Auf der Suche nach dem Goldenen Narren

  • Avlyne hatte bis zum letzten Moment gewartet. Als sich der Gnom das Schreiben rollte und alle sich in bewegung setzten, trat sich mit größter Selbstverständlichkeit vor und würde dem Gnom das schreiben nochmals aus der Hand nehmen und einen Krakel darunter setzen. Wirklich zu entziffern war der Name nicht und er hatte auch wenig mit ihrem Namen gemein. Das Schreiben nahm sie mit hinein und schloß die Tür dann auch hinter sich. Ehe sie es wieder gerollt hatte und dem sprechenden Gnom hin hielt, (ohne etwas zu sagen) und sich dann neben Syran an die Wand lehnte (mit einem Huf leicht wegedrückt von dieser, fast wie auf dem Sprung), aber entspannt verschränkten Armen, Inspizierte sie die Unterschriften kurz aber sehr eingehend. Sie prägte sich die Namen ein die sie entziffern konnte und ordnete die Schriften den Persönlichkeiten zu, so weit die Schrift rückschluß zuliesen.

    DENN NATÜRLICH KANN ICH FLIEGEN,
    UND WENN DU WILLST, DANN KOMM DOCH MIT
    ODER NICHT
    ABER ICH MUSS JETZT LOS
    ICH WÄR WOHL GERNE NOCH GEBLIEBEN
    ABER DER HIMMEL IST SO GROSS
    UND ICH - HAB NOCH SO VIEL NICHT - GESEHN...




    Anjaka


  • Sil'anya war ebenfalls in den Raum getreten, der ihr reichlich eng vorkam. Auf einen Stuhl setzte sie sich nicht, da es beklemmend genug war mit den anderen in dieser Enge zu sein.
    Die Windfrau lauschte den Worten des Gnoms und seufzte innerlich. Die Informationen waren bisher sehr dürftig. Es würde nicht so einfach werden, wie sie gehofft hatte, aber eine Herausforderung war auch was feines. So zog ein Lächeln über ihr Gesicht. "Darf ich die Münze einmal haben?" fragte sie und streckte bereits die Hand heraus, da es keine Frage im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Aufforderung war.
    Ihr Blick glitt noch einmal kurz über die Anderen. Welche seltsame Mischung der Völker. Hoffentlich leisteten sie auch einen Beitrag. Nicht das sie Geld teilen sollte, mit jemanden der einfach nur mitging.

  • Uera hörte dem Gnom konzentriert zu. Donnerfaust ... Zordar ... nie gehört. Sie war einfach noch nicht lange genug in dieser Stadt, die Namen der Leute klangen fremd und es fiel Uera schwer, sie sich einzuprägen. Aber sie wollte dem Gnom mal glauben, dass es "wichtige" Familien im Machtgefüge der Stadt waren. Man lernt nie aus.
    Sie musste innerlich ein wenig schmunzeln. Einbrechen ohne Spuren zu hinterlassen war zwar bei weitem nicht einfach, aber es war möglich. Sie hatte es schließlich selbst schon getan. Nur nicht bei solch unglaublich gut bewachten Gebäuden.
    Als der Gnom die Münze zutage brachte und herumzeigte, spürte Uera wie sich ein seltsames Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete bis ihre Zähne sichtbar wurden. Sie liebte Gold fast so sehr, wie sie Edelsteine liebte. Die Farbe, der Glanz, der Geruch, der Geschmack. Wäre es nicht dumm gewesen, hätte sie den Gnom womöglich um die Münze erleichtert, nur um einmal hineinbeißen zu können. Missmutig registrierte sie, dass die Windfrau nach der Münze fragte. Ob der Advokat das gestatten würde?


    Ihre Zungenspitze leckte über ihr Oberlippe, ehe sie ihre Stimme erhob.


    "Auf allen bisher gefundenen Münzen war das selbe Datum vermerkt?", fragte sie und fixierte den merkwürdig fanatisch wirkenden Advokaten mit ihrem Blick. Ein Datum. Entweder der Goldene Narr war wirklich ein Narr ... oder er war sich seiner selbst besonders sicher. Irgendwie gefiel Uera der Gedanke und sie musste innerlich lächeln. Sie würde ihn trotzdem finden, auch wenn die Zeit mit zwei Monaten für eine derart aufwändige Hatz recht knapp bemessen war. Sie musste mehr erfahren.

  • Djasihra folgte dem Gnom in die kleine Kammer und fühlte sich augenblicklich eingeengt. Sie unterdrückte den Impuls sich zu ducken, obwohl der Raum auch für ihre Größe eine ausreichend hohe Decke aufwies. Trotzdem fühlte sie sich unwohl, erst recht als alle anderen ebenfalls hineindrängten und der Gnom mit einigem Rumgefuchtel die Tür schloss. Sie stutzte ob der Gesten, sie wirkten geplant. Fast als schriebe der Gnom etwas in die Luft. War hier Magie am Werk?


    Sie hörte dem Advokat aufmerksam zu. Die Windfrau kam ihr zuvor, was vor allem der Tatsache geschuldet war, das die Djirin noch immer dabei war, die seltsamen Worte der hier gängigen Sprache zu suchen. "Ich vielleicht auch ansehen? Viel gereist bin ich, bevor ich hier unten kam." Radebrechte die grosse Frau, der Akzent in ihrer Stimme war nicht zu überhören.

  • Der Gnom zögerte für einen Augenblick. Dann nickte er und reichte der Frau des Windvolkes die Münze. Nach einem weiteren kurzen Moment beförderte er eine zweite Münze hervor, die der Ersten bis auf’s Haar glich, und reichte diese an die Djirin weiter.
    Es war eine feine Arbeit. Das Bildnis des Narren war detailliert und zeigte ein schmales Gesicht mit einer feinen, aristokratisch wirkenden Nase. Seine Lippen waren zu einem schiefen Lächeln verzogen. Keinerlei Kratzer oder Abnutzungsspuren zogen sich über das Goldstück. Es war blank und glitzerte im Licht. Wer eine solche Arbeit in Auftrag geben konnte, musste durchaus über die passenden Geldmittel verfügen.


    „Ja, auf alle gefundenen Münzen ist das gleiche Datum geprägt. Allerdings weiß keiner der Betroffenen etwas damit anzufangen. Zuerst ist man davon ausgegangen, dass dies der Zeitpunkt seines nächsten Einbruchs sein könnte. Allerdings haben sich inzwischen mehrere Einbrüche ereignet und so kann dies wohl ausgeschlossen werden.“


    Er faltete die Hände auf dem Tisch und blickte für eine Weile stumm ins Leere. Es war kaum zu übersehen, dass er mit seinen Gedanken an einem anderen Ort verweilte. Als er wieder sprach, klang Mutlosigkeit in seiner Stimme mit.


    „Ich will ehrlich sein. Meine Auftraggeber haben schon einiges unternommen, um dem Goldenen Narren auf die Spur zu kommen. Aber ihre Bemühungen blieben ohne Erfolg. Wir hoffen, dass eine Gruppe Unbeteiligter andere Möglichkeiten besitzt. Offenbar war der Einbrecher auf alle möglichen Schachzüge seiner Opfer vorbereitet, was bedeuten könnte, dass er sich in ihren Kreisen bestens auskennt. Deswegen hat man sich dazu entschlossen, die Angelegenheit auf diese Art und Weise in Angriff zu nehmen, um ein unberechenbares Element ins Spiel zu bringen. Der Narr kann unmöglich auf die Möglichkeiten vorbereitet sein, die eine fremde Beteiligung mit sich bringt.“

  • Syran hatte sich das Ganze angehört, ja das schien definitiv etwas für ihn zu sein. Ein wenig Abwechslung, Spaß, Abenteuer und eine gute Tat und nebenbei die Augen aufhalten in der Stadt. Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Unauffällig musterte die Anwesenden nochmals. Eine wahrlich bunt zusammengewürfelte Gruppe aber gar nicht dumm, Unbeteiligte am Geschehen teilhaben zu lassen.


    "Nun das ist für wahr eine gute Idee Eurer Auftraggeber. Aber eine Frage hätte da noch. Wie schaut es mit möglicher Unterstützung bei den Untersuchungen aus? Erhalten wir die Möglichkeit, die Tatorte ungehindert zu begutachten? Bekommen wir Hilfe, falls wir in Schwierigkeiten kommen sollten, die wir so nicht abschätzen können? Ich wage es zu bezweifeln, dass der Goldene Narr alleine agiert. Er muss Hilfe haben, insbesondere die nötigen Gerätschaften um eigene Münzen erstellen zu können, findet Ihr nicht auch? Oder stellt er sie gar magisch her?"


    Syran hielt kurz inne um den anderen Anwesenden die Gelegenheit zu geben, etwas zu sagen.

  • Nishishima kam am Haus des Advokaten an.
    Er hatte heute morgen den Auftrag bekommen, sich um das Schreiben zu kümmern, wlches er nun in seiner Innentasche trug, und so schnell asl möglich hierher zu kommen. Er fragte nicht, wenn es keinen Grund gab und er hatte keinen gesehen. Der Grund seines Auftrages würde sich schon herausstellen, ausserdem war Nishishima von Natur aus neugierig also hatte er es auf sich zukommen lassen.


    Ein junges Mädchen hatte ihm die Tür geöffnet und nun stand er vor einer weiteren verschlossenen Tür, hinter der, laut des Mädchens, die anderen sich versammelt hatten.


    Er sah an sich herunter, richtete noch kurz die feine Tunika mit den Aufdrucken seines Heimatlandes, rückte den Anhänger zurecht, der ihn als Gesandter des Gesandten auswies, fühlte prüfend in seine Innentasche, ob das Schreiben noch am Platz war, immerhin hatte er lange gebraucht, die Unterschriften zu bekommen, und klopfte an.


    Er ging respektvolle drei Schritte von der Tür zurück und stellte sich so, das der Öffnende ihn direkt sehen konnte, wenn er die Tür nur ein wenig aufmachte.


    Nishishima wartete, und das konnte er gut.

    '...by the pricking of my thumbs, something wicked this way comes...'
    William Shakespeare, Macbeth (IV, i, 44-45)
    "Life is Honour. It Ends when Honour Ends"
    Akinwande Oluwole Soyinka, Death and the King's Horseman
    Initiative für mehr :hug:

  • Ruhig und mit so amüsierter Miene, dass sie einfach nur Fassade sein konnte, oder man meinen könnte der goldene Narr selbst stünde vor ihnen, der sich diebisch über die Rätselei belustigte, stand sie da und hörte den Ausführungen zu. Studierte die Gesichter und Reaktionen eingehend. Ganz als würden sie die Gefühlsregungen und Reaktionen weit mehr interessieren als die Fakten.
    Schließlich streckte sie nachdem die beiden die die Münze erhalten hatten diese inspizieren konnten, die Hand in die Richtung dessen von beiden der ihr näher Stand aus, Eine absolute Selbstverständlichkeit.


    Nach einer ganzen Weile sah sie den Gnom direkt an. Ich nehme ja stark an dass alle üblichen und offensichtlichen Schritte wie etwa dem Befragen von in frage kommenden Freinschmieden etc. bereits geschehen ist. Einige der Nachforschungen kann man sich dadurch sicher sparen, so fern ihr uns die Ergebnisse gleich mitteilt.

    DENN NATÜRLICH KANN ICH FLIEGEN,
    UND WENN DU WILLST, DANN KOMM DOCH MIT
    ODER NICHT
    ABER ICH MUSS JETZT LOS
    ICH WÄR WOHL GERNE NOCH GEBLIEBEN
    ABER DER HIMMEL IST SO GROSS
    UND ICH - HAB NOCH SO VIEL NICHT - GESEHN...




    Anjaka


  • Am Tisch sitzend holte Merlan ein Notizbuch, ein metallenes Tintenfässchen und eine Feder hervor, um sich Notizen zu machen, was nicht so recht zu seiner einfachen Erscheinung passen wollte. Mit einem kleinen Messer schnitzte er die Federspitze zurecht. Er vertraute zwar seinem Gedächtnis, aber sich Notizen zu machen war eine Angewohnheit, die er während seiner Ausbildung angenommen hatte. Der teuer gekleidete Mann hatte ein paar gute Fragen gestellt und Merlan wollte warten bis diese beantwortet waren, bevor er selbst Fragen stellte.
    Eine interessante Gruppe, die sich hier versammelt hatte. Manch einer verbarg vielleicht mehr als direkt ersichtlich war, aber vielleicht auch nicht. Man würde sehen.

  • Aufmerksam achtete sie auf die Worte des Gnomen und beobachtete die Reaktionen ihrer Mitstreiter. Sie selbst machte sich ihre eigenen Gedanken zu der Sache. Vor allem die Merkwürdigkeit mit dem Datum, welches auf jeder Münze gleich war, ließ sie stutzig werden. Was wohl dahinter steckte? Vielleicht eine Art Tag der Abrechnung? Vielleicht hatte sich der Narr diesen Tag zum Ziel gesetzt, um alle geplanten Einbrüche verrichtet zu haben? Handelte es sich gar um eine Art Verschwörung des Adels? Doch aus welchem Grund? Das alles erschien ihr doch sehr verwunderlich und vorsichtshalber beschloss sie, ihre Gedanken vorerst bei sich zu behalten und die anderen nicht daran teil haben zu lassen.

  • Nachdem Sil'anya das Gewicht der Münze abgeschätzt und sie gründlich untersucht hatte, hielt sie diese hin, falls noch jemand das Gleiche tun wollte. Sie löste sich aus der Konzentration und dachte noch mal über das Datum nach. Bis jetzt war die Münze ihr einziger richtiger Hinweis. "Gibt es an diesem Tag irgendein politisches Ereignis oder hat er vielleicht an dem Tag etwas besonders Großes vor, nachdem er bis dahin mit seinen Einbrüchen fertig ist? Es fehlte nichts?" Ihre letzten Worte galten wieder dem Gnom, während die ersten eher an alle gerichtet waren.
    Sie sah zu Syran, dessen Fragen auch recht interessant waren. Er war gut anzusehen, aber eben nur ein Mensch.

  • Djasihra nahm die Münze entgegen und betrachtete sie eingehend. Es war wirklich gute Arbeit, wer auch immer diese Münzen geprägt hatte musste ein Meister seines Faches sein. Jedenfalls erinnerte sie dieses Geldstück an keine der Währungen, die sie schon gesehen und benutzt hatte. Es schien wirklich so, als sei sie nur für diesen einen Zweck erschaffen worden.
    "Haben Familien, ähm, Gemeinsamkeit? Abgesehen von reich und mächtig?" fragte die Djirin in den Raum, nachdem die anderen bereits viele ihrer Fragen ebenfalls gestellt hatten.

  • Der Gnom wollte gerade dazu ansetzen, die Fragen des dunkelhaarigen Mannes zu beantworten, als er das störende Geräusch an der Tür vernahm. Er murmelte einige Verwünschungen, die offensichtlich das Mädchen zum Ziel hatten, das ihm schließlich zur Hand gehen sollte, beförderte dann erneut das Dokument zutage und watschelte damit energisch zur Tür hinüber. Ungehalten vollführte er einige Bewegungen, öffnete dann, um kurz die exotisch anmutende, respektvoll verharrende Gestalt zu mustern, die davor wartete.
    Wortlos präsentierte er das Pergament und gab Dara ein knappes Zeichen, die daraufhin mit Tintenfässchen und Feder herbeieilte.


    „Unterschreibt dieses Dokument an dieser Stelle, dann könnt Ihr eintreten. Dara wird sich darum kümmern, dass alles seine Richtigkeit besitzt. Was sie eigentlich gleich hätte tun sollen.“


    Er funkelte das Mädchen zornig an, um dann die Tür vor der Nase des Neuankömmlings zu schließen und zu seinem Platz zurückzukehren.


    „Wo waren wir? Ach ja, die Fragen …“


    Geschäftsmäßig rückte er die Augengläser wieder gerade.


    „Nun, meine Auftraggeber würden es bevorzugen, wenn ihre Häuser aus der Geschichte herausgehalten werden, so gut es möglich ist. Ihr könnt davon ausgehen, dass bereits alle nötigen Untersuchungen an den Tatorten verrichtet worden sind. Wenn Ihr Fragen dazu habt, so könnt Ihr diese an mich richten. Dafür wurde ich hinzugezogen. Ansonsten möchten die Herrschaften nicht, dass unnötige Aufmerksamkeit auf diese Geschichte gezogen wird.“


    Er richtete sich ein wenig gerader auf, um seine Wichtigkeit in dieser Angelegenheit zu unterstreichen und reckte die schmale Brust.


    „Gleiches gilt für jegliche Art der Unterstützung. Alle Gesuche dieser Art sind an mich zu richten und ich werde diese weiterleiten. Natürlich ist meinen Auftraggebern daran gelegen, dass der Goldene Narr gefasst wird und sie werden veranlassen, was dazu nötig ist.“


    Er lauschte den nächsten Fragen, räusperte sich dazwischen immer wieder und nickte dann.


    „Natürlich sind die Befragungen durchgeführt worden. Keine der Münzschmieden der Stadt weiß etwas von einem solchen Goldstück. Ansonsten stünden wir nicht vor einem solchen Dilemma und müssten keine Hilfe von außen in Anspruch nehmen. Und nein, es fehlt nichts. Der Goldene Narr scheint bisher nicht darauf aus gewesen zu sein, Diebesgut anzusammeln und ich wüsste von keinem Ereignis, das an diesem Tage stattgefunden hat und auf das er sich beziehen könnte.“


    Er schnaufte leise und ließ dann den Blick über die Anwesenden wandern. Eine solch seltsame Ansammlung von Individuen hatte er in seinem Leben selten zu Gesicht bekommen. Er seufzte. Dann kam eine letzte Frage von der dunkelhäutigen Frau, die ihn zögern ließ.


    „Nun … es steht mir nicht zu, über die politischen Bündnisse zwischen den Häusern zu reden … momentan gehen wir davon aus, dass er die Familien wahllos ausgewählt hat. Es ist der Adel …“


    Ein leises Hüsteln, einige fahrige Gesten.


    „Sie haben sicherlich vieles gemeinsam. Sie besuchen die gleichen Festlichkeiten, sie treffen aufeinander, sie sind wichtig für die Belange der Stadt …“


    Er zauberte ein Tuch aus einer seiner Taschen hervor und wischte sich einige Schweißtropfen von der Stirn. Offenbar wollte er fortfahren, als die Tür aufgerissen wurde und ein junger, braunhaariger, gut gekleideter Mann in den Raum stürmte. Thandir Dalgor hielt inne.


    „Venor? Was gibt es …?“


    Der Mann näherte sich dem Gnomen, ohne die Anwesenden zu beachten und neigte sich zum ihm hinab, um ihm einige Worte in das rundliche Ohr zu flüstern. Der Gnom gab einige überraschte Laute von sich. Dann faltete er die Hände auf dem Tisch und blickte ernst zu den anderen hinüber. Seine Stimme klang feierlich und gewichtig, als er die Neuigkeiten verkündete.


    „Meine Herrschaften, der Goldene Narr hat in dieser Nacht erneut zugeschlagen. Sein Ziel war das Haus Osseor. In diesem Augenblick befindet sich die Stadtwache auf ihrem Anwesen und sucht nach Spuren.“


    Osseor. Ein kleineres Adelshaus. Keineswegs mit den Donnerfaust oder Zordar gleichzusetzen, die dem Hochadel angehörten.

  • Innerlich seufzte Merlan. Es war also nichts bekannt und an brauchbare Informationen würden sie auch nicht kommen. Aber wenn sie irgendwas wüssten dann hätte diese bunte Gruppe sich wohl nie zusammengefunden um die Gegebenheit zu untersuchen. Die Seite seines Notizbuchs war abgesehen von den Datum und den Namen der beiden Familien noch fast jungfräulich. Den meisten Platz beanspruchte noch eine kurze Beschreibung der Gesten, die der Gnom an der Tür vollführt hatte.
    Gerade wollte er noch zwei kurze Fragen einwerfen als die Tür aufgerissen wurde und der junge Man hereinstürmte. Osseor; Merlan notierte auch diesen Namen. Er war etwas überrascht, dass sie diesen Namen so ohne weiteres erfahren durften. Vielleicht waren die Osseors einfach zu unwichtig in der Welt des Adels. Eventuell durften sie sich sogar die Örtlichkeiten ansehen ... natürlich erst nachdem die Stadtwache alle vielleicht vorhandenen Spuren verwischt hatte. Noch machte Merlan jedenfalls keine Anstalten seinen Schreibkram einzupacken. "Das wäre dann jetzt der wievielte Einbruch?" fragte er den Gnom.

  • Das leise Klopfen an der Türe liess die Djirin aus ihren Überlegungen hochschrecken. Bevor sie etwas sagen konnte schlurfte der Gnom unter Gefuchtel und Gezeter zur Tür. Für seine geringe Grösse schien der Advokat reichlich Energie zu haben, wenn er sich immer so echauffierte. Neugierig versuchte Djasihra einen Blick auf den Neuankömmling zu erhaschen, doch sie konnte nur eine exotische Gewandung erkennen, bevor der Gnom die Tür bereits wieder schloss.


    Bereits die ersten Antworten liessen sie stutzen. Hatte sie das richtig verstanden? Sie durften weder die Tatorte besuchen noch sonst in irgendeiner Weise eigenmächtig handeln, ohne den kleinen Mann darüber zu informieren? Das schien ihr irgendwie etwas komisch, was wenn der goldene Narr seine Informationen nun aus dem Umfeld dieses Gnoms bezog? Das Mädchen vielleicht... oder gar er selbst.


    Gespannt hörte sie seinen Ausführungen zu, doch der Advokat wurde mitten in seiner etwas stockenden Erzählung unterbrochen. Noch ein Einbruch. Osseor. Der Name war ihr gänzlich unbekannt.
    Der junge Mann, der jetzt das Wort ergriff, fiel der Djirin erst jetzt das erste Mal auf. Dunkles Haar, ebenso dunkle Kleidung und auch sonst ziemlich durschnittlich fiel dieser Mensch kaum auf.


    "Drei, ich glaube. Osseor, Donnerfaust und Zodar?", antwortete sie dem Schwarzhaarigen, der ein Buch in der Hand hielt. Zur Sicherheit hob sie drei Finger in die Höhe.

  • Der schwarzhaarige wandte sich zu der Djirin um die seine Frage hatte beantworten wollen. Djasihras angeborene Gabe verriet ihr, dass es sich bei ihm um ein magisch begabtes Wesen handelte. "Nein, meine Dame," entgegnete er freundlich. "Vorhin war von mehreren Einbrüchen die Rede; uns wurden bislang allerdings nur das Wissen um drei Namen zugestanden." Vielleicht hatte sie dies nicht mitbekommen, da sie des Belerianai nicht ganz mächtig war. Zumindest legte ihre Aussprache diesen Verdacht nahe.

  • Sil'anya, die sich über die Unterbrechung Ar Gerte, stimmte gedanklich dem Fremden zu. Sie selbst hatte die Andere korrigieren wollen, doch so war es ihr auch recht.
    "Osseor, sind das wichtige Adelige" fragte sie. Sie kannte die Namen einiger Adelshäuser, doch konnte sie jedoch nicht genau sagen, welches mehr Bedeutung hatte. "Dürfen wir diesen Tatort auch nicht sehen?" erkundigte sie sich in der Erwartung, dass ein Nein folgen würde. "Bei den bisherigen Informationen wäre es der beste Ansatz”

  • Die Münze machte die Runde und so bekam auch Uera sie zwischen die Finger. Die Kuppe ihres rechten Daumens rieb das Antlitz des Narren blank, während sie an der Münze schnupperte, den metallischen Glanz mit scharfem Blick begutachtete und das Gewicht grob in der Hand abschätze. Sie hatte genug Schmiede- und Prägearbeiten gesehen um die Arbeit einschätzen zu können und wer auch immer diese Münze geprägt hatte, verstand sein Handwerk recht gut. Wissend, dass es sicherlich nicht gewünscht war, widerstand sie dem Drang das Goldstück mit den Zähnen zu prüfen und das haarsträubende Gefühl zu genießen, auf Metall zu beißen. Doch die Münze behielt sie noch eine Weile in der Hand, spürte ihren eigenen Herzschlag gegen das Metall pulsieren und wie sich das Goldstück an ihrer Haut erwärmte.
    Das Datum gab ihr Rätsel auf ... aber irgendetwas musste es bedeuten. Was würde geschehen?
    Ihre Mundwinkel zuckten nach oben, als ein weiterer Einbruch verkündet wurde. Ein Zeichen, dass der Narr sich nicht von Ermittlungen einschüchtern ließ. Das gefiel der jungen Yassalar und so zeigte ihr Gesicht ein etwas deplatziert wirkendes Lächeln. Ein frischer Einbruch verhieß frische Spuren. Die Worte des Gnomen missfielen ihr. Sie solle davon ausgehen, dass alle nötigen Untersuchungen an den Tatorten durchgeführt wurden? Den Teufel würde sie tun.
    Scheinbar wollte man ihre Hilfe beanspruchen, ihr aber nicht alle Fakten zur Verfügung stellen, damit sie diese Hilfe leisten konnte. Doch was man ihr nicht freiwillig gab, das würde sie sich nehmen. Auf diesem Gebiet war Uera nicht neu. Aus den Augenwinkeln musterte sie die Anderen und versuchte von den Gesichtern abzulesen, ob diese bereit wären, die gleichen Grenzen zu überschreiten wie sie.


  • Das Haus Osseor. Unwichtig. Nicht von Bedeutung. Diese Gedanken schossen Syran durch den Kopf, er hatte mal von Ihnen gehört aber konnte sich nicht mehr an Details erinnern. Es war wie bei seinem Haus, unbedeutender Adel ohne wirkliche Macht, außer man nahm sein Schicksal selber in die Hand.


    "Ich schlage vor, wir vergeuden keine kostbare Zeit und setzen uns woanders zusammen um einen guten aber auch schnellen Plan zu ersinnen. Je länger wir hier verweilen und darauf hoffen, mehr Informationen zu erhaschen, wird der Täter diese Zeit nutzen können und bald wieder zuschlagen, also was meint Ihr?"


    Syran wurde langsam ungeduldig. Der Gnom würde ihnen die Informationen nicht geben, selbst wenn er wirklich welche hätte. Irgendwie roch das Ganze nach einem intriganten Spiel. Vielleicht einige hohe Adlige.

  • Es ging Amina gewaltig gegen den Strich, dass ihnen die Möglichkeit verwehrt bleiben sollte, sich die Tatorte genauer anzusehen. Und sie war sich verdammt sicher, dass es ihr gelingen könnte, auch nur den winzigsten Hinweis zu entdecken. Immerhin war sie selbst Mitglied der Diebesgilde und kannte sich mit derlei Dingen aus. Doch dies verschwieg sie ihren Mitstreitern lieber. Nachher kam noch jemand auf die Idee, sie hätte etwas mit dem goldenen Narren zu schaffen. "Hauptsache ist es doch, dass es nicht noch mehr Einbrüche werden", warf sie in den Raum, denn sie befand es mehr als unnötig, um die Anzahl der bisherigen Einbrüche zu diskutieren. Dann schielte sie zu dem Gnomen hinüber und sprach so leise, dass allein die, welche sich unmittelbar in ihrer Nähe befanden, ihre Stimme vernehmen konnten. "Wir sollten es uns nicht nehmen lassen, das Haus Osseor zu begutachten".

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