Wie so oft hatte es Layia in eine Stadt verschlagen. Nur diesmal nicht in irgendeine Stadt, sondern nach Nir'alenar... die Perle, das Juwel. Funkelnd wie Sterne, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte.
Layia seufzte und verlangsamte ihre Schritte bis sie in ein gemütliches Schlendern verfiel.
Es war dunkel geworden und nur die Zaubermuscheln spendeten ein spärlich orangenes Licht, dass die Schatten weniger zu vertreiben schien, sondern sie eher weicher und samtener zwischen die Fachwerkhäuschen fließen lies.
Layia fühlte sich wohl in diesem schummerigen Licht. Sie war noch nie ein Freund der grellen Lichter gewesen, denn so empfindlich wie ihre Ohren, waren auch ihre Augen.
Zumal sie ohnehin mehr sah als manch ein anderer.
Sie erreichte den Hafen. Fast als würde ihr Inneres rebellieren wurden ihre Schritte nochmal langsamer und obwohl sie sich dagegen wehrte blieb sie vor den verfallenen Stegen stehen.
Der Anblick der Schiffe, die immer noch im Hafen lagen faszinierte sie.
Als stünden sie immer noch hier, für den Fall, das sie noch einmal die Reise antreten können. Die zerschlissenen, fadenscheinigen Segel bewegten sich raschelnd im sanften Abendwind und manch eine morsche Planke knarzte.
Layia stellte ihre Tasche neben einem verwitterten, alten Pfosten ab, der früher einmal vermutlich für das Befestigen der Schiffe gedacht waren und blickte in die aufsteigenden Nebelschwaden.
Sie roch die würzige Seeluft und einen Moment lang versuchte sie sich einzubilden, dass die Barriere, die diese gläserne Kuppel bot, überwindbar war.
Jäh holte sie ein Knirschen in die Realität zurück. Auf einem der Schiffe, sacht bewegt von den sanften Wellen, war eine Planke unter dem Gewicht eines Gegenstandes zusammengebrochen.
Layia lies misstrauisch den Blick ihrer blattgrünen Augen streifen und lies sich mit einem neuerlichen Seufzen auf dem großen Pfosten nieder um den aufsteigenden Nebel zu betrachten.
Wie ohne ihr Zutun wanderte ihre Hand unter ihren moosgrünen Mantel und klammerte sich um die kalte metallene Flöte.
Sie strich sich eine Strähne von ihrem langen, schwarzen, braun-rot gesträhnten Haar aus dem Gesicht und begann ein klares, melancholisches Lied, während es den Anschein machte, dass sich die Nebel dazu bewegten, wie weiße Seeschlangen, beschworen von der Melodie.
Layias Ohren blieben wachsam geöffnet, wer konnte schon wissen, wer und was einem in diesem Viertel noch begegnen würde, zu solch später Stunde...