war Maiye sich sicher. Sie war so eine nette Dame. Die Frage traf das junge Dienstmädchen unvorbereitet. "Oh ja, das habe ich." bekannte es - vor Verlegenheit mit einem leisen Lachen und fuhr mit verschwörerischem Flüstern fort. "Wenn wir morgens um 5 Uhr anfangen gibt es für jeden nur eine heiße Schokolade." Maiye huschte zur Tür und öffnete sie. "Bitte nach Euch, Herrin!" Mit ehrerbietiger Verneigung lud sie Atashkada ein, auf den Flur hinaus zu treten, woraufhin sie selbst eilig das Wägelchen mit dem ursprünglichen Frühstück herbei holte, hinaus schob und die Zimmertüre hinter ihnen schloss. "Die Küche befindet sich unten im Erdgeschoss." informierte das Mädchen. "Wenn Ihr Euch einen Augenblick gedulden möchtet? Ich stelle den Wagen nur rasch in den Aufzug, wenn es Recht ist." lächelte sie Atashkada höflich und lieb zugleich an und deute nach links zur nächsten Ecke der Balustrade hinüber. Die nach unten führende Treppe lag von der Zimmertür aus gesehen rechts.

    - Charakterdaten -



    Name: Daerid Canvele
    Volk: Valisar
    Heimat: Rosandrié in Silvriar
    Tätigkeit: Händler / Assassine
    Tag der Geburt: 23. Alekar 1404
    Patengottheit: Zi'llail
    Religion: keine
    Mitgliedschaften: keine
    Wesensmerkmale: rational, zielstrebig, flexibel, Perfektionist, Improvisationstalent
    Aussehen: situationsangepasst



    - Attribute -
    (22 Punkte + 1 Punkt aus Volksbonus,, Naturtalent, Nachteil)



    Muskelkraft: 3
    Konstitution: 2
    Gewandtheit: 4 (davon + 1 aus Naturtalent)
    Fingerfertigkeit: 1
    Reflexe: 3
    Intelligenz: 3
    Willenskraft: 3 (davon + 1 aus Volksbonus Valisar)
    Weisheit: 2
    Wahrnehmung: 3 (davon + 1 aus Nachteilen)
    Ausstrahlung: 1



    - Kampf und Erfahrung -



    Schadensstufen: 6
    Initiative: 3
    Verteidigung: 12
    Ausweichwert: 3
    Ausdauer: 4
    Schicksal:



    Erfahrung
    Gesamt:
    Aktuell:



    Ruf:
    Positiv:
    Negativ:



    - Fertigkeiten und Vorteile -



    Vorteile


    Beidhändig (2), Ersparnisse (3), Katzenhafte Anmut (3), Naturtalent (2),
    Monatliches Einkommen (3)



    Nachteile


    Herz aus Eis (-2), Wahre Identität (-3)



    Fertigkeiten



    Adeliger (4)


    Diplomatie (1), Höfische Manieren (1), Höfischer Tanz (2), Intrige (2),
    Klatsch (1), Mode (2), Rhetorik (1)


    Insgesamt 7



    Athlet (3)


    Akrobatik (1) Klettern (1) Rennen (1) Schwimmen (1) Werfen (1)


    Insgesamt 3



    Händler (3)


    Ehrlichkeit (2), Feilschen (1), Mathematik (2), Schätzen (2), Warenkunde (2)


    Insgesamt 7



    Schauspieler (3)


    Lippen lesen (3), Schauspiel (2), Stimmenimitation (3), Tanz (1), Verkleiden (3)


    Insgesamt 10



    Kämpfer (2)


    Wurfdolch/Wurfstern (3), Nunchaku (3)


    Insgesamt 6



    Polyglott (1)


    Muttersprache – Allgemeinsprache Beleriarnai (4)
    Lesen und Schreiben Allgemeinsprache (3)


    Insgesamt 3



    Reiter (1)


    Reiten (1), Reittier (1)


    Insgesamt 1



    Schläger (1)


    Waffenloser Kampf Capoeira-Stil 3


    Insgesamt 3



    Verbrecher (4)


    Diebstahl (1), Einbruch (1), Fälschen (1) Hinterhalt (3) Schleichen (3),
    Schlösserkunde (1), Verbergen (3)



    Insgesamt 10






    - Geld und Ausrüstung -



    Vermögen: Anfangsvermögen 160 GD (600 GD aus Ersparnissen ?)
    4W6x10 Golddukaten
    Golddukaten: 45
    Silbertaler: 40
    Kupferpfennige:



    Ausrüstung: Kleidung


    Unterwäsche, Handschuhe, Bluse, Hose, Stiefel, Umhang, Maske


    ⇒ 25 GD


    Gegenstände


    Buch (leer), Schreibfeder, Tinte, Rucksack, Geldbörse, Wasserschlauch, Becher, Wetzstein, Seil 20m


    ⇒ 11 GD


    Waffen & Munition


    6 Dolche, 6 Wurfsterne, Nunchaku


    ⇒ 75 GD



    Ausrüstung gesamt ⇒ 111 GD

    Ein bisschen erschrocken war Maiye ja doch als die wunderschöne Frau so unerwartet ihre Hände in ihre eigenen Hände nahm. Doch bei dem Lob und den freundlichen Worten verschwand das Gefühl auch gleich wieder. Fast plusterte sie sich etwas auf vor Stolz. "Eine Zofe war hier." erklärte sie der Dheoran ohne Argwohn. "Sie hat vor mir hier im Hause gelernt. Sie ist jetzt bei..." hier verhielt das Mädchen seine Stimme dann doch, beugte sich näher zu Atashkada's Ohr hin und flüsterte ganz leise den Namen einer alteingesessenen und ehrwürdigen Adelsfamilie Nir'alenars hinein "... in Stellung." Unverhohlene Bewunderung klang in den Worten mit und es war eindeutig, dass Maiye eine solche Anstellung wie die Erfüllung eines langgehegten Traumes erschien. "Sie brachte mir abgelegte Perücken und Haarteile mit zum Frisieren." berichte das Dienstmädchen mit rosigen Wangen. "Zwei Wochen lang musste ich üben und üben und üben - aber zum Schluss sagte sie, dass ich ein Händchen dafür hätte. Sie hat es sogar zu Lombard so gesagt!" Letzteres war ganz offensichtlich für Maiye vergleichbar mit dem Ritterschlag eines Knappen. "Ich freue mich, dass ich es nun einmal anwenden konnte." gestand sie der Dheoran etwas verlegen. "Ihr habt so wundervolles Haar, Herrin!" Zu den letzten Worten lächelte das Mädchen glücklich. Dann aber schien sie sich wieder an ihre Pflichten zu erinnern. Anmutig knickste es vor Atashkada. "Wenn Ihr sonst keinen Wunsch mehr habt, würde ich Euch nun den Weg...." in die Küche zeigen - hätte sie beinahe gesagt, fing sich aber noch rechtzeitig ".... zu Eurem Morgenmahl geleiten, Herrin ?"

    Eifrig öffnete das Dienstmädchen eine weitere Schublade und entnahm dieser ein schmuckes seidenes Tuch in exakt derselben Farbe wie sie auch das Haarband hatte - nicht ohne die übrigen wieder sorgsam zusammen gelegt zurück zu räumen. Auch dieses Tuch drapierte sie nun fast mühelos in eleganter Manier im tiefschwarzen Haar der Dheoran. Prüfend betrachtete Maiye ihr Werk zum Abschluss und drückte vor Konzentration unbewusst ihre Zungenspitze gegen die Oberlippe. Bis ihre Augen im Spiegel die Augen Atashkada's trafen und ihr ihren eigenen kleinen Fauxpas bewusst machten. Maiye errötete augenblicklich und zog die Zunge hastig zurück, lächelte die Dheoran aber auch gleichzeitig mit schuldbewusster Miene an. "Verzeiht, Herrin!" hauchte das Mädchen. "Ist so alles zu Eurer Zufriedenheit ?"

    "Danke sehr!" Maiye knickste glücklich, aber so unaufdringlich, dass ihre Hände nichts davon auf Kamm oder Haar übertrugen. "Das wird ganz wundervoll aussehen zu Euren Haaren, Herrin!" lobte das junge Mädchen fast überschwänglich das gelbe Band, welches die Dheoran ausgesucht hatte. Danach arbeitete es eine Weile hochkonzentriert mit Kamm und Fingern und flocht das Band geschickt in die seitlichsten Strähnen, so dass diese zwar noch in voller Pracht locker herab fielen aber Atashkada nicht mehr ins Gesicht gelangen konnten. Jedenfalls nicht bei den einer hohen Dame geziemenden Bewegungen. "Wählt Ihr das Tuch in derselben Farbe, Herrin ?" fragte das Dienstmädchen zum Ende und überlegte fieberhaft, ob in der Küche unten nun wohl auch alles fertig und vorbereitet sei........ Kaffee.. Eier.. Speck...... Maiye wollte das Wasser im Mund zusammen laufen, wenn sie daran dachte, welche Köstlichkeiten Lombard aufgezählt hatte, um die Zeit zu erklären, die Maiye heraus zu schlagen hatte, damit unten alles perfekt hergerichtet wäre.... Und was würden ihre Großeltern sagen, wenn davon etwas übrig bleiben würde ? Wenn sie...... ja wenn sie dort noch hingelangen könnte heute. Aber das war wohl ein aussichtsloses Unterfangen... zu Fuß. Da war sie viel zu langsam, um rechtzeitig wieder zum Dienst zu erscheinen. Wenn doch wenigstens ihr freier Tag wäre..... Das junge Mädchen seufzte fast unmerklich. Wenn es nach Maiye ginge, hätte Atashkada liebend gern für längere Zeit die Dame des Hauses sein dürfen.

    "Sehr wohl, Herrin!" bestätigte das junge Dienstmädchen und wandte sich taktvoll ab als die Dheoran sich anzukleiden begann. Flink legte es Kamm und Bürste zurecht und öffnete dann eine weitere Schublade des Spiegelschranks. Die streng weißen und schwarzen Bänder schob Maiye zur Seite und nahm stattdessen eine Rolle mit farbenfrohen Haarbändern heraus. Höflich wartete sie bis Atashkada bereit war und auf dem Stuhl vor dem Schrank Platz genommen hatte bevor sie der Dame die Rolle zur Ansicht überreichte. "Sucht bitte eines aus, dass Euch zusagt, Herrin!" bat sie freundlich und griff dann sogleich zu dem grobzinkigen Kamm, um vorsichtig und sanft alle krausen Stellen im tiefschwarzen langen Haar zu lösen und glatt zu kämmen.

    Hoffnungsvoll blickte das junge Dienstmädchen zu der Dame auf und errötete heftig. "Ja, das wird er." flüsterte es mit verschämter Stimme, in der ein leiser zärtlicher Unterton mitschwang. Hastig legte es die Wäsche wieder zurück auf das Bett. "Wie Ihr es wünscht, Herrin!" beeilte sie sich mit Knicks zu sagen und huschte dann zum Frisiertisch hinüber. "Wie wünscht Ihr Eure Haare heute zu tragen, Herrin ? Offen oder hochgesteckt ? Eingeflochten ?" fragte Maiye ehrerbietig während es etwas fahrig den Stuhl zurecht rückte, um besser an die Schubladen mit den Frisierutensilien zu gelangen.

    "Ich habe Euch in der Küche angekündigt, Herrin!" Maiye versank bei den Worten in einen tiefen Knicks. "Darf ich Euch nun beim Ankleiden behilflich sein?" Das Mädchen nahm Atashkada's Sachen und sortierte sie sorgfältig auf dem Bett, griff die Unterwäsche und sah scheu und fragend zu der Dame hinüber. "Oder soll ich erst Euer Haar frisieren ?" Maiye war offensichtlich nervös wie sie so da stand, an der schneeweißen Schürze zupfte und sacht mit den Zähnen auf die Unterlippe biss. Schließlich atmete sie hastig aus. "Herrin, bitte zürnt mir nicht... aber .... aber..... wenn Gregior beim Essen etwas ungeschickt ist - bitte beklagt Euch nicht bei Lombard über ihn. Er ist nur so nervös!" bettelte es die Dheoran dann an.

    "Oh nein, Herrin!" wehrte Maiye höflich aber nun wieder bestimmt ab. Richtig gefangen hatte das Mädchen sich noch nicht, aber nachdem die Rollenverteilung zunächst wieder hergestellt war, fühlte es sich gleich auf sichererem Terrain. "Das schaffe ich schon allein. Nehmt Ihr nur das Bad. Seife und angewärmte Handtücher liegen drüben schon bereit für Euch." Maiye knickste tief und wies auf die Tür, die in die Badehalle führte. Ohne Umschweife räumte sie dann Gedeck und Essen wieder auf das Tablett, öffnete die Tür zur Balustrade und schleppte das volle Tablett wieder zu dem Wägelchen, mit dem sie es gebracht hatte. Sie schloss die Tür hinter sich - und lehnte sich zuerst einmal tief Atem holend dagegen, die Hände auf das wummernde Herz gepresst. Was würde Lombard sagen ? Aber es half nichts, die Dame wünschte es so. Und so...... Hastig schob Maiye das Wägelchen zu einer unauffälligen Tür, öffnete diese, schob es hinein und betätigte ein Glöckchen. Eilig flog sie dann selbst die Treppenstufen hinab zur Küche, wo sie Daerid's Butler Atashkada's Ansinnen mitteilte, ein paar scharfe Anweisungen erhielt und nur kurze Zeit später die Treppe wieder hinauf hastete - die Kleider der Dheoran frisch und sauber und sorgsam auf Kleiderbügeln drapiert bei sich. Nach kurzem Anklopfen huschte Maiye wieder in Atashkada's Zimmer und hängte die Sachen an den großen Kleiderschrank, um der Dame beim Ankleiden behilflich sein zu können.

    Maiye klappte nun endgültig der Mund auf und die Stilaugen, mit denen sie die Dheoran anstarrte, waren wirklich sehenswert. Die Dame wollte mit Lombard in der Küche sprechen ??? Und dort......... FRÜHSTÜCKEN ???? Nein, mit so etwas hatte Maiye in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet. "Ssssehr wohl, Herrin!" stieß sie trotzdem tapfer hervor. Die schöne Frau lächelte immer noch so offen und herzlich und Maiye nahm all ihren Mut zusammen. "Dann werde ich abräumen, wenn Ihr
    erlaubt ?" die Kleine stockte kaum merklich, lächelte überaus reizend. "Möchtet Ihr dann vielleicht doch ein schnelles Bad nehmen, Herrin ? Dann hole ich derweil Eure Kleidung, wenn es Recht ist." Das Dienstmädchen zuckte ein wenig nervös als sei es bereit, beim leisesten Wink der Dheoran los zu legen mit ihren Vorschlägen.