Das Spiel der Jahre

  • "Richtig, diese Kombinationen sind nicht möglich." Leandros mischte weiter. "Im Laufe der Geschichte ersannen die Zauberer weitere Varianten dieses Spiels. Es kamen weitere Kombinationen hinzu, man munktelt, es hätte mit dem erweiterten Verständnis der Magie zutun gehabt. Ob dies wirklich stimmt, weiß ich persönlich nicht aber in einer Variante wurden drei Elemente miteinander verwoben aber nur mit auserwählten Karten. So stellen König und Königin der Elemente, die höchste Kartenmacht dar. Der König des Feuers, der Luft und des Lichts als Beispiel schägt alle anderen Karten in einem Zug, es sei denn, ein anderer Spieler hätte eine Königin oder einen König der Erde, des Wassers und des Schattens. Diese Kartenfiguren würden sich gegenseitig schlagen und es würde keinen Sieger geben. Außerdem gibt es noch mehrere universelle Karten, die von ausgesprochener Macht sind." Leandros machte eine weitere Pause und nippte an seinem Becher mit Wein...

  • Als sie die Musterung der Nymphe bemerkte, erwiderte Asharai diese mit einem undeutbarem Blick aus ihren beunruhigend silbrig schimmernden Augen und einem wölfisch anmutenden Lächeln, das an ihre Tiernatur erinnerte. Diese war bei Asharai gemeinhin stärker ausgeprägt als bei ihrer Schwester Lusandrie, deren Patentier ein Rabe war. Sie war eine dunkle, verführerische Schönheit, Asharai dagegen war ein deutlich wilderes Geschöpf. Sie hatten nicht viel gemein, wenn man davon absah, daß sie sich beide zu den Schatten hingezogen fühlten.


    Die Ankunft der rothaarigen Fremden lenkte Sie für einen Augenblick von den Geschehnissen am Kartentisch ab und sie musterte die Frau für einen Augenblick. Irgendetwas an ihr schien ihr vage vertraut, ganz so, als hätte sie sie schon einmal gesehen. Allerdings konnte sie sich nicht an die Gelegenheit erinnern...


    Rotes Haar, dunkle Haut. Ihre Erscheinung war auffällig, in ihren Augen lag eine Intensität, an der nichts menschliches war. Dai'Vaar, sie würde ihren Laden darauf verwetten.
    Eine schwache Erinnerung zuckte durch ihr Gedächtnis, ließ sich jedoch nicht greifen.


    Die Tua'Tanai zog die Stirn in Falten und wandte sich wieder ab.


    Sie hegte wenig Interesse für das Kartenspiel an sich, doch ihr Interesse an dem Wesen, das seine Regeln erklärte, war weitaus stärker. So beließ sie es dabei, zunächst nur zuzuhören, während sie zu ergründen versuchte, was an ihm sie eigentlich so sehr störte.

  • Leandros musterte die Anwesenden mit seinem geistigen Auge. Sterbliche, so unterschiedlich in ihrem Auftreten, ihrem Tun aber doch irgendwie berechenbar. In seinem Geiste seufzte er laut auf. Wieviele Jahre war es her, dass er während seiner magischen Studien mit seinen damaligen Freunden dieses Spiel ersonnen hatte. Natürlich nicht unter dem Namen Leandros. Nein, sein früheres Leben, als er noch als Sterblicher über die Welt gewandelt war, hatte er abgestreift, nur das Spiel war ihm geblieben als Abwechslung zur Jagd nach der köstlichen Energie der Seelen der Bewohner dieser Insel unter dem Meer. Aber das konnte ja niemand hier in der Taverne erahnen. Hier war er ein Spieler auf der Suche nach Zerstreuung und Spaß am Spiel mit den magischen Karten. Für einen Moment war er versucht, der Tua'Tanai einen geistigen Impuls, ein Bild, zu senden aber er entschied sich dagegen. Sie war skeptisch, dass spürte er. Nun das Spiel würde weiter gehen...

  • Auch die Rothaarige hielt sich zurück. Sie lauschte aufmerksam, was der Mann den anderen Frauen erzählte, während sie jene beobachtete. Eine Frau wirkte skeptisch und als jene zu ihr sah, erwiderte die Dai'vaar den Blick ungerührt aus ihren dunklen Augen. Die andere sah wieder zu dem Kartenspieler und so wandte auch Daishanee ihren Blick wieder in dessen Richtung.


    Ein undeutbares Lächeln umschmeichelte ihre vollen Lippen. In Gedanken ging sie den Tobsuchtsanfall ihres Liebhabers durch, den er bekommen würde, wenn er ihre Nachricht erhielt. Der arme Tölpel, der jene überbrachte.. sie wollte nicht in dessen Haut stecken. Vanathor war feurig und temperamentvoll wie sie selbst. Sicherlich würden sie streiten, wenn er kam um sie zu holen. Und mit beinahe ebensolcher Sicherheit würden sie anschliessend irgendwo in seiner Villa sich einander hingeben in der Hitze der Leidenschaft, die einem solchen Streit folgte.
    Sie unterdrückte das leise Lachen, das ihre Kehle hochsteigen wollte. Es war schon öfter so gewesen und manchmal war sie sich nicht sicher, ob sie ihm und sich selbst nicht das Leben versüsste, in dem sie sich ab und an davonschlich.


    Für einen Moment war sie abgelenkt genug gewesen, um den Erläuterungen des Kartenspielers nicht zu folgen. Insofern war sie nun dezent erstaunt, das der Mann nicht mehr sprach und stattdessen seine Zuhörerinnen zu beobachten schien.

  • Vanathor Marasar hasste es, wenn man seine Anordnungen nicht befolgte. Und so schäumte er auch diesmal vor Wut darüber, daß sich seine Mätresse über die selbigen hinweggesetzt und einfach die Villa auf eigene Faust verlassen hatte.
    Wütend zerknüllte er die Nachricht, die sie ihm hinterlassen hatte, in seiner Faust, Flammen loderten in seinem Blick auf und machten deutlich, daß nun nicht mehr mit ihm zu spaßen war. Ein winziges Flämmchen schoss aus seiner Handfläche und zersetzte das Pergament in Windeseile in graue Asche, die traurig zu Boden rieselte, um dort bald von einem Bediensteten entfernt zu werden.


    Skandar Denros, der den Oberbefehl über die Wachen des Hauses Marasar innehatte, beobachtete seinen Herren genau. Er war dessen rechte Hand, sein bester Freund seit Kindestagen und er wusste nur zu gut, was nun folgen würde. Es bedurfte nur ein Blickes von Vanathor und er nickte, wandte sich zum Gehen, um die Villa zu verlassen.


    Es würde einmal mehr ihm zufallen, Daishanee zurückzubringen. Er seufzte verärgert, während er einen Stallburschen los sandte, um sein Pferd zu satteln. Diese Frau war unberechenbar und manches Mal hatte Skandar sich schon gefragt, ob ihre Schönheit genug war, um den Ärger zu rechtfertigen, den sie verursachte.
    Doch solange Vanathor Gefallen an ihr fand und dadurch den Schatten vergaß, der sich seit einer Weile auf sein Gemüt gelegt hatte, war er geneigt, ihr diese Extravaganzen zu vergeben.


    Der Weg hinab ins Seeviertel war lang, doch das schwarze Pferd, auf dem Skandar das Anwesen verließ, war schnell und würde die Strecke in Kürze überwinden. Er hatte auf Bewaffnung verzichtet, benötigte diese nicht, solange ihm sein persönlicher Schatten zuverlässig folgte. Und Yrani, die unsichtbare Feuerfee, die ihn begleitete, neigte niemals dazu, ihn im Stich zu lassen.


    So gelangte er schon bald an sein Ziel und blickte sich für einen Augenblick um. Ein düster wirkender Mann mit dunkelbraunem Haar, das im Feuerschein rötlich leuchtete in unauffälligen Kleidern, die jedoch sichtlich guter Herkunft waren. Stahlblaue Augen suchten nach dem auffällig roten Haar und der dunklen Haut der Dai'Vaar und hatten keine Mühe, sie unter den Gästen auszumachen. Sie war allein, Narion sei Dank dafür, daß ihm zumindest diese Unbill erspart blieb.


    Mit einer geschmeidigen Bewegung glitt er durch den Gastraum, um sich ungefragt gegenüber von Daishanee zu platzieren. Eine Augenbraue hob sich abwartend. Sie hatten dieses Spiel schon oft gespielt. Sein Befehl war denkbar einfach, Vanathor hatte sich nicht bemüht, diesen zu beschönigen. Die Frau war zurückzubefördern, selbst wenn er sie dazu aus der Katze tragen musste.

  • Hufgetrappel erklang in der Nähe. Unweigerlich spannte sie sich etwas an, als das Geräusch vor dem Gasthaus zur Ruhe kam. Und dann schwang die Tür auf. Eine der schmalen Brauen Daishanees zog sich etwas in die Höhe. Hatte Vanathor also mal wieder seinen Wachhund nach ihr geschickt... und natürlich entdeckte der Mann sie ohne weitere Probleme, steuerte auf den Tisch zu und setzte sich ihr gegenüber hin, um sie dann mit erwartungsvoll hochgezogener Augenbraue zu mustern. Beinahe hätte Daishanee zu lachen angefangen, hielt sich aber eisern im Zaum und erwiderte den Blick so ernst, wie er ihr zugeworfen wurde - nunja, beinahe, denn ein kaum merkliches amüsiertes Funkeln glänzte doch in den dunklen Augen der Dai'vaar.


    "Skandar." schnurrte sie mit ihrer wohlklingenden Stimme. Sie würde sich hüten, zu fragen ob etwas nicht stimmte. Sie wusste, das dem so war. Sie hatte schon zu oft mit Skandar dieses Spiel gespielt. Und sie wusste, das Vanathor wütend war. Kurz schweifte ihr Blick zu dem Kartenspieler und den Frauen hinüber ehe sie ihr Getränk bedauernd leerte. Heute war es schnell gegangen. Manchmal brauchten sie länger, bis sie die Nachricht erreichten und sie holen kamen. Nun, sei es drum.. geschmeidig erhob die groß gewachsene Frau sich und warf Skandar einen beinahe herrischen Blick zu.


    "Dann wollten wir ihn wohl nicht länger erzürnen." meinte sie nur in der gleichen schnurrenden Tonlage, die sie zuvor schon verwendet hatte. Sie nahm ihren Mantel und hängte ihn sich um die Schultern, ehe sie sich abwartend an das Gebälk neben ihrer Schulter lehnte.

  • Für einen Augenblick kniff Skandar misstrauisch die Augen zusammen. Sollte sie tatsächlich so schnell klein beigeben? Andererseits erinnerte er sich noch zu gut daran, wie ihr letzter kleiner Ausflug geendet hatte, nachdem er sie zu Vanathor zurückgebracht hatte. Die Dienstboten hatten noch eine Woche später darüber getuschelt und tatsächlich war es für einige Tage zum Stadtgespräch in Nir’alenar avanciert, dass der jüngste Spross der Marasar und seine neue Mätresse beinahe die Villa in ihre Einzelteile zerlegt hatten. Möglicherweise war Daishanee also nicht daran gelegen, diese Erfahrung bis ins Letzte zu wiederholen. Er nickte also nur und erhob sich von seinem Platz.


    „Ihr solltet es nicht zu weit treiben, Daishanee. Er mag Euch. Aber das ist keine Garantie dafür, dass er sich alles bieten lassen wird. Ich rate Euch, dass Ihr stets gut überlegt, wie Eure nächsten Schritte aussehen sollen.“


    Es lag kaum eine Emotion in Skandars Worten. Er besaß kein Interesse daran, mit wem Vanathor seine Zeit verbrachte und solange er zufrieden war, gab es keinen Grund, einen Gedanken daran zu verschwenden. Doch er hatte schon zu viele Mätressen erlebt, die er verstoßen hatte. Unglücklicherweise besaß Vanathor eine Vorliebe für widerspenstige, feurige Frauen, brachte aber keine Geduld mit ihnen auf. Und gemeinhin fiel es seiner rechten Hand zu, diese zu entfernen, wenn sie zu lästig wurden oder ihre Grenzen zu oft übertraten.
    Es war keine Aufgabe, die Skandar allzu sehr liebte, wenngleich er sie zu erfüllen pflegte, wenn es von ihm verlangt wurde. Und ihm war folglich nicht daran gelegen, dass Daishanee die Nächste war.
    Vanathor Marasar überließ seine Mätressen selten anderen Männern, wenn er ihrer müde wurde. Zu gefährlich war das, was sie vielleicht über ihn würden erzählen können.

  • Sie beobachtete das Oberhaupt der Wachen ihres Geliebten aufmerksam, als jener ihr aus zusammengekniffenen Augen einen misstrauischen Blick zuwarf.
    Natürlich erinnerte sie sich lebhaft an ihren letzten.. Ausflug. Damals hatte sie Vanathor nicht einmal eine Nachricht geschickt und Skandar hatte die halbe Stadt auf den Kopf gestellt, um sie zu finden. Er war SO wütend gewesen.. und Daishanee war ob der ruppigen Behandlung ebenfalls wütend geworden. Als Skandar sie dann endlich wieder in der Villa gehabt hatte, was Vanathor so wütend gewesen, das er beinahe seine eigene Villa in Schutt und Asche gelegt hatte. Verbunden mit ihrem eigenen Zorn hätte das vermutlich ein unglaubliches Inferno gegeben...


    Auf eine Wiederholung dessen hatte sie wirklich keine Lust. Dazu lag ihr dann zu viel an dem, was Vanathor ihr bieten konnte. Und sie gab ihm zu gerne, wonach er sich sehnte. Sie löste sich von der Säule und ging anmutigen Schrittes gen der Türe. Kurz warf sie einen fast bedauernden Blick in Richtung der Frauen und des Kartenspielers. Dann straffte sie die Schultern und öffnete entschlossen die Türe, um sodann aus dem Gasthaus hinauszutreten. Es würde sich zeigen, was sie in der Villa ihres feurigen Liebhabers erwartete....

  • Die Aufmerksamkeit der Cath war noch immer beinahe komplett auf die Karten gerichtet, so dass sie kaum mitbekam, wie die Dai'Vaar das Lokal betrat. Nur flüchtig sah sie auf, als sich Asharai umsah. Dann wandte sie sich wieder den Karten und ihrem Besitzer zu. Sie lächelte ihn munter an. "Nun denn, Ihr sprecht recht häufig von Magiern, die dieses Spiel ersonnen haben sollen - ist es denn auch magisch?" Die Cath selbst war unbegabt, was Magie anbelangte, aber sie interessierte sich dennoch dafür - wie für eigentlich beinahe alles. Ein neugieriger, junger Geist war sie.


    Sie stützte sich mit den Ellbogen auf den rauhen Tisch und besah sich die Karten genauer. Dabei fielen ihr Strähnen ihres langen Haars nach vorne und legten ihre spitzen Ohren frei. Fahrig strich sie über den zarten Flaum darauf, durchbrochen von den beiden silbernen Ringen, die darin steckten. Ihre Fingerspitzen fanden den einen, und begannen ihn zu drehen. Noch so eine kleine, komische Angewohnheit.


    "Und wie wird der Gewinner bestimmt? Gibt es Punkte?"

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