Sich für ein paar Momente einfach nicht mehr bewegen zu müssen war wunderbar. Jeder Muskel schien zu schmerzen, aber gleichzeitig erfüllte ihn eine Euphorie, die dass alles hinweg zu spülen schien. Er hatte es geschafft!
Müde hob er die Hand und kraulte sein Greifenjunges hinter dem Ohr, als dieses ihn per sanften Schnabeldruck dazu auffordern wollte wieder aufzustehen.
„Nahee.“ murmelte er leise, doch der aufkommende Tumult lies ihn schneller wieder den Kopf heben, als er vetogehabt hatte. Die Katze war nun auch auf dem Boden angelangt, wurde aber sogleich von ein paar Ranghöheren in Empfang genommen und unter scharfem Tadel dazu aufgefordert besser freiwillig mit zu kommen. Was sie wohl mit ihr machen werden, fragte er sich, kam aber gar nicht dazu sich mehr mit der Frau zu beschäftigen.
„Ana wah nuk?“ hörte er die vertraute und besorgte Stimme seines Freundes, mit der Frage, Obst ihm gut ginge. Der kam aber gar nicht erst bis an ihn heran, da sich das Greifenmädchen fauchend zwischen Tsuu und ihrem neuen Freund gestellt hatte.
‚Ist schon gut. Er ist ein Freund.“ sagte er ihr in der Tiersprache und tatsächlich stellten sich langsam die Ohren der Grauen wieder auf.
„Tu wah nuk!“ antwortete er, was gelogen war, aber er wollte auf keinen Fall zugeben, dass er sich gerade eher wie eine Nacktschnecke, als wie ein Mauersegler fühlte.
„So siehst du aber nicht aus!“ meinte Tsuu auf Tanya und war näher an Owatu herangetreten.
Mühsam versuchte er sich auszusetzen. Nur um zu beweisen, dass sich sein Freund keine sorgen um Ihn machen musste.
„Dein Rücken sieht echt schlimm aus und deine Hand ist auf das Doppelte angeschwollen!“
brachte der Maler die Sache auf den Punkt.
Owatu nickte resignierend. Trotzdem würde er alleine aufstehen. Seinen Beinen ging es nämlich noch am besten.
„Ich hab nichts gesagt!“ meinte der Freund Plötzlich und verwirrt schaute Owatu den Mader an.
Ein langer dunkler Schatten legte sich über sie und knurrend war der Junggreif vor ihn gesprungen.
Erschrocken drehte sich der Tua’tanai um. Sein Vater war an ihn heran getreten, aber seine Miene sah nicht so aus, als ob er ihm Gratulieren wollte.
„Mitkommen!“ sagte er im strengen Ton auf Belenarai und unwillkürlich zuckte Owatu zusammen.
Was war denn hier los? Was war passiert? Die ganze Zeit hatte er doch ein wenig geholt, dass sein Vater wenigstens einmal stolz auf ihn war. Und jetzt? Was hatte er denn getan? Er schien irgendwie in seiner Offiziellen Stellung gekommen zu sein, aber eigentlich hatte er doch mit den Greifenreitern und der Ausbildung nichts zu tun. Der Junge Mann verstand die Welt nichtmehr. Und sein greif wohl auch nicht, denn das Knurren wurde zu einem Fauchen. Vorsichtig tastete er in das weiche Gefieder um sie ein wenig zu beruhigen und wohl auch sich selber.
Der Blick des Vaters hatte der weile einen Ausdruck angenommen, der nur noch sagte ‚wird’s bald?!‘
Erklärung suchend schaute Owatu seinen Freund an, doch der stand nur Hilflos dreinschauend neben ihm.
Also folgte er seinem Vater, was hatte er denn auch für eine andere Wahl?
Obwohl ihm die Frage nach dem, Was und Warum auf der Zunge brannte, folgte er schweigend. Die Laune des Vaters versprach nämlich keine ruhigen erklärenden Worte, sondern wenn überhaupt ein Donnerwetter.
Mit hängenden Schultern betrat er das Zelt, in das sein Vater ihn führte und zu seinem erstaunen stand Kylan und ihr Greif am anderen Ende des großen Manschaftszelts.
„Was..?“ fragte er, wurde aber sofort von seinem Vater unterbrochen.
„Das erfährst du gleich!“ seine Stimme kochte vor Wut und Owatu wusste, dass er bei der Tonlage besser nicht weiter fragte. Vermutlich hatte der Weibel, der sein Vater war, noch nichtmal die Befugnis mehr zu sagen, hatte es aber als seine Aufgabe angesehen, seinen Sohn zu hohlen. Das hätte er sich, in Owatus Augen, aber auch sparen können.
„Ihr wisst, was man euch vorwirft?“ fragte eine Stimme bestimmt an die Katze gewandt.
„Ihr habt euch unerlaubt von der Truppe entfernt, das kommt einer Desertion gleich. Und ihr wisst, was eigentlich die Strafe dafür ist?“
Mit schrecken vernahm Owatu die Worte und ihm schoß nur noch eine Gedanke durch den Kopf. Sie würden sie doch wohl etwa nicht töten? Gerade auf Fahnenflucht stand die Todesstrafe.
„Nun aber ihr habt es auch geschafft einen Junggreifen für euch zu gewinnen. Das sind zwei Dinge, die wir bedenken müssen.“ Schloß der Hauptmann und wandte sich von der Cath’shyrr ab.
Aber? Aber bedeutete doch was gutes, oder, dachte der Tua’tanai und wurde unsanft von seinem Vater weiter ins Zelt gezogen.
„Hier ist er, Herr!“ salutierte er vor dem Hauptmann.
„Gut.“ nickte dieser, „zu ihm kommen wir später.“ Dann wandte er sich wieder ab.
Alles in Owatu schien sich zu einem einzigen harten Klumpen zusammen zu ziehen. Was war denn los? Seine Knie wurden weich und am liebsten hätte er sich hin gesetzt, aber das durfte er jetzt nicht.