Beiträge von Owatu

    Der Bach war nicht besonders breit, oder Tief und er konnte schon ein bisschen Tameqas Enttäuschung spüren, die wohl nur allzu gerne geplanscht hätte. Aber zum reinlegen war das Rinnsal schon zu schmal. Also beugte sich die Greifin nur breitbeinig über das Wasser und trank in großen Schlücken. Owatu hingegen schöpfte sich etwas Wasser ins Gesicht und wusch sich endlich das eingetrocknete Blut von den Händen. Dann füllte er seinen Wasserschlauch wieder auf und griff Wachsam nach der Schwertlanze, die er neben sich auf den Boden gelegt hatte. Anschließend ging er zu Rhynn zurück und bedeutete ihr, dass er ihre Position nun übernahm. Es war so friedlich hier, dass ihm die Wachsamkeit irgendwie übertrieben vorkam. Aber andererseits waren sie in feindlichem Gebiet und da durfte er das nicht schliefen lassen, nur weil er das Gefühl hatte, dass alles ruhig war. So etwas konnte ungemein trügerisch sein.

    *Hier kannst du do das Amueltt austuaschen* Schlug die Greifin vor und hob den Schnabel wieder aus dem Wasser, wobei ihr ein Rinnsal über die Brustfedern lief.

    Owatu tastete nach seiner Tasche und zog an der Lederschnur die Wurzel heraus.

    „Was ändert das denn?“ murmelte er vor sich hin.

    Enttäuschung spiegelte sich in den Augen Tameqas wieder und die Hand des Tua’Tanai wanderte beschwichtigend an ihren Schnabel. *entweder merk ich sie in meinem Kopf, oder ich merke sie hier* seine Hand ging n seine Brust. *Ich bin mit ihr verbunden und ihr ausgeliefert. Und auch das neue wird mich nicht vollends vor der Hexe schützen.* erklärte er der Greifin, warum er aufgegeben hatte. Wo aber zuvor noch so eine Wut in ihm gegen den Magier aufgebrodelt war. Herrschte nun Stille.

    Entweder hatte seine Mauer endlich Stabilität erlangt, oder Paranoels Mittel wirkte.

    Sein Blick glitt an der Greifin vorbei, über den Bach, wie er gurgelnd dem leichten Gefälle folgte und blieb schließlich an Selphet und Rhynn hängen. Der Greif war sehr viel vorsichtiger, was das nasswerden beim Trinken anging und seine Ohren hielten angespannt die Umgebung im Gehör.

    In einem großen Bogen kam auch Owatu wieder zurück zu der Anhöhe.

    „Gesichert.“ Meldete der Tua’Tanai und stütze sich auf seine Lanze.

    „Schein wirklich kein schlechter Ort zu sein.“ Meinte Nara’tee und blickte dann in den Himmel. „Was meint ihr? Hält sich das Wetter?“ fragte er an beide gewandt.

    Owatus Blick folgte dem des anderen Tua’Tanai, es sah so aus als ob es sich zuziehen würde, aber es war schwer zu sagen, ob es auch Regnen würde.

    „Könnte trocken bleiben.“ Gab er seine Einschätzung ab und irgendwie begrüßte er den Gedanken die Nacht unter freiem Himmel zu verbringen. Das dabei der Schrecken der Hexe an jeder Ecke lauern könnte, war dabei in weite Ferne gerückt.

    Nara’tee nickte, blickte aber auch Rhynn nochmal an, weil er ihre Einschätzung auch hören wollte.

    „In der Nähe scheint es einen Bach zu geben.“ Berichtete Owatu und zeigte in Richtung, aus der er gekommen war. „Soll ich mir das mal anschauen?“ Fügte er fragend hinzu, nachdem er kurz über die Formulierung nachgedacht hatte. Sonst hatte er so etwas einfach nur als Information, dass er das tat formuliert. Aber das war sicherlich unangebracht, weil er keine Entscheidungsgewalt hatte.

    Der Hyänenmann nickte. „Nimm Rhynn und die Greifen mit. Ich warte hier.“ Befahl er und Owatu griff die Schwertlanze wieder lockerer um sich zum Gehen zu wenden.

    Erst jetzt, wo sich die ganze Aufregung in ihm langsam legte, merkte der Tua’Tanai, dass er den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Aber bevor sie das Lager nicht aufgeschlagen hatten, würde sich das auch nicht ändern. Und so half gegen das Loch, dass sich nun deutlich in seinem Magen bemerkbar machte nur ein weiterer Griff zum Wasserschlauch, denn sie hoffentlich am Gewässer wieder auffüllen konnten. Und vielleicht fanden sie ja noch etwas unterwegs, was die Notrationen, die sie dabei hatten etwas schmackhafter machten. Die zähe Haferpampe, die man damit anrühren konnte, war doch recht geschmacksneutral und zuweilen ziemlich klebrig im Mund. Gerade allerdings wurde der Hunger groß genug, dass das auch kein Grund war um es nicht zu essen. Es waren halt Notrationen, für genau so einen Fall wie diesen hier. Feuer war nicht möglich und mit dem Aufenthalt über Nacht außerhalb der Kaserne hatte man vorher nicht gerechnet.

    Mit einer Hochgezogenen Augenbraue nahm Owatu die Wurzel entgegen. Was sollte das denn bringen? Ändern würde das nicht viel. Entweder er konnte die scheiß Hexe spüren, oder er hatte unerträgliche Kopfschmerzen, wenn er ihr zu nahe kam. Trotzdem stecke er das Amulett ein und nickte. Später dann. Nun wollte Nara’tee das sie ihm folgten.

    Angespannt schlich Owatu hinter dem anderen Tua’Tanai her. Der Pfad schlängelte sich ein wenig den Hang hinauf und wurde hier und da von jungen Tannen gesäumt, die zwischen den alten Buchen versuchten Licht zu erhaschen. Es war absolut friedlich und wenn der Ort mit der Schale nicht nur ein paar Schritte hinter ihnen liegen würde, hätte man die geduckte und angespannte Haltung der Greifenreiter für völlig übertrieben halten können. Doch niemand traute dem Frieden. Tameqas Ohren zuckten unruhig hin und her und schienen auf jedes noch so kleine Geräusch anzuspringen. Die Blätter raschelten viel zu laut unter den sachte gesetzten Schritten der Reiter, doch es war niemand da, der sie hören konnte. Bis plötzlich ein lautes Bellen erklang und aufgeschreckt zwei Rehe in die Tiefen des Waldes flohen. Owatu und auch Nara’tee waren zusammen gezuckt, als die Ricke ihren Warnruf äußerte, bis ihnen bewusst war, dass sie es mit Rotwild zu tun hatten.

    Schließlich kamen sie endlich an der Stelle an, die Nara’tee als Schlafplatzt ausgeguckt hatte.

    Zwischen den Bäumen ragte eine rote Felswand empor, die nicht ganz so hoch war, wie jene, auf dem er hat gemacht hatte und wo Rhynn ihn aufgelesen hatte, aber sie schien aus dem gleichen roten Sandgestein zu bestehen. Vielleicht sechs Schritt hoch und gut 20 Schritt breit bot sie einen guten Schutz im Rücken, den einer von oben Überwachen konnte.

    Nara’tee gab ihnen lautlos ein Zeichen, dass sie ausschwärmen sollten und die Gegend erkunden und sichern. Der Mauersegler trat kurz an Tameqa heran um die Schwertlanze zu ziehen und setze dann seinen Weg links von der Felswand fort. Hier war das Gelände wieder etwas abschüssiger und von weitem konnte man das gurgeln von fließendem Wasser hören. Was auch nicht verkehrt für diesen Lagerplatz war. Irgendwie gab es jetzt nur noch den Wald und ihn und all die Sorgen und Nöte, die Angst und die Verzweiflung waren wie weggeblasen. Ja er fühlte sich sogar irgendwie ein bisschen leichter.

    *Aber er braucht deine Hilfe* fiebste Tameqa geradzu zurück. *Owatu verhält sich total komisch, so war er noch nie und ich glaube nicht, dass er das wirklich denkt.* Jetzt floss die Verzweiflung mit, die die Greifin versucht hatte zu unterdrücken.

    Dann breitete sie kurz die Flügel aus, als wollte sie sich strecken um sich anschließend von Owatu zu lösen.

    *Wo gehst du hin?* fragte der Tua’Tanai verwirrt, blieb aber stehen. Er war sich nicht sicher, ob er seinen Posten verlassen durfte und zu Rhynn gehen, oder irgendwas anderes tun. Also stand er so gerade wie möglich und wartete.

    *Ich frag jetzt Karrun, ob wir dir ein neues Schutzamulett machen können, das nicht von Kerio vermurkst ist.* erklärte die Graue und drehte sich nach Owatu um.

    *Aber er wollte es doch so.* warf Owatu ein.

    *Aber du doch nicht.*

    *Das zählt nicht.* lautete die resignierende Antwort des Tua’Tanai.

    Tameqa war stehen geblieben und starrte ihren Zweibeiner nur noch ungläubig an.

    *Glaubst du das wirklich?*

    *Ja*

    Die Greifin ließ den Kopf hängen. *Deshalb frag ich ihn jetzt. Ich glaube das nicht.*

    Owatu zuckte mit den Schultern. Sollte sie halt selbst feststellen, dass es da kein Mitspracherecht gab.

    Ein wenig unsicher wandte sich die Gefiederte nochmal zu Rhynn um. *Ich glaube er hat einfach den Glauben verloren, dass er irgendwas machen kann.*

    Doch noch ehe sich die Greifin in die Nähe des Schwadronsführers hatte begeben können drängte sich Nara’tee an ihr vorbei: „Kommt ihr mit unser Nachtlager sichern?“ fragte der andere Tua’Tanai und blickte gleichermaßen zu Rhynn und Owatu.

    War das eine Frage, oder eine Aufforderung? Ehr wohl letzteres und mechanisch nickte der Greifenreiter.

    Am liebsten hätte Owatu einfach seine Ohren verschlossen. Er wollte nicht daran erinnert werden, wie Karrun ihn fast erwürgt hätte. UDoch mit jedem Wort, das der Schwadronsführer sagte wurde er in seiner Entscheidung bestätigt, einfach nur noch befehle auszuführen, denn dass war es, wozu er hier war. Und so sehr er sich wünschte vorher gefragt zu werden, so wie es Paranoel verlangte, so fern war es, dass dies jemals wieder passieren würde.

    Als Paranoel nach seiner Ansprache zu Rhynn stapfte verzog Karrun nur missmutig das Gesicht und Owatu drehte sich weg, als der Mensch zu ihm herüber blickte. Weder wollte er eine Entschuldigung, die eh nur hohle Worte waren, noch irgendwas anderes hören.

    Die Graue jinkste leise, als sie Owatus verbitterten Gesichtsausdruck sah und tänzelte unruhig auf der Stelle.

    Beruhigend strich der Tua’Tanai ihr durch die Federn am Kopf. Er wollte sie beruhigen, aber zum Teil färbte es auch auf ihn selber ab. Egal was um ihn herum war, es wurde gerade alles etwas stiller, bis plötzlich unerwartet Paranoel vor ihm stand.

    Unsicher nahm er die Phiole von dem Elfen entgegen und verspürte doch so etwas wie Dankbarkeit, dass er ihm die Entscheidung überließ dies zu trinken, und ihm erklärte, was es bewirkte.. Das er es selbst auch trank war wohl der überzeugendste Punkt, der den Tua’Tanai dazu veranlasste die Tinktur nicht skeptisch zu beäugen, sondern das Flächen zu entkorken und nachdem er kurz daran geschnuppert hatte auch zu trinken. Es schmeckte, wie es roch. Nach Erde und irgendwie seifig zugleich.

    Als der Elf gegangen war, widmete sich Owatu weiter der Greifin und drehte sich schließlich um zu Rhynn um zu schauen, was die Katze tat. Leise begann Tameqa zu schnurren.

    „Nicht weit von hier gibt es ein paar Felsen, bei denen man gut ein Lager für die Nacht aufschlagen könnte.“ Kam Nara’tee von seiner Erkundung wieder zurück. „Also, wenn es nötig sein sollte die Nacht hier zu verbringen, dann wohl am besten dort.“

    Karrun nickte und blickte dann zu seinem Vetter, der so beschäftigt mit irgendwelchen magischen Handlungen war, dass man ihn jetzt besser nicht störte.

    Überrascht stellte Owatu fest, dass die befürchteten Schmerzen, bisher ausgeblieben waren. Und ein wenig Hoffnung keimte in ihm auf, dass das auch so bleiben würde.

    *Rhynn hat eben vorgeschlagen, dass wir dein Amulett austauschen können* versuchte es nun Tameqa noch einmal mit dem Vorschlag und Owatus Hand wanderte automatisch zu der Rune.

    Gleichzeitig blickte die Greifin zu Rhynn und machte sie ebenfalls nochmal auf den Plan aufmerksam *Sollen wir jetzt die Rune tauschen?* sandte sie und hatte offenbar Hoffnung darin gefunden, dass es dem Mauersegler dann wieder besser gehen würde.

    Owatu allerdings überlegte, was das bringen sollte.

    Jetzt versuchte der Magister wieder irgendeinen Hokus-Pokus. Diesmal offensichtlich mit der Schale. Die Schale, die wohl mit ihm verbunden war und die ihm solche Schmerzen bereitet hatte. Aber natürlich brauchte der Herr Magier ihn nicht darüber informieren, was er tat und ob er es für ihn nun schlimmer oder besser machte.

    Owatu salutierte demonstrativ, als Karrun den Befehl zum Bereithalten gab und schritt zu Tameqa zurück um dort zu warten.

    Kerio begann eilig in seiner Tasche zu kramen und holte noch ein paar mehr Utensilien hervor. Leise murmelnd schritt er um den Stein mit der Schale herum und steckte schließlich einen Stab in das Blut, der nach ein paar Gesten von alleine stehen blieb.

    Der Tua’Tanai erwartete jeden Augenblick, dass die Schmerzen wiederkamen. Eben hatte der Magier etwas an der Schale gemacht und es war so gewesen, da würde es jetzt nicht anders sein. Verbissen Blickte er zu dem Magister.

    Rangolf, Nim und Hzrontis Blickten angespannt in den Wald, doch Owatu wusste nicht so recht, was er tun sollte. Außer, dass sie sich bereit halten sollten, hatte der Anführer nichts gesagt und nun schaute Karrun interessiert seinem Vetter zu, bis Paranoel an ihn heran trat und seine Aufmerksamkeit forderte. Was die beiden Männer zu bereden hatten, dass konnte er nicht verstehen. Aber Owatu wurde das Gefühl nicht los, dass es um ihn ging, denn mehr als einmal drehte sich einer der beiden zu ihm um. – Ja entscheidet wieder irgendwas für mich.

    Der Tua’Tanai ließ davon ab in die Runde zu schauen und Blickte statt dessen auf den Waldboden. Mit den Augen fuhr er die Umrisse der Blätter nach und ignorierte Tameqa, die ihren Kopf sachte an seiner Schulter rieb. Er kannte diese Geste, aber er wollte sie nicht. Nur ihr das sagen wollte er auch nicht.

    „Karrun! Ich weiß, dass du die Hexe finden willst. Aber DU kannst dafür nicht jeden Preis zahlen!“ war der Elf plötzlich ungewöhnlich laut geworden und hatte den Schwadronsführer an den Shcultern gepackt.

    „Es war in Ordnung für IHN!“ verteidigte sich der Mensch.

    Meinten sie ihn? Fragte sich Owatu, oder sprachen sie über was anderes? - Es musste was anderes sein.

    Eigentlich wartete er nur noch darauf, dass sich irgendwer seines Körpers bemächtigte und seinen Geist wieder in irgendeine Ecke drückte. Irgendwo war diese Hexe und nur, weil er ihren Versuch ihn wieder zu übernehmen nun nicht mehr so deutlich spürte, musste das ja nicht heißen, dass sie es nicht versuchte.

    Sein Blick lag starr auf Karrun und Kerio. Er konnte die Anspannung der beiden nicht verstehen. Auch nicht Rhynns Vorsicht. Oder doch, verstehen schon, aber nicht nachfühlen, denn er konnte einfach nichts dagegen tun, wenn sie kam und ihn Dinge tun ließ in ihrem Namen. Er war Machtlos.

    Als der Magier sich über die Schale beugte und kurz ein heller Feuerschein sichtbar wurde, Flammten auch seine Kopfschmerzen auf, das zeihen wurde unerträglich und das Amulett begann hell zu strahlen. Und dann, plötzlich war alles weg. Wie eine Schneedecke, die sich über alles gelegt hatte, war das Ziehen und die Schmerzen weggeblasen. Langsam erhob sich der Tua‘Tanai wieder aus seiner zusammengekauerten Haltung, die er in der kurzen Zeit des heftigen Schmerz eingenommen hatte.

    Owatu schüttelte den Kopf auf Kerios Frage hin. Sagte aber sonst nichts.

    „Heißt dass, sie haben uns eine Falle gestellt? Oder wollten uns ablenken? Was wollte sie hiermit bezwecken?“ fragte Karrun seinen Vetter.

    „Nun, es sieht mir ganz danach aus, als hätte sie ihren Zauber verstärken wollen um gegen unseren Schutz anzukommen und ihn zu brechen.“ Erklärte der Magister und kramte in einer seiner Taschen.

    Der Anführer Winkte Owatu näher zu kommen und nun ließ sich der Tua’Tanai aus dem Sattel gleiten um zu den beiden Männern zu gehen. Weder Karrun noch Kerio blickte er direkt an, sondern betrachtete nur die unheimliche Schale. Was war das für Blut, welches sich darin befand? Und wie hatte sie das versucht, waren Fragen, die ihm durch den Kopf schossen. Aber er stellte sie nicht. Er stand nur da und wartete, was die Männer beschlossen.

    Tatsächlich holte Kerio allerdings erst einmal ein verkorktes Ziegenhorn hervor und ließ den Inhalt in seine Hand rieseln.

    Zwischen den Bäumen schälten sich Schatten hervor, die leise näher schlichen und erst als die Personen deutlich zu erkennen waren, war klar, dass es die anderen Reiter von Schwadron drei waren, die ihre Kreise immer enger gezogen hatten.

    „Alles ruhig hier.“ Berichtete Nara’tee und erstaunt fiel sein Blick auf die Schale.

    „Was ist das?“ wollte er wissen.

    „Wohl eine Art versuch gegen die Amulette anzukommen.“ Erklärte Karrun knapp, wie er Kerios Worte verstanden hatte.

    „Spürst du etwas ungewöhnliches hier?“ wandte er sich gleich darauf an den blonden Elfen. Denn er war der einzige, neben Owatu, die unter dem Bann der Hexe gestanden hatten.

    Paranoel schien kurz in sich hinein zu lauschen und schüttelte dann den Kopf.

    Kerios Hand schwebte für einen Moment noch über der Schale, dann rieselte sanft da weißglitzernde Pulver hinab und ein blauer Schein gab für einen schnell vorbeihuschenden Augenblick die Umrisse der Hexe wieder. Der Magister verdrehte fast gleichzeitig den Kopf merkwürdig nach oben und zog scharf die Luft ein, bis im nächsten Moment der Spuk ein Ende hatte.

    „Das steht hier schon seit einigen Stunden.“ Erklärte er mit trockenem Mund.

    „Was heißt das, Seit wann?“ wollte Karrun sogleich wissen.

    „Genau kann ich es nicht sagen, aber es dürfte mit unserem Eintreffen auf der Lichtung entstanden sein.“

    „Verdammt!“ fluchte der Schwadronsfüher und ballte die Hände zu Fäusten.

    *Soll Rhynn mit Karrun reden? Damit wir gehen können?* fragte die Graue und das Gefühl, dass sie am liebsten gleich fortfliegen wollte, schwappte über.

    *Nein.* antwortete der Tua’tanai knapp und fügte aber gefühlsmäßig an, dass er sie gehen lassen würd, wenn sie das wollte. Dass sie nur mit ihm gehen würde, oder nur wegen ihm, ging dabei völlig an ihm vorbei. So wenig kam nur noch zu ihm durch. Er hatte eh keinen Einfluss auf all das hier.

    Und das Drücken in seinem Kopf nahm zu. Doch das andere Gefühl sagte auch, dass es direkt unter ihnen sein musste. In einem hatte der Magier wohl Recht. Die Schmerze waren nicht mehr so heftig, wie noch zuvor an dieser Stelle. Denn hier waren sie schon einmal gewesen. Unweit der Bachfurche standen ein paar Eichen zwischen den Buchen und Owatu deutete nun direkt nach unten.

    *Hier ist es* übermeittelte er Marak und sogleich legte der Greif die Flügel an um hinab zu sinken. Die anderen folgten auf Karruns Fingerzeichen in einem weiten Radius, so dass sie hoffentlich eventuell fliehende den Weg abschneiden konnten.

    Nur Owatu sollte in der Nähe des Anführers bleiben, da war Marak unmissverständlich.

    *Rhynn, deck uns mit dem Bogen* leitete der Schwarze dann auch die Befehle an die Katze weiter und fast gleichzeitig zog Karrun seinen Kopesh, gab Owatu aber nicht den Befehl ebenfals die Waffe zu ziehen. Daher ließ der Tua’tanai die Schwertlanze stecken und duckte sich nur weit in Tameqas Gefieder, als sie die Baumkronen durchbrachen.

    Wie hätten sie die Hexe denn hier finden sollen? Das war überall und nirgendwo und es gab von oben keinerlei Anzeichen für ihren Aufenthalt hier.

    Aber auch nachdem sie den Waldboden nun durch die Blätter sehen konnten und es nur noch wenige Flügelschläge zum Boden waren. Schien niemand hier zu sein. Dafür stieg das ziehen und die Kopfschmerzen.

    Knochen lagen um einen Stein auf dem Boden und eine kupferne Schale stand schief auf dem Felsen. Aber keine Menschenseele vorhanden.

    Marak landete als erstes und gleich sprang Karrun aus dem Sattel. Owatu hingegen blieb dort wo er war und rührte sich nicht, als Tameqa die Flügel zusammenfaltete. Der Anführer hatte nicht gesagt, dass er ihm folgen sollte, also wartete er hier, bis er einen Befehl bekam. Er war nur das Werkzeug.

    Langsam und die Umgebung im Auge behaltend schlich der Mensch an die Schale heran, dann blickte er sich suchend nach Kerio um und bedeutete dem Magier eilig zu ihm zu kommen.

    Iregdnwie fühlte sich alles so taub um ihn herum an. Der Wind, der an ihm zerrte kam gar nicht wirklich bis zu ihm durch. Nur das zeihen wurde stärker, als endlich Nara’tee und Theel, sowie Nim und Paranoel zu erkennen waren.

    *Rhynn meint, wir könnten das Amulett austauschn.* Sandte ihm die Graue.

    *Und dann?* fragte er und ließ den Rest unausgesprochen. Karrun wollte es doch so, da würde er ihm keine andere Wahl lassen, bis sie die Hexe gefunden hatten.

    Nein sie drehten sich im Kreis und er musste einsehen, dass er Soldat war und als solcher keine Meinung hatte und einfach nur Befehle auszuführen hatte. Was hatte er denn all die Jahre geglaubt, wie es in der Garde zuging? Er hatte sich eingeschrieben und nun war es so.

    *Wir haben eine Spur* Sandte Marak an alle und gleichzeitig schloss Karrun zu dem Tua’Tanai auf.

    *Vielleicht sollte ich einfach wegfliegen mit ihm? Kannst du dafür sorgen das sie uns nicht folgen, wenn ich ihn wegbringe? Vielleicht wird er dann wieder normal?* überlegte Tameqa und malte sich schon aus, mit ihrem Freund alleine in die Berge zu fliegen. Die Graue war kein Soldat und dem einzigen, dem sie Treue geschworen hatte war Owatu.. und vielleicht ein bisschen Rhynn, weil sie auch ihrem Bruder treu bleiben wollte.

    Owatu Blickte mit ausdrucksloser Miene zu Karrun und deutete dann Richtung Flußlauf. Dort lauerte der Tod, das war deutlich zu spüren und jeden Moment würden auch die Kopfschmerzen wieder einsetzten. So befürchtete der Tua’Tanai zumindest. Und er wusste nicht, was er dann tun sollte. Der Anführer wollte offenbar, dass er sie zu der Hexe führte, aber wenn ihn die Schmerze so niederdrückte, wie eben, dann würde er nicht lange dagegen ankämpfen. Ankämpfen war doch Sinnlos.

    Schnell schloss Paranoel zu Rhynn auf und Naraniwen fragte im Auftrag des Elfen: *Wie geht’s dir? Was macht dein Magen?*

    *Ich weiß es nicht, er antwortet mir nur so komisch* antwortete Tameqa der Cath’Shyrr und sandte dabei ihr eigenes Unwohlsein mit, als er so gefühlslos geantwortete hatte.

    Dann wandte sich die Greifin wieder an Owatu. Noch hatte sie offenbar nicht aufgegeben herausbekommen zu wollen, was los war. *rede mit mir, dich bedrückt doch etwas.*

    *es ist egal.* Blockte der Tua’Tanai ab. Was sollte sie denn tun? Karrun hatte seinen Standpunkt klar gemacht, er würde ihn benutzen und außerdem wurde das ziehen stärker. Um das wieder loszuwerden hatte er nun gar keine andere Wahl mehr.

    *Nach Osten.* Gab er die Richtung aus der der lauernde Tod kam, an Marak weiter und in der Ferne konnte man tatsächlich schon die kleinen Punkte ausmachen, die möglicherweise der Rest der Schwadron waren.


    Kerio räusperte sich leise hinter Rhynn: „Es tut mir leid, ich dachte, ich helfe uns bei der Suche.“

    Begann er und diesesmal hatte er tunlichst vermeiden sich an Rhynn festzuhalten, sondern hielt die Hände verkrampft an den dünnen Riemen, so dass ihm die Fingerknöchel schon weiß hervortraten. Sein Blick war starr auf den Rücken der Greifenreiterin vor ihm gerichtet, doch ohne den festen Halt ihres Körpers wurde das flaue Gefühl im Magen schnell mehr.

    „Können wir nicht langsamer fliegen?“ fragte die helle Stimme Trivs unschuldig, die besorgt um ihren Meister herumflatterte.

    *Ach jetzt, wollen sie langsamer fliegen, aber gerade konnten sie es nicht abwarten irgendwas zu tun. *Kommentierte Selphet das Gehörte an Rhynn gewandt und ließ sich ein Stück abfallen, so dass der Magier für einen Moment den halt im Sattel verlieren musste und kurz schwebte, bis sein Körper den Höhenunterschied auch mitgemacht hatte. Kerio versuchte seinen Schrecken zu unterdrücken, aber so ganz gelang ihm das nicht und ein ersticktes Grunzen war das Resultat.

    *Alles Gut bei dir?* wollte Tameqa wissen, sie hatte durchaus die seltsame Stimmung, in der sich ihr zweibeiniger Freund gerade befand mitbekommen.

    *Ja* Log Owatu und schaffte es auch gedanklich, diesen monotonen Stimmfall beizubehalten.

    Leise fiepte die Graue auf, weil sie das so gar nicht von dem Mauersegler kannte. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht, doch der Tua’Tanai zog sich energisch in den Sattel und gab ihr das Zeichen zum Abheben.

    *Bist du sicher?*

    Dieses mal kam keine Antwort, sondern nur erneut das Zeichen zum Abheben. Er würde es ihr nicht erklären können, oder wenn doch, wie lange würde es halten, wenn sie etwas zu den anderen sagte? Zwei Stunden? Eine halbe? Er war als Spurenverfolger nützlich, aber als Owatu nichts Wert. Langsam aber sicher fand er sich wieder in seine Eierschale zurück, die Schutz nach Außen versprach. Er hätte da niemals raus hervortreten sollen.

    *Rhynn, er ist komisch.* sandte die Greifin an die Katzenfrau, weil sie das loswerden musste, aber gleichzeitig schlug sie mit den Flügeln um abzuheben.

    Owatu blickte zurück, ob die anderen ihm folgten, wenn sie ihn schon zum Kompass machten und musste mit ansehen, wie dieser verhasste Robenträger unsicher auf Selphet und Rhynn zuging um sich dann hinter der Katze in den Sattel zu ziehen. Zumindest Selphet war auf seiner Seite, denn er machte keine Anstallten dem Mann auch nur auf irgendeine Art und Weise zu helfen. Eher sogar das Gegenteil war der Fall und der Greif schien ein bisschen zu wachsen. Die Cath’Shyrr war die Einzige, die die anderen davon abbringen wollte, das hier mit ihm zu tun, aber auch ihre Stimme wurde nicht gehört und nun musste sie wieder den Fingerfuchtler hinter sich ertragen. Mitleidig schaute er auf das Dreiergespann.

    Karrun schloss sich ziemlich schnell dem Tau’tanai an, aber Nara’tee wartete noch, bis auch Kerio endlich aufgestiegen war und Selphet abheben konnte.

    *Was ist los mit dir?* Versuchte es Tameqa wieder, als sie über dem Wald aufstiegen und langsam wieder den Kurs einnahmen, von wo sie gekommen waren.

    *Ich kann sie spüren. In mir.* lenkte er von dem eigentlichen ab, was die Greifin wissen wollte. Es war egal, da änderte eh niemand was dran und auf einmal war es ihm egal, wie eng die Armschienen waren und wie einengend der Brustharnisch. Das Gefühl ging langsam verloren.

    Sie waren noch nicht weit geflogen, da drehte Nara’tee ab und kurze Zeit später erklärte ihnen Marak, dass der Hyänenman die anderen hohlen ging, sie würden hier kreisen, bis sie eingetroffen waren, es sei denn Owatu könnte die Hexe deutlicher ausmachen. Aber dem war noch nicht so. Das Gefühl war bisher ziemlich konstant geblieben und erinnerte ihn mit jedem Herzschlag daran, dass er der Hexe ausgeliefert gewesen war.

    Er wollte der Hexe nicht gegenübertreten. Was, wenn ihre Macht dann stark genug war um ihn wieder zu übernehmen? Owatu starrte vor sich auf den Boden. Sie hatten es schon wieder getan. Statt ihn zu fragen, ob er das überhaupt konnte, oder wollte, hatte Kerio einfach über ihn verfügt. Weil es praktisch war, dass er eine Verbindung zu dem Miststück hatte. Er hatte hier keine Kontrolle über das, was er tun durfte und er würde sie auch nie wieder erlangen. Entweder beherrschten ihn die Hexe, oder die Leute, die er seine Kameraden nannte. Er hätte doch in die Berge fliegen sollen. Jetzt war er selbst schuld, dass er wieder in so einer Lage war. Aber das hätte bedeutet, dass er Rhynn hätte verlassen müssen und alleine dieser Gedanke war irgendwie schrecklicher, als das was Kerio gerade aus ihm gemacht hatte.

    Nur wie aus weiter Ferne bekam er mit, wie Kerio Rhynn versuchte zu beruhigen: „Die Hexe hat keine Verbindung zu dir. Auch wenn sie dich auch unter ihren Bann gestellt hat, so war dieser aber nie so stark, wie die Verbindung zu Owatu. Ich könnte es höchstens auch noch mit Paranoel machen.“ Versuchte er einzulenken und suchte nach Unterstützung bei seinem Vetter. Doch Karrun sah nur grüblerisch auf seine beiden Untergebenen.

    „Es wäre tatsächlich besser gewesen, wenn du uns über deinen Plan ersteinmal informiert hättest.“ Fiel Karrun dem Magier in den Rücken.

    Vorsichtig schnäbelte Tameqa dem Tua’Tanai durch die Haare und schnurrte beruhigend leise vor sich hin, da die Graue bemerkt hatte, in welche starre ihr Freund wieder verfallen war. Minutenlang hatte er sich nicht mehr gerührt und nur vor sich auf den Boden geblickt.

    Nein er wollte nicht, dass sie Paranoel auch noch auf diese Art und Weise benutzte. Es reichte, dass der Magier es bi ihm gemacht hatte.

    Ein wenig wünschte er sich, dass der Zauber Kerios nicht wirkte, doch er spürte Sie. So wie er Norden wahrnehmen konnte, wusste er nun auch, in welcher Richtung die Hexe war. Es war nur ganz leicht und man könnte es auch ignorieren. Aber es war da. Und es war ein drückendes Gefühl, was im nur noch mehr die Luft abzuschnüren versuchte. Nicht so, wie die Gewissheit, zu wissen, wo man war und wo der ganze Rest um einen herum war. Nein eher wie die Gewissheit das dort der Tod auf einen lauerte.

    Mit zusammengepressten Lippen erhob sich der Tua’Tanai wieder. Für den Magier hatte er gerade nur einen verachtenden Blick übrig, als er den Helm wieder aufsetzte. Besser er vergrub wieder alles tief in sich drin. Die einzige, die irgendwie Verständnis für ihn hatte und die ihm zur Seite stand war Rhynn.

    „Gut, dann los.“ Meinte er hinnehmend und ohne Unterton in der Stimme, fast schon monoton. Er war doch nur ein Werkzeug, also verhielt er sich besser auch so.

    Was sollte denn bitteschön gut an dieser Verbindung sein, dass der Magier so triumphierend lächelte? Owatu sah da keinerlei Vorteil drin. Kopfschmerzen zu haben, die einem das Denken unmöglich machten, war bestimmt kein Vorzug.

    Skeptisch aber sich selber wieder etwas mehr im Griff habend beobachtete der Tua’Tanai, den Magier, der viel zu nah vor ihm stand. Solange er nur das Amulett anfasste war alles gut, versuchte er sich selber zu beruhigen. Nur das Amulett. Aber gelichzeitig hatte er Angst davor, dass der Magier als nächstes an seinen Kopf greifen würde. Was der einzige Grund war, weshalb er weiterhin den Helm aufbehielt, als ob das dicke Leder ihn wirklich vor dem Magier beschützen könnte.. vermutlich nicht. Aber da durfte er nicht drüber nachdenken, denn das gab der Angst Macht.

    Plötzlich legte sich eine merkwürdige Taubheit über ihn, alles um ihn herum klang gedämpft und verschwamm ein wenig, nein die Farben verblassten. Seine Hände tasteten nach dem weichen Fell von Tameqa, doch sie schienen nicht richtig zu fühlen, bis mit einem Mal, dieses gefühl wieder von ihm abfiel und er den Magier nur noch sagen hörte, dass er einen Zug fühlen sollte.

    Irritiert blickte er den Magister an und wandte sich dann um, um nach seinem Wasserschlauch zu greifen.

    Leicht Kopfschüttelnd unterstrich er noch einmal, dass er nicht verstanden hatte, was der Magier meinte und trank ein paar kräftige Schlucke.

    „Heißt das du spürst nichts?“ verzog Kerio nachdenklich den Mund und Owatu steckte den Korken wieder zurück. Er war sich nicht sicher.

    „Darf ich mich mal kurz setzen.“ Fragte er, weil er nicht sicher war, ob der Magier noch irgendwas tun wollte.

    Kerio nickte und Owatu ließ sich langsam an Tameqas Flanke zu Boden sinken. Er brauchte mal kurz eine Verschnaufpause um wieder klar zu denken und die verschiedenen Gefühle, die gerade in ihm tobten zu sortieren.

    „Was hast du gemacht?“ wollte er nun wissen und nahm doch den Helm ab.

    „Ich habe ..“ Begann der Magier und suchte wohl nach Worten, die es dem Tua’Tanai verständlich machten. „Wenn die Hexe versucht hat dich wieder zu beeinflussen und dabei so viel Kraft aufgewendet hat, dass du das trotz des starken Amuletts so heftig gespürt hast, dann hat das Amulett nun auch die Schwingungen dieses Zaubers aufgefangen und es gibt eine Verbindung, weil sich beide Zauber berührt haben. Und so etwas kann man für den Träger des Amuletts bemerkbar machen. Außerdem habe ich einen Zauber um die Rune gelegt, der es hoffentlich verhindert, dass der Angriff der Hexe so auf dich überspringt. Er sollte nun aber diese Verbindung stärken und für dich fühlbar machen.“ Erklärte er und fügte dann etwas leiser hinzu. „Hoffentlich nicht so schmerzhaft, wie eben.“

    „Das heißt, dass er nun die Hexe ausfindig machen könnte, wenn sie Zaubert?“ schlussfolgerte Karrun, aber sein Gesichtsausdruck spiegelte nicht Freude über diese neue Möglichkeit wieder, sondern eher ernsthafte Sorge.

    Für einen Moment Blickte der Tua’Tanai zwischen den beiden Männern hin und her. Dann schob er sich eine Strähne aus dem Gesicht und schaute zu Rhynn. Er wollte nicht sagen, dass er Angst hatte, aber irgendwie hoffte er, dass Rhynn das erkannte, wenn er sie ansah. Das mit den weniger Schmerzen war nur eine Spekulation und wenn dem nicht so war, dann war er absolut unfähig irgendwas zu tun, sollte er der Hexe gegenüber stehen.

    Die Hexe wollte in seinen Kopf, da war er sich nun ziemlich sicher. Zumindest fühlte es sich ähnlich an, wie Ralinur der das versucht hatte. Das Amulett war nicht stark genug. Oder? Diese Angst wurde immer stärker und endlich drehten sie ab. Tameqa war dem Befehl gefolgt, weil Owatu sich für einen Moment nur noch an dem Sattelknauf festhalten konnte. Doch je weiter sie nach Norden flogen, desto besser gings ihm wieder. Die Kopfschmerzen wurden wieder schwächer und als sie landeten war nur noch eine leise Ahnung, des Drucks in seinem Kopf übrig.

    Auch das Glühen des Amuletts war wieder erloschen.

    Also Rhynn geradezu auf den Tua’Tanai zugestürtzt kam, sprang auch Karrun aus dem Sattel, nur das Marak dabei fast nicht den Boden berührten und gleich wieder in die Luft stieg.

    „Hier ist es besser.“ Versuchte Owatu die Katze zu beruigen und schwang vorsichtig ein Bein über den Sattel um sich nach unten gleiten zu lassen. Sogleich drehte sich auch die Graue besorgt zu ihm um und kam sanft mit dem Schnabel an sein Gesicht. *Es ist besser.* beruhigte er nun auch sie.

    „Was ist los“ wollte Karrun besorgt wissen und gleich hinter dem Schwadronsführer kam Kerio hinterher, der etwas länger gebraucht hatte um von Selphets Rücken zu steigen.

    „Irgendwas hat das Amulett aktiviert.“ Erklärte der Magister gleich und drängte sich an Karrun vorbei um nach dem Runenstück zu greifen. Erschrocken wisch Owatu einen Schritt zurück und die Hand des Magisters griff ins Leere. Weich spürte der Tua’Tanai den Körper der Greifin im Rücken, die gleich die Ohren angelegt hatte, weil sie Owatus plötzliche Angst spürte.

    „Ich…“ sammelte sich der Greifenreiter langsam. „Über dem Wald meinte mein Kopf zerspringen zu wollen jetzt ist es fast wieder weg. Auf der Lichtung hatte ich das kurz auch mal, aber nicht soo heftig.“

    Der Magister nickte und streckte nun weitaus behutsamer seine Hand nach dem Amulett aus. „Darf ich?“

    Owatus Blick folgte der Geste des Magiers und nickte schließlich. Doch als die Hand des Tua’Tanai an das Amulett ging um es über den Kopf zu heben.

    „Lass es an.“ Meinte Kerio gleich, mit einem Tonfall, der den Greifenreiter tatsächlich augenblicklich dazu brachte, die Hände von dem Anhänger zu lassen.

    Nachdem er den Wasserschlauch wieder abgestezt hatte, drehte er sich zu Rhynn um, die mit Selphet näher gekommen war. Doch ehe er antworten konnte schwebte diese kleine lebendige Flamme auf ihn zu und er nickte bei ihrer Mutmaßung. So nah war ihm das Elementar nicht geheuer. Nur kam es noch viel näher und hing nun auf seiner Brust. Owatu traute sich nicht mehr zu atmen. Ja ihm war viel zur warm unter der Rüstung, aber die Kopfschmerzen waren schlimmer, so dass er am liebsten den Helm abgenommen hätte, weil dieser sich so einengend anfühlte.

    Vorsichtig versuchte er wieder auszuatmen, als er selbst bemerkte, dass er die Luft angehalten hatte. Doch Triv suchte weiter an seinem Harnisch herum, Die kleine Flamme machte das mit der Hitze in ihm wirklich nicht besser.

    „Können wir umdrehen?“ fragte Owatu zaghaft. Hier durften sie nicht landen, aber vielleicht sollten sie besser zu Karrun zurückkehren und mit ihm landen.

    „Da ist Magie drin.“ Meinte die lebendige Flamme schließlich und deutete auf Owatus Brust. Irritiert Blickte der Tua’Tanai auf den Fingerzeig des Elemtar. Was meinte sie denn damit? Hatte ihn jemand verzaubert? Schon wieder? Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und Schlagartig krampfte sich alles in ihm zusammen. Panik stieg auf. Nun hatte die Angst wieder Macht.

    „Wir sollten landen, ich muss mir das anschauen.“ Meinte Kerio an Rhynn gewandt, doch in dem Moment zog Owatu an dem Lederband und holte das Amulett unter dem Harnisch hervor. Eigentlich wollte er sich nur vergewissern, dass es noch da ist. Sein einziger Schutz vor der Macht der Hexe und es glühte in hellem orange. Auf der Lichtung war es ihm auch schon mal so ergangen.. nur nicht so heftig.

    „Abdrehen!“ befahl nun der Magier, „Wir kehren zurück zu Karrun, ich schau mir das an!“

    Wildschweine. Owatus Hoffnung die Übeltäter entdeckt zu haben zerplatze in dem Moment, als das Schwarzwild unter den Blättern hervortrat.

    Wenn sie nicht runter gehen durften und wirklich ihren Spuren folgen, dann war diese Art zu suchen eher ein Glücksspiel, als wirkliches Können. Zudem sie ja noch nicht mal davon ausgehen konnten, dass sie hier irgendwo waren. Immer weiter wurden die Kreise, di die Greifenreiter zogen. Aber so wirklich mehr Anhaltspunkte bekamen sie nicht. Es war ja auch nicht so, als würden sie für ihre Feinde hier unsichtbar am Himmel kreisen. Diese Kerle mussten sich nur ruhig und versteckt halten und würden somit auch nicht unbedingt unter den Tieren auffallen.

    Aber Aufgeben? Sie konnten nicht Aufgeben!

    Andererseits fiel ihm das Denken irgendwie immer schwerer. Hatte er doch irgndwie bei dem Kampf gegen die Greifenjäger einen Schlag auf den Kopf abbekommen? Er konnte sich nicht daran erinnern.. aber vielleicht war ja genau dass ein Zeichen dafür, dass dem so war. Es breitete sich jedenfalls ein drückender Schmerz in seinem Schädel aus. Seine Hände wanderten ganz automatisch zu seinem Kopf, als ob ein Gegendruck auf die Schläfen vielleicht irgendwas ändern würde.

    Was der Tua’Tanai dabei nicht bemerkte. Das Amulett auf seiner Burst hatte wieder begonnen zu Glühen.

    *Haben wir einen Plan, wenn wir nichts finden?* Sandte er an Tameqa, damit sie es an Rhynn weiter geben konnte und erschrocken wandte die Graue ihren Kopf zu ihrem Reiter herum *Was ist mit dir? Dir geht’s nicht gut* fragte sie.

    *Mein Kopf platzt* offenbar hatte er diese Tatsache nicht vor ihr zurückhalten können.

    *Sollen wir landen?*

    *Wir dürfen nicht….* Sandte er nur weiter, aber eigentlich war genau das, was er am liebsten jetzt getan hätte. Mit einer Hand fischte er nach dem Wasserschlauch, auch wenn er nicht glaubte, dass dadurch diese Kopfschmerze verschwinden würden.

    Owatu betrachtete die Landschaft unter ihnen. Wenn sie hier einen Opferplatz hatten, dann mussten sie auch irgendwo in der Nähe einen Unterschlupf haben. Irgendwas, wo man Nächtigen konnte ohne dem Wetter ausgesetzt zu sein. Denn welcher Priester ließ sich schon darauf ein im Regen zu schlafen? So schätze er diese Leute ganz und gar nicht ein. Und dort an Ort und Stelle würde doch sicherlich auch niemand schlafen wollen. Oder? Also musste das ganze mindestens in einem halben Tag erreichbar sein. Und eventuell Nachts auch noch passierbar.

    Er nickte, auf Rhynns erste Mutmaßung hin. „Zumindest Tagsüber.“ Nachts konnte es schon sein, dass sie eher die Wege nahmen.

    „Ich glaube nicht, dass sie zur Stadt wollen, aber irgendwo in Richtung Serina muss ihr Versteck liegen. Den Fluß würe ich nicht nehmen, da müsste man sich immer extrem nah an der Uferböschung halten, damit man von oben nicht gesehen wird.“ Und irgendwie war ihm die Aussage des Magisters ein Dorn im Auge, auch wenn seine Überlegungen nicht so verkehrt waren.

    Es gab tausend Möglichkeiten wo sie lang sein konnten. Und Bewegungen von ihnen auszumachen war durch das dichte Blätterdach fast unmöglich. Der Tua’Tanai schüttelte den Kopf.

    „Wir können nicht versuchen sie sehen zu wollen. Wir müssen auf den Wald hören.“ Meinte er und ließ Tameqa etwas höher schrauben. Dort unten gab es mehr als die Gesuchten und die Bäume. Der Tua’Tanai schätze diese Leute nicht so ein, als ob sie es vermochten mit dem Wald eins zu werden und kein Aufsehen unter den Tieren zu erlangen.

    „Schaut nach aufstebenden Vögeln. Hört auf den Ruf des Eichelhähers, oder der Amsel.“ Erklärte er Letzteres brauchte allerdings von hier oben besonders feine Ohren und da setzte er auf Rhynn. Doch gerade diese beiden Vögel waren dafür bekannt, dass sie laut die anderen warnten, wenn Gefahr ihr gebiet betrat. Natürlich konnte der Auslöser auch ein Fuchs, oder aufgescheuchte Rehe sein. Aber alles in allem könnte ihnen ein Bild ergeben.

    Jetzt war er in seinem Element und alles andere Drumherum war vergessen. Er vertraute wieder seinem Instinkt und beobachtete, während Tameqa leise den Aufwind nutze um zu kreisen.

    Erleichtert hörte er, was der Elf diagnostiziert hatte. Das klang tatsächlich besser als seine Befürchtungen.

    Und als die Katze aussprach, dass sie es gut hinbekommen hatten, stellte sich erstmals so ein Gefühl von Erfolg ein. Ja sie hatten diesen Greifen befreit und die Angst hatte nicht über ihn geherrscht.

    Irritiert folgte er ihrem Vorhaben und nahm den Arm beiseite, als sie ihn offensichtlich nicht da brauchen konnte, wo er gerade war. Owatu wollt gerade zu einem neuerlichen ‚Ist nicht meines‘ ansetzten, als ihm klar wurde, dass sich Rhynn nur für die abgerissene Schnalle interessierte. Das sein Herzschlag in die Höhe gerast war, war also vollkommen überflüssig. Dieses Mal war es allerdings nicht so, dass ihm die Berührung unangenehm gewesen wäre. Nein er musste feststellen, dass Sie das durfte. Sie durfte ihm so nah sein und den Sprung, den sein Herz machte auslösen. Alles war willkommen, was keine Angst heraufbeschwor, nicht dieses erdrückende, beklemmende Gefühl, was ihn heute Morgen noch auf dieser Lichtung heimgesucht hatte.

    Kurz überprüfte er den sitzt, als Rhynn fertig war. „Ja, Danke.“


    Schnell waren alle wieder zum Abflug bereit, nur Jankris wollte unbedingt nochmal kurz mit Nim sprechen, bevor er zurückkehren musste. Der Drachenmann saß bleich und etwas schief vor Gaua’Leh, was konnte da jetzt noch so wichtig sein, dass er Nim brauchte? Und zwar nur Nim. Der Elf Blickte Jankris erstaunt und anscheinend etwas überfordert an, als er einen Zettel von dem verletzen entgegen nahm. Doch er nickte und klopfte dem Kameraden aufmunternd auf den Oberschenkel, bevor er sich wieder seinem eigenen Greifen zuwendete.

    Owatu wunderte sich noch über dieses seltsame gebaren, bis ihm was viel seltsameres auffiel. Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch, als der Magier doch tatsächlich Rhynn eine Hand anbot um auf Selphet aufzusteigen. Egal wie schlecht es der Katze ging, das würde sie nicht annehmen, dafür war sie viel zu stolz. Der Mann hatte wirklich gar keine Ahnung von Rhynn. Als ob sie so eine Galanterie beeindrucken würde. Das zog vielleicht bei den Damen in der Akademie, oder in was für Kreisen sich der Magister sonst so herumtrieb. Aber nicht bei Rhynn. Auf keinen Fall. Schade, dass Selphet sich hinlegte und Kerio so keine Abfuhr auf sein benehmen hin bekam.


    Marak war der erste, der Abhob und als alle wieder in der Luft waren, trennten sich die beiden zur Unterstützung gerufenen Greifenreiter wieder von der Dritten.

    *Wir suchen in Paarung das Gebiet ab. Keiner Landet, keine Alleingänge, wer was gefunden hat sucht die anderen, wir machen das gemeinsam. Ich traue denen an jeder Stelle einen Hinterhalt zu. Und wenn es hier in der Gegend auch noch Leute gibt, die auf Greifen und Greifenreiter Jagd machen, dann kann alles eine Falle sein.

    Theel und Nim, ihr fliegt nach Süden, Paranoel und Rangolf nach Westen, Rhynn, Kerio und Owatu nach Osten und Nara’Tee und Karrun nach Norden* Übermittelte der schwarze Greif die Anweisungen des Schwadrohnsführers. Ein kurzer Salut der Männer bestätigte dem Mensch, das alle verstanden hatten und nach und nach drehte ein jeder in seine Richtung ab.

    Erst als Kerio auf sie zukam drehte Owatu den Kopf wieder Karrun zu. Zuvor hatte er ganz genau beobachtete, was Paranoel mit Rhynn tat und das der Magier ersteinmal einen Schlenker auf die Katze zugemacht hatte, hatte in dem Tua’Tanai ein merkwürdiges Gefühl von Abneigung gegen den Mann ausgelöst.

    Er verstand allerdings auch nicht, warum sich Karrun so über die Skizzen des Magiers aufregte. Aber seinen Blick deutete er als ‚Magier‘ und zog nicht den gleichen Schluss wie der Schwadronsührer – das sein Vetter auf Rhynn warten wollte.

    Schulterzuckend gab er das Augenrollen zurück und wandte sich dann zu Rhynn, wo Paranoel jetzt aufgestanden war.

    „Und?“ fragte er die Katze, der die Medizin des Elfen offensichtlich nicht schmeckte, und hoffte seinerseits auf ein ‚Nichts schlimmes, geht vorbei.‘ Wobei er jetzt tatsächlich nicht davon ausgehen würde, dass sie es herunter spielte. Paranoel würde schon was dagegen sagen.

    „Herhören!“ Forderte da Karrun die Aufmerksamkeit der Schwadron. „Wir fliegen weiter. Hzrontis und Jankris kehren zur Kaserne zurück, begleitet von Iltonis und Gaua’leh. Der Rest folgt mir. Ich möchte das Gebiet noch etwas durchkämmen. Die Blutspuren auf dem Altarding sind von heute Nacht oder den frühen Morgenstunden. Die Bastarde die das hier beachten, haben das nicht getan, irgendwo in der Nähe muss noch ihr Priester, oder die Hexe oder Wer auch immer sein.“

    Bei letzteren Worten ballten sich die Hände des Anführers zu Fäusten.

    Sogleich begab sich Paranoel zu Hzrontis und den beiden anderen Heilern. Selphet trottete langsam auf Rhynn zu und stupste die Frau mit dem Schnabel an, als wollte er sich für seine rabiate Art von eben entschuldigen.

    „Was ist denn mit euch passiert?“ wollte Nara’tee wissen, als er näher kam um auf Zurulele aufzusteigen. Die Miene der Hyäne spiegelte dabei Überraschung wieder.

    „Wir mussten einen Greifen befreien.“ Antwortete Owatu. Vor dem Volksmann fiel es ihm irgendwie leichter und auf seinen Stutzenden Blick hin erklärte der Mann weiter: „Es gibt offenbar Leute, die Jagnd auf Greifen und Greifenreiter machen um sie zu verkaufen.“

    „Man hat euch angegriffen.“ Fragte er bestürzt und nun war auch Nim und Rangolf hinzu gekommen.

    „Nein, wir sie.“

    Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Tua’Tanai, dann legte er dem Kameraden eine Hand auf die Schulter. „Sehr gut.“