Beiträge von Daerid Canvele

    Eiskalte blaue Augen hatten das Dreier-Intermezzo verfolgt, nachdem sein fuchsgesichtiger Gesprächspartner sich verkrümelt hatte und Daerid von seinem Sitzplatz am Ende eines langen Festtisches aus grobem Holz wieder freie Sicht über die gegenüberstehende Sitzbank erlaubte.
    Schon die Art der Bekleidung und des Schmucks verriet dem Assassinen, was er da vor sich hatte - es hätte des knallig roten Farbkleckses inmitten der Menge gar nicht bedurft. Fahrendes Volk war also mal wieder in der Stadt. Für ihn immer eine willkommene Gelegenheit, um in Erfahrung zu bringen, ob auswärtige Operationen Staub aufgewirbelt hatten - oder dieser sich im Falle des Falles bereits so gelegt hatte, dass er sich in der betroffenen Stadt wieder unbesorgt sehen lassen konnte.


    Bedächtig leerte der Valisar seinen Becher. Das Schicksal war ihm hold, denn die aparte Frau wandte sich soeben mit einem sanftem Schubser und herzigem Lachen von dem Nachtelfen ab, mit dem sie zusammen geraten war und lief direkt an seinem Platz vorbei.
    Wie der Kopf einer Schlange stieß die Hand des Assassinen hervor und packte einer Stahlklammer gleich - und ebenso kalt - das Handgelenk der Dheoran bevor diese an ihm vorbei tanzen konnte. Unverzüglich erhob Daerid sich und schenkte der Unbekannten ein wahrhaft charmantes Lächeln bar jeder Übertriebenheit - auch wenn es kein Gefühl in seine kalten Augen zu tragen vermochte. Lange hatte Daerid es einstudiert, bis es zur Perfektion gelangt war. "Sieh an !" war seine melodische Stimme zu vernehmen, deren kalte Klangfarbe im Gemurmel des wogendes Festes um sie herum lange nicht so irritierend war wie in der Stille. "Noch unbekannte Neugkeiten sind in der Stadt eingetroffen. Wollt Ihr Euch nicht einen Moment zu mir setzen, schöne Dheoran ?" Eine tadelose höfliche Verbeugung folgte diesen Worten. "Ihr berichtet ein wenig davon, was sich im Lande so zugetragen hat - und ich sorge für unser leibliches Wohl dabei. Was darf ich Euch zu Trinken holen ?" Sein Griff hatte sich während seine Worte gelockert und mit der anderen Hand deutete er einladend auf den frei gewordenen Platz ihm gegenüber.

    Regungslos betrachtete der Valisar den pompösen Ring, den Sprungbart ihm vor die Nase hielt, nachdem er seine Rede beendet hatte. Träge öffnete er seine immer noch verschränkten Arme, um den Ring ohne Federlesen in Empfang zu nehmen und einzustecken. Wenn Willian der Meinung war, dass dies dem Wert des Ergebnisses dieser Nacht entsprach, dann war das seine Sache.
    Daerid konnte in dem Abkommen keinen einzigen Vorteil für Pottler erkennen - aber es war schließlich auch der Satyr, der damit leben musste.


    Zum Rest verengte der Assassine seine Augen ein wenig, ansonsten starrte er Pottler mit gleichgültiger Miene ins Gesicht. "Ich bin keiner von Deinen Speichelleckern, Willian, die Du von A nach B befehligen und Kunststücke für Dich aufführen lassen kannst. Für 100 Dukaten nicht. Und auch nicht für 1000 Dukaten. Such nur selbst nach Deiner überaus reizenden Leibwächterin." Er stieß sich lässig von dem Tisch ab, an dem er gelehnt hatte. "Leb wohl, Willian. Vielleicht lebst Du lange genug und wir können unsere geschäftliche Beziehung bei Gelegenheit fortsetzen."
    Und während der Satyr sich zu seinem neuen Bündnispartner begab, huschte Daerid die Treppe hinauf und erklomm über das Geländer des zweiten Stocks sowie einem der aufgehängten Teppiche die Hallenwand bis zum Gerüst der Deckenkonstruktion. Geschickt arbeitete er sich zu dem zerschossenen Fenster hin, entfernte die restlichen Splitter mit dem Knauf seines Dolches und entschwand durch das Loch in der Decke in die Nacht hinaus.

    Noch während Daerid's Worten war offenbar auch dem Syreniae klar geworden, dass seine Komplizin den Assassinen mit ihrem Positionswechsel zwang - ähnlich der Taktik in einem Schachspiel - Pottler zu schützen, in dem er nun den Syreniae intensiver bedrohen musste.
    Und der Valisar fragte sich, ob der Geflügelte begriff, dass er genau diesen Druck mit der Drohung an die Komplizin aus der Situation hatte heraus nehmen wollen. In dem er ihn an seine Verantwortung für das Handeln seiner Komplizin erinnerte. Zumindest nahm der Mann die Hand wieder von der Pistole, die nach wie vor zu seinen Fußen auf der Pultplatte ruhte. Und Daerid entspannte sich unmerklich wieder.
    Auch während er noch mit Pottler die Konditionen verhandelte, blieb der Syreniae dem Assassinen zugewandt. Daerid wusste nicht, ob er seinen spöttisch empor gezogenen Mundwinkel und die zu Boden gerichteten Augen bemerkte, mit denen Daerid Sprungbarts Gehabe stumm kommentierte - seine fast in Zeitlupe gehobenen Arme, die sich knapp unter der Brust des Valisar verschränkten, sah er mit Sicherheit. Nur damit hier keiner mehr nervös wurde .....


    Als der Satyr und der Geflügelte sich geeinigt hatten, huschten Daerid's Augen durch den Raum.
    War nicht irgendwo ......... ? Kurz entfernte er endgültig seinen Ohrschutz und wandte sich dann um. Tatsächlich, in seinem Rücken befand sich die gesuchte Treppe. Kurz suchte er die Deckenkonstruktion der großen Halle ab - das Gerüst, dass der großen Deckenfläche Stabilität verlieh, war leicht zu durchklettern. Und der Syreniae hatte vorausschauender Weise ja bereits seinen Ausgang zum Dach hinauf geöffnet.
    Gelassen richtete Daerid seine Aufmerksamkeit wieder auf die Hauptdarsteller des Abends. Er für seinen Teil würde diesen Ort jedenfalls ungesehen für mögliche weitere Augen dort draußen verlassen - und ein 'vielleicht' würde auf dem Nachtmarkt niemanden in Unruhe versetzen, geschweige denn die Graue Schlange zu überflüssigen Aktionen mit ungewissem Erfolg veranlassen. Und das genügte dann auch.


    Die schöne Komplizin hatte sich soeben noch einmal zu dem Geflügelten umgewandt und sprach einige Worte zu ihm. Daerid's Augen saugten sich an ihren Lippen fest, ansonsten liess der Assassine aber keinerlei Regung erkennen. Sein Blick folgte ihr weiter als sie elegant und geschmeidig zur Eingangstür hinaus huschte. Nun - wer vermochte zu sagen, ob er selbst nicht auch einmal das dringende Bedürfnis nach einem Sonnabend in Emular's Tempel verspürte, wisperte es leise durch Daerid's Gedanken. Sein Miene verzog sich kaum wahrnehmbar als er Pottler's Geste gewahr wurde. Ungerührt wartete er, welches Anliegen Sprungbart noch an ihn richten mochte.

    Ist schon gut, Engelchen *grinst überlegen*


    Red Dir ruhig was ein *Kopf tätschelt*
    Wie war das doch gleich :gruebel: ? Nur getroffene Hunde müssen ausgiebig losbellen, richtig ?


    Er ist dafür, dass Maida mitmacht.
    Die Bekanntschaft würde er gern vertiefen :eyebrow:

    *zieht einen Mundwinkel nach oben* Nein. DU hast meins.
    Denn Du kannst offenbar nicht lesen :tongue: .
    DAS funktioniert alles tadellos, Geflügelter. Messer tun mir schließlich auch weh.
    Im Gegensatz zu Dir hab ich aber jede Leidenschaft im Griff - da kommt die Dame doch ganz anders auf ihre Kosten als bei Dir *hehe*

    Kein Abschuß ?? .... Hm .. blöd *schmoll*


    Pottler find ich voll gut :D wieso spielt den eigentlich keiner ?


    Ne .. echt ma ... das hätt doch super gepasst.
    Ascan und Pottler im finsteren Versteck - und er hätte Maida mal ins beste Lokal der Stadt ausgeführt. Ich glaub, die findet er höchst ansprechend ?(

    Leider mit dem falscher Ergebnis :oops: .


    Ich hätte ja echt gern in DER Zusammensetzung die Graue Schlange gejagt - zu geil.
    Ich glaub, das hätte meinem den Rest gegeben, weiter auf den Satyr aufpassen zu müssen :D
    Zwischendurch hätte der den ganz gern selbst ermordet, glaub ich.............
    ..................ich hätt' mich totlachen können :yeah:

    Daerid lächelte schmallippig zu Pottler's empörten Geschnaube und auch zu dessen Worten an den Syreniae, die mit einer Reihe von Fragen endeten. "Willian, ich fürchte, viel etwas anderes bleibt Dir nicht mehr. Die Graue Schlange wird wissen, dass er " der Kopf des Valisars zuckte Richtung des Syreniae "hier war. Und wenn er hinaus GEHT, bist Du ohnehin dran. Glaubst Du, die Graue Schlange lässt auch nur im Ansatz den Eindruck entstehen, sie liesse sich ungerächt von Dir verraten ? Du bist für sie austauschbar. Genau so austauschbar, wie es der Geflügelte hier war. Du wirst wohl darauf hoffen müssen, dass es in ihrem Versteck auch Aufzeichnungen über ihre Waren gibt und die Wege, die sie nehmen bevor sie bei ihr landen. Oder die Waren selbst - und findige Alchemisten und Magier, die sie entschlüsseln können. Oder traust Du Dir nicht zu, ihr Netzwerk zu übernehmen, Sprungbart ?" Es mutete grotesk an, die zynischen, provozierenden Worte von dieser tonlosen, unbeteiligten Stimme zu vernehmen.


    Die Komplizin ergriff erneut das Wort. Und Daerid's Lächeln wurde eine Spur breiter. Ihre Stimme klang haargenau so verächtlich, wie ihre Worte es waren. Er musste sich zwar etwas anstrengen, um die Worte verstehen zu können - aber es ging einigermassen, da es ansonsten totenstill in der Halle war. Fehlte nur noch die Beleuchtung eines Schauspielhauses, um den jeweiligen Sprecher durch Licht jeweils zum Zentrum der Szene zu machen, ging es dem Valiar kurz durch den Kopf. Ihre Worte über die Graue Schlange waren nach seinem Dafürhalten allerdings glatt gelogen. Die Graue Schlange war ein Machtfaktor auf dem Nachtmarkt - ein Schwächeln hätte längst die vorhandenen Hyänen und Aasgeier auf den Plan gerufen, von denen es hier mehr als genug gab. Immer zu auf der Lauer, selbst eine Stufe empor zu steigen. Und dafür musste man die nun einmal erst leerräumen. Abschätzend wanderte Daerid's Blick wieder zu dem beeindruckenden Mann auf Pottler's heiligem Thron hinüber. Er sollte die Geheimnisse der Grauen Schlange kennen ? Was wollte er dann hier ? Er hätte leicht selbst ein Refugium errichten können - er hatte die Ware, die Kenntnisse der Strukturen - nichts wäre leichter gewesen als das Geschäft der Schlange mit diesem Wissen zu sprengen. Wenn DAS sie nicht aus der Reserve gelockt hätte - was denn dann ?
    Wozu dann DIESER Auftritt hier ? Der die Graue Schlange nur noch mehr auf der Hut sein lassen würde. Der Assassine sortierte auch diese Behauptung der Dame unter Lügen ein - sagte jedoch nichts dazu. Wenn Pottler es selbst nicht besser wusste, sondern sich durch so etwas einschüchtern ließ, war ihm eh nicht zu helfen. Dann überlebte er vielleicht diese Nacht. Ob er auch die folgende überleben würde oder seine Hochheilige ihm die Kehle durchschneiden ließ, war dann schon erheblich ungewisser. Aber das war dann nicht mehr Daerid's Angelegenheit. Wenn die beiden dort dieses Bündnis eingehen wollten, würde er sich aus dieser Sache augenblicklich zurückziehen. Pottler mochte seinen eigenen Mord besiegeln, aber dabei würde Daerid ihm ganz bestimmt nicht die Hand halten.


    Seine Augen folgtem wieder dem Weg der schlanken Frau mit dem Dolch, welcher den Syreniae zwischen Daerid und ihre eigene Person brachte, und Daerid presste die Lippen kurz zusammen.
    Abermals glitt sein Blick zu dem Geflügelten. War das wirklich sein Wille, dass diese Frau hier Tote provozierte, die es gar nicht geben musste ? War ER mit ihrem Gehabe einverstanden, welches seine eigenen Worte zu einem Bündnis gerade ins Lächerliche zogen ? Daerid's Interesse an seiner Person begann rapide zu schwinden. Vielleicht hatte die Ahnung auch einfach getäuscht, dass dieser weißhaarige Mann mit den tiefschwarzen Schwingen etwas Besonderes sein könnte unter dem feigen Dreck und dem verräterischen Abschaum, in dem man hier sonst zu waten pflegte. Hatte er es wirklich in Erwägung gezogen, ihn als ebenbürtig zu betrachten und ihm sein Wort zu geben, dass er sein Vertrauen nicht würde bereuen müssen, wenn er Gleiches auch in ihm hätte erkennen können und sich in Daerid's Hände begeben hätte ? Nüchtern zog der Valisar einen dicken Strich durch solcherlei Erwägungen. Es war dann eben an der Zeit, wieder seine eigenen Wege zu gehen. Mochten der Satyr und der Syreniae sich für die Graue Schlange offenkundig verbünden - diese Suppe würden sie ohne ihn auslöffeln.
    "Syreniae!", zischte Daerid's Stimme wie einer seiner Wurfsterne kalt und tödlich durch die Halle. "Wenn Du ihr nicht Einhalt gebietest und sie Pottler auch nur ein Haar krümmt bevor Du in Euer Bündnis eingewilligt hast, dann trägst Du sie nur noch tot hier heraus. Schließt Euer Bündnis - damit ist mein Aufenthalt hier beendet. Das versichere ich Dir."

    Daerid registrierte die gezischte Antwort der geschmeidigen Komplizin sehr wohl. Nicht nur bildschön - um das fest zu stellen hatte dem Valisar der kurze Augenblick genügt als sich seine Augen mit den ihren getroffen und ihm einen flüchtigen Blick auf das Gesicht unter der Kapuze gewährt hatten - sondern auch noch mutig. Pottler tat gut daran, sich vor ihr in Acht zu nehmen. Welch Verschwendung, wenn sie diesem Ereignis hier zum Opfer fallen würde. Und Daerid war ein entschiedener Gegner jeder Art von Verschwendung. Er ließ seine Hand wieder sinken, langsam und bedächtig - bevor er erneut seine Stimme erhob.


    Einen Moment lang rührte der Syreniae sich nicht. Dann erst drehte er sich langsam zu Daerid herum und fixierte ihn Auge in Auge. Stumm frassen ihre Blicke sich ineinander und der Assassine registrierte die immense Kraft, die durch diese Augen hindurch schimmerte. Aber auch einen hellen, wachen Geist glaubte er zu sehen. Ein höchst ungewöhnlicher Mann, befand der Assassine für sich. Und ein über alle Massen würdiger Gegenspieler - wenn es denn soweit würde kommen müssen. Er ersparte sich den ernüchternden Blick zu Pottler.
    Zumindest schien der Geflügelte dem von Willian geäußerten Gedanken nicht völlig ablehnend gegenüber zu stehen, wie der folgende Wortwechsel zwischen ihm und Pottler zeigte.


    Daerid hob für die elegante Begleitung des Syreniae die Hände und glitt etwas nach rechts zu einem vereinsamten Tisch hinüber, um sich lässig dagegen zu lehnen. Erfahrungsgemäß wirkte es etwas entspannend, wenn man sich selbst in eine vorgeblich entspannte Haltung begab - auch wenn dem geübten Beobachter nicht entgangen wäre, dass der Assassine nach wie vor bis in die letzte Faser seines Körpers angespannt war. Nachdenklich hörte er die Worte - und schüttelte unmerklich den Kopf. Er verstand den Gefügelten. Oder glaubte es zumindest. Es musste gerade zu eine Vergewaltigung seines Stolzes darstellen, sich von dieser Karrikatur eines Satyrs in Fesseln abschleppen zu lassen. Abschätzend betrachtete der Valisar den Syreniae. Auch seine größte Schwäche waren Gefühle ........ aber vielleicht war sein Verstand ja größer als sein Stolz.


    "Geflügelter" sprach er ruhig, nachdem der Syreniae geendet hatte. "Die graue Schlange hat Pottler bereits vor Dir gewarnt. Sie hat damit gerechnet, dass Du ihn aufsuchen würdest. Glaubst Du nicht, dass dort draussen ..." Daerid deutete mit dem Kopf in die Richtung des Eingangs hinüber "... schon längst ihre Spione darauf warten, wer hier in welchem Zustand diese Halle verlässt ? Meine würden es. Ihr müsst sie täuschen, wenn Ihr beide Eure Ziele erreichen wollt. Wenn sie Euch einträchtig nebeneinander sieht, werden weder Du noch der Satyr etwas von Eurer Zweckgemeinschaft haben. Ich weiß nicht, wie Eure reizende Begleitung zu den Dingen steht - aber ich für meinen Teil werde mich nur dann sichtbar gegen die Graue Schlange stellen, wenn sicher gestellt ist, dass sie das nicht überleben wird."


    Der Blick des Valisar glitt zurück zu der schönen Unbekannten mit dem Dolch. Ihm war immer noch nicht so recht klar, was sie eigentlich war - aber wenn sie öfters hier auf dem Nachtmarkt verkehrte, konnte es auch nicht in ihrem Interesse liegen, die Feindschaft und Rachsucht der Grauen Schlange auf sich zu ziehen, in dem sie in Begleitung des von der Grauen Schlange eliminierten Vertrauten und des aktuellen Vertrauen gesehen wurde. Vielleicht war diese Frau nicht nur schön und mutig sondern auch noch klug und begriff, dass er gerade auch in ihrem Interesse sprach. "Wenn Du Dich an der Grauen Schlange rächen willst, Geflügelter, und Pottler Dich zu ihr bringen soll ohne vorher selbst über die Klinge zu springen - dann darfst Du diese Halle nicht aufrecht verlassen."

    Da standen sie, die beiden, fast auf gleicher Höhe vor ihm.
    Er beinahe das Ebenbild einer der kunstvollen Statuen überirdischer Männlichkeit, wie sie so manchen Tempel in Nir'alenar zierten. Und sie so geschmeidig und ansehlich wie es die Damen sein mussten, die mit wehmütigen klangvollen Stimmen auf den Bühnen dieser Stadt besungen wurden, in denen ihnen die Herzen zu Füßen gelegt wurden.
    Völlig freies Trefferfeld auf beide.
    Daerid hatte keinerlei Idee, was die Frau dazu bewogen haben mochte, den Platz hinter Pottler frei zu geben und sich zu dem Syreniae in die Zange zwischen Sprungbart und sich selbst zu begeben. Ein schwerer taktischer Fehler seiner Meinung nach - denn einer der beiden würde nun immer sterben, wenn diese Situation hier eskalierte.


    Sinnlos, es ergründen zu wollen und so lauschte Daerid dem Wortwechsel der beiden Kontrahenten. Willian hatte offenbar begriffen, dass er im Augenblick so oder so der Gelackmeierte war. Die graue Schlange würde von dieser Sache hier erfahren - Zeugen gab es zuhauf - es spielte gar keine Rolle mehr, ob Sprungbart etwas verriet oder nicht.
    Wenn der Geflügelte die Halle aufrecht verließ - war Willian so gut wie tot.
    Dann konnte er sich jeden sonstigen Respekt des Haufens dort draußen sonst wo hinschmieren, mit seiner Büste zerhacken und mitsamt seiner roten Pampe konsumieren.
    Als Henkersrausch, sozusagen.


    Das laute melodische Lachen des Geflügelten durchdrang die fast leere Halle bis in ihren letzten schmutzigen Winkel hinein und schien sie für einen winzigen Augenblick von ihrer Besudeltheit zu erlösen. Für den Sekundenbruchteil konnte Daerid sich den Mann selbst auf einer Bühne stehend vorstellen und mit glockenklarer Stimme die Frau an seiner Seite umschmeicheln sehen.
    Der Gedanke blieb - den Worten des Satyr geschuldet, der dem Syreniae einen Vorschlag an den Kopf donnerte, der ebenso aberwitzig wie tollkühn war.
    Ein Bühnenstück für die graue Schlange......
    Vielleicht steckte in Sprungbart doch etwas mehr von dem kühl kalkulierenden Auftraggeber als den Daerid ihn kennen gelernt hatte.
    Und nicht ganz so viel ............ Der Valisar verzog leicht das Gesicht.


    Und der Syreniae ? Daerid fragte sich, ob er selbst dem Satyr trauen würde - und Antwort war einfach: Um's Verrecken nicht. Aber was mochte in Sprungbart überwiegen ? Würde er den Geflügelten hintergehen, um weiterhin vor der grauen Schlange zu buckeln ? Oder würde er es als den heiligen Aufgang allen Glanzes ansehen, wenn er selbst an der Spitze stehen konnte ?
    Der Sturz der grauen Schlange würde den Nachtmarkt in seinen Grundfesten erschüttern - so viel war sicher.
    Und Pottler ? Würde Aufträge über Aufträge haben......


    Die schlanke Frau orientierte sich etwas nach hinten und Daerid schenkte ihr sofort mehr Aufmerksamkeit. Sie spielte mit einem Dolch herum. Konkurrenz für ihn selbst war sie jedenfalls nicht - aber vielleicht würde auch sie von einer solchen Bodenwelle im Gefüge des Nachtmarkts profitieren können.... was auch immer sie war.
    Die Hand des Valisar verharrte im allerletzten Moment vor der Seite seiner Kapuze als er erkannte, dass die Frau sich nicht wirklich auf Willian zubewegte sondern ihr Schritt in dessen Richtung nur ihren Worten mehr Gewicht verleihen sollte.


    "Er meint, dass ein Dolch im Nacken jedes Gift vollkommen überflüssig macht, Weib.", sirrte die Stimme des Assassinen pfeilgleich als Antwort wie Warnung auf ihre spöttische Frage an den Satyr durch die Halle, als die Frau ihre Worte kurz unterbrach, um einen Blick mit dem Syreniae zu wechseln.
    Dennoch fuhr die Schönheit in ihrer Rede fort und Daerid fragte sich abermals unwillkürlich, welcher Profession sie wohl angehören mochte und was sie hier tat. Wollte sie Pottler für dumm verkaufen ? Oder glaubte sie selber ernsthaft daran, die graue Schlange würde sich mit den Tatortrequisiten eines Kindergeburtstags als Beweis für das Ableben des Syreniae zufrieden geben ?


    Daerid's Gedanken kehrten zurück zu dem Bühnenstück - die drei Darsteller vor Augen, den edlen Syreniae, die atemberaubende Schöne und den häßlichen überzeichneten Satyr - in jeder Hinsicht so viel passender als jeder Dramatiker in der alten Oper es hätte ersinnen können.
    "Was sagst Du zu Willian's Vorschlag, Syreniae ? Ist der Mut groß genug, um aus der Konfrontation eine Zweckgemeinschaft zu bilden ? Alle könnten profitieren - und niemand müsste tatsächlich hier liegen bleiben.", warf der Valisar reichlich nüchtern und undramatisch seine Überlegungen zum Auftakt des Schauspiels in die Halle hinein.

    Dann stimmt das zumindest mit 'hinter'.
    *Tse* ... aber die Kapuze *grummel* ......


    Du Sonnenschein *tippt Daerid an* bewegst du Dich ?
    :rolleyes: Er sagt, dass wüßten wir doch längst.



    Nein - wie gehabt. Bis auf Gesten wird er nichts tun - solange da sonst niemand was tut.