Beiträge von Shizar

    "Nun... ja. Dandara hat eine recht außergewöhnliche Auffassung davon, wie eine Fee ihre Freizeit verbringen sollte..."


    Shizar schoß einen scharfen Blick in Richtung der Fee, die sich daran jedoch überhaupt nicht zu stören schien. Im Gegenteil - sie hielt keinen Augenblick in ihrem Tun inne. Ein gereiztes Seufzen kam über Shizars Lippen, ging aber gleich wieder in Gleichmut über. Sie streifte eine schwarze Haarsträhne zurück und zuckte gleichgültig die Achseln.


    "Ansonsten kann ich euch nicht sagen, ob die Magie faszinierend ist. Sie ist es wohl für diejenigen, die die Lust und Ausdauer haben, sich mit den Launen einer Fee herum zu schlagen. Aber sollten Nachtelfen nicht ein grundlegendes Verständnis der Magie besitzen?"


    Die Halbelfe warf einen Blick in ihren Kelch, der noch immer nicht leer war, kam jedoch nicht dazu, auf Sicils letzte Frage zu antworten, als Dandara an der Theke einen ganzen Schritt zu weit ging.


    "Entschuldigt mich bitte einen Augenblick..."


    Shizar erhob sich von ihrem Platz und schritt gemessenen Schrittes zur Theke hinüber, wo ein kurzes aber leises Wortgefecht zwischen ihr und der Fee entbrannte. Dies schien dem Menschen nicht zu gefallen, der noch immer in Dandaras Bann gefangen war und sich die Szenerie mit finsterem Gesicht ansah.

    "Eine eigene Realität? Durchaus ein gefährliches Vorhaben... aber wahrscheinlich neigen wir alle dazu, uns eine eigene Realität zu schaffen. Womöglich haben wir auch gar keine andere Wahl."


    Shizars Augen blitzten für einen Augenblick amüsiert auf, auch wenn man den Grund dieses Amusements nicht einfach ergründen konnte. Allerdings erlosch das Blitzen so schnell wie es gekommen war und ließ keinerlei erkennbare Gefühlsregung auf ihrem Gesicht zurück.
    Sie lehnte sich gelassen auf ihrem Stuhl zurück und widmete Dandara einen weiteren Blick, nur um zu erkennen, wie die kleine Fee ihrem hoch gewachsenen Opfer im wahrsten Sinne des Wortes Fesseln angelegt hatte. Ein gewisser Triumph lag in ihrem Blick, als sie zu Shizar hinüber sah, während diese mit einem vernichtenden Blick anwortete und innerlich den Kopf schüttelte. Wenn es so weiterging, würde sie wohl einschreiten müssen.
    Schließlich wandte sie sich wieder zu dem Nachtelfen um.

    "Nun, sehe ich aus wie eine Frau, die sich vor dem fürchtet, was andere sagen?"


    Shizar lachte leise - eine seltene Gefühlsregung, die wirkte, als ob sie dieser Gedanke wirklich erheitern würde. Mit einer geschmeidigen Bewegung zog die Halbelfe den Stuhl heran und ließ sich darauf nieder, ohne noch lange zu zögern. Ein leises Klacken war zu vernehmen, als sie ihren Weinkelch auf dem Tisch abstellte, ohne ihn noch weiter zu beachten.


    "Und was treibt euch in die Stadt, außer eurem Mut? Man sagt Nachtelfen doch nach, daß sie sich nicht allzu wohl fühlen, wenn sie ihre eigenen Gemeinschaften verlassen müssen. Also seid ihr entweder eine Ausnahme, oder diese Gerüchte entsprechen nicht ganz der Realität."


    Aus den Augenwinkeln beobachtete Shizar Dandara bei ihrem anzüglichen Tun, während sie innerlich die Augen verdrehte. Die kleine Fee ging einmal mehr auf's Ganze und ließ eindeutig nichts, aber auch gar nichts, anbrennen.

    Shizar blickte der Ashaironi noch für einen langen Augenblick sinnerend hinterher, bevor ihre Augen zu Dandara glitten, die an der Theke noch immer beschäftigt war und ihrem auserkorenen Opfer, das nun leicht hypnotisiert wirkte, gerade einige Anzüglichkeiten zu erzählen schien. Sie seufzte ergeben - es war nicht zu erwarten, daß die Fee zu ihr zurückkehren würde, bevor sie ihren Willen bekommen hatte und es war wohl unklug, sie einfach zurück zu lassen. Also würde sie sich nach einer anderen Zerstreuung umsehen müssen.
    Ihr Blick fiel wieder auf den Nachtelfen, der schon vor einer Weile den Gastraum betreten hatte und noch immer allein war.
    Mit einer Hand angelte sie nach ihrem Kelch, während sie sich geschmeidig von ihrem Platz erhob und sich recht teilnahmslos in der schwarzen Katze umsah. Dann schlenderte sie zum Tisch des Nachtelfen hinüber und beugte sich leicht zu ihm hinunter, um ihn dann mit ihrer dunklen Samtstimme anzusprechen.


    "Nanu, ein Nachtelf allein in Nir'alenar? Entweder seid ihr sehr mutig... oder sehr dumm."


    Ein leichtes Lächeln spielte um ihre Lippen und ließ ihm die Entscheidung, ob ihre Bemerkung ernst gemeint war, oder eben nicht.

    Eine Braue hob sich, während Zandhros Ausführungen in die Höhe, doch dies war die einzige Gefühlsregung, die über Shizars Gesicht spielte. Doch ihre eisige Stimme zeigte deutlich, daß sie seinen Kommentar als unpassende Anmaßung empfand.


    "Tatsächlich? Vielleicht empfinde ich diesen Zustand jedoch als ausgesprochen gemütlich und kann gut auf Hilfe verzichten. Ich kann keine Dienerschaft gebrauchen, die hinter meinem Rücken meine Besitztümer durchschnüffelt."


    Die Halbelfe bewegte sich keinen Milimeter von dem Kamin weg und musterte Zandhros kühl. Seine Augen veränderten also ihre Farbe? Interessant. Sicherlich war eine Abart der Schattenmagie dafür verantwortlich - Magie konnte solche Spuren hinterlassen. Oder es war eine Eigentümlichkeit, von der er sich erhoffte, daß sie ihn interessanter wirken ließ. Es war erbärmlich, wenn man solche Schlichen nötig hatte.


    "Und dieser Grund wäre...? Den Zustand meines Hauses zu inspizieren?"

    Shizar lächelte leicht - tatsächlich, es war eine Emotion, die dort über die normalerweise so gelangweilten Züge spielte. Doch es war kein Lächeln, das wirkte, als ob Zalidas Aussagen sie amüsierten - es war etwas anderes. Denn im Gegesatz zu der Ashaironi wusste Shizar um ihrer beider Erbe.


    "Seesterne können mich nicht locken - Toxide dagegen mögen verlockend erscheinen. Doch was mich noch weitaus mehr interessiert, ist das Wissen über die Vorgänge in der Stadt. Und dies soll mir Bezahlung genug sein.


    Gebt mir einige Stunden, Zalida - dann werde ich euch mehr darüber erzählen können, wer in dieser Stadt an euch interessiert ist und warum... und auch, um wen es sich bei dieser 'Dame' handelt, die eure Ruhe beeinträchtigt."


    Das Lächeln erlosch so schnell wie es gekommen war und ließ nur Shizars gewöhnliche, emotionslose Miene zurück. Eine Maske, an die sie sich schon zu sehr gewöhnt hatte, um sie lange fallen zu lassen.

    "Ein Vorschlag. Ich frage mich zwar, welcher Vorschlag dies sein sollte, doch da man den Frauen im allgemeinen eine ausgeprägte Neugier nachsagt, werde ich mir euren Vorschlag natürlich anhören."


    Mit diesen Worten lief Shizar vor Zandhros her in einen desolat wirkenden Salon mit staubigen Möbeln, deren Samtbezug von vielen Jahren abgewetzt war und fegte müßig die ein oder andere Spinnwebe beseite. Dabei war für keinen Augenblick zu bemerken, ob Shizar der Zustand ihres Salons peinlich war oder nicht. Im Gegenteil, sie schien ihn noch nicht einmal wahr zu nehmen.
    Dandara folgte der Magierin mit weiterhin ausgesprochen mißtrauischen und wachsamen Blicken, während diese sich vor dem beeindruckenden Kamin postierte, in dem sich einiges an kalter Asche angesammelt hatte.
    Ihre zarte Hand wies auf einen Sessel aus rotem Samt, der von einer dicken Staubschicht überzogen war.


    "Bitte, setzt euch."

    "Nun... ich würde es nicht für ausgeschlossen halten, Zalida. Ihr betreibt eine Art des Geschäfts, die für die Diener Askalars recht attraktiv sein könnte und es ist durchaus möglich, daß sie versuchen, mit eurem Laden Profit zu machen.
    Ob diese Dame dort zu ihnen gehört... nun, ich kann Erkundigungen über sie einholen, wenn euch daran gelegen ist."


    Tatsächlich - Shizar hatte Verbindungen in alle Bereiche der Stadt und es war nicht schwer, etwas in Erfahrung zu bringen. Das blieb nicht aus, wenn man sich für allerlei Vorgänge und Geheimnisse interessierte - und war das Mysterium nicht ihr liebstes Spiel? Einige Seesterne, der richtige Ort und schon flossen die Informationenen.


    Müßig blickte sie zu Dandara hinüber, die sich ihrem Ziel mittlerweile regelrecht an den Hals warf und alle Register ihres Könnens zog. Wahrscheinlich war auch Magie im Spiel, die den jungen Mann gefügiger machte.
    Sie seufzte leise und streifte dann den Nachtelfen mit den Augen. Nanu? Ein Nachtelf in Nir'alenar? Wie alles, was mit dem Schatten zusammenhing, war dieses Volk der Nacht von höchstem Interesse für Shizar. Sie nahm sich vor, nicht nur über die Cath'Shyrr Informationen einzuholen. Gabe es gar noch mehr Nachtelfen in Nir'alenar, die sich offen in eine Taverne trauten?

    "Beginnt ihr all eure Besuche mit einer Drohung, Zandhros?"


    Shizar musterte den Schattenmagier, ohne daß ihr Gesicht eine Gefühlsregung verriet. Er mochte zwar ansehnlich sein und die Halb-Ashaironi konnte sich vorstellen, daß Dandaras Zunge bereits am Boden festklebte, aber sein Auftritt war ausgesprochen großspurig. Wenn dieser Mensch der Meinung war, daß er es nötig hatte, mit seinen Fähigkeiten zu protzen, würde sie ihm bei Gelegenheit das arrogante Maul stopfen. Und dies natürlich ohne Vorankündigung. Meinte er etwa, daß sie in ihrer eigenen Villa vollkommen wehrlos war?


    "Nun, wenn das so ist, so kann ich euch versichern, daß ich euren magischen Schlichen keineswegs wehrlos gegenüber stehe. Auch wenn ich es nicht ganz so nötig habe, damit zu protzen. Ich bevorzuge den Überraschungseffekt."


    Die Stimme der Schattenmagierin war kalt, dennoch hieß eine Geste Zandhros, doch in ihr Heim zu treten, wenn er es schon nicht lassen konnte.
    Dandara musterte unterdessen die andere Fee mißtrauisch und nicht weniger kühl als Shizar den Magier. Ihre ganze Haltung, stolz und selbstbewusst, machte deutlich, daß dies ihr ureigenes Revier war, in dem sie keine Eindringlinge duldete.

    Es klopfte. Nun gut. Also wollte sich der Besucher vorstellen. Vielleicht handelte es sich gar um diesen geheimnisvollen Dhaiharas, dessen Identität Shizar noch immer nicht entschlüsselt hatte. Die Halb-Ashaironi straffte sich und richtete ihre Kleider, während Dandara bequem auf ihrer Schulter Platz nahm und ein ebenfalls emotionsloses Gesicht zur Schau trug. Ein kurzes Durchatmen folgte, bevor Shizar würdevoll und langsam die Treppe hinab schritt und an ihrem Absatz zum stehen kam. Ein Blick zu Dandara ließ die Tür der Villa Lyadar weit aufschwingen, während Shizar eine Hand auf den Knauf des Treppengeländers legte und sich in Pose begab.


    Dieser Magier und seine Fee würden keinesfalls eine abgehetzte Shizar zu sehen bekommen, sondern lediglich einen reinblütigen Abkömmling des Elfengeschlechts der Lyadar. Mit einem kühlen Blick musterten Fee und Magierin den Mann, der dort vor der nun offenen Tür stand und ihre Stimme verriet keinerlei Gefühl, als sie das Wort an ihn richtete.


    "Seid mir gegrüßt, Bruder des Schattens. Darf ich erfahren, welchem Umstand ich euren Besuch zu verdanken habe? Soweit ich weiß, wart ihr nicht angemeldet."


    Ihre Worte machten deutlich, daß ihr nicht verborgen geblieben war, um was es sich bei Zandhros handelte. Sie spürte deutlich, daß Dandara trotz ihrer lässigen Pose angespannt war, bereit, jederzeit der anderen Fee zuvor zu kommen, sollte sie einen Trick wagen. Dies war ihr Revier und ihre Haltung verdeutlichte das unmißverständlich.

    Wie konnte dieser impertinente Mensch es wagen, einfach über ihr Grundstück zu spazieren, als sei dies das normalste auf der Welt? War er verrückt oder fehlte es ihm an Manieren? Shizar kochte innerlich und das Kribbeln in ihrem Inneren nahm zu, ohne daß sie den Grund erkennen konnte. War hier Magie im Spiel? Die Magie der Nacht etwa?


    "Verdammt, Dandara! Wo bleibst Du! Im Garten spaziert ein wildfremder Mann daher und Du pflegst Deinen faulen Körper mit einem Nickerchen!"


    Shizars sonst so emotionslose Stimme steigerte sich zu einem giftigen Keifen, das Dandara endlich aus ihrer Ecke auftauchen ließ. Ungehalten flatterte sie in aller Ruhe an Shizars Seite.


    "Was kann ich dafür, wenn Du wegen einem..."


    Sie blickte aus dem Fenster.


    "...ooooooooh... prachtvoll anzusehenden Mann in Panik ausbrichst? Lass ihn doch..."


    Dandara verstummte, als sie die Anwesenheit einer anderen Fee wahrnahm und ihr amüsierter Tonfall wandelte sich umgehend in Besorgnis, der das kleine Spielchen zwischen ihr und Shizar vergessen machte. Ihre Augen wurden zu gefährlichen Schlitzen.


    "Das ist ein Magier, Shizar. Ich spüre seine Fee. Eine Schattenfee."

    Shizar nickte zustimmend. In den letzten Augenblicken hatte sie sich aus dem Gespräch heraus gehalten und lieber das Tun von Dandara verfolgt, die mit einem verächtlichen Schnauben in die Katze geflattert war und sich nun in einer anderen Ecke mit einem recht ansehnlichen Mann unterhielt. Shizar seufzte innerlich laut auf. Es sah ganz so aus, als ob es wieder schwierig werden würde, die Fee in dieser Nacht nach Hause zu bekommen. Dandara war fest entschlossen, sich zu amüsieren und die Magierin mit Mißachtung zu strafen. Wie sie das launische, kleine Biest manchmal hasste...


    Während sie auf Kendims Erwiederung wartete, überlegte Shizar fieberhaft, was sie der Ashaironi auf die Fragen antworten sollte, die sie ihr zuvor gestellt hatte. Wie sollte sie etwas erklären, das genau das enthüllen würde, was Shizar zu verbergen trachtete?


    Rein äußerlich war sie jedoch die schweigsame Ruhe selbst und bot keinen Anhaltspunkt darüber, was in ihrem Inneren vor sich ging.

    Manchmal hatte Shizar Mühe, die emotionslose Fassade aufrecht zu erhalten und dies war einer dieser Momente. So lenkte sie ihre Aufmerksamkeit von der wütenden, nahezu vibrierenden Dandara auf die anderen Gäste, um das ungebetene Lächeln zu verbergen, das sich auf ihre Lippen stehlen wollte. Die Wutausbrüche der Schattenfee verursachten nicht selten ein gewisses Amüsement in der Halb-Ashaironi und dies war einer jener Momente.
    Dandara hingegen, funkelte Kendim noch immer ungehalten an. Dann flackerte der Schatten zwischen ihren Fingern und löste sich schließlich in seine Bestandteile auf.
    Der Blick der Schattenfee blieb noch für einen Augenblick wütend, dann lehnte sie sich auf Shizars Schulter zurück und musterte den Menschen von oben herab.


    "Gut für Dich, daß Du das einsiehst."


    Ihre Stimme klang spitz, während sie den kleinen Kopf zu Shizar herumdrehte und die Magierin mit verschränkten Armen anblickte.


    "...und ich bin verdammt durstig. Wo bleibt diese dämliche Schankmaid?"


    Shizar richtete ihre Aufmerksamkeit nun wieder auf das Geschehen am Tisch, alle Emotionen waren wieder so kontrolliert wie zuvor und eine Braue hob sich spöttisch.


    "Aber, aber Dandara... es scheint mir, als seist Du auch ohne den Alkohol schon explosiv genug..."

    Shizar legte den Kopf schief - sowohl sie, als auch Dandara waren für einen Augenblick abgelenkt gewesen, doch nun geschah etwas höchst merkwürdiges mit der Fee. Ihre Brauen zogen sich zusammen und sie musterte den Menschen kalt, bevor ein bläulicher Funkenregen um sie herum zu tanzen begann.
    Die Halb-Ashaironi unterdrückte ein leichtes, gelangweiltes Gähnen - doch innerlich amüsierte sie sich über das, was nun unweigerlich folgen würde. Sie konnte kaum glauben, daß jemand tatsächlich so dumm sein konnte, eine Fee so abgrundtief zu beleidigen. Oder sie tatsächlich mit einem willenlosen Haustier zu verwechseln. Ja, entweder war dieser Mensch ein vollkommener Hinterwäldler, oder er war einfach nur so unverschämt, daß es an Selbstzerstörung grenzte.


    "Haustier..."


    Dandaras Stimme klang drohend, während die Fee förmlich zu vibrieren begann. Das blaue Glühen verstärkte sich und ein schwarzer Pfeil manifestierte sich in Dandaras winziger Hand, gewann mit jedem Augenblick an Größe und zeigte unverhohlen auf Kendim.


    "Ein Haustier bin ich also...?"


    Shizar spürte, wie sich immer mehr Wut in Dandara aufbaute, doch sie machte keinerlei Anstalten, sie in ihrem Vorhaben zu unterbrechen. Wenn er eine Fee für ein Haustier hielt, würde er lernen müssen, daß dem nicht so war. Entspannt lehnte sie sich zurück und verbiss sich jeglichen Kommentar - anders als Dandara, die keineswegs ein Blatt vor den Mund nahm.


    "Dann schau doch, was das Haustier mit Dir machen kann, Du hinterwäldlerischer Trottel!"

    Nicht lange nach Zalida und Dadane verließen auch Shizar und Dandara das Korallenriff und traten in die Nacht hinaus. Schließlich war der Abend erst angebrochen und beide fühlten sich in der Dunkelheit am wohlsten. Nur mit halbem Ohr hörte Shizar dem Geplapper der Fee über die Unverschämtheit, das Korallenriff schon wieder zu verlassen bevor sie sich hatte amüsieren können, an, während sie in ihre eigenen Gedanken versunken mit der Dunkelheit verschmolz.

    Shizar zog besorgt die Brauen zusammen. Anscheinend hatte die Ashaironi sich mit der Diebesgilde angelegt, was sicherlich kein angenehmes Los war. Zumindest ließ der Ausdruck 'Diener Askalars' vermuten, daß dies der Fall war. Soviel sie wusste, bezeichneten sie sich gerne selbst als Diener des Diebesgottes. Doch noch bevor sie auf die Frage antworten konnte - und beileibe wäre ihr die Antwort schwer gefallen, wenn sie nicht die Wahrheit in die Welt schreien wollte - kam ein Mensch an ihren Tisch und setzte sich ohne Vorwarnung zu ihnen.
    Eine zarte, schwarze Braue schoß in die Höhe und musterte den Eindringling kühl, während auch Dandara sich auf Shizars Schulter mit einem gewissen Stirnrunzeln nach vorne neigte, um besser sehen zu können.


    "Ein Bekannter von euch, Zalida? Womöglich ziehen unsere konspirativen Treffen immer wieder Schaulustige an."


    Sie betonte das Wort deutlich als Anspielung auf den Vorfall im Korallenriff und blickte dann zu Zalida hinüber, um ihre Reaktion zu beobachten. Sie konnte sich nur schlecht vorstellen, daß diese allzu positiver Natur sein würde.

    Etwas kribbelte in Shizars Nacken. Eine Vorahnung womöglich? Nachdenklich erhob sie sich von dem Tisch an dem sie gearbeitet hatte - es war eine Aura, die sie spürte. Eine Schattenaura, etwas seltsam vertrautes, das ein ungutes Gefühl in ihr aufwallen ließ, das nicht verebben wollte. Dandara war wie üblich damit beschäftigt, ein Nickerchen zu halten und Shizar seufzte bei dem Anblick, machte er doch nur allzu deutlich, wie es bei Gefahrensituationen um die Fee bestellt war.
    Bemüht, das schlechte Gefühl zu verdrängen, lief sie zu einem der Fenster hinüber und zog den schweren Samtvorhang beiseite, um hinaus blicken zu können. Ihre Augen weiteten sich erschrocken und sie sog heftig die Luft ein, als sie einen Mann erkannte, der dort auf ihrem Grund und Boden stand.


    "Dandara! Wach sofort auf, Du faules Stück!"


    Shizars Stimme klang schwarf und zischend. sofort erwachte die Fee erschrocken und rieb sich hektisch den Schlaf aus den Augen, während sie noch einzuordnen versuchte, woher der unverschämte Lärm gekommen war.

    Shizar lächelte leicht ob dieses ungewohnten Gefühlsausbruchs. Sie wusste nicht viel von der Abneigung der Ashaironi gegenüber den Cath'shyrr - ihr Vater hatte es zwar erwähnt, doch er schien es eher den Frauen beider Völker zuzuordnen - ohnehin besaß er wohl nur wenige Eigenarten seines Volkes, wenn man es genau nahm. Doch dies war bei männlichen Ashaironi andererseits keine seltene Angelegenheit.
    So folgte die Halbelfe nun dem Beispiel der Schlangenfrau und ließ sich ihr gegenüber an dem Tisch nieder, um sie mit einer empor gezogenen Braue überrascht anzublicken. Diese nur leicht angedeutete Emotion war für Shizar schon beinahe der wortlosen Überraschung anderer Wesen gleich zu setzen. Zalida wirkte fassunglos und ihr leichtes Stottern führte zu einer gewissen Besorgnis, die sich in Shizar aufbaute. Sie würde doch nicht etwas...?
    Dandara bewegte sich ebenfalls unruhig - es schien, als sei die Fee momentan keineswegs daran interessiert, ihren gewöhnlichen Hobbies nach zu gehen.


    "Wenn ich euch eine Antwort zu geben vermag, so werde ich dies tun..."


    Die Worte waren langsam und zögerlich über Shizars Lippen gekommen, die sich mit einem Mal trocken anfühlten, auch wenn sie sich bemühte, sich nichts davon anmerken zu lassen.

    Wenn Shizar darüber überrascht war, daß Zalida so plötzlich auf sie zugekommen war, so ließ sie sich dies nicht anmerken. Ihre rauchfarbenen Augen erfassten die Situation, registrierten die Cath'shyrr und zauberten schließlich ein wissendes Lächeln auf ihre vollen Lippen, als sie der Schlangenfrau grüßend zunickte.


    "Nun, ich bin mir sicher, daß Dandara jederzeit etwas in dieser Richtung arrangieren könnte. War es nicht diese Dame, die sich im Korallenriff mit einigen Feuermagiern anlegen musste? Welch amüsanter Zufall, daß sie sich ausgerechnet heute Abend hier einfindet."


    Sie ließ den Blick zum Tresen hinüber wandern, streifte dabei den Menschen und den - war es ein reiner Yassalar? Shizar meinte, daß irgendetwas an ihm ungewöhnlich war, obgleich sie schon länger keinen mehr zu Gesicht bekommen hatte - und sah dann wieder zu der Ashaironi.


    "Es scheint so, als müsstet ihr in letzter Zeit ständig auf der Flucht vor ungebetener Aufmerksamkeit sein. Vielleicht sollten wir dort hinüber gehen?"


    Die Halb-Elfe wies auf einen noch freien Tisch in einer abgelegenen Ecke der schwarzen Katze, von der aus man den Raum gut im Blick hatte. Sie konnte sich schlecht vorstellen, daß Zalida Wert darauf legen würde, noch länger mitten im Gasthaus stehend zu verweilen und die Aufmerksamkeit von allen Seiten auf sich zu ziehen.

    "Ach, halt den Mund, Dandara!"


    Mit diesen leise gezischten Worten öffnete sich die Tür zur schwarzen Katze und die wie stets schwarz gekleidete Shizar betrat jenes Etablissement, in dem sie Informationen über einen gewissen Dhaiharas zu finden hoffte. Sie hatte ein Treffen mit einem Schattenmagier arrangiert, der stets über alles in der Stadt informiert war, was die Magie der Nacht betraf und der ihr womöglich bei der Suche nach jenem Phantom helfen konnte, über das man kaum eine Information zu finden vermochte.


    Gewandt glitt sie in den Raum hinein und ließ ihren Blick dort über die Gäste schweifen, wie es ihre Gewohnheit war. Dandara machte es sich mit einem leisen aber für ihre Ohren durchaus vernehmbaren Gähnen auf Shizars Schulter bequem und sah sich offenbar ebenfalls um. Die Fee hielt es hier nicht für nötig, unsichtbar zu werden und Shizar war für diesen Umstand nicht undankbar - schließlich brachte es den ein oder anderen Gauner dazu zu überlegen, mit wem er sich anlegen wollte.
    Wie üblich zeigten ihre Züge keine andere Emotion als schlicht und einfach eine gewisses, gelangweiltes Desinteresse - ein Umstand, der sich auch in dem Augenblick nicht änderte, als ihre schwarzen Augen die Ashaironi erblickten, die sie vor Kurzem im Korallenriff kennengelernt hatte und an der sich durchaus ein Interesse entwickelt hatte.
    Dandara stöhnte leise auf, ein Geräusch, das Shizar ein kühles Lächeln entlockte.


    "Aber, aber Dandara... wer wird denn gleich in Panik verfallen? Solltest Du nicht gefährlich wirken und souverän auf meiner Schulter sitzen, bis Du einen attraktiven Gauner gefunden hast, den Du anhimmeln kannst?"