Beiträge von Owatu

    Unwillkürlich huschte dem Tua’Tanai ein Lächeln über die Lippen und blieb dort, als Selphet seine Deckenattacke startete. Der Gesichtsausdruck der Katze und ihre zerstrubelten Haare, die ein wenig in alle Himmelsrichtungen abstanden, als sie unter der Decke wieder hervortauchte war zu komisch.

    Zuerst glaubte der Greifenreiter, dass die kleine Flamme ihn meinte, aber sie schaute eindeutig Rhynn an. Was meinte sie damit? Fragte sich der dunkelhaarige. Natürlich konnte Rhynn lachen. Nur gerade war eigentlich nicht die rechte Zeit zum Lachen, Er fragte sich, warum es ihn gerade so mitgerissen hatte. Und er zog die Stirn Kraus, als die Flamme erklärte, dass Kerio meinte, dass die Katze ihn nicht mochte. War das wichtig?

    *Ja der ist doof* brummelte Selphet und Owatu fragte sich, ob Triv ihn auch hören konnte, oder ob das sowieso unmöglich war für die Greifen auf diese Weise mit dem Elementar zu kommunizieren.

    Zumindest machte die Flammenfrau nicht den Eindruck, als hätte sie den Greifen vernommen.

    „Aber Kerio ist anders, als die anderen Magier.“ Beschwor sie, schien dabei aber nicht aufgebracht.

    „Er ist nur vielleicht manchmal etwas vorschnell bei der Sache….“ Fügte sie verlegen an und drehte die Hände ineinander, „Wenn ihn eine Idee gepackt hat, dann vergisst er manchmal alles um sich herum und…. Vielleicht sollte er mehr auf seine Umgebung achten…. Dann hätte er jetzt auch nicht die Hände verbrannt.“ Fuhr sie mit ihrer Verteidigung fort. Doch Owatu hob nur eine Augenbraueund Selphet versuchte Rhynn mit sanftem Schubsen dazu zu bekommen sich wieder hin zu legen.

    Nicht der schlechteste Plan, wo der Tua’Tanai eben noch geglaubt hatte, dass er für diese Nacht nicht mehr würde schlafen können, da hatte sich der Schrecken des Traums nun vollständig verflüchtigt und seine Augenlieder wurden wieder schwerer. Eine ganze Stunde hatten sie sicherlich nicht mehr, aber vielleicht noch ein bisschen?

    Die Decke einschlagend rollte er sich mit den Kopf auf den Vorderpfoten der Greifin zusammen, woraufhin diese auch gleich mit dem Flügel Triv von ihrem Freund abschirmte.

    Eigentlich hatte er noch was sagen wollen, doch kaum hatte er die Augen geschlossen, war alles nur noch schwerer Schlaf.


    *Hey* wurde er mehrfach von der Grauen sanft im Schlaf angestubst, bis der Tua’Tanai die Augen öffnete und Paraneoels Gesicht über seinem erkannte.

    „Ihr habt Wache.“ Erklärte der Elf nüchtern und Owatu rieb sich den Schlaf, der immer noch schwer haftete aus den Augen.

    „Konntest du noch was schlafen?“ fragte er und der Mauersegler nickte. Offenbar hatte er dieses mal nichts geträumt. Oder es gleich beim Aufwachen wieder vergessen. Shclaftrunken rappelte er sich hoch, prüfte kurz, ob die Rüstung saß und griff nach der Schwetrlanze.

    Der Elf schlich derweil weiter zu Rhynn, die nun ziemlich nahe bei ihm an Selphet gekuschelt schlief. Der Braune versuchte mit dem Schnabel das Deckenkneul zwischen seinen Vorderläufen auseinander zu ziehen.

    Leise und unterschwellig lies Tameqa ein Knurren vernehmen, als sie die Worte der Cath’Shyrr hörte.

    Offenbar missfiel der Greifin, was sie hörte. Ganz im Gegensatzt zu Owatu, dem die Worte Rhynns doch ein bisschen den faden Beigeschmack des Traums nahmen.

    Das klang nicht nach der Rhynn aus seinem Traum, sondern nach der Rhynn, die er jetzt schon so viele Jahre kannte und die Anspannung fiel etwas mehr von ihm ab.

    Der Tua’tanai nickte und sog sich die Haare auf eine Seite um mit den Fingern durch den Zopf zu fahren. Ja vielleicht wuchs ihnen das alles hier über den Kopf und sie versuchten etwas, bei dem sie zum Scheitern verurteilt waren.

    *Sollte man denn dieses Risiko eingehen?* Fragte Tameqa an beide gewandt. *Das die Hexe lebendig in die Stadt kommt?* Ihre Gedanken trugen eindeutig mit, dass sie es für gefährlich hielt und sie hatte damit nicht ganz unrecht. Aber auch Karrun hatte nicht ganz unrecht, wenn sie beweisen konnten, dass diese Frau hinter all dem Steckte, dann würden sie nicht weiter als Verräter dastehen.

    Aber war es das Wert? Wenn die Hexe die ganze Stadt ins Unglück stürzte, weil sie sie dorthin gebracht hatten.

    „Wie stellt man denn so jemanden?“ fragte der Tua’Tanai und Blickte dabei vor allem Triv an. Denn dass war doch der Kern der Sache. Sie mussten, die Hexe lebendig bekommen, unschädlich machen und transportieren. Das war sicherlich doppelt so schwierig, wie töten. Dabei müssen man nur irgendwie an sie heran kommen.

    Die kleine Flamme tanzte empor, als sie merkte, dass ihr Wissen hier gefordert war und die Aufmerksamkeit auf ihr lag. Doch sie schien grüblerisch und das Auflodern war vielleicht eher eine Art erröten. Unschlüssig zog sie einmal hin und her.

    „Also, ich weiß, wie man Kerio davon abhalten kann zu Zaubern…“ eine lange Pause folgte und Triv schlug betroffen die Augen zu Boden, beschloss aber dann wohl, nicht näher darauf einzugehen.

    „Aber Hexen haben keine Elemntare mit denen… also…“ sie knetete die Hände und loderte flackernd und unsicher. So deutete Owatu das verhalten zumindest. Da war sie so menschlich, und doch auch irgendwie wieder nicht, dass er nicht ganz Schlau aus ihren Gesten wurde.

    „Aber Kerio weiß da sicherlich was. Der weiß viel mehr über andere Zauberarten.“ Nickte sie zuversichtig und einmal mehr wurde klar, wie große Stücke Triv auf ihren Meister hielt.

    Kurz den Mund verziehend Blickte Owatu zu Rhynn. Hieß dass, sie hatten keine andere Wahl, als dem Magister in dieser Sache zu vertrauen? Der Tua’Tanai wollte keinem Magier mehr vertrauen, nicht sein Leben in die Hände eines Zauberers legen, der selbst nicht wusste was er Tat und einfach mal ausprobierte. Aber das wollte er nicht Offen vor dem Elementar äußern.

    *Ich traue dem Magier nicht.* sandte er an Tameqa und dachte gelichzeitig an Rhynn, so dass die Greifin ihr das weitergab.

    Owatu schüttelte den Kopf, aber wenn sie so fragte, dann war sie sicherlich nicht von ihm wach geworden, oder?

    „Ich war wach.“ Meinte er und beschloss nicht nachzufragen, ob sie ihn schreien gehört hatte und deshalb wach war. Dann hätte sie doch anders gefragt, oder?

    „Ich konnte nicht schlafen.“ Erkärte er und nahm ihr die Phiole aus der Hand Aber vielleicht ging es damit wieder. Vielleicht drehten sich nicht ständig seine Gedanken immer wieder um Kerio und Ralinur und auch Rhynn.

    Mit einem leisen ploppen entkorkte er das Fläschchen und trank die Hälfte, dann steckte er den Korken wieder rein und drehte etwas verloren das Glas in den Händen.

    Ihm gingen ihre Worte nicht mehr aus dem Kopf, die sie im Traum gesagt hatte. Es war nur ein Traum. – versuchte er sich immer wieder zu sagen, doch langsam aber sicher wollte er Gewissheit haben. Sie wollte doch nicht nur IHRE Rache. Rache wofür?

    Der Tua’Tanai wollte Freiheit, aber ein Rachegefühl beherrschte ihn nicht. Wieso war er im Traum darauf gekommen, dass Rhynn nur auf Rache aus war?

    Mit einem seltsam mulmigen Gesichtsausdruck blickte er hoch zur Katze, die wohl auch nicht so recht wusste, was sie bei ihm tun sollte. Möglicherweise wäre sie auch froh, wenn sie sich endlich wieder hinlegen konnte.

    „Meinst du wir finden die Hexe morgen?“ fragte er und hoffte in ihrer Antwort eine bestätigung zu finden, dass sie nicht nur auf Rache aus war. Auch wenn er nicht so recht wusste, was sie antworten müsste, dass es ihm bestätigte wovor er Angst hatte.

    „Ähm.. und was machen wir, wenn wir sie gefunden haben?“ fügte er unsicher an. Aber eigentlich war das eine berechtigte Frage, wie ihm gleichzeitig auffiel.

    Was taten sie dann? Musste er Angst haben, dass sie ihn doch übernahm? Und wenn nicht, oder wenn sich herausstellte, dass sie das nicht konnte und sie ihrer Habhaft wurden, was machten sie dann mit ihr? Mit nach Corndir bringen? Vielleicht war genau das ihr Plan. Vor ein Gericht stellen, wo sie dann Hingerichtet wurde? Oder? Ja Oder? Oder gab sie ihnen genug Anlass sie direkt zu töten? Bei dem Gedanken verspürte er keinerlei Mitleid, aber auch nicht wirklich Genugtuung.

    „Ich glaube nicht, dass man das gut vergleichen kann und gegeneinander aufrechnen.“ Antwortete der Elf nachdem er kurz die Augen geschlossen hatte. War es nicht egal, was einen niederdrückte? Einem Angst bereitete und nicht schlafen ließ? Der Blick des Elfen folgte dem der Cath’Shyrr. Ja Owatu ging es schlecht, aber alle Augen waren auf ihn gerichtet, da durfte man die anderen nicht außer Acht lassen. Für die Katze waren die letzten Tage auch schlimm gewesen und sie hatte ebenso, wie er und Owatu und Jankris und Markun unter einem Bann der Hexe gestanden. Vielleicht nicht ein ganz so heimtückischer, aber man durfte das nicht vergessen und auch Rhynn nicht zu viel zumuten.

    „Wenn dich was bedrückt, dann kannst du auch jederzeit zu mir kommen.“ Bot Paranoel an, „das ist nicht weniger wichtig, als er.“ Sein Kopf deutete kurz in Richtung des Tua’Tanai, der sich die Decke zurrechtlegte.


    *Nein* Schüttelte er mit dem Kopf auf Tameqas Vorschlag hin, er wollte sich nicht in das Gespräch drängen, was die beiden wohl führten. Warum sonst hatte der Elf sich nieder gelassen? Und irgendwie haftete immer noch diese erschreckende Rhynn in seinen Gedanken. Die, die ihm drohend über die Haut gefahren war und ihre Rache wollte. Ein paar der schweißverklebten Strähnen aus dem Gesicht schiebend drehte er sich wieder um. Die Vernunft sagte, dass er weiter schlafen sollte. Aber konnte er das? Zum dritten Mal strich er nun über die Decke, als ob sie so glatter liegen würde. Eher das Gegenteil war der Fall und es landeten nur noch ein paar mehr alte Blätter auf der Wolle.

    Schließlich nahm er sich den Wasserschlauch, der am Sattel neben ihm auf der Erde lag und versuchte halt dieses drückende Gefühl, dass der Traum hinterlassen hatte, herunter zu spülen.

    Ein knacksender Ast ließ den Tua’Tanai herumwirbeln und halb aufspringen. Ebenso Tameqa, die ihre Schopffedern aufgesträubt hatte, doch das leise Knurren, was sie sonst in einer solchen Situation von sich gab, blieb aus. Statt dessen schob sie sich leicht vor ihren Freund und machte die Flügel berreit um ihn abzuschirmen.

    „Alles gut, ich bins.“ Flüsterte Nim, „Geht’s dir gut? Ich hab einen Schrei gehört und… ah…. Da ist Paranoel.“ Erkannte der Elf und war nun auch nah genug, dass Owatu ihn erkennen konnte. Trotzdem hämmerte ihm das Herz immer noch bis zum Hals.

    „Ja alles gut.“ Antwortete er trocken und hoffte, dass, wo Nim nun seinen kameraden gefunden hatte nicht weiter nach dem Schrei fragen würde. Offenbar musste er irgendwann denn innigen Wunsch einen Laut von sich zu geben, in die Realität getragen haben. Etwas beschämt blickte der Tua’Tanai zu Boden und nahm die Hand, die vollkommen unterbewusst an sein Gürtelmesser gewandert war, wieder herunter.

    „Dann schlaf noch was, ihr habt noch ne Stunde.“ Meinte der Kamerad und ging dann auf leisen Sohlen weiter zu Paranoel.

    Das diese Elfen auch immer so schleichen mussten.

    Owatu schaute herüber zu dem Elfen, als dieser zu Selphet gegangen war. Aber viel erkennen konnte der Mauersegler nicht. Die kleine Flamme namens Triv war bei ihm geblieben und machte es so noch schwerer irgendwas anderes außer Dunkelheit zu erkennen, was nicht von ihr beschienen wurde.

    Nur wildes Geraschel und Paranoels beruhigende Stimme, drang zu ihm herüber. Nur die Worte konnte Owatu nicht verstehen. Doch er nahm jede Ablenkung dankend an, die ihn nicht wieder an den Traum denken ließ. Noch immer hing es ihm im Magen nach.

    Irgendwie war es beruhigend zu wissen, dass es Paranoel ähnlich ging, wie ihm. Dass er mit seiner Angst nicht alleine war, auch wenn der Elf es irgendwie besser zu verbergen wusste. Oder hatte er ebenso, wie der Tua’Tanai beschloßen, dass es einfach nicht gut war zu viel nach außen zu zeigen? Dass man dadurch einfach nur noch verletzlicher wurde.

    Seine Hände gruben sich kraulend in das Fell der Greifin.

    *Aber ich halte doch Wache über dich.* meinte sie und war wohl etwas hilflos. Gegen die Dämonen, die im Kopf ihres Freundes randalierten hatte sie nicht viel entgegen zu setzen.

    Ein bisschen mehr lehnte sich Owatu an die Flanke. Jetzt fühlte er sich irgendwie hell wach, wie lange es wohl noch bis zu ihrer Wache war?


    Paranoel kramte ein bisschen in der Tasche und zog schließlich eine weitere Phiole der Tinktur hervor.

    „Alles in Ordnung bei dir?“ fragte er die Katze schließlich. Selphet hatte sicherlich nicht umsonst diese schützende Haltung eingenommen. Und so ganz spurlos war die ganze Geschichte an der Cath’Shyrr sicherlich auch nicht vorbei gegangen. Die Sorge um seinen Flügelmann konnte einen schon mal ganz auffressen. Der Elf versuchte sich in die Frau hinein zu versetzen, wie es ihm wohl ginge, wenn Rangolf ihn angegriffen hätte und dann fast gestorben wäre, als klar war, dass sie Unschuldig waren. Auch wenn sie unschuldig waren, so war das unterbewusst sicherlich ein Vertrauensbruch.

    Weil er seine Frage ernst meinte und nicht einfach nur im gehen als lose Floskel stellte, ließ sich der Elf neben Selphet in die Hocke sinken. Er wollte zwar Owatu das Mittel bringen, aber er würde sich ebenso Zeit für Rhynn nehmen.

    Er wollte den scharfen Krallen ausweichen, wollte ihnen entgehen, doch sein Körper wurde an Ort und Stelle gehalten. Kein Wort brachte er heraus, er blieb einfach Stumm, selbst, als er den Mund öffnete um ihnen endlich zu sagen, was sie alle wissen wollten, damit sie ihn endlich in Ruhe ließen, brachte er keinen Ton heraus und sein Arm ließ sich nicht bewegen um ihnen die Richtung zu weisen. Immer bedrückender wurde das Gefühl absolut nichts tun zu können und jedem ausgeliefert zu sein, der an ihn heran trat. Owatu wollte nur noch schreien, nichts anderes beherrschte ihn mehr zu nichts anderem war er mehr fähig zu denken Und endlich quoll der Ton aus seiner Kehle.


    Schwer atmend und sich nicht sicher, wo er war schreckte er aus dem Traum hoch, der ihn gerade so gequält hatte. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und unwillkürlich zuckte der Tua’Tanai zusammen.

    „Schon gut, das war nur ein Traum.“ Hörte er leise Paranoel neben ihm flüstern. Blinzelt schaute der Mauersegler sich um. Tameqa hatte den Flügel etwas angehoben und ihren Freund freigegeben, damit der Elf neben ihm knien konnte. Zuerst Blickte er in die besorgten Augen der Grauen, erst dann erkannte er die Gesichtszüge des Elfen, der von einer neugierigen Triv begleitet wurde.

    War es nur ein Traum? Noch war Owatu nicht wieder im Wach sein angekommen. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn und er drängte sich unbewusst immer näher an Tamqas flanke.

    Paraonel ließ sich ein bisschen zurückfallen und Owatu stütze sich auf um mit dem Kopf etwas höher zu kommen. Noch hing der Schrecken des Traums so tief in seinen Knochen, dass er der Wirklichkeit nicht traute.

    „Mir geht’s auch so. Ich hab seit dem keine Nacht mehr wirklich durchgeschlafen.“ Begann der Schwadronsheiler, der ja zum Teil das gleiche erlebt hatte, wie der Tua’Tanai. Langsam setzte sich Owatu auf, dass er sich wieder bewegen konnte gab ihm etwas Sicherheit, dass der Traum vorbei war.

    Stumm nickte er.

    „Irgendwie hoffe ich ja, dass das aufhört.. das alles, wenn wir die Hexe kriegen. Aber gelichzeitig habe ich auch Angst vor dem Moment, wenn wir ihr gegenüber stehen sollten.“

    Erzählte er weiter und sprach damit dem Mauersegler aus der Seele.

    „Ja, was, wenn sie zu Mächtig ist und uns…“ begann er mit belegter Stimme und brach ab, weil er diesen Gedanken, dass die Hexe sie wieder übernehmen konnte und gegen ihre Kameraden stellen, nicht auszusprechen vermochte.

    Behutsam kam Tameqa mit ihrem Kopf angeschnurrt.

    *Was hast du geträumt? Du hast die ganze Zeit gezappelt.* wollte sie wissen.

    *Nichts gutes.* antwortete er ihr, wollte ihr die Bilder aber nicht zeigen.


    Jemand hielt die Cath’Shyrr am Arm fest und zog sie wieder zu sich heran. Erst im nächsten Moment erkannte sie, dass es Karrun war und der andere Mann direkt neben ihm Kerio. Plötzlich war sie von der ganzen Schwadron umgeben, die immer weiter auf sie eindrängten

    „Die Männer der Hexe sind hier!“ brachte sie bebend hervor.

    „Ich weiß, wir haben sie hergeführt.“ Erklärte Karrun und gab nun den Blick hinter sich frei. Der Dijirn trat mit breitem Grinsen hervor du fixierte die Katze. „Dann zu dir, deinen Flügelmann haben wir ja schon getötet.“

    Owatu nickte auf den Befehl hin und löffelte sich den Rest des Breis rein. Mit zwei Fingern und ein wenig Wasser befreite er die Schüssel von den Breiresten. Das würde reichen für hier draußen.

    Ja dann sollten sie jetzt schlafen, wenn sie so früh wieder raus mussten. Die Hundswache war immer die fieseste Wache, weil es da am kältesten wurde. Dafür konnten sie wenigstens am Stück schlafen.

    Der Tua’tanai stand auf und ging näher an Tameqa heran, dann löste er den Sattel vom Rücken der Greifin, so dass sie es auch ein bisschen gemütlicher hatte und nahm die Satteldecke um sie neben der Grauen auf dem Boden auszubreiten.

    „Nuk Kahee‘tsee.“ Wünschte er Rhynn und schloss absichtlich den Magier auf diese Weise aus. Es sei denn er beherrschte Tanay, was Owatu aber nicht glaubte. Anschließend kuschelte er sich nah an die Flanke seiner Gefiederten Freundin und gerade als sie einen ihrer Flügel über ihn gelegt hatte, musste er feststellen, dass diese Rüstung mehr als unbequem zum Schlafen war. Sie engte ihn ein, was sobald er die Augen schloss irgendwie schlimmer wurde. Aber ausziehen durfte er sie ja nicht. Das hätte Karrun sonst schon deutlich gesagt.

    Als sich alle, die nicht Wache halten sollten, hingelegt hatten und die, die Wache hielten ihre Positionen eingenommen hatten, wurde es sehr still. Hin und wieder durchbrach der Ruf einen Käuzchens diese Stille, aber ansonsten wirkte die Anstrengung des Tages und gewann irgendwann gegen die Enge der Rüstung.


    Die Nacht verlief ruhig, irgendwann weckte Karrun die Ablösung und Paranoel, Rangolf und Nim übernahmen. Doch so ruhig wie im Wald blieb es nicht in den Träumen der beiden Greifenreiter.

    Unruhig warf sich Owatu von einer Seite zur Anderen, sein Atem ging immer schneller und kalter Angstschweiß stand dem Tua’Tanai bald auf der Stirn. Er zitterte am ganzen Körper, bis Tameqa davon wach wurde und ihren Zweibeiner mit dem Flügel enger an ihren Körper drückte, in der Hoffnung ihn so zu beruhigen. Doch für den Tua’Tanai wurde es nur noch schlimmer.

    Wo ihm gerade Ralinur Fesseln um die Hände und Füße gelegt hatte, da stand nun neben dem unheimlichen Magier auch Kerio. Ein breites überlegenes Grinsen auf den Lippen vollführte er eine Geste mit den Händen, die immer engere Kreise zog. Und bei jedem ihm unverständlichen Wort, das der Magister hervorbrachte, drückte eine unsichtbare Macht gegen Owatu, so dass er sich nicht mehr rühren konnte. Eine Art Waagen befand sich unter ihm und plötzlich vor ihm auch ein Pferdegespann. Verzweifelt versuchte der Mauersegler gegen diese fesselnde Kraft anzukommen, doch es war vergebens. Er spürte zwar seinen Körper, aber er konnte sich keinen Milimeter bewegen.

    „So, und nun zeig uns wo wir hin müssen!“ forderte Kerio und hielt das Amulett in seinen Händen, welches er dem Schwarzhaarigen umlegte. Ein Stich, der ihn nach Westen zog durchfuhr seinen Geist. Dumpf pochte es in seinem Kopf und er konnte sich diesem sog nicht entziehen.

    „Los!“ drängte der Magier

    Und der andere Magier blickte seinen Kollegen an: „Wenn er nicht will, dann kann ich ihn auch zwingen.“ Erklärte dieser und hob demonstrativ seine Spinnenhände an den Kopf.

    Panik überflutete den Tua’Tanai, bei dem bloßen Gedanken daran, was dieser Mann alles in seinem Kopf tun würde und konnte. Aber er schaffte es nicht zu sagen, wo es ihn hin zog.


    Irgendwo hier war Owatu. Was hatte der Kerl sich denn dabei gedacht zu dem Boxkampf gehen zu wollen? Es gab so viele Wettkämpfe beim Kharadfest, die wesentlich interessanter waren, als ein Bokampf, das konnten sie doch alle Tage haben. Irgendwo schlug sich immer irgendwer. Da musste man nur abends in die Tavernen gehen. Genervt schaute die Cath’Shyrr in die Menge und das Gefühl wurde stärker, dass sie ihren Flügelmann hier verloren hatte. Eben war er doch noch da gewesen und plötzlich, sie hatte drei Sekunden dem Zuckerbäcker hinterhergesehen, war er weg. Wie vom Erdboden verschlungen. Oder besser gesagt, von der stinkenden Masse an Männern, die sich um einen grob abgesteckten Ring drängten. Jetzt musste sie da durch und schob sich in die Menge. Die meisten Leute waren sehr viel größer und vor allem sehr viel grobschlächtiger als die zierliche Katze. Ein Elbogen traf sie hart in die Seite und drückte sie in den Schmierbauch eines Satyren. „Na Schätzelein, hast du dich verirrt, oder suchst du nach mir?“ fragte er und griff der Katze ungeniert unters Kinn, so dass sie zu dem Gehörnten aufblicken musste.




    Lächelnd betrachtete er die Ausbeute aus dem Löffel und blickte dann Rhynn an. Schlimmer? So waren die doch überhaupt nicht Schlimm.

    „Ja Fischsuppe“ grinste er und spielte übertreiben theatralisch einen kalten Schauer, der ihm über den Rücken lief. Das Grinsen konnte er sich nur ganz kurz dabei verkneifen. Es stimmte nicht, das er Rhynns lieblingsspeise wiederlich fand und er hoffte, dass sie das wusste, aber er konnte sich nunmal besseres vorstellen. Wie zum Beipsiel die gerösteten Heuschrecken seiner Mutter und ganz vorne weg Lanat’scha. Doch als der Magier nachfragte, warum sie Insekten aßen zog Owatu eine Augenbraue hoch. So viel Ahnung hatte der Magister also von seinem Volk. – Keine! Und dazu klang seine Formulierung schon fast wie eine Beleidigung.

    „Es ist normales Essen.“ Warf er etwas patzig ein und kippte sich die Hand mit den Maden in den Mund.

    Gut das galt für Rhynn nicht so und vielleicht hatte sie es aus Notwendigkeit bei Caror kennen gelernt, sie hatten da nie drüber gesprochen, aber für ihn war das kein Essen, was man aus Not, weil es nichts anderes gab, zu sich nahm – roh vielleicht schon, aber das galt auch für diese Körnerschrotpampe.

    Ein paar Maden von Rhynns Hand klaubend schaute er gespannt auf Triv. Konnte ein Feuerelemtar essen? Kannte es überhaupt sowas wie Hunger? Und wenn ja, würde es dann den ganzen Wald abbrennen?

    Zumindest sah Triv aus, wie eine kleine Person, da war diese Frage doch irgendwie berechtigt.

    Den Mund unschlüssig verziehend schwebte die Flamme auf Rhynns Hand zu und Blickte dann nochmal zu dem Magister, der den gleichen Gesichtsausdruck angenommen hatte.

    „Komm, wir versuchens beide.“ Forderte Kerio seine Freundin auf, zögerte aber selbst noch und griff erst nach dem Elemtar in die Hand der Cath’shyrr.

    Die kleine Flamme hatte sich für die Augen-zu-und-durch Methode entschieden, im Gegensatz zu ihrem Meister der den braunen Wurm in der Hand drehte und offenbar noch Überwindung brauchte.

    Kurz glühte die Made in den Händen des Feuergeists auf und zerfiel dann zu einem Häufchen Asche.

    „Mhh.. Schmeckt, wie alles andere auch.“

    Kerio schüttelte kurz amüsiert den Kopf, als hätte er das entweder schon öfter gehört, oder die Aussage des Elementares erinnerte ihn an irgendwas.

    Der Magister schaute nochmal auf die Made in seiner Hand und dann auf Rhynn, wobei er plötzlich sehr viel entschlossener wirkte.

    Das machst du nur um uns zu gefallen, oder? Stellte Owatu stumm die Frage an den Mann schräg vor ihm. Und er war sich noch nicht mal so sicher, ob er sich mit ihm besser stellen wollte, oder vor allem mit Rhynn

    Die Made landete im Mund des Zauberers, aber wirklich draufzubeißen das traute er sich wohl nicht. Mund auf, Schlucken und durchatmen, war das was der Tua’Tanai erkennen konnte… und vermutlich rang er innerlich mit sich um die Fassung doch nicht zu verlieren.

    Owatu dachte noch immer über die Worte des Magiers nach, aber sie bedeutete ihm nichts.

    Erst als er Rhynn zu dem Magister reden hörte, schaute der Tua’Tanai sich um. Hatte er ein überschwängliches ‚Ich verzeihe dir‘ erwartet? Und nun regierte er irgendwie komisch, weil Owatu nunmal genau das nicht über die Lippen brachte? Warum sollte er diesen Mann aus Höflichkeit anlügen? Nur damit dieser sich besser fühlte? Nein, da sagte er lieber nichts dazu, was sicherlich auch schon genug aussagte.

    Doch beim Rüberschauen erkannte er, das der Grund für Rhynns Nachfrage ein anderer war. Die Maden hatten ihren Auftritt und der Magier war es wohl ganz und gar nicht gewohnt, dass sich sein Essen noch etwas bewegte. Ein Schadenfrohes Lächeln huschte über Owatus Züge und erstarb dann wieder. Genugtuung brachte es nicht. Aber die Katze schien ihren Spaß daran zu haben, was ihm zumindest deutlich zeigte, was sie auch nach der Entschuldigung von dem Magister hielt. Sie setze sogar noch einen drauf, indem sie vor seinen Augen eine der weißen zappligen Würmer in den Mund steckte. ­– Geröstet wären sie besser.

    Der Tua’Tanai erinnerte sich an den Moment, wo sie auf dem Baum ohne Nahrung gefangen waren und er ein paar Raupen gefunden hatte. Da hatte er es ihm ersten Moment für absolut möglich gehalten, dass ihn die Frau bei dem Gedanken die Tierchen zu essen angewidert anschauen würde. Und den Hunger vorziehen würde. Aber das Gegenteil war der Fall gewesen. Und vielleicht war das auch der erste Moment gewesen, bei dem er dachte, das die Cath’Shyrr doch gar nicht so schlecht war und sein Herz schon gesehen hatte, dass sie beide zusammen passten, aber sein Kopf das einfach nicht zugeben wollte, weil er Angst vor dem Spott gehabt hatte. Vor dem, was die anderen sagen würden, wenn er sich zu ihr bekannte.

    Der da gebotene Löffel lenkte ihn von dem entsetzen Gesichtsausdruck des Magiers ab. Der Mann versuchte es zwar zu verbergen, aber ihm war für einen kurzen Moment doch alles entglitten, als Rhynn sich die Made in den Mund gesteckt hatte.

    Die ehrliche Antwort auf Rhynns frage war, dass diese Maden den Brei nicht wirklich besser machten.

    „Geröstet sind sie besser.“ Kommentierte er den Löffel, nahm ihn aber der Katze ab. Das sollte keinesfalls wie eine Faule Ausrede klingen.

    Doch noch ehe sich der Tua’Tanai den Brei in den Mund schieben konnte flog die kleine Flamme namens Triv auf die Schüssel zu und fischte mit vor Ekel verzogenem Gesicht eine der dicken Raupen aus dem Brei. Das Tier begann sich plötzlich ungewöhnlich stark zu krümmen und nach kürzester Zeit wandelte sich das weiß zu einem goldgelb. „Sooo?“ fragte das Elementar skeptisch. Doch Owatus Mine erhellte sich und er nickte. Das dieses Feurige Wesen das konnte, hätte er nicht gedacht. Damit ließe sich tatsächlich dieser Sägemehlbrei aufwerten.

    Des Magiers Gesichtsausdruck hatte sich von Ekel und Überraschung ebenfalls zu Skepsis gewandelt und Triv schien unschlüssig, was sie nun mit der Made machen sollte, denn ihr Meister wollte sie offenbar nicht. Owatu hingegen hatte nichts gegen eine geröstete Made einzuwenden und hielt ihr die Handfläche hin, bis der warme Wurm hineinkullerte. Genüsslich steckte er sich die Made zwischen die Zähne. Ja so war das gut.

    „Kannst du das mit denen auch machen?“ hielt er der Flamme den Löffel hin und merkte gar nicht, dass die Anspannung von eben nachgelassen hatte.

    Hallo und Herzlich Willkommen hier.

    Schön, dass du dir das mal anschauen magst und was neues ausprobieren. :)

    Was die HP angeht Valea: Da kommt man zur Zeit nicht an die PDFe dran.

    Also um die Frage nach Völkern und Ländenr und so zu ebantworten: Ja gibt es und es gibt azu auch ein wunderbar ausgearbeitetes Regelwerk mit ausführlichen Beschreibungen zu Rassen, zu Magie, zu Fähigkeiten.
    Eine Kurzübersicht der Völker gibts aber auch schonmal hier: kurzübersicht der Völker/

    “eigentlich hatte ich gedacht dieses Zeug nie mehr essen zu müssen.“ begann Kerio und blickte, den Löffel in die Pampe tunkend zu den beiden Greifenreitern. Die beiden waren schon ein recht ungewöhnliches Gespann. Nicht nur, weil Rhynn die einzige Frau in der Einheit war. Nein irgendwas verband die beiden und er konnte nicht so recht verstehen was es war. Zudem er den Tua'tanai nicht als den Mann kennen gelernt hatte, der er wohl eigentlich war. Auch jetzt gerade hob er den Blick nicht um Kerio einmal anzuschauen. Überhaupt wisch er den Blicken der anderen aus und schien sich nicht zu trauen einem anderen in die Augen zu schauen. Bis auf bei Rhynn, mit ihr schien der Greifenreiter ganz normal umzugehen. Wenn er den wusste wie Owatu normal war. Leise? Zurückhaltend? Sehr auf jedes Wort bedacht? Sicherlich war er nicht so schreckhaft und eingeschüchtert, wie er ihn in den letzten Stunden kennen gelernt hatte. Karrun hatte dem Magister erklärt, was passiert war, aber so recht vorstellen konnte sich der Magier nicht, was das alles aus einem machte.
    Sah so ein gebrochener Mann aus?
    Der Magister hatte gar nicht bemerkt, wie er aufgehört hatte in seinem Brei zu rühren und eine Portion, die gerade auf dem Weg in den Mund gewesen war wieder hatte zurück tröpfeln lassen.
    Verlegen wendete er den Blick von den beiden ab. Er hatte sie wohl angestarrt.
    Räuspernd begann er schließlich zu sprechen.
    “es tut mir leid, dass ich dich nicht vorgewarnt hab. Ich bin es einfach so gewohnt, dass ich ohne viele Erklärungen Dinge tun muss, weil sie die Leute nicht verstehen, dass ich aufgehört habe es mit den Erläuterungen, wenigstens zu versuchen. Ich hätte dir vorher sagen sollen, was es für Auswirkungen haben kann. Auch wenn ich oft erst hinterher, oder währenddessen erfahre, ob es so wird, wie ich mir das vorstelle. Im Falle des Amuletts, hatte ich vorher nur die leise Hoffnung, dass och den Zug in die Gegenrichtungen verstärke...ich dachte das ist was gutes.“
    Schloss er und wurde immer leiser.
    Owatu hatte ebenfalls aufgehört seinen Löffel in den Brei zu tunken. Er hörte zu, aber er schaute nicht weiter als bis zur Brust des Magiers.
    Schulterzuckend und nickend nahm er die Entschuldigung zur Kenntnis. Ob er sie wirklich annehmen konnte, das wusste er nicht. Machte das einen Unterschied? Er traute dem Mann trotzdem nicht und würde ihn nicht nochmal so nah an sich heran lassen.
    Verlegen führte der Magier nun den Löffel an den Mund. Er wusste nicht so recht, ob er noch was sagen sollte und due Reaktion des Tua'Tanai machte ihn etwas ratlos. Er war Diskussionen gewohnt, nicht Schweigen.

    Owatu hatte nur zwei Schüsseln aus den Satteltaschen hervorgekramt und war dann mit den Rationen, ohne sich einmal zu den anderen Kameraden umzusehen, zu dem Patz gegangen, den er Rhynn gedeutet hatte. Für einen Moment lehnte er einfach nur an dem kalten Felsen, der es aber natürlich nicht schaffte seine Kühle auch durch seine Rüstung hindurchdringen zu lassen. Am liebsten hätte er das Ding ausgezogen, aber dazu hatte ihnen noch niemand die Erlaubnis erteilt. Vermutlich würden sie heute auch gerüstet schlafen, weil es hier absolut nicht sicher war.

    Nun kippte er die staubtrockene Ration in jeweils eine Schüssel und übergoss das weiße Mehl mit Wasser, so dass sich eine Art nichts schmeckender Brei daraus ergab.

    Tameqa ließ sich die Beine unterschlagend neben ihrem Freund nieder und schloss für einen Moment die Augen.

    Während der Tua’Tanai den Brei rührte beobachtete er Rhynn, wie sie mit Paranoel sprach und in ihrer Tasche kramte. Hoffentlich bemerkte das niemand, sonst war sie dran. Für den Moment, wo sie die Maden in die Schüssel fallen ließ, vergaß er sogar weiter zu rühren. Doch wer damit nicht rechnete achtete doch auch nicht darauf, oder?

    Hoffentlich.

    Und wie zufrieden sie mit sich war, dass konnte er deutlich an ihrem Gesicht ablesen, als sie wieder zu ihm kam. Nachdem die Katze sich gesetzt hatte reichte er ihr ihre Schüssel. „Geröstet hätten die sich aber auch ziemlich gut in unserem gemacht.“ Bemerkte er und stellte gelichzeitig fest, dass er nicht wusste, was er davon halten sollte, das der Magister sich bei seiner Zauberei verletz hatte. Kannte der Mann seine eigenen Grenzen nicht? Oder war die Hexe so mächtig? Beides bescherte ihm ein ungutes Gefühle. Ersters, weil es bedeutete, dass es mit der Kompetenz des Magisters nicht weit her war und bei zweiterem schürte es nur noch mehr seine Angst vor der Frau.

    Allem Anschein nach war Paranoel nun aber fertig mit dem Zauberer und erhob sich um zu Karrun und Nara’tee zu gehen. Der Magister blieb alleine zurück und betrachtete kurz seine Schüssel, die er dann mit beiden Händen etwas umständlich griff, um sich zu erheben. Wohl ein bisschen unschlüßig schaute er sich um und lenkte dann tatsächlich seine Schritte zur Felswand, dort wo Rhynn und Owatu saßen. Missmutig verzog der Tua’Tanai das Gesicht.

    „Paranoel meinte, es muss erst einziehen, bevor er da einen Verband drum machen kann.“ Plapperte Kerio drauf los, als er vor ihnen stand. „Darf ich mich zu euch setzen?“ fügte der Mann an und Owatu starrte in seinen leblosen Brei. Nein sagen durfte er vermutlich nicht. Aber ihn einladen wollte er auch nicht. Also überließ er es Rhynn. Ob er überhaupt gehen würde, wenn er was sagte?

    Den Schlauch gerade ins Wasser tauchend, schaute er verwundert auf, als Rhynn ihren diabolischen Plan äußerte. Alleine die Vorstellung fühlte sich ein bisschen wie Rache an. Genugtuende Rache, auch wenn es bei weitem nicht dasselbe war. Aber gleiches mit gleichem vergelten wollte er auch nicht. Ihm würde es eigentlich schon reichen, wenn der Magister wieder aus seinem Leben verschwinden würde. Und Rhynns Plan klang danach, als würde der Magier ein schweres Leben im Wald haben.

    Aber das war nicht das einzige Gefühl, was diese Idee mit sich brachte. Irgendwie verstärkte es noch mehr seine Verbundenheit zu der Cath’Shyrr – sie litt auch unter diesem Menschen.

    „Also, wer würde denn so etwas tun?“ antwortete er mit sehr übertriebener Bestürzung und ein verschwörerisches Funkeln blitze in seinen Augen auf.


    Iregdnwie war seine Stimmung seit den Worten der Katze gelöster, doch das änderte sich schlagartig wieder, als sie von Nara’tee in Empfang genommen wurden. Owatu salutierte vor dem Vorgesetzten und schwieg ansonsten.

    „Demnach gibt es einen Bach dort, unweit?“ hakte der Tua’Tanai nach. Und Owatu nickte.

    „Gut.“ Meinte daraufhin der Hyänenmann und wandte sich wieder zu Karrun.

    Theel und Rangolf hatten schon ihre Notrationen hervorgeholt und in einer Schüssel mit Wasser angemischt. Der Gesichtsausdruck des Menschen sprach Bände über den Geschmack. Was war eigentlich so schwer daran da auch ein paar getrocknete Beeren mit hineinzugeben, so dass das Zeug wenigstens etwas Geschmack hatte? Allerdings war Owatus Hunger gerade tatsächlich auch groß genug um sich nicht abhalten zu lassen, zu essen, was auch immer er bekommen konnte. Nur er verspürte irgendwie nicht viel Lust sich zu den anderen zu setzen. Irgendwie kam er sich fehl am Platz vor. Seine Augen suchten die Felswand ab, ob es dort einen gemütlichen Platz gab, doch Felsen auf denen man gut sitzen konnte bot der rote Stein hier nicht. Also würde er sich wohl einfach ins Laub setzen, die Wand in seinem Rücken.

    „Kommst du mit?“ flüsterte er Rhynn zu und deutete mit dem Kopf auf eine Stelle, die möglichst weit weg von Kerios derzeitigem Aufenthaltsort war.

    Er zwang sich zu einem Lächeln. Nicht um Rhynn etwas vorzuspielen, vielmehr um sich selbst etwas vorzuspielen. Vielleicht fühlte es sich ja dann besser an. Ihre Worte sollten das zumindest auslösen. Aber irgendwie taten sie es nicht. Er glaubte ihr, dass sie das nicht nur sagte, weil sie die Stimmung irgendwie abmildern wollte. Und deswegen musste er für sie Lächeln.

    Kühl lag der Wasserschlauch in seiner Hand, als die Katze ihm den Lederbeutel wieder zurück gab. Für einen Moment schien selbst die Luft um ihn herum den Atem anzuhalten, als die Cath’Shyrr ihm direkt in die Augen blickte. Und ihre Worte lösten Verwunderung aus. Nicht dafür? Wofür denn dann? Schoß es ihm durch den Kopf.

    Ungläubig starrte er auf die Frau vor sich. Sie war doch für ihn da. Ohne sie hätte er das alles nicht durchgestanden. Und jetzt behauptete sie, dass es umgekehrt wäre. Nein nicht direkt umgekehrt… Nur dass es ihr genauso ging, wie ihm. Jetzt huschte doch ein ehrliches Lächeln über seine Lippen, weil er Leander mal sagen gehört hatte, dass sie beide nicht ohne den anderen konnten. Damals hatten ihn diese Worte wütend gemacht, weil sie genau die hämische Kerbe schlugen, die sie beide als Paar oder als Notstopfen, oder sonst was bezeichnete.

    Aber jetzt gerade erkannte er, wie wahr doch diese Worte waren.

    „Und ich nicht ohne dich.“ Antwortete er. „Ohne dich würde ich vermutlich immer noch in der Ecke des Zeltes kauern und glaube, dass jedes Wort, dass ich hervorbringe, Sinnlos ist. Das mir eh keiner zuhört Aber du hörst mir zu.“ Fügte Owatu an und wurde dabei immer leiser weil es sich komisch anfühlte das auszusprechen.

    Verlegen drehte er den Wasserschlauch in der Hand und zog ihn nun ganz an sich. Ja er brauchte sie und er hatte es zugeben, aber er hatte immer noch Angst vor ihrer Reaktion, oder vor seinem weiteren handeln? Er sehnte sich in das Schwitzzelt zurück, wo sie ihn einfach nur im Arm gehalten hatte. Ablenkend wischte er sich eine Strähne aus dem Gesicht und hob demonstrativ den Lederschlauch an.

    „Ich mach denn nochmal voll.“ Verkündete Owatu.

    Völlig irritiert Blickte er Rhynn an und wie angespannt sie war. Dann fiel sein Blick auf das Messer in seiner Hand und ihre Worte ließen nur einen Schluss für den Moment zu. Sie hatte Angst, dass er sie wieder Angriff mit irgendwas. Die gleiche Angst, die er auch hatte. Nur musste sie vor ihm auf der Hut sein. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, gewesen zur Schwadron zurück zu kehren. Und wieder wurde das Gefühl stärker, dass er nicht wusste wo er hin sollte. Traurigkeit legte sich über seine Züge, als er das Messer wieder wegsteckte. Er wollte sich entschuldigen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Mit bleiernen Händen legte er das neue Amulett wieder um. Hoffentlich half es und Rhynn… nein sie würde wohl einfach von nun an immer Angst haben, dass er sie angreifen würde. Das Vertrauen war gebrochen, das kam so schnell auch nicht mehr wieder. Ganz unterbewusst war es kaputt. Aber was sollte er denn tun? Wie sollte er das wieder herstellen, wenn er sich selbst ja eigentlich nicht trauen konnte, solange die Hexe Kontrolle über ihn haben konnte.

    Nochmal überprüfte er den Knoten des Bandes, das er auch wirklich fest saß und nicht unbemerkt sich öffnen konnte. Hoffentlich. – Noch so eine Unsicherheit.

    Die Rune in der Glut zerfiel langsam zu Asche. Reichte das?

    Er konnte gar nicht so viel Hoffen, wie es gerade nötig war.

    Mit einem fragenden gurgeln stupste Tameqa ihn sachte an. Sie hatte seine Stimmung wohl mit aufgenommen.

    Doch Owatu schüttelte nur den Kopf und strich ihr durchs Fell. Dabei konnte sie ihm nicht helfen.

    „Wir sollten zurück zu Nara’tee gehen.“ Erklärte er um irgendwas zu sagen, bei dem es ihm nicht den Hals zuschnürte.

    „Es tut mir leid…“ setzte er nun doch an, weil es eh keinen Unterschied für den Kloß in seinem Hals machte. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“ Und mit hängenden Schultern reichte er ihr seinen Wasserschlauch, in der Hoffnung, dass sie ihn annehmen würde um das Feuer zu löschen. Er konnte ihn ja hier wieder auffüllen. Aber gelichzeitig hatte er irgendwie Angst, dass sie ihn zurückweisen würde, weil.. ja das fühlte sich irgendwie an, als würde es sehr viel mehr bedeuten. Für ihn zumindest.

    „Du kannst doch nichts dafür, dass diese Magier… „ Owatu überlegte, wie er das ausdrücken sollte. „So sind!“ Was Besseres fiel ihm nicht ein, aber seine Hände verkrampften sich bei dem Gedanken an Kerio und erst Recht an Ralinur. Dankbar, dass sie doch ein Feuer gemacht hatte, nahm er den Stock entgegen und zog die Wurzel von dem Lederband um sie in die Glut zu legen. Dann schob er die Glut darüber wieder zusammen. Kurz war ihm so, als ob ein kalter Wind ihn erfassen würde, was aber nicht sein konnte, weil erstens kein Lüftchen ging und zweitens die Rüstung eigentlich immer erfolgreich den Wind von seinem Körper abhielt. Eine Gänsehaut kroch ihm über den ganzen Körper und dann war es plötzlich wieder vorbei.

    „Das müssen die anderen ja nicht wissen.“ Owatu deutete auf die Flammen, die wieder angefangen hatten zu zündeln und man sah deutlich die Rune in der Glut glimmen. Wobei es ihm egal war, ob Nara’tee oder Karrun davon erfuhren, nur Kerio ging das gar nichts an.

    Dann Blickte er die Katze an. Würde sie was zu dem Magier sagen? Schließlich saß er die meiste Zeit direkt hinter ihr und über irgednwas würden die beiden sich wohl beim fliegen unterhalten. Owatu befreie gerade das Messer aus der Scheide, als er wieder zu sprechen begann.

    „Tameqa hat mir klar gemacht, dass es vielleicht taktisch klüger ist nicht Kerios Amulett zu benutzen.“ So wirklich wollte er Rhynn nicht sagen, dass sie zu dem Magister dazu nichts sagen sollte, das brachte die Katze nur vor Karrun in schwierigkeiten. Aber er hoffte, dass sie einfach kein Wort darüber verlor.

    Jetzt musste er wieder das Messer an seine Hand ansetzen. Er hasste das, aber es half ja nichts. Das andere Amulett war zerstört und ohne war er der Hexe ausgeliefert. Vermutlich war es schon nicht sehr klug, das hier erst nach der Zerstörung des anderen zu aktivieren. Rot quollen ein paar Tropfen Blut aus seinem Handballen hervor, die er eilig auf die Rune presste. „Manaz!“ sprach er das Wort, dass auch dieses mal die Wurzel kurz zum Glühen brachte. Dann wanderte die Schnittstelle ganz schnell in seinen Mund, um das Blut zu stoppen.

    Mit Feuer also, ja das geschah dem Magier recht, flammte kurz der zornige Gedanke in ihm auf. Nur sie durften kein Feuer machen. Doch dann sagte Sie irgendwas von Aufbewahren und Owatu schaute die Katze irritiert an.

    „Nein, ich will nicht, dass es weiter existiert.“ Meinte er bestimmt und fragte sich, was sie annahm, was er vorhatte. Fragend blickte er die Katzenfrau an. Irgendwas unheilvolles schwebte gerade über ihnen, dass konnte er deutlich spüren. Irgendwas Unausgesprochenes. Sie war so angespannt und irgendwie nervös, oder traurig? Warum? Hatte sie den Tausch des Amuletts nicht vorgeschlagen?

    Erst bei ihrer nächsten nachfrage, erkannte der Tua’Tanai, dass sie gar nicht wusste, was er vorhatte.

    „Ich nehm das hier, wie du vorgeschlagen hast.“ Hob er demonstrativ die andere Wurzel hoch. Tameqa hat Recht, das ist wenigstens nicht auch noch von Kerio beeinflusst. Und ein bisschen schwang der Unmut über diesen Mann in seiner Stimme mit.

    Da hatte die Grefin Recht. An dem hatte der Fingerfuchtler nicht rumgepfuscht. Und er wer wusste schon, was der Magier ihm noch alles verschwiegen hatte. Nachher stand er unter seinem Befehl, weil er Macht über ihn bekam durch das Amulett. Owatu hasste das Ding jetzt schon. Es war wie eine Fessel um seinen Hals. Egal welches. Aber das was er aktuell trug war nach Tameqas Worten wirklich schlimmer.

    Skeptisch betrachtete er die Wurzel in seiner Hand. Er hatte drei Optionen. Das Amulett, was Kerio verändert hatte und wer weiß alles damit angestellt hatte. Bei dem noch nicht mal klar war, ob die Schmerzen nicht doch zurück kommen würden, wenn er der Hexe gegenüber stand. Oder ob die Schmerzen nur von dem Zauber her kamen, den sie gewirkt hatte. Und bei dem er sich noch nicht mal sicher war, ob Kerio nicht die letzte Welle ausgelöst hatte. Dem Magier traute er wirklich nur noch so weit, wie er ihn werfen konnte… nein eigentlich noch nicht mal das. Magie war ihm schon immer etwas unheimlich gewesen, aber nun hatte er sie am eigenen Leib erfahren und davon wollte er nur allzu gerne möglichst großen Abstand nehmen. Somit war durchaus auch eine verlockende Option, keines der Amulette zu tragen. Nur die Aussicht, dass er der Hexe gar nichts entgegen zu setzen hatte, dass nichts zwischen ihr und ihrem Willen ihn zu Dingen zu zwingen stand, machten ihm auch unter Paraonels Tinktur immer noch enorme Angst. Entweder er nahm das Amulett als Fessel, oder sie würden ihn wieder binden müssen. Und das war die dritte Option. Eben dieses Neue unvermurkste Amulett zu nehmen. Tief durchatmen drehte er die Wurzel in den Händen.

    Er nickte auf Rhynns Drängen, wieder zurück zu kehren. Ja sie sollten zurück, aber wenn er das Amulett tuschen wollte, dann wohl am besten hier, wo es Kerio nicht mitbekam. Der Magister brauchte gar nicht wissen, dass er nicht mehr sein manipuliertes Zauberwerk trug.

    „Wie zerstöre ich das am besten?“ wollte er wissen und zog sich die Rune über den Kopf. Ob es reichte, wenn er die Rune herauskratze? Nein hatte nicht irgendwer gesagt, dass sein Blut das Problem an der Sache war?