Beiträge von Grinosch

    Tara hob eine Augenbraue an und blickte auf Aran. "Du traust mir also nicht zu, dass ich einen Mann verführen kann?" Sie schmunzelte. "Gut zu wissen."
    Auf seine Anzüglichkeiten ging sie dann jedoch nicht weiter ein, sondern schilderte das, was sie wußte.


    "Janinas Freier ist einer seiner besten Freunde. Soweit sie weiß, treffen die beiden sich zweimal die Woche. Von ihm hat sie auch ihre.. Informationen."
    Die Rothaarige setzte sich nun auch und beendete damit ihren unruhigen Gang durch den Raum.
    "Er kommt ohne Leibwächter. Laut seinem Kumpanen ist er dazu viel zu eitel. Er verläßt sich lieber auf seinen Degen. Das Gasthaus habe ich mir schon angesehen."
    Tara holte eine Papierrolle hervor. Ausgerollt konnte man dort einen wagen Grundriss eines Hauses erkennen. Sämtliche Türen, Fenster und die ungefähre Position von Tischen und Stühlen waren eingezeichnet. Entschuldigend sah sie Aran an. "Ich hatte gestern frei und dachte, ein Umtrunk wäre dort nicht schlecht." Ein schiefes Lächeln glitt über ihre Lippen.


    "Der einzige Risikofaktor ist also Janinas Freier. Doch die Gute meint, die beiden Herrschaften sind dem Alkohol nie sehr abgeneigt. Wenn er viel getrunken hat, sollte auch er mich kaum noch erkennen."

    Langsam aber sicher lernte Tara die Anzüglichkeiten Arans zu ignorieren. Sie verschränkte die Arme vorm Bauch und ging einige Schritte auf und ab. Sie würde Isabella bezahlen müssen. Nun gut, dass war ein Kostenfaktor den sie schon immer hatte selbst tragen müssen und mit dem sie leben konnte. Wahrscheinlich besser als Aran dachte.


    Sie nickte.
    "Einverstanden. Doch glaube nicht, dass ohne dich das Risiko weniger groß wäre. Wer weiß ob er dich nicht doch kennt." Sie fuhr sich mit einer Hand durch das Haar.
    "Du solltest dich tarnen, verkleiden... oder wir müssen es irgendwie so einfädeln, dass er dich nicht sieht." Was nach so großer Besorgnis klang, war nicht auf Aran bezogen. Viel mehr fürchtete die Rothaarige, dass man von Aran aus auf die Verbindung zur "Muschel" schließen konnte und sie ihre wichtigste Informationsquelle verlieren würde.


    "Isabella erzählte etwas von einem Gasthaus, wo er wohl häufiger anzutreffen ist. Ich locke ihn raus und du ziehst ihm dann von hinten einen über?" Tara ließ Aran an ihren Gedankengängen teilhaben. Ein guter Plan erforderte jede Menge Überlegungen und bei diesem Opfer wollte die Piratin ganz gewiss kein Risiko eingehen.

    Skeptisch sah Tara Aran an. Wie hatte er sie nur dazu gebracht, es ihm zu verraten? Eine Portion Charme und ständiges Nachbohren. Dabei hatte es so banal angefangen.

    Was Aran bisher nicht gewußt hatte, war, dass Tara die Tüchtigkeit ihrer Mädchen gerne einmal dafür ausnutzte um am Informationen zu kommen. So mancher Freier sprach viel und gerne mit Ihren Mädchen, im falschen Glauben, dass ein einfaches Freudenmädchen von dem Leben des Adels und dem schweren
    Thema der Politik sowieso keine Ahnung hatte.
    Doch gerade Isabella wußte sehr wohl von der Wichtigkeit der Dinge, die man ihr anvertraute und sie wußte sehr genau, wie man an die interessantesten Informationen kam.

    Schnell hatte sie einen Pakt mit Tara geschlossen und mit diesen kleinen intimen Details, die sie wußte, Tara so manches krumme Geschäft ermöglicht.
    Doch irgendwie hatte Arans Spürsinn ihn auf die zusätzliche Geschäftsbeziehung der beiden Frauen gebracht und nun wollte der Captain offensicht ein Stück vom Kuchen abbekommen.

    Dummerweise sollte die Information, die Tara von Isabella bekommen hatte, eine ganz besondere Brisanz für den Piraten haben.

    "Diesen Ring, den er trägt, soll so wertvoll wie ein ganzes Haus sein und es gibt bereits einen sehr wohlhabenden Interessenten für ihn." erinnerte Tara Aran noch einmal.
    "Zudem werden wir für sein Leben mehr Geld bekommen, als wir zählen können. Ich verstehe nicht, wie du zögern kannst, Eisenklinge." Die Rothaarige blickte auf Aran herab, der grübelnd vor ihr saß.
    "Bist du interessiert oder soll ich mir diesen Ring alleine holen?"

    "Mir reicht das Geschäftliche durchaus aus." Erwiderte Tara trocken und nahm die Aufforderung anzustoßen nicht an. Stattdesse behielt sie ihren Krug auf dem Tisch, nippte nicht einmal dran.


    "Gut, dann verratet mir nur noch, wie oder wo ich euch kontaktieren kann, sobald ich etwas brauche." Die Piratin schob sich den Hut ein wenig weiter in den Nacken.


    "Es könnte sein, dass ich schon in kürzester Zeit einige Dinge benötige, die.. die ich vielleicht durch euch zu besorgen denke." Sprach sie weiter und erst jetzt nahm sie ihren Krug auf und trank einen tiefen Schluck. Begleitet von einem lauten "ah" wischte sie sich mit dem Ärmel die Rumreste aus den Mundwinkeln.

    "Ihr glaubt also, dass es ein nächstes Mal gibt?" Frage Tara und sah Kerry zweifelnd an. Dann antwortete sie ihm:


    "Ich trinke das, was da ist. Rum, Wein, dieses furchtbar plödderige Bier, dass es in Nir'alenar gibt.. Manchmal darf man nunmal nicht wählerisch sein. Allerdings erinnert mich der Rum am Meisten an meine Heimat."
    Genüßlich roch die Piratin an ihrem Krug und nahm einen großen Schlug. Als Kerry gleich Nachschlag wollte, füllte sie nun auch seinen Krug bis zum Rand mit Rum auf - in ihren eigenen goss sie ebenfalls ein, wenn er auch noch zu drei Vierteln gefüllt war.


    "Was habt ihr denn noch zu bieten, als dass ich eurer Einladung ein weiteres Mal folgen wollte? Womit handelt ihr und könnt ihr wirklich alles besorgen? Wie explosiv oder verboten es auch ist?"
    Ohne eine Emotion zu zeigen blickte die Rothaarige ihn an.

    Oh man.. ich habe in meinem letzten Muschelpost Isabella mit einer uralten RPG-Figur (Janina) von mir verwechselt... meine Güte.. :bash: Und keiner sagt mir mal Bescheid.. Also wenn hier demnächst eine griesgrämige Orkin rumläuft, dann wißt ihr, dass es in meinem Hirn einen etwas größeren Kurzschluß gab. :rolleyes:

    Tara öffnete wieder die Augen und sah Ascan hinterher. Die Piratin konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Ein kurzes Spiel war das gewesen, aber.. ihre Hand glitt über die Brüstung und bekam Ascans Krabbe zwischen die Finger. Immerhin war sie nicht leer ausgegangen.


    Als der Sylph schon fast fort war, stiegen Zweifel in der Piratin auf. Ob sie tatsächlich für so eine Erfahrung schon bereit war? Nun, sie würde es wissen, wenn sie in fünf Tagen wieder in der schwarzen Katze war. Oder eben nicht.


    Fröhlich pfeiffend steckte sie die Krabbe ein und schlug dann einen Weg ein, der sie zu ihrem heutigen Nachtquartier führen sollte. Das Interesse, Ascan zu überfallen, war auf null gesunken und Tara fand die Informationen und das Gespräch ansich waren genug "Beute" für einen einzige Abend und eine erste Begegnung.

    "Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich vor jemanden wie euch Angst habe." Taras Antwort klang ein wenig bissiger als beabsichtigt. Dann atmete die Halbnixe jedoch tief ein, schloß für einen kurzen Augenblick die Augen und nickte.


    "In Ordnung, zeigt mir wie es ist."
    Die Rothaarige wußte nicht was passieren würde oder wie das Gefühl in der Höhe sein würde. Sie nahm an, dass Ascans Flügel ordentlich Wind verursachen würden und band sich schnell die Haare im Nacken zusammen. Dann sah sie Ascan fragend an.

    Tara zuckte zusammen und starrte Ascan an. Mit diesem.. "Angebot" hatte sie nicht wirklich gerechnet. Ihr Blick glitt in die Höhen der Kuppel, die schwarz wie Pech über sie gespannt war. Sie zögerte. Fast einen Augenblick zu lang um noch eine Antwort erwarten zu können.


    "Ich? N.. nein, danke." Abwehrend hielt Tara die Hände vor sich. "Ich bin ein Kind des Bodens, der Meere. Es wäre.. nicht richtig." Taras Miene verzog sich. Sie scheute sich eigentlich vor nichts. Sie nahm es mit jedem Kämpfer auf sich und sah jeder Gefahr trotzig ins Auge. Aber fliegen? Sie? Was wäre, wenn Ascan sie fallen ließ oder, oder.. ihr schlecht würde? Dennoch war da diese furchtbare Neugierde in der Rothaarigen, die einerseits Befriedigung suchte, andererseits sich jedoch gegen die Erlangung dieses Gefühles zu wehren schien.

    "Dann setzt ihr eine Runde aus." Zufrieden verschränkte Tara die Arme vor der Brust.
    Das sollte wohl soviel bedeuten, wie dass sie daran war, die nächste Frage zu stellen.


    Tara überlegte und folgte Ascans Blick. Sie sah nichts, was seine Aufmerksamkeit hätte auf sich ziehen können und blickte so nur sturr in die Unendlichkeit. Nah einigen Sekunden fiel ihr die nächste Frage ein.


    "Spürt man die Freiheit wenn man fliegt noch stärker, als hier auf dem Boden?"
    Wahrscheinlich eine Frage, die für Ascan seltsam anmuten mußte, doch Tara fand sie berechtigt. Wie alt war der Traum vom Fliegen schon, den die Menschen hegten? Sie hatte sogar von Menschen gehört, die nur auf der Suche nach Sylphen waren, damit ihre Kinder mit Flügeln geboren werden sollten - auch wenn Tara das für einfach Ammenmärchen hielt.

    Ein seltsames Gefühl durchströhmte Tara, als sie Ascan reden hörte. Die sonst so ruppige Piratin fühlte wie er mit seinen gestammelten Worten sie tief im Inneren berührte.
    Sie empfand den widersinnigen Wunsch, Ascan in den Arm zu nehmen, ihm tröstende Worte zuzusprechen für etwas, dass sich nicht wußte, nicht kannte, nicht mal zu erahnen glaubte.


    Tara schallte sich selbst einen Narr dafür. Nur weil Ascan offensichtlich nicht das glücklichste Wesen Beleriars war, mußte das noch lange nicht bedeuten, dass sie Bedauern für ihn empfinden mußte. Schon gar nicht, wenn er keine klaren Worte an sich richten konnte.
    Die Piratin in ihr griff so schon im Geiste nach der Krabbe, jedoch war die "weiche" Seite Taras diesmal stärker.
    "Wenn ihr die Wahrheit nicht kennt, so seid ihr mir nichts schuldig." Antwortete sie und mit einem Lächeln auf den Lippen fügte sie hinzu. "Ansonsten könnte ich mich mit diesem Spiel allein durch die Frage nach dem Sinn des Lebens reich spielen."

    Ein leichtes Schmunzeln glitt über Taras Lippen. Wie wahr seine Worte doch wahren, wie wahr..


    Als Ascan seine Frage gestellt hatte, hielt die Rothaarige einen Augenblick inne. Die wahre Liebe. Was für eine Frage. Tara griff in ihren Geldbeutel und ihre Finger spielten mit einer Krabbe.


    "Eine schwierige Frage, die ihr da stellt. Eine Frage, die vielleicht sogar eine Krabbe wert wäre. Aber ich werde trotzdem versuchen, sie euch zufriedenstellend zu beantworten."
    Tara packte die Krabbe weg, griff mit beiden Händen hinter sich an das Geländer und setzte sich ohne weitere Gedanken auf die Brüstung neben Ascan.


    "Wenn die wahre Liebe ein Gegenstand, ein Wort, ein Gefühl ist, dann habe ich sie wohl gefunden. Vielleicht sogar mehr als einmal. Ich liebe das Meer. Ich liebe den Wind in meinen Haaren. Ich liebe die Freiheit. Aber, wenn ihr eine Person meint.."


    Auch wenn Ascan sie nicht sehen konnte, schloß Tara die Augen. Sie brauchte die komplette Dunkelheit um sich herum um sich auf die nachfolgenden Worte zu konzentrieren.


    "Nein, ich traf noch keine Person, bei der ich die "wahre Liebe" fand. Eigentlich glaube ich daran auch nicht wirklich. Warum sollten wir Zuneigung, Verliebtheit, ja sogar Liebe für jemanden empfinden können, wenn es da doch dieses eine, diese reinste aller Liebe geben sollte?" Die Rothaarige pausierte einen Augenblick, aber es war deutlich, dass sie noch etwas hinzuzfügen hatte.


    "Dennoch.. ich kann nicht leugnen, dass auch in mir ein kleiner Funke voller Hoffnung flackert. Meine Eltern trafen sich unter widrigsten Umständen. Er ein Mensch, sie eine Nixe. Sie konnten nicht zusammen leben, sie waren sich nicht immer treu - aber wenn ich meinem Vater in die Augen gesehen habe, sobald er von meiner Mutter sprach.. war da mehr. Er hatte dann immer diesen Blick voll Liebe und Wärme..."


    Tara öffnete die Augen wieder und starrte in die Nacht hinaus. Sie dachte an ihre Eltern. Wie lange hatte sie beide nicht mehr gesehen? In ihrer Erinnerung vertieft, verpasste sie fast Ascan eine neue Frage zu stellen. Aber nur fast..


    "Und ihr? Habt ihr schonmal so tief geliebt, dass ihr gewillt ward, den Mythen der Menschen zu glauben?"

    Tara sinnierte einen Augenblick über Ascans Antwort. Sein Leben verlieren? Wer wollte schon sein Leben verlieren? Für die lebenslustige Piratin ein Wunsch, der nicht nachzuvollziehen war. Aber er war ein Sylph - Tara sah Ascan schräg an - vielleicht dachten, fühlten, lebten Sylphen anders? Sie beschloss diesen Gedankengang abzubrechen, als Ascans Frage kam.


    Ja, darauf konnte sie antworten. Keine Krabbe, die verschwendet wurde.
    "Nein, ich bin tatsächlich nicht in Beleriar geboren worden, sondern ein Kind von dort oben." Tara deutete in den dunklen Kuppelhimmel.


    "Es ist schon einige Monate her, dass ich nach Beleriar kam. Ich hatte auf einem Schiff angeheuert. Eines der größten, auf denen ich je gestanden hatte.. Wir hatten durchaus einen fähigen Kapitän. Das heißt, wenn er nicht zuviel getrunken hatte. Leider war das an dem Tag, an dem wir untergingen nicht der Fall. Ein fantastischer Beutezug, ein grandioses Gelage - und ein Kapitän, der dem Bootsmann völlig falsche Koordinaten befehligte. Bevor ich es bemerkte, war es schon zu spät. Wir sanken."
    Tara wußte nicht, ob sie sich zu wage ausgedrückt hatte. Aber sie beschränkte sich im Allgemeinen lieber auf das Wesentliche.


    "Ich nehme an, dass die meisten meiner Mannschaft starben. Entweder ertranken sie oder die Strömung presste sie an die messerscharfen Klippen. Ich jedoch.." Tara lächelte.
    "Meine Mutter ist eine Nixe. Glücklicherweise habe ich dadurch gute Schwimmkenntnisse und ein ausgezeichnetes Lungenvolumen geerbt. Doch das alles hätte mir nichts genützt, wenn einige Nixen mich nicht gefunden und mir den Weg nach Beleriar gezeigt hätten." Ein wenig schüchtern schmunzelte die Rothaarige. Sie erinnerte sich noch zu gut, wie sie klatschnass aus einem der Brunnen gekrochen war und Mutter Tilars Auffanglager aufgesucht hatte. Jetzt in dieser Nacht kam es ihr schon viel länger her, als es eigentlich war.


    "Reicht euch dies als Antwort?" Sie lächelte weiterhin und hob dann die Hand ans Kinn. "Dann bin ich wohl wieder dran.. Hmm.. Ihr seid auf Beleriar geboren?" Sie hatte gemerkt, dass ihre erste Frage Ascan bedrückt hatte und suchte nun nach etwas unverfänglicherem.

    Abschätzend sah Tara Kerry an. "Nun, wenn ihr euch ein wenig mehr zu benehmen wüßtet, könnte euer Wunsch erfüllt werden."
    Sie schob ihr Kinn empor. Mit der Attacke hatte Kerry sie beleidigt und das sollte er durchaus spüren.


    Als die Wirtin mit der Flasche Rum kam, übernahm Tara es und schenkte aus. Kerrys Becher füllte sie nur halb voll, sich selbst goss sie bis zum Rand.
    "Damit ihr euch noch überlegen könnt, ob ihr diesem Getränk gewachsen seit." Sagte sie spöttelnd zu Kerry und hob ihr Glas.

    "In Ordnung!" Tara nickte und lehnte sich an die Brüstung. Sie reckte das Kinn gen Himmel und schien sich eine Frage überlegen zu müssen.
    Nach einigen Sekunden blickte sie den Sylphen wieder - so gut es ging - an und formulierte ihre Frage.


    "Nun, ihr seit ein Sylph. Das war keine Frage, sondern eine Feststellung." Sie lachte ihr rauhes, warmes Lachen. "Es heißt, Sylphen seien.. nun.. sagen wir "Schüchtern". Sie gäben nicht viel auf die Nähe anderer Wesen. Doch ihr seid hier in Nir'alenar, einer der bevölkerungsreichsten Städte Beleriars. Ihr seid aus einem bestimmten Grund hier, nicht wahr?"
    Tatsächlich war das Taras Frage. Sie hätte Ascan gleich danach fragen können, warum er hier war, doch dies war ein Spiel. Und Taras größte Schwäche waren Spiele. Es hätte ihr den Spaß genommen, die wirklich "interessanten" Fragen gleich vorne weg zu nehmen.