Beiträge von Owatu

    Sein Blick wanderte automatisch zu Boden, als Rhynn sagte, dass sie nicht wollte, dass er herunter fiel. Der Ast war nicht so hoch, dass man nicht herunter springen konnte, aber wenn man nichtmehr in der Lage war sich vernünftig abzufangen, dann war das vollkommen egal, ob es nun drei Meter, Fünf oder Acht waren. Eigentlich war dies hier weniger ein Gefängnis, als mehr eine Prüfung, ob sie ihre Strafe wirklich auch absitzen würden, überlegte er, denn eine Flucht von dem Baum wäre durchaus nicht unmöglich, auch wenn man Körperlich nicht ganz auf der Höhe war. Oder?
    Rhynns Frage riss ihn wieder aus seiner Überlegung, die ihn ein wenig von dem Ziehen und Jucken abgelenkt hatte. Denn eigentlich wollte er gar nicht über Flucht nachdenken.
    „Es juckt und es fühlt sich an, als ob eine Armee von Ameisen durch meine Hand marschieren und in meinem Arm einen neuen Bau errichten wollen. “ Antwortete er. Das kühle Wasser füllte sich wunderbar an, und spülte für einen Moment den Schmerz und das üble kribbeln weg. Er zuckte kurz zusammen, als sie seine Finger auseinander Bog, die Bewegung sandte einen dumpfen Schmerz aus, mit dem er nicht gerechnet hatte.
    „Hätte ich mal besser geschaut, wo ich hin greife.“ Meinte er um seine Reaktion zu überspielen und als sie begann das Harz auf die Wunde zu streichen kam er nicht umhin sie ein wenig verwundert anzuschauen. Sie ging sehr viel behutsamer vor, als der Arzt und der erwartete Schmerz blieb fast aus.
    Er zuckte mit den Schultern, auf ihre Frage hin. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass er seine Finger mit im Spiel hatte, das wir nun hier sitzen und nicht für Vogelfrei erklärt wurden. Und vermutlich werde ich mir das noch lange anhören dürfen.“ Owatus Körperhaltung fiel langsam in sich zusammen. Selbst wenn sein Vater gar nicht ausschlaggebend gewesen war, so würde er es vor ihm trotzdem immer so aussehen lassen.
    „Wo hast du das gelernt?“ fragte er sie, als die Katze das Harz verteilt hatte und nun den Verband wieder befestigte. Sich mit dem zu helfen, was einem die Natur gerade bot ging weit über die übliche Kadettenausbildung hinaus. Und er selber hätte nicht gewusst, dass der Saft dieses Baumes ihm Linderung verschaffen würde.
    Ein leises fiepen ließ ihn aufblicken. Die Greifenjungen hatten sich wieder näher zu ihnen begeben und turnten nun auf einem Ast über ihnen herum. Wie lange es wohl dauern würde, bis sie richtig fliegen konnte, fragte er sich, als sie mit flatternden Bewegungen auf dem Ast balancierten.

    ja in meine skizze trägt er auch was ähnliches im Gesicht :D


    Zum glück sind unsere Wildelfen auch näher an so nem Tua dran, als an nem Noldor XD


    Aber obenrum hätt ich schon gern mehr als nur nen Lendenschurz ;)

    Irgendwie musste er schmunzeln, als sie meinte, dass sie zu ihrem Plan Einhornreiterin zu werden, genauso angestachelt worden war, wie zum erklimmen des Baumes. Wenn ihr jemand sagte, dass sie etwas nicht konnte, das sie nicht stark genug war schien das ihr Wunde Punkt zu sein. Wie hatte er denn Ahnen können, genau diesen Nerv zu treffen, als er ihr schnippisch vorgeworfen hatte, dass sie das nicht konnte? Irgendwie schien sie der Frage aber ausweichen zu wollen und schaute sich immer wieder um, als würde sie was suchen. War da vielleicht doch noch mehr? Oder war ihr gerade selbst aufgefallen, dass sie ihre große Schwäche zugegeben hatte? Oder eine ihrer Schwächen?
    Ihm war es doch im Grunde nicht anders gegangen. Er hatte den Vergleich noch nicht zu Ende gezogen, da erwähnte sie den Streit mit seinem Vater. Augenblicklich stieg Hitze in ihm auf. Ja das Ziel von seinem Vater war ja gewesen, dass jeder sie verstehen konnte, aber das hatte er bei seiner Antwort total ausgeblendet gehabt. Ja er hatte seinem Vater etwas beweisen wollen, das ewige ‚Junge, das ist nichts für dich.‘ hatte ihn umso mehr angestachelt.
    „Ja.“ Bestätigte er ihre Vermutung, wenn auch mit nicht sehr kräftiger Stimme. „Und als er dann feststellen musste, dass ich es zur Garde geschafft habe, hat er versucht mich bei den Kundschaftern unter zubringen. Er glaubt einfach, dass ich meinen Weg nicht alleine machen kann.“ Erzählte er und bei dem puren Gedanken an die Bevormundung, die sein Vater an den Tag gelegt hatte mischte sich Wut in seine Stimme, die allerdings gleich darauf wieder umschlug in Resignation.
    „Vielleicht hat er ja Recht.“ Nun saß er schließlich hier eine Strafe ab und hatte sein Leben so gar nicht mehr selbst in der Hand. Andere würden entscheiden, wie es mit ihnen beiden weiter ginge. Und sie hatten nichts dagegen in der Hand.
    Als Rhynn bei seinen Worten weiter von ihm weggerückt war, hatte er irgendwie das Gefühl, dass er mehr zu sich selbst redete und das die Katze, die Gegenfrage nur aus einer Art Höflichkeit gestellt hatte. Aber das war ihm auch irgendwie egal.
    Umso erstaunter war er, als sie plötzlich seine Hand forderte. Zuerst wollten sämtliche Alarmglocken in ihm ein schrilles Konzert anstimmen. Und das Erste, was ihm durch den Kopf schoss, war ‚was sollte das denn jetzt werden?‘ Aber wie sie so vor ihm kauerte, den trinkschlauch zwischen den Zähnen um den Korken heraus zu bekommen, empfand er den Gedanken, dass sie ihm irgendwas tun wollte als töricht. Also tat er, wie sie wollte, verlagerte sein Gewicht nach vorne und gab ihr seine Hand.
    “Was hast du vor?“

    Warum? Das war eine gute Frage, oder eigentlich auch nicht… es lag auf der Hand.
    „Weil ich dir bestimmt nicht den Tod wünsche.“ Antwortete er. Ja er mochte sie möglicherweise nicht besonders, und hatte sicherlich auch keine übermäßigen Anstalten gemacht ihr zu helfen. Aber dass sie Abstürzte und circa 80 Meter in die Tiefe fiel. Das hatte sie auch nicht verdient, als er sie noch für hochnäsig gehalten hatte. Hielt sie ihn für so Herzlos? Er wusste ihren plötzlichen Gesichtsausdruck nicht so recht zu deuten. Irritierte sie das so sehr?
    „Was hat dich dazu gebracht, zu den Einhornreiterinen zu wollen?“ fragte er. Sie hatte ja recht, er kannte sie kein Stück weit und eigentlich wollte er sich auch gar nicht streiten, schon gar nicht die nächsten vier Tage hindurch. Das würde auch so schon anstrengend genug werden. Da konnte er es zu mindestens Mal versuchen mit ihr normal umzugehen. Das Pochen in seinem Arm hatte wieder zugenommen und so langsam musste er sich eine andere Sitzhaltung suchen. Mühsam schlug er das eine Bein über den Ast, so dass er nun je rechts und links ein Bein hatte. So konnte er sich mit einem Arm nach hinten abstützen und den verbundenen Arm ein wenig schonen. Das nun kein Druck mehr auf der Handfläche war, hatte allerdings auch zur Folge, dass es jetzt langsam aber stetig wieder zu jucken begann.

    Durchhalten Shiai. Stunden zählen hilft auch :)


    Ich wollte ja eigentlich Elfenschnörkel auf meine Haut hennan... jetzt sinds iregdenwie mehr so Sachen geworden, die zu Owatu passen würden XD

    Er hatte schon fast nichtmehr damit gerechnet, dass sie auf seine Frage antwortete. War sie doch auch wieder ziemlich provozierend gewesen. Daher war er umso überraschter, als er keine schnippische Erwiderung erhielt, sondern eine gänzlich andere Rhynn vor sich hatte. So war sie auch mal kurz in der Zelle gewesen, erinnerte er sich vage. Ja möglicherweise hatte er ihr Unrecht getan, sie hatte recht, er kannte sie gar nicht. Und ein wenig konnte er ihre Reaktion auch nachvollziehen. Er ließ sich ja auch nicht gerne sagen, dass er etwas nicht schaffen konnte.
    „Ich kenne das.“ Sagte er jetzt nicht mehr so aufgebracht. Ihre Ehrlichkeit hatte ihn dazu gebracht sie nochmal mit ganz anderen Augen zu betrachten. Sie war möglicherweise gar nicht so anders, wie er. Ließ sich nicht sagen, was sie konnte und was sie nicht konnte und schaffte Dinge, an denen selbst seine Kameraden gescheitert waren. Tsuu hatte es nicht bis zu einem Greifennest geschafft und mindestens einer war wirklich richtig abgestürzt. Und sie war nicht so, wie die anderen Einhornmädchen. Das war sie von Anfang an nicht gewesen, aber das hatte er nicht sehen wollen.
    Trotzdem war das erste, was ihm auf der Zunge lag, dass er ihr sagen wollte, dass sie das sie es kann bewiesen hätte, aber zu was für einem Preis? Er schluckte den Kommentar, allerdings wieder herunter, als sie sagte, dass sie ihn da nicht hatte mit reinziehen wollen. Das hatte sie vor dem General auch schon Mal gesagt, das war aber nur wie durch einen Schleier zu ihm durchgedrungen. Jetzt fühlte er sich aber irgendwie ertappt, ihr unrecht zu tun, wenn er ihr weiterhin Vorwürfe machte. „Ich hätt dich wohl nicht mit den anderen Mädchen über einen Kamm scheren dürfen.“ Gab er nun kleinlaut zu und versuchte verlegen mit einer Hand die Knoten aus seinen Haaren zu bekommen.
    „Tsee, ich hab mich nur von der Greifenmutter, vom Ast fegen lassen.“ stieg er auf ihre Anmerkung ein, fügte dann aber tatsächlich hinzu, „ich hatte wirklich Angst, dass du bis unten durchrauschst. Das ist schon so vielen passiert.“ Er konnte einfach den Schrecken, den er empfunden hatte immer noch zu deutlich spüren und in seiner Stimme klang echte Besorgnis mit.

    Owatu schnaubte kurz: „Ach glaubst du etwa, der Weg zur Prüfung wäre mir einfach so in den Schoß gefallen? Was meinst du denn mit SOEINER?“ verbissen schaute er die Katze an und dieses Mal gab er nicht seinem inneren Drang nach woanders hin zu schauen. Er zwang sich selbst dazu, der Frau in die Augen zu schauen. Soeiner? Einer der ihr nicht gleich verfallen war? Einer, der nicht nach ihrer Nase tanzte? Einer, der sich von hier halt nichts hatte sagen lassen? Was hatte sie den erwartet von ihm zu hören, als sie Angefangen hatte ihm sagen zu müssen, dass er das nicht schaffen würde.
    Die Bewegung die sie machte, löste allerdings schnell den Blickkontakt und als sie drohte vom Ast zu fallen, hatte er schon instinktiv die Arme ausgestreckt um sie vielleicht irgendwie zu halten. Der scharfe Schmerz, der dabei durch seinen Rücken zog, machte ihm diese Bewegung allerdings nur allzu bewusst und da er sie nicht überspielen konnte und auch für einen Moment sein Gesicht deutlich den Schmerz widerspiegelte, schaute er zuerst schnell zu den Greifen und fragte, dann: „Warum hast du dann nicht deine Prüfung gemacht? Wenn sie dir so wichtig war?“
    Als der Schlauch ihm entgegen gehalten wurde nahm er ihn mit einem dankbaren Nicken entgegen. Das Wasser tat gut, lenkte von ihrem Streit ab und beruhigte ihn ein wenig außerdem fühlte sich sein Mund unheimlich trocken an. Dann band er den Trinkschlauch an einen der abstehenden Äste.

    „Ja ist klar, ich bin Schuld, das du dich nicht beherrschen kannst!“ Entgegnete er bissig. „Regeln und Traditionen scheinen dir ja nichts zu bedeuten! Toko’tsee …“ Er brach ab, eigentlich wollte er sie gar nicht beleidigen, eigentlich wollte er gar nicht mit ihr reden. Aber irgendwie brachte sie ihn immer wieder dazu irgendetwas Unüberlegtes zu sagen. Ihm war schlecht und die Hitze stieg in ihm hoch. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Diese Frau war wirklich der Meinung, dass er Schuld an der Misere war? Was bildete die sich eigentlich ein? Sie war ja wohl immer noch selbst für das verantwortlich, was sie tat. Hätte sie vielleicht mal drei Sekunden darüber nachgedacht, was ihr Handeln bedeutete, aber nein es war ihr wichtiger zu beweisen, dass sie das konnte. Das hätte sie aber auch genauso gut wann anders machen können. Heute zum Beispiel, wo sich niemand mehr für die alten riesigen Bäume interessierte.
    Er wünschte sich nur noch, dass die Zeit irgendwie schnell diese vier Tage vergehen ließ, aber genau das Gegenteil schien der Fall zu sein. Zäh wanderten die Schatten. Für einen Moment überlegte er ob er sich einfach in eines der Nester, welches auf Brettern über zwei Ästen angebracht worden war, legen sollte, während die Jungen oben in den Ästen spielten. Wenigstens zwei die sich verstanden.
    Aber er ließ es, wer wusste schon, als was ihn dass schon wieder ausgelegt wurde. Allerdings wurde ihm nur zu bewusst, dass es wirklich schwierig werden würde eine Möglichkeit zum Schlafen zu finden.
    „Hier euer Wasser.“ Riss ihn der Gardist plötzlich aus seinen Gedanken, als er ihnen jeweils einen Trinkschlauch reichte.

    Irritiert hatte er Rhynns Bewegung verfolgt. Sie war doch wohl nicht wegen dieser Feder da hoch gestiegen? Dann verhärteten sich seine Züge wieder, als sie ihn anschaute. Sein erster Impuls war sich von ihr abzuwenden. Doch er hielt inne. So ganz konnte er ihren Worten nicht folgen. Vor allem nicht, was sie mit Sinneswandelt meinte. Aber hasste er sie?
    Hassen ging irgendwie zu zu weit – und für Hass fehlte ihm auch die Kraft. Hass konnte zwar auch beflügeln, aber auch diese Art von Kraft fühlte er keineswegs in sich.
    „Nein.“ Sagte er ehrlich, „Aber vielleicht red ich besser nicht mehr mit dir, sonst springst du gleich noch vom Ast und unterschreibst damit doch noch unser Todesurteil!“ platze es aus ihm heraus, ohne das er seine Gedanken vorher wirklich sortiert hatte.
    Ihm war klar, dass das was er sagte keinen Sinn ergab. Aber das war der Punkt, der ihn so wütend machte. Er hatte ein falsches Wort gesagt und sie war es gewesen, die wirklich die Regeln gebrochen hatte. Und nun saß er mit dieser frau hier oben fest. Am liebsten wäre er aufgestanden und seinem Junggreifen in den Wipfel des Baumes gefolgt, die dort vergnügt die neue Umgebung erkundete. Aber jede kletterversuch würde einfach noch mehr Schmerzen bedeuten.
    Langsam aber sicher verstreute sich die Menge wider und die Leute gingen wieder ihrem Tagwerk nach. Der ein oder andere kam nochmal näher ran um den beiden etwas zuzurufen. Was von Beschimpfungen, weil sie die Tradition gebrochen hatten, bis hin zu guten Zusprüchen, dass sie durchhalten sollten, reichte.

    Wenn sie schon fast nicht alleine auf den Ast, hoch kamen, wie hatten sie sich bitteschön vorgestellt, dass sie nicht spätestens heute Abend einfach von dem Ast kippen würden. Aber vielleicht war genau das der Plan. Sie hofften einfach, dass sie sich den Schädel einschlagen würde, wenn sie auf den Boden auftrafen. Sie hatten die Strafe einfach so gewählt, dass sie sie nicht Hinrichtung nennen brauchten, es aber trotzdem einer gleich kommen konnte.
    Nein, nicht mit ihm, schwor er sich. Er würde das hier irgendwie durchstehen und Lebend wieder von dem Baum herunter steigen.
    Irgendwie.
    Mit bitterer Miene schaute er zu Rhynn, die gezwungenermaßen neben ihm Platz genommen hatte. Und sein Gesicht verfinsterte sich noch mehr, als sie versuchte zu scherzen. Ihm war jetzt ganz und gar nicht nach Scherzen. Sein Arm pochte wieder unangenehm und nachdem die Handfläche nicht mehr taub war juckte und brannte sie unter dem Verband, als ob jemand Ameisen mit eingewickelt hätte. Zumindest war der Blutfleck, der sich durch die Bandage gedrückt hatte nicht mehr größer geworden.
    Als er Kylans Magen knurrte fiel ihm auf, dass es ihm immer noch an jeglichem Appetit mangelte. Schon alleine, wenn er an Essen dachte wurde ihm übel. Aber davon würden sie ja eh in der nächsten Zeit nichts bekommen. Er hatte das dringende Bedürfnis sich hin zu legen, aber auf diesem Ast, war das ein Ding der Unmöglichkeit.
    Ein einziger Gardist blieb zurück, als die ganze Kompanie ihnen gleichzeitig demonstrativ den Rücken kehrte.
    Gleich schälten sich ein paar Gestallten aus der Menge. Cath’shyrr, wie er gleich erkannte und Owatu fragte sich, ob das wohl Rhynns Familie war. Entschlossen trat der Gardist auf die Drei zu und deutete mit einer bestimmten Handbewegung, dass sie nicht näher an den Baum herantreten durften.
    Owatus Blick schweifte über die Leute. Irgendwie hoffte er seine Mutter auch irgendwo da zu sehen und gleichzeitig hoffte er, dass sie ihn nicht so sah. Aber er konnte die zierliche Frau nirgends ausmachen. Vermutlich hatte sein Vater ihr schon klar gemacht, dass sie ihm nicht helfen durfte.
    „Kind, wie geht’s dir?“ fragte die Stimme der Cath’shyrr-Frau besorgt über den Kopf des Gardisten hinweg. Sie hatte einen Korb dabei und nestelte nervös an dem Stoff, der darin lag herum.
    Dann wandte sie sich flehend an den Gardisten: „darf ich ihr das wenigstens geben?“ sie entfaltete nun ganz die helle Tunika, die sie grob in den Kopf gestopft hatte.
    Dann hörte er ein hohes schrilles Schreien, so vertraut, dass seine Augen gleich den Himmel absuchten. Ein kleiner schwarzer Schatten huschte über den Baum, und schoss dann in einer engen Kurve an den Häusern entlang. Ein Lächeln stahl sich auf seine Züge, als der Mauersegler zwischen ihm und der Katze hindurchschoss. Nein vergessen, hatte seine Mutter ihn bestimmt nicht.

    In seinem Kopf drehte sich alles, was hatten sie den eigentlich für eine Wahl gehabt? Der Hauptman tat so, als hätten sie sich das hier wirklich freiwillig ausgesucht. Und die andere Option, die die niemals ausgesprochen worden war, wäre die bessere gewesen. Und was genau sollte das bedeuten? Sie würden ihnen er nach den vier Tagen – vermutlich auch nur, wenn sie sie durchstehen sollten – sagen, wie es mit ihnen weiter ging. Die Ungewissheit schwebte also immer noch, wie ein schwerer Felsbrocken, der jederzeit den Hang hinunter rutschen konnte, über ihnen. Der ganze Gang hierher war ihm wie durch Nebel vorgekommen und er hatte einfach nur funktioniert. Hatte den Blick starr geradeaus gerichtet und hatte nicht wissen wollen, wer ihn alles so sah. Und nun sickerten langsam die Worte des Hauptmanns in sein Bewusstsein.
    Wie sollte er sich bitte in seiner jetzigen Verfassung vier Tage auf einem Ast halten?
    Und Rhynn schien es auch nicht besser zu gehen. Ihr ganzer Stolz schien dahingeschmolzen zu sein.
    Alles wegen dir! Jetzt kam die Wut doch. Es konnte doch echt nicht sein, dass nur wegen einer unbedachten Aussage, sein ganzes Leben verpfuscht war. Vielleicht sollte er einfach nie wieder irgendein Wort sagen, dachte er trotzig. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er zitterte vor Wut und vor Angst vor der Ungewissheit. Ein Teil von ihm wollte gegen dieses Urteil rebellieren, ein klügerer Teil, ließ ihn aber tatsächlich die Klappe halten.
    Als die Hauptmänner mit ernster Miene auf sie zukamen, dachte er zuerst, dass dann wohl nun auch der Zeitpunkt gekommen war, wo sie ihn von seinem Greifen trennen würde. Knurrend stellte sich die kleine Graue vor ihn, und auch Rhynns Greif zeigte eine ähnliche Reaktion. Die beiden Hauptleute ignorierten die Junggreifen allerdings einfach und deuteten ihnen mit einer knappen Kopfbewegung zu folgen. Vielleicht hatte sein Vater wirklich recht gehabt? Vielleicht konnten sie ihnen die Greifen nicht so ohne weiteres abnehmen. Sie schienen ja jetzt schon ein ausgeprägtes Schutzverhalten an den Tag zu legen.


    Den Gang zum Hauptplatz empfand er als noch demütigender, als den zum Saal. Mittlerweile waren viel mehr Leute auf der Straße unterwegs und am Platz hatten sich einige eingefunden. Was hier vor sich ging, war wohl nicht lange geheim geblieben und die Neugierde hatte die Leute hier her gebracht. Ganz in der Nähe des Baumes, auf dem zu Owatus Überraschung sowas, wie Nester angebracht waren, standen die Kameraden, die auch gestern zur Prüfung angetreten waren. Einige trugen Bandagen oder hatten einen Arm in einer Schlinge und nur die wenigsten schienen diese Prüfung wirklich unverletzt überstanden zu haben. Schnell wandte er seinen Blick von ihnen ab. Er ertrug den Ausdruck, der auf ihren Gesichtern lag einfach nicht.
    Eine Leiter war an den dicken Stamm gelehnt und nachdem sie direkt davor geführt wurden, war klar, was sie von ihm verlangten.
    Seine Beine und Arme fühlten sich an wie Blei, als er die Sprossen ergriff und für seine Verhältnisse unendlich langsam die Leiter erklomm. Er hatte sich noch nie so schwach gefühlt und die Bewegung jagte ihm bei jeder Sprosse Schmerzen über den Rücken.
    Wackelig tastete er sich an dem Ast entlang, der für die nächsten vier Tage der Ort sein würde, auf dem er sich irgendwie halten musste. Die kleinen Grauen schien das hier alles nur ein neues Spiel zu sein. Behände folgte sie ihm auf der Leiter und tänzelte dann über den dicken Ast über ihm.
    Die Leute starrten sie an und er kam sich vor, wie eine Attraktion in einem Zirkus, oder Kuriositätenkabinett. Es gab keinen Ort in diesem Baum, der ihn vor den neugierigen Blicken auch nur irgendwie schützen würde.

    Das sie eine gute Jägerin war, dass hätte er nun nicht erwartet. Und tatsächlich glaubte er ihr das. Hätte sie ihm das heute Morgen erzählt, hätte er sie vermutlich ausgelacht und ihr vorgeworfen, dass sie sich das nur einbilden würde. Aber jetzt, so wie er sie erlebt hatte, machte sie nicht den Eindruck, als würde sie sich das ausdenken um zu prahlen. Nicht jetzt in dieser Lage.
    „Ja die Freiheit werden sie uns nehmen.“ das stand fest, die Frage war nur, auf welche weise. Ob das Mistschaufeln war, oder irgendeine andere niedere Arbeit, war gut Möglich. Vielleicht würden sie sie auch Wegsperren. Und er fragte sich für einen Moment, wie das aussehen mochte, um ihn daran zu hindern wirklich zu fliehen. Momentan war klar, dass er mit seinen Verletzungen keinen Flügelschlag tun konnte, aber das würde ja nicht immer so sein. Das Bild eines engen Lichtlosen Raums drängte sich in sein Bewusstsein und ein kalter Schauer Leif ihm über den Rücken. Vielleicht wäre der Tot auf Dauer doch Gnädiger.
    „Es sah schlimm aus.“ gab er zu, dass er sich tatsächlich um sie gesorgt hatte, als sie gestürzt war. Warum wusste er auch nicht so genau. Vielleicht, weil er sich tatsächlich ein wenig Schuldig fühlte sie angestachelt zu haben. Ja er konnte noch nichtmal wirklich Wut auf die Frau empfinden, dass sie getan hatte, was er ihr vorgeschlagen hatte. Seine Wut ging aus irgendeinem Grund mehr gegen den General, der meinte sie beide für unterschiedlich schwere vergehen, gleich zu bestrafen. Und sie ging ein Stückweit auch gegen sich selbst, weil er einfach seine Klappe nicht hatte halten können. er hätte er auch einfach Stumm an den Mädchen dran vorbeigehen können. Trotzdem fügte er auch in Gedanken an Kylan gewandt hinzu ‚hättest du nicht einfach die Füße Still halten können? Warum war dir das so wichtig?‘


    Wann und wie er eingeschlafen war, dass wusste er nicht mehr, auch nicht, wie er es doch nochmal zu dem Strohsack geschafft hatte. Aber es war wieder die fehlende Wärme seines Greifens uns das drohende Fauchen, was ihn weckte.
    Scheppernd wurde ein Schlüssel in dem Schloß gedreht und zuerst flog ein totes Kaninchen in die Hintere Ecke der Zelle, dann erst wurden zwei Schalen auf den Boden gestellt und eilig die Gittertür wieder geschloßen.
    Owatu blinzelte und versuchte sich aufzusetzen. Jetzt schmerzte erst recht jeder Muskel und er fühlte sich, als ob er von einer Herde Elche niedergetrampelt worden wäre.
    Die Graue war eilig der Beute hinterher gesprungen und aus dem Schnabel schaute alsbald nur noch ein Wüst aus Fell und einem Bein. Die andere hälfte des Kaninchens halt es fest unter den Vorderkrallen gepackt.
    Langsam versuchte er aufzustehen und zu den Schüsseln zu gelangen, aber es endete mehr in einem Kriechen, als wirklich einem Gehen. Eine Schale beinhaltete Wasser, welches er gierig trank, seinem Greifen aber auch noch etwas übrig lies. Die andere Schale war gefüllt mit irgendeinem Brei, vermutlich Hafer und er wusste, dass er eigentlich etwas essen sollte. Aber bei dem bloßen Gedanken daran, kam ihm die Galle hoch.
    „Taima.“ begrüßte er mit belegter Stimme Rhynn in der anderen Zelle, als er zu ihr herüber schaute und zwang sich dann etwas von dem Brei zu essen. Was aber erst recht dazu führte, das ihm schlecht wurde.
    Die Graue war ratz fetz mit ihrem Kaninchen fertig und kam nun zu ihm herüber getapst. Stupste ihn leicht an und wollte ganz genau wissen, was er da hatte. Kurz Schnüffelte sie an dem Haferbrei und schaute ihn dann mit einem Blick an, der nur noch sagte ‚Was ist denn das, das willst du doch wohl nicht ernsthaft essen?‘ Dann ließ sie plötzlich wieder von ihm ab und sprang knurrend zum Gitter. Hufe waren zu hören, und für den ersten Augenblick glaubte Owatu, dass der General hier herunter gekommen war. Dann zeigte sich aber nur ein einfacher Soldat vom Volk der Satyre, gefolgt von zwei weiteren menschlichen Gardisten.
    „Aufstehen! Umdrehen und Hände auf den Rücken!“ lautete die scharfe Begrüßung des bitter dreinschauenden Satyrs.

    „Ich weiß nicht.“ War seine Antwort. Rhynns Frage war ihm auch schon durch den Kopf gegangen.
    „Vielleicht haben…. Können…“ er brach ab und musste erst einmal seine Gedanken sortieren. „Vielleicht schadet es den Greifen?“ Was Plausibleres fiel ihm nicht ein Und er ahnte nicht, wie nah er damit an der Wahrheit war. Der Wunsch war jedenfalls groß, das würde nämlich auch bedeuten, dass sie sie nicht töten konnten. Immer noch schnürte es ihm die Kehle zu bei dem Gedanken.
    „Ja die Mühe hätten sie sich dann sparen können.“ Meinte er zu der Vermutung, dass sie wohl nicht erst zusammenflickten, um sie dann doch zu töten.
    „Nochmal auf den Horst zu klettern käme aber auch einer Hinrichtung gleich.“ Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstllen, wie er in seiner momentanen Verfassung nochmal den Stamm empor steigen sollte.
    „Vielleicht verbannen sie uns.“ Sprach er seine größte Befürchtung aus. Möglicherweise schreckte Rhynn diese Vorstellung nicht so sehr, bedeutete sie doch Leben. Und man konnte sicherlich gut alleine in den Wäldern leben. Erst recht mit einem Greifen an seiner Seite. Aber danach würde nur noch das Tsee’wah – das Nichtsein – auf einen Warten.
    „Was ist die höchste Strafe in deinem Volk?“ fragte er und merkte, wie die Müdigkeit langsam wieder Oberhand gewann. Sein Junggreif hatte sich auch schon wieder mit dem Kopf auf seinem Schoß zusammen gerollt.
    Sein Blick fiel auf seinen verbundenen Arm, als die Katze danach fragte. Ein dunkler Fleck hatte sich an der Stelle, wo der Arzt ihn zu Ader gelassen hatte, gebildet.
    „Besser als im Zelt.“ Lautete seine ausweichende Antwort. Dass der Arm mittlerweile ständig pochte und anhaltend Schmerzen aussandte wollte er lieber nicht erzählen. Es war eh nicht zu ändern.
    „Wie geht’s deinen Rippen?“ fragte er und dachte zuerst, dass er das nur tat um von sich abzulenken, aber tatsächlich hatte er noch zu genau ihren Aufprall auf dem Ast vor Augen und der Arzt hatte sich ja wohl nicht drum kümmern können.

    Zuerst war es die Bandage, die nun auch im Rhynns Brustkorb lag, die sich in dem Zweilicht deutlich abzeichnete. Und so ganz konnte er nicht ausmachen, ob sie überhaupt noch Wach war. Aber da ihr der Elf den verband nicht angelegt hatte, war das, was die Satyra sprach wohlmöglich tatsächlich wahr. Und dann fand er endlich ihren Blick.
    Er wollte ihren Worten glauben, Aber erst ihr sarkastischen Worte, überzeugten ihn.
    „Danke.“ antwortete er ihr und auch halb an die Heilerin gewandt, als ihm auf ging, dass sie die Satyrenfrau wohl zu ihm geschickt hatte.
    „Was glaubst du machen sie mit uns?“ stellte er die Frage, die doch irgendwie die ganze Zeit über allem schwebte, während er nach dem Flächen griff.
    „Vermutlich wäre es auch nicht schlimmer, wenns Gift wäre.“ nahm er ihre Anspielung auf und kippte sich den Inhalt des Flächen in den Mund. Die brennende Schärfe lies ihn husten, was ihm gleich Sterne vor die Augen trieb, weil sein Körper die heftige Bewegung gar nicht mochte und er begann den Fehler nach den Gitterstäben zu greifen. Allerdings war das kalte Metall an seiner Hand zur zeit nicht das unangenehmste Gefühl, welches ihn plagte.
    „Nein jemanden zu vergiften läge mir fern.“ meinte die Heilerin und obwohl sie sanft sprach, konnte man doch ein wenig heraushören, dass sie das in ihrer Berufsehre kränkte.
    Langsam lies er sich zu Boden sinken und gab der Frau die Phiole zurück.
    „Ich muss jetzt gehen.“ sagte sie an die beiden gewandt und noch lange Klang das tippeln von Hufen auf Stein in seinem Kopf nach.
    Erst als die Frau völlig weg war schmiegte sich seine kleine Graue wieder an ihn.
    „Mein Vater sagte, sie können uns die Greifen nicht wegnehmen.“ erzählte er Rhynn, war sich aber nicht sicher, ob sie das noch mitbekam, oder ob sie schon wieder eingeschlafen war, so wie ihr Kopf am Gitter lehnte, konnte das gut sein.

    Schweißgebadet wachte er auf und es brauchte eine ganze Weile, bis er zum einen verstand wo er war und zum anderen, dass die Stimme nicht zu seinem Traum gehörte. Was auch besser war, denn sie passte gar nicht in den düsteren Wald, in dem er sich gerade noch befunden hatte. Knorrige alte Bäume hatten spitze Äste nach ihm ausgestreckt und er wurde von irgendwas gejagt. Aber mehr als das unheimlich Gefühl der Angst bekam er nicht mehr zu fassen. Das Greifenwelpe hatte ihn verlassen, vermutlich war es auch mehr die plötzlich fehlende Wärme, die ihn geweckt hatte, und stand nun mit angelegt Ohren und aufgestellten Kopffedern fauchend vor dem Gitter.
    „Kadett.“ raunte die weiche Stimme der Satyra durch die Zelle, doch Owatu brauchte einen Moment, bis sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten.
    Langsam richtete er sich auf. Jede Bewegung schien dabei auf eine andere Art und Weise zu schmerzen. Was wollt sie von Ihm? Der Morgen war doch noch nicht angebrochen, zumindest sickerte immer noch nur Dunkelheit durch das kleine Verliesfenster. Er lies sich wieder zurück auf den Sack sinken. Sie sollte weg gehen und ihn einfach schlafen lassen.
    „Hey.“ sagte sie jetzt deutlicher, aber immer noch leise, „Ich hab was für euch.“ Ihr Blick fiel dabei kurz zurück zu Rhynns Zelle.
    War das ein Versuch sie hier raus zu hohlen? Das konnte sie vergessen, das würde alles nur noch schlimmer machen. Wenn sie es schaffen sollten, waren sie Vogelfrei und das war sicherlich kein Leben, das er führen wollte. Vom Stamm verstoßen war die härteste Strafe, die sein Volk kannte, was nicht nur ein Leben alleine Bedeutete, sondern auch das sein Achat niemals an einen Nachkommen weiter gehen würde.
    Dann erkannte er das Fläschchen in der Hand der Satyra, welches sie durch die Gitterstäbe hielt.
    „Was ist das?“ fragte er misstrauisch. Und sein erster Gedanke war aus irgendeinem Grund, dass sie vielleicht irgendwer geschickt hatte um ihm Gift zu bringen, weil dass was sie als Strafe erwartete so schrecklich war.
    „Was zur Stärkung, Ihr werdet es wohl brauchen können. Ich würde es ja einfach hier abstellen, aber das würde mich verraten und das wiederum wäre für uns beide nicht gut.“ erklärte sie und sah sich prüfend um.
    „Wer seid ihr?“ fragte er immer noch misstrauisch, machte sich aber doch wieder daran sich aufzusetzen.
    „Besser ihr wisst es nicht. Aber ich war wegen Rhynn hier.“ antwortete sie, was keinesfalls sein mistrauen irgendwie schmälerte.
    Als er es geschafft hatte irgendwie seinen Körper bis zum Gitter zu schaffen, suchte sein Blick in der Dunkelheit nach Rhynn, die irgendwo in der anderen Zelle sein musste. Was er erhoffte zu finden, war irgendeine Art der Bestätigung, dass das, was die Frau sagte der Wahrheit entsprach.
    Seine Beine waren wackelig und kurz schwankte er, doch er vermied es sich an dem Gitter festzuhalten.

    Als der General eintrat versuchte Owatu, so wie es sich gehörte, aufzustehen. Doch alleine die Vorwärtsbewegung, die er machte um sich mit dem linken Arm am Tisch aufzustützen, brachte im Schwindel und Schmerz ein. sein Körper gehorchte ihm gerade so ganz und gar nicht mehr. Und Rhynn, die zum Glück wieder ein Hemd trug, schien es da nicht anders zu gehen. allerdings hatte sie tatsächlich noch den Mut, oder war es in dem Fall eher schon Dreistigkeit? Dummheit? Dem General zu erklären, das man sie ungebührlich behandelt hatte. Ungläubig starrte er die Frau an und auch der Heiler hatte in seiner Bewegung inne gehalten und wollte gerade zu eine Antwort ansetzen, als er unterbrochen wurde. Der kleine graue Greif schnappte gleich nach dem lockeren und für einen Moment unbeobachteten Ende der Bandage, welche der Arzt begonnen hatte um seinen Brustkorb zu wickeln, damit die Salbe dort blieb, wo sie sein sollte. Leicht zuckten Owatus Mundwinkel nach oben. Irgendwas murmelte der Elf vor sich hin, es klang aber trotz der melodiösen Elfensprache mürrisch.
    Doch der General ging auf die Antwort von Kylan nicht ein. Statt dessen begann er die Entscheidung zu verkünden.
    Wie durch Watte drangen die Worte in seinen Kopf vor. Er hörte die Worte, aber es dauerte unendlich lange, bis er sie begriff. Sie hatten beschloßen ihm die gleiche Strafe zukommen zu lassen?
    Ja sie mussten dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passieren würde. Irgendwie verstand er das. Trotzdem fragte er sich, warum er darüber nicht wütend war. Aber so sehr er auch nach der Wut suchte, konnte er doch nur Leere und Schwindel finden.
    Es dauerte noch gefühlt eine Ewigkeit, nachdem Rhynn geantwortet hatte, sich sogar entschuldigt hatte, bis Owatu antwortete.
    Tausend Gedanken schoßen ihm durch den Kopf, aber keiner davon war klar. Er versuchte sich vorzustellen, was wohl die Konsequenz sein mochte, wenn er nein sagen würde, aber er bekam den Gedanken nicht so recht zu fassen.
    „Ja, Herr.“ lautete schließlich seine Antwort, die er aber nur mit gebrochener Stimme hervorbrachte. Sein Mund war trocken und seine Zunge viel zu schwer um mehr sagen zu können.
    Der Satyr nickte, was etwas majestätisches bei seinem gehörnten Kopf hatte: „Dann führt sie ab!“
    Gleich setze sich der Gardist in Richtung Kylan in Bewegung.
    Sein Vater musste ihm Aufhelfen, von alleine wollten seine Beine die Bewegung nicht durchführen. Und obwohl er eigentlich nich zugeben wollte, musste er sich schwerer auf ihn stützen, als er wollte.



    Erstaunt nahm er wahr, dass sie ihn nicht von seinem Greifen trennten, als sein Vater ihn in die dunkle Arrestzelle führte und die Tür hinter ihm schloß. Drückend war das Gewölbe und nur dadurch, dass zum Gang hin die Zellen lediglich Gitterstäbe aufwiesen, machte den Raum ein wenig größer, als er eigentlich war. Rhön wurde in eine Zelle schräg gegenüber bugsiert und die Zelle direkt ihm gegenüber stand leer.
    Erschöpft lies er sich auf dem Strohsack nieder, der in einer Ecke lag. Das sein Vater noch irgend etwas zu ihm sagte, das erwartete er nicht. Desto überraschter war er, als dieser mit den Worten, „Sie können dich nicht von deinem Greifen trennen.“ den Raum verlies.
    Das Greifenjunge schmiegte sich eng an ihn, wohl war es mittlerweile auch erschöpft von dem Aufregenden Tag.
    Dumpf drang der Lärm der Feierlichkeiten, die Ehrung der Prüflinge und der Gesang von Glücklichen Leuten in das Gewölbe.
    Eigentlich hatte er angenommen, dass er vor lauter Grübelei darüber, was der nächste Tag wohl bringen würde, wie es jetzt weiter gehen würde und was genau sein Vater damit hatte sagen wollen, die Nacht kein Auge zutuen würde. Aber die Strapazen forderten ihren Tribut und mitten in der Kraulbewegung durch die weichen Dauen, war er eingeschlafen.

    Erstaunt blickte Owatu auf, sein Blick traf zuerst auf den Gardisten, der nur schwerlich ein Schmunzeln unterdrücken konnte und eigentlich wollte sein Blick auch gleich weiter zu der Katze. Kurz streifte sein Blick auch die Cath’Shyrr und schnell schaute er verlegen weg. Er wollte sie gar nicht so sehen, aber sein Unterbewusstsein ob der Unruhe war schneller gewesen. Der Atzt gab bei ihr auf, wie er feststellte. Für einen Schrecklichen Moment kam ihm der Gedanke, dass er es für überflüssig erachtete eine Totgeweihte zu behandeln und wurde nun tatsächlich kreidebleich und er Schluckte schwer.
    Dann stand der Heiler plötzlich hinter ihm und Owatu hatte gerade noch so Zeit seine Haare nach vorne zu nehmen. Blut klebte in den Längen und hing nun zerzaust vor seiner Brust. Gleich schnäbelte der junge Greif nach den dunklen Strähnen und der Mann hatte Mühe sie sanft davon abzuhalten.
    Das kühle Wasser fühlte sich zunächst sehr wohltuend an und vertrieb sogar für einen Moment die Übelkeit. Dann begann der Arzt allerdings die Wunden zu säubern, was alles andere als angenehm war, denn nach dem Wasser kam der Alkohol und der brannte wie Feuer. Er presste einfach nur noch die Zähne aufeinander und sein ganzer Unterkiefer schien sich zu verkrampfen. Irgendwie versuchte er seine Atmung zu kontrollieren, aber auch das gelang ihm nur mäßig ohne ein Stöhnen von sich zu lassen.
    Es schien ihm als gäbe es nichts wohltuenderes, als dass der Heiler endlich einfach nichtmehr seinen Rücken berührte. Doch der Moment währte nicht lange. Nur kurz griff der Elf über den Tisch nach einem der Tiegel und begann dann damit eine Paste auf die Verletzungen aufzutragen, die durchaus gut roch, aber im ersten Moment auch brannte. Erst als einige Zeit vergangen war, setze sowas wie Linderung ein.
    „Blutet es noch?“ fragte er an den Weibel gewandt. Dieser lockerte daraufhin nochmal seinen Griff.
    „Nicht mehr so stark.“ Lautete seine Antwort.
    „Gut.“ erwiderte der Heiler und Schritt auf den Tisch zu. Ein paar Kräuter wanderten in einen Mörser, dazu etwas Fett und irgendeine Flüssigkeit, die Owatu nicht so recht zuordnen konnte. Die Kräuter zerstieß er nochmal, bevor er die anderen beiden Ingredienzien dazu gab. Alles verrührte er ausgiebig und nahm dann wieder sein Hand. Keinen Augenblick hatte der junge Tua’Tanai, ihn dabei aus den Augen gelassen. Die Salbe strich er in seine Handfläche und begann dann einen Verband um die Hand und den Arm zu legen. Er war fast fertig, als sich die Zeltplane wieder bewegte und der General mit ernstem Blick auf sie zuschritt.