Es war ein schöner Tag - zumindest für einen Tag unter dem Meer, wo die Sonne nicht schien. Also hatte Ayala beschlossen, auf dem Markt ein paar Besorgungen zu machen und sich ein wenig nach Tratsch umzuhören. Denn neben ihrer Ausbildung zur Klingentänzerin gab es da ja immer noch diesen Auftrag Sarandir Eisenklinges, den sie erledigen musste, und es würde nicht schaden, wenn sie diese kleine Soireè nun langsam mal in Angriff nahm, mit der sie sich als Dame der Gesellschaft einführen wollte. Besonders die Waren der Tuchhändler zogen sie magisch an, doch ehe sie deren ecke auf dem großen Marktplatz erreichte, fesselte ein bekanntes Gesicht ihre Aufmerksamkeit. War das nicht Kerry? Was der kleine Gauner wohl diesmal vorhatte? Mit einem Lächeln, dass ihr Raubtiergebiss entblößte, schlich sie näher. Sie traute ihm nicht, aber seine Gesellschaft hatte sie trotzdem genossen, als sie sich das erste Mal begegnet waren. Grade jetzt hatte es ganz den Anschein, als würde er gradezu das weite suchen. Möglicherweise hatte es mit dem Geschrei der Bäckersfrau zu tun. Ayala überlegte einen Moment, ob sie sich da einmischen sollte. Unterdessen hatte sie ihr "Opfer" bis zum Stand eines Tuchhändlers verfolgt, dessen Waren sie fast dazu bringen könnten, Kerry zu vergessen. Doch in diesem Moment geschah etwas, das sie den Mann wirklich vergessen ließ.
Ein ehe unscheinbarar Wagen neben ihr wurde entladen. Und was da zum Verkauf angeboten wurde, ließ Ayala zunächst wie vom Donner gerührt stehenbleiben und an ihren Sinnen zweifeln. Dann würde ihr Gesicht fast weiß vor Zorn. Lebende Menschen (und andere kulturschaffende Zweibeiner) wurden hier feilgeboten, als wären sie Nutzvieh! Nicht einmal der Ashaironi hatte das verdient. Obwohl er es wohl gewöhnt war - nach Allem, was man hörte, behandelten die Frauen dieses Schlangenvolkes ihre Männer nicht besser als Sklaven. Das war einer der Gründe, warum Ayala diese Schlangen verabscheute. Mit ihren Männern hingegen musste man eher Mitleid haben. Ayala spürte, wie bei diesem Anblick die Raubkatze in ihr erwachte, und es fiel ihr schwer, sie zu kontrollieren. Am liebsten hätte sie sich sofort auf diesen elenden Sklavenhändler gestürzt, ja, und auch auf das ganze Volk, was gaffend dabeistand. Sie wusste zwar nicht ganz genau, wie die rechtliche Lage war, ob Sklavenhaltung in Nir'alenar legal war oder nicht, aber das war ihr in diesem Moment auch völlig egal. So etwas durfte es einfach nicht geben. Die Kampftänzerin schob sich durch die Menge und baute sich direkt vor dem Podest auf. Ihre Rechte ruhte locker auf dem Griff ihres Säbels. Noch wirkte sie nicht so, als wolle sie sofort angreifen, aber etwas an ihrer Körperhaltung und im Blick ihrer grünen Augen deutete darauf hin, dass sich das jederzeit ändern konnte.
"Niemand hat das Recht, Menschen - oder andere denkende, fühlende Wesen - wie Vieh auf einem Markt zur Schau zu stellen udn zu verkaufen. Niemand hat das Recht, Menschen zu kaufen oder als Besitz anzusehen.", sagte Ayala so laut, dass man es in diesem Teil des Marktplatzes gut verstehen würde. Ein leises Fauchen klang in ihrer Stimme mit, und ihre Lippen hatte sie ein klein wenig zurückgezogen, so dass ihre spitzen Eckzähne entblößt waren. "Lass diese Unglücklichen frei!" Zu tollkühn? Vielleicht, und sie glaubte auch nicht ernsthaft daran, dass der Sklavenhändler ihrer Aufforderugn einfach so nachkommen würde. Aber das war kein Grund, das, was sich hier vor ihren Augen abspielte, einfach hinzunehmen.