Beiträge von Ashaya

    "Wollte ich das?"


    Ashaya war sich dessen zwar nicht allzu sicher, doch sie folgte Arvanor durch seine Kampfschule, vorbei an seinen Schülern, die sich nicht an der Anwesenheit der Nymphe störten. Es war nicht so, daß Ashaya es anders erwartet hätte, aber dennoch fühlte sie sich unbehaglich in einer solchen Umgebung.
    Keiner hier hatte die leiseste Ahnung, um wen es sich bei ihrer Person handelte - wer sie mit einem Blick streifte, hielt sie sicherlich für kaum mehr als die neuste Bettgespielin des Arvanor Shet A'kil und die Nymphe war sich nicht sicher, ob ihr diese Annahme wirklich gefallen wollte. Seit Melwynar, dem blinden Priester der Eriadne, hatte es keinen Mann in ihrem Leben gegeben - sicherlich war dies ungewöhnlich für eine Angehörige ihres Volkes, doch Ashaya glaubte gerne, daß es sich bei ihm um etwas Besonderes gehandelt hatte und daß die Gefühle, die sie füreinander gehegt hatte, einer tieferen Natur gewesen waren.


    Als Arvanor die Tür öffnete, schreckte sie aus ihren Gedanken, die sie in die Vergangenheit entführt hatten. Melwynar war kein Teil ihres Lebens mehr, das hatten sie gemeinsam entschieden und die Erinnerung an ihn gehörte nicht hierher. Stattdessen trat die Nymphe voller Neugier in den Raum, der sich hinter der Tür befand.

    "Nun, ich konnte dem Besuch bei euch nicht für alle Zeit aus dem Weg gehen, nicht wahr?"


    Ashayas Lächeln wirkte womöglich ein wenig unsicher und ließ erkennen, daß sie durchaus nervös war, obgleich sie diese unangenehme Tatsache nur zu gerne verbergen wollte. So ließ sie den Blick also durch den Raum und über die trainierenden Personen gleiten, bevor sie sich wieder zu Arvanor umwandte.


    "Aber ich komme ungelegen - ich wollte keinesfalls, daß ihr eure Arbeit mit euren Schülern wegen mir unterbrecht. Vielleicht sollte ich meinen Besuch besser auf einen anderen Zeitpunkt verlegen, der ein wenig günstiger ist... und zu dem eure Schwertschule weniger gut besucht ist."


    Es hatte keineswegs in der Absicht der Nymphe gelegen, in eine Übungsstunde zu platzen. Sicherlich würde man in ihr wenig mehr sehen als die neuste Liebschaft Arvanor Shet A'kils, die kein größeres Interesse an Klingen hatte als die meisten anderen Frauen. Trotzdem war es ihr unangenehm.

    Es war eine längere Zeit vergangen, seitdem Ashaya und Arvanor sich zum letzten Mal gesehen hatten. Seit dem Maskenball hatte sich kein weiteres Treffen ergeben und in der aufgewühlten Stimmung, die diesen Begebenheit gefolgt war, hatte Ashaya leichtfertigt zugesagt, Arvanor in seiner Schwertkampfschule aufzusuchen.
    Sicherlich hatte dieses Versprechen dazu geführt, daß Ashaya sich mehrfach über sich selbst geärgert hatte - andererseits gab es kaum mehr einen Grund, dem Adeligen aus dem Weg zu gehen, nachdem dieser ihr Geheimnis tatsächlich erraten hatte. Ihre Tarnung war also schon lange nichts mehr wert und zudem war die Nymphe neugierig darauf, was sich wohl in der Schwertkampfschule verbergen würde, in der Arvanor den Orden der Klingentänzer wieder ins Leben zurückbringen wollte.


    Unsicher verharrte sie für einen Moment auf der Schwelle. Sie war nicht auffällig gekleidet - ein weiter Rock verbarg ihre wohlgeformten Beine, ein Mieder gab der weißen Bluse Form und es gab keine sichtbare Waffe, die darauf hätte schließen lassen, daß Ashaya etwas anderes war, als eine einfache Malerin aus dem Künstlerviertel. Noch nicht einmal ihr Haar war aufwendig aufgesteckt, sondern floß in leichten Wellen ihre nackten Schultern hinab.


    Es dauerte einen Augenblick, bis Ashaya Arvanor unter seinen Schülern ausmachen konnte und kurz lenkte ein Nachtelf ihre Blicke auf sich, da sein Volk so überaus selten war. Unsicher verharrte die Nymphe auf der Stelle, wollte die Kämpfer auch nicht in ihrer Tätigkeit stören.

    Und so ritten drei unfreiwillige Gefährten an diesem Abend zurück in das dämmerige Nir'alenar, wo sich ihre Wege schließlich nach einem herzlichen Abschied wieder trennten - Dadane sich aufmachte, um die Stadt zu erkunden, Ashaya sich schnellstmöglich zu ihrem Zuhause zurück zog, um Arvanor zu entrinnen und auch Arvanor wieder in seine eigenen vier Wände zurückkehrte, um die Spur der schwarzen Rose bald wieder aufzunehmen...

    Etwas erstaunt über den Verlauf des Abends wandte sich Ashaya mit einem unsicher wirkenden Blick zu Arvanor um und zuckte schließlich ein wenig hilflos die Schultern. Die letzten Augenblicke, die Gefahr ihrer Enttarnung und der Adelige, der letztenendes so schnell den Rückzug angetreten hatte, waren der Nymphe ganz eindeutig auf die Stimmung geschlagen und so wünschte sie sich nichts mehr als die Sicherheit ihrer eigenen vier Wände, um die Geschehnisse zu verarbeiten. Der Ball hatte zumindest für sie keine gute Richtung eingeschlagen und Ashaya war sich sicher, daß sie solcherlei gesellschaftlichen Ereignisse in Zukunft meiden würde.


    "Ich würde den Ball gerne verlassen, wenn es euch nichts ausmacht... ich befürchte, daß ich mich hier nicht mehr besonders wohlfühlen werde... und ich sehne mich nach meinem Zuhause."


    OOC: Also die liebe Ashaya hätte dann gerne noch ein Schlußposting von Arvanor und würde dann in die Nacht entfliehen.;)

    Das Gespräch über die Schwarze Rose verfolgte Ashaya mit einem inneren Stirnrunzeln, während ihr die Absurdität der Situation zu Bewusstsein kam. Sicher hatte der Adel eine Menge Gründe, sie für Raubzüge aller Art zu verurteilen. Und nun wurde sie Opfer einer Straftat, die sie nicht begangen hatte. Ärger schlich sich in ihr Herz und äußerte sich in einer Wolke feinsten Vanilleduftes, der über die Anwesenden hinweg strömte. Wenn dieser Betrunkene etwas damit zu tun hatte, würde sie ihn sich nur zu gerne vornehmen, soviel war sicher. Er sollte es besser nicht wagen, ihr über den Weg zu laufen.


    "Und wie stellt ihr euch die Suche nach eurer Uhr nun vor, Sir Dermond? Wollt ihr mich einer Leibesvisitation aussetzen? Ich kann euch versichern, daß ich nicht im Besitz eurer Uhr bin. Allerdings nehme ich an, daß mein Wort in dieser Angelegenheit nicht genügen wird. Wie wollt ihr also sicherstellen, daß ich die Wahrheit sage?"


    Sie wies mit einer deutlichen Geste auf das rote Kleid, das ohnehin nicht eben viel Raum für Verstecke bot.


    "Soll ich mich entkleiden? Hier und jetzt? Wie ihr wisst, bin ich eine Nymphe und es wird mir keine Kopfschmerzen bereiten. Und wenn diese Angelegenheit geklärt ist, würde ich nur zu gerne meinen edlen Ankläger kennenlernen."


    Die Wangen der Nymphe waren gerötet, was ein eindeutiges Indiz für ihren Ärger war. Denn wenn ashaya sich einer Sache sicher war, dann jener, daß sich keine Metall-Uhr an ihrem Körper befand.

    Arvanors unnachgiebiges Handeln erstaunte Ashaya ein wenig, doch sie äußerte sich nicht dazu. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn er Dadane keine Gelegenheit gab, allzu lange über das nachzusinnen, was sich zwischen ihr und dem Pony abspielte. Zwischenzeitlich hatte sie selbst ihr Pferd bestiegen und saß nun, umgeben von dem Duft frischer Orchideen, gelassen im Sattel. Dabei wanderte ihr Blick zu der unsicheren Dadane, während sie ihr Pferd dicht an ihrer Seite hielt.


    "Habt keine Furcht, Dadane. Ihr werdet das Pony lieben lernen, da bin ich mir sicher. Denkt an all die Wunder, die in Nir'alenar auf euch warten werden..."

    Ashaya kam nicht mehr dazu, eine Antwort zu formulieren, denn Arvanor war eindeutig schneller gewesen. So schlossen sich ihre Lippen wieder, kaum daß sie sich geöffnet hatten. Die Gedanken tanzten durch Ashayas Kopf und in ihrem Magen stieg ein unangenehmes Gefühl auf, das sich in einem starken Duft nach Lavendel äußerte, der sich über die kleine Gruppe legte. Nein, sie war sich sicher, daß sie nichts getan hatte, was eine solche Reaktion des Hausherren nach sich zog. Und sie war sich doch ziemlich sicher, daß die Schwarze Rose Sir Dermond noch nie einen Besuch abgestattet hatte. Also strafften sich ihre Schultern und sie blickte dem Gastgeber kühl entgegen.


    "Nun, hätte ich gewusst, daß mir hier eine solche Behandlung zuteil werden würde, so hätte ich eurer Einladung sicherlich keine Beachtung geschenkt. Aber da ich nun schon einmal hier bin, könnt ihr mir auch gleich erklären, was ich euch wohl getan haben könnte."

    "Ich..."


    Erstaunt blickte Ashaya das Grüppchen an, das sie anscheinend abführen wollte, war sie sich doch keiner Schuld bewusst und konnte sich auch nicht daran erinnern, jemals etwas an diesem Ort zu schaffen gehabt zu haben. Verwirrt huschte ihr Blick zu Arvanor hinüber, der sicherlich deutlich die Blässe erkennen konnte, die ihre Wangen zuvor noch nicht überzogen hatte. Nach einem kurzen Augenblick fand sie ihre Fassung wieder und wandte sich an die Männer und den Boten.


    "Und was könnte euer Herr von mir wünschen? Ich glaube nicht, daß ich ihn jemals kennengelernt habe..."

    Ashaya, die ebenfalls den Lachenden Wanderer verlassen hatte, beobachtete Dandanes Vorgehen staunend, während sie das harmlos aussehende Pony musterte. Die Zwergin schien tatsächlich Furcht zu verspüren, denn ihre ganze Körpersprache wies nur allzu deutlich darauf hin, daß ihr das Tier unheimlich war.
    Mit einigen schnellen Schritten stand sie neben dem Tier und streichelte über seine Mähne, um Dadane zu demonstrieren, daß es sich dabei keinesfalls um ein reißendes Monster handelte.


    "Schaut nur, ein wirlich wunderschönes Tier, findet ihr nicht? Ich bin mir sicher, daß es euch sicheren Schrittes nach Nir'alenar tragen wird, Dadane!"

    Ashaya zog spöttisch eine Augenbraue empor und musterte Arvanor für einen Augenblick schweigend. Dann wandte sie sich ab und lehnte sich gelassen an einen Baum, um für einige Momente in die Nacht hinaus zu blicken.


    "Oh, um mich braucht ihr euch sicherlich keine Sorgen zu machen. Aber falls ich in Not gerate, bin ich sehr beruhigt, daß ich euch an meiner Seite weiß."


    Sie kicherte leise über einen Scherz, den nur sie zu verstehen schien und sah dann mit einem direkten Blick auf den Adeligen, der eine viel größere Gefahr war, als jeder Angreifer, der ihren Weg mit einer Klinge kreuzen könnte.

    Ashaya hatte dem kleinen Wortgefecht zwischen Arvanor und Dadane mit einem innerlichen Lächeln gelauscht, das jedoch auf ihrem Gesicht nicht zutage trat. Sie wollte die Zwergin nicht nicht verletzen, indem sie es allzu offen zeigte. So wirkte die Nymphe ein wenig unbeteiligt und sah sich für einen Augenblick im Gastraum des lachenden Wanderers um, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre unverhoffte Reisegruppe richtete.


    "Nun, dann wollen wir doch einmal sehen, welches Reittier der Wirt für euch bereit hält, Dadane. Lasst uns zu den Ställen hinüber gehen. Ich nehme an, daß ihr alles habt vorbereiten lassen, Arvanor?"

    "Lasst nur, ich..."


    Weiter kam Ashaya nicht, als ihr irgendetwas an dem Betrunkenen auffiel, das nicht ganz zu stimmen schien. Konzentriert kniff die Nymphe die Augen zusammen, um ihn ein wenig genauer zu mustern, konnte jedoch keinen rechten Anhaltspunkt finden, der ihre Vermutung bestätigte.
    Ihre Stimme war nur ein leises Flüstern, allein für Arvanor bestimmt, als sie sich leicht zu ihm hinüber neigte.


    "Kommt es mir nur so vor, oder ist irgendetwas nicht ganz so, wie es zu seion scheint?"


    Wenn sie keine Gespenster sah, musste Arvanor es ebenfalls bemerkt haben, wenn nicht, dann spielte ihre Phantasie Ashaya wohl nur einen Streich.

    Ashaya, die das Geschehen wortlos und ungläubig verfolgt hatte, war inzwischen wieder ein wenig ruhiger geworden und brachte sogar ein schiefes Lächeln zustande, das ihre Züge unter der Maske ein klein wenig aufhellte. In der Tat - die Darbeitung hatte sie sogar ein wenig amüsiert und entspannt, wenn sie ehrlich sein sollte und der Drang, davon zu laufen hatte endlich nachgelassen.


    "Geschieht euch solcherlei öfter? Der Adel scheint ja einige unverheiratete Töchter und ausgesprochen entschlossene Väter zu bieten zu haben."


    Mit einem tiefen Seufzen sog Ashaya die frische Luft ein und versuchte all jene Dinge zu verdrängen, die sie zuvor so sehr aus der Fassung gebracht hatten. Mit einem verträumten Blick sah sie in die Nacht hinaus und lehnte sich dabei auf das Geländer der Terasse, die sie betreten hatten.

    Vor Überraschung vergaß Ashaya die Tanzschritte und blieb abrupt auf der Stelle stehen. Die Klingentänzer? Wie lange schon waren diese überlegenen Kämpfer der Stoff, aus dem die Legenden gewoben waren? Und nun sollte dieser Orden neu gegründet werden? Von diesem Mann?
    Die Augen der Nymphe waren geweitet, als dieses Geheimnis den Schrecken über ihre eigene Enttarnung verdrängte. Nach einem kurzen Augenblick hatte Ashaya sich wieder so weit gefasst, daß sie den Tanz wieder aufnahm. Nicht, weil ihr jetzt noch der Sinn danach gestanden hätte, sondern eher, weil sie schon von einer Hand voll anderer Tänzer gemustert wurde.


    "Ich... ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll... würde es euch etwas ausmachen, wenn wir die Tanzfläche verlassen könnten? Ich glaube, mir steht der Sinn nach etwas frischer Luft..."


    In der Tat hatte Ashaya das Gefühl, daß die Menge sie langsam aber sicher erdrückte. Die Nymphe war es nicht gewohnt, sich unter so vielen Wesen zu bewegen und die neuerlichen Enthüllungen verstärkten den Wunsch, dem Ballsaal zu entkommen. Nein, sie war keineswegs eine der Nymphen, die sich auf solcherlei Festen wirklich wohl fühlen konnten.

    Ohne daß sie es verhindern konnte, stieg eine Wolke reinen Lilienduftes um Ashaya herum auf, als Arvanors Lippen so unvermittelt ihre Haut streiften. Sie unterdrückte ein leises Seufzen und schlug für einen Augenblick die Augen nieder, in dem Versuch, ihre Emotionen wieder in die Gewalt zu bekommen. Diese verdammten Lilien. Über die Jahre hatte Ashaya gelernt, den verräterischen Duft dieser Blumen zu hassen. Und es gab sicherlich nichts, was in diesem Moment verräterischer war, als dieser Duft, gepaart mit der Antwort, die sie ihm schuldig war. Sie rang mit sich, während sie gegen die Gefühle ankämpfte, die dieser Mann einmal mehr in ihr erweckt hatte. Und so war ihre Stimme leise, kam beinahe einem Geständnis gleich, das ihr kaum über die Lippen wollte.


    "Die Düfte einer Nymphe sind individuell... sie gehören von ihrer Geburt an zu ihr, wie der Abdruck eines Fingers oder die Zeichnung eines Auges..."

    Ashaya traute ihren Ohren kaum. Was sagten diese verrückten Frauen da? Die schwarze Rose? Hatte etwa jemand gewagt, sich als die schwarze Rose auszugeben? Als Kostüm? Ashaya spürte, wie eine Woge der Wut in ihr aufstieg und diese äußerte sich in einem starken Vanilleduft, der sich um sie herum in der Luft verteilte. Nur mit Mühe unterdrückte sie den Impuls, sich umzuschauen, ob sie die dreiste Gestalt irgendwo zu entdecken vermochte und zwang sich förmlich zur Ruhe. Es war selten gut, seine Gefühle auf solch ruckartige Art und Weise zu zeigen und nicht zum ersten Mal verfluchte die Nymphe den Fluch, der ihr Gefühlsleben derartig offenbarte. Ein gezwungenes Lächeln erschien auf ihren Lippen.


    "Es sollte mich wundern, wenn die Frau so dreist wäre, auf einem Fest zu erscheinen und sich als sie selbst zu erkennen zu geben. Allerdings finde ich, daß die Wahl des Kostüms ausgesprochen geschmacklos ist - sicherlich der Streich einer gelangweilten Adeligen..."


    Die Stimme der Nymphe klang gleichmütig, auch wenn der Vanilleduft, der noch nicht ganz verzogen war eine andere Sprache sprach.

    "Nun, dann bitte ich darum."


    Ashaya schenkte dem dunklen Grafen ein verführerisches Lächeln und senkte dann die Augen, um nicht in die verwirrend jadegrünen Augen ihres Gegenübers blicken zu müssen. War da für einen kurzen Augenblick erkennen in seinen augen aufgeflackert? Ein nervöses Gefühl breitete sich im Magen der Nymphe aus und äußerte sich in zartem Fliederduft, der sich um sie herum in der Luft ausbreitete. Entschlossen versuchte sie, die Nervosität nieder zu kämpfen. Er kannte sie nur in Hosen, nicht in einer Abendrobe wie dieser, in der man die einfache Malerin auch sicher nicht zu sehen erwartet hätte.

    Es dauerte einen Augenblick, bis Ashaya sich wieder gefasst hatte. Der Adelige hatte anscheinend nicht erkannt, wen er vor sich hatte und das beruhigte die Nymphe so weit, daß sie ein schiefes Lächeln zustande brachte. Normalerweise verlor sie nicht so schnell die Nerven und sie hasste sich dafür, daß Begegnungen mit diesem Mann regelmäßig dazu führten, daß sie die Fassung verlor und sich aufführte wie ein dummes Bauernmädchen. Ihre Schultern strafften sich unmerklich, während sie ihrem Gegenüber fest in die Augen blickte, dazu entschlossen, sich den Abend nicht von ihren Ängsten zerstören zu lassen.


    "Nun, wenn ihr verflucht seid, so bin ich doch beruhigt, daß euer Fluch nicht jener ist, der euch euren Tanzpartnerinnen auf die Füße treten lässt. Allerdings befürchte ich, daß ihr den Beweis dazu antreten müsst, bevor ich euch glauben kann."

    Ashaya drehte sich mit einem Lächeln und umhüllt von einer Wolke feinen Fliederduftes zu dem Mann um, der sie angesprochen hatte. Seine Stimme erinnerte sie dunkel an jemanden, doch durch seine Maske konnte sie nicht erkennen, um wen es sich handelte. Vergnügt knickste sie vor ihm und nahm dann das Glas entgegen, das er ihr reichte.


    "Warum sollte ich euch abweisen? Verbirgt sich denn ein solches Scheusal unter dieser Maske?"


    Ein leises Lachen begleitete ihre Worte, verstummte aber, als ihr Blick zu seinen Augen empor wanderte. Dieses Jadegrün... sie kannte es. Sie hatte kaum jemanden getroffen, der diese ungewöhnliche Augenfarbe aufwies und nun endlich wusste sie, zu wem die Stimme gehörte. Schlagartig verwandelte sich der Duft nach zartem Flieder in den Geruch von frischen, grünen Äpfeln - Arvanor Shet A'kil. Er musste es sein, sie war sich beinahe sicher. Ashayas Augen weiteten sich erschrocken und sie musste den Impuls unterdrücken, so schnell wie möglich den Ballsaal zu verlassen.