Beiträge von Ta'shara

    Am Ende war Ta'shara hellwach, starrte gleich Brennan ins Dunkel während ihre Gedanken nach Ordnung in des Vogelhändlers Worten suchten und gleichzeitig ihr Sinn geschärft nach dem fingerte, was Brennan so beharrlich zu verdecken suchte. Seine Gefühle.
    Er redete wirr, fand sie. Er, der die Nacht verehrte und liebte, wollte versuchen Klarheit im Licht des Tages zu finden? Wie vertrug sich das denn? Ta'shara schlug die Decke zurück und stand auf. Sie hatte Durst und holte sich einen Krug mit Wasser ans Bett. Auch einen Becher für Brennan brachte sie mit. Denn wenn er meinte, er hätte zu viel getrunken, würde er am Morgen sicher froh sein um einen Becher Wasser.


    Eingehend betrachtete sie ihn, während ihre Gedanken noch immer seinen Worten folgten... Der Duft der Nymphen... Wie albern sich das anhörte. Wenn es allein der Duft dieser Wesen war, der die Männer betörte, wie wollten sie dann überhaupt wissen, was sie wirklich empfanden? Konnte ein Mann sich in der Nähe einer Nymphe denn je seiner Gefühle sicher sein?
    Da hatte sie es doch, wie sie fand besser getroffen. Sie rief keine verfälschten Gefühle hervor. Alles was man ihr entgegenbrachte, war echt. Ob es nun Hass, Abscheu, Furcht oder auch Gleichgültigkeit war. Wieder betrachtete sie Brennan. Das erste Wesen überhaupt, das so etwas wie Sympathie für sie zu empfinden schien. Ta'shara fröstelte und zugleich breitete sich etwas in ihr aus, das sie nicht beschreiben konnte.
    Als sie wieder ins Bett stieg, schien Brennan bereits eingeschlafen. Dennoch rückte sie nah an ihn heran, so nah, dass sie seine Wärme spüren konnte. Und nach einem tiefen Seufzer schlief auch Ta'shara nun rasch wieder ein.

    Ta'sharas Lächeln blieb. Aber es veränderte sich mit jedem Wort, das Brennan sprach. Denn mit jedem Wort wurde sie wacher und drängte das, was nicht wirklich war zurück. Unmerklich für sie selbst übernahm wieder nur ihr Verstand die Zügel ihres Denkens. Sie setzte sich auf und sah Brennan nunmehr ernst an. "Amelie... ja. Ich erinnere mich. Warum hast du sie nicht mitgebracht? Ich hätte auf dem Sofa schlafen können."


    Für sie eine Selbstverständlichkeit. Eben so selbstverständlich, wie sie zurück in ihr eigenes Haus ziehen wird, sollte Brennan sich in eine andere Frau verlieben. Und das hörte sich eben gerade genau danach an. Tiefe Gefühle, wie er sich ausdrückte. Sie kannte das nicht, Narion hatte mehr als gründlich dafür gesorgt, dass die Valisar diese nicht mehr empfinden konnten. Aber sie kannte durchaus die Beschreibungen. Damit war Brennan sicher nicht jener, den sie einerseits erhofft, andererseits gefürchtet hat. Denn auch wenn er meinte, diese Art Gefühle ebenso in ihrer Gegenwart zu hegen, wusste Ta'shara doch sehr genau, dass jemand die Art von Liebe, die den Fluch Narions von ihr würde nehmen können, nur für ein Wesen zum gleichen Zeitpunkt empfinden konnte. Wahre Liebe eben. Kein wirrer, heuchlerischer Gefühlstaumel, der den Geist vernebelte. Sondern klare, tiefe Empfindungen, die deutlich zeigten, für wen ein Herz schlug. Wären Brennans Empfindungen für sie derart stark, würde sie es spüren. So stand es in ihrem Kodex. So wurde es sie gelehrt. Sie würde es spüren.


    Doch nun war da nichts außer Brennans sichtliche Verwirrung mit der die Valisar nichts anfangen konnte, weil sie sie nicht verstand. Also versuchte sie das Ganze nun analytisch anzugehen. Sie kam gut mit Brennan aus. Doch legte sie wert auf eine klare Struktur in ihrem Leben. Der gefühlsverwirrte Nachtelf war genug an emotionaler Unruhe. Würde Brennan nun auch noch in solch ein Chaos stürzen, wäre es Zeit für sie zu gehen. Womöglich noch früh genug, ehe Brennan auch zu jenen zu zählen sein würde, die sich nach was auch immer verzehrt hatten, ohne sie lieben zu können und die Ta'shara auf dem Weg gelassen hatte.
    "Wie ist es denn, wenn ich nicht in der Nähe bin?"

    Nur ein leises, undeutliches Murmeln ließ erkennen, dass Ta'shara unbewusst mitbekam, als Brennan zu Bett ging. Doch erst als der Mann selbst schon fast einschlief, war Ta'shara soweit erwacht, dass sie die Augen aufschlug. Es war, als würde sie in einen dunklen Brunnen sehen. Brennans Blick war auf sie gerichtet. Tief und unergründlich. Unergründlich auch das leichte Lächeln darin. Sie hob die Hand und legte sie auf seine Wange, strich sacht darüber. "Hmmm%u2026 ich hab geträumt von dir%u2026", meinte sie und atmete tief durch, versuchte sich zu erinnern, aber %u2026 wie Nebel, dachte sie, die keine Träume kannte.


    "Wusstest du, dass Träume wie Wolken sind? Man kann sie nicht festhalten%u2026 da ist nur so etwas Unbestimmtes, das fortweicht, kaum dass man sich nähert%u2026" Nur ein leichtes Empfinden war verblieben, das Ta%u2019shara als befriedigend einstufte. Andere würden es wohl als 'schön' oder 'gut' oder auch 'warm%u2018 beschrieben haben, aber Ta'shara wusste mit dieser Art Wärme nichts anzufangen. Selbst jetzt nicht, da sie sie zu spüren glaubte, weil sie kaum richtig wach war und mehr ihr Unterbewusstsein das Sagen hatte. Einzig ein kleines Lächeln, das merkwürdigerweise in ihren Augen stand zeugte von etwas Angenehmen, das ihr wohl im Traum wiederfahren sein muss. Sie gähnte und sah Brennan an, der noch immer auf seinen Ellenbogen gestützt auf sie herunterblickte. "Was überlegst du?", wollte sie wissen.

    Sie mussten sich knapp verpasst haben, denn als Ta'shara von ihren 'Erledigungen' heimkehrte, lag der Vogelhandel verlassen da. Vorbei an den sorgsam abgedeckten Käfigen ging Ta'shara die Treppen hinauf in die Wohnräume. Brennans Mitteilung fiel ihr sogleich ins Auge. Unwillkürlich musste sie lächeln, doch entledigte sie sich zunächst einmal ihrer Kleidung, räumte Brennans achtlos dahingeworfenes Hemd beiseite und nahm ein Bad. Sie hatte keine Eile. Egal, was auf dem Zettel geschrieben stehen würde, sie würde heute auf keinen Fall mehr das Haus verlassen.


    Ta'shara blätterte die Seite ihres Buches um. Die Nacht war schon weit fortgeschritten, doch wartete die junge Valisar nicht auf Brennan. Er hatte sie informiert, warum also sollte sie warten? Eine solche Erwartungshaltung war nicht Teil ihrer Abmachung, die ihr erlaubte, bei ihm zu leben und die ihnen beiden die Möglichkeit einräumte, ein eigenes Leben zu führen.
    Um so weniger verstand sie, warum ihr Blick dennoch bei fast jedem Geräusch vor dem Haus zum Fenster hin ging und dort blieb, gleich wohl als wolle das Auge ihren Körper folgen machen, dort nachzusehen. Ta'shara legte das Buch beiseite und erhob sich bedächtig. Doch nicht, um ans Fenster zu gehen. Das wäre gar nicht nötig, denn sie erkannte Brennan an seinem Schritt.
    Ihr Magen knurrte. So ging sie in die Küche und bereitete sich ein kleines Nachtmahl. Ihre Gedanken wanderten währenddessen zu dem Buch, das sie las. Eines von Brennans vielen Büchern. Sie hatte wahllos danach gegriffen und aus dem Regal gezogen. Nicht, dass sie sich vom Inhalt überraschen lassen wollte. Nein. Sie wollte eine Bestätigung. Eine Bestätigung, dass Brennan nicht wie viele andere wahllos irgendwelche Lektüre in seinem Regal sammelte. Ein Umstand, der ihr nicht gefallen hätte. Doch auch im Bezug auf seine Bücher hat Brennan sie bislang nicht enttäuscht.


    So lag sie nur wenig später mit der 'Abhandlung über die Zusammenhänge der Verehrung der Shirashai mit der wahren Natur der Nacht%u2018 im Bett. Gänzlich gefesselt von der Lektüre vergaß sie das Glas Wein, das auf ihrem Nachttisch stand. Sie merkte nicht einmal, dass sie immer wieder einnickte, bis das Buch endgültig auf ihre Brust sank und sich unter Ta%u2019sharas gleichmäßigen Atemzügen sanft hob und senkte.

    Wenn du mich 'zurück nimmst', würde ich dir auch gerne erhalten bleiben. *schiefgrinst*


    Könnte aber passieren, dass du dich ingame mit einer kranken Valisar rumärgern musst. Ta'shara hat noch ein Adventstörchen zu erfüllen...
    Wie auch immer... ich poste jetzt einfach erst mal... ;)

    Ja... hier... *meld*
    *seufzt*... :knuddel: ...
    verzeiht, dass ich mich so rar mache... ich möchte weiterschreiben... so wie ich wieder ein bisschen klarer denken kann...
    *seit Wochen mit ner deftigen Bronchitis kämpft und nicht richtig auf die Beine kommt*

    Ta'shara drehte sich um und sah dem Mann, der sie angesprochen hatte, direkt in die Augen. Ihr Blick war eiskalt und drückte aus, was ihr Mund nicht sagte: Nehmt augenblicklich Eure Hand dort fort!


    "So. Der Besitzer des Jahrmarktes also", antwortete sie, musterte Halo kühl und nannte ihren Namen. "Was ich sehen will? Wie soll diese Höhle wissen, was ich sehen will?"
    Ta'shara würde dies wirklich interessieren, woher 'die Jahrmarktsattraktion' ihre Informationen nahm. Die einzige Sehnsucht, die sie kannte, war die nach den verlorenen Gefühlen. Das hat diese Höhle bislang nicht erkannt. Stattdessen hatte sie versucht, ihr weiszumachen, Brennan sei ihre Sehnsucht. Und die Statue mit seinem Antlitz? Wie der Sand der Zeit war sie ihr durch die Finger geronnen und verdarb noch jetzt ihr Auge und ihre Sicht. War es mit Gefühlen am Ende nicht ebenso!!!??? Sie vergingen und machten blind und taub.
    Die Halbvalisar zog ihre eigenen Schlüsse. Diese Höhle zeigte tatsächlich, was man sehen wollte, oder besser, sie zeigte die Oberflächlichkeit der Dinge, die man sich wünschte.
    Aber sie tat auch mehr. Öffnete die Augen... kratzte unter der Oberfläche und offenbarte, was man selbst längst wusste. Was hat Brennan gesehen?


    Sie wollte zu ihm und so nahm sie das Angebot Halos an, sie aus der Höhle zu führen. Seinen Arm schlug sie aus, dennoch spielte nun ein Lächeln um ihre Lippen.
    Dies jedoch verflog, sobald sie ins Freie getreten waren. Vor dem herzförmigen Eingang kniete Brennan. Furcht stand in seinen Augen.

    Nachdenklich ruhte Ta'sharas Blick auf der Priesterin. Ihr Lächeln blieb weiterhin so freundlich, wie auch distanziert. Die Götter als solche haben sie nie interessiert. Allenfalls schenkte sie ihnen Beachtung, wenn deren Wirken Eingriffe in ihr eigenes Leben bedeuteten.
    Dies war einmal geschehen durch Narion, doch war Ta'shara selbst lediglich ein Produkt der göttlichen Zwistigkeiten. Kein Grund also, sich näher mit Narion zu befassen.


    Was Brennan anbelangte, lagen die Dinge anders. Er war, ebenso wie Sicil - gewollt oder ungewollt - Teil ihres Lebens geworden. Somit gehörte auch seine Göttin mit zu ihrem Leben.
    Denn sie war es, die sich der ungeteilten Verehrung Brennans gewiss sein konnte. Sie war es, die Brennan die Blutsteine Sicils anvertraut hat und sie war die Göttin ihres Vatervolkes.
    Grund genug für Ta'shara, das Wesen der Göttin erkunden zu wollen. Und eben dies erklärte sie der Priesterin. Lediglich Sicils Blutsteine blieben abermals unerwähnt; sie wusste Brennans Vertrauen zu schätzen.
    "Ich wurde zur Hälfte als Valisar in dieses Leben geboren. Dieses Leben hat mich an Brennans Seite geführt, einen Mann, der die Göttin Shirashai verehrt, die wiederum die Göttin jenes Volkes ist, dem mein Vater entstammt." Ta'shara fixierte den Blick der Priesterin, ehe sie fortfuhr. "Ich hatte bisher keine Veranlassung, mich mit dem Wesen der Göttin zu befassen. Dies hat sich nun geändert."


    Ta'sharas Blick lag ruhig auf Sharinoe, während in ihren Gedanken sich die unterschiedlichen Erklärungen Brennans und Sicils zu den Vorkommnissen in diesem Tempel zu einer erklärbaren Form zu fügen versuchten. Doch waren diese schlicht unvereinbar. Für Ta'shara aber musste es eine Wahrheit geben. Die Pristerin würde ihr nicht die Antworten geben können, nach denen sie suchte, dessen war sich die junge Valisar bewusst. Denn Sharinoe würde nur ein Spiegel Brennans sein, sicher stärker noch in ihrer Ausstrahlung und Überzeugung, aber schlussendlich würde die Frau nichts anderes, als ihre eigene Wahrheit zeigen, die auch Brennans Sicht der Dinge spiegelte. Um vielleicht verstehn zu können, würde sie mit Shirashai selbst sprechen müssen.

    Ta'shara nickte der Hohepriesterin zum Gruß und setzte sich, durchaus beeindruckt von dem was sie sah. Sharinoe zählte unzweifelhaft zu den schönsten Geschöpfen, die diese Welt zu bieten hatte. Und allein was die Äußerlichkeit anbetraf, konnte sie Brennan verstehen, dass er diese Frau verehrte und die Göttin, die aus ihr sprach. Sie selbst hatte ein Auge für das Besondere, mitunter Kostbare und war allem Schönen zugetan. Ein Sinn, den Narions Fluch nicht hatte vernichten können. Wohl aber die Freude an dem Schönen. Und die Fähigkeit, sich daran zu laben und Genuss darüber zu empfinden. Und so blieb Ta%u2019sharas Herz auch beim Anblick der schönen Hohepriesterin kühl.


    Von kühler Klarheit waren auch die Worte, die sie an die Priesterin richtete.
    "Ich grüße Euch, Sharinoe. Ich bin Ta'shara Yerir. Ich wohne bei Brennan Targo. Er war es, der mir Einblick in seinen Glauben gewährte. Er hat viel von Euch erzählt. Von Eurer... Herzenswärme und jener der Göttin Shirashai..." und von anderen Dingen weiß ich Doch blieb der Blutstein in ihrer Hand nur ein Gedanke. "Sein Herz ist erfüllt von der Liebe zu ihr ... oder zu Euch?... Nun. Ich bin hier, weil ich Brennan darum bat, Euch und die Göttin kennen lernen zu dürfen und ihm diese Idee gefallen hat."


    Ta'shara lächelte freundlich. Natürlich hatte ihm die Idee gefallen. Auch wenngleich er wusste, dass sie als Valisar kaum den Verlockungen des Tempels und den Versprechungen der Priester erliegen würde. Es sein denn... wie eine Schneeflocke glitzerte ein winziges Licht in ihren eisblauen Augen auf, während ihr Blick weiterhin auf Sharinoe ruhte. Konnte man hier wahrlich geliebt werden? Oder sah die Priesterschaft hier in allen Suchenden und Gläubigen nur die willigen Seelen?

    Mit halbgeschlossenen Lidern wich Ta'shara zurück, doch konnte sie nicht verhindern, dass dennoch etwas von dem Sand in ihre Augen geriet. Unwirsch fuhr sie mit dem Handrücken daüber und verrieb die Körner nur noch mehr. Zu was Unnützem hat sie sich da auch hinreißen lassen?!
    Nun wackelte diese ganze Höhle auch noch! Erschrocken sah die Valisar sich um und rief nach Brennan... Sie sollten diese altersschwache Attraktion verlassen. Das alles hier schien doch um vieles baufälliger, als sie zunächst angenommen hatte. Am Ende fiel die ganze Konstruktion noch über ihren Köpfen zusammen und begrub sie unter sich. Nicht auszudenken. Ta'shara raffte das Laken auf, schlug das Bild hinein und klemmte es sich unter den Arm. Der versandeten Statue und jener mit ihren eigenen Gesichtszügen schenkte sie keinen Quent Aufmerksamkeit mehr. Sie wollte hier raus.


    Doch fand sie den Eingang nicht, durch den sie eben noch gemeinsam mit Brennan die Höhle betreten hatte. Noch immer bebte der Raum. Ihre Statue zersprang. Wie die Träume jener, die lieben, dachte sie und fand endlich eine Tür, um die Höhle zu verlassen. Wieder rief sie nach Brennan. Einmal... zweimal.
    Der dritte Ruf blieb ein Gedanke... Sie hatte ihn gefunden. Ta'shara stand da, wie vom Donner gerührt. Sie merkte nicht einmal, dass in dem Gemach, in dem sie nun stand, alles ruhig war. Kein Beben, kein Bersten von Stein. Wie in einer lauen Brise bewegten sich sacht einige Tücher, hinter denen man die Umrisse von Menschen erkennen konnte. Menschen und auch andere Wesen in inniger, liebevoller Umarmung; einander zugetan, lachend, scherzend. Und Brennan mitten unter ihnen. Die junge Valisar konnte den Blick nicht von dem Vogelhändler nehmen und der Frau in seinem Arm.
    Unter ihren Lidern scheuerte der Sand. Wieder rieb sie sich über die Augen und Tränen lösten sich aus Ta'sharas langen Wimpern.

    Dies also war die Verkörperung Shirashais. Eine beeindruckende Erscheinung, selbst da sie ihnen den Rücken zuwandte. Aus der Geste sprach eine gewisse Arroganz, von der Ta'shara jedoch unberührt blieb. Möglicherweise war sie ja angemessen. Ta'shara vermutete jedoch eher, dass Sharinoe den Moment nutzte, die Gesinnung ihrer Gäste zu erforschen.
    Ta'shara ihrerseits musterte die Frau, während sie sich gleichzeitig einen Überblick über den sie umgebenden Raum verschaffte. Wobei sie nicht die Räumlichkeiten an sich interessierten, sondern viel mehr die Aura, welche die Priesterin umgab. Sie zeugte von Macht, Wissen und ... Ta'shara schnupperte. Erdbeeren?
    Das hatte sie eben schon flüchtig wahrgenommen und war irritiert gewesen. Wieso schwängerte man die Tempelräume mit Erdbeerduft? Das war unlogisch und passte nicht in das Bild des Tempels. Eine Erdbeere gehörte nicht mal zu den Nachtschattengewächsen. Die junge Valisar warf Brennan einen fragenden Blick zu, sah sich suchend um und nickte dann verstehend, als sie Amelie als Quelle des Aromas identifizieren konnte. Natürlich. Amelie war eine Nymphe. Eine Braue huschte nach oben. Was des einen Duft, war des nächsten Aura. Nur einen Unterschied gab es: Den Duft konnte Ta'shara nun eindeutig zuordnen. Nur wessen Aura war es, die sie wahrnahm? Die der Priesterin oder die der Göttin?


    Wieder sah sie zu Brennan. Noch etwas anderes lag in der Luft. Etwas, das sie bei Brennan nicht spüren konnte, obwohl Shirashais Gegenwart sowohl bei ihm selbst als auch in seinem Heim stets präsent war. Etwas in Ta'shara witterte Gefahr.

    Sie hörte sich nähernde Schritte und drehte sich, in der Erwartung jeden Augenblick Brennan zu sehen, zum Eingang. Womöglich hatte er die Höhle bereits verlassen und wollte nun wieder hinein, um sie zu erschrecken oder sonst was zu tun. Das sähe ihm zumindest ähnlich! Dass die Schrittlänge eigentlich nicht zu Brennan passte, registrierte sie zwar, doch dachte sie nicht weiter drüber nach, denn die Schritte verstummten abrupt und Ta'shara blieb alleine. Sie schüttelte den Kopf. Das war albern und sie würde jetzt gehen. Nein. Sie würde erst das Bild einschlagen und dann würde sie gehen.
    Doch dazu kam es nicht. Winzig zunächst, und hätte Ta'shara direkt dorthin gesehen, wäre die Bewegung kaum aufgefallen, so verhalten war sie. Doch einmal entdeckt, konnte die Valisar sich nicht mehr abwenden, noch verhindern, was geschah, obwohl es nur eines einzigen Handstreiches bedurft hätte. Fasziniert betrachtete sie die zweite Statue und verfolgte den Weg des Staublakens, bis es neben dem anderen auf dem Boden zu liegen kam.


    Netter Telekinesezauber, dachte sie und überlegte, hinter welcher Wand wohl der verantwortliche Magier saß. Im Vergleich zu dem magischen Schutzschild, der ihre Welt im wahrsten Sinne des Wortes vor dem Untergang bewahrte, und neben Feuerbällen werfenden Zauberlehrlingen, mutete dies hier, wie alles an dieser Kammer, eher stümperhaft an und war wenig dazu angetan, einer Valisar das Gruseln zu lehren oder gar die wahre Liebe. Pflichtbewusst betrachtete sie nun die zweite Statue und seufzte. Brennan. Wie vorhersehbar.
    Die Valisar in ihr lachte freudlos. Da standen sie nun. Wie beordert und nicht abgeholt in diesem Abstellraum der Liebe... Ta'shara stutzte. Das Wort brachte sie zum Grübeln. Etwas in ihr klang nach, während sie erneut abwechselnd die beiden Statuen musterte. Abstellraum. Hatte sie sowas womöglich auch? Dieser eine Fleck, der sich schon einmal so seltsam angefühlt hatte. Hatte sie da vielleicht Dinge abgestellt...? Als Kind? Dinge, für die in ihrer Welt kein Platz war? 'Vielleicht ist das hier dieser Ort', flüsterte eine winzige Stimme in ihr und Ta'sharas Herz schlug laut und aufgeregt. Und es tat gut; auf ganz besondere Weise gut.
    Sie ging zu dem Bildnis mit Brennans Gesicht. Ganz nah. Mit einem raschen Blick zur Seite vergewisserte sie sich, dass sich nicht doch noch jemand im Raum befand, ehe sie ihre Lippen auf den kalten, rauen Marmormund legte.

    Das leise Rascheln herabfallenden Stoffes lenkte Ta'sharas Blick in die Mitte der Höhle: die Statuen. Von einer war ein Tuch herabgeglitten. Ausgezeichnet! Da hatte sie ja ihr gewünschtes Laken; groß genug, um das Bild darin einzuschlagen. Die junge Valisar durchquerte die Höhle. Sie verschwendete keinen Augenblick, darüber nachzudenken, wie das Tuch nun von der Statue hat gleiten können oder warum gerade jetzt, da sie danach suchte. Vermutlich war es vor langer Zeit schon nachlässig darüber geworfen worden und mit den Jahren mehr und mehr verrutscht.


    Bei den Skulpturen angekommen, bückte sich nach dem Laken. Dieser Fleck auf dem Bild beschäftigte sie noch immer und so gönnte sie der aufgedeckten Statue nicht mehr, als einen flüchtigen Blick, während sie sich wieder aufrichtete. Selbst in dem vorherrschenden Unlicht konnte sie die laienhafte Machart erkennen: grobe Strukturen, nachlässig gearbeitete Gliedmaßen und ... irritiert verharrte die junge Frau, den Blick auf das Antlitz der Skulptur gerichtet. Vergessen das Tuch, vergessen das Bild.
    Die Augen, die ihr entgegenblickten waren ihre eigenen, das Gesicht ihr eigenes. Oder erschien es ihr in dem diffusen Licht nur so? Ta'shara ging näher und stellte sich auf die Zehenspitzen, um das Antlitz der Statue genauer betrachten zu können. Doch so nah davor erkannte sie eher weniger.


    So entfernte sie sich wieder ein paar Schritt, musterte die Skulptur mal aus dieser mal aus jener Blickrichtung und kam am Ende überein, dass dies ein androgynes Gesicht war. Im Gegensatz zum Rest der Statue äußerst geschickt gefertigt, denn man konnte in diesen Zügen jedes Gesicht erkennen, das man erkennen wollte. Eine ausgeklügelte Idee gerade für Päärchen, die hier doch gewiss gegenseitige Bestätigung erfahren wollten. Die Frage blieb, warum sie sich selbst sah? Ihr Blick wanderte nachdenklich zu der zweiten Skulptur.

    Ein weiteres Prachtexemplar, das der Göttin diente. Ta'shara blickte anerkennend, als sie des Tempeldieners ansichtig wurde. Doch auch nichts anderes hatte sie hier erwartet. Nicht nur das Innere des Palastes, sondern ebenso die Diener, gleich ob Mann oder Frau: alles fern jeder Beleidigung für das Auge und ganz und gar der Göttin gefällig.


    Auch ihr gefiel, was sie sah... und was sie nicht sah. Ihr gefiel, was sie hörte und was nicht. Denn dieser Sharin fügte sich in die Nacht, wie Ihresgleichen. Still. Leise. Unauffällig und doch aufmerksam. Gekonnt nutzte er die Schatten und verschmolz mit ihnen. Ein Dieb. Nicht wie sie, die sie auf Materielles aus war. Nein. Er raubte Wertvolleres. Ein Dieb für die Göttin. Ta'shara konnte sich gut vorstellen, dass ihm so manches Herz zuflog, das er nur zu gerne an Shirashai weiterreichte. Sein strahlendes Lachen, die angedeutete Überheblichkeit gepaart mit jungenhaftem Charme... all das sprach Bände.
    Die junge Frau brachte ein kühles Lächeln zustande. Bedeutend anstrengender, als wenn sie Brennan anlächelte, wie sie selbst erstaunt feststellen muss. Doch war sie Valisar genug, ihr Lächeln dennoch freundlich wirken zu lassen, ohne allzu einladend zu blicken. Schließlich war sie Gast in diesem Haus und Sharin ein Diener des Selben.


    "Erfreut Euch kennen zu lernen, Sharin. Ich muss Amelie zustimmen. Dieser Palast ist faszinierend... Doch eben nichts weiter, als der passende Rahmen für Jene, derentwegen ich hier bin." Ta'sharas Blick ruhte auf dem Palastdiener, doch ihre Worte richteten sich ebenso an Brennan und Amelie.
    Mochten diese entscheiden, zunächst die weiteren Räumlichkeiten anzusehen... ihr stand der Sinn nach tieferer Erkenntnis.