Beiträge von Nevio

    Als Kurai ihre Vermutung anstellte, dass er sich ausnehmen lassen würde, musste er Schmunzeln.

    " Oder ich nehme andere aus, und mache es so geschickt, dass es ihnen nicht auffällt sondern sie denken, sie hätten mich ausgenommen, haben es aber garnicht?" Ein wenig überheblich legte er den Kopf schief und zupfte ordnend an den verkohlten Strähnen. " Vielleicht, muss ich diese Welt nicht kennen, um sie für mich zu nutzen?" Neckend hob er eine Augenbraue. Vielleicht verwirre ich aber auch nur nette Schattengestalten und schere mich nur nicht darum, ob ich ausgenommen werde, solange ich mich damit nicht benachteiligt fühle? Zumal, es mich doch ein wenig überrascht, dass Ihr Euch um einen Landstreicher wie mich bemüht." Denn das war schon seltsam. Die Frau wirkte nicht wie jemand die sonderlich gesellschaftlich unterwegs war wie er zuvor schon bemerkt hatte. Warum unterhielt sie sich also mit ihm? Erhoffte sie sich etwas? Er ergriff sich also eine der dünnen Stäbe, die wohl mal eine Halterung für getrockneten Fisch als Bestimmung hatten und prüfte ihn auf die Stabilität. " Dürfte Ich stattdessen Euch wohl auf einen Frisch gefangenen Obstkorb einladen?Vielleicht ließe sich dieser gegen Frisches Wasser eintauschen?" fragte er und zog aus seiner Tasche einen kleinen recht großen Haken, unmöglich dafür gemacht um Fische zu fangen und eine Dünne aber feste Schnur heraus und begann trotz allem eine Angel daraus zu basteln.

    Nevio hob bemerkend eine Augenbraue, als der Blick der verhüllten Gestalt offensichtlich mustern über ihn wanderte.

    "Natürlich, ließe er sich herausklopfen." merkte er Schulterzuckend an. Doch Schwarz war einfach nicht seine Farbe, zumal es auf den langen Wanderungen nur ausbleichen würde und schließlich Grau sein würde. Grau wie Straßenstaub....


    Die Tonlage der jungen Frau veranlasste ihn, Kurz das Kinn an die Brust zu legen, um in seinen Kragen zu schauen.

    " Das Eichhörnchen ist nicht mein Haustier." stellte er nach der Bemerkung klar. " Und, dass es dich böswillig angesprungen hat, halte ich für dreiste Unterstellung.." Es war mehr ein nörgelndes Murmeln, denn er erwartete in seinem Selbstgespräch garnicht, dass sie ihm dabei überhaupt zuhörte.

    Doch bei ihrer Offenbarung spitzte Nevio die Ohren.

    " Dann würde ich Euch freundlich um ein Schlückchen bitten, um meine trockene Kehle zu benetzen, nachdem ich Opfer eines äußerst unfairen Überfalles geworden bin." nickte er entschlossen.

    " Das würde von eurer Güte und Nächsten liebe Zeugen. Andernfalls, müsste ich mir wohl einen Brunnen suchen. - " noch während er sprach, merkte er, dass seine schmeichelnden Worte keinesfalls fruchteten.

    " Ooooder, ich bedanke mich bei der unheimlichen Kapuzengestalt, für den Weckruf.. uuund mache mich tatsächlich auf die Suche nach etwas Wasser." beschloss er nun nickend deutete über seine Schulter und klatschte einmal kurz beschließend in die Hände, was zur Folge hatte, dass etwas Staub von seiner Kleidung aufstob. Eilig begann er sich auszuklopfen, doch schindete er nur etwas Zeit. Er wollte das rechte Bein eigentlich nicht belasten und schon garnicht so aus der Gasse heraustreten. Er glaubte zwar nicht, dass der Matrose noch immer da draußen lauerte, doch eigentlich hatte er hier in Niralenar Arbeit suchen wollen... Und wer würde ihn einstellen, wenn er wie ein Vagabund aussah?

    " Ich habe tatsächlich nichts, dass ich als Gegenleistung anbieten könnte, außer meine Hände und einen guten Arbeitswillen." zuckte er mit den Schultern.

    " Es geht doch nich darum, dass es schwer ist. Sondern schlicht.... tückisch." rollte er kurz mit den Augen, was ihm allerdings nur einen Schwindel bescherte, und er kurz die Augen zusammenkneifen musste, damit er sich fangen konnte.

    Er hörte ihre Worte, aber gerade mehr durch ein Pfeifen hindurch. Irgendetwas an ihrer Art, wollte ihn zugleich in Vorsicht versetzen, und andererseits Neugierde entfachen. Wann machte er schon mal etwas kluges? Nur weil es Sicherer schien?

    " Nein, es hängt nicht davon ab, aber es hilft ungemein, nicht zusätzlich noch ungepflegt auszusehen, wenn man in eine Taverne geht." erklärte er und seine Hand fuhr wieder an seinen Kopf. Er hörte ihre Entrüstung und musste erneut hörbar schmunzelnd ausatmen. Warum machte der Hafen um die Uhrzeit eigentlich schon so einen Lärm? Der Boden fühlte sich ungemein instabil unter seinen Füßen an. Eigentlich sollte er verärgerter darüber sein, dass die Münzen weg waren, oder irgendwo unter dem Bretterhaufen begraben. Doch das wichtigste, war doch dass dem kleinen Kerlchen in seinem Kragen nichts passiert war. Kurz rückversichernd, strich er durch das Fell des Eichhörnchens und sah wieder auf als sie sich den Mantel glatt strich.

    " Darauf sieht man aber den ganzen Straßenstaub." entgegnete er Schulterzuckend und musterte sie dann erneut. Nevio Blickte auf den Holzstapel und wieder zurück zu der deutlich kleineren Gestalt.

    " Was hast du hier eigentlich gemacht?.. Also.. Da?" fragte er nun perplex und deutete auf den Trümmerhaufen. Sein Mund fühlte sich unglaublich trocken an, bisher war ihm das nicht aufgefallen, doch jetzt wo er sich den Rucksack schulterte und sein Blick auf eine Flasche am Boden fiel kratzte jedes Wort in seinem Hals. " Du hast nicht zufällig was zu trinken?"

    Nevio lachte kurz auf, wobei er merkte, wie stark seine Rippen von dem Sturz in die Kisten in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Doch ließ er sich von dem Neckenden Tonfall keinesfalls abhalten.

    " Das letzte Mal, als ich das versucht hab, hab ich mir ins Ohr geschnitten... Und woher soll ich mein kostenloses Bier nehmen, wenn die Schankmaiden vor meiner misratenen Frisur zurückschrecken und reiss aus nehmen, weil sie glauben ich könnte Reude haben?" fragte er sich die Seite haltend und nochmal hinüber zum Platz vor der Taverne spähend. Nur langsam kamen die Erinnerungen zurück.

    Wo war eigentlich der Münzbeutel abgeblieben, eigentlich hatte er gedacht er hätte ihn noch gehabt?

    Er hupelte einen Schritt von der Wand weg um seinen Rucksack aufzuheben. Vielleicht hatte er ja doch Glück und konnte sich von dem Gewinn gestern einen Barbier leisten?

    Noch während seine Hand in dem Rucksack wühlte, hob er wieder den Blick. Jetzt wo er tatsächlich wieder besser sehen konnte, erkannte er die Person diesmal Klarer. Nicht, dass er sonderlich viel von ihr erkennen konnte. Sie war nicht sonderlich groß, jetzt wo er neben ihr stand. Eine Frau, der Stimme nach zu urteilen und verhüllt, als wollte sie jemanden Ausrauben oder jemanden in einer Gasse ausrauben.

    " Sag mal... noch offensichtlicher, dass du jemandem den Beutel aufschneidest, konntest du dich nichtmehr anziehen oder?" fragte er mehr scherzend, ohne zu erahnen, dass das tatsächlich die Tätigkeit war, der sie nachging.

    Nevio zwang das verklebte Auge auf in der Hoffnung so mehr von seinem Gegenüber erkennen zu können.

    Betrunken?.. War er betrunken? Nein, er glaubte nicht.

    Nevio schüttelte leicht den Kopf. Zumindest hatte er nicht das Gefühl, dass die Kopfschmerzen und der Schwindel vom Alkohol herrührten, wo der Grund so Nahe lag.

    Er betrachtete die Hand an derfFrisches und altes Blut klebte.

    " Erschlagender Bequemlichkeit.. denke ich." konterte er unbewusst und zwang sein Bein unter dem schweren Querbalken heraus. Vermutlich war es nun Grün und Blau unter dem Stoff, doch wenigstens schien nichts gebrochen. Was bei dem Wurf des Hünen und dem gesplitterten Holz schon ein enormes Glück war, dass er nicht aufgespießt worden war, wie er befand.

    Er wollte sich aus dem Haufen ablassen, doch sein noch taubes Bein gab nach, bei dem Versuch sein Gewicht zu halten, so dass er gegen die Wand stolperte und sich dort mit einer Hand festkrallen musste. Das Junge Eichhörnchen verkroch sich in seinem Kragen und nur die befellten Ohrspitzen schauten zwischen seinen Haaren heraus, die... " Ach Mann." knurrte er und angelte mit den Fignerspitzen nach verkohlten und angesenkten Verkohlten Haaren. Jetzt erinnerte er sich auch an die Hitze, er war viel zu nah an einer Fakel vorbeigeflogen oder war es die Hitze gestern von dieser Frau ausgegangen war? Kurz sah er zu der jungen Frau dann wieder auf die Strähnen die er zwischen seinen Fingern bewegte und nun Kraus und deutlich kürzer waren.

    " Du.. kannst mir nicht zufällig einen Barbier Empfehlen, der .. so leichtgläubig ist, dass er mir die Haare zuerst schneidet, und dann zwei Tage auf sein Geld warten kann?" fragte er recht arglos und versuchte sich ordnend durch die Haare zu fahren, die jetzt wohl dringend einen Haarschnitt nötig hatten.

    Dunkelheit.

    Betäubende Schwere, die sich auf seine Sinne und seinen Körper gelegt hatte, bis ein leichter Windhauch an sein Gesicht drang.

    Sein Geist reagierte träge, weil ihm Wut noch zu präsent im Bewusstsein lag, doch wusste er gerade nicht worauf er eigentlich wütend war.Überhaupt schienen seine Erinnerungen sehr verschwommen.

    Sein Körper wollte nach Stunden in der gleichen unbequemen Position kaum wirklich erwachen geschweige denn reagieren.

    Schmerz.

    Drückend und Stechend, an anderer Stelle taub und stumpf, wo die Bretter schwer auf seinem Körper lagen und ihm die Luft zum Atmen nahmen.

    Kleine Pfoten mit spitzen Krallen.

    Die ihm im Gesicht rumtapsten, ihn zum Aufwachen animieren wollten und das kleine Pelzige Wesen schließlich aus Verzweiflung mit den Zähnen leicht in die Nase zwickte.


    Nevio zuckte zusammen, doch viel Platz um mit dem Kopf auszuweichen blieb ihm nicht. Schmerz fuhr ihm dabei durch den Kopf. Etwas klebriges Dunkles verhinderte, dass er das linke Auge öffnen konnte und zuerst dachte er schon, er hätte etwas so fest auf den Kopf bekommen, dass er nun erblindet war.

    So langsam fokusierten sich seine Augen auf den Dunklen Fleck vor sich der auftauchte, wenn sich das Eichhörnchenjunge mal nicht forsch vor seine Augen drängte. Zuerst zuckte Nevios Arm, hob sich unkoordiniert und ein paar kleine Latten fielen von dem Haufen, als er ihn freibekommen hatte.

    Bemüht darum, seine Sicht scharf zu stellen, kniff er die Augen etwas zusammen. Doch desswegen erkannte er von seinem Gegenüber nicht viel mehr. Dunkler Stoff, eine Verhüllte Gestalt, oder war es hier nur so dunkel, dass es so wirkte? Stöhnend, versuchte er den anderen Arm zu befreien. Mehr schlecht als Recht, konnte er den Arm überhaupt bewegen und seine Muskeln rebellierten bei der Anstrengung.

    "Das.. war nicht meine Schuld es war der.." begann er mit trockener Kehle und stockte dann selbst. Ja wie war er eigentlich hier hergekommen? Seine Hand hob sich an den Kopf. Eingetrocknetes Blut mischte sich mit frischem und schnell fand er den Grund für seine Kopfschmerzen. Nevio sog scharf die Luft ein und ein Bild schoss in seine Gedanken.

    "Es war der.. große.. Matrose.. der.. Penner der nicht.. verlieren konnte... Tut mir leid um deinen Verschlag oder, was auch immer.." brabbelte er verwirrt vor sich hin und zerrte seinen Rucksack von seinem Bauch und ließ ihn neben das Fass fallen, damit nicht noch mehr Gewicht auf ihm lag und versuchte sich aufzurappeln.

    Fernab der Meute und in der Nähe der Schaulustigen die ihn jedoch keines Blickes würdigten, fiel lautstark ein kleines Vordach in sich zusammen, dessen Pfosten von der Krafteinwirkung weggeknickt war und begrub in Staub und alten Holzschindeln, den in den Kisten liegenden Seelenwandler, noch bevor sein Erbe zu Tage treten konnte. Er schaffte es geradeso den Rucksack mit dem kleinen darin schlafenden Eichhörnchen, von dem Fass zu ziehen und mit den Armen umklammernd, vor dem herabfallenden Holz in Sicherheit zu bringen. Bei dem Tumult vor der Taverne, bemerkte keiner, dass ihn ein Balken so hart getroffen hatte, dass er bewusstlos in dem Schutthaufen lag und vermutlich erst bei den Aufräumarbeiten entdeckt werden würde.

    Gegen die Kraft des Mannes, der sein ganzes Leben mit harter Arbeit zugetan hatte, hatte Nevio keine Chance. Nicht so.. Aber vor diesen ganzen Leuten hier riskieren, dass ihn der Wolf überkam? Besser nicht.. Er war gerade erst seit heute morgen, in Niràlenar. Er spürte den heißen, stinkenden Atem in seinem Gesicht, nun, da er wieder das Privileg der vollen Aufmerksamkeit hatte. Wenn er sich jetzt nicht befreien konnte, war ihm die schmerzhafte Abreibung sicher. Der Seelenwandler stemmte sich mit dem Fuß gegen den Oberschenkel seines Gegners, doch der feste Zug am Kragen zwang ihn so beinahe in eine absurde Haltung. Knurrend versuchte er sich aus dem Griff zu befreien, erwartete er doch in jeder Sekunde, dass der Matrose zum Schlag ausholte und duckte sich ein wenig zum Schutz zwischen die Kräftigen Arme. Stattdessen rollte eine heiße Woge über die beiden Ringenden hinweg, die seine tierischen Fluchtinstinkte noch mehr anspornten.

    Langsam drehte der Hüne den Kopf ohne seine Beute los zulassen, um dieser impertinenten Frau einen abwertenden Blick zu zuwerfen, im Gegensatz zu Nevio hatte er durchaus die Worte der Dai`Vaar gehört und spuckte ihr nun verachtend vor die Füße.

    "Bist du Taub?! Ich sagte Verschwinde, Hafendirne!" brüllte er rasend. Seine unsägliche Wut, angetrieben von dem Übermaß an Bier und Schnaps, hatte sich nun von Nevio auf die Frau verlagert, die ihm, im Gegensatz zu den anderen Kameraden, keine Angst machte. Diese Feiglinge wichen vor einen schmächtigen Frauenzimmer zurück! Da stand niemand mehr als Puffer zwischen den beiden, er hatte freie Bahn und niemand würde dieses Ekel aufhalten. Mit einer energischen Bewegung stieß er den schmächtigeren Mann von sich. Krachend landete der Seelenwandler in einem Stapel aus Holzkisten und leerer Holzkäfige, die zum Teil unter seinem Gewicht barsten. Jeglicher Atem war ihm beim Aufprall aus den Lungen gewichen, der Schmerz im Rücken und der Schulter, war lähmend und ließen kaum zu, dass er wieder tief genug einatmete, um das Flimmern vor seinen Augen zu bekämpfen. Eine Hand suchte verkrampft nach einem Halt an dem er sich wieder hochziehen konnte. Ihm war lieber er kassierte die Abreibung, als die die ihm nur helfen wollte. Eine heisse Woge die nicht, von der Flammenfrau stammte, sondern tief in seinem Inneren entbrannte, ließ seine Haut vertraut prickeln. Seine Züge verzogen sich langsam und bekamen etwas Raubtierhafteres. Die Augen glühten förmlich, als er sich aus den Kisten hochstemmte und nun das Wölfische in ihm nur zu deutlich Sichtbar wurde.

    Wie ein schnaufender Bulle, stapfte der Matrose nun auf die zierliche Frau zu.

    " In dieser lausigen Stadt, hat das Ungeziefer keine Manieren!" knurrte er und wollte die Frau am Arm packen.

    Bei jedem ungehaltenem Rüttler zogen sich die Finger des Seemannes wie ein Schraubstock fester zusammen, dass seine Rippen und der linke Oberarm schmerzten und nun, da die frische Nachtluft seinen Verstand langsam wieder klärte, wurde ihm auch die Ernsthaftigkeit der Situation etwas bewusster. Doch statt Furcht, lag der reine Trotz in Nevios Augen. Sich hier vor den Leuten die Blöße geben und das Gesicht verziehen, oder gar aufschreien? Wo doch er im Recht war? Das waren seine Münzen die er sich redlich verdient hatte!

    " Ich zeig dir schon was du gewonnen hast!" knurrte der rachsüchtige Matrose und griff ungeduldig um, um den Seelenwandler vorne am Kragen zu packen und ihn sich zur Brust zu nehmen.

    Nur kurz zuckte seine Faust, da hielt er bei der direkten Ansprache Inne. Alle Augen lagen auf der Frau, deren Haare selbst in dem schwachen Licht, dass aus der Tavernentür fiel, Rot zu glühen schien.

    "Kümmer dich um deine Angelegenheiten! Verschwinde! Das geht dich nichts an!" bellte der Dunkelhaarige mit der glänzenden Pomade und dem hochroten Gesicht und erntete dabei allgemein erschrockene Gesichter und ein entrüstetes Lufteinsaugen von einem seiner Kameraden, der sich nun schwankend an den Arm des Hünen hängte. Nevios Stiefelspitzen fanden dabei wieder den Boden und die Faust drückte nichtmehr ganz so schmerzhaft gegen seinen Kehlkopf

    "SSSScht Spinnsu? Das isn Klabauter! Du kannss sie nicht so ansprechn`!" zischte der Kraushaarige Alte Matrose und schüttelte warnend den Kopf, während ein junger Windvölkler, einen vorsichtigen Schritt auf die junge Dame zuging und sich mit einer beschwichtigenden Geste zu entschuldigen versuchte. " Das bringt Unglüüückchhh!" hörte Nevio den alten Mann noch zischen, bevor dieser mit einem energischen Schlag abgeschüttelt wurde und gegen seine Kameraden rumpelte und die kleine trunkene Gruppe aus dem Gleichgewicht brachte.

    " Das is` kein Klabauter! Du räudige Bilgeratte! Das is` ne Straßendirne!" schimpfte Nevios Kerkermeister ungehalten und zog sich den jungen Wanderer wieder näher an die Brust. " Und nun zu dir!"

    Die kühle Nachtluft wehte ihm durch das offene Fenster in den Rücken, dies machte die drückende Wärme und den schalen Geruch nach Bier und ungewaschenen Seebären ein wenig erträglicher. Doch hier lockte etwas, dass ihn über das ganze hinwegsehen ließ. Bier und Würfelspiel. Etwas dass ihm vielleicht die Bezahlung für eine Mahlzeit und ein Bett in aussicht stellte. Ein wenig skeptisch Blickte Nevio auf den Inhalt des Krugs der ihm über die abgegriffene Tischplatte geschoben wurde. Seemänner waren entweder durch und durch ehrlich, oder verschlagene Mistkerle... Bisher hatte er jedenfalls nur mit diesen beiden Arten zu tun gehabt. Der mit dem Lückenhaften Grinsen, der ihm das Bier ausgegeben hatte schien jedenfalls von der ersten Sorte zu sein. Doch der gegen eher von der Zweiten. Er hatte dunkles Fettiges Haar und das junge Barmädchen auf einem Knie. Sie schien nicht sonderlich angetan und blieb dennoch sitzen, weil der Seemann gelegentlich eine Silberne Münze in ihren Ausschnitt wandern ließ. Missbilligend nahm er einen Schluck aus dem Krug. Das Bier war keine billige Plörre oder etwas, das sonst aus Resten zusammengemischt wurde, für die die sich nicht viel Leisten konnten, sondern schwerer, reichhaltiger und kühler Gerstensaft.


    Die Würfel wurden über die Platte in seine Richtung geschoben. Ein kleines Häufchen Kupfer, lagen als wohltätiges Startkapital unter seinen Fingerspitzen. Die Summe, die sein Banknachbar gesponsert hatte, hätte vermutlich schon für ein Abendessen und ein Strohlager in einem Pferdestall gereicht, doch die Männer hier hatten ihn förmlich dazu gedrängt sich zu ihnen zu setzen. Nicht dass sich der Glückssucher lange hätte bitten lassen, dennoch schien er immer bis zu einem Gewissen Zeitpunkt ein unendliches Glück bei solchen Spielen zu haben, bis das Pech mit voller Härte Zuschlug.


    Inzwischen war der Haufen vor ihm zu einem beachtlichen Berg gewachsen, in dem die Silbermünzen vorrangig waren, doch auch die ein oder andere Goldmünze blitzte verlockend.. zu verlockend möchte man meinen, denn Nevio wollte keineswegs aufhören, wo es doch gerade so gut lief! Die Schankmaid inzwischen, blickte ihren Seemann immer finsterer an, denn ihre fordernd ausgestreckte Hand blieb über mehrere Runden leer. So wechselte neben den Münzen nun auch die anregende Gesellschaft ihren Platz. Die junge Brünette stützte sich nun mit den Ellenbogen auf Nevios Schultern und zwirbelte fast anrüchig eine seiner Haarsträhnen zwischen den Fingern. Während sie ihn in ein Ohr anfeuerte und kokett gelegentlich eine der Kupfernen Münzen forderte, hörter er im anderen Ohr ständig das Warnende Zischen des alten Matrosen, der ihn dazu anhielt es endlich sein zu lassen und das Glück nicht so herauszufordern.

    " Du gehst jetzt besser!" Die raue Hand des Seemanns, der Koplok gennant wurde und neben ihm saß schob die Münzen nun unnachgiebig in einen Stoffbeutel der ihm mit dem Krug in die Hand gedrückt wurde, denn sein dunkelhaariger Kamerad, schien schon lange nichtmehr gut gelaunt und ausgelassen, die Würfel fielen schlecht für ihn, der Bierkrug war leer und lange würde er sich das nichtmehr gefallen lassen, bevor der Verdacht auf Betrug gelenkt wurde und das ganze hier vermutlich noch Blutig endete.

    Nur kurz rangelten die beiden Sitznachbarn miteinander, bevor Nevio von der Bank geschoben wurde und der Tumult bereits lauter wurde.

    " Nein! Du Elender, Dahergelaufener..Straßenköter! Du bleibst hier und gibst mir meine Heuer zurück!" schlug er seinen Krug und die Faust so laut auf den Tisch, dass sich mehrere Köpfe wandten, Er lallte schon deutlich aber das minderte seinen Jähzorn nicht, als Nevio von einem anderen Gast weiter zur Tür dirigiert wurde. Diese schwang auf und das Gerangel in der Taverne wurde lauter, hallte nun schon durch die offenen Fenster. Der Boden schwankte im ersten Moment, mehr als erwartet, als er auf das Dreckige Pflaster des Hafenviertels trat.

    "Du solltest besser verschwinden..."knurrte der mit dem Schnurrbart und dem breiten Schultern, der ihn hinausgeführt hatte, noch bevor dieser direkt die schwere Tavernentür in den Rücken bekam. Nevio machte nun doch alarmiert einige Schritte rückwerts, als der wutendbrannte Würfelspieler aus der Taverne stolperte und auf ihn zustapfte. Umsichtig brachte er noch schnell seinen Rucksack mit dem schlafenden Eichhörnchen auf einem Fass in Sicherheit, da wurde er schon von zwei festen Armen gepackt unter wildem Gebrüll durchgeschüttelt.

    " Egal was du tust.. aber Hauch mich nicht an.. bitte.." angewiedert über den Mundgeruch, der ihm da entgegenschlug rümpfte der Seelenwandler die Nase und reckte den Kopf zur Seite, den Münzbeutel hielt er am Ausgestreckten Arm von sich, damit der Seemann nicht herankam.

    " Wirst du jetzt auch noch frech!?"

    " Ich hab das ehrlich gewonnen! Die Würfel waren DEINE! Wie soll ich da schummeln?" brüllte Nevio nun zurück.

    Nein so sahen die beiden auch nicht aus. Diese Leute waren nicht darauf angewiesen im Dreck zu wühlen, das ganze arbeitete in seinem Kopf, gänzlich ohne eine Spur der Herabwürdigung. Verständlich mit den Schultern zuckend, nahm Nevio dies zur Kenntnis wandte den Kopf kurz bei der Nachfrage des Hünen.

    " Oh, letzte Woche war das noch Gordaen, aber der hat sich ein Bein zertrümmert und musste in die Nachbarstadt gekarrt werden... Jetzt ist es vorübergehend der Schmiedemeister." der Weltenbummler deutete auf den Holzunterstand, wo die sengende Hitze die Balken schwarz gefärbt hatten und jetzt das Licht aus der Esse den ganzen Handwerksbereich erhellte. Ein grobschlächtiger Mensch, mit wenigen Haaren stand dort und reichte gerade mehrere Schaufeln über den Tisch weiter, um die Arbeiter mit Hilfsmitteln zu versorgen, die den Stollen wieder freiräumen sollten.

    " Seine Frau teilt die Betten ein.. Ich bin sicher da werdet ihr fündig." rief er noch Khoor hinterher, als er sich schon zu Saniya umgedreht hatte. Eines der losgerissenen Pferde trabte aus der Dunkelheit heran und wurde langsamer, als Nevio die Hand nach dem dürren Fuchs ausstreckte. Das Tier wirkte Kränklich... war aber noch vergleichsweise Jung, und nicht nur einmal war da das Wort "Schlachtbank" gefallen, weil es zu stur war um die Karren zu ziehen. Seine Hand fuhr beruhigend über den mächtigen Hals und wieder kam ihm der Gedanke dabei, dass wohl niemand in dem Trubel bemerken würde, wenn er einfach verschwand. Diesem Tier machte er das gleiche Angebot, wie der weißen Stute, nur diesmal war die Reaktion eine vielversprechendere. Es tänzelte und schob ihn mit der Flanke ungeduldig an. Das Tier wollte hier ebenso weg wie er. Nevio zog die Riemen seines Rucksackes fester, bevor sich Seine Finger in die Mähne gruben, dann zog er sich auf den Rücken des Fuchses.

    Es brauchte nicht viel Antrieb, der junge Hengst wendete von alleine und ließ Nevio keine Möglichkeit mehr, ein weiteres Wort des Abschieds zu wählen, bevor er die Richtung des Jägerpfad anstrebte.

    Prinzipiell, wenn man umständlich in die Vergangenheit tauchen will, wären bereit

    Keona vor der Flucht mit Boreas ( Adelsgedöns/Yelindea)

    Zisch ( Straßenkindzeiten, Angestellte in der Schiffswerft/Illasea)

    Rhynn (StadtwacheGrundausbildung vor der Greifenreiterzeit/Corandir)


    Und aktuell immer bereit mein kleiner Weltenbummler Nevio.. der quasi überall auftauchen könnte :)