Beiträge von Owatu

    Rate warum es Rhynn und Owatu gibt :D


    Ich hätte ja nen Plan für die beginnende Reise, aber eiegntlich hätt ich gern vorher gewusst, wo Sarei steht...ich denk mir morgen mal was aus um den Stein nochmal was anzustoßen... aber ohne Dearid werden wir nicht weit kommen.

    Der Mann hat das Feingefühl eines Steines, schoß es Owatu durch den Kopf. Mag sein, dass es Völker gab, in denen Nacktheit keine große Rolle spielte, aber selbst er wusste, dass die Cath’shyrr nicht dazu gehörten. Sein Blick wanderte zu der Wache, der man durchaus auch ein wenig das Unbehagen ansehen konnte. Der Mann war auch jung, aber er traute sich nicht seine Pflicht zu verletzen und trotz des Wangenschutzes, den sein Helm hatte, konnte man erkennen, das er ein wenig rot wurde.
    Aber ewig konnte er den Gardisten auch nicht anschauen und so war er gezwungen seinen Blick zu seinem Vater zu wenden, kurz hatte dieser seinen Griff gelockert, aber als er seine Hand wieder fest um seinen Arm schloß war ihm auch ohne genau hinzusehen klar, dass es noch nicht aufgehört hatte zu Bluten. Und es gelang ihm nur Mühsam ein keuchen zu unterdrücken, als der Schmerz wieder anschwoll. Den Blick, des ‚Stell dich nicht so an‘ wollte er auf gar keinen Fall von seinem Vater kassieren, doch als er den Kopf zu dem Mann drehte, meinte er tatsächlich so etwas wie Sorge auf den Zügen, des sonst immer so eisernen Mannes, zu sehen. Und ganz als ob er sich ertappt fühlte, strafften sich plötzlich die Züge des Vaters.
    Das Pochen in seinem Arm wurde jetzt schlimmer und Owatu schloß einfach nur noch die Augen. Er wusste nicht wo er hinschauen sollte und ein wenig hoffte er, dass sich dadurch auch die Welt aufhörte zu drehen. Das Geräusch von plätscherndem Wasser drang an sein Ohr und wie Rhynn scharf die Luft einzog. Er fragte sich, was der Heiler wohl gerade mit der Frau machte. Aber auch wenn seine erste Intention war hinzusehen, konnte er diese Reaktion doch noch unterdrücken.
    Nur das der Mann mittlerweile mehrere Tiegel auf dem Tisch ausgebreitete hatte, konnte er erkennen, als er die Augen kurz öffnete.
    „Was ist das? Seid ihr Gefallen?“ fragte der Arzt die Frau, und seine Stimme hörte sich irgendwie danach an, das er keine Lust auf noch mehr Arbeit hatte. Dann fragte er: „Tut das weh?“ und murrte irgendwas anderes vor sich hin, was er nicht verstand.
    Der Junge Tua’Tanai beschrenkte sich nun darauf, da das mit dem Augenschließen auch nichts gebracht hatte, sein Greifenjunges zu kraueln. Die Graue schmiegte ihren Kopf zwischen seine Beine und schnurrte genüßlich vor sich hin. Wenigstens einem ging es hier gut.

    Owatu versuchte sich irgendwie einfach nur noch auf seinen Atem zu konzentrieren und vor allem nicht auf sein Blut zu schauen. Die Schale hatte sein Vater genommen. Auch ihn vermied er anzuschauen. Er wusste nicht was er darauf sagen sollte. Seine Gedanken drehten sich, seine ganze Welt drehte sich gerade. Trotzdem hallten seine Worte ‚Das stimmt nicht ganz‘ immer und immer wieder in seinem Kopf nach. Aber er hatte doch recht. Sein Vater war enttäuscht von ihm. vielleicht nicht zu allen Zeitpunkten, aber jetzt gerade mit Sicherheit. Sein Blick ruhte starr auf der Katze, ging aber zuweilen ein wenig durch sie durch und sein Kopf nahm nur am Rande war, wie der Heiler ihren Arm versorgte.
    Erst als ihr ein Laut entfuhr, war plötzlich seine volle Aufmerksamkeit bei ihr. So wie der Arzt sie behandelte war es fast ein wunder, dass sie so lange Still geblieben war, schoß es ihm durch den Kopf und merkte wie der Griff seines Vaters sich feste um seinen Arm Schloß. Das kam so überraschend, dass der heftige Schmerz, der von der offenen Stelle ausging kurz durch seinen ganzen Körper zuckte. Ruckartig wandte er den Kopf zu dem anderen Tua’tanai, der nun den Stofflappen auf die Schnittwunde presste und die Schale mit Blut auf dem Tisch abstellte.
    „Sie ist voll.“ sagte er an den Arzt gewandt.
    „Gut dann solange zuhalten, bis es nicht mehr Blutet, zur Not den Arm hoch halten.“ lautete die Antwort ohne dass der Arzt dabei von seiner Näharbeit aufblickte.
    Die kleinen Greifen hatten ihre Spielrunde beendet und waren nun zu ihren neuen Freunden zurückgekehrt. Als sich der kleine Schnabel, unter dem Tisch auf die Bank schob, konnte Owatu dem drang durch das dichte Federkleid, zu streicheln nicht mehr Wiederstehen. Und etwas beruhigende ging von dieser Berührung aus. Auch der Katze schien es da nicht anders zu gehen, stellte er fest, als er wieder zu ihr rüber Blickte.
    Sie waren schon zwei ganz schöne Häuflein elend, schoß es ihm durch den Kopf. Und er fragte sich tatsächlich, wie es ihr wohl ging. Ihre Strafe würde vermutlich deutlich härter ausfallen, als seine. Momentan hoffte er tatsächlich nur noch, dass sie ihm den Greifen nicht wegnehmen würden. Die kurze Zeit hatte schon ausgereicht um die Kleine in sein Herz zu schließen.
    „Würdet ihr bitte euer Hemd ausziehen.“ sagte plötzlich der Heiler und war ein Stück von seiner Patientin weggerückt um eine Schale mit Wasser zu füllen.
    Ungläubig starrte er den Mann an, dann schaute er schnell weg um der Katze wenigstens etwas an Privatsphäre bieten zu können.

    Der General und seine Hauptmänner hatten gerade das Zelt verlassen, nur noch ein Gardist, der auf Rhynn aufpasste war zurück geblieben.
    Eine Zeit lang hatte er einfach nur aus den Boden vor sich gestarrt. Als er aufblickte traf ihn der Blick der Frau, in dem etwas entschuldigendes lag. Er erwiderte diesen Blick kurz, bis sein Vater ihn fragte: „Was hast du dir dabei nur gedacht?“ Er fragte das auf Belanarai, was den jungen Mann doch stutzig machte. Warum stellte er diese Persönliche Frage nicht in ihrer Sprache? Sonst war er doch immer so darauf bedacht, dass die Wirkung nach außen hin Stimmte. Und das Rhynn und der menschliche Gardist Tanay besonders gut verstanden, dass glaubte er nicht. Er wollte also, dass sie ihn verstanden. Warum? Ihm war es doch mit Sicherheit nicht wichtig, dass die anderen Anwesenden seine Antwort kannten, oder doch? – Nein es war ganz einfach erkannte er. Sein Vater wollte lediglich sicher stellen, dass, was auch immer noch passieren mochte, durch Zeugen klar war, dass er seinen Sohn zu nichts ermuntert hatte.
    Wut kochte in ihm hoch.
    „Nichts!“ sagte er trotzig.
    „Oder doch. Ich hab mir gedacht, da mein Vater eh schon enttäuscht von mir ist, wie kann ich es noch schlimmer machen.“ schob er sarkastisch nach. Sein ganzer Körper hatte sich dabei verkrampft, aber er hatte es vermieden den Mann anzusehen.
    Langsam kroch Kälte in ihm hoch und er fragte sich, ob es von der Erschöpfung oder der Wut in ihm kam. Mit einem Mal war die ganze Wut, die er gegen seine Vater aufgestaut hatte, da. Raste in ihm und machte in schwindelig.
    Er hatte gar nicht mitbekommen, wie der Elf das Zelt betreten hatte und als er plötzlich, durch seine hochgeschlossene Schürze eindeutig als Heiler zu erkennen, vor ihm stand, wollte er ihn eigentlich zuerst zu Rhynn schicken, die war schließlich fast abgestürzt. Doch der befehlende Ton, mit dem der Elf ihn bedeutete sich ein eine der Bänke zu setzen, lies ihn gehorchen.
    Erst als er die zwei Schritte zu Bank machte, merkte er, wie angespannt er war und wie schwer es ihm gerade fiel einen Fuß ordentlich vor den anderen zu setzen.
    „Borkenspinner, oder Nesselblatt?“ fragte ihn der Mann als er sich seinen Arm griff und die Handfläche betrachtete.
    „Borkenspinner.“ antwortete er knapp. Die Handfläche war immer noch taub. Weshalb in die große Anzahl an spitzer metallener Gegenstände, die der Heiler daraufhin vor ihm auf dem Tisch ausbreitete, weniger Schreckte, als sie eigentlich sollten. Er Ahnte was jetzt kommen würde, aber ihm blieb auch nichts anderes übrig, als die Prozedur über sich ergehen zu lassen. Wenn er nicht hin sah, was der Elf mit den Nadeln und Pinzetten tat, fühlte es sich nur wie ein dumpfes Kribbeln an, bis zu dem Zeitpunkt wo er einen tiefen Schnitt in seinen Arm setze. Instinktiv versuchte er seinen Arm weg zu ziehen und blickte den Elf erschrocken an, aber der Mann hatte genau mit dieser Reaktion gerechnet und hielt seinen Arm fest gepackt. Die Kraft hatte er dem zarten Elfen gar nicht zugetraut.
    „Das Gift muss raus.“ erklärte er kurz und hielt eine Schale unter die Schnittwunde. Dann wandte er sich zuerst an Owatus Vater: „Wenn die Schale bis hierhin gefüllt ist, drückt dass bitte hiermit ab und sagt mir bescheid.“ Und anschließend drehte er sich zu Kylan um, um ihr auch in dem gleichen Befehlston zu sagen, dass sie sich hinsetzen sollte.
    Kurz schaute er zu der Katze und versuchte so vor allem nicht zu seinem Arm zu schauen, damit ihn der Schwindel, der ihn mittlerweile gut im Griff hatte, nicht völlig übermannte.
    Eigentlich war es zwecklos, was der Heiler hier tat, schoß es ihm durch den Kopf. Er war so oder so tot. Denn mit Sicherheit würden sie ihm das Greifenjunge abnehmen und nicht zu den Greifenreitern zulassen. Und wenn das geschehen würde, dann war er tot, denn dann konnte er nicht für das Kleine sorgen. Die Stimme der Mutter war immer noch allzu deutlich in seinem Kopf. Sie würde ihn finden. Und ein solches zusammentreffen würde er nur überleben, wenn er die Greifin tötete, darauf aber auch wieder die Todesstrafe stand.
    „Das stimmt nicht ganz.“ sagte sein Vater plötzlich sehr leise, als er sich neben ihm nieder gelassen hatte.

    och mit dem leichten Moos und Flechten auf der Theke, wars doch auch ganz schick.... gut die Algen im Kaffeepool hätte es nicht gebraucht, aber irgendwas ist ja immer

    Sein Greifenjungens verstand die Lage noch weniger als er selber, doch wo bei ihm nur große Verwirrung herrschte, da sah die Kleine nur das andere Junge und die Möglichkeit eines großen Spielplatzes. Mit großen Sprüngen hopste sie auf ihren Artgenossen zu.
    ‚Nein, bleib hier!‘ rief er ihr hinterher und wollte schon ihr nacheilen um sie wieder einzufangen, als ein kräftiger Ruck am Arm ihn aufhielt. Sein Vater hatte ihn gepackt. „Machs nicht noch schlimmer.“ raunte er ihm auf Tanay zu.
    Was !? Wollte er seinen Vater fragen, doch das brauchte er schon nichtmehr. Deutlich hörte er, wie der Hauptmann ihr erzählte, dass er sie angestiftet habe. Sein Magen verkrampfte sich weiter. Hatte er das? Er ging nochmal die Begegnung mit er Frau im Kopf durch. Ja man konnte das tatsächlich so auslegen. Da gab es wenig dran zu rütteln. Aber sie hatte schon recht, gezwungen hatte er sie nicht. Nur provoziert und es war immer noch ihre eigene Entscheidung gewesen. Ausserdem hätte er doch nie im Traum daran gedacht, dass sie das wirklich tat. Woher hatte er das Ahnen sollen?
    Der Hauptmann nickte nach ihrer Aussage und schien Nachdenklich. Aber seine Miene blieb hart. Ein paar Mal ging er auf und ab. Blickte immer wieder die Katze an und dann zu Owatu. Schließlich kam er auf den jungen Tua’tanai zu.
    Owatu versuchte sich so aufrecht wie Möglich hinzustellen um dadurch wenigsten irgendwie zu seine Panik zu überspielen. Sie würden ihn doch wohl nicht aus der Garde werfen? Das war gerade seine größte Angst. Aber ebenso, dass immer noch das Damoklesschwert über Kylan hing und bedrohlich jedes Wort zum schlimmsten führen konnte.
    „Owatu, habt ihr diese Kadettin dazu angestiftet auf den Greifenhorst zu klettern und damit an der Prüfung teilzunehmen?“ fragte er ihn direkt.
    Alles in ihm wollte sagen, dass er das nicht getan hatte, aber das wäre gelogen, auch wenn es nicht seine Absicht war, dass sie das wirklich tat. Und schon gar nicht hatte er sie zur Teilnahme an der Prüfung angestiftet. Die Zeit schien dahin zu rasen, während er sich Worte überlegte, die Erklärend waren. Aber all das was ihm einfiel, führte nur zu Diskussionen. Und man Diskutierte in der Garde nicht. Man befolgte Befehlen. Außerdem hatte er ja wohl schon seine Beweise dafür, dass er sie Angestiftet hatte. Das, oder einen Teil davon, jetzt zu leugnen würde es nur schlimmer machen.
    Er nickte zaghaft, was ihm einen scharfen Blick des Hauptmanns einbrachte und nur eines zu bedeuten hatte. – Er solle das gefälligst vernünftig aussprechen.
    Owatu schluckte, den Blick zu seinem Vater vermied er bewusst, versuchte sich aber noch etwas zu straffen: „Ja, Herr.“
    Als Antwort gab wieder nur den strafenden Blick, dann drehte er sich um und schaute nochmal zu der Frau.
    „Nun gut, ich denke wir werden uns beraten, was wir mit euch beiden machen.“ sagte er dann und schritt zurück zum General, kurz blieb er auf dem Weg dorthin bei einem der Gardisten stehen, „Geht und holt derweil einen Heiler für die beiden.“, befahl er und Owatu hoffte, dass das vor allem bedeutet, dass die Todsstrafe für Kylan nichtmehr auf dem Plan stand.

    Sich für ein paar Momente einfach nicht mehr bewegen zu müssen war wunderbar. Jeder Muskel schien zu schmerzen, aber gleichzeitig erfüllte ihn eine Euphorie, die dass alles hinweg zu spülen schien. Er hatte es geschafft!
    Müde hob er die Hand und kraulte sein Greifenjunges hinter dem Ohr, als dieses ihn per sanften Schnabeldruck dazu auffordern wollte wieder aufzustehen.
    „Nahee.“ murmelte er leise, doch der aufkommende Tumult lies ihn schneller wieder den Kopf heben, als er vetogehabt hatte. Die Katze war nun auch auf dem Boden angelangt, wurde aber sogleich von ein paar Ranghöheren in Empfang genommen und unter scharfem Tadel dazu aufgefordert besser freiwillig mit zu kommen. Was sie wohl mit ihr machen werden, fragte er sich, kam aber gar nicht dazu sich mehr mit der Frau zu beschäftigen.
    „Ana wah nuk?“ hörte er die vertraute und besorgte Stimme seines Freundes, mit der Frage, Obst ihm gut ginge. Der kam aber gar nicht erst bis an ihn heran, da sich das Greifenmädchen fauchend zwischen Tsuu und ihrem neuen Freund gestellt hatte.
    ‚Ist schon gut. Er ist ein Freund.“ sagte er ihr in der Tiersprache und tatsächlich stellten sich langsam die Ohren der Grauen wieder auf.
    „Tu wah nuk!“ antwortete er, was gelogen war, aber er wollte auf keinen Fall zugeben, dass er sich gerade eher wie eine Nacktschnecke, als wie ein Mauersegler fühlte.
    „So siehst du aber nicht aus!“ meinte Tsuu auf Tanya und war näher an Owatu herangetreten.
    Mühsam versuchte er sich auszusetzen. Nur um zu beweisen, dass sich sein Freund keine sorgen um Ihn machen musste.
    „Dein Rücken sieht echt schlimm aus und deine Hand ist auf das Doppelte angeschwollen!“
    brachte der Maler die Sache auf den Punkt.
    Owatu nickte resignierend. Trotzdem würde er alleine aufstehen. Seinen Beinen ging es nämlich noch am besten.
    „Ich hab nichts gesagt!“ meinte der Freund Plötzlich und verwirrt schaute Owatu den Mader an.
    Ein langer dunkler Schatten legte sich über sie und knurrend war der Junggreif vor ihn gesprungen.
    Erschrocken drehte sich der Tua’tanai um. Sein Vater war an ihn heran getreten, aber seine Miene sah nicht so aus, als ob er ihm Gratulieren wollte.
    „Mitkommen!“ sagte er im strengen Ton auf Belenarai und unwillkürlich zuckte Owatu zusammen.
    Was war denn hier los? Was war passiert? Die ganze Zeit hatte er doch ein wenig geholt, dass sein Vater wenigstens einmal stolz auf ihn war. Und jetzt? Was hatte er denn getan? Er schien irgendwie in seiner Offiziellen Stellung gekommen zu sein, aber eigentlich hatte er doch mit den Greifenreitern und der Ausbildung nichts zu tun. Der Junge Mann verstand die Welt nichtmehr. Und sein greif wohl auch nicht, denn das Knurren wurde zu einem Fauchen. Vorsichtig tastete er in das weiche Gefieder um sie ein wenig zu beruhigen und wohl auch sich selber.
    Der Blick des Vaters hatte der weile einen Ausdruck angenommen, der nur noch sagte ‚wird’s bald?!‘
    Erklärung suchend schaute Owatu seinen Freund an, doch der stand nur Hilflos dreinschauend neben ihm.
    Also folgte er seinem Vater, was hatte er denn auch für eine andere Wahl?
    Obwohl ihm die Frage nach dem, Was und Warum auf der Zunge brannte, folgte er schweigend. Die Laune des Vaters versprach nämlich keine ruhigen erklärenden Worte, sondern wenn überhaupt ein Donnerwetter.



    Mit hängenden Schultern betrat er das Zelt, in das sein Vater ihn führte und zu seinem erstaunen stand Kylan und ihr Greif am anderen Ende des großen Manschaftszelts.
    „Was..?“ fragte er, wurde aber sofort von seinem Vater unterbrochen.
    „Das erfährst du gleich!“ seine Stimme kochte vor Wut und Owatu wusste, dass er bei der Tonlage besser nicht weiter fragte. Vermutlich hatte der Weibel, der sein Vater war, noch nichtmal die Befugnis mehr zu sagen, hatte es aber als seine Aufgabe angesehen, seinen Sohn zu hohlen. Das hätte er sich, in Owatus Augen, aber auch sparen können.



    „Ihr wisst, was man euch vorwirft?“ fragte eine Stimme bestimmt an die Katze gewandt.
    „Ihr habt euch unerlaubt von der Truppe entfernt, das kommt einer Desertion gleich. Und ihr wisst, was eigentlich die Strafe dafür ist?“
    Mit schrecken vernahm Owatu die Worte und ihm schoß nur noch eine Gedanke durch den Kopf. Sie würden sie doch wohl etwa nicht töten? Gerade auf Fahnenflucht stand die Todesstrafe.
    „Nun aber ihr habt es auch geschafft einen Junggreifen für euch zu gewinnen. Das sind zwei Dinge, die wir bedenken müssen.“ Schloß der Hauptmann und wandte sich von der Cath’shyrr ab.
    Aber? Aber bedeutete doch was gutes, oder, dachte der Tua’tanai und wurde unsanft von seinem Vater weiter ins Zelt gezogen.
    „Hier ist er, Herr!“ salutierte er vor dem Hauptmann.
    „Gut.“ nickte dieser, „zu ihm kommen wir später.“ Dann wandte er sich wieder ab.
    Alles in Owatu schien sich zu einem einzigen harten Klumpen zusammen zu ziehen. Was war denn los? Seine Knie wurden weich und am liebsten hätte er sich hin gesetzt, aber das durfte er jetzt nicht.

    Owatu nickte, als sie ihm sagte, dass sie klar kam. Das Junge schien der Frau folgen zu wollen. Wieso auch nicht, aus sich der Greifen machte das vermutlich keinen Unterschied. Aber er fragte sich für einen Augenblick, was wohl geschehen würde, wenn sie unten mit dem Jungtier ankam. Es gab keine Frauen bei den Greifenreitern. Hatte es noch nie gegeben und würde es auch nicht geben. Aber einen Greifen unter den Einhörnern konnte er sich beim besten Willen auch nicht vorstellen. Nur bekanntlich suchten die Tiere sich ihren Reiter aus und es war nur sehr schwer sie an wen anderes zu gewöhnen. Möglicherweise klappte das aber auch noch besser, wenn sie so jung waren. Aber das musste nicht seine Sorge sein. Da würden die Hauptmänner drüber entscheiden. Kylans Bemerkung riss ihn aus seinen Gedanken. Er zuckte mit den Schultern, auf keinesfalls wollte er zugeben, dass es ihm mehr zu schaffen machte, als ihren Arm notdürftig verband. Ja durchaus, die Katze hatte schneid, dass musste er zugeben. Aber das hieß noch lange nicht, dass er das auch aussprach.
    Sie sah wild entschloßen aus, als sie sich weiter abseilte und der Tua’tanai fragte sich für einen Augenblick, was sie nun wieder vorhatte. „Fall nicht!“ rief er ihr hinterher und merkte erst danach, dass es wie Spott klang. Das war allerdings gar nicht seine Absicht gewesen, sondern wirklich sein Wunsch an sie.
    Mit jedem Ast den er weiter nach unten kam wurden seine Arme schwerer. Sein Rücken war nur noch eine Schmerzende Masse, wobei er sich nichtmal mehr sicher war, ob das von den Verletzungen her kam, oder weil seine Muskeln langsam aber sicher den Dienst versagten. Dem Greifenmädchen schien das alles nichts auszumachen und quietschfidel hüpfte es von einem Ast zum nächsten. Segelte ein wenig, bis sie sich kurz in der harten Borke des Stammes festkrallte um dann wieder auf den nächsten Ast zu gelangen. Auf diese Weise nahm sie auch die größten Abstände spielend.
    Owatu geriet hingegen immer mehr ins Taumeln. Hatte Mühe seine taube Hand geschloßen zu halten und das Seil, welches er sich um den Körper geschlungen hatte um die Abstiegsgeschwindigkeit ein wenig kontrollieren zu können rutschte ihm immer öfter durch die Finger. Die Pausen, die er einlegen musste wurden immer länger. Aber sie wurden auch ein wenig belohnt. Sanft stupste ihn der kleine graue Greif an, als er mal wieder auf einem Ast zum sitzen gekommen war, den geschundenen Rücken an die Raue Borke gelehnt. Ob dieser Schmerz, oder ein anderer Schmerz machte keinen Unterschied mehr.
    Laut drangen nun die Rufe der Zuschauer an sein Ohr, die ersten schienen es schon geschafft zu haben und wurden lärmend bejubelt. Kriechend stieg sein Welpe mit in die Rufe ein und der Mann Blickte sich nochmal um. Bisher hatte er beim Abstieg alles um sich herum vollkommen ausgeblendet, aber jetzt vor den letzen 30 Metern brauchte er einen längere Pause. Die ersten waren tatsächlich schon unten, aber nicht alle wurden von einem Greifenkind begleitet. Etliche schienen es erst gar nicht bis nach ganz oben geschafft zu haben und hatten viel früher abgebrochen. Zu seinem Bedauern befand sich auch Tsuu unter diesen.
    Tief Atmete er nochmal ein und machte sich dann endlich an die letze Etappe. Er vergewisserte sich doppelt, dass das Seil auch wirklich an dem dicken Ast hielt. Dann wandte er sich an seinen Greifen in der Tiersprache, weil er immer noch nicht wusste, wie er sonst mit ihm reden sollte. „Schaffst du das?“ er deutete nach unten. Und die Antwort war recht eindeutig. Ein aufforderndes stupsen erweiterte das Junge und breitete dann seine kleinen Schwingen aus, mit denen es sich gegen den Stamm gleiten lies. Dort hing es allerdings für einen Moment etwas ungeschickt, so dass sich Owatu schon verzweifelt versuchen sah, das Tierchen vom Baum zu pflücken. Er hatte absolut keine Ahnung, wie er das machen sollte, als es sich aber langsam mit allen Krallen ausgefahren den Stamm hinunter bewegte. Die Unsicherheit war trotzdem auch in den großen dunklen Augen zu sehen und das Greifenmädchen blickte wiederholt zwischen ihm und dem Boden hin und her.
    Entschloßen drückte er sich vom Ast ab und kam schwingend einen halben Meter über seinem Begleiter am dicken Stamm an. Seine Muskeln schienen zerreißen zu wollen, als er in dieser Position wartete, bis der Greif weiter geklettert war. Die Taubheit der Hand wanderte langsam in seinen Arm und es schien unendlich lange zu dauern, bis er die nächsten Sprünge machen konnte um dann doch endlich irgendwann festen Boden unter den Füßen zu spüren. Und mit der Erkenntnis es bis nach unten geschafft zu haben brach die Erschöpfung über ihm zusammen.

    Langsam lies der junge Tua’Tanai sich auf den nächsten Ast hinab, die Bewegung schmerzte in seinem geschundenen Rücken, dafür hatte sich der Schmerz in seiner Hand zur Taubheit gewandelt. er musste sich beeilen, wenn, er unten ankommen wollte ohne das sein halbes Arm taub war. Der kleine Greif folgte ihm fröhlich schnatternd und sprang behände von einem Ast zum nächsten. Die kleinen Flügel taugten zumindest schonmal um gezielt zu Fallen.
    Erstaunt hörte er, wie die Katze zu dem Jungen bei sich sprach und es wohl dazu bewegen wollte ihr nicht zu folgen. So wie sich das Kleine aber anstellte war es dazu schon zu spät, das hätte sie sich wirklich früher überlegen sollen.
    Mit Schrecken sah er, wie die Frau plötzlich den Halt verlor und all der Groll, den er gegen die Katze hegte war mit einem Mal verflogen. Sein Hand griff schnell nach dem nächsten Ast, doch eigentlich konnte er nichts tun, als hilflos zusehen, wie sie fiel, sich versuchte an irgendwas festzuklammern und es Kireala zum Dank, tatsächlich schaffte. Erleichtert atmete er aus.
    Das Lachen, was von ihr ausging, war ein wenig unheimlich, trotzdem fragte er: „Alles in Ordnung?“ als er auf gleicher Höhe angekommen war. Gleichzeitig nahm er das Seil von der Schulter und versuchte das Blut, was sich in die Fasern eingezogen hatte zu ignorieren, bestätigten es ihm allerdings die Befürchtungen das sein Rücken genauso schlimm aussah, wie er sich anfühlte. Aber es waren nur Kratzer! Möglicherweise ein paar Tiefe. Aber es waren nur Kratzer!
    Langsam beugte er sich dem Ast hinunter auf dem er stand um seinen Haken daran zu befestigen. Die nächsten Distanzen waren nur mit einem Seil zu überbrücken, wenn man nicht wie die Frau sein Glück im Fallen versuchen wollte. Kurz streifte ihr Blick seine, als er sie musterte. Ihr Oberarm sah schlimm aus. War sie wirklich mit der Mutter aneinander geraten, oder war es ihr ähnlich ergangen wie ihm?
    Eine Hand hatte er schon am Seil, aber er wollte noch warten, bis sie ihm eine Antwort gab, bevor er versuchte sich an dem Seil mit nur einer Hand, die zuverlässig greifen konnte, herab zu lassen.
    Sein Jungtier quietschte derweil vergnügt das andere Junge an und machte fast Anstalten mit dem Artgenossen spielen zu wollen.

    Als er am Rand des Horst angekommen war, waren ihm die viel zu großen tapsigen Pfoten gefolgt und Owatus Blick folgte dem des Jungen, dass jetzt sein gurrendes Fiepsen nach unten richtete. Die Mutter hockte in dem anderen Nest und versuchte ein anderes Junges vor Jemandem zu beschützen, doch bisher konnte Owatu nur Stiefel ausmachen. Erst als ihm gewahr wurde, dass Kylan in dieses Nest geklettert war tauchte auch der Kopf der Katze auf. Ja sie hatte es tatsächlich geschafft bis ganz nach oben zu kommen. Das musste er zugeben, in diesem Punkt hatte er sie gewaltig unterschätzt.
    Die Frau versuchte offenbar die Mutter zu beschwichtigen und den scharfen Krallen zu entgehen. Und dazwischen hopste das Junge mit dem braunen Schopf umher und schien ebenso unbedarft an den Neuankömmling heran zu gehen, wie das hier bei ihm.
    Aber sie hatte doch wohl nicht ernsthaft vor auch eines der Jungen für sich zu gewinnen? Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Das lässt du doch wohl nicht zu, sagte er im Kopf zu der Greifin. Und wischte dann den Gedanken wieder, was interessierte ihn das eigentlich. Sollte sie doch machen was sie wollte.
    Die Chat’Shyrr hatte gerade das Nest Verlassen, als die Mutter tatsächlich von ihr abließ. Sich kurz in die Luft erhob, um dann aber wieder zu ihrem anderen Jungen und somit zu Owatu zurück zu kehren. Leicht panisch kletterte er über den Rand des Nests. Doch er kam nur bis zum Baumstamm, als die Greifin landete. Ihr scharfer Blick wanderte zwischen dem Mann und ihrem Kleinen hin und her. Owatu hielt dem Blick stand. Die gelben sprechenden Augen schienen direkt in sein innerstes zu Blicken und er ließ es zu.
    Als der Junggreif krächzend auch einen weiteren Hüpfer aus dem Nest machte sprach die Mutter in seinem Kopf. Ein merkwürdiges kribbelnden Gefühl, ihre Gedanken plötzlich in seinen zu haben.
    „Pass gut auf sie auf!“ waren die Worte, doch gleichzeitig war da auch das Wissen, dass sie ihn überall finden und töten würde, wenn er es nicht tat.
    Owatu nickte nur zur Antwort. Er wusste nicht wie er ohne Worte sprechen sollte.
    Das Jungtier war nun wieder bei ihm und stupste ihn erst sanft an um aber gleich darauf an seinem Lednenschurz rumzuschnäbeln.
    Jetzt mussten sie irgendwie wieder da runter. Und der Abstieg war ja bekanntlich schwieriger, als der Aufstieg.

    Neugierig wurde er von den Stechenden Augen beäugt, die aus grauem Gefieder blickten. Zuerst schien es, als wolle sie ihm eine Chance geben, zu beweisen, dass er Wahr sprach, doch dann verengten sich Ihre Augen zu schmalen Schlitzen und fauchend schoss sie auf ihn zu. Owatu drückte sich so nah er konnte an den Stamm des Baumes um dem scharfen Schnabel zu entgehen. Jederzeit darauf gefasst, dass sich ihr Biss in sein Fleisch bohrte. Doch der Scharfe Schmerz blieb aus. Stattdessen wackelte und schwankte der ganze Baum und die Schwinge der Greifenmutter traf ihn von hinten, so dass er den Halt auf dem Ast verlor. Reflexhaft versuchte er sich an irgendwas festzuhalten, bekam aber nur Nadelspitzen zu fassen und taumelte weiter, rutschte und fand sich schließlich rücklings in dem Nest unter ihm liegend wieder. Das alles war so schnell gegangen, dass ihm gar nicht bewusst war, wie ihm geschah. Äste und Überreste von kleinen Tieren hatten seinen ganzen Rücken verkratzt und stachen schmerzhaft in sein Fleisch. Schnell versuchte er sich aufzurappeln, schaute sich erschrocken nach der Greifenmutter um, aber das große Weibchen war nirgends zu sehen. Ein Stöhnen entging ihm, als er sich aufsetze und als er seinen Blick vom Rand des Nestes löste, zurück in die mit Moos ausgekleidete und großen weißen Daunenfedern übersäte Stätte, schauten ihn zwei viel zu große dunkle Augen an. Tapsig und neugierig kam das Greifenjunge, welches die Mutter so überstürzt zurück gelassen hatte, auf ihn zu. Zwischen den grauen Kopffedern steckten noch immer weiße Babyflaumfedern und die dunklen Flügel, die es schon versuchte zu benutzen, als es auf ihn zu hüpfte, hatten größtenteils schon richtige Federn, die aber allesamt noch sehr frisch wirkten. Ein aufgeregtes Gurren lies der Junggreif verlauten, als er bei dem überraschenden Besuch in seinem Heim angekommen war. „Taima“ begrüßte Owatu vorsichtig mit ruhiger Stimme das Junge und schaute sich ein wenig Angstvoll nach der Mutter um. Aber von der hörte er aus irgendeinem Grund nur Aufgeregtes Geschrei unter ihm.
    Ein neugieriger Schnabel bewegte sich ganz nah an sein Gesicht und der junge Mann hielt instinktiv die Luft an. Der warme Atem des Greifen blies ihm ins Gesicht. Ein wenig wisch der Tua’Tanai zurück, das Brennen in seinem Rücken war für den Moment vollkommen vergessen. Langsam hob er die Hand. Blickte in die dunklen Augen und als das Junge nicht vor ihm zurück schreckte legte er vorsichtig seine Hand in das weiche Gefieder. Das aufgeregte fast fragende Gurren wurde zu einer Art Schnurren.
    ‚Magst du mir folgen?‘ fragte er in der Sprache der Tiere und der Junggreif legte den Kopf schief, als wüsste es nicht, was das bedeutete, was er sagte. Was genau passierte, wenn sie den Greifenhorst erreicht hatten, darauf hatten sie ihn natürlich nicht vorbereitet. Es hieß nur immer, dass die Greifen einen aussuchen worden. Aber woran erkannte man, dass ein Junges einen gewählt hatte? Woher wussten denn die Welpen, dass sie das tun sollten?
    Sanft wurde er von dem kleinen Greifenschnabel angestupst und eher er sich versah kaute das Junge auf seinen langen Haare herum. ‚Hey, lass das.‘ sagte er lachend und versuchte sanft seine Haare aus dem Schnabel zu lösen.

    Erschrocken hielt er inne und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Nun war es also doch passiert. Das Schlimmste, von dem Jeder ausging, dass es ihm nicht zustoßen würde. Sein blick wanderte nach unten und das erste Mal wurde ihm doch etwas Bang bei dem Blick in die Tiefe. Sein Herz raste und er versuchte sich wieder zu beruhigen. Bald hatte er es geschafft und war oben angekommen. Hoffentlich. Die Reaktion der Menschenmenge, die bis zu ihm hinauf schwappte, bestätigte ihm, was er Bereits Ahnte. Suchend schaute er sich nach seinen Beiden Freunden um, die Glücklicherweise immer noch im Baum hingen.
    Nasser Schweiß stand ihm auf der Stirn als er nach dem nächsten Ast griff. Der Schmerz seiner Hand ließ ihn kurz inne halten. Noch gehorchte sie ihm und er konnte gegen den Schmerz ankämpfen. Aber der Absturz des Kameraden hatte ihm deutlich gezeigt, dass er Vorsichtig sein musste. Jeden Schritt zweimal überdenken und nicht zu sehr dieser Hand zu vertrauen.
    Stück um Stück zog er sich an den dichter werdenden Äste hoch. Langsam reichte das Grün auch immer weiter bis zum Stamm und dann konnte er endlich das erste Nest erkennen, wie es zwischen mehrere Äste gewebt worden war. Die Katzenfrau über ihm hatte auch schon Eines erreicht und schwang sich gerade über die Äste und das verwebte Stroh. Der Geruch von Aas wurde stärker und langsam mischte sich auch der markante Duft der Tiere in den Wind, der ihm entgegen blies.
    Er kletterte noch ein Stück weiter als die Frau es getan hatte. Diese unteren Nester schienen dieses Jahr nicht zum Brüten genutzt worden zu sein. Und was auch immer das Ziel der Frau war, seines war eines der Greifenjungen zu finden und dann hoffentlich auch von ihm akzeptiert zu werden.
    Aus dem nächsten Nest drang ein fiepen, doch als er sich endlich den Kopf über den Ast bekam, der das Nest beherbergte kam ihm ein kräftiger Schnabel, der so groß war, wie sein eigener Kopf, entgegen. Gelbe stechende Augen blickten ihn zornig an. Die Greifenmutter war wohl nicht so sonderlich erfreut über den Besuch und schnell zog Owatu den Kopf wieder ein. Dann versuchte er halb um den Stamm herum zu kommen um von der anderen Seite etwas höher als das Nest zu kommen.
    ‚Ich komme nicht in Groll‘ sagte er leise in der Tiersprache zu dem Greifenweibchen, was schützend die Flügel über ihr Junges ausgebreitet hatte.

    Erschrocken sah der Mann nach oben, als er einen erstickten Schrei vernahm, wildes Flügelschlagen von kleinen Vögeln und rieselndes Moos auf seine Beine fiel. Gleich war seine Hand wieder an dem dicken rauen Stamm um Aufzuspringen, doch die Bewegung der anderen Hand und der daraus resultierende Schmerz ließ ihn inne halten. Die Katzenfrau hatte sich doch überschätzt und den Halt verloren. Zum Glück hatte sie sich aber abfangen können. Egal, wie sehr ihm die Frau auf die Nerven fiel, dass sie Stürzte, dass wünschte er ihr auf keinen Fall. Und er merkte, wie er erleichtert ausatmete, als sie es doch schaffte sich wieder aufzurappeln. Die Frau war echt verrückt. Schnell zog er die letzten Härchen aus seiner Hand und spuckte einmal auf die entzündete Stelle um das Beißen ein wenig zu beruhigen. Dieses Missgeschick würde ihn sicherlich nicht aufhalten, schon gar nicht, wenn es die Katze schaffte nach oben zu kommen.
    Entschlossen griff er nach dem nächsten Ast. Ignorierte das Brennen in seiner Handfläche und zog sich mit zusammengebissen Zähnen hoch.
    Tsuu war mittlerweile fast auf gleicher Höhe mit ihm und schaute auch besorgt zu Kylan empor. „Toko’tsee Latav‘ren’tsee.“ Murmelte er leise, so dass es Owatu gerade noch verstehen konnte. Ja sein Freund hatte schon Recht, aber es gab auch genug dumme Männer, die den Aufstieg versuchten und nicht annähernd so weit gekommen waren.
    Eine Windboe erfasste den Baum und ließ die Wipfel schwanken, ergriff den Stamm und ließ ihn ein wenig beben. Owatus Griff verkrampfte sich kurz um nicht den Halt zu verlieren und ein Aufgeregter Schrei erklang vom Nachbarbaum, gefolgt von krachenden Ästen.

    Owatu griff gerade nach einem neuen Ast und zog sich an diesem empor, als der Zuckende Katzenschwanz, plötzlich wieder näher kam. Und zuerst dachte er, dass sich diese Frau irgendeine Finte ausgedacht hatte, als sie ihm riet nicht diesen Weg zu nehmen. Doch dann viel ihm auf, dass sie selber den Weg auch nicht wählte und schluckte deshalb seinen bissigen Kommentar hinunter. Dann hörte er auch das verräterische Summen. Nun ganz dumm schien das Mädchen nicht zu sein.
    Suchend schaute er sich um. Das hieß wohl diesen Baum verlassen zu müssen oder zumindest die Äste weiter außen zu benutzen, was tatschlich sehr viel gefährlicher war, als nahe am Stamm zu agieren. Wieder nahm er den Haken zur Hand und warf ihn weiter außen über einen Ast. Kratzend verfing er sich in der Verästelung und riss ein paar dünne Zweige hinunter, bevor er wieder zu dem Tua’Tanai zurückschwang. Das Gleichgewischt nicht zu verlieren kralle er sich in die Harte Borke des Stammes und holte sein Seil wieder ein, als er wieder sicheren Stand hatte. Nochmal warf er den Haken und dieses Mal verfing er sich zwischen den Ästen. Der Prüfende Zug ergab, dass der Ast ein wenig nachgab, aber die Dicke des Astes sagte ihm, dass er trotzdem halten würde, auch wenn er so weit außen belastet wurde. Dann schob er vorsichtig einen Fuß vor den anderen auf seinem Ast, bis er senkrecht an seinem Seil stand. Ein wenig Bog sich hier der Ast auch nach unten und das Einzige, was ihm hier einen unsicheren Halt gab, war sein Seil. Eine Flasche Bewegung, eine Windböe sogar und ihm würde es vermutlich nicht anders ergehen als dem Wolf. Innerlich bereitete er sich schon mal aufs Fliegen vor, waren sie doch nun schon gute 60 Meter über dem Waldboden. Eine Hand über die andere setzend erklomm er das wackelige Seil und Erleichterung durchströmte ihn, als er den Ast greifen konnte. Die Nadelbesetzen Äste erschwerten es ihm, sich auf den Ast zu schwingen und kratzen unangenehm über seine nackte Haut. Dann begab er sich wieder näher an den Stamm. Von Oben her wurden die fiependen Laute nun deutlicher. Allzu weit war es nichtmehr, bis er das erste Nest erreicht hatte und die Aufregung in ihm stieg wieder an. Aber irgendwie fragte er sich auch, was sich die Katze eigentlich davon erhoffte eines der Nester zu erreichen.
    Den Gedanken hätte er besser nicht an die Katze verschwendet, sondern darauf geachtet, wo er hin griff. Fluchend zog er seine Hand zurück Und betrachtete die Schmerzende Handfläche. Tausend kleine Nadeln steckten in seiner Haut und verbreiteten einen surrenden schmerz. Hätte er doch mal aufgepasst, dann hätte er nicht direkt in einen Borkenspinner gepackt, die kleinen Raupen konnten wirklich garstig sein, wie er gerade am eigen Körper spürte. Vorsichtig ließ er sich auf dem Ast nieder. Suchte sicheren Halt und begann vorsichtig die kleinen Haare aus seiner Hand zu entfernen.

    Als das Startsignal erklang eilte der junge Mann zu den Hilfsmitteln, griff sich Seil, Haken und Bogen und befestigte das Ende ohne Haken des Seils mit einer dünnen Kordel an Dem Pfeil. Anschließend ging er zu der Stelle, die er sich schon vor Tagen ausgesucht hatte. Spannte die Sehne und ließ den Pfeil fliegen. In einem hohen Bogen erreichte er den untersten Ast und wurde abrupt gebremst, als die Kordel gegen den Ast kam. Taumelnd kam der Pfeil wieder zu Boden, wo ihn der Tua’tanai einsammelt, vorsichtig das Seil an der Kordel über den Ast zog und einem zuziehenden Knoten um das Seil legte, der nun halt an dem Ast versprach. Kurz prüfte er mit einem heftigen Ruck, ob das Seil auch hielt, dann begann er daran hinaufzuklettern. Am Ende angekommen schwang er sich auf den Ast, löste den Knoten und wickelte das Seil um seinen Oberkörper. Seine Hände tasteten über die raue Borke, bis sie halt in den tiefen Furchen fanden. Bis zum nächsten Ast reichte der Halt an der Borke vollkommen. Geschickt zog er sich hoch und Blickte sich um. Eigentlich gab es nun zwei Möglichkeiten und er entschied sich für den dickeren dafür aber weit höheren gelegenen Ast. Schnell nahm er das Seil von der Schulter und warf den Haken zu seinem Ziel. Auch hier prüfte er kurz, ob das Seil hielt, dann machte er sich weiter an den Aufstieg. Keine Hast und keine Aufregung lag mehr in seinen Bewegungen. Er war völlig eins mit dem was er tat. Es gab nur noch ihn und den Baum. Alles andere hatte er ausgeblendet. Und auch die Frage nach dem was passiert wohl, wenn er oben angekommen war, war, obwohl der Zeitpunkt näher gerückt war, in weiter Ferne.
    Die Stimme einer Frau – eine Frau? – riss ihn aus seiner Entrückung. Überrascht schaute er die Katze an, die hatte es tatsächlich gewagt? Das hier war nicht ihre Prüfung. Was bildete sie sich eigentlich ein? Ja er hatte sie herausgefordert. Aber er hätte niemals gedacht, dass sie das wirklich tuen würde. Es war nicht nur die Gefahr, die von dieser Prüfung ausging, sondern auch, dass sie sich damit ja über alle Befehle hinweggesetzt hatte. Kurz kam so etwas wie Respekt für den Mut der Katze in ihm hoch, doch dann begriff er, was sie ihm gerade an den Kopf geworfen hatte und ließ dieses Gefühl augenblicklich erlöschen. Es bewies doch, dass sie nichts verstanden hatte. Und sie war viel zu Eilig und unbedacht unterwegs. Totes Holz knackte über ihm und beinahe hätte die scharfe Bruchkannte, den Tua’tanai erwischt, als der Ast krachend in die Tiefe stürzte. Automatisch folgte sein Blick dem fallenden Holz. Tsuu war nur wenige Meter unter ihm, dann kam Vanerliel und an einem Seil hing tatsächlich noch Mar’tar. Der Wolf war so ein miserabler Kletterer, dass sich Owatu wirklich fragte, warum er diese Prüfung anging. Aber keiner von denen unter ihm wurde von dem Ast der törischten Katze getroffen.
    „Es kommt nicht auf Schnelligkeit an, Tate’nar.“ Antwortete er in einem ruhigen, dieses Mal tatsächlich nicht herausfordernden Tonfall. Und kurz überkam ihm die Angst, dass sie ihn vermutlich für ihren Tot verantwortlich machen würden, wenn sie den halt verlöre.
    Sein Blick viel auf die Menge. Da unten war sicherlich irgendwo ihre Familie, dann wanderten seine Augen zu den Einhornanwärterinnen die gebannt das Schauspiel beobachteten und er meinte ein wenig Furcht in den Augen der Freundinnen zu sehen. Doch schnell zog eine weitere Bewegung seine Aufmerksamkeit auf sich. Tatsächlich war sein Vater unten erschienen und winkte ihm zu. Ungläubig starrte er auf den Mann. Jetzt kommst du also doch? All die Jahre hätte ich dich brauchen können, jetzt schaffe ich das auch alleine. Damit wanderte sein Blick wieder nach oben. Kylan hatte ihren Vorsprung weiter ausgebaut. Sie war wohl nicht zu belehren und wenn sie so weiter machen würde, würde sie doch noch fallen. Wieder nahm er sein Seil zu Hand und schwang es zum nächsten Ast. Dann wurden die Astabstände geringer, so dass man auch sehr gut ohne Seil zurechtkam. Ein lautes Aufheulen ließ ihn zusammenzucken und riss ihn erneut aus seinem beständigen tun. Schnell suchte er nach der Ursache und fand Mar’tar nur wenige Meter über dem Boden in seinem Seil hängend. Er hatte es wohl bis zu einem weiteren Ast geschafft gehabt und war dann abgestürzt. Zum Glück waren die Reflexe des Mannes noch schnell genug gewesen um auch den Aufprall auf den Boden zu ersparen. Trotzdem hinterließ das gesehene auch in Owatu ein mulmiges Gefühl.

    Irgendwann zog Vaneriel ihn hinter sich her zu seiner Einheit: „komm, der General ist eingetroffen.“ Meinte er und hatte damit recht, dass sie sich beeilen sollten an ihre Plätze zu kommen.
    Vergessen war die ganze Aufregung um die Katze. Ein fürchterlich nervöses kribbeln stellte sich ein und nur die Routine des Saluts ließ den Anschein zu, dass alles ganz normal war, als der staatliche Mann von einem General die Bühne betrat. Geschwungene Widderhörner zierten sein Haupt und der klang der Hufe auf den Brettern hallte bei jedem Schritt ein wenig nach.
    „Kharad zum Gruße!“ begann er mit kräftiger Stimme.
    „Ich heiße euch alle hier Willkommen und freue mich, dass sich auch in diesem Jahr so viele eingefunden haben um die Prüfungen zu bestreiten. Wie ihnen allen bekannt ist werden es nur die Besten schaffen diese Prüfungen zu bestehen und so…“
    Owatu hörte dem Mann nur noch mit einem halben Ohr zu. Die Aufregung war weiter angestiegen und er merkte, wie seine Handflächen schwitzig wurden, was ihn noch nervöser machte, weil das zum Klettern so gar nicht gut war. Im Kopf ging er nochmal durch, was gleich auf sie zukommen würde. Es wäre ja nicht so gewesen, dass die drei Kadetten in den letzen Tagen mehrfach bei den alten Bäumen gewesen wären und sich schonmal angeschaut hatten, wie wohl die beste Route in die Wipfel sein könnte. Das schwierigste dabei waren sicherlich die ersten 30 Meter, die die hohen Nadelbäume keine Äste hatten und die man irgendwie mit einem Seil überwinden musst.
    Üben durfte man natürlich nicht vorher, zumindest nicht an diesen Bäumen. Aber es gab durchaus auch noch andere Bäume im Wald, in denen man den Aufstieg versuchen konnte.
    Das hatte auch ganz gut geklappt, und bis vor ein paar Sekunden war er sich auch noch relativ sicher, dass er keine Probleme haben würde. Aber jetzt, wo es wirklich kurz davor war kamen ihm zweifel.
    „… Es ist gefährlich und durchaus möglich das nicht alle Kanditaten den Aufstieg überlegen, aber trotzdem….“
    Er Atmete noch einmal tief ein. Er konnte fliegen, was sollte ihm schon passieren? Sein Blick ging in die Runde und man merkte durchaus auch den anderen an, dass sie nervös und angespannt waren. Der ein oder andere sah sogar so aus, als ob ihm schlecht würde.
    Sein Blick wanderte zu seinen Freunden. Um Vaneriel machte er sich am meisten Sorgen. Der Elf war zwar gut im Klettern und er würde sicherlich einiges durch sein Geschick mit dem Bogen raushohlen können, aber wenn er fallen sollte, dann konnte er nur hoffen, dass er sich irgendwie in dem Seil auffangen konnte. Um Tsuu hingegen brauchte er sich keine Sorgen machen. Der war ein Baummader, der lebte quasi an Baumstämmen.
    „… als Hilfsmittel Erlaubt. Wer Magie einsetzt ist augenblicklich disqualifiziert!...“
    Ja, wenn er sich wandelte, war es eh zu spät und er war raus. Dann würde sein Vater recht behalten und für einen Augenblick stellte er sich vor, wie er fiel, sich in einen Mauersegler verwadnelte und einfach davon flog und niemals wieder kam.
    Das Einsetzen der Musik, riss ihn aus seinen Gedanken. Langsam setzte sich der Zug, der nun mit den Kanditaten voran zu dem Greifenhrost ziehen würde, in Bewegung.
    In einiger Entfernung blieben die Zuschauer stehen und nur noch die Anwärter setzen ihren Weg fort näher an die Uralten Bäume heran. Majestätisch ragten sie mit ihren dicken Stämmen, die nicht mal zehn Leute zusammen umfassen konnten. Die Kühle und Ruhe, die diese Bäume ausstrahlten brachten Owatu wieder langsam ein wenig Sicherheit zurück. In der Nähe der riesigen Stämme waren Seile, Haken und auch Bögen angeordnet, so dass sich jeder seine Hilfsmittel nehmen konnte.
    Ihre Prozession machte eine Kehrtwendung und nun mussten sie nochmal an den Anwärterinnen der Einhörner vorbei.
    „Wolltest du nicht der einzige sein, die es bis oben schafft?“ raunte er der Kylan zu, als ihr Blick ihn traf und kassierte dafür gleich einen Elenbogenhieb von Tsuu. Ja er hatte jetzt sicherlich was anderes zu tun, aber diese Frau machte das mit ihm, er konnte sich dagegen irgendwie gar nicht wehren. Die Katze machte ihn auf eine komische Art und Weise wahnsinnig.