[Alaneya] Den Wolken bin ich gefolgt

  • Die Wellen wiegten seinen Leib, als wäre er der ihre, da er von ihnen getragen dahinglitt. Silbrig-blaue Haut gab sich der Nachmittagssonne hin, wenn man das seichte Imitat denn so nennen mochte – und doch funkelten die zarten Schuppen mit den Schaumkronen um die Wette, während der Mira'Tanar den Rücken beugte, um wieder ganz hinabzutauchen in die Fülle.
    Kleine Fische umspielten seinen schlanken Körper und Mallalai ahnte nicht nur die Winde, die kommen würden, seine Wahrnehmung war ebenso klar für dieses Leben, das um ihn war. Sein Lebenswille war damit verbunden: das Meer war ihm Wärme, Verheißung und stille Lebenssüße – es prickelte im Kreisen seines Bluts in den Gliedern, es webte sich in jede Faser seiner Schwimmhäute und gab ihm Atem, wo andere ertrinken würden.
    Bald war es kein Schwimmen mit regelmäßigem Schlängeln mehr, was das Meerwesen trieb war ein Spiel mit dem Element, viel mehr eine Herrschaft über das salzene Nass, ein erhabenes Wissen zwischen Himmel und Erde. Er riss sich empor aus der Fülle, als sei er, trotz seiner Größe, ohne Gewicht, überließ er sich der Schwerkraft, nur um windberauscht und triumphierend in das Meer einzutauchen.
    Mallalai, der jeden einzelnen Tropfen liebte und verstand, begrüßte ebenso den unsichtbaren Wind als Freund, der ohne Anfang und Ende, ein singender Weltenatem, seine Welt wiegte und umgarnte, auftrieb und peitschen konnte. Was ihm zählte war das Jetzt, die Gegenwart. Die er nur hier finden konnte, weit draußen in der Fülle, weit entfernt von dem, wo die Sorgen schwammen.


    Mallalai war so weit von seiner Heimat entfernt, um sie zu vermissen, und doch zog es ihn seit einigen Sonnenaufgängen die Küste Beleriars hinauf. Ein Blick in die Ferne, Richtung Ya'tanai, überflutete ihn als Schmerz, indes er zur selben Zeit Heimweh nach der Ferne hatte.
    Elue'Adar hatte er hinter sich gelassen, nur um weiterzuziehen, über die Grenzen Silvriars hinaus, um dort zu verweilen, wo der Kristallfluss sich mit der großen Fülle vereinte und an der Küste Aelindars hatte er mit den Nixen in den Korallengärten gespielt.
    Als er heute den ersten Sonnenstrahl erhalten hatte, war er wieder losgezogen; ein solcher Morgen, mit Sonne und Regen zugleich, ließ die Freude in seinem Bauch sprudeln und er war dahingeeilt, bis er Enymia in der Ferne sah, so dass er wusste, er hatte Alaneya erreicht. Zesshin' Doraz war ihm näher als sonst und ihm zog es die Kehle eng, die Kiemen flatterten und er fragte sich nicht zum ersten Mal, weshalb es ihn in den Norden zog, dorthin, wo das Feindesland lag?


    Die Sonne hatte sich wieder verborgen und die Temperatur war milder geworden. Die Bäume an Land tanzten mit all ihren Blättern in der Liebkosung der Luft und unter ihnen bewegte sich das hohe Gras in einer Wolke aus goldenen Pollen, kreisten die Insekten in der wilden Lust zu leben, sich leben zu fühlen.
    Er aber ließ sich auf dem Rücken treiben, die Insel zu seiner Rechten, beobachtete er Himmelskuppel und Strand. Fremdartige Sonnenspeere stießen darauf hinab, geworfen aus einem Himmel, beschützt vom Meer, wo die Wolken es zuließen, dass sie entkamen; Wolken wie kreisende Raubvögel, deren Schatten, die über die Dünen rasten. Grollend fraßen sich die salzigen Wellen mit schäumenden Häuptern in den Sand, fassten mit ihren unsicheren Fingern zwischen die Leere der einzelnen Kiesel, um sie lediglich zu bewegen, nur um selbst wieder Halt zu verlieren. Ein Wechsel zwischen Begehr und Verlust, dem Mallalai alles Verständnis entgegenbringen konnte.

    Crawling in my skin
    These wounds they will not heal
    Fear is how I fall
    Confusing what is real

    2 Mal editiert, zuletzt von Mallalai ()

  • Es war schon Nachmittag als Violet sich von den Gedichtsband erhob um ihre Schuppenhornziege zu melken. Die Syreniae mochte diesen neuen Band mit Poesie. Inzwischen las sie ihn zum dritten Male. Nach dem Melken trat sie hinaus vor die Türe. Dort breitete sie ihre Flügel aus und lies den Wind hindurch wehen. Sie liebte dieses Gefühl, wenn der Wind mit jeder einzelnen ihrer lilanen Federn spielte. Ihr kupferfarbenes Haar trug sie offen über die Schultern.


    Etwas liegt in der Luft, es ist anders als sonst. Was wohl dieser Tag noch bringen mag? Ich werde mich einfach überraschen lassen, heute Abend werde ich es wissen, was dieser Tag mir versprach.


    Dachte sich Violet. Sie trat an den Olivenbaum heran, der direkt neben ihrer Tür wuchs, und erntete ein paar schwarze Oliven. Genau soviel, wie sie gerade Hunger hatte, und dies war nicht viel. Ihre Schuppenziege lief kurz um sie herum und dann ging diese zugrasen.


    Ein sanftes Lächeln umspielte die Lippen von Violet. Sie überlegte, ob sie weiterlesen sollte oder ob sie einen Spaziergang zu dem
    nahegelegen Felsen machen solle. Die Syreniae entschied sich dafür die Füße etwas zu vertreten. Dies tat sie auch, jedoch nicht ohne
    ihre Bürste mitzunehmen, denn sie liebte es ihre Haare zu kämmen während der Wind sie umspielte.


    Langsam ging sie den schmalen Weg hoch zu ihrem Lieblingplatz. Es war ein Felsvorsprung, hoch über dem Meer, dort konnte sei ihre Schwingen ausbreiten, ohne dass sie irgendwo anstießen oder sich über ihre Farben wunderte. Dieses Lila, war je nachdem wie die Sonnen hineinschien unterschiedlich. Mal schien es hell, wenn die Sonne direkt einfiel, und stand sie im Schatten, schienen sie
    dunkel, fast schwarz und doch mit einem lila Stich.


    Nach einiger Zeit war sie auf dem obersten Vorsprung angekommen. Dort stellte sie sich hin in den Schatten eines Olivenbaumes, breitete ihre Schwingen nun ganz aus, nahm ihre Bürste und begann ihre kupferfarbenen knielangen Haare zu kämmen. Auch diese waren, wo sie heute stand nicht so leuchtend rot wie an sonnigigeren Orten, aber doch waren sie auffallend.


    Dazu begann die Syreniae zu singen. Ihre Stimme klang hell und klar weit hinaus über die, heute dunklen, Wellen. Sie sang von der Sehnsucht nach einem fremden Land. Selbst war Violet noch nie von Alaneya verreist, aber sie träumte immer davon, ein neues, ihr fremdes Land zu bereisen und zu sehen. Und doch wusste sie, dass es wohl nie soweit kommen würde. So gefühlvoll war auch das Lied das sie sang. Sie lies mit ihrer Stimme Farben, Formen, Landschaften erscheinen. Hätte ihr jemand zugehört, so hätte dieser Jemand das Land, von dem sie sang, direkt vor seinem geistigen Auge gesehen. Sie wusste nicht, wie weit ihre Stimme über das Meer getragen wurde, aber sie stellte sich vor, dass dort jemand war, der ihre Stimme hören würde, und sich das Land vorstellen konnte von dem sie sang.


    Als dieses Lied beendet war, so sang sie eines von Alaneya. Dieses Lied beschrieb die Schönheit ihrer Heimat. Auch dabei war konnte sie ein möglicher Zuhörer das Land vorstellen. Die hohen Berge, die Olivenbäume, das saftige Obst und vom weißen Marmor wurden genau beschrieben. Auch in diesem Lied lag sehr viel Gefühl, Sehnsucht und Leidenschaft. Violets Stimme klang hell und klar.Unentweg kämmte sie ihre Haare. Inzwischen war der Schatten gewandert und ihre Haare und ihre Schwingen auf der linken Seite schimmerten heller im hellen Sonnenlicht, als die rechte Seite die noch im Schatten lag.

  • Der Mira’Tanar merkte auf. Er sah den Strand und auch die Linie der Gedanken entlang, langsam erglänzend, sich fragend, was er wahrnahm … ein Wolkenbruch von Gefühlen und Stimmungen brach auf ihn nieder, Illusionen bemächtigten sich seinen Gedanken, uneingeladen, ungewollt und doch – willkommen.
    Mallalai hatte kein Wort. Hin und her schwang die Zunge einer Lockung, nicht in Sprache sich zu formen, sondern in einem Summen, in einer Melodie zu antworten. Sein ganzer Leib sah auf, witterte, tiefer bettete es die Sinne, ein Lied rann unaufhaltsam zwischen das Hirn, warf er die Aufmerksamkeit danach aus.
    Der Wind trug eine zu Herzen gehende Stimme mit sich. Süß und herzbewegend – eine kaum merkliche Freude durchbebte den Meereself und dieser lächelte ohne es zu bemerken, ein halbes Lächeln, das warm an seinen Mundwinkeln zog.
    Er drehte sich lautlos, wie nur die Meerwesen es vermögen, um seine silbernen Augen das Land absuchen zu lassen, weil die Stimme ein sanftes Schimmern in seinen Blick zu zaubern vermochte und Anerkennung in sein Herz. Es musste sein, wie von innen zu ertrinken, eine Flut, eine Welle, die anstieg, über sein Haupt, um dann darüber zu brechen.
    Im Schauer seiner Haut, im Sprung seiner anmutigen Glieder, im Trunk der Augen, in seines Ohres Rausch – erwachte der Mira’Tanar aus seiner Trägheit, Adrenalin überschwemmte seinen Leib, als er pfeilartig vorwärts schoss, der Küste zu, einem Felsvorsprung entgegen, der hoch über dem Meer aufragte. Unter der Oberfläche huschte ein Schemen, der eines war mit jedem Fisch, der ihn begleitete.


    Als seine Ohren die Grenze seiner Welt durchbrachen, spürte Mallalai, wie Hitzefinger sein Innerstes berührten: klar und reiner erreichte ihn die Töne hier in der Nähe, in der Leere unterhalb des Felsens, an den man sich anschmiegen wollte, nur um ihr nah zu sein. In die Höhe wurde sein Blick gezogen. Hier wurde hingenommen, was ins Auge traf: weit spannten sich Schwingen, violett und schwarz schillernd, von denen jede Feder von entzückender Sorgfalt zu sein schien – Mallalai neigte das Haupt zur Seite, während er sie still betrachtete. Seine Haare umtrieben ihn, gleich Tang und die Muscheln darin plapperten vom Meeresgrund.
    Die Begriffe dafür, schien es ihm, sanken herab, die Fragen verstummten in seinem Verstand. Leise schwand der Drang, es schärfer aufzurichten, es unantastbarer zu umreißen gegenüber dem, was ist. Eine Hypothese von Realität, die man beim Erwachen vergaß, ganz Traum. Nur hören, nur lauschen und zusehen, wie sie ihre langen Haare kämmte, die den Feuerkorallen glichen, die in den Gärten in Kina’mallei lebten. Mit ihrer Stimme wurden Sehnsüchte erschaffen … daran gelehnt, gewärmt, getröstet, hingesunken: dies spürte er und fragte sich, ob sie es bemerkte, was sie da tat, ihm antat, so dass er sich kaum noch zu lösen wüsste. Das gab es nicht, nicht in der Wirklichkeit, nicht in seiner – das gleiche Gewicht, wie Harmonie, welche sie herzustellen begehrte mit ihrem Lied.
    Voll Spiel war das Wesen vor seinem Blick; an allen Tönen hing etwas, das zitterte, nur weil sie es wollte, in die Luft lösten sich die Wohlklänge aus ihrer Kehle, die leuchteten, grenzenlos und für immer, als schwängen sie sich hinauf, noch die Kuppel zu durchbrechen.


    So war es auch schon vergangen, als er sich über die Lider fuhr und den Blick weit weg richtete, zum Horizont … es schmerzte, es tat weh, den Zweifel behielt er sich vor. Seine Augen bewölkten sich, weil seichter Groll sich an ihn heranschlich. Der große, schlanke Leib bebte unter den Bildern, angefüllt von Sehnsucht, bemalte Welten vor dem inneren Auge durchtränkt von Farbigkeit – so wunderbar sollte nichts außerhalb des Sternenmeeres sein, das seine Heimat war; obwohl er verstand, was der Ursprung einem jeden Wesen bedeutete – ihm bescherte die Vergangenheit nur Übelkeit, wenn man nicht wusste, wohin man gehört. Ein Drängen nach dem Sinn des Daseins warf sich ihm wiederholt entgegen, als die Traurigkeit ihn erreichte, weil sie so sehr zu lieben schien und er nur ein blasses Abbild dessen war.

  • Am Felsvorsprung stand noch immer Violet und sang erneut ein Lied. Ihre Stimme war voller Sehnsucht, genau wie dieses Lied, das von der Liebe zwischen zwei Elfen handelte, die sich nicht lieben durften. Sie sang von der Sehnsucht der Frau, nach dem Mann, den sie liebte und nun so weit entfernt von ihr war. Auch Violet sehnte sich nach einem Mann, der sie liebt, der sie auf Händen trägt und ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen würde. Diese Hoffnung hatte sie, auch wenn sie mehr und mehr glaubte, dass es eine Träumerei von ihr war.




    Erneut erklang die Stimme der Syreniae weit über das Meer. Kurz dachte sie , etwas gesehen zu haben, dass da etwas im Wasser trieb, doch dann blinzelte sie und es war wieder verschwunden. Sie glaubte sich geirrt zu haben und so sang sie einfach unbeirrt weiter. Ihr Blick aber weiter auf die Weite des Meeres gerichtet, vielleicht würde sie noch einen erneute Bewegung wahrnehmen, die nicht zu der normalen Bewegung des Meeres gehörte.




    War da doch etwas? Ich sollte vielleicht nachsehen. Aber ich kann nicht einfach hinabtauchen, ich kann nicht schwimmen. Ich muss dann einfach hinuntersteigen und nachsehen.




    Violet hörte auf ihre Haare zu kämmen, sah ihrer Ziege nach, wie diese sich auf einem schmalen Weg auf dem Felsvorsprung entlang wieder nach oben bewegte. Sie überlegte ob sie dahin fliegen könne, wo noch eben die Ziege graste, jedoch empfand den Vorsprung etwas klein zum Landen, denn ihre breiten Flügel würden an den Felswänden hängenbleiben. Ihre Neugierde trieb sie an, dass sie sogar ihre Flügel etwas zusammen machte und langsam dem Weg der Ziege hinab in Richtung Wasser folgte. Die Ziege war inzwischen wieder oben angekommen und graste dort weiter.



    Der Gesang der Syreniae verstummte jedoch nicht. Jetzt sang sie ein Lied über eine junge Frau, die mutig in die Welt hinauszog und die verschiedensten Völker Belenars sah. Mit diesem Lied machte sie sich Mut, während sie immer tiefer kletterte, immer dem Meer näher kommend. Fast berührten die Wellen ihre nackten Füße. Ihre Schwingen breitete sie dann wieder aus um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, wie sie sich so mit der Brust an die Felsten gepresst weiter bewegte. Ihre Stimme versagte jedoch nicht, Violet sang weiter und weiter. Ihre Finger glitten über den Felsen und ihre Füße suchten vorsichtig Halt. Die Felswand wurde zunehmend glitschiger durch das Wassern.




    Nun hatte Violet den kleinen Felsvorsprung erreicht, auf dem sie die Ziege gesehen hatte. Langsam drehte sie sich um, dass sie auf das Meer sehen konnte. Kurz zuckte die Syreniae zusammen, als sie zwei silberne Augen entdeckte. Es war ein Meermensch mit silber-blauer Haut. Leicht legte Violet ihren Kopf zur Seite und betrachtete das fremdartige Wesen. Sie hatte noch nie einen Meermenschen gesehen. In ihrem Blick zeigten sich Neugierde, Überraschung und Verzückung. Verzückung darüber, dass sie noch nie jemanden gesehen hatte, der sie so faszinierte. Neugierde, da sie noch nie ein fremdes Wesen gesehen hatte, schon gar keinen Meermenschen. Überraschung, dass er zu ihrem Felsvorsprung hochsah.




    Ihre Stimme war verstummt. Stattdessen drehte sie immerwieder ihren Kopf und betrachtete den Mira´Tanar. Ihre Haare bewegten sich in leichten Wellen über ihre Schultern und Brüste. Die Sonne strahlte Violet an und lies sie in ihren Farben schillern. Sie überlegte noch, was sie als nächstes tun sollte, und entschied sich dafür, einfach nichts zu tun, als den Meermenschen anzusehen.

  • Ihre Sprache war nicht die seine und daher erhielt der Mira'Tanar lediglich über die Melodie Zugang zu ihrem Lied. Mit halb geschlossenen Augen ließ er ihre Stimme durch seine Gedanken gleiten – der Gesang hatte etwas Wildes und Ungezähmtes an sich, wie ein Sturm, der über die Fülle tanzte ohne ihr etwas anhaben zu können. Die Töne streckten sich weit, langsam ließ sie diese an und abschwellen, aus ihrer Kehle pulsieren, satt und voll, ein goldener Strom einer Melodie, die ihn wie eine sanfte Brise umwehte.
    Mallalai war sich sicher, dass sie ihn gesehen haben musste; es war ihm nicht bewusst, dass er eins war mit seinem Element, eine Welle unter vielen, ein Tropfen in einem Ozean und für andere vielleicht kaum ersichtlich, so dass man erst nah kommen musste, um seinen Augen trauen zu können.


    Weshalb sie also begann einen schmalen Felsgrat hinabzusteigen, wusste Mallalai somit nicht zu sagen. Ich kann nicht anders, waren einst einmal seine Worte gewesen, als er einen Felsbrocken hinauf und nicht hinab gestiegen war; das hatte er gesagt und den Kopf vor der gigantischen Höhe geneigt, die Furcht in ihn schwemmte: Ehrfurcht. Gesprungen war er doch, in einer Schraube und mit einem Lachen im Bauch: in einen Schaumwirbel hinein.
    Vielleicht war es das.
    Das Meerwesen hat seltsame Augen, die aussehen wie der Stein, an den sie sich klammert, wie ein Lichtstrahl, der sich auf einer Fischschuppe reflektiert, der durch Wasser nach oben leuchtet. Mit diesen beobachtete er sie, ohne sich zu rühren, sein Blick folgte den Kieseln, die sich unter ihren Tritten lösten und in die unruhige Tiefe bröckelten, bis diese zuletzt fast ihre baren Sohlen streichelte.
    Er glaubte nicht, dass sie diesen nachfallen könnte, da ihre großen Schwingen sie gewiss tragen würden, wodurch ihn überhaupt erst die Frage überkam, warum sie diese nicht benutzte, um zu dem kleinen Sandstrand zu gelangen, der die Fülle mit der Leere verband.
    So wie er in seinem Element am wohlsten fühlte, müsste das ihre die hohe Leere sein … er glaubte, dass sie sich dem Wind völlig und wehrlos hingeben könnte, und wenn er sich ihrer bemächtigte, als sei sie sein verlorenes, kraftloses Opfer, käme eine mühelose, kaum sichtbare Wendung des schlanken Körpers, ja, nur eines Flügeleckchens, und sie flöge davon, wohin es ihr gefiel und triumphierte über den Wind, als wäre er ihr genarrter Diener. Als gäbe es keinen Sturm in der Welt.
    So hilflos sie sich nun an der Felswand entlang schob, so anmutig musste sie in den Lüften sein – Mallalais Augen blinzelten, als hätten sie zu lange ins Licht gesehen.


    Und alsdann schwieg sie still und das Schweigen könnte länger dauern, wohl von ihm so wenig bemerkt, wie von ihr, so dass er zuerst gar nicht zu sagen vermochte, was plötzlich geschehen war. Mallalai wusste sich oft allein, auch wenn jemand anwesend war; weshalb ihn Schweigen sonst nur wenig berührte, doch hier, jetzt … da klang die Stille überlaut, ein klarer Schnitt durch die Wirklichkeit. Es schien, als wachte er auf.
    Eine Brise umspielte sie, ließ ihr Haar lebendig wirken, während das Licht sie schillern ließ wie das Innere einer Muschel. Seine Schultern hoben sich aus dem Sternenmeer, gaben Kinn, Hals und Brust preis, als er aufmerkte und ihrem unverhohlenem Blick begegnete. Ein wenig fühlte er sich ertappt und fühlte sich nicht unwohl dabei, indes sich da hinein unvermutet ein Gefühl drängte, dass noch berauschender wirkte – Neugierde, anstatt des gewohnten Misstrauens.
    Was wollte er mit ihr zu schaffen haben? Einer Fremden, die nicht einmal in der Fülle atmen konnte, ja, sich darin bewegen würde wie eben diese Kiesel, die plump untergegangen waren. Seine Gedanken würde bei ihr auf ein Nichts treffen und auf keine Erwiderung hoffen.
    Seltsam, er blieb also, anstatt in die Tiefen, auf den Meeresgrund abzutauchen. Er blieb unbewegt, schaukelnd auf den Wogen und die Kiemen flatternd in der Leere. Wie wenn eine starke Welle sich gegen einen wirft und man müht sich vergebens, ihr standzuhalten, so versuchte er, seinem maßlosen Erstaunen nicht nachzugeben. Sie war nicht einmal annähernd für die Fülle geschaffen und doch hatte ihre klingende Stimme ihn gelockt und war gegen das geliebte Meeresrauschen angekommen.

  • Noch immer sah Violet das fremdartige Wesen an. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so etwas gesehen. Fasziniert sah sie es an. Dann regte es sich. Violet wich noch ein Stück weiter und presste ihre Schwingen an den Felsen, zuckte jedoch sofort wieder nach vorne, da sie das nicht leiden konnte. Nur schwer konnte sie wieder Halt auf dem Felsvorsprung finden.



    Das Wesen richtete sich auf, fasziniert sah die Syreniae zu, wie er sich aus dem Wasser erhob. So elegant. Er war eins mit diesem Element, das ihr so vollkommen fremd war. Violet konnte die zarten Schuppen sehen, die seinen großen schlanken Körper bedeckten, sie schimmerten silbrig-blau. In seinen langen Haaren waren kleine Perlen und Muscheln geflochten, es klang fast wie eine Melodie, wie diese aneinander schlugen, als er auftauchte. Die Syreniae lauschte diesem Geräusch und summte leise mit. Es war eine perfekte Harmonie von ihrem leisen Summen und seinen Perlen. Seine Haare waren so anders als ihre, sie waren tiefblau und seidenweiss. Violets Hand griff in ihr Haar und hob es leicht an. Sie wusste dass sie eine Haarfarbe hatte, die selten war. Aber seine sah in ihren Augen noch seltsamer aus. Leicht legte die Syreniae ihren Kopf schräg und blickte von sich zu ihm und wieder zurück. Er war so schlank und so feingliedrig, von anmutiger Schönheit wie Violet fand. Gegenüber ihr müsse er ein Riese sein. Sie war der Meinung, noch nie etwas so schönes gesehen zu haben. Fasziniert glitt ihr Blick über seinen Körper. Sein Körperbau war sehr sehnig, aber nicht unangenehm.



    Violet trat einen Schritt nach vorne und begann ihre Schwingen leicht zu bewegen. Es war eine leichte anmutige Bewegung, nur eine sehr sehr sanfte. Ihre Federn bewegten sich durch den Wind und die Bewegung. Sie flog nun in Richtung des unbekannten Wesens, es war eher ein Schweben, als ein Fliegen. Sie umschwebte es und betrachtete es weiter neugierig. Fast hätte sie ihn berühren können, wenn sie ihre schlanken Arme und Finger nach ihm ausgestreckt hätte. Der Meerelf trug um den Hals eine feingliedrige Kette. An ihr hing ein seltsam geformter Muschelanhänger. Nur sehr schwer konnte sich Violet zurüchhalten, den Drang diese zu berühren, nicht nachzugeben.



    Die Syreniae blickte den Unbekannten offen und neugierig weiter an, nun schwebte sie vor ihm und sah ihn weiterhin an. Ihre Schwingen
    bewegten sich nur leicht, so dass es schien, als würde sie in der Luft stehen„Guten Tag, mein Name ist Violet Nissa“, stellte sie sich höflich vor. Ihre Stimme klang sehr melodisch und harmonisch. Dabei deutete sie mit ihrer Hand auf sich, als sie ihren Namen nannte. „Und wer bist du?“ fragte sie durchaus höflich, dabei öffnete sie bei „du“ ihre Hand in seine Richtung. Sie wusste nicht, ob er sie verstand. Er hatte bis jetzt ja noch nichts zu ihr gesagt, und so war es ihr unklar, ob sie die selbe Sprache sprachen oder nicht.

  • Welches Gefühl aller Gefühle: Gefahr! Der Anblick des schwebenden Wesens übernahm sogleich seine Instinkte. Die Bedrohung ihrer Annäherung überschauerte seine Haut und brauste die Nervenbahnen entlang, um alle Muskeln zu spannen, ihn in Kampfbereitschaft zu versetzen. Der Argwohn war ein strenger, humorloser Herr, er verführte nicht nur zu Unhöflichkeiten, er forderte sie sogar. So harmlos sein Aussehen erscheinen mochte, so kriegerisch war er erwachsen und so manches, das ungefährlich erschien, stellte sich zuletzt als schöne Falle heraus. Aber er blieb, tauchte Mallalai weder ab, noch ließ er die Wellen sich türmen zu einem Arm, der sie aus der Luft schlagen würde: in seinem Element wäre sie ihm hilflos ausgeliefert … er war gekommen, um zu erfahren, nicht um seine Gefühle zu schonen. Er hielt still, nahm Abstand von Gegenwehr und seiner Kraft, von Misstrauen und Verdächtigungen.
    Die Verwunderung, die hinter seiner Stirn arbeitete, gelang es nicht das Gesicht zu zeichnen. Wie bist du töricht, dachte der Mira'Tanar, als seine Augen ihren Flug über sich belauerten, ganz darauf bedacht, sich Einzelheiten einzuprägen, ihrer Ausstrahlung habhaft zu werden, während er die Blicke erwiderte – es ernüchterte ihn, denn Mallalai schätzte schnell, dass sie nur etwas mehr als halb so alt wie er war, wenig kriegerisch und kaum von Arglist besudelt. Er besah sich ihre geschwungenen Wimpern, das feste Kinn … das Licht hob ihre Wangenknochen hervor, das leuchtende Rot ihrer Haare und … er fühlte nach ihr, roch sie, deren Duft ihn wie eine Wolke umgab, weil der Wind unter ihren Schwingen ihn ihm zutrieb. Ihre neugierige Schüchternheit und ihre Sorglosigkeit könnten ihn durchaus zermürben – was sollte jener zu seiner Verteidigung sagen, der fast schon bereit war seine Waffen zu zücken?
    Wie etwas Fremdes ließ er seine Hände in der Fülle ruhen, harrte er aus; bis sie erkundet hatte, was ihre Neugierde verlangte, tat er keine nennenswerte Bewegung, als die zu den die Wellen ihn trieben. Es schmerzte ihn nicht, es verlangte ihm nichts ab. Offen erwiderte er ihre Beurteilung, denn es war eben das, was er in ihren Augen sah.


    Melodische Worte trällerten ihm zu, denen er statt einer Antwort mit einem unverständigen Blick begegnete, während ihn die Bedeutung ihrer Gesten durchaus erreichte. Sie hatte sich vorgestellt, indes ihm keines der Worte wirklich einen Namen offenbarte, der ihm ohnehin wenig bedeutet hätte.
    Kurz dachte er über Klugheit und Torheit nach, bevor auch er das eine ernst aussprach, das ihn beschrieb, „Mallalai“, so dass hier keine Zweifel aufkommen würden, was es bedeuten konnte. Ein Name, angelehnt an die große Stadt der Mira'Tanar Kina'mallei. Seine Aussprache hatte er in all den Jahren, in denen er bereits Nir'alenar besuchte, abgerundet, so dass sie den klagenden Klang des Unterwasserreiches verloren hatte und den landlebenden Völkern nicht mehr in den Ohren schmerzte. Und doch – wer hören konnte, der fand darin den weinenden Schall der Muschelwale, mehr Töne als in der Leere der oberen Welt geben konnte, da nur die Fülle sie zu tragen wusste.
    Und dann zuckte auch schon ein Arm, eine feingliedrige Hand weit aus dem Wasser, zwischen deren Finger sich hauchzarte Häutchen spannten, um zu tun, was die Höflichkeit ihm eigentlich verbat, um zu berühren, was seinen Händen ohne Frage verboten war. Sanfter Griff zwirbelte die langen Federn ihrer Schwingenspitze, Wissensdurst tastete sich über die Oberfläche, um die Weichheit zu erfahren und perlende Tränen zu hinterlassen, als ein Flügelschlag die Federn nahe zu seiner Fülle brachte. Er lächelte nicht, als es ihm gefiel, Mallalai tauchte einfach nur in einer Rolle nach hinten unter, um unter ihr hindurch zu schwimmen, so dass er in ihrem Rücken wieder auftauchte. Bewegung war Begeisterung, Ausdruck seiner Überwindung etwas ihm Fremdes berührt zu haben, Übermut, der seinen besten Freund I'seidon in Erstaunen versetzen würde.

  • Noch immer schwebte Violet um den Unbekannten herum und sah ihn an. Er sah so fremd aus und doch zog er sie an. Sie konnte es sich nicht erklären, was es war. War es die Neugierde nach dem Neuen, nach dem Unbekannten? Hätte man sie befragt, sie hätte es nicht beantworten können. Sie wusste nur, dass sie am liebsten dieses Haar einmal berührt. Ihre schlanken Arme bewegten sich auch langsam auf das Wesen zu. Es war eine sehr sehr langsame Bewegung, kaum wahrnehmbar und doch näherte sich ihre schlanken Finger stetig seinem Kopf entgegen. Ihre Finger wahren sehr feingliedrig, fast wie die Feder ihrer Schwingen. Kurz bevor sie den Kopf berühren hatte können, zog sie ihrer Finger aber wieder zurück. Etwas in ihr sagte ihr, dass sie dies nicht tun solle, dass dies nicht höflich sei. Sie sollte ihn wengistens vorher um Erlaubnis fragen. Doch wie sollte sie dies tun? Verstand er sie überhaupt?




    Überrascht sah Violet das Wesen unter ihr an. Es brachte etwas aus seinem Mund heraus, etwas, das wohl sein Name war. "Ma-la-la?" sprach sie das nach, wie sie es verstanden hatte sehr sanft und melodisch. Jede einzelne Silbe formte ihre Lippen einzeln. Dabei sah ihn fragend an. Sie wollte wissen, ob sie es richtig ausgesprochen hatte.



    Während die Syreniae das ihr unbekannte Wort, wenn es ein Wort denn sei, aussprach berührte sie etwas an der Spitze ihrer Schwinge. Es fühlte sich sanft und zärtlich an, was sie da berührte, und doch genügte es, dass sie hochschreckte. Wie wild begann sie mit den Flügeln zu schlagen, hoch empor in die Luft in ihr Element. Dabei fiel die Feder aus, die gerade berührt wurde, dies machte Violet jedoch nichts aus. Sie wollte nur weg von diesem Element, das nicht ihres war. Das Wesen unter ihr drehte sich im Wasser. Was es da tat, sah für Violet aus, als würde es tanzen, oder wollte es sie angreifen? Sie war sich nicht sicher. Was war, wenn das Wesen aus dem Wasser kam und sie in das nasse Element hineinzog? Es wär ihr sicherer Untergang, sie konnte sich dort nicht bewegen. So flüchtete sie aus seiner Reichweite aber noch nahe genug um das Wesen zu beobachent. In der Nähe gab es einen Strand dort lies sie sich sanft wie eine Feder nieder. Immer darauf achtend, dass ihre Füße nicht nass wurden stand sie am weißen Sandstrand und sah auf das Meer, dort wo gerade noch dieses Wesen war. Violet war sich nicht sicher, ob es zu ihr kommen würde, aber sie wollte auch nicht einfach verschwinden, dafür war sie zu neugierig. Sie wollte doch diese Haare berühren. Es hatte sie berührt, und es war nicht unangenehm, es fühlte sie sogar angenehm an. Anders als sie es gedacht hätte, aber sie war nun einmal schreckhaft und so hatte sie vielleicht anders reagiert wie dieses Wesen gedacht hatte. Sie war scheu, aber auf der anderen Seite sehr neugierig nach diesem "Ma-la-la".




    Ihre Zunge war zum ersten Mal in ihrem Leben ohne Sprache. Das konnte die Syreniae nicht begreifen, und so versuchte sie zu sprechen, doch alles was dabei heraus kam, war ein leises, fast geflüstertes, ja sogar gehauchtes, "Ma-la-la" das der Wind davon trug über das Meer.

  • Das Meer atmete sanft und gleichmäßig.
    »Malala« ... und geriet für den Meereself ins Stocken, als er seinen entstellten Namen hörte, wenn auch melodisch und klangvoll gesprochen. Das mochte nichts helfen. Seine Kiefermuskeln spannten sich an, denn es blieb nur das jähe Entsetzen, welches sich gleich den Wellenkronen um ihn wand. Seine Blauen wurden zu Gewitteraugen und suchten ihren Blick, als sie wohl beide gleichzeitig zurückwichen.
    Versteht: jene, die miteinander vertraut sind, haben kein stärkeres Wort zu Gebot und keine gewaltigere Beschwörung, als dass der eine den Namen des anderen nennt, welcher ja sein Wesen umgreift und in tausend Abschattungen gesprochen werden konnte. Und einer Fremden genannt das Innigste nun, um es verdreht zurückzuerlangen, das schmerzte einen Augenblick, bis er einsah, dass es an der ihr unbekannten Sprache liegen musste.


    Und als die Luftige sich wieder abwandte, um weiter bis an den Strand zu weichen, war der Wechsel, der Mallalai von der Höhe seines Freudengefühls und der erwiderten Neugierde in den tiefsten Abgrund der Enttäuschung stürzen wollte, derart schnell, dass er sich kaum des Glaubens erwehren konnte, er liege in den Banden eines Traumes und darin fiel er und fiel er und fiel, wie von einer Klippe gesprungen, um nie einzutauchen. Kennt man nicht das Gefühl? Erlebte man den Aufprall, wachte man zuvor auf? Wie lange dauerte das Fallen an – noch, während man sich hellwach wähnte? Das alles schien ihm unwahr, der Realität so fern und er sollte so nie erfahren, was hätte sein können.
    Bleib! – wollte er sagen, aber sie würde ihn nicht verstehen, während er es nicht sprechen konnte, solch ein unbekanntes Wort. Dieser Gedanke verwundete ihn tiefer als alles andere: das Misstrauen seines Volkes anderen gegenüber, das er stets in Nir'alenar zu überwinden suchte und doch selbst nicht ablegen konnte. Wir haben nur einen Feind, wollte er dann bekräftigen … niemand hörte zu, nicht einmal sein eigener Verstand.


    Sein Trotz erwuchs in ungeahnte Höhen, auch wenn er nicht absehen konnte, was werden würde an diesem Tag: also erhob er sich, befahl seinen Beine sich zu bewegen, dagegen seine Mundwinkel sich nicht kommandieren lassen wollten. Voran und nicht zurück. Auf den Wellen hinter sich häufte er seine Last weiter, verteilte er sich, ließ er zurück: noch mehr Bedenken und Vernunft. Er verließ sich auf seinen Instinkt, auf sein Gefühl, sein Gespür und alles, was da in ihm war und sagte, es ist gut.
    Und deshalb klaubte er dickköpfig die Feder aus dem Wasser. Ihre Farbe hatte sich in der Fülle verdunkelt und es tat ihm leid um ihr Verlorensein. Um jede Schuppe mochte er weinen, die sich an einem Fels schrammte, den Schmerz unwillig verkraften ... vielleicht vermochte sie diese eine zurückzustecken in ihr federn Kleid.
    Mallalai blickte so ernst, wie ihm die Sache war; vielleicht lag irgendwo auf einem Wellenkamm ein Lachen, das er sich einsammeln und auf die Lippen nehmen konnte, „Mal-la-lai“, wiederholte er und kam langsam, wachsam und ruhig auf sie zu, Zuversicht sammelnd, die Feder sanft gehalten zwischen den Fingerspitzen, als seine Füße den Boden fanden.
    Sein bereits bestehender Wunsch seinen Namen korrekt ausgesprochen zu hören, mit ihrer farbenvollen Stimme, Schwingung und kraftvollem Ton, nicht in einem solch gehauchten Flüstern wie zuletzt ... wurde zum Speer: „Mallalai!


    Und er fühlte, wie er aus der Fülle wuchs, bis an den dunkelblauen, knappen Lendenschurz, der mit perlmutten Perlen und weißen Zeichen bestickt war, um dann zwei Armlängen entfernt still stehen zu bleiben ... es genoss so kühl umstanden zu sein von lauter Dingen, die geschahen, vom Wind, der Leere, von ihr – und Mallalai bereute nicht ihr nah gekommen zu sein, fühlte er nur, wie das Wasser an ihm herab rann, um sich an seinen Schenkeln wieder mit der bewegten Fülle zu vereinen.
    Entlastete ihn in ein Nicken, als er die Feder auf die Handfläche legte und ihr entgegen hielt, „er bedauert es sehr.“ Gleich war es ihm, ob sie verstehen würde oder nicht, es war gesagt, es war Laut und damit wahrer in ihrer trockenen Welt.
    Da er zuversichtlich war, dass sie dieses Kleinod nehmen würde, sah er sie nicht an, sondern lies den Blick schweifen. Zu aufdringlich empfände er es, ihr zu lange oder zu bestimmt in die Augen zu sehen.
    Er, der alles vorausberechnete, seit Jahren gelernt hatte, jede Reaktion im Vorhinein vorherzusehen, erkannte, dass er nicht wusste, was jetzt geschehen würde. Er fühlte leicht und durchsichtig, obwohl die Leere an ihm zerrte, voller Selbstbewusstsein und schien nicht bewegter zu sein als ein Stein im Fluss.

  • Violet stand am Strand und sah hinaus aufs Meer. Würde das unbekannte Wesen auf sie zu kommen oder würde es im Meer verschwinden wie es aufgetaucht war? Ihr Herz schlug schnell, so unendlich schnell, so schnell hat es noch nie geschlagen. Dann sah sie das Wesen. Es bewegte sich. Kurz schien es ihr, als würde ihr Herz einen Schlag ausetzen, nur um dann noch schneller weiterzu schlagen. Das Wesen kam auf sie zu und es hielt etwas in seiner Hand. Nun war es so nah, dass es für Violet aussah, als würde es aus dem Wasser direkt wachsen. Größer und größer wurde der Unbekannte. Im Gegensatz zu ihm fühlte sich die Syreniae klein, sehr klein. Er sprach das unbekannte Wort, das wohl sein Name war erneut aus, wie wenn er ihr sagen wolle, dass sie etwas falsch ausgesprochen habe. Er sprach es hart aus, es war wie wenn er von Violet forderte, dass sie es richtig wiederholen sollte.




    "Ma-la-la-i" spracht Violet das Wort aus. Sanft und gefühlvoll sprach sie jede einzelne Silbe, jede einzelne sehr melodisch gesprochen, fast gesungen. Aber auch nicht so sanft wie ihr letztes Gehauchtes, als er noch im Wasser weit weg von ihr war. Sie wollte ihn nicht verletzen, schon gar nicht, weil sie seinen Namen falsch aussprach, falls es sich bei dem Wort wirklich um seinen Namen handelte wie Violet vermutete. Also gab sie sich sehr viel Mühe.




    Fragend sah sie ihn an. Was hielt er da zwischen seinen Händen? Sie konnte es nicht gleich erkennen. Erst als er sich ihr näherte, erkannte sie, dass er ihre Feder zwischen seinen mit feinen Schwimmhäuten verbundenen Fingern hielt. Sie verstand nicht, was er damit ihr andeuten wollte. Wollte er, dass sie die Feder wieder nahm? Seine Haut war von feinen Schuppen bedeckt, das konnte sie nun sehr genau erkennen und die Syreniae verspürte nun noch mehr das Bedrüfnis ihn zu berühren.




    Er sagte etwas zu ihr und sie verstand nicht, was er meinte. Er hielt ihr nur die Feder entgegen und an seinem Blick und dieser Geste entnahm sie, dass er wollte, dass sie die Feder wieder nahm. Langsam breitete Violet ihre Schwingen aus, wie wenn sie gleich los fliegen wolle, doch das wollte sie nicht. Sie wollte ihm zeigen, dass sie noch sehr viele von den Federn hatte. Die Syreniae sah ihn an. Sie wusste nicht, ob er zuvor ihren Namen verstanden hatte so entschied sie sich, erneut einen Versuch zu starten, in Kommunikation mit ihm zu treten. "Violet" wiederholte sie und deutete dabei auf sich. "Ma-la-la-i" sprach sie sanft und deutete auf ihn. Ihr Gesicht erhellte sich und sie lächelte ihn freundlich an. Sie hoffte er würde sie verstehen.




    Ihn so in seiner Größe vor sich stehen zu sehen weckte in ihr das Bedrüfnis sich ihm zu nähern. Ihre Neugierde war stärker als die Angst vor dem Wasser, so dass sie sich leicht in die Luft erhob und auf ihm zu schwebte. Langsam überwand sie die Distanz zwischen ihm und ihr. Sie wollte, dass er die Feder behielt, sie war der Meinung sie habe ihm gefallen, denn sonst hätte er sie ja nicht berührt als sie über ihm schwebte. Kurz überlegte die Syreniae wie sie ihm zeigen könne, dass sie sich freuen würde, wenn er sie behalten würde. So griff sie sanft und unwahrscheinlich zärtlich nach seinen Händen und drückte sanft seine Finger zusammen, so dass sie die Feder wieder umschlossen. Durch ihre sanfte Berührung wurde auch ihre Neugierde gestillt, wie er sich anfühlt. Es war ein Erlebnis für ihre Finger. Er war so weich und doch rauh. Er fühlte sich so ganz anders an als ihre Haut, seine Haut war schuppig, aber nicht unangenehm.




    Violet flog noch etwas auf ihn zu und drückte so sanft seinen Arm, so dass er ihn anwinkeln musste. Die Faust mit der umschlossenen Feder legte sie auf seine Brust. Innständig hoffte die Syreniae dass er verstand, dass sie ihm diese Feder schenkte. Es war ihr Geschenk an ihn. "Für Sie" sagte sie sanft leise dahin geflüstert. Sie wollte ihn nicht erschrecken. Sanft wollte sie zu ihm sein.




    Wie sie so vor ihm schwebte fiel ihr auf, wie groß er war und wie klein sie doch war. Violet wusste nicht, ob sie vor ihm zurückweichen und angst haben sollte, oder ob sie vielleicht doch seine Haare berühren dürfte. Wie sich seine Haut anfühlte wusste sie ja nun durch dir Berührung an seiner Hand, aber seine Haare faszinierten sie noch viel mehr. Es schien so, als würden manche dieser Muscheln, die in seinen Haaren sich befanden, leben. Sie lies die Hand auf seiner liegen, die an seiner Brust lag. Aufmerksam und offen sah die Syrenia Mallalai an und wartete auf eine Reaktion von ihm.

  • Mallalai hatte seinen Namen nahezu korrekt gesprochen gehört und war damit zufrieden. Ihr war eine Singstimme gegeben, die dem Wort einen einzigartigen Klang verlieh. Sein Name blieb so sein Name, gleich wie gesagt, gedacht und in den Mund genommen und es blieb daher unerwidert.
    Fetzen seiner Blicke schweiften zum tanzenden Wellenrand, während er wartete, dass sie die Feder wieder an sich nahm; ersehnend hielten seine Augen an jedem perlenden Tropfen, der sich auf den Sand kämpfte, jedem sich bewegende Kiesel fest, alles was zählte im Jetzt. Sein Fixieren war eine Tatsache für sich, so beharrlich unbewegt, wie ein verwitterter Stein. Hoch und hinab dem Schweben einer Muschel hinterher, hell und glänzend waren seine Augen, unter denen auf Wangenknochen die Sonne halbe Mondschatten aus Wimpern zeichnete.
    Doch dies machte ihn auf Gesprochenes konzentriert, die Gesten wurden dennoch bemerkt und der Meereself verstand. Ihren Namen.


    Schatten mit Schatten verschmelzen, eins werden mit den Trunk des Meeres, zu den Wogen werden, zur Welle, zum Blau, als er spürte, wie sie näher kam, wie er ihre Gegenwart entgegennahm – verfing der Mira'Tanar sich in der Fülle, um nicht zu weichen … Ein Lidflattern vergangen seither, nicht? Ein Moment für einige Herzschläge, dann jäh mit Nachdruck ein mit Widerwillen verzerrtes Gesicht, da war was … sie berührte ihn!
    Zuletzt war es ihr offenes Gesicht, in dem kein Argwohn lag, ihre lächelnden Augen, die ihm zu verstehen gaben, dass sie keine bösen Absichten hegte – ein warnendes Zischen entkam Mallalai trotzdem, als er aufsah; hohl klang es, da es ihm nicht nur über die Zunge, sondern auch über die wild flatternden Kiemen entkam.
    Sehnen beugten sich, weil er es unter ihrer Berührung zuließ, indes Muskeln sich strecken wollten, sein Kopf zuckte unmerklich unter dem Gefühl, die Hand schien auf seine starre Gestalt einzuschlagen: er verspürte hier keine Zärtlichkeit, denn alles war getrübt von der kaum zu ertragenden Empörung.
    Ein Zittern erwachte an seinem Arm, dessen Hand nun als Faust auf seinem Brustbein zum Liegen kam, floss hinüber zu den Schultern, ergoss sich zu der Hüfte hin, ließ seine Waden beben. Ein Ruf der Instinkte, der gehört sein wollte, der Aufmerksamkeit erzwang – schwer hob sich sein Blick zu ihrem, suchten seine Augen die ihren. Nicht kämpfen wollen und doch dazu bereit. Er wehrte sich gegen eine Reaktion … Innerlich, man sieht es kaum, denn da tat sich äußerlich nichts. Erahnen vielleicht?


    Sein Herz, das eher verstanden hatte als er, schlug wild, und der Mund wurde ihm trocken. Da trafen Welten aufeinander; Wasser und Erde, Wasser und Luft, Fülle und Leere – versuchte das eine Element nicht immer das andere zu verdrängen? Sterbend flohen die Worte auf seinen Lippen, verkrampft tat er einen Schritt zurück und nahm sich so selbst aus der Berührung. Des Herzschlages Geräusch überwunden von dem zu nahen Rauschen ihrer Flügel.
    Ihm fehlten die Worte, er war nur Gefühl, Mallalai wusste nichts zu tun. Es wäre einfacher für ihn sich mit Gedanken auszutauschen, so aber war er an Laute gebunden, die sie ebenso nicht verstehen würde. Es war neu – wie gerettetes Strandgut, mit dem er dann nichts anzufangen wusste. Das Meerwesen war in einer Wirrnis von Gedanken gefangen, die ihm den Kopf wie mit einer Wolke füllte und seine Brauen waren an der Nasenwurzel zusammengeschnürt.
    Zaghaft öffnete er die Hand, hielt den Schaft der Feder mit dem Daumen fest, so dass die Winde sie nicht fassen konnten. Er sollte sie behalten, so besah er das Ding mit anderen Augen. Und dann wagten sie es, sich zu öffnen und im Staunen die Unbekannte anzusehen. Aller Streit war daraus gewichen. Sturm und Ruhe. So eilen Flüsse dahin. Jetzt war der Fluss in ihm und um ihn ruhiger geworden. Mallalai mischte sich mit der Fülle, dessen Wellen in ihn hinaufstiegen, ihn einfassten mit dichtem Schaum, und darunter ließ es seine Schlangen aus süßem Wasser um seine Hüften gleiten.
    Er tauchte die Handfläche ein wenig in das salzige Meer, so dass die Feder umspült wurde, was ihre Zartheit zu zerreißen drohte: sie war nicht geschaffen für seine Nässe, es verklumpte ihre Leichtigkeit, es machte sie schwer und beraubte sie ihrer Farbigkeit. So gern er sie sich auch in das Haar stecken würde – sie würde bei ihm an Schönheit verlieren, ihr Wesen einbüßen … verstehst du das, Violet?, sandte sein Geist in die Leere. Der ernsthafte Mira'Tanar wollte sie nicht beleidigen und seine Lippen formten daher einen leisen Dank auf Mar'Tai – ein seichter Pfiff, der abebbte. Und dann blieb Stille.

  • Violet wusste nicht, ob sie zurückweichen sollte vor Mallalai oder nicht. Erst dachte sie, er würde sie angreifen, als sie auf ihn zuflog, als sie ihn berührte reagierte er irgendwie verstört. Sie wusste nicht, ob er angst vor ihr hatte oder ob er glaubte sie könne ihn angreifen. Vorsichtig öffnete sie ihre Hand und gab seine Hand so frei. Dann tat er etwas, was sie auch nicht verstand, Er tauchte die Feder unter und sah sie an. Die Syreniae verstand nicht, was er ihr damit sagen wollte. "Ich verstehe dich nicht", kam es aus ihrem Mund sanft und sehr melodisch. Sie war der Meinung, er wollte ihr etwas mitteilen, doch aus seinem Mund kam nur etwas, das sich anhörte wie ein Pfiff.




    Auch dass er etwas mehr ins Wasser eingetaucht war irritierte sie sehr. In ihren Augen spiegelte sich ihre Verwirrtheit. Sie wusste nicht, ob sie flüchten sollte oder etwas weiter auf ihn zufliegen. Nach unendlichen Sekunden des Überlegens kam sie zu dem Entschluss einmal um ihn herum zu fliegen, damit sie sich seine Haare etwas besser ansehen könne. "Bitte hab keine Angst vor mir", sprach Violet beruhigend. "Ich würde nur gerne deine Haare berühren." sagte sie und fasste sich an die Haare und deutete dann auf ihn, damit er besser verstehen konnte, was sie vor hatte. Dann schwebte sie langsam um ihn herum und streckte ihre schlanken Finger nach ihm aus, damit sie ihn berühren konnte.Vorsichtig berührte sie eine Strähne mit einer Muschel mit ihren Fingern und griff in das Haar.

  • Was geschehen war, ist geschehen, und was einmal nicht geschah, wird niemals geschehen ...


    Er sah es bereits in ihren Augen, in ihrem Gesicht, dass sie ihn nicht verstand. Schmerzlich erkannte er die Verwirrtheit, die sich darin spiegelte, die ihr auf wundersame Weise eine fremde Schönheit verlieh. Das hier war ehrlich. Violet war ehrlich und ihr Sehnen ein Teil von dem. Doch es fiel Mallalai ebenso schwer zu verstehen. Daher sah er es nicht kommen, ahnte nicht, noch konnte er unter ihrer Geste etwas anderes als Verlegenheit erkennen … Fantasie widersprach den Gesetzen der Vernunft, Fantasie machte die Realität nur zu Beginn erträglich, deshalb wandten sich seine Gedanken nicht weiter, daher träumten sie nicht mehr, harrten sie in der Wirklichkeit. Malte man sich noch mehr hinzu, wüsste man sie möglich gar nicht mehr zu ertragen.
    Der Wind schien ihre Worte flüsternd zu wiederholen und Mallalai verlagerte sein Gleichgewicht, als ob dies helfen könnte, ein anderes Gehör zu erlangen. Er nickte und gab sich Mühe, möglichst gleichgültig zu wirken, heftete dafür seinen Blick allerdings ein wenig zu verbissen auf die Ferne – was nun, was blieb zu tun? Vielleicht stand der Mira'Tanar kurz davor, sie zu verstehen, zu begreifen, was sie gesagt hatte, was sie tat … ihre Wangen sahen so weich aus, dass er ihr Gesicht in seine Hände nehmen wollte.
    Und alles kommt anders, als man ahnt.
    Er wusste ganz genau, dass der ganze Zorn nicht durch ihre Geste ausgelöst wurde, sondern in ihm selbst lag: war es auch kein Gefühl der Hilfslosigkeit oder der Höhepunkt einer verzweifelten Furcht vor dem Unbekannten, keine Verärgerung, die etwas anderem galt außer sich selbst. In ihm wartete der sanfte, tränenvolle Teil seiner selbst. Und den, konnte er in seinem Leben am wenigsten gebrauchen.


    Er würde kläglich ersticken müssen an ihrer Gegenwart, wenn sie ihm noch näher käme … Lichter aus der Ferne tanzten vor seinen Augen, wie solche, die sich auf die Netzhaut brannten, wenn man in die Sonne sah.
    In diesem Augenblick und in jenem vergangenen, war ihm, als stehe die Welt mit einem Mal still, eine Sekunde ganz still und stürze dann in den Abgrund. Er, der sanftmütig zu sein begehrte, war gezeichnet von dem Krieg im Meer und stets war da etwas in ihm, das schützend und knurrend reagierte, ein Instinkt, der sich vor sein Leben stellte und ihm schon mehr als einmal gerettet hatte. Mehr als nur ein Echo der unbarmherzigen Zeit war in ihm geblieben.
    Seine Miene verhärtete sich wieder, während sie eben gerade noch so entspannt gewesen war … mit einer geschickten Drehung brachte er sich aus ihrer Nähe: Mallalais Körper reagierte … und als darauf einging, gab es nur noch Leere in seinen Gedanken, floss alles in seine Muskeln und Sehnen, er war das Meer, die Magie, die dem inne wohnt.
    Es gab genügend Energien in ihm und fielen einmal die Fesseln, stürmte da ein Orkan, während es nun lediglich ein lauer Regen war. Das furchtbare Gemisch der Gefühle brannte stets wie das verhasste Feuer in seinen Adern und diese Wirkung beschleunigte sich mit ihrer Berührung. Laut und rasch fühlte er den Strom durch seine Muskeln, er schien zu schwellen, zu toben, aufzuwirbeln und somit auszubrechen, seine Ufer zu durchbrechen. In seinem Ohr klang mächtiges Brausen, er fühlte es zur Stirn emporsteigen, fühlte, wie die Adern an seinen Schläfen sich dehnten und schwollen, als vermöchten sie die wachsende Flut nicht länger in sich zu halten.


    Federnde und lockere Schlagkraft legte er in den Schwung seiner Arme, war der Bogen zunächst lässig in geringer Geschwindigkeit, gewann er dann an runder Spannung und wurde schlagartig schneller, bis seine Hände auf die Meeresoberfläche aufschlugen.
    Kein Anfangen und wieder Innehalten.
    Die kleine Feder ging darin verloren.
    Vertrauen wohl auch.
    Die Fülle erhob sich für ihn, wie auf einen Ruf, sprengte seine Kraft einen Teil von ihr empor, im Vergleich so winzig, wenn auch ihm kopfhoch. Sich selbst stob er damit nach hinten, als eine Welle gegen sie prallen musste, um eine Grenze zu ziehen, zwischen ihr um ihm. Salzige Nässe türmte sich rauschend, mit schäumenden Rüschen, auch wenn es die luftige Fremde nicht verschlingen würde, wässerne Schlangen griffen nach ihrem Federkleid.
    Mallalai hatte nicht bedacht, was er Violet soeben noch in seiner Handfläche gezeigt. Er hatte reagiert.
    Niemals jedoch hatte er dabei ihr Leben auf das Spielfeld als Einsatz setzen wollen.

  • Violet berührte das Haar von Mallalai, es fühlte sich seltsam weich und so fremdartig an, wie dieses Wesen der Syreniae war. Vorsichtig strich sie durch das Haar, bis zu einer Muschel, gerade wollte sie diese Muschel etwas anheben und näher betrachten. Doch dann entfernte sich urplötzlich und für Violet aus heiterem Himmel sich die Strähne aus ihrer Hand. Sie konnte das Gesicht Mallalai´s nicht sehen, da sie hinter ihm war, sonst hätte sie vielleicht einiges erahnen können. Doch so war sie vollkommen fasziniert von diesen Haaren und abgelenkt. Doch nun waren diese Haare aus ihrer Reichweite. Irritiert sah sie das Meerwesen an.




    Violet spürte wie das Meer sich aufbäumte, doch war ihr unklar, warum dem so war. Ihr Blick ging nach oben und sie sah, wie Wellen über ihr zusammenschlugen. Sie spürte wie das Wasser ihre Federn durchnässte. Verzweifelt versuchte sie sich zu erheben um das Unabwendbare doch noch abzuwenden, doch sie konnte nicht. Ihre Schwingen waren bereits nass, genau wie ihr gesamter Körper. Die Syreniae blickte zu dem Meerwesen, konnte nicht seine Mine deuten. Ihre Augen weiteten sich vor Angst, Entsetzen und Panik. Ihre Hände streckten sich nach ihm um Halt zu finden, um nicht ganz unterzugehen, doch das Wasser druchflutete immerweiter ihre Schwingen und beschwerte sie so. Ihre Federn hingen schwer nach unten gezogen, zogen sie mit sich ins Wasser.




    "Hilf mir bitte" kam es aus Violets Mund, sie wusste, sie konnte sich im Wasser nicht so bewegen wie ein Meerwesen, sie wusste, sie war dem Untergang geweiht. Dieses Wesen vor ihr, das sie nach ihren Erfahrungen nach nicht verstehen konnte, war ihre einzige Rettung. Doch würde es ihr helfen? Würde es verstehen, in welcher Not sie sich befand. Sie wusste es nicht, sie konnte nur hoffen, dass er sie verstand, dass er ihr helfen würde. Ihre Augen weiteten sich noch einmal, blickten hilfesuchend zu Mallalai, ehe das Salzwasser sich in ihren Augen ausbreitete und sie nur noch verschwommen ihre Umwelt wahrnehmen konnte. Noch immer hatte sie ihre Hände ausgestreckt nach dem Wesen, das eins war mit dem Wasser.


    Stück für Stück sank sie tiefer im Wasser. Ihre Schwingen waren zu schwer geworden um sie zu tragen oder dass sie sie bewegen konnte. Sie brachte nicht die Kraft auf, um sie zusammenzulegen, welches alleine ihr sicher schon hätte helfen können. Sie war zu schwach, zu überrascht von der Nässe, die sie so überfiel. Sie war noch nie im Wasser gewesen, was ihr jetzt sicher zum Verhängnis wurde. Innerlich scholt sie sich, dass sie das Schwimmen nicht geübt hatte, sie mied normalerweise das Wasser. Doch heute war alles anders gewesen.Um Violet herum war alles nur Wasser und dann schwarz. Ihr wurde schwarz vor Augen und sie verlor sich im Wasser, verlor das Bewußtsein.


    Das Letzte an das sie dachte war das unbekannte Wesen, das sie nur berühren wollte, weil es so fremd war, so faszinierend. War diese Neugierde, diese Faszination nun der Untergang Violets, oder würde es noch eine Rettung für sie geben? Sie konnte sich das nicht beantworten, sie hoffte es.

  • Im ersten Moment waren ihm die Folgen nicht ganz bewusst. Mallalai wusste zwar durchaus, was er getan hatte, war es absichtlich geschehen, doch die Nachwehen verhießen mehr als nur ein Fernbleiben von ihm: einen Tod würden sie nach sich im Kielwasser ziehen.
    Er war es gewesen, der ihr zeigte, was mit einer Feder in seinem Element geschah und nun tat er es mit ihren hunderten … er beobachtete ihr Strudeln, das verzweifelte Schlagen ihrer Schwingen … die Panik in den Augen war von ihm schon mehrmals gesehen. An anderen schlimmen Orten, zu anderen Zeiten.
    Mallalai starrte in ein Gesicht, das von einem Verstehen weit entfernt war, so dass es wenig brauchte, um zu begreifen, was ihre Worte bedeuten mochten. Sie kämpfte um Atem und um Worte und fand zuletzt beides nicht mehr. Das luftige Geschöpf wurde in den Augenblick der Angst gesogen, wie in einen Strudel und es stürzte auf den feinfühligen Mira‘Tanar ein. Die Kraft des Wassers ist ungeheuer, denn es ist Kraft und Milde zugleich.
    Das Gefühl in seinem Magen wurde zu einem eisigen Stich, der durch sämtliche Adern zu gehen schien und Mallalai hatte das Gefühl, in dem Abstand zwischen zwei Herzschlägen hängen zu bleiben – alles folgte einem Zyklus, indem nun wiederkehrte, was man nie wieder hatte sehen wollen – es war schon seit langer Zeit kein Schiff mehr gesunken, um die Leben in das Meer zu speien, kein Lebensmüder mehr in die Fülle gewatet.
    Es brauchte dennoch Momente, lange Augenblicke bis er sich aus der Starre löste. Eine Weile wie ewig, in der die Luftige unter die Oberfläche sank; einem Stein gleich, der sich darauf nicht halten konnte. Was er im Warten jedoch versäumt hatte, machte er in seinen flinken Bewegungen wieder wett.


    Beherzt griffen seine Hände zu, ihre Hoffnungen wurden somit erfüllt; so wie er Ertrinkende aus den Wracks der Schiffe zog, die der Sturm mit seinen Wellen geentert hatte, so nahm er Violet an sich. Ihr Gesicht, zu blass zwischen den aufsteigenden Perlen aus Leere, erschlaffte bereits. Ihrem Anblick gegenübergesetzt schwieg seine warnende, innere Stimme.
    Mallalai schloss und öffnete die Augen und blickte durch die Fülle zum Himmel hinauf, der Wind war hier unten eingeschlafen und er hörte verzweifelt zu. Für ihn war es nicht still, sondern ein Heer aus Geräuschen, Tönen und Stimmen, während er den leichten Körper in den Armen hielt.
    Es war noch Zeit, wie er wusste, so schnell starb es sich nicht. Weißt du jetzt, was ich meinte?, diese, meine Welt ist nicht für dich. Du bist nicht für sie gemacht.
    Dann brauchte es kaum eine Bewegung, die sie beide hinauf brachte. Sanft drehten sich die Körper umeinander, als er auch schon wieder die Kiemen vor der Leere verschloss. Ihre Schwingen waren schwer und behinderten ein wenig seinen Gang, als er beschloss Violet an den Strand zu tragen.
    Seine baren Zehen gruben sich jedoch tief in den Sand, den die Fülle mit jeder Welle zu sich holte und ihm wieder mit auf den Weg gab, so dass es ihm – zwar zuerst ungewohnt schwerer noch als sonst – zusehends leichter fiel, in der Leere zu gehen. Obwohl er auffallend schlank war, wohnte Kraft in ihm, der sich gegen Stürme behaupten musste.


    Überaus vorsichtig bettete er das immer noch fremde Lebewesen zu Boden, um ihr dann die nassen Strähnen aus dem Gesicht zu streichen. „Violet?“, fragte er leise, das Wasser färbte seine Stimme noch.
    Mallalai legte sein Ohr nahe ihrer Lippen, so dass er ihren Atem auf seiner feuchten Haut spüren könnte – war da etwas?

  • Das Wasser umfing Violet und sie sankt immer tiefer in dieses nasse Element. Es brennte in ihren Augen und so schloss sie diese. Sie bekam keine Luft mehr und ihr wurde ganz schwindelig im Kopf. Sie wusste nicht mehr wo oben und unten war. Sie verlor jegliche Orientierung. Ihre Schwingen zogen sie immer tiefer und tiefer. Zumindest kam es ihr so vor. Es war eine Unendlichkeit die sie sank, doch dann spürte sie wie etwas ihre Hand packte und zu sich zog. Alles in ihr schrie danach, dass sie Luft brauchte. Sie hoffte er würde verstehen, und sie an Land bringen, oder zumindest hoch heben, dass sie atmen konnte. Doch sie war unfähig zu sprechen oder sich auch nur irgendwie zu bewegen. Nur ihr Kopf arbeitete, ihr Körper hing schlaff da und konnte nur noch fühlen, was er tat.


    Violet spürte, wie er sie sanft in seine Arme nahm und sich mit ihr bewegte. Wo brachte er sie nur hin? Was tat er mit ihr? Noch nie in ihrem Leben war sie jemanden so ausgeliefert wie in diesem moment diesem fremden Wesen. Er hielt sozusagen ihr Leben in Händen. Ob er das wusste? Sicherlich wusste er dies. Sie vertraute ihn, als sie so seinen Körper an ihrem spürte wusste sie, dass alles gut werden würde. Er würde ihr helfen. Nun war der Zeitpunkt gekommen, wo auch ihr Kopf sich ausschaltete und sie viel in eine tiefe Ohnmacht.


    Wie von weitem hörte die Syreniae ihren Namen, von einer Stimme, die sie nicht kannte und doch hörte sie sich seltsam vertraut und warm an. Es war eine männliche Stimme. Dann stieg ihr ein Geruch aus Salz und Fisch in die Nase, welcher jedoch auch nicht unangenehm war. Am liebsten hätte sie noch mehr von dieser Stimme gehört und diesen Geruch gerochen, doch da kam auch schon ein anderer Reiz hinzu. Kein Reiz von außen wie die Stimme oder der Geruch, nein, dieser Reiz kam tief von innen aus ihr heraus. Sie musste husten. So musste sie diesem Drang nachgeben.


    Violet öffnete ihre Augen und sah gerade noch rechtzeitig, dass direkt vor ihrem Mund das Ohr von Mallalai war. Sie drehte den Kopf, dass sie ihn nicht direkt anhustete, das gehörte sich nämlich nicht.

  • Von eine Ahnung gelenkt, zuckte der Mira’Tanar zurück, noch bevor sie anfing zu husten. Er war nicht erleichtert, denn er hatte sich nicht gesorgt, noch lächelte er vor Freude, obwohl er Zufriedenheit verspürte. Von seinen Knien schob er sich in die Hocke, in der er beide Arme auf den Schenkeln ruhen ließ, balancierte er auf den Zehenspitzen, während seine Hände locker herabhingen. An seinen Fingerspitzen sammelten sich im Licht glitzernde Perlen Wasser, während er wartete, dass Violets Lungen sich wieder beruhigten.
    Die Sonne empfand er als zu aufdringlich auf seiner Haut, so dass er einen sehnsüchtigen Blick zur Seite warf. Nicht nur, da er sofort die Fülle um sich herum misste, sondern auch aus Höflichkeit ihrem Würgen nicht mehr Aufmerksamkeit zu zollen, als aus seiner Sicht nötig war. Er war ein Kind beider Welten und somit kaum fähig zu verstehen, wie das eine das andere ausschloss. Die Trockenen reagierten immer auf diese Art, es war ihm bekannt.


    Noch einen Moment warten, ob sie die Kraft finden würde sich aufzurichten … die geflügelte Violet war ihm fremd und Mallalai wusste nicht zu sagen, welche Reaktionen ihr Volk noch auf die Fülle zeigen mochte. Das darin enthaltene Salz vertrug sich möglicherweise nicht mit empfindlicher Haut … oder Federn, die sie dann darin behindern konnten, Hilfe zu rufen. Sein Volk war Fremden gegenüber gewiss nicht fürsorglich, allerdings wusste Mallalai, dass er Schuld an dieser ihrer Situation trug.
    Er schwieg stoisch, weil Fragen keinen Sinn machten und es bedurfte gewiss einer großen Menge an Toleranz einen großen, kühl blickenden Meereselfen zu erleben, dessen unbewegten Gesichtszüge nichts davon verrieten, was in ihm vorging. Üblicherweise mieden sie die Landbewohner, gab es sehr wenige Überschneidungen ihrer Lebensweisen, obwohl es sich bei Mallalai anders verhielt. Nicht wenig fasziniert vom Unbekannten und überaus wissbegierig zu nennen, zogen die Trockenen ihn manchmal an. Fern seiner Rasse aufgewachsen war er ein Einzelgänger, der das Alleinsein oft suchte, wenn ihm selbst die Weite von Ya’Tanai zu eng wurde, aber auch er hielt es wie alle Mira’Tanar: Freundschaften boten sie nicht leichtfertig an.

  • Nach dem Hustenanfall blickte Violet in das Gesicht von Mallalai. Sie überlegte ob er lächelte, sie lächelte ihn auf jeden fall freundlich an. Sie war ihm dankbar, dass er sie aus dem Wasser gerettet hatte. Endlich lies auch der Husten nach und sie kniete sich in den Sand ihm gegenüber. Leicht legte sie ihren Kopf schräg und breitete ihre Schwingen aus, dass sie trockneten. An den Federn sammelten sich die Wassertropfen wie kleine Perlen. Sanft lächelte Violet noch immer das Meerwesen an. Ihre Haare fielen über meine Schultern in langen Wellen, durch das Nass etwas dunkler als zuvor aber noch immer kupferfarben. Die Augen mit denen Violet Mallalai ansah waren offen und in ihrer Iris war neben dem Grün noch ein paar vereinzelte blaue Stellen auszumachen. Es schien, als würden ihre Augen leuchten vor Dankbarkeit, die sie dem Meerwesen gegenüber verdankte. Er hatte ihr schließlich das Leben gerettet.




    Violet sah Mallalai an und überlegte wie sie ihm danken konnte. "Ich danke dir" sagte sie leise und sanft. Ihre Stimme war noch etwas rauh vom Husten, aber mit jedem Wort wurde sie wie die Stimme zuvor. Während sie sprach machte sie eine Geste um ihre Worte zu unterstützen. Bei dem Wort "danke" nahm sie ihre Hände und legte sich auf ihre Schultern. Es sah so aus als würde sie sich umarmen. Sie hoffte Mallalai würde sie verstehen. Während sie beim Wort "dir" diese Umarmung wieder öffnet, ihre Handinnenflächen zeigten dabei auf den Meerelfen. Ihre Hände legte sie sich dann in den Schoß mit der Innenfläche nach außen, dass er sie sah. Sie wollte mehr mit ihm sprechen, doch traute sie sich nicht, sie wollte ihn nicht erschrecken.




    Wie Mallalai ihr gegenüber saß verspürte sie erneut den Drang ihn zu berühren. Ihre Hand zuckte leicht hoch, legte sich dann jedoch wieder in ihren Schoß. "Ich würde gerne deine Haare berühren" sagte dann Violet doch mit ihrem ganzen Mut. Um ihm ihre Worte zu verdeutlichen strich sie sich über ihre langen Haare, nahm eine Strähne in die Hand und hielt sie ihm entgegen. Glücklicherweise waren ihre Haar lang genug und sie würden bis zu ihm reichen, ohne dass sie an ihrer Kopfhaut zogen. Violet hielt ihm die Strähne hin und wartete auf seine Reaktion, und ob er verstand, was sie von ihm möchte.

  • Er wollte die Dankbarkeit nicht, die ihm aus ihren Augen entgegensah. Einen Ausdruck, den er auch ohne die Untermalung ihrer Worte verstanden hätte, während sie glaubte, es brauchte noch dazu ihre Gesten für sein Verständnis. Mallalai nickte. Ein mageres Zeichen im Gegensatz zu ihren, denen so viel Kraft inne lag.
    Das Meer zupfte an seiner Aufmerksamkeit, die Delphine weit draußen riefen ihn zum Spiel. Als er sich daher in dem Glauben erheben wollte, dass es ihr gut ging, zuckte ihre Hand und er war sofort wieder alarmiert – das Elfenohr lauschte und er hob instinktiv das Gesicht in den Wind, der seicht an Leben gewann.
    Ein Wind, der liebevoll und zärtlich mit ihren Haaren zu spielen begann, zerrte stürmisch an seinen, als seine Hand bereits grob hinein fasste und dicke nachtblaue Strähnen zu fassen bekam. Wie Tang der rauen See so widerstandsfähig, gewellt wie die Schaumkronen und so dicht, so dass man glauben mochte, es gäbe die Hand nie mehr frei.
    Jetzt, wo er wusste, was ihr Wunsch war, würde er nicht zurück zucken und einen Grund es ihr zu verweigern fand er nicht. Er wusste um das Gefühl der Neugierde, hatte es ihn nicht ebenso an diesen Ort getragen? Es lag in seiner Macht einen Wunsch zu erfüllen und da sein Leben ein so strenges war, ließ er sich dazu hinreißen.


    Sein Blick wich dem ihren aus, senkte sich mit den Lidern zu Boden, wo er sich zusammen mit den Fingern einer Hand in den Sand grub: seine Erlaubnis, sein Zugeständnis, dass von ihm keine Bedrohung ausging. Die Strömung in seinem Inneren rauschte gurgelnd durch die Bahnen seines Körpers, während der Mira'Tanar ganz still hielt.
    Zeit und Ort hatten keine Bedeutung mehr, als sein leicht bebender Arm ihn in der Balance hielt, wo die Muskeln in seinen Schultern ungeduldig vibrierten. Die Finger ballten sich ungesehen tief im Sand, den Nacken hielt er gesenkt. War es eine Ewigkeit her, dass er erlaubt hatte, dass ein fremdes Wesen ihn bewusst berührte, wo er selbst in sich dahingehend keinen Wunsch fand.

  • Violet verstand, dass der Meereself wohl nicht viele Worte brauchte, sondern ihm kleine Gesten genügten, wenn überhaupt. So entschied, wenn überhaupt mit ihm durch Gesten zu kommunizieren, auch wenn es ihr sicherlich schwerfallen würde. Sie wollte ihm aber durch ihre Worte keine Angst machen. Sie passte sich ihm an.




    An seiner Geste, wie er zu Boden sah, erkannte sie, oder sie hoffte zumindest richtig zu deuten, dass sie ihn anfassen durfte. Violet kniete sich hin und rutschte etwas näher an Mallalai heran, so dass sie besser in seine Haare greifen konnte. Ihre Schwingen hatte sie ausgebreitet, dass sie trocknen konnten, während die untersten sich mit Sand vermischten und dieser sie leicht verklebte. Doch darum würde sie sich kümmern, wenn sie sich hinstellen würde. Jetzt jedoch war ihre Neugierde größer. Sie wollte diese Haare berühren und sich näher betrachten.




    Vorsichtig streckte sie ihren schlanken Arm aus, im immer die Möglichkeit gebend zurück zu weichen, wenn er es nun doch nicht wollte. Die schlanken Finger Violets berührten erst sanft eine Strähne seines Haares. Es fühlte sich so ganz anders an als ihres. Zaghaft glitten ihrer Finger durch das Haar, das so fremd war, wie er selbst. Violet schloss ihre Augen, und wollte nur fühlen, gar nicht viel sehen, von der Schönheit die sie gerade berührte. Als sie etwas anderes als das Haar fühlte öffnete sie ihre Augen wieder um zu sehen, was sie da berührte, es war eine Muschel, die sich im Haar befand. Auch diese befühlte sie ausgiebig. Es war wie eine Muschel, die sie ab und an am Strand fand, und doch fühlte sie sich so ganz anders an, so lebendig.




    Eine Strähne ergriff Violet und hob sie leicht an und betrachtete sie sich genau. Ob sie daran riechen durfte? Es interessierte sie, wie es roch, doch sie traute sich nicht. So sah sie Mallalai fragend an, zog die Strähne vorsichtig in ihre Richtung und rutschte noch etwas näher an ihn heran, dass sie die Strähne nicht so weit ziehen musste.




    Ihre andere Hand legte sie offen auf ihre Oberschenkel, dass wenn er wollte, dass er sie berühren konnte und auch dass er sah, dass von ihr keine Gefahr ausging. Sie wollte ihm einfach zeigen, dass sie nur neugierig war, und keine Gefahr. Sie würde ihm gestatten sie anfzufassen, ohne dass er fragen musste. Er dürfte es einfach so tun. Sie hoffte, dass er das wusste, sprechen wollte sie in diesem Moment nicht, um ihn nicht zu zerstören, dafür war er ihr zu schön.

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