Klavius nickte und zog seine Kapuze wieder über seinen Kopf.
"Verhüllt euer Gesicht, wenn ihr könnt und sprecht niemanden an. Folgt mir und tut, was ich tue. Bewegt euch, als wäre es natürlich für euch und reagiert nicht auf Fragen, wenn diese nicht von mir sind", wies Klavius an und wartete kurz, bis die Frau bereit war.
Lautlos schritt er in die Dunkelheit und folgte der Gasse, immer darauf bedacht, den Schatten nicht zu verlassen. Kopfsteinpflaster führte die beiden in eine Nebengasse, welche sich als Sackgasse entpuppte. Hauswände und Steinmauern umgaben sie. Die Nacht war dunkel und gab nur spärrlich den Blick auf ein paar Kisten und Fässer und frei. Das plätschern und Gurgeln der Kloake unter der Straße, drang durch ein Metalrost in die Gasse. Klavius blieb vor der Mauer stehen und vergewisserte sich, das es keine Augen in der Dunkelheit gab, die sie beobachten konnten.
Sachte klopfte er gegen einen Stein, als würde er an eine Tür klopfen, als eben jeder Stein sich zur schob. ohne ein Wort zu sagen, hob er den Anhänger der Nachtgöttin in die Luft, als würde er ihn jemandem zeigen und legte ihn dann in die Nische. Der Stein schob sich wieder auf seine alte Position, als es leise klickte und teil der Mauer sich öffnete. Wie eine Tür schwang er leise und kratzend zurück und gab einen Weg frei.
Ohne ein Wort zu sagen, deute er Shizar ihm zu folgen und verschwand in der Dunkelheit.
Nachdem die Tür sich hinter beiden wieder geschlossen hatte und Klavius dem Unbekannten kein Wort schenkte, führte sie der Weg von einigen Öllampen erhellt, hinab unter das Hafenviertel. Der Schatten wollte Shizar das Klettern über die Dächer ersparen und dafür durch die Unterpfade führen. Ob ihr das bei all dem Dreck mehr zusagen würde, bezweifelte er mit einem heimlichen Schmunzeln unter seiner Kapuze.
Es dauerte nicht lange, bis sie eine Halle betraten. Eine Kreuzung der Kanalisation und zugleich ein Umschlagsplatz für Diebe, Schmuggler und Halunken. Ein Platz den niemand finden konnte, solange er nicht den Preis oder den Eingang kannte. Hier regierten die Hohen der Diebe, wie eine Statue Askalars in der Mitte der Halle deutlich machte. Hier gab es regeln und ein Verstoss, bedeutete den Tod. Fackeln erhellten die steinernen Raum und unzählige Kisten, Fässer, Verkaufsstände, Handelsnischen und "Tavernen", säumten den Platz. Die Rattenspieße sollten legendär sein, aber den Göttern sei Dank, musste Klavius nie darauf zurück greifen.
Immer darauf achtend, die Präsenz der Frau hinter sich zu spüren, führten seine Schritte ihn zielsicher durch die Gassen des Platzes, an das andere Ende der Halle.
Unterwegs erhaschte sein Blick unzählige Gegenstände, Artefakte und Geschmeide, welche ihren Weg aus den Taschen der hohen Leute gefunden hatte. Gegenstände für die so mancher Magier töten und so mancher Adeliger seine Mutter verkaufen würde.
Shizar schien sich gut schlagen. Ihn würde man hier nicht ansprechen. Nach einem Zwischenfall und der Klarstellung, das man Klavius weder über den Tisch zieht, noch das man ihm droht, wusste man, das man ihm besser aus dem Weg geht. Abgesehen davon scherte hier unten sich jeder um seinen Kram. An diesem Ort stellte man keine Fragen, denn wenn es die falsche war, landete man schnell mit einem Dolch im Rücken in der Kanalisation.
Am anderen Ende des Raumes befand sich ein Ausgang, dem der Schatten folgte. Ein Labyrint aus Gängen, Ecken und Winkeln. Die Zeit verstrich und als sie am Ende ihrer Reise angelangt waren, führte eine Treppe sie hinauf, zurück in die Stadt. Wieder stand Klavius vor einem Mann, dem er ohne Worte den Goldbeutel des toten Häschers gab. Ein Nicken, ein Schritt zur Seite, ein Klicken und wieder öffnete sich eine Luke. Ohne die "Gebühr" für den Markt, bekam man keine Dienstleistung. Alles lief wie gewohnt und Klavius trat in eine saubere Gasse ein. Wieder ein Sackgasse und dennoch anders als die des Hafenviertels.
Wieder lag ein Schmunzeln auf seinen Lippen. Wenn die Leute dachten, dass das Hafenviertel kriminielle Machschaften hortete, dann sollten sie mal hinter die Kulissen des Adelsviertels schauen.
"Keine Sorge, unsere Spuren sind getilgt. Die Unterwelt ist sehr gut darin, unentdeckt zu bleiben und Verfolger abzuschütteln. Der Anhänger eures toten Handelspartners, sollte euch verfolgen. Sein Gold hat dafür gesorgt, das er unschädlich gemacht wurde und wir ab dem Marktplatz unsichtbar für die Augen der Nacht wurden. Die Fährte ist also erloschen und wir können uns frei bewegen, bis eure Häscher sie wieder finden sollten", erklärte Klavius und Fragen in ungünstigeren Situationen zu vermeiden. Jetzt zumindest hatten sie einen Augenblick Zeit, bevor sie die Straßen zu seinem Vertseck beschleichen würden...