Beiträge von Tohe

    Irgendwann hatte der Vogeljunge es endlich geschafft alle geknickten Federn ab zu bekommen und die verräterischen Überreste in dem Sack zu verstecken. Dann hatte er sich auf dem Bett, welches immer noch hundertmal besser war, als das was er auf dem Dachboden als Schlafplatz bezeichnet hatte, zusammen gerollt und ziemlich lange geschlafen. Immer wieder war er hochgeschreckt, weil ihn die ungewohnten Geräusche um ihn herum geweckt hatten. Diese erste Nacht hier war also nicht sehr erholsam gewesen, aber die nächsten sollten besser werden.
    Ma Jinny hatte nicht zu viel versprochen und der Schmerz in seiner Seite war weniger geworden. Eine ganze Zeit lang beobachtete er das treiben von seinem Bett aus und nachdem es nochmal was zu essen gegeben hatte, fasste er all seinen Mut zusammen und blieb bei der alten Frau um ihr beim Spülen zu helfen, das Ergebnis war zwar, dass seine Tunikaärmel klatsch nass waren, weil er sich natürlich immer noch nicht traute seine Federn zu zeigen. Aber im Großen und Ganzen begann er langsam Vertrauen zu diesem Ort zu fassen. Er sprach sogar mit Jerome. Bis zu dem Zeitpunkt, als sich herausstellte, dass er zur gleichen Bande wie Gegalt gehörte. Ab da versuchte er ihm aus dem Weg zu gehen. Wie konnte er nur mit dem Befreundet sein, fragte sich Tohe, der den Eindruck gewonnen hatte, dass man richtig fies drauf sein musste um mit Gegalt klar zu kommen, aber Jerome war alles andere als fies.

    Interessiert lauschte Tohe ihr, was sie über Fenny erzählte und sein Blick wanderte immer mal wieder zwischen Ihr und dem Jungen hin und her. Ob er so schwerverletz war, dass er nichtmehr richtig reden konnte, schoss es ihm durch den Kopf. Nyx hatte ja auch gesagt, dass es hier welche gab, die noch nichtmal in der Lage waren selbst zu essen. Augenblicklich empfand er Mitleid für den Jungen dem es um so vieles schlechter gehen musste als ihm. Er nickte allerdings nur, weil er nicht wusste, was er sagen sollte und die alte Frau brachte auch schnell das Thema wieder auf die Salbe, die sie hergestellt hatte.


    Alle Nackenhaare stellten sich ihm auf, als Ma Jinny ihn fragte, ob sie die Salbe auftragen solle. So langsam glaubte er zwar wirklich, dass er von ihr nichts Böses zu erwarten hatte, aber das Vertrauen reichte noch nicht so weit, dass er sich von ihr anfassen lassen konnte. Außerdem würde sie dann mit Sicherheit sein Gefieder bemerken. Umso erleichterter war er, als sie ihm das Auftragen der Salbe auch selbst überlassen würde. Eilig nickte er „Ich mach dat.“ Und griff nach dem Tiegel. Dann rutschte er von dem Stuhl m den Tiegel in dem Sackzu verstauen, in dem seine drei Habseligkeiten untergebracht waren. Sein erster Gedanke war einfach der zu gehen, da man ihn gehen ließ. Aber er hielt inne und schaute sich nochmal in dem Raum um. Ein ganzes Stück der Bedrohlichkeit vom Anfang hatte er mittlerweile verloren. Und zu seinem Dach konnte er nicht wirklich zurück, oder? Auch wenn Nyx das Versteck wirklich nicht verraten würde, einfach nur dadurch, dass er es gefunden hatte, konnte er sich dort nicht mehr sicher fühlen. Also musste er sich was anderes suchen.


    Er kam den Gedanken nicht bis zu einem Ergebnis gedacht, da Nyx wieder zu ihnen herüber gekommen war und verkündete, dass er nun gehen würde.
    Gleich wollte er ihn aus kindlicher Neugierde heraus fragen, wohin, doch er schaute ihn nur mit großen Augen an. Er wäre selber froh, wenn man ihn das nicht fragen würde, also ließ er es auch ihm gegenüber. Außerdem hatte er wieder einen strengen Ton angenommen, der den Jungen dazu veranlasste einfach nur reflexhaft zu nicken. Doch als er in einem weicheren Ton sagte, dass er hier in Sicherheit war, wollte er ihm das gerne glauben. Ja tatsächlich fühlte sich das hier in dem Moment sicherer an, als das Dach. Und während er so an den zügigen unterschlupf dachte wurde ihm nur allzu bewusst, dass es hier auf jeden Fall trocken war, und warm. Nur welche Gefahr von den anderen Kindern, die sich bei oder in den Betten befanden, ausging, konnte er nicht einschätzen. Momentan wirkte er hier wirklich so friedlich, einmal von den gelegentlichen stöhnen und wimmern, abgesehen, wie es es nur sein konnte, wenn sämtliche Fehden ruhten.


    Er zögerte allerdings immernoch mit dem Sack in der Hand, als Nyx schon das Haus verlassen hatte. Aber schließlich entschied er sich zu bleiben und schaute kurz nochmal Ma Jinny an, die gesagt hatte, er könne sich eines der Betten suchen und ging dann dort hin.
    Kurzerhand nahm er das erstbeste, welches frei war und setze sich auf den Boden zwischen Bett und dem fleckigen Tuch, welches als Trennwand gespannt war. Er hoffte, dass sie Jinny ihn nicht beobachten würde und warf nochmal einen verstohlenen Blick in ihre Richtung. Dann nahm er die Salbe wieder aus dem Sack, öffnete den Tiegel und rieb sich das fettige Zeug vorsichtig auf die schmerzende Stelle. Eine angenehme Kühle ging von dem Heilmittel aus und der Wunsch in ihm stieg sich einfach nur noch zusammen zu rollen und zu schlafen. Aber vorher musste er sich auch endlich um die geknickten Federn kümmern, weil wenn die sich weiterhin so falsch zum Rest des Gefieders bewegten und schubberten, dann würden die Stellen, an denen die Kiele in seiner Haut steckten, am nächsten Morgen auch ganz schön schmerzen. Die Tunika zu tragen war ja an den Intakten Federn schon unangenehm genug. Eine ganze Weile lang beobachtete er die alte Frau, was sie tat und ob sie ihn weiter beachtetet und erst als er sicher war, dass sie beschäftigt war, krempelte er sorgsam die Ärmel hoch und legte die Federn an seinen Unterarmen frei. Kurz suchte er nach seinem schartigen Messer in dem Sack und begann dann eine Feder nach der anderen abzuschneiden. Nicht allerdings ohne ein Fluchen nicht ganz unterdrücken zu können, weil das Messer viel zu stumpf warum ordentlich zu schneiden und sich die Kiele dementsprechend widerspenstig zeigten.

    Erleichtert stellte er fest, dass seine Federn wohl nicht bemerkt wurden und ungewollt antwortete er als die Frau mit sanfter Stimme meinte, dass ihn wohl ein Büttel erwischt hatte mit „Aye.“ und hätte sich am liebsten gleich darauf selbst auf die Zunge gebissen, aber ihre Art ließ Tohe einfach ein wenig seiner Angst vergessen und er begann sogar von sich aus zu erzählen. „Gepackt haben sie mir. Aba da war de Gnomin und de blaue Frau, de geholfen haben. De ließen mir weglaufen.“
    Als er die Tunika wieder nach unten geschoben hatte nahm er das Angebot mit dem Stuhl und vor allem mit dem Essen an und fischte eine Apfel aus dem Sack. Neugierig beobachtete er die alte Frau, wie sie die Kräuter zerstieß und mit anderen Zutaten in einem Schüsselchen zusammen mischte. Wie sie so ihre ganze Aufmerksamtkeit auf ihr tun richtete, hatte zusätzlich zu dem milden Lächeln, welches sie ihm entgegen brachte, eine beruhigende Wirkung auf den Jungen. Und wo sich Nyx dem Kind in dem Bett zugewandt hatte, kam er sich nicht mehr so beobachtete vor. Konnte seinerseits aber gut endlich mal alles beobachten. So wanderte hin und wieder die Aufmerksamkeit weg von dem was Ma Jinny tat hin zu Nyx, der es sich neben dem Bett mit dem Brabbelnden Kind nieder gelassen hatte.
    Gefühlt hatte er noch nie einen so köstlichen Apfel gegessen, die, die er in letzet Zeit irgendwie bekommen hatte, waren nicht nur weit von frischen schönen Äpfeln entfernt gewesen, sondern er hatte von Glück sprechen können, wenn er sich das Obst nicht mit Maden teilen musste.
    „Was isse mit dem?“ fragte der Junge, als die Frau wieder auf ihn zukam ohne den Blick von dem Bett zu lösen. Es war eine einfach neugierige Frage, ohne irgendeinen Unterton oder Urteil.

    Tohe war es gar nicht bewusst gewesen,d as er einen so verhuschten Eindruck machte, bis die Frau Nyx tadelte, weil sie annahm, dass er dran Schuld war, was auf dem Dachboden sicherlich auch der Fall gewesen war, aber jetzt war es eher diese Umgebung, die ihm Angst machte. Und wie konnte die alte Frau sehen, dass er eine Verletzung hatte, fragte er sich. Er trug doch seine Tunika, die ihm zwar viel zu groß war, und hier und da Löcher aufwies, aber doch von seinem Oberkörper nicht all zuviel preis gab. Er zögerte noch einen Moment, in dem sich Nyx erklärte und erstaunlicherweise einen ganz anderen Klang in der Stimme hatte, als die bisherige Zeit, bis sich Tohe dazu überwinden konnte die Türschwelle hinter sich zu lassen und auf die Frau zuzugehen.
    Sein Blick wanderte Nyx hinterher, als dieser den Sack, den er die ganze Zeit mit sich geschleppt hatte auf dem Tisch abstellte. Der Inhalt war die ganze Zeit für Ma Jinny bestimmt gewesen? Stellte Tohe erstaunt fest. Und gebannt lauschte er, was die Frau wohl schon alles für ihn getan hatte und sein Blick haftete auch immer noch an Nyx, als sich dieser die Schüssel schnappte und in die Richtung der Betten ging.
    Erst als Ma Jinny seinen Namen nannte, brachte sie seine Aufmerksamkeit wieder zurück zu ihr. Wollte sie nur sehen, was ihm passiert war, oder wollte sie auch, dass sie es ihm erzählte? Wenn er ihr sagte, dass ihn jemand geschlagen hatte, dann würde sie unweigerlich nachfragen warum und momentan war sein Kopf so leer und von der Situation überfordert, dass ihm keine glaubhafte Ausrede einfallen wollte. Also nickte er nur Stumm und band das Tau los, so dass er seine Tunika hochkrempeln konnte um ihr die Stelle zu zeigen. Vergeblich versuchte er dabei, dass die Schwanzfedern nicht zum Vorschein kamen und auch die Federspitzen der Schwingen aus dem Ärmelloch hervorblicken, aber er verkrampfte sich viel zu sehr dabei, was ihm ein Schmerzhaftes ziehen einbrachte. Augenblicklich verzog er das Gesicht. Und wieder schnellte sein Puls in die Höhe, das hatte doch keinen Zweck, außerm kannte Nyx, der sich offenbar gut mit der Frau verstand auch schon sein Geheimnis.
    „Isse niet gut.“ versuchte Tohe dennoch irgendwie von seinem Vertuschungsversuch abzulenken.

    Der Mann führte ihn durch das Gassengewirr der Stadt hin zu dem Teil aus dem er sich bisher eher fern gehalten hatte, weil schon die ersten paar Schritte, die er mal in die dreckige enge Gasse gemacht hatte, ihm einen kalten Schauer über den Rücken gejagt hatte. Die halb zerfallenen Häuser hatten damals auch schon wie riesige Monster auf ihn gewirkt. Dunkle Ecken schienen jederzeit alles mögliche ausspucken zu können, oder einen verschlingen zu wollen. Erschrocken blieb er stehen, als ein Rascheln links neben ihm erklang. Gebannt starrte er auf die Stelle, bis sich kurz der nackte Rattenschwanz zeigte. So eilig er konnte verringerte er wieder den entstandenen Abstand zwischen sich und Nyx. Wo er vorher noch instinktiv aus Furcht immer ausser Reichweite des Mannes geblieben war, trieb ihn jetzt genau dieser Instinkt näher an den Mann heran. Vor einem nicht ganz so verfallenen Haus, dass aber irgendwie auch den Anschein hatte, dass es an manchen Stellen nur vom Efeu zusammen gehalten wurde, blieb Nyx stehen. Er erklärte ihm zuerst, dass er sich von der Gegend nicht abschrecken lassen sollte und das die Frau wohl für alle Straßenkinder, die irgendwie verletzt waren, da war. Außerdem versprach er, dass wenn er bleiben wollte, was er aber nicht musste, es dort sicher war. Ein Punkt, nachdem er sich tief in seinem inneren Seit Wochen sehnte, der sich aber immer noch zu gut um Wahr zu sein anhörte. Stumm nickte der Junge und versuchte die Furcht vor dem, was ihn da drinnen erwachten würde nieder zu kämpfen. Dann wandelte sich seine Stimme zu einem Tonfall, der zwar nicht tadelnd war, aber ihm doch irgendwie zusammenzucken ließ und sein Nicken, auf das harte ‚Vertsanden‘ war mehr reflexhaft, als wirklich gewollt. Aber er hatte Nyx durchaus aufmerksam zugehört und wenn das wahr, war, so müsste her hier keine Angst haben Gegalt über den Weg zu laufen.
    „Isse gut.“ antwortete er auf den Zweiten Teil der Regeln, traute sich aber dabei nicht wirklich Nyx in die Augen zu schauen. Sein Blick wanderte statt dessen unruhig von Nyx Mantel auf den Boden und nur ganz kurz zu seinem Gesicht.



    Kurz war er selber darüber überrascht, dass es ihm was auszumachen schien, das Nyx gleich wieder verschwinden würde. Er kannte ihn nicht, hatte ihn gerade erst kennen gelernt und traute ihm nur so weit, wie er ihn werfen konnte, aber trotzdem, kam das Gefühl des Verlassenwerdens in ihm hoch. Dann öffnete der ehemalige Straßenjunge allerdings die Tür und mit dem schweren Geruch von getrockneten Kräutern wurde dieser Gedanke fort gespült.
    Zaghaft folgte der weißhaarige Junge ins innere nur um gleich wieder einen Schritt zurück zu machen und im Türrahmen stehen zu bleiben. Unter den süßlich erdigen Kräutergeruch hatte sich auch ein anderer Geruch gemischt, der beißend war und ihn ihn zurückschrecken ließ. Bündel von getrockneten Kräutern hingen von der Decke, ein Tisch beherbergte ein ganzen Sammelsurium an kleinen Tigeln, Schälchen, Mörsern und Flaschen. Nichts von dem, was an Zutaten auf dem Tisch lag konnte Tohe wirklich identifizieren.
    Von dem Tisch ging sein Blick gleich zu den Betten, die sich in dem Raum befanden und aus deren Ecke er erst ein leises Stöhnen und darauf ein paar brabbelnde Laute vernahm. Gerade der Singsang und das knarzen des Bettes machten ihm Angst und sein Herz pochte ihm bis zum Hals. Ja Nyx hatte recht, er war gar nicht so schlecht dran, vielleicht sollte er doch einfach wieder gehen. Einfach weg von diesem unheimlichen Ort und er noch viel unheimlicheren Gasse. Als er den rechten Fuß schon wieder auf die Straße gesetzt hatte, ließ ihn aber die ruhige Stimme, die sich anscheinend um eben jenen kümmerte, der so voller Unbehagen sich in seinem Bett wälzte, inne halten. Diese Stimme, war das Einzige, von dem hier wirklich keine Gefahr ausging, trotzdem musste sich Tohe zwingen stehen zu bleiben, als die weißhaarige Frau zu ihnen herüber kam. So alt wie sie war und so gebückt, wie sie ging, strahlte sie mit ihrem dazu noch freundlichen Lächeln zwar keine Gefahr aus, aber dem Jungen machte die ganze Situation in der er sich gerade befand angst.
    Zuerst begrüßte sie den Mann und es wurde klar, dass sie sich schon lange kannten. Angespannt wechselte Tohes Blick zwischen Nyx und der Alten in den verblichenen Röcken, als diese zuerst den Mann auf ihn ansprach und sich dann erst ihm zuwandte. Tatsächlich schaffte es aber die Frau, als sie sich zu ihm auf eine Höhe begab, dass Tohe ihr lächeln ganz unterbewusst erwiderte. Sein Herz schlug ihm immer noch bis zum Hals, aber es wurde nun etwas ruhiger.
    „Tohe“ antwortete er ehrlich und frang nervös den Saum seiner Tunika zwischen den Händen.

    Hmm ich fürchte bei meinem letzten Post merkt man recht viel Kvothe Einflüsse ^^

    Und ich wollte dich schon fragen, ob du den Name des Widnes gelesen hast XD.


    Aber ich erinnert die ganze Situation daran :)

    Als Nyx aus seinem Sichtbereich verschwunden war, überlegte der Junge kurz, ob er einen Teil des Essens hier in diversen Kisten verstecken sollte, unter so ein paar gesprungenen Schalen wäre es zumindest vor Regen einigermaßen sicher. Schließlich entschied er sich aber dagegen. Der Ort war zu unsicher geworden, er würde hier nicht mehr hin zurückkehren. Denn auch wenn sich jetzt Nyx, als Helfer ausgab, er konnte ebenso die Information, dass hier was zu Essen versteckt war auch noch an wen anders weitergeben.
    Vorsichtig zog er seine Tunika wieder an. In die Ärmel zu schlüpfen war nur halb sie unangenehm, wie sein Gefieder daraus zu befreien, trotzdem nervten die gebrochenen Federn und stellten sich unangenehm in die falche Richtung.
    Dann holte er auch seinen Becher und schmiss ihn zu dem restlichen Essen in den Sack. Den sack band er an das Tau, welches er einen Gürtel nannte.
    Die Kletterei runter von seinem Dachboden erwies sich als nicht schmerzhafter als der Weg rauf und er musste immer wieder umgreifen, weil seine Verletzung die Dehnung, die er brauchte um den nächsten Balken zu erreichen nicht mitmachen wollte. Behände sah demnach vollkommen anders aus und man sah ihm deutlich die Mühe an, die es ihn gekostet hatte auf dem Boden anzukommen. Unterbewusst blieb er knapp ausser Reichweite von Nyx stehen. Der Mann, den er vor sich stehen trug einen abgenutzten Mantel, wie ihm gleich auffiel, der ohne die Flecken auch einem der reicheren Bürger hätte gehören können und er fragte sich, ob der Dunkeläugige, den wohl gestohlen hatte.
    „Warst du auch in de Waisenhaus gelebt?“ fragte Tohe als er mit ein wenig Abstand, dem hochgewachsenen Mann durch die Gasse folgte.

    Als sich Nyx auf das Dach setzte entspannte sich der Junge ein wenig, weil der Mann gleich nicht mehr so bedrohlich wirkte und schnell griff er nach dem Hemd und dann auch unter dem dreckigen Stoffbündel nach dem Messer. Jetzt hatte er alles, bis auf seinen gesprungenen Becher bei sich, was ihm auch ein wenig mehr Selbstsicherheit gab.
    Aufmerksam hörte er dem Dunkeläugigen zu und als er hörte, dass er selber all dies hier durchgemacht hatte, schwand ein wenig sein Mistrauen. Und sein Blick wanderte unwillkürlich auf die in allen möglichen Blautönen schillernde schmerzende Stelle an seinem Rippenbogen, als Nyx erwähnte, dass er einen Ort kenne, an dem er sich auskurieren könne.
    Doch als er davon sprach, dass er es vollkommen verstehen könnte, wenn Tohe jetzt doch gleich die Flucht ergreifen würde, schrie alles in dem Jungen genau das jetzt zu tun. Er würde ihn gehen lassen? Sicher war er sich trotz der offenen Worte nicht, sein Blick wanderte erneut zu den dicken Holzbohlen die eine mehr schlechte als rechte Aufstiegsmöglichkeit und eine noch viel schlechtere Abstiegs Möglichkeit zu seinem Versteck bildeten. Bisher war er runter immer segelnd gekommen, aber das traute er sich tatsächlich gerade mit den geknickten Federn nicht. Gebannt sah er, wie die Karte zu ihm herunter segelte. Schwarze Zeichen befanden sich darauf, mehr konnte er nicht erkennen, als sie sich immer hin und her drehend dahin trudelte. Er war unschlüssig, was er tun sollte. Einerseits ließ ihn der Mann wohl gehen. Andererseits bot er ihm Hilfe an. So richtig verstand er immer noch nicht, was hier gerade passierte, aber er wusste eines, der Mann hatte recht damit, dass er keine Ahnung hatte, wo er Essen bekommen konnte, ohne dass man ihn gleich erwischte und wo er sich auch mal etwas länger aufhalten konnte und um Geld betteln, ohne dass man ihn gleich mit einem Besen davonprügelte.
    Das was er jetzt an Essen hatte, würde maximal bis zum Ende der Woche reichen und das auch nur vorausgesetzt, er fand ein sicheres Versteck dafür. Sicher vor anderen Kindern, vor Ratten und vorm Regen. Und dann würde er genau in der gleichen Lage sein, wie heute Morgen. Würde sich wieder auf dem Markt herumtreiben müssen und beim Auskundschaften der Beutemöglichkeiten schon auffliegen. Mit großen Augen schaute er den Mann an und man konnte förmlich sehen, wie es in seinem Kopf ratterte. Immer wieder biss er sich auf die Unterlippe, unsicher darüber, was er sagen sollte, oder wie er handeln sollte. Nyx würde ihm kein Essen schenken, aber wie hatte Rahla immer mal wieder zu ihm gesagt ‚Verlass dich nur auf dich selbst!‘. Und wenn dieser Nyx ihm, bei was auch immer er noch im Schilde führte, zeigte, wie er sich besser selbst zu helfen wusste, so konnte er immer noch fliehen, wenn er den Mann besser kennen gelernt hatte. Vielleicht würde es ihm dann sogar besser gelingen sich vor ihm zu verstecken, denn es war ihm immer noch ein Rätsel, wie Nyx ihn hier gefunden hatte. Er war sich sicher gewesen, vorsichtig gewesen zu sein auf seinem Rückweg.
    Schließlich ließ er sein Bündel wieder sinken und bewegte sich langsam und mit klopfendem Herzen auf die Karte zu um sie aufzuheben. Sein Blick fiel nur kurz auf die bunte Rückseite, dann streckte er die Karte zu dem Mann hoch.
    „Ich komme mit.“ Sagte er, aber seiner Stimme fehlte es eindeutig an Festigkeit, so dass man die Unsicherheit deutlich heraushören konnte, aber er war fest entschlossen Nyx an diesen Ort, zu dem er gehen wollte und an dem er Hilfe für seine Verletzung bekommen könnte, zu folgen und von ihm zu lernen.

    Nyx Erklärung warfen irgendwie noch mehr Fragen auf, als das sie ihm antworten lieferten. Aber zumindest erklärte es, da er auch diese Gnomin kannte, dass dies einfach nur die gleiche Glückssträhne war, die sich fortführte. Was waren diese drei für Leute, die sich tatsächlich aus heiterem Himmel für ihn einsetzen? Er erinnerte sich wieder, an die gebieterische Stimme der Frau in Blau. Irgendwie schienen sie Einfluss zu haben, aber was führten sie im Schilde. Tohes Blick wurde wieder misstrauisch.
    „Bist du hier gewachsen?“ fragte er nach, weil ihm noch nicht ganz klar war, ob der Mann das meinte, mit derselben Situation, bei der ihm aber keiner geholfen hatte und ihn wunderte es noch immer, dass er sich für ein Straßenkind interessierte, bis er sagte, dass er an ihm etwas außergewöhnliches sieht. Tohe zuckte kurz zusammen und sämtliche Nackenhaare schienen sich aufzurichten, sein Blick suchte ganz automatisch und ohne dass er es hätte vermeiden können nach dem Messer, welches er abgelegt hatte, als er gegessen hatte. Aber er konnte sich beherrschen es nicht gleich zu nehmen. Das wäre viel zu auffällig gewesen. Ihm war schon bewusst, dass er einen Fehler gemacht hatte, als er seinen Blick so plötzlich danach suchen gelassen hatte. Jetzt müsste er es irgendwie erst einmal schaffen, die Aufmerksamkeit von dem kleinen schartigen Ding wieder weg zu bekommen. Denn als offene Waffe nütze ihm das Messer gar nichts. Gleich wanderte sein Blick zu seiner zerschlissenen Tunika, die er auf dem groben Sack zurückgelassen hatte, am liebsten hätte er sich die sofort geschnappt und wieder angezogen, damit niemand mehr sein Gefieder sehen konnte.
    Allerdings hatte dieser Nyx zwar gesagt, dass er ihn interessant fand, aber nicht mit dieser gierigen Stimmlage, die sonst schon mal bei Leuten erlebt hatte. Langsam bildete sich ein Plan in seinem Kopf. Wenn er sich vorsichtig zu der Tunika bewegen würde, dann könnte er ungesehen das Messer greifen, wenn er sich wieder zurück zog.
    Für einen Moment überlegte er ob er ihm seinen Namen verraten wollte, oder sich schnell was ausdenken sollte. Das lag gar nicht Mal daran, dass er Angst hatte, das Nyx irgendwas machen konnte, wenn er seinen Namen wusste, das für war er viel zu unbekannt auf der Straße, sondern mehr daran, dass er schon so viele Namen hatte, die er alle nicht gerne getragen hatte, so das ich dieser Name wichtig war.
    „Tohe.“ antwortete er und entschied sich damit dafür, da Nyx ihm geholfen hatte, mochten seine Gründe für den Jungen auch nicht durchschaubar sein, aber das war etwas, was die Krätzer- und Vogel- und Kekerschnennner nicht getan hatten. Gleichzeitig machte er eine vorsichtige Bewegung in Richtung seines Hemdes. Fixierte nur kurz den Ort und behielt dann wieder Nyx im Auge. Die Bewegung schmerzte, aber dieses mal war er drauf vorbereitet, so das ein Zähnezusammenbeißen half.

    Die Tauben waren eilig geflohen und kurz überkam es ihm, dass er es doch wagen sollte, trotz geknickter Schwungfedern zu gleiten, er rutschte noch ein Stück weiter an die Kante heran, so dass seine Fersen die Plattform schon verlassen hatten. Dagegen, dass dieser Mann sein Versteck zerstören würde, war er eh machtlos und er würde es auf jeden Fall wechseln müssen, da es jetzt jemandem bekannt war, dem es wohl möglich war jederzeit einzudringen.
    Tohe nickte nur und starrte wie gebannt auf die besagte Stelle und zuckte trotzdem zusammen, als das Brett dem Tritt nachgab und in mehreren Teilen auf den Dachboden fiel. Ein wenig erleichtert stellte er fest, dass der Mann tatsächlich nicht durch die neu entstandene Lücke passen würde, es sei denn er hatte irgendwas zum Schießen dabei . Er konnte nur Hoffen das nicht, denn ansonsten war er quasi jetzt schon tot. Mit großen Augen betrachtete er den Mann, und gleich fielen ihm die dunklen schwarzen Augen und das ebenso schwarze Haar auf, dass sich wie ein Vorhang links und rechts von seinem Gesicht befand, als er so zu ihm herunter schaute.
    Genau verfolgte er, wie Nyx den Sack mit den Äpfeln und dem Brot zu ihm hinunter lies.
    Er zögerte noch eine ganze Weile, in der er immer wieder abwechselnd zu dem Mann und dem Essen schaute, bis er sich zaghaft zu dem heruntergelassenen Bündel vorwagte und weg von der Kante ging. Er hatte ihm genau zugehört und ja die brennendste Frage, nach, wer bist du, war, warum hilfst du mir und was willst du dafür. Was war das für ein Mensch? Aus irgendeinem Grund schien er viele Dinge zu Wissen. Über Verstecke, über Hunger und über das, was ihm heute passiert war?
    Als er sich das Essen gegriffen hatte, wobei seine Augen mehr den Mann fixierten, als das, wonach er greifen wollte, zog er sich so weit es ging wieder von der Stelle in Richtung Kante zurück. Doch seine schmerzende Seite quittierte die rasche Bewegung prompt mit einem heftigen Ziehen und Tohe konnte nur mühsam ein auf keuchen unterdrücken. Wo er eben noch dafür war, im Notfall, wenn der Mann näher kommen würde, doch zu springen, zeigte der Schmerz ihm jetzt deutlich, dass er vermutlich maximal irgendwie bis zum Boden kommen würde und dann vermutlich noch größere Probleme hatte.
    Als er das Brot in die Hand nahm, war allerdings dass, was der Dunkeläugige gesagt hatte schon fast wieder vergessen und er schlang das Brot mit dem Wasser in großen Stücken in sich hinein, bis er abrupt mit Essen aufhörte und das Brot wieder in den Sack steckte. Er war nicht wirklich satt, aber es reichte um wieder an etwas anderes zu denken und so auch, dass er sich den Rest besser für später aufhob und dabei vielleicht doch besser den Rat des Mannes über das Schlingen beherzigte.
    „Wer bist du?“ fragte er schließlich, noch hatte er ihm nichts getan, dafür aber etwas zu Essen gegeben, was doch ein wenig seine Neugierde über seinen Fluchtreflex stellte.

    Guten Morgen


    Ich finde ja Montage schlimmer... aber ich hab auch keinen Job, bei dem ich Sonntags arbeiten muss.


    Und jetzt hab ich erfolgreich einen Ohrwurm

    Der Junge war viel zu sehr mit seinen Federn beschäftigt, als dass er die Unruhe der Tiere bemerkt hätte und als plötzlich eine Stimme über ihm erklang machte er instinktiv einen Satz auf den Abgrund zu um mit einem Sprung in die Tiefe, die Plattform verlassen zu können. Der ziehende Schmerz in seiner Seite ließ ihn aber stocken und schlagartig wurde ihm bewusst, dass es mit den geknickten Federn keine gute Idee war fliegen zu wollen. Panisch schaute er sich nach dem Mann um und griff sein viel zu kurzes Messer fester, schon fast krampfartig, mit der rechten Hand. „Ich hab niets.“ Rief er ihm entgegen und versuchte einen Blick auf den Fremden durch einen Spalt im Dachzu erhaschen. Erst dann sickerten langsam die Worte des Mannes in sein Bewusstsein. Aber so ganz glaubte er nicht, dass er wirklich seinen Ohren trauen konnte. Er hatte seine Beute mitgenommen und würde sie ihm überlassen? Einfach so? Nochmal wanderte sein Blick zu der Kante des Dachbodens. Ob er da auch schnell genug runter klettern könnte? Er war ein wenig hin und her gerissen. Einerseits schrie alles in ihm Flucht, andererseits war das Hungergefühl auch so stark, dass es fast alles andere überwältigte. Wieder der Blick zur Kante, dann der suchende Blick nach dem Mann durch den Spalt, aber er konnte ihn nicht ausmachen. Vielleicht war es eine Falle? Schoss es ihm durch den Kopf. Aber währen die Wachen nicht von unten gekommen, hielt eine kleine Stimme in seinem Kopf dagegen.


    „Ich will dir sehen.“ Sagte er schließlich und überlegte weiterhin, wie er doch fliehen konnte, wenn ihm nicht gefiel, was er sah. Sein Versteck war nun mal so gewählt, dass er vor allem mit einem schnellen Sprung und dem Wind unter seinem Gefieder, davonkommen konnte und als er sich jetzt panisch nach einer anderen Möglichkeit umschaute, wurde ihm klar, dass er, wenn er aus dieser Situation heil herauskommen sollte, sich dringend ein anderes Versteck suchen musste.

    [vor einem halben Jahr]



    Mühsam erklomm Tohe die Balken zu seinem Versteck. Nicht nur, dass er all seine Kraft bei der Flucht vor den Wachen aufgebraucht hatte, den Schlag mit dem Knüppel, den ihm der eine Mann verpasst hatte um ihn zu stoppen, schmerzte immer heftiger an seiner Seite. Und so ganz verstand er immer noch nicht, was da eigentlich gerade passiert war, warum waren die Wachen ihm plötzlich nicht mehr gefolgt? Und wer war diese Gnomin und die andere komische Frau, die ihn noch nichtmal angesehen hatte? Die Gnomin hatte ihm doch tatsächlich helfen wollen und das Brot und die Äpfel für ihn bezahlen. Das hatte noch nie jemand für ihn getan. Und die Frau in Blau hatte mit ihrer Stellung, die sie aus irgendeinem Grund inne hatte, auch wenn sie nicht danach ausgesehen hatte, den Wachen Einhalt geboten. Irgendwie war sie komisch gewesen. Hielt die Männer davon ab, ihn weiter zu schleifen, schaute ihn aber nicht an. Endlich zog er sich auf die dünnen Bretter, des offenen Dachstuhls. Ein leises Gurren, der Tauben, die noch ein Stück über ihm brüteten, begrüßte ihn. Aber noch viel weniger, als die Blaue Frau, ging ihm diese rothaarige Gnomin nicht aus dem Kopf. Sie hatte ihm wirklich geholfen. Ohne sie hätte er die rechte Gelegenheit wohl verpasst um sich mit einem kräftigen Tritt – er hatte wirklich alle Kraft, die er zusammenbekommen konnte eingesetzt – zu befreien. Allerdings hatte er fast die Schmerzen in seiner Seite unterschätzt und, der Weg über die Kisten war nicht der Beste gewesen um wirklich schnell weg zu kommen. Viel zu unbeholfen hatte er sich die Kisten hochziehen müssen und die Männer waren deutlich geschickter beim Klettern gewesen als er. Doch irgendwie hatte er es in diese Gasse geschafft und als er sie am anderen Ende wieder verlassen hatte, waren sie nicht mehr hinter ihm. Trotzdem hatte er einen riesigen Umweg zu seinem Versteck gemacht und ließ sich nun erschöpft auf dem alten Sack, den er als seine Decke betrachtete, nieder. Der Hunger nagte immer noch in ihm und außer Schmerzen hatte ihm sein Versuch von der Obsthändlerin etwas zu stehlen nichts eingebracht. Irgendwann heute musste er also nochmals raus um doch noch irgendwas zu Essen zu finden.
    Ja er hatte auch schon darüber nachgedacht, die Eier der Tauben zu stehlen, allerdings hatten die ihr Nest doch so geschickt gebaut, dass er so ohne weiteres da nicht ran kam und außerdem würde das bedeuten, sein Frühwarnsystem zu zerstören. Den einzigen Vorzug, denn dieser Anbau an eine Lagerhalle hatte, war dass die Tauben schnell mitbekamen, wenn sich jemand dem Dach näherte. Dafür hatte der Unterschlupf allerdings so einige Nachteile. Angefangen dabei, dass er nach drei Seiten offen war und nur ein paar Kisten mit verrosteten Töpfen und irgendwelcher Schalen, die allesamt einen Sprung hatten, ein wenig den Wind und Regen von der Westseite abhielten, war das Dach auch nicht so wirklich dicht und bei Starkregen konnte man sich nur noch in einer winzigen Ecke wirklich trocken aufhalten.
    Vorsichtig zog er das viel zu große Hemd aus, was er trug, seine Federn an den Armen sträubten sich recht unangenehm gegen den Stoff und er war froh, als sie endlich wieder frei waren.
    Der feste Griff der Wachen hatte zudem einiges an Schaden angerichtet und er fühlte sich wie ein gerupftes Huhn, als er so die abgeknickten Federn an den Unterarmen in Augenschein nahm. Gerade die weißen, die sich in der Nähe seines Handgelenks befanden hatte es am schlimmsten erwischt. Vorsichtig strich er über die Federn, versuchte sie wieder zu ordnen, aber bei vielen der querstehenden Federn half das nichts, die musste er wohl abschneiden und dann warten, bis sie ausfielen. Er hasste das, das fühlte sich immer Wochenlang komisch an, wenn so viele Federn zuerst viel zu abrupt endeten und dann eine ganze Zeit lang eine Lücke in seinem Federkleid war. Aber bevor er zu seinem alten schattigen Messer griff, wanderte sein Blick zu seinem Rippenbogen, der nun schon langsam anfing sich blau zu verfärben und zu pochen begann. Der Wachmann hatte wirklich ordentlich ausgeholt um ihm seinen Knüppel in die Seite zu schlagen. Behutsam tastete er über die getroffene Stelle, ein scharfer Schmerz schoss an seiner Seite entlang, ließ ihn kurz aufkeuchen und trieb ihm die Tränen in die Augen. Was ihm gleich ein aufgeregtes Flügelschlagen der Taube einbrachte.
    „Isse schon gut.“ flüsterte er an das Tier gewandt, wohl wissend, dass es ihn nicht verstand, er war immer noch erstaunt darüber, dass sie so nah bei ihm brüteten.
    Er hatte keine Ahnung, was er gegen die Prellung, er hoffte, dass es nicht mehr war, tun konnte, oder wie er damit umgehen sollte.
    Im Waisenhaus hätte sich, auch wenn er sich eine ordentliche Standpauke anhören müssen, jemand darum gekümmert. Hätte vermutlich irgendetwas draufgeschmiert, was helfen würde. Aber was? Und wo bekam er das her?
    Um seine Füße kümmerte er sich schon gar nichtmehr, die waren schon seit Tagen zerschunden und schmerzten. Für den Moment schien es eine gute Idee gewesen zu sein, seine Schuhe gegen etwas zu essen zu tauschen, aber so langsam bereute er diese Entscheidung. Andererseits, wäre er vielleicht jetzt auch schon längst verhungert, wenn er es nicht getan hätte.
    Das einzige, was er jetzt für den Moment tun konnte, war also sich um seine Federn zu kümmern und eine neig zu hoffen, dass sich das Hungergefühl dabei ein wenig in den Hintergrund drängen ließ.

    Name des Charakters: Tohe
    Volkszugehörigkeit: Corvae/Windvolk
    Herkunft: Ilassea
    Geburtstag: 21. Schuranar (Patengottheit: Kireala)


    Beschreibe Deinen Charakter äußerlich:
    Tohe stellt eine ziemlich seltsame Mischung da und dass er kein Mensch ist, das vermutet man sofort. Durch seine weißen Haare könnte man meinen, dass er dem Windvolk angehört, aber seine dunklen Augen, die die Pupille mehr erahnen lassen, als das man sie wirklich ausmachen könnte, wirken viel zu groß in dem schmalen Gesicht. Und für sein Alter wirkt seine Nase schon viel zu scharfkantig und spitz. Die Gesichtszüge hat er eindeutig von den Corvae geerbt und auch die Augen weisen nicht den typischen Farbenstrudel des Windvolks auf. Dafür sind die weißen Haare umso widerspenstiger und bilden meistens eine wirre Wolke um seinen Kopf, der er nicht schafft beizukommen. Aber die Farbe kann er verändern und so aus einer wirren weißen Wolke eine wirre braune oder schwarze Wolke machen. Das gleiche gilt auch für die paar weißen Federn, die sich in das schwarz der Schwingen an seinen Armen gemischt haben. Wo er nur kann versteckt er diese Schwingen und die langen Schwanzfedern unter einer abgenutzten Tunika, die ihm viel zu groß ist. Dann lassen nur noch seine Finger sein Corvaeerbe erahnen, denn die Krallenhände sind weitaus nicht so spitz und gefährlich, wie die eines richtigen Corvae. Sie gleichen mehr Händen mit ausgeprägten Fingernägeln, als wirklichen Krallen.
    Tohe ist schmal, schlaksig und wirkt ziemlich zerbrechlich, was er auch irgendwie ist, denn auch wenn er normale Beine und Füße hat, so hat er den Knochenbau doch von den Corvae geerbt.
    Mehr als das was er am Leibe trägt, dazu gehört die abgewetzte Tunika, eine zerschlissene dunkle Hose, die vielleicht irgendwann mal blau gewesen war und ein alter Umhängebeutel, der mehr Flicken und Fadenscheinige Stellen aufweist, als Ganze, besitzt er nicht wirklich. Ein kleines schartiges Messer konnte er mal erbeuten und einen Holzbecher mit einem Riss.


    Beschreibe sein Innenleben:
    Noch ist Tohe viel zu jung um wirklich eine feste Meinung zu irgendetwas zu haben. Von daher ist er noch sehr beeinflussbar, was Werte und Vorstellungen angehen. Allerdings hat ihn sein bisheriges Leben auch schon ziemlich Misstrauisch gemacht, was die Absichten von Leuten angeht und legt zur Zeit eine gewisse Scheuheit an den Tag.
    Seit dem er auf der Straße ist kann er es sich nicht mehr leisten über das was er tut wirklich nachzudenken und je größer der Hunger wird, desto mehr wird er vom Instinkt geleitet.
    Etwas, was er in seinen jungen Jahren aber schon gelernt hatte, war dass es ihm leicht viel glaubhaft eine Lügengeschichte zu erzählen, beziehungsweise dar zu bringen. Sein einziges Talent, wie er befand, was ihm im Waisenhaus auch das ein oder andere Mal geholfen hatte, die Schuld von sich zu weisen oder irgendwo herauszuwinden.


    Erzähle uns etwas aus dem Leben Deines Charakters / seiner Vergangenheit:
    Sein Leben begann als Heris, in einem rumpelten Wagen auf irgendeiner Landstraße. Seine Mutter war allerdings der Meinung, als sie ihren Sohn sah, dass das Leben in Rabenhorst kein gutes für ihn werden würde, zu viel hatte er von seinem Vater. Also machte sie sich auf nach Ilassea wo sie einst den Windvolkmann getroffen hatte in der Hoffnung, dass es bei ihm besser aufgehoben war. Doch konnte sie zwar seine Familie ausfindig machen, aber den Vater nicht und diese Familie war nicht bereit für so ein Kuckuckskind zu sorgen. In Rabenhost befürchtete sie aber, dass die anderen Covae ihn auch nur verstoßen würden, also legte sie das kleine Bündel in einer warmen Nacht auf die Türschwelle des Waisenhauses und verschwand.
    Seit dem hatte er viele Namen. Vogel, Krächzer, Kekersch, Häher, Schalaster, Krähe oder Unglücksrabe, meist mit einem beleidigenden Unterton in der Stimme ausgesprochen. Einzig Tohe, wie ihn seine beste Freundin getauft hatte, war ein Name den er tragen wollte. Sie hatte gesagt, dass das in der Sprache ihrer Eltern wohl Dohle bedeutete und vor allem hatte sie ihn nicht als Schimpfwort benutzt.
    Er hatte nicht Viele, die er als Freunde bezeichnen konnte. Die meisten Kinder mieden ihn, weil sie Angst vor seiner Andersartigkeit hatten und wenige meinten sich ihm gegenüber aufzuspielen, weil sie sich dann stark fühlen konnten. Rahla, ein einige Jahre älteres Menschenmädchen gehörte zu diesen wenigen Freunden, die ihn eben Tohe nannten. Und als dieses Mädchen das Waisenhaus verlassen musste, weil es von einer Familie aufgenommen werden sollte, waren sie beide ziemlich Machtlos, das zu verhindern. Man mochte ihnen zwar weiß machen, dass das das höchste Ziel war, doch wie Tohe nun schon ein paar Mal mitbekommen hatte, bedeutete das oftmals nämlich nicht, dass sie nun eine Mutter und einen Vater haben würden, sondern vielmehr einen Dienstherren, der sie den ganzen Tag schuften und in irgendeinem Verschlag hausen ließ. Rahla und Tohe war immer klar, dass sie das auf keinesfalls wollten, erst recht nicht, nachdem der sonst immer so brave Narlin, total verzweifelt, geschlagen und geschunden wieder zum Waisenhaus zurückkehren wollte und selbst die Aufseherin zugestehen musste, dass es kein guter Ort war, wo er hingekommen war.
    Ab dem Zeitpunkt hatten sie sich angestrengt möglichst unattraktiv für eventuelle neue Familien zu sein. Und Tohes Plan ging dabei auch vollkommen auf. Nur dass er sich für sein Dummstellen und Ungeschicktsein, sobald so genannte Interessenten kamen, jedes Mal ordentlich eine einfing. Aber das war immer noch besser, als zu so einer Familie zu kommen, wie sie Narlin erlebt hatte.
    Rahlas Plan ging leider an einem Wochenende nicht mehr auf. Den Leuten war es egal, dass sie anscheinend nicht die Hellste war, oder sie glaubten tatsächlich der Aufseherin, die auch bei Tohe jedes Mal versuchte den Leuten klar zu machen, dass er sonst nicht so sei. Aber das brabbelnde, sabbernde Kind, welches er Darstellte, war doch einen Hauch überzeugender, als die Anpreisungsversuche der Aufseherin.
    Doch ein Jahr später war es der Aufseherin, dann auch zu viel mit ihm und seiner Schauspielerei. Zu oft hatte er sich verstellt, hatte Dinge erfunden und sich irgendwo herausgewunden.
    Plötzlich befand er sich auf der Straße. Und das nur, weil er sich verteidigt hatte. Gegalt, genannt die Dogge, hatte ihn mal wieder den ganzen Tag auf dem Kicker gehabt und wo er nur konnte gestichelt, gezankt und beleidigt. Glubschäugli war seine neue Lieblingsbeleidigung und als er Tohe dann beim Abendessen auch noch einen Teil seines Haferbreis streitig machen wollte, war es um die Selbstbeherrschung des Jungen geschehen. Aus dem einfachen wegschubsen war ein ordentliches Kratzen geworden und die drei blutigen Striemen im Gesicht Gegalts waren für die Aufseherin genug Anlass, ihm in keinster Weise zu glauben. Ja mit der Dogge war er an seinen Meister geraten, der es noch besser drauf hatte zu schauspielern und zu Lügen, als Tohe.
    Nun versucht es Tohe schon mehr schlecht als recht sich seit zwei Monaten alleine auf der Straße durchzuschlagen. Ohne großartig Erfahrung darin zu haben, wie man erfolgreich bettelt, oder sich sein essen zusammen klaut. Auch einen sicheren Unterschlupf zu finden ist ihm bisher nur so halb geglückt. Zumindest hoch genug, dass ihn nicht gleich jeder erreichen kann war der Dachstuhl, des Verschlages, den er gefunden hatte. Nur besonders Wasserdicht war das Dach nicht und wirkliche Wände besaß der Anbau, der sich an eine Lagerhalle schmiegte auch nicht. Den Kisten, die da gelagert waren, war das aber ja auch egal. Und zumindest die beiden Tauben, die dort nisteten störten sich aus irgendeinem Grund nicht an ihm, bildeten aber ein ganz gutes Frühwarnsystem.
    Mit Schrecken, aber auch gleichzeitig mit Genugtuung, musste er feststellen, das es die Dogge auch geschafft hatte, von der Oberin vor die Tür gesetzt zu werden. Er hatte gehofft, wenigstens diesen Schrecken los zu sein, aber der bullige Junge machte ihn sogar dafür verantwortlich, dass er sich jetzt auch auf der Straße befand.
    Also hatte Tohe nicht nur die Mühe, etwas Essbares aufzutreiben, sondern auch der Dogge dabei nicht über den Weg zu laufen.
    Den Versuch Rahla wieder zu finden hatte er mittlerweile auch fast schon aufgegeben. Gerade hatte er selber zu große Schwierigkeiten überhaupt zu überleben.


    Fragen / Anmerkungen:
    Das ist der Grashüpfer aus ‚Natuische Spielerei‘, weshalb ein paar Dinge, wie das er normale Füße hat doch schon vorgegeben sind und weshalb es nur ein halber Corvae geworden ist :)


    Zweitcharakter von Niiv