Beiträge von Ashaya

    "Oh... ich habe auch nicht mit Gift gerechnet, sondern mit der natürlichen Wirkung des Weines, Arvanor. Ich denke, daß es nicht klug wäre, mit einer getrübten Wahrnehmung bei einem geübten Fechter zu sitzen und zu hoffen, daß nichts geschehen wird."


    Trotz diesen Worten nahm Ashaya den Becher an und nippte daran - sie trank zwar selten in diesen Tagen, doch es war nicht so, daß sie allzu schnell betrunken wurde unter normalen Umständen. Ein Becher Wein sollte ihr also keine Probleme bereiten.
    Innerlich verfluchte sie den verräterischen Lilienduft, der sich nun langsam im ganzen Raum ausbreitete.

    "Geheimnisse sind dazu da, eines Tages gelöst zu werden, nicht wahr? Aber ihr werden verstehen, daß ich die Maske nicht einfach ablegen werde. Trotz unserer kleinen Plauderei wäre es dumm von mir, euch einfach zu vertrauen."


    Schnell wendet sich Ashaya ab, als Arvanors Worte etwas tief im Inneren der Nymphe berühren, das sie in diesem Moment eigentlich lieber verdrängen wurde. Der Fluch ihres Nymphenblutes machte ihr die Situation nicht eben einfacher und sie konnte es nicht verhindern, daß sich der zarte Duft nach Lilienblüten in dem Raum ausbreitete.
    Entschlossen kämpfte sie dagegen an und biss die Zähne zusammen - was ihre Antwort ein wenig gepresst zwischen ihren Zähnen hervorbrachte.


    "Ich denke, ich sollte in eurer Gesellschaft nichts zu mir nehmen, das die die Wahrnehmung trübt und die Sinne beeinträchtigt - das erscheint mir zu gefährlich zu sein."

    Ashaya stutzte, zeigte jedoch keinerlei andere Reaktion, während sie eines der Bücher wieder zurückgleiten ließ. Das Aufglühen in Arvanors Augen hatte sie nicht bemerkt, doch seine Worte ließen ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Für einen Augenblick wusste sie nicht, was sie darauf antworten sollte, doch dann versuchte sie, die Situation zu überspielen.


    "Wie gut jemand im Umgang mit der Klinge ist, entscheidet stets der Gegner, denke ich. Ich bin der Überzeugung, daß es immer einen Besseren gibt - und wenn man auf diesen trifft, muss man wohl dem Schicksal in das Auge blicken."

    "Bin ich das? Nun, ihr hattet Glück, daß ich meine Waffe nicht ziehen musste."


    Ein begleitendes Lächeln macht deutlich, daß Ashaya ihre Aussage keineswegs ernst meint. Interessiert beginnt sie damit, durch die Bibliothek zu wandern und die Rücken der Bücher zu betrachten. Von Zeit zu Zeit berührt sie eines davon, das ihr besonders ins Auge fällt.

    Ein leises Kichern dringt unter Ashayas Maske hervor, während sie an Arvanors Seite weitergeht und dabei den Blick über seine Kostbarkeiten schweifen lässt.


    "Nun, in der Tat seid ihr ein wenig seltsam, wenn ihr mit Einbrecherinnen durch euer Haus wandert und ihnen auch noch eure Schätze präsentiert. Doch das soll mich nicht stören. Es wird mir nur ein wenig schwer fallen, euch jetzt noch auszurauben, wie ich gestehen muss."


    Scheinbar vergaß sie langsam ihre Vorsicht - ansonsten hätte sich die Nymphe wohl niemals selbst als Einbrecherin bezeichnet. Neugierig tritt sie in die Bibliothek ein und bleibt dann beeindruckt stehen - einen solchen Anblick bekam man nur sehr selten präsentiert und die wenigsten Adelshäuser verfügten über einen solchen Reichtum an Büchern.

    Für einen kurzen Moment zogen sich Ashayas Brauen unter der Maske zusammen und sie musterte Arvanor von der Seite. Ein leichter Schauer rieselte unangenehm über ihren Rücken - hatten seine Augen gerade wirklich geglüht? Ashaya war nicht sonderlich leicht zu erschrecken, doch dieses Phänomen erschien ihr nicht als etwas Gewöhnliches.
    Mit einem leisen Räuspern wischte sie die Empfindung als Ausgeburt einer überreizten Phantasie beiseite und schickte sich dann an, dem Mann eine Antwort zu geben.


    "Nun ja - es scheint mir, daß auch ich euch nichts Neues mehr berichten kann - euch zu beurteilen vermag ich nicht, denn ich kenne euch nicht."

    Ashaya betrachtete die Bilder mit einer gewissen, beruflich bedingten Neugier und der leichte Duft nach Erdbeeren verbreitete sich in dem Raum. Allerdings ließ sie sich dabei nicht anmerken, daß sie mit der Malerei mehr verband, als ein rein oberflächliches Interesse - es wäre zu dumm, jemanden auf ihre Spur zu bringen.
    Auf Arvanor's Frage hin, wandte sie sich jedoch von den äußerst interessanten Gemälden ab und musterte ihn. Im Schein des Lichtes war nun zu erkennen, daß Ashayas Augen von einem leuchtenden Honigton waren, der perfekt zu den kastanienfarbenen Haaren passte, die sie streng zu einem Knoten zusammengefasst hatte.


    "Möchtet ihr dies wirklich wissen, Arvanor? Ich glaube, daß es niemandem gut tut, zuviel von dem zu erfahren, was andere über ihn denken."


    Der Name kam ihr flüssig über die Lippen und sie zögerte nicht, als sie ihn aussprach, so als seien sie alte Bekannte.

    Natürlich war Ashaya die Geste des Mannes nicht verborgen geblieben. Auch wenn sie gelassen wirkte, so blieb sie trotzdem auf der Hut und registrierte jede seiner Bewegungen aufmerksam.


    "Oh, ich bin jederzeit friedlich, sorgt euch da bloß nicht. Und was sagt mir, daß ich eurem Wort vertrauen kann? Euer Ruf in der Stadt ist womöglich nicht der Beste... hmm... soll ich es wagen?"


    Die Nymphe kämpfte mit sich, soviel war sicher. Einmal überwog ihre Neugier, dann wieder die Vernunft. Arvanor konnte sie in eine Falle locken oder es ehrlich meinen. Doch am Ende musste sie sich selbst vertrauen und das tat Ashaya meistens. Sie würde der Situation schon auf die ein oder andere Weise entkommen können, wenn es Not tat.


    "Also gut, dann zeigt mir euer Heim, Arvanor Shet A'kil."

    "Euer Scharfsinn ist erstaunlich... es könnte in der Tat sein, daß man mich schon so genannt hat. Und warum sollte ich nicht ausgerechnet euch besuchen? Stadtbekannt seid ihr und euer Vermögen ist kein Geheimnis - verwundert es euch etwa, daß ein solch einfaches Mädchen wie ich den Wunsch hegt, eure Villa näher kennen zu lernen?"


    Ein leises Lachen folgte diesen Ausführungen, dann glitt Ashayas freie Hand tastend an ihrem Körper hinab.


    "Und nein, ich befürchte, ich bin keine Erfindung - ich hoffe, daß euch dies nun nicht allzu sehr enttäuscht. Allerdings frage ich mich, ob ich euch bei dieser kleinen Führung auch vertrauen kann..."

    "Ihr könnt mich nennen, wie ihr es für richtig haltet. Das macht die Sache einfacher, nicht wahr? Ihr müsst euch keinen fremden Namen merken und ich muss euch den meinen nicht verraten."


    Ashaya lehnte sich bequem und gelassen zurück, so als ob sie auf einen kleinen Plausch bei einer Tasse Tee hereingeschaut hätte und keineswegs so, als hätte sie vor, sich an den Wertgegenständen der Familie zu vergreifen.


    "Aber andererseits - wenn ihr keinen Namen zur Hand haben solltet, so werde ich für den Augenblick auf Lyria hören. Und vielen Dank, aber ich möchte die Maske gerne dort behalten, wo sie gerade ist."


    In der Tat war Lyria kein fremder Name für Ashaya, hatte ihre Mutter doch ihre Halbschwester so genannt. Aber da Arvanor dies nicht wissen konnte, war er wohl so gut wie jeder andere.


    "Im Übrigen bin ich zutiefst schockiert - wie kommt ihr auf den abwegigen Gedanken, daß ich euch bestehlen möchte? Ich wollte mir lediglich einen Eindruck von eurer Villa verschaffen, wenn ihr erlaubt?"

    Ashaya kam nicht mehr zu einer Antwort, als der Herr des Hauses ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Ihre Haltung war stolz und kühl, als sie ihr Gegenüber einer kurzen Musterung unterzog und dabei besonderes Augenmerk auf seine Klinge richtete.


    Linke Hand... Vorsicht, Ashaya...


    Diese Worte fuhren ihr durch den Kopf, bevor sie sich anschickte, seine Frage mit einem kurzen Auflachen zu beantworten. Der leichte Duft nach Kirschblüten im Frühling zog durch den Raum und hüllte die Nymphe ein - die sich, wie immer, darüber ärgerte.


    "Ihr glaubt nicht ernsthaft, daß ich euch diese Frage beantworte."

    "Oh... nun, das können wir einrichten, wenn es nötig sein sollte."


    Ashaya zwinkerte der Raubkatze munter zu - natürlich war es dunkel in dem Schlafzimmer, doch das sanfte, blaue Licht von draussen reichte vollkommen aus, um ihre Mimik erkennen zu können. Das Tier war erstaunlich - obgleich Ashaya sich nicht sicher war, ob es sich bei der Katze wirklich um ein Tier handelte oder nicht.


    "Aber Du bist kein dummes Wesen, also werde ich gar nicht erst versuchen, zu lügen - wie wäre es also mit der Wahrheit? Ich bin gekommen, um den Herren des Hauses um etwas von seinem Vermögen zu erleichtern und es den Armen in der Stadt zu geben."


    Wenn die Katze es vermochte, ihre Stimme in Ashayas Kopf erklingen zu lassen, konnte sie womöglich auch Gedanken lesen - also wozu lügen, wenn es das Gegenüber womöglich ohnehin erkannte.

    Für einen kurzen Augenblick war Ashaya verblüfft über die Stimme der Katze, die so plötzlich in ihrem Kopf erklang. Doch sie fing sich schnell wieder - im Wald von Arvonar war es keine Seltenheit, daß Tiere mehr zu vollbringen vermochten, als man für möglich hielt.
    Aber es blieb ihr ohnehin keine Zeit, sich lange darüber zu wundern - die Raubkatze schien ihre Antwort zu erwarten. Ashaya bewegte sich noch immer nicht hastig - dies erschien ihre keine gute Idee und zudem erwachte eine gewisse Neugier in ihr. Für gewöhnlich gehörten intelligente Raubkatzen eher selten zu den Wesen, die sie auf ihren Streifzügen antrat.


    "Du würdest es mir sicherlich nicht glauben, daß ich das neue Dienstmädchen Deines Herren bin und ihm das Bett für die Nacht richten wollte, nehme ich an?"

    Als sich die Tür öffnete, blieb Ashayas Blick zunächst auf die Höhe eines Menschen fixiert, doch als scheinbar niemand hindurch trat, sah sie stattdessen zu Boden, wo ihr glühende Augen entgegen leuchteten und sie interessiert musterten. Sie hatte keine Mühe zu erkennen, was sie vor sich hatte - es war unverkennbar eine Raubkatze und anhand der speziellen Form ihrer Ohren, war sie deutlich als Luchs zu erkennen.
    Sicherlich hätte der Anblick einer Raubkatze so manchen in Angst und Schrecken versetzt, doch Ashaya war immernoch eine Oreade, die ihr Leben unter den Bäumen des Waldes von Arvonar begonnen hatte und Tiere nicht fürchtete. Im Gegenteil sie genoss die Gesellschaft eines Vierbeiners oftmals mehr, als jene eines jeden anderen Wesens.
    Stattdessen blieb sie ruhig vor der Raubkatze stehen, ohne sich allzu plötzlich zu bewegen und ein leichtes Lächeln fand den Weg auf ihre Lippen. Sie würde sich mit der Raubkatze auseinander setzen, wenn sie musste.
    Ihre spitzen Ohren lauschten weiterhin auf Geräusche, die darauf schließen lassen würden, daß die Katze nicht alleine war - es wäre sicherlich zu gefährlich, dem Tier gut zu zu reden, wenn womöglich ein weiterer Hausbewohner folgen würde und sie schließlich mühelos überwältigen könnte.

    Interessiert hatte Ashaya gerade erst ein Kästchen gemustert, das wertvoll aussah und womöglich einen überaus anziehenden Inhalt besaß, als sie hörte, wie sich leise Schritte näherten. Hektisch sah sie sich um, doch es gab scheinbar keinerlei Auswege - außer sie sprang auf der Stelle aus dem Fenster oder versuchte, den Schrank zu erreichen. Nein, dies war keineswegs wünschenswert, befand sie nach einem kurzen Blick nach draussen. Und ein Aufenthalt im Wandschrank, während sich der Bewohner womöglich entkleidete oder sich anderen Tätigkeiten widmete, war auch nicht wirklich das, was sie sich unter guter Unterhaltung vorstellte.
    Stattdessen glitt ihre Klinge mit einem leisen Zischen aus der Scheide und sie wandte sich mit einem gewinnenden Lächeln zu der Tür um, die soeben im Begriff war, von einem der Hausbewohner geöffnet zu werden.

    Tatsächlich - niemand war hier und es wirkte eher so, als habe Ashaya ein Geisterhaus betreten. Die Stille dröhnte förmlich in ihren Ohren, während sie sich leise durch das Zimmer bewegte und ihre Augen auf der Suche nach etwas wertvollem durch den Raum schweiften. Die Einrichtung sprach dafür, daß die Bewohner dieses Hauses keineswegs geizig mit ihrem Vermögen umgingen und Ashaya hoffte, daß dies auch wirklich der Wahrheit entsprach. Langsam bewegten sich die Füße der Nymphe in ihren weichen Stifeln über den dicken Teppich.

    Nun, es hatte keinen Sinn, lange zu zögern. Ashaya war keine Frau, die sonderlich vorsichtig vorging, wenn es darum ging, durch das Fenster einer Villa zu steigen. Einige Male hatte sie schon darüber nachgedacht, sich in Verkleidung in die Haushalte einzuschleichen, doch letztenendes war ihr das einfach zu wenig.
    Schnell überprüfte sie den Sitz der Maske und suchte sich einen Baum aus, dessen Äste stark genug waren, um die federleichte Nymphe zu tragen und ihr einen gemütlichen Einstieg in das geöffnete Fenster ermöglichen würden, das wohl einer der Diener unvorsichtigerweise offen gelassen hatte.
    Sie hoffte inständig, daß sich niemand dort befinden würde, als sie schließlich den Aufstieg begann. Die Blätter raschelten leise - doch dies konnte an dem leichten Windhauch liegen, der über die Stadt streifte...

    Einige Tage waren seit dem Abend in der schwarzen Katze vergangen und Ashaya hatte ihr lohnendes Ziel nicht aus den Augen verloren. So war sie also endlich an der Villa Shet A'kil angelangt und beobachtete nun das beeindruckende Bauwerk, das seinen Platz im Adelsviertel der Stadt besaß.
    Es war spät - sehr spät, um genau zu sein - und Ashaya konnte kein Licht mehr im Inneren der Villa erkennen. Selbst die Dienstboten mussten mittlerweile zu Bett gegangen sein. Ein Jammer, daß solcherlei Villen niemals wirklich leer standen - es machte ihre Arbeit keineswegs leichter, trug jedoch zu einem aufregenden Nervenkitzel bei, den die Nymphe beinahe ebenso zu schätzen wusste, wie die Gesellschaft eines attraktiven Mannes zwischen seidenen Laken.


    Aufmerksam beobachtete sie weiterhin die Villa und ließ den Blick dabei wohlwollend über den Garten schweifen, dessen uralte Bäume glücklicherweise so gewachsen waren, daß sie einen willkommenen Weg hinauf zu den Fenstern boten, die still und dunkel da lagen, nur erhellt von dem Licht der Muscheln, die ihr bläuliches Glühen in der Stadt verteilten.

    Ashaya hatte inzwischen die Informationen erlangt, nach denen sie gesucht hatte ein ein freudiges Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie Essandra schließlich bezahlte und sich dann von ihrem Platz erhob, um die schwarze Katze wieder zu verlassen und ihren eigenen Geschäften nach zu gehen.
    Nur einem sehr aufmerksamen Beobachter mochte in diesem Moment auffallen, daß die schwarze Augenklappe nun über dem anderen Auge saß.
    Für einen flüchtigen Augenblick ruhte Ashayas Blick auf Arvanor Shet A'kil und das Lächeln vertiefte sich in einer gewissen Vorfreude, dann war die Nymphe auch schon aus der Katze verschwunden, als sei sie niemals dort gewesen.

    Dem aufmerksamen Blick der Nymphe war die Geste des gut gekleideten Mannes nicht entgangen und so hob sie ihren Becher, um diese mit einem leichten Lächeln zu erwidern. Nachdem er sich wieder abgewandt hatte, betrachtete sie ihn nachdenklich für einen Augenblick. War dies nicht dieser Arvanor Shet A'kil? Sie meinte jedenfalls, dieses Gesicht schon an anderer Stelle gesehen zu haben und seine 'Ausrüstung' sprach für sich selbst... ein lohnendes Ziel womöglich, reich, arrogant und in aller Munde. Nun, sie würde ihn vormerken, soviel war sicher.
    Es war nur sehr verwunderlich, was diesen Mann wohl in die Katze trieb - keineswegs der richtige Ort für einen wie ihn. Doch Ashaya schrieb dies nur zu gerne der allgemeinen Abenteuersuche der Reichen und Privilegierten zu, die immer einen Weg suchten, ihre Langeweile zu vertreiben. Aber Abenteuer konnte er haben, wenn er schon so offen danach suchte.
    Lächelnd nippte sie an ihrem Weinbecher und lehnte sich dann zurück, um das weitere Geschehen zu beobachten. Es war wirklich voll hier an diesem Abend und entsprechend recht interessant...