Beiträge von Fanir

    Fanir nickte stumm, während die Frau ihr gegenüber sprach. Akzeptanz. Würde sie sich dazu durchringen können? Vielleicht, wenn sie es wirklich versuchte, aber leicht würde es nicht werden. Der Stein der Not sah sehr zerkratzt, so als wäre er selbst in Not, dachte Fanir sarkastisch.


    Die Vergangenheit ist nichts als eine Erinnerung, damit konnte Fanir leben. Eine Erinnerung, eine schmerzliche, aber etwas das nicht zurückkommen würde. Nicht in das Jetzt, die wirkliche Welt. War es das was zählte? Fanir wusste, ohne die Erinnerung würde sie nicht leben wollen, denn es waren auch gute Erinnerungen darunter. Doch sie hatte es schon länger geschafft nicht an die Dinge zu denken, die ihr wehtaten. Jedenfalls ohne dass es ihr wehtat.


    Hatte sich das Gesicht der Vasilar verändert? Es war unmerklich und Fanir konnte es nicht deuten. Sie war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, wie sie fand auch gerechtfertigterweise. Hier ging es ja auch um sie, oder? Es war ein komisches Gefühl, sich dies bewusst zu machen. Diese Vasilar vor ihr, las ihre Zukunft. Niemand anderes drängte sich jetzt im Mittelpunkt, nein, da war allein sie. Es kribbelte ein bisschen in ihrem Bauch.


    Verbündete, Gefährten... einen Menschen dem ich vertrauen könnte wäre doch schon was, ging es durch ihren Kopf. Der Vasilar vertraute die so, dass sie ihr zwar nicht eine Lüge über ihr zukünftiges Leben sagen würde, aber das war es dann auch. Sie schien so kalt zu sein. Perfekt für das was sie tat, doch darüber hinaus...? Bisher hatte Fanir nicht wirklich das Bedürfniss gehabt, sich jemanden zu suchen. Der Wunsch war klein gewesen, jetzt sie würde es überdenken. Sie nickte nocheinmal entschlossen, erst jetzt fiel ihr auf, dass sie auf den Tisch gestarrt hatte und blickte in die kalten Augen der Vasilar. Die ihren Blick ungerührt erwiderte. Eine Gänsehaut überzog ihre nicht bedeckten Arme.

    Man konnte es fast greifen, es war ein Gefühl in der Luft, Fanir spürte, wie sich die feinen Häarchen an ihren Oberarmen aufstellten. Es war nicht unangenehm, es war nur da. Auf einen leichten Druck ihrer Hand hin öffnete sie die Augen. Es war ein bisschen heller geworden, so schien es jedenfalls Fanir.


    Fünf weiße Steine lagen zwischen ihnen nun auf dem Tisch. Fanir blickte gespannt in die Augen der Vasilar, wass würde sie ihr sagen?


    Als sie Einzigartigkeit sagte, hätte Fanir gerne geschnaubt, tat es aber nach kurzen zögern nicht, sie wollte ihr Gegenüber nicht beleidigen. Natürlich war sie einzigartig. Das hatten ihr ihre Geschwister oft genug unter die Nase gerieben.


    Einfache Wege ging sie tatsächlich nicht, weil sie ihr scheinbar verschlossen waren. Sie konnte sich meistens nicht auf den einfachen Weg halten und wählte deswegen meist den schwierigen, der aber ihr besser gefiel. Außerdem würde sie der Seherin nicht unter die Nase reiben, dass sie sich irrte.


    Also sagte sie: "Nein, nein, natürlich nicht. Was seht ihr in den anderen Steinen?"

    Es fühlte sich seltsam für Fanir an, ihr so nah zu sein. Als sie sich die Haare aus dem Gesicht strich, hatte es nicht den Anschein, als hätte die Vasilar etwas an ihrem Äußeren ändern wollen, es schien eher wie eine Art Reflex zu sein, als müsste sie es tun. Vieleicht um normal zu wirken, sinnierte Fanir. Denn so wirkte sie wirklich nicht. Sie wirkte unbewegt, nicht direkt unnatürlich, aber so, als würde sie nichts erwarten, dennoch auch so, dass sie nichts übberraschen würde. Fanir fand das interessant, es war nichts, was sie sich selbst wünschte, aber spannend anzusehen.


    Die Worte der Vasilar waren unbestimmt, genau das machte sie gefährlich, jeder konnte sie deuten, genau so, wie er oder sie es wollte. Fanir beschloss, später darüber nachzudenken, wenn sie wieder draußen war.


    Fanir fand den Beutel sehr hübsch, den die Vasilar zwischen sie stellte, aber gleichzeitig schalt sie sich, nicht so töricht zu sein und mehr auf ihre Umgebung zu achten. Sie beobachtete ihr Gegenüber. Ihr scheinbar ausdrucksloses Gesicht. Dann sah sie auf die Hand, die sie ihr anbot. Kurz ballte sie ihre eigene zur Faust, dann legte sie sie in die kühle Hand.


    Mit geschlossenen Augen fasste sie in den Beutel. Glatte Steine lagen darin. Welche sollte sie nehmen? Hatte es überhaupt eine Bedeutung, konnte sie jetzt noch ihre Zukunft ändern, war dies möglich? Sie atmete durch, und zog fünf Steine hinaus, einen nach dem anderen. Sie lies ihre Augen geschlossen, auch wenn sie die gestellte Aufgabe erfüllt hatte.

    Hoffentlich hat da noch ein bisschen zeit :gruebel:


    Ich frage mich, ob meine beste freundin und ich dann immer noch ganz vorne bei den konzerten stehen und sie mitmosht... wahrscheinlich^^

    Sie nickte, ja tatsächlich gab es wertvollere Dinge im Leben. Auch wenn Fanir noch nicht so ganz klar waren, was für Dinge das sein sollten. Aber es gab sie, dessen war sie sich sicher. Das Lächeln ihres Gegenübers nahm ihr leider nicht die Aufregung, als sie sich vorsichtig auf einen der Stühle setzte.


    Etwas unwohl strich sie sich über ihr braunes Kleid. "Ja, ich möchte gerne wissen, was meine Zukunft für mich bereit hält. Denn ich sehe es nicht. Dieses Gefühl, dass morgen auch noch ein Tag ist, ein Tag der besser ist als der heutige. Früher hatte ich dieses Gefühl manchmal, aber jetzt..." Fanir atmete durch.

    Fanirs Augen brauchten einen Moment, bis sie sich an die relative Dunkelheit gewöhnt hatten, die im Zelt herrschte. Sie sah einen dreibeinigen Tisch und zwei Sessel, die sehr einladend auf ihre müden Beine wirkten. Die Luft war erfüllt von einem, für Fanir fremden Duft. Sie sah sich um, konnte aber die Quelle nicht entdecken. Stattdessen sah sie die Vasilar.


    Auf eine eigenartige Weise fand Fanir sie schön. Ihre Mundwinkel hatten sich ein biscchen bewegt, vielleicht versuchte sie zu lächeln, dachte Fanir. Ihr Gesicht schien unbewegt, keine Emotion konnte Fanir in ihren Augen erblicken, weder etwas positives, noch etwas negatives. Es machte sie neugierig und sie trat noch einen Schritt auf den Tisch zu.


    "Entschuldigt bitte..." sie brach ab und wusste nicht wie sie den Satz beenden sollte. Ihr Herz schlug schnell. Sie hatte keine Angst vor der Vasilar, jedenfalls nicht direkt. Respekt, das auf jedenfall, aber Angst?


    "Bitte, ich habe kaum Geld, würdet Ihr mir dennoch etwas über meine Zukunft verraten?" Hoffnungsvoll sah sie die Fremde Frau an.

    Der Markt war riesig. Es schien alles zu geben. Speisen, Getränke, Vieh, Stoffe, sogar Edelsteinhändler hatte Fanir entdeckt. Nicht ganz uninterresant, aber nichts im Gegensatz zu dem Schild, welches sie nun sah.


    Fanir kam aus einer Gegend, in der Fremde eine Rarität waren. Fast alle Einflüsse von Außen kamen von Vorbeiziehenden, die ein paar Nächte vielleicht auf dem Hof ihrer Eltern verbracht hatten und dann weitergezogen waren. Manchmal hatten diese dann Neugigkeiten mitgebracht, welcher König gerade an die Macht gekommen war, Skandale am Hof, neue Lieder, die neuste Mode.


    Als sie das Schild entdeckte dachte sie an einen Mann zurück. Fanir war noch recht jung gewesen, sie hatten am Feuer gesessen, als ihre Mutter ihn gefragt hatte, warum er ausgerechnet in eine so abgelegnete Gegend gereist war. Außer ein paar umliegenden Gehöften gab es nichts in ihrer Nähe, jedenfalls nicht, dass eine so weite Reise rechtfertigen würde. Der Fremde kam aus der Nähe von Nir'alenar.


    "Wisst Ihr, gute Frau, ich habe mir von einer Seherin die Zukunft sagen lassen." Fanir erinnerte sich, wie ihre Mutter zusammengezuckt war. Wollte sie nicht, dass ihre Kinder etwas davon mitbekamen? Sie schickte sie nicht raus.


    "Sie sagte, in diesem Landstrich würde ich die wunderbarste Zeit meine Lebens verbringen. Ich soll hier mein Glück finden, sie erzählte mit von meiner großen Liebe.", der Fremde hatte verzückt in das Feuer gestarrt, als wäre seine Liebe dort im Feuer, Fanir erinnerte sich, wie sie ihm verächtlich gemustert hatte. Er musste verrückt sein, seine Kleidung war viel zu dünn für den Winter, er würde noch umkommen.


    Er wärmte sich am Feuer auf und am nächsten Morgen war er weg. Fanir hörte später, als sie schon größer war und solche Sachen besser verstand, er hätte sich in einem ihrer Nachbarhöfe niedergelassen. Er war in einem Schneesturm geraten und hatte dort die Witwe eines befreundeten Bauers getroffen. Sie hörte immer wieder, es sei Liebe auf den ersten Bick gewesen. Seine Augen sprachen Bände. Die Witwe war weder hübsch gewesen, noch reich. Fanir fand sie sogar ziemlich einfältig. Aber er glaube daran, dass sie diejenige war, von der die Weissagung sprach.


    Sie wollte es auch. In dem Moment in dem sie es gesehen hatte wollte sie auch dieses Funkeln in den Augen. Das war der Grund, weswegen sie einen Schritt auf das Zelt zumachte. Würde man sie reinlassen? Sie sah ziemlich heruntergekommen aus, selbst der Stoff des Zeltes sahen besser aus ihr Kleid. Sie fuhr sich an die Narbe die ihr Gesicht entstellte, reiner Reflex. Ob die Seherin ihr sagen konnte wie sie zu ihr gekommen war?


    Geld besaß sie keines, dennoch überquerte sie die restlichen Meter und stand nun vor dem Zelt. Sie atmete durch, richtete sich auf und zug den Vorhang zurück.


    "Hallo? Ist hier jemand?"