Elaiya drehte sich erst herum, als sie sich sicher war, dass Feanor - oder das Wesen, das sich seiner bemächtigt hatte - ihr Haus verlassen hatte. Und so lange erlaubte sie sich auch nicht, ihren heftig widerstreitenden Gefühlen nachzugeben. Erst als sie schließlich allein war, ließ sie sich auf die Treppe sinken und weinte bitterlich, wie lange hätte sie nicht zu sagen gewusst. Ihre Welt lagt in Scherben -sie hatte den Mann getroffen, von dem sie annahm, er könne ihren Fluch brechen, und ausgerechnet ihn hatte eine übelmeinende Göttin sich zum Spielzeug erkoren. Sie hatte an der Akademie ihren Gesang vervollkommnen wollen, und nun war es ihr verboten, die Stadt zu betreten. Was blieb ihr noch? Ihr Wille zu überleben, zu lernen und schließlich Rache zu üben...
Die Tränen versiegten. Elaiya richtete sich auf und ein neuer, entschlossener Ausdruck trat in ihre Augen, doch gleichzeitig schien jede Wärme aus ihnen gewichen zu sein. Wenn sie nicht in der Akademie lernen konnte, würde sie eben anderswo nach Meistern der Liedzauberei suchen, angefangen bei ihrem Vater. Wenn wahre Liebe ihr versagt blieb, dann sollte sie vielleicht aufhören, gegen ihr Nymphenerbe anzukämpfen... den Tod zu wählen, oder noch Schlimmeres, das Shirashai ihr durch Feanor in Aussicht gestellt hatte, hieße jedenfalls aufgeben und jede Hoffnung von vorneherein zunichte zu machen. Und dazu war sie nicht bereit, denn im Grunde liebte sie das Leben, immer noch, und es hätte auch Sicil nicht davor bewahrt, sie zu verlieren.
Sie stieg die Treppen hinauf und packte zusammen, was sie an Kleidern und Schmuck hatte und gut mitnehmen konnte, dann packte sie auch ihre Werkzeuge ein sowie ihre Harfe, ihr Meisterstück. Die erst halbfertigen Musikinstrumente ließ sie zurück. Zuletzt schrieb sie einen Brief an Sicil, in dem sie ihm erklärte, was geschehen war und warum sie gezwungen war zu gehen. Der reif endete mit
...ich werde wiederkommen, irgendwann - wenn ich genug gelernt habe, es mit den Dienern der finsteren Göttin aufzunehmen. wieviele Jahre darüber ins Land gehen, weiß ich nicht. Ich erwarte nicht, dass du auf mich wartest, genausowenig wie ich versprechen kann, im Exil, das vor mir liegt, treu zu bleiben. Ich habe erkannt, dass man vor seinen Flüchen nicht davonlaufen kann. Jeder wird dir sagen, dass man eineNymphe letztendlich nicht halten kann. Ich möchte - wie du - keine Versprechungen machen, die ich nicht halten kann. Wenn ich bei dir bleiben dürfte, vielleicht hätten wir es zusammen geschafft, aber das ist mir nun versagt. Nimm dich vor Shirashai in Acht, Mondlicht - Lebe wohl.
Im Morgengrauen des nächsten Tages verließ Elaiya ihr Häuschen und Nir'alenar, ohne nocheinmal zurückzuschauen. Einen Teil ihres Schmuckes und ihres ersparten Geldes gab sie für ein Reitpferd aus, in einem der größeren Dörfer auf ihrem Weg, und dann wandte sie sich zum Silberfluss, zur Heimat ihrer Mutter, Shir'elei an ihrer Seite.