Beiträge von Elaiya Shiya'Sandra

    Elaiya hatte im Auftrag eines reichen Kunden eine Harfe fertiggestellt - ein schönes Stück aus edlen Hölzern und reichverziert. Sie war sich relativ sicher, dass es nur als Schauobjekt dienen würde und kaum in kundige Hände geraten würde in diesem Haus des Adeligen, und ein wenig bedauerte sie dies. Dennoch, das Geld konnte sie gut gebrauchen, und die Beziehungen, die dein adeliger Kunde ihr bieten mochte, ebenfalls. Nun, die Harfe war fertig und musste nun nur noch ordentlich gestimmt werden, und dazu suchte die Musikerin sich ein ruhiges Plätzchen am Ufer des Baches, der durch ihren Garten plätscherte. Eine ziemlich alte Weise stand dort mit hängenden Ästen, die fast eine Art Zelt bildeten. Hierhin verkroch Elaiya sich, und bald wehten Harfenklänge und leiser Gesang über das Wasser.

    Elaiya wandte sich ab, als Karea und Seoul anfingen, Zärtlichkeiten auszutauschen. Irgendwie war es ihr unangenehm -. und sie hätte es nie offen zugegeben, aber plötzlich wäre es ihr fast lieber gewesen, wenn die beiden gingen. Ihr Tag war schließlich alles andere als langweilig gewesen, eigentlich hatte sie gehofft, noch ein bisschen mehr Zeit für sich und Sicil zu haben. Und eigentlich brauchte sie wohl auch ein wenig Zeit ganz für sich allein. Die Ereignisse um Shirashai lagen schließlich noch keine 24 Stunden zurück. Da sie jedoch niemanden vertreiben wollte, ließ sie sich einfach in einem Sessel nieder, der ein wenig abseits und in einer Ecke stand und kringelte sich dort zusammen.

    Elaiya war mit ihrem Vortrag soweit ganz zufrieden. Sie war sich sicher, dass ihr Vater noch den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag gehabt hätte, aber alles in allem hatte sie sicher nicht schlecht gesungen, und sie bereute auch nicht ihre Entscheidung, keine Zauberei verwendet zu haben. Mit einem Lächeln verneigte sie sich vor der applaudierenden Zuhörerschaft, dann ging sie zurück an ihren Platz, um der Edelelfe auf der Bühne Platz zu machen. Die Frau sang nicht schlecht, keineswegs, aber Elaiya wollte scheinen, als fehle es ihrem Vortrag an Emotion. Während sie sang, kamen noch zwei weitere Nachzügler, teilnehmer an dem Wettbewerb, an den Tisch der Sänger - der Störenfried von vorhin und eine junge Dame. Elaiya musterte sie mit einem freundlichen Nicken, weshalb ihr die Geste des Einvernehmens zwischen der Edelelfe und einem der Jurymitglieder entging - nicht aber die Unruhe, die darauf unter den anderen Jurymitgliedern ausbrach. Sie runzelte kurz die Stirn. Was da wohl vorgefallen sein mochte?

    Elaiya nickte und senkte den Blick. "Es tut mir leid.", erwiderte sie. "Ich hätte so etwas nicht einmal denken dürfen, aber die Erinnerung an jene Nacht... und jetzt Beron...." Sie merkte, dass sie wohl ziemlich zusammenhangloses Zeug stammelte. Aber schon allein der Gedanke an Berons Atem und seinen Blick ließ sie erschauern und gleichzeitig fühlte sie sich so erschöpft, als hääte sie tagelang keinen Schlaf gefunden, jetzt wo alles mehr oder weniger vorbei war. Sie merkte, dass ihre Knie regelrecht zitterten und lehnte sich gegen Sicil. Seine Idee, zu ihm zu gehen, war plötzlich ungeheuer attraktiv, aus mehreren Gründen. Erstens brauchte sie nach den Schrecken des Überfalls diese Nacht dann nicht allein zu verbringen, außerdem glaubte auch sie, dass der recht weite Wegt in ihr Haus vor den Toren der Stadt jetzt ein wenig sehr anstrengend wäre, und die Aussicht, nicht allein bei dieser Befragung erscheinen zu müssen, war auch erleichternd. Dies sagte sie Sicil auch. "Danke für das Angebot. Ich komme wirklich gerne mit zu Dir..." Ein klein wenig neugierig war sie ja auch auf Sicils Unterkunft.


    Dann sah sie sich nach Shir'elei um. Die Sandkatze hatte den Wachleuten hinterhergestarrt und kam nun, um sich gegen Elaiyas Beine zu drücken. Sicil ignorierte sie gefloissentlich - was genau genommen schon eine Verbesserung war. Während sie sich auf den Weg machten, sagte Elaiya noch: "Mach dir aber keine Vorwürfe, dass du nicht hier warst, um mir zu helfen. Erstens stimmt das ja nicht, zweitens, wie du selbst sagst, kannst du nicht überall sein." Nachdenklich ging sie ein paar Schritte weiter. "Aber du hast recht, mir gefällt das Verhalten dieser beiden Wachleute auch nicht. Irgendwie war ihre reaktion sehr merkwürdig."

    Elaiya blieb stumm, bis Shizar, Astragar und die Wachen sich entfernt hatten. Erst dann wandte sie sich Sicil zu, doch auch jetzt viel ihr nicht viel ein, was sie sagen könnte. Soeben hatte sich bewahrheitet, was Sicil mal vorrausgesagt hatte, dass es sie in Gefahr bringen könnte, wenn sie sich mit einem Nachtelfen einließe. Sie wusste noch sehr genau, was das letzte Mal geschehen war, als es so ausgesehen hatte, als könne er sie in Gefahr bringen. Ob Sicil sich auch diesmal wieder von ihr zurückziehen würde? Nachdem dieser Zweifel ersteinmal in ihr Fuß gefasst hatte, kamen weitere dazu. Ob sie wirklich die Richtige für ihn war? Er war ein geschöpf der Nacht, sie ein Kind der Sonne. Ungebeten erschienen Gesichter vor ihrem inneren Auge. Shizar. Eine Wolfsfrau namens Layia. Kinder der Nacht...

    Elaiyas Blick zuckte nun doch wieder zu Sicil hinüber, doch mittlerweile hate sie ihre Mimik wieder völlig unter Kontrolle, so dass es ihr gelang, ihm ohne auch nur den Hauch eines Lächelns zu antworten. "Nein, Mister Geheimnisvoll, dafür nicht.", sagte sie. "Aber für gewisse Freiheiten, die Ihr Euch hier einfach so mit mir herausnehmt." Nur in ihren Augen blitzte es verräterisch, sonst war ihre Miene völlig unbewegt.

    "Nein, keine Fragen.", erwiderte Elaiya knapp und leise, indes ihre Hand Sicils fester fasste. Sie hatte das unangenehme Gefühl, dass Beron nur allzu schnell wieder auf freiem Fuß sein würde - ihr Vertrauen in die Stadtwache war nachhaltig erschüttert, und sie konnte nur hoffen, dass sie sich darin irrte.

    Elaiyas Mund wurde plötzlich trocken, als sie aufgerufen wurde. Ein bisschen nervös war sie nun doch, und so trank sie noch einen letzten Schluck Wasser, um ihre Kehle wieder zu befeuchten. Dann erhob sie sich und nahm nun auch ihre Harfe aus ihrer Hülle, ein schönes Stück, dessen Rahmen mit floralen Mustern über und über beschnitzt war. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht trat sie in die Mitte der Schankstube, verneigte sich und begrüßte die Anwesenden, ehe sie sich auf dem Stuhl niederließ und die ersten Harfensaiten anschlug. Es folgte ein kompliziertes Präludium, dessen Töne zunächst wie einzelne Regentropfen von den Saiten der Harfe perlten, doch dann wurde die Melodie komplexer und glich mehr dem Plätschern eines Baches. Elaiya setzte bei diesem Lied ihre Zauberkräfte nicht ein, da sie dies als unfair empfunden hätte, doch legte sie ihr ganzes Können in ihr Spiel. Dann begann sie zu singen, und ihre Stimme war wie Fäden aus Gold und Silber, die sich zu einem endlosen verschlungenen Band ineinander verwoben. Das Lied war kein fröhliches Lied, doch war es von einer tiefen Freude am Singen, an der Musik und am Leben erfüllt.


    [i]
    Alegría
    Come un lampo de vita
    Come un pazzo gridar
    Alegría
    Del delittuoso grido
    Bella ruggente pena, seren
    Come la rabbia di amar
    Alegría
    Come un assalto die gioia


    Alegria
    I see a spark of life shining
    Alegria
    I hear a young minstrel sing
    Alegria
    Beautiful roaring scream
    of joy and sorrow
    so extreme
    There is a love in me raging
    Alegria


    A joyous, magical feeling


    Alegria
    Como la luz de la vida
    Alegria
    Como un payaso que grita
    Alegria
    Del estupendo grito
    De la tristessa loca
    Serena,
    Como la rabia de amar
    Alegria
    Como un asalto de felicidad


    Elaiya verstummte und ließ die letzten Harfentöne sanft verklingen.

    Elaiya verdrehte gespielt genervt die Augen. "Kann der Herr sich vielleicht mal entscheiden...", meinte sie und unterdrückte nur mit Müßhe ein Grinsen. Dann wandte sie sich wieder an Karea, ohne den Nachtelfen im Türrahmen eines weiteren Blickes zu würdigen. "Gut, machen wir es so.", antwortete sie. "Ist es dir recht, wenn ich direkt morgen nachmittag vorbeikomme?"