Beiträge von Shizar

    Shizar verdrehte die Augen und ein Seufzer entfuhr ihren Lippen. Auch das noch. Sie konnte sich beileibe sehr gut vorstellen, daß sich diese Geschichte wie ein Lauffeuer verbreiten würde, wenn sie an die Öffentlichkeit drang. Und wenn sie eines nicht mochte, dann sicherlich, in die Angelegenheiten von nahezu Fremden gezogen zu werden. Die Kaltblütigkeit des Mannes an ihrer Seite erstaunte sie für den Bruchteil einer Sekunde, dann schlich sich ein schiefes Lächeln auf ihre Miene.
    Dandara, die sich bisher auf das Geschehen konzentriert hatte, nahm ihn ebenfalls etwas genauer in Augenschein und schien etwas sagen zu wollen - was Shizar jedoch mit einer knappen Geste unterband.


    "Wir haben jetzt keine Zeit für Deine Gelüste, Dandara. Und für einen Tag hast Du damit genug angerichtet. Konzentriere Dich lieber auf Deine restlichen Kräfte."


    Das knappe Zischen verstummte so schnell, wie es gekommen war und Shizar schickte sich an, dem Fremden auf seine unverblümte Frage zu antworten, ohne den verrückten Wachmann aus den Augen zu lassen oder ihre Stimme zu erheben.


    "Das kommt darauf an, wie ehrenhaft ihr seid. Beides kann Probleme bringen - oder auch nicht. Alles in allem sollten wir ihn jedoch auf keinen Fall entkommen lassen... denn ich lege keinen Wert darauf, in diese Angelegenheit hineingezogen zu werden, die nicht die meine ist. Überdies wird die Stadtwache sicherlich nicht über einen von dieser Sorte in ihren Reihen erfreut sein."

    "Ach verdammt..."


    Es war eher ein leises Murmeln, Shizar sprach die Worte nicht laut aus und doch enthielten sie alles, was ihr in diesen Augenblicken durch den Kopf schoß. Der Nachtelf schien von Sinnen zu sein und die Halbelfe verspürte nicht den geringsten Wunsch, sich in diesen von Liebe inspirierten Irrsinn einzumischen. Liebe schien ohnehin zu wenig mehr geeignet, als jenen Schwierigkeiten zu machen, die nichts damit zu schaffen hatten.
    Die Augen zu Schlitzen zusammen gekniffen, beobachtete sie die Szenerie - unsicher, wie sie weiter vorzugehen hatte. Kein Schattenpfeil, kein Sternenfeuer vermochte sicherzustellen, daß es nicht auch die Frau treffen würde und dann wollte sie beileibe nicht die Rache des Nachtelfen zu spüren bekommen.
    Schatten tanzte über ihre Fingerspitzen und untermalte ihre Unentschlossenheit. Was auch immer hier vor sich gehen sollte, es war unklug, damit in Berührung zu kommen, auch wenn es ihr lieber gewesen wäre, die Frau in Sicherheit zu sehen.


    Als der Fremde sich zum Gehen wandte und auf sie zu trat, verließen Shizars Augen für einen Moment die Szenerie. Es war sicherlich nicht ihre Art, fremden Männern mitten in der Nacht ihren Namen auf die Nase zu binden - andererseits hatte sie weder etwas zu verlieren, noch gab es irgendetwas, das in dieser Nacht als normal zu bezeichnen war. So seufzte sie nur ergeben und mit einem leichten Zischen, das an ihre Ashaironiabstammung erinnerte, die sie normalerweise sorgfältig verbarg.


    "Shizzzar... ihr findet mich in der alten Villa des Geschlechts der Lyadar im Adelsviertel."

    "Ich habe keine Angst. Aber ich bin auch nicht dumm. Und wenn ihr für einen Augenblick nachdenkt, werter Zandhros, so fallen euch meine Beweggründe womöglich wie die Schuppen eines Korallenbarsches von den Augen."


    Angst. Shizar hatte keine Angst und es machte sie wütend, daß dieser Mensch anscheinend dachte, daß sie Furcht verspürte. Nein, Furcht verspürte sie nur äußerst selten und schon gar nicht vor einem Zirkel der Schattenmagie. Trotzdem zwang sie sich dazu, eine kühle Miene zur Schau zu tragen und Zandhros keinen Einblick in ihre Gefühlswelt zu vermitteln. Mehr noch, ein Lächeln spielte um ihre Lippen, das unter anderen Umständen womöglich verführerisch gewirkt hätte.


    "Aber vielleicht braucht ihr dazu ja auch Bedenkzeit. Und die will ich euch gerne lassen."

    "Sicherlich Freunde von euch... oh... und wenn es zu Unstimmigkeiten kommt, so heißt es drei gegen eine, nicht wahr? Nein, euer Angebot ist weiterhin nicht erstrebenswert für mich, Zandhros. Ich begebe mich ungerne wissentlich in eine Position, auf der ich nur verlieren kann."


    Shizar verfluchte sich für ihre emotionale Aussage und bemühte sich, Zandhros von nun an keine allzu tiefen Einblicke mehr in ihr Gefühlsleben zu verschaffen. Tatsächlich meinte sie jedes Wort, das sie sagte vollkommen ernst. Der Magier wollte sie in eine Position manövrieren, in der sie sich nicht wohlfühlen konnte. Shizar war zu sehr Einzelgängerin, um sich wirklich in einem Zirkel eingliedern zu können.

    "Waaa...!"


    Das war das einzige Wort, das Shizars Mund in halbem Zustand verlassen konnte, als der Wächter mit atemberaubender Geschwindigkeit die Halbnymphe an ihrer Seite packte und ihr das Messer an die Kehle setzte. Mehr mechanisch, als wirklich bedacht, machte die Halbelfe einen Schritt zur Seite, um dem Wahnsinnigen auszuweichen und brachte sich damit aus seiner Reichweite hinaus.
    Es war ihr ein Rätsel, wie er ohne Magie eine solche Schnelligkeit an den Tag hatte legen können, denn sie spürte nichts, was auf eine magische Schwingung in der Luft hinweis.
    Nach dem ersten Schreck, blieb nur die übliche Emotionslosigkeit auf ihren Zügen zurück, während sie unschlüssig auf das Geschehen blickte. Dandara war erschöpft, soviel war nach dem fehl gegangenen Zauber sicher und Shizar ärgerte sich maßlos darüber, daß sie ihre magische Energie in der schwarzen Katze so sinnlos vergeudet hatte.
    Nun war es fraglich, ob sie noch für einen weiteren Zauber ausreichen würde und ob dieser besser für ihre eigene Person, oder für die Errettung der Fremden angelegt sein würde.
    Ein Schatten begann auf Shizars Fingern zu tanzen, genau in dem Moment, als ein wild gewordenes, felliges Energiebündel auf den Wächter zugeschossen kam...

    "Haltet mich für leichtsinnig, aber ich finde es nicht erstrebenswert, ein solches Wissen zu teilen. Schon gar nicht mit zwei weiteren Schattenmagiern, die womöglich noch Shirashai treu ergeben sind."


    Dandara warf Shizar einen Blick aus schreckgeweiteten Augen zu, der wirkte, als habe die Magierin den Verstand verloren. In der Tat war es nicht klug, den Namen der Göttin auf diese Weise so offen auszusprechen. Schon gar nicht, wenn man keinen Wert auf ihre Gesellschaft legte. Aber dies kümmerte Shizar momentan wenig - das Buch der Schattengesänge war zu verlockend, sie konnte es geradezu nach ihr rufen hören, wie es mit seinen dunklen Mysterien lockte und der Gedanke daran ließ einen wohligen Schauer durch ihren Körper rinnen.

    Shizar fluchte leise. Ganz offenbar hatte der Zauber keine Wirkung bei dem Mann hinterlassen. Es war kein Zauber, den sie sorgfältig studiert hatte und der Hass des Mannes schien ihn geradezu immun gegen die Magie zu machen, was einen üblen Nachgeschmack bei der Schattenmagierin hinterließ.
    Während Dandara die Szenerie im Auge behielt, beugte sie sich zu der Frau hinunter, die noch immer auf dem Boden kauerte. Wenn ihr etwas an dem Nachtelfen lag, würde sie kaum hier wegzubewegen sein, doch zumindest konnte man sie aus dem direkten Einflußbereich des drohenden Kampfes zu bringen.


    Der Mann, der sich zwischen die beiden Kontrahenten gestellt hatte, schien zwar besonnen und versuchte offenbar einen offenen Kampf zu vermeiden, doch wenn Gefühle im Spiel warne, konnte man sich nie sicher sein, was geschehen würde.


    "Könnt ihr aufstehen? Euer Platz ist ein wenig zu nah an den bald wirbelnden Klingen für meinen Geschmack und der Nachtelf wird nicht begeistert sein, wenn euch etwas geschieht."

    Mit wenigen Schritten hatte sich Shizar an die Seite der Halbnymphe bewegt. Die Frau bedeutete ihr kaum etwas, genauso wie der Nachtelf. Doch wenn sie sich für eine Seite entscheiden musste, so bevorzugte die Schattenmagierin jederzeit die Seite jener, die sie zuvor kennengelernt hatte. Und sie hasste es einfach, wenn ein Mann einer Frau mit aller Gewalt seinen Willen aufzuzwingen trachtete.
    Ein kurzes Nicken zu Dandara und ein blaues Funkeln der magischen Energie in der Luft, das auf Beron gezielt war, setzen einen Zauber frei, der dem Mann zumindest für eine Weile das Augenlicht rauben würde. Sie machte sich wenig Sorgen um ihre eigene Person - wenn es hart auf hart kam, war sie sicherlich nicht weniger wehrlos als einer der beiden bewaffneten Männer.

    "Das Buch der Schattengesänge..."


    Shizar hatte Mühe, ihre emotionslose Fassade aufrecht zu erhalten, als Zandhros dieser Name so leicht von den Lippen floß. Das Buch der Schattengesänge war ein Werk, dessen Existenz immer wieder angezweifelt wurde. Ein Buch, das Shirashai selbst verfasst haben sollte. Sie wechselte einen schnellen Blick mit Dandara, die sich nun interessiert auf Shizars Schulter niederließ und sich entspannt zurücklehnte.
    Die Stille hielt für einen weiteren Augenblick an, bevor Shizar das Schweigen brach.


    "Nun, wenn ihr das wirklich wisst, wundert es mich, daß ihr dieses Wissen teilen möchtet. Und... versteht mich nicht falsch, aber ich persönlich teile mein Wissen sehr ungern. Und schon gar nicht mit anderen Schattenmagierin..."

    Shizars Augen weiteten sich erstaunt, als Sicil so plötzlich auf das Paar los stürmte und für den Bruchteil einer Sekunde hielt sie inne, bevor Schattenpfeile auf ihren Fingerspitzen aufflammten und dort drohend zu tanzen begannen.


    "Sagte ich nicht, daß ich es hasse mich schnell zu bewegen in diesen Roben?", murmelte sie eher mürrisch zu sich selbst und begann dann, sich vorsichtig in die Richtung zu bewegen, in die der Nachtelf losgerannt war. Dandara hatte ebenfalls den Blick wachsam nach vorn gerichtet und nickte zustimmend.


    "Hast Du. Und wenn Du Dich anständig kleiden würdest, könntest Du Dich auch mal schneller bewegen, meine Teuerste."


    Shizar zischte leise, ein Geräusch, das an ihre Herkunft erinnerte, das aber niemand außer Dandara im einsetzenden Chaos bemerken konnte. Es war zwar weder so, daß ihr Sicil sonderlich eng am Herzen lag, noch kannte sie diese Frau - aber sie war neugierig, was ihn zu dieser überstürzten Reaktion bewegt haben mochte und so folgte sie ihm, als ein anderer Mann auf den Plan trat.

    "Ihr seid mir hoffentlich nicht böse, liebster Zandhros, aber bisher erscheint es mir, als habe euer kleiner Vorschlag keine sonderlich attraktiven Vorzeichen. Gemeinsame Forschungen... gut und schön. Und dazu ein Pakt, der Schattenmale in die Haut einbrennt, wenn er verletzt wird... autsch, das ist keineswegs erstrebenswert... ich mag meine Haut lieber makellos."


    Tatsächlich war es unter Schattenmagiern üblich, einen Zauber bei solcherlei Gelegenheit einzusetzen, der ein nur sehr langsam verheilendes Mal in die Haut brannte, das auf ewig den Vertrauensbruch kennzeichnete. Und wenn Shizar eines nicht brauchen konnte, dann waren es weitere verräterische Zeichen. Sie musterte Zandhros kühl und ging dann zu einem der Sessel hinüber, in den sie sich elegant gleiten ließ, bevor sie sich darin zurücklehnte und die Beine unter der langen robe übereinander schlug.


    "Oder deutlicher - was habt ihr zu bieten? Gemeinsames Lernen? Wie überaus interessant..."


    Die Frau schien nur mühevoll ein Gähnen zu unterdrücken, was ihre ohnehin emotionslose Miene noch weitaus gelangweilter wirken ließ.

    Shizar und Sicil schlenderten durch das Händlerviertel und nahmen Kurs auf die von Shizar angepeilte Taverne, als Dandara urplötzlich die kleine Nase kraus zog und abrupt eine Hand in Shizars Haar krallte. Die Halbelfe, die durch das Gespräch mit Sicil abgelenkt gewesen war, hielt inne und schenkte ihrer Fee einen höchst verärgerten Blick auf ihren rauchfarbenen Augen, während sie dazu ansetzte, einige scharfe Worte in ihre Richtung zu verlieren. Doch Dandara schnitt ihr das Wort ab, bevor auch nur ein Ton über ihre Lippen gekommen war.


    "Ach, sei nicht so wehleidig, Shizar! Riechst Du das nicht? Es sollte mich wundern, wenn neuerdings Tannen auf dem Marktplatz wachsen sollten."


    Shizar musterte Dandara für einen Augenblick mit zusammengekniffenen Augen, bevor sie die Nachtluft tief einsog und dann nickte.


    "Du magst zwar recht haben, aber musst Du mir aus einem solch lächerlichen Anlass gleich die Haare ausreissen, Du gehässiges, kleines Biest?..."


    Weiter kam sie nicht, als sie weiter vorne im fahlen, kühlen Licht der Muschellampen zwei Gestalten entdeckte, die offenbar keineswegs in ein romantisches Stelldichein vertieft waren.

    "Oh, was ist denn schon ein Ruf wert? Glaubt mir, es lebt sich besser, wenn man nichts mehr zu verlieren hat. Also sollte man alles daran setzen, den eigenen Ruf so schnell wie möglich an allen Orten zu ruinieren."


    Shizar lachte leise und blickte dann sinnierend die Straße hinab, während Dandara sich damit beschäftige, den Nachtelfen und die Halbelfe durch einen Schattenzauber mit der Dunkelheit verschmelzen zu lassen. Ein kurzer Regen aus bläulicher Energie und schon konnte man die beiden Gestalten nicht mehr wahrnehmen, zumindest dann nicht, wenn sie sich nicht in direktem Licht bewegten.


    "Aber ich kann ich verraten, daß meine Tavernenbesuche in letzter Zeit auch meistens unerfreulich verlaufen sind. Ihr befindet euch also in bester Gesellschaft. Und aus diesem Grunde würde ich einen Besuch im Händlerviertel empfehlen... dort gibt es ein eher vorurteilsfreies Etablissement, das ich gerne besuche."

    Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen hielt Shizar die Tür der schwarzen Katze mit ihrer freien Hand auf. Dandara schwebte noch immer wachsam über ihrer Schulter und ließ die Männer im Inneren nicht aus den Augen.


    "Ihr verzeiht mir aber, wenn ich mich nicht verneige. Meine Manieren lassen manchmal etwas zu wünschen übrig..."


    Der Schattenpfeil, eine wirbelnde Masse aus schwärzlicher Dunkelheit, schien beinahe auf ihrer Hand zu vibrieren, während sie das Geschehen beobachtete. Noch waren die Männer zu verdutzt, als ihr Kamerad einfach ins Innere geflogen kam. Sie hoffte nur, daß der Nachtelf schnell durch die Tür treten würde - wenn diese erst einmal geschlossen war, gab es Möglichkeiten, nicht mehr allzu sehr aufzufallen.

    War es tatsächlich ein Lächeln, das um Shizars Mund spielte? Es war so flüchtig, daß man es ebenso gut für eine reine Täuschung halten konnte. Nur einen Augenblick später, tanzte ein schwärzlicher Pfeil auf ihren Fingerspitzen und sie sah den Nachtelfen mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Einige der Schläger wirkten nun, als ob sie es sich vielleicht noch einmal überlegen würden, ob ein Nachtelf wirklich ein lohnendes Ziel war. Allerdings war es gut möglich, daß sie ihren Mut sehr schnell wiederfanden.


    "Ein langes Gewand ist nicht gut zum Rennen geeignet - also unterlasse ich es, so oft ich die Möglichkeit dazu habe."


    Ein Zwinkern folgte dieser Aussage und machte deutlich, daß Shizar keineswegs die Absicht hatte, einen überstürzten Rückzug anzutreten. Wachsam blickten Fee und Magierin sich in der schwarzen Katze um, wobei Dandara die Richtungen übernahm, die Shizar nicht sehen konnte. So bewegten sie sich also an Sicils Seite auf den Ausgang der Taverne zu.

    "Bin ich das tatsächlich... wenn dies so sein sollte, so war es mir nicht bewusst, nicht wahr, Dandara?"


    Shizar blickte zu der Schattenfee hinüber, die entgegen ihrer normalen Gewohnheiten kaum einen Blick für Zandhros übrig hatte. Stattdessen waren ihre dunklen Augen verbissen auf die andere Fee gerichtet, die sie keinen Augenblick aus den Augen ließ. So nickte sie nur knapp, zeigte sonst allerdings kaum eine Reaktion.
    So wandte sich die Halbelfe wieder zu dem Magier um und musterte ihn für einen Augenblick eingehend mit schiefgelegtem Kopf, so als müsse sie über seine Worte nachsinnen.
    Als sie schließlich zum sprechen anhob, waren einige Momente der Stille vergangen, in denen die Luft zwischen Dandara und der anderen Fee beinahe Eiszapfen aufwies.


    "Und welche Forschungen sind es wohl, denen ihr euch in einem Zirkel widmen wollte? Schattenmagier neigen dazu, keinen sonderlich vertrauenswürdigen Ruf zu haben... wie wollt ihr also sicherstellen, daß Geheimnisse dort bleiben, wo sie sicher sind?"

    Erstaunt bemerkte Shizar jetzt, daß der Nachtelf ebenfalls an die Theke getreten war und sich um Dandaras unfreiwilligen Verehrer gekümmert hatte. Sie nickte ihm dankbar zu, bevor sie der Schattenfee einen strengen Blick zuwarf, der ein deutliches "Habe ich es Dir nicht gesagt?" beinhaltete.
    Dandara seufzte unwillig aber ergeben und hauchte dem Mann in Sicils Gewalt einen Kuss von ihrer kleinen Hand aus zu, der ihn aus ihrem Bann befreite. Mit einem sehr ungehaltenen Gesichtsausdruck schwebte sie dann zu Shizar hinüber, um auf ihrer Schulter Platz zu nehmen, die Arme zu verschränken und den Kopf zur Seite zu drehen.
    Ihr Opfer wurde unterdessen wieder schlagartig klar, was Shizar die kurze Pause ermöglichte, in der sie sich in der schwarzen Katze umsah. Einige der finsteren Gestalten hatten nun ein Auge auf Sicils geworfen und musterten ihn nicht unbedingt unauffällig.


    "Ihr habt recht, lasst uns verschwinden. Es gibt Tage, an denen die schwarze Katze eindeutig an Reiz verliert und dies ist einer davon."

    "Und als Mitglied dieses Bundes habt ihr ausgerechnet mich erwählt? Ich bin erstaunt - ein so gut informierter Mann wie ihr sollte doch auch wissen, daß ich ausgesprochen zurückgezogen lebe und keine nahen Freundschaften unterhalte. Wie kommt ihr also darauf, daß ich eurer Sache so dienlich sei?"


    In der Tat - Shizar unterhielt keine Freundschaften. Das konnte sich eine Frau wie sie, eine Frau mit vielerlei Geheimnissen auch gar nicht erlauben. Auch ihre Liebschaften zogen sich nicht sonderlich in die Länge - denn irgendwann kamen immer Fragen auf, wenn sie sich weigerte, ihre Schulter mit dem fremdartigen Symbol offen zu zeigen... auch die leichten Schüppchen, die sie von ihrem Ashaironivater geerbt hatte, waren nicht sonderlich zuträglich für intime Spielereien bei Tageslicht, wenn man es genau nehmen wollte. Und es war durchaus lästig, einen Illusionszauber zu tragen.
    Alles in allem war es nicht angeraten, jemanden allzu nahe an sich heran zu lassen. Und dazu gehörte auch die Zusammenarbeit in einem magischen Zirkel. Ganz zu schweigen davon, wie Dandara sich wohl in der Zusammenarbeit mit mehreren Schattenfeen aufführen würde... sie hasste es, wenn ihr jemand die Aufmerksam stahl.

    "...Du kommst nun mit, Dandara. Es reicht für heute, findest Du nicht?"


    Obgleich Shizar ruhig und gefasst wirkte, schwang ein deutlich bemerkbarer, verärgerter Unterton in ihrer normalerweise so samtenen Stimme mit, der keinen Widerspruch zu dulden schien.
    Dandara verschränkte die winzigen Ärmchen vor ihrer Brust und wirkte eindeutig bockig. Shizar hasste es, wenn die Fee sich auf diese Weise aufführte und es wurde schwer für sie, ihre emotionslose Maske zu wahren.


    "Nur weil Du ein solch aufregungsloses Leben führst, muss ich mich Dir doch nicht anschließen, oder?"


    Die Augen der Fee glitzerten und sie strich sich lasziv das schwarze Haar zurück, um ihrem Opfer einen vielsagenden Blick zu schenken, der Shizar ein gereiztes Seufzen über die Lippen kommen ließ. Auch Dandaras Opfer starrte wie hypnotisiert auf die kleine Fee, während er eine Hand nach Shizar ausstreckte.


    "Laß uns in Ruhe, Weib, wir haben wichtige Dinge zu bereden."


    Seine Stimme klang merkwürdig abwesend, doch auch gleichermaßen drohend, was Shizar nun doch sehr beunruhigte.