Beiträge von Grinosch

    Den Erklärungen des Kräuterweibs hörte Tara nur mit halben Ohr zu.
    Es interessierte sie nicht wie man Schwarzpulver herstellte, was man brauchte oder was es zu beachten gab. Sie interessierte sich nur für den Preis, den sie jemanden dafür zahlen musste, dass er diese Arbeit übernahm. Ausserdem hätte sie einer solch alten Vettel auch nicht wirklich vertraut, dass diese die richtige Zusammensetzung kannte.


    Während die Alte wog, redete, abmaß und noch mehr redete, wanderte Taras Blick also wieder über das Geschehen um sie herum. Und was sie diesmal sah, ließ ihre Augen größer werden und die Kinnlade eine Etage weiter nach unten sacken.
    Offensichtlich machte sich ein Feenelf gerade sein Späßchen mit dem Yassalar.
    Und für einen Augenblick wusste Tara nicht was sie tun sollte. Ein raues Lachen erstickte in ihrer Kehle, als dem Schwarzschuppigen Bröckchen von totem Fisch durch die Haare glitten. Doch wusste sie gleichzeitig, dass mit einem zornigen Yassalar nicht zu spaßen war.


    So drehte sie sich wieder zur Marktfrau um, die ihrerseits mit einer Flasche Rum winkte. Immernoch den mit Gammelfisch gespickten Yassalar in ihren Gedanken, schüttelte sie den Kopf.
    "Ich will nicht euren billigen Fusel. Habt ihr keinen Rum vom Silberfluss?" Konnte Tara ihr noch eben entgegen schleudern, als zwei Dinge gleichzeitig geschahen, die um Taras Aufmerksamkeit buhlten.
    Wäre es nur der Feenelf gewesen, der plötzlich über dem Stand der Kräuterfrau auftauchte und dessen Erscheinen durch einen lautstarken Ruf des Yassalars angekündigt wurde, so hätte Tara wohl ihre Steinschlagpistole genommen und das letzte bisschen Schwarzpulver was sie hatte, an diese Kreatur vergeudet.
    Doch der Mann, der neben sie getreten war und lautstark nach Rum krakeelte, lenkte Taras Aufmerksamkeit ab. So sehr, wie es sonst selten ein Mann bei der Rothaarigen schaffte.
    "Aran Eisenklinge.." Knurrte sie hinter zusammengebissenen Zähnen.

    Ja, die Zeiten sind hier traurig geworden. Rum wird nur noch zum Einlegen von Ratten benutzt und wenn man sich mal ein kleines Gläschen genehmigt, rümpfen irgendwelche Fische gleich die Nase... :footinmouth:

    "Krötenscheisse.." Wiederholte Tara und rollte mit den meergrünen Augen. "Davon hatte wohl der Yassal..." mitten im Satz verstummte die Rothaarige und grinste breit. Manches musste nicht ganz ausgesprochen werden.


    "Aber ich will auch nichts anderes anschauen, Mütterchen. Salpeter. Verkauft mir .. hmm.."
    Tara biss sich auf die Unterlippe. Ihr fiel auf, dass sie nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wie viel Klivv von dieser Zutat brauchte. Angestrengt dachte sie nach. Der Rum, den sie eben noch bei Klivv zu sich genommen hatte, war noch in ihrem Blut zu spüren, verlangsamte ihre Gedanken.
    Sie schloss kurz die Augen. Vor einigen Monden hatte Klivv doch selbst aus Vogeldung Salpeter herstellen wollen. Wie viel der ekelhaften Exkremente hatte Tara doch gleich noch besorgt?
    6 bis 8 Kilogramm waren es sicherlich gewesen. Die Rothaarige schüttelte sich bei dem Gedanken daran kurz.


    "2 von den kleinen Säckchen, die ihr da hängen habt, sollten reichen. Glaube ich.." Antwortete sie und sah sich unsicher um.


    Der Yassalar hatte in der Zwischenzeit wieder das Gespräch mit dem rothaarigen Mädchen aufgenommen. Die Kleine sah irgendwie aus, als würde ihr die Situation nicht behagen. Für einen Augenblick fühlte Tara Mitgefühl. Um dieses Gefühl schnell wieder zu verdrängen, sah sie sich erneut nach der Kräuterfrau um.
    "Ihr habt nicht zufällig auch Rum da?"

    "Ihr steht im Wege." Antwortete Tara trocken und schien von der Drohgebärde des Yassalar völlig unbeeindruckt.
    "Wenn ihr euren hübschen Hintern nur ein wenig mehr nach links bewegen würdet, dann wäre mir schon geholfen." Auch Tara entblößte ihre Zähne. Allerdings zu einem hinreißenden Nixenlächeln - was gleich darauf wieder erstarb.
    Sie hatte keine Lust sich mit irgendjemanden anzulegen. Weder mit einem Yassalar, der meinte sich beweisen zu müssen, noch mit irgendeiner anderen der zwielichtigen Gestalten des Nachtmarktes.


    So versuchte sie sich an Zeciass vorbei zu schieben und warf Fanir einen bedauernden Blick zu. "Entschuldigt, ich störe eure Unterredung nicht länger, ich will nur eben.."
    Endlich stand sie vor dem Stand des Kräutermütterchens und atmete tief durch. Was sollte sie gleich noch besorgen?


    "Hey, Mütterchen! Kann ich bei euch Salpeter kaufen?" Rief sie der Kräuterfrau in einem Ton entgegen, mit dem sie der Yassalar mit Sicherheit bereits beim ersten Wort gehört hätte.

    Hinter Zeciass breitem Kreuz räusperte sich jemand. Einmal. Zweimal.


    "Entschuldigung, könntet ihr vielleicht einen Schritt...!" Die Frau, die Fanir und Zeciass Unterhaltung störte machte eine ausladende Bewegung zur Seite. Doch niemand reagierte.


    Tara hatte sich gleich von der Höhle des Rattenfängers auf zum Nachtmarkt gemacht. Warum sollte man eine Besorgung auch aufschieben? Andere Pläne hatte sie für den heutigen Tag ja sowieso nicht.


    Dummerweise bedeutete das auch, dass ihre Steinschlagpistole mit der letzten Ladung Schießpulver, die sie noch hatte, gefüllt war. Es war also besser, wenn sie heute ausnahmsweise auf dem Nachtmarkt mal nicht in Schwierigkeiten geriet. Da ihre rote Mähne aber sonst bereits von weitem "Schwierigkeiten" zu rufen schien, hielt sie ihr Haar weiterhin unter dem dunklen Kopftuch versteckt.


    Der Schwarzschuppige schien sie noch immer nicht zu hören. Kein Wunder, so wie das Kräuterweib um sich spie.
    "Entschuldigung!!" Sprach die Piratin noch einmal im energischen Tonfall und tippte dieses Mal dem Mann, der nicht viel größer war als sie, auf die Schulter.

    Tara schüttelte den Kopf.
    "Danke. Aber wo bleibt der Reiz des Glücksspiels, wenn man weiß, dass man nicht nur Glück hat?" Keck zwinkerte sie Klivv zu. Tara war zwar in erster Linie immer noch Piratin, doch in ihrem Blut steckte auch - was man vom Äußeren kaum vermutete - eine gehörige Portion Nixe.


    Reibach zu machen war ein Ding. Der Reiz das auch die Möglichkeit des Verlierens bestand, machte das Glücksspiel aber zu dem unglaublich anziehendem Vergnügen, das es war. Auch wenn Tara äußerst ungehalten werden konnte, wenn sie tatsächlich einmal verlor.


    Aber alleine der Gedanke ans Spiel ließ es in Taras Fingern zucken. Zu gerne hätte sie die Karten heraus geholt und Klivv aufgefordert. Nun, vielleicht ein anderes Mal.
    Sie ließ sich zur Spinnenbrücke führen und nickte dem Mann mit den spitzen Gesichtszügen zu.
    "In Ordnung, bis dann." Verabschiedete sie sich nur kurz und verschwand in den Katakomben.

    "Eins das genau ist." Antwortete Tara und stand auf. Sie packte die ungleichgewichtigen Würfen wieder in ihre Tasche. Wenn sie vor dem Beutezug noch Besorgungen machen musste, konnte es sein, dass sie die noch brauchte. Auch mit verfälschtem Ergebnis.


    "Und wenn schon, dann soll lieber die 6 fallen als die 3." Gezinkte Würfel herzustellen war nicht einfach. Denn sie mussten an einer Stelle etwas schwerer sein, ohne das der Gegenspieler etwas merkte, fühlte, sah. Tara ahnte, dass Klivv das hinbekommen würde. Und wenn ein Würfel nur doppelt so häufig die 6 ausspuckte, wie ein normaler Würfel, dann war er perfekt. Mit guten Gewinnaussichten, aber doch unauffällig.


    "Lass dir Zeit. Ich hab ja noch diese Schätze sie klopfte auf ihre Tasche, in der sie die alten Würfel verstaut hatte. Und in der auch ein Kartenspiel ruhte. Vielleicht war es sowieso besser, ihre Fingerfertigkeit mal wieder vermehrt an den Karten zu erproben.

    Geschäft hin oder her - zum Anstoßen sagte Tara selten Nein. Und so nickte sie nur stumm und stellte Klivv ihren Becher hin, als er mit der Flasche Blutwurz an den Tisch trat.
    Obwohl Tara durchaus rauschende Feste nach Kaperfahrten gewöhnt war und das ein oder andere alkoholische Getränk vertragen konnte, wusste sie, dass jetzt so langsam Schluss sein musste.
    Denn sie wollte so schnell wie möglich dieses Salpeterzeug für Klivv besorgen - nach 3 bis 4 weiteren Schnäpsen wäre die Wahrscheinlichkeit, dass sie stattdessen mit Klivv Arm n Arm "Drunken Sailor" sänge jedoch gar nicht so gering.


    "Die vierte Nacht von heute." Wiederholte Tara noch einmal und hob den roten Schnaps in die Höhe um mit Klivv anzustoßen. Mit einem Zug kippte sie die Flüssigkeit in sich hinein.
    Ein Lächeln glitt über ihr Lippen.

    Einen Augenblick lang überlegte die Rothaarige. Das was Klivv da von sich gab, klang nicht gerade nach einem besonders großem Erfahrungsschatz.
    Andererseits kannte er die Örtlichkeiten wenigstens etwas. Und würde als Rattenfänger vielleicht gar nicht so auffallen.
    Ob sie sich dennoch Verstärkung holen sollten? Tara starrte stumm in den leeren Becher hinein. Nun, mehr Beteiligte bedeutete auch immer mehr Personen, durch die die Beute geteilt werden musste...


    "In Ordnung." Sprach sie nach einiger Zeit. Du stellst Erkundungen hinsichtlich der Anbindung an die Katakomben an. Ich besorge dir, was du für das Schwarzpulver brauchst. Und dann.."
    Tara seufzte kaum hörbar. ".. wollen wir sehen, was es bei der Gräfin zu holen gibt.."

    "Einen Ruf. Verstehe." Tara lächelte ein wenig spöttisch.
    Seine Ausführungen über die Hausherrin besänftigten sie wieder ein wenig und sie kippte den Schnaps herunter. Gleich darauf verzog sich ihr Gesicht. Diese Plörre war wahrlich nichts für sie.
    Demonstrativ schon sie den Becher von sich fort. Sie musste eh Maß halten lernen.


    "Um es in Pferdeäpfel zu stecken? Nun, das klingt interessant." In Gedanken war Tara schon drei Schritte weiter. Da hatte sie bereits ihr Schießpulver, Kenntnis von den Örtlichkeiten und den Zugang zum Schloss. Musste sich nur noch umsehen und greifen, was ihr Nixenherz erfreute. Kleine Schmuckstücke, große Goldtruhen, vielleicht auch das ein oder andere neue Gewand!?


    "Klivv? Wann war dein letzter Beutezug?" Freimütig hatte sich der Mann aus den Katakomben als Begleitung angeboten. Aber Tara konnte sich nicht erinnern, nein, konnte es sich nicht einmal vorstellen, dass Klivv je irgendwo eingebrochen wäre oder jemanden ausgeraubt hätte. Warum auch? Zu den meisten Häusern bekam er früher oder später eh Zugang - und von weltlichen Gütern verstand Klivv in etwa genauso viel wie von zwischenmenschlichen Interaktionen.

    Aufmerksam hörte Tara dem Rattengesicht zu.
    Einer Adeligen die Missbildung einer Ratte zu schicken war sicherlich nicht klug. Die Frage war, wer der Dumme gewesen war. Die Person, die Klivv den Auftrag gegeben hatte oder Klivv selbst?
    Ein wenig mitleidig sah Tara den Mann an. Nun, Klivv war sicherlich nicht das hellste Gestirn am Himmel der sozialen Intelligenz. Wahrscheinlich hatte er es nicht mal gemerkt, dass man ihn für irgendetwas ausgenutzt hatte.


    Die Gedanken der Rothaarigen glitten nur kurz ab, bevor sie sich wieder an Klivvs Erläuterungen hefteten.


    Bei den letzten Sätzen stand Tara auf, stützte sich auf dem Tisch ab und sah Klivv mit einer Mischung aus Ernst und Erschrockenheit an.


    "Das. Ist. Nicht. Dein. Ernst...." Ihren Augen waren geweitet. "Du hast die halbe Nacht unerkannt im Dienstbotentrakt rumgestanden? Du warst bereits IM Schloss? Und hattest nichts besseres zu tun, als zu warten?" Ungläubig ließ Tara sich wieder auf den Stuhl fallen.
    "Klivv, dir ist nicht mehr zu helfen. Darauf brauche ich noch einen Schnaps." seufzte sie und griff diesmal zu Klivvs Gesöff. Kam der Kerl nachts in ein Schloss, stellt sich ein wenig mit einer Missgeburt in die Ecke und wartet. Selbst die ehrenwertesten Wesen, die Tara kannte (was nicht besonders viele oder ehrliche waren), hätten so eine Chance genutzt und gesehen, was sich hinter den Schlossmauern so alles verbirgt.


    "Gut, ich warte.. " sprach sie dann leise und fragte weiter: "Der Dienstbotentrakt - machte er auf dich den Eindruck, dass im Herrenhaus etwas zu holen wäre?" Nichts war ärgerlicher, als bei verarmten Adel die Wäsche zu durchwühlen.

    "Und dann willst du mit Rum anfangen?" Skeptisch hob Tara erst die Brauen - dann das Schnapsglas.
    Langsam machte sich diese wohlige Wärme in ihr breit. Sie seufzte leise und strich sich den letzten Rumtropfen aus dem Mundwinkel.
    "Und gleich ein paar Flaschen! Gut gut, Rattenfänger, ich besorge dir einen wunderbar süßwarmen, alten braunen Rum. Als Grog wärmt er dir Leib und Seele.."
    Sie lächelte versonnen und lehnte sich zurück.


    "Das Adelsviertel bereinigst du nicht mehr?" Tara horchte auf. Er hatte doch nicht etwa Konkurrenz bekommen? Nein, das Grinsen erzählte eine ganz andere Geschichte.
    "Ooooh.. hat dich jemand verärgert?" Tatsächlich hatte Tara ihre Frage gestellt um herauszufinden, wo es die meisten Ratten gab - wo viele Ratten waren, waren wenig Menschen. Wo wenig Menschen waren, konnte man ungestört rauben. Das dies nun im Adelsviertel der Fall sein sollte..


    Sofort setzte Tara sich wieder auf und legte die Hände auf den Tisch. "Das ist nicht dein ernst, oder? Du wüsstest ein Anwesen? Ich hab zu lange vom Glücksspiel gelebt und würde meinen.. Standard gerne wieder etwas nach oben anpassen. Erzähl mir von dem Anwesen!" Die grünen Augen leuchteten vor Erwartung.

    "Zum Trinken oder Einlegen von.. was auch immer?" Skeptisch sah sie Klivv an. Manchmal war sie sich nicht sicher, was in dem Kopf des kleinen Mannes vor ging - und mit was er seine Zeit verbrachte, wenn er nicht gerade auf Rattenfang war.
    Gasthäuser waren sicherlich nicht seine Methode zum Entspannen. Und die Muschel hatte er zu Taras Zeit auch nicht besucht. Wahrscheinlich führte er dort hinten in dem abgelegenen Raum seltsame Experimente an den Nagern durch. Entnahm ihnen das Hirn, nähte Beine falsch herum an oder.. Tara schüttelte sich und kippte den zweiten Rum hinterher. Sie wollte es gar nicht wissen. Vielleicht war Klivv ja auch eine künstlerische Seele und fand Ablenkung durch das Schreiben von Gedichten.


    Die Rothaarige nickte. Sie war schon seit Ewigkeiten nicht mehr am Nachtmarkt gewesen. Warum wusste sie selbst nicht. Irgendwie hatte sie wohl in letzter Zeit etwas zu sehr in den Tag hineingelebt. Aber die Markthexe würde sie sicherlich finden.


    Erneut schüttete Tara erst sich und dann auch Klivv die Becher voll.
    "In welchem Teil der Stadt jagst du derzeit die meisten Viecher?" Fragte die Piratin dann interessiert.

    "Ein geliehener Vogel, soso." Kommentierte Tara das Tier auf Klivvs Kopf und nahm sich die Flasche, die Klivv für sie auf den Tisch gestellt hatte.
    Mit sicherem Griff entkorkte sie das Gefäß und roch dran. Die Nasenflügel flatterten leicht, aber Tara machte einen zufriedenen Eindruck. "Wenn's zum Einlegen taugt, dann auch für meine Kehle." sprach sie und goss sich selbst ein. Ohne auf Klivv zu warten kippte sie den Rum hinunter, schloss die Augen, schüttelte sich kurz und ließ dann ein erleichtertes "Aaaah" hören.


    "Stark, da hast recht. Und mit einem ganz eigenen Aroma. Nicht zu vergleichen mit dem aus... ach, ich will dich nicht langweilen." Erstmals huschte ein Lächeln über die Lippen der Rothaarigen.
    "Ich werde es mir ansehen, in Ordnung. Und ich versuche dieses Salpeter zu bekommen. Wo holst du es sonst her?" Fragte Tara und goss sich erneut ein. Bevor sie das Glas diesmal an die Lippen setzte, wartete sie aber darauf, bis Klivv ebenfalls soweit war.

    "Oh Klivv.." Tara ließ tatsächlich die grünen Augen kullern.
    "Erinnerst du dich an das letzte Mal, als du mir deine Schätze zum Verkaufen gegeben hast?" Auch damals hatte Klivv etwas von verkauf's oder behalt's gefaselt. Am Ende hatte die Rothaarige Piratin mit einem angenagtem, morschen Holzbein da gestanden, das ihr auch noch eigenartig bekannt vorkam.


    Unwissend hatte sie das Paket, dass ihr der Nagetierschreck damals mitgegeben hatte, erst auf dem Markt geöffnet - und mit dem Holzbein in der Hand mehr als einen seltsamen Blick geerntet. Das Ende vom Lied war, dass Tara sich mit einer der Stadtwachen angelegt hatte und einem Tag im Arrest nur durch eine spektakuläre Flucht entkommen konnte.


    "Werf alles was nicht wie ein Edelstein funkelt weg. Ich verkaufe es nicht."
    Sagte sie bockig und setzte sich auf den angebotenen Platz. "Hast du Rum?"
    Ihr Blick wanderte erst zum Achtbeiner in der Ecke und dann zu Noinin.
    "Du hast jetzt also offiziell einen Vogel." Kommentierte sie das bunte Tier und war sich unsicher ob es für einen Vogel wirklich gut sein könnte in solch einem.. Rattenloch zu leben.

    Tara folgte Klivv.
    "Eine Schleuder, genau. Klivv, ich bin Piratin. Was sollen die Leute von mir denken, wenn ich sie mit einer Schleuder bedrohe? Ha.." Das sie dafür auch immer noch ihren Dolch hatte, tat nichts zur Sache. Tilla mochte das Gefühl der Pistole in ihrer Hand. Sie mochte den lauten Knall und das Chaos, dass sie damit anrichten kannte. Und sie hatte in ihrem Temperament definitiv NICHT das Geschick, eine Schleuder einzusetzen.


    "Eine Besorgung?" Der Tonfall der Rothaarigen ließ schwer daraus schließen, ob dies eine Nachfrage oder eine Feststellung gewesen war. Fakt war, Klivv ging nicht gerne unter Menschen. Das sie für ihn Besorgungen machen sollte, kam nicht das erste Mal vor - und so lange Tara nicht seinen Wocheneinkauf auf dem Markt erledigen musste, hatte sie wenig dagegen einzuwenden.


    "Was brauchst du? Bitte sag nicht, ich soll dir wieder Vogelexkremente besorgen.."
    Diesen Lieferwunsch hatte Klivv einmal in Bezug auf Schwarzpulver von ihr gefordet - und sie war sich sicher, dass sie ihm den Wunsch nicht ein weiteres Mal erfüllen wollte.

    "Auf die Antwort hatte ich gehofft." Antwortete Tara und machte Anstalten in die Richtung zu gehen, in der sie Klivvs Wohnstätte vermutete.
    "Natürlich würde ich mir wünschen, diese Würfel wieder zu begradigen. Aber ich fürchte, da ist nicht mehr viel zu retten. Seht euch die Kanten an..." Tara deutete im Vorbeigehen auf die abgewetzten Stellen. "Die Würfel sind schon über zu viele Tische gerollt."


    Tatsächlich konnte die Piratin sich mittlerweile viel mehr als Glücksspielerin denn als Piratin bezeichnen. Ihren Lebensunterhalt hatten ihr in den letzten Monaten die Würfel und Karten bestritten. Wirklich jemanden überfallen hatte sie schon länger nicht mehr. Deshalb saß ihr die Pistole auch viel zu locker, wie die Ratte gerade eben leidlich erfahren hatte müssen.


    "Was das Schießpulver angeht - wie lange brauchst du? Über kurz oder lang werde ich wieder auf Beutezug gehen müssen. Da sollte mein Schätzchen geladen sein."