Die Halle der Künste (alt)

  • "Nun, ich würde sehr gerne eure Instrumentensammlung sehen, so ihr mir sie zeigen wollt?"


    Just in diesem Moment hatte die Rothaarige entschieden, das sie versuchen wollte, den Mann aus seiner Bedrücktheit heraus zu holen. Sie wusste nicht weshalb, aber die kleinen, feinen Nuancen entgingen ihr keineswegs, die anzeigten das etwas "im Busch" war. Ihr Blick wandte sich kurz von ihm ab, ihm Gelegenheit gebend, sich zu fassen, falls er dies wollte.


    Doch nach nur kurzer Zeit sah sie ihn dann wieder an. "So mögt ihr vorgehen, denn ich kenne mich hier gar nicht aus." Ihre Worte wurden erneut durch ein Lächeln begleitet und während sie behutsam ihre Tasche mit dem kostbaren Instrument festhielt, sah sie ihm direkt in die Augen. Wenn sie nur wüsste, woran er litt.. oder weswegen? Aber letzten Endes - war dies ihre Sache? Hatte sie ein Recht sich einzumischen? Sie würde weiter mit ihm flirten, soviel war sicher. Entweder er ging darauf ein oder er wies sie ab - und abgewiesen hatte sie bisher selten ein Mann.


    Vielleicht würde er sich ihr ja auch noch anvertrauen wollen? Aber auch das war zu weit gedacht. Während sie über all diese Dinge im Bruchteil von Sekunden nachdachte, wich das freundliche, einladende Lächeln auf ihren Lippen keinen Milimeter. Sie wusste, was sie wollte. Die Frage war, ob er widerstehen würde oder ob sie bekommen würde was sie wollte - zusätzlich zu der kleinen Führung.

    Eines der traurigsten Dinge im Leben ist, dass ein Mensch viele gute Taten tun muss, um zu beweisen, dass er tüchtig
    ist, aber nur einen Fehler zu begehen braucht, um zu beweisen, dass er nichts taugt.“


    George Bernard Shaw

  • Ein Lächeln zeigte sich auf den Lippen des Satyrn, als er die Worte der Rothaarigen vernahm und er bedeutete ihr mit einer schwungvollen, galanten Geste, ihm in das Herz der Halle der Künste zu folgen.


    "Mit Vergnügen, meine Liebe. Ich bin mir sicher, daß Euch die Sammlung gefallen wird. Wir haben einige sagenumwobene Instrumente zu bieten, von denen Ihr sicher schon gehört haben werdet. Zum Beispiel die Flöte des großen Satyrbarden Aledios und die Harfe, mit der die Nymphe Akalaide den König des versunkenen Reichs Kyr bezauberte und die schließlich zu seinem Untergang geführt hat. Ihr werdet staunen, wenn Ihr die Sammlung zu Gesicht bekommt. Ich wage zu behaupten, daß es auf ganz Niel'Anor keine wundervollere gibt."


    Mit diesen Worten ging Artemius mit großen Schritten voran und seine Wangen röteten sich bei der Erzählung von den Wundern, die es in der Akademie zu entdecken gab. Er mochte wenig von Musik verstehen, doch der Satyrnpoet kannte dafür jede Geschichte die sich zu erzählen lohnte und er gab sie nur zu gerne zum Besten, wenn sich eine Gelegenheit ergab oder eine schöne Maid Gefallen daran fand.


    Lange Gänge aus Marmor wanden sich durch den Bauch der Akademie, Treppen erhoben sich grazil empor und führten tiefer in ein der prächtigsten Bauwerke, die das Auge ein Lebewesens jemals hatte erblicken dürfen.
    Beinahe war jede Wand, jedes Geländer ein Kunstwerk für sich. Überall fanden sich Beispiele für das Können der Künstler und zarte Melodien erklangen aus der Ferne und untermalten die Szenerie mit ihrem Zauber.

  • iDer Zauber der Akademie ging auch an der Satyr nicht spurlos vorbei. Während ihre Wangen sich alsbald so röteten wie die von Artemius, folgte sie ihm mit ausgreifenden, wiegenden Schritten, horchend was er erzählte und mit großen Augen die kleinen und großen Wunder des Weges bestaunend, dem sie beide folgten. Selten hatte sie etwas Großartigeres gesehen, als diesen Ort und sie freute sich umso mehr auf die Instrumentensammlung. Dazu die angenehme Stimme von Artemius, der ihr Geschichten erzählte.


    Verstohlen linste die Satyr ihm derweil aufs Hinterteil. Immerhin hatte sie ja einen wunderbaren Ausblick auf seine Kehrseite, während sie ihm nachlief. Ein feines Schmunzeln spielte um ihre Lippen, doch ihre Aufmerksamkeit verlor sie dabei keinesfalls. Sie hörte genau zu, wenn er von etwas erzählte, betrachtete dabei Wände, Geländer und lauschte ab und an verzückt den Klängen einer Melodie oder des lieblichen Gesangs, der hier und da zu vernehmen war. Die Akademie, so schien es ihr, war eine eigene kleine Welt voller Wunder. Und sie hatte den besten Führer dafür gefunden, den es geben konnte!

    Eines der traurigsten Dinge im Leben ist, dass ein Mensch viele gute Taten tun muss, um zu beweisen, dass er tüchtig
    ist, aber nur einen Fehler zu begehen braucht, um zu beweisen, dass er nichts taugt.“


    George Bernard Shaw

  • Nach einer ganzen Weile hielt der Satyr vor einer ausladenden Doppeltür an, deren goldene Verzierungen schon von Weitem durch den hellen Gang zu leuchten schienen. Das Licht aus den hohen, großzügigen Fenstern, das in die weiten Flure fiel, ließ keinen Platz für Dunkelheit. Es schien beinahe, als habe man versucht, jeden kleinsten Fetzen Düsternis zu verbannen – neben dem praktischen Zweck. Denn Kunst erforderte nun einmal eine gute Sicht auf die Dinge.


    Artemius stieß die Tür auf und verneigte sich tief und schwungvoll, um seiner Begleitung zu bedeuten, doch den Raum zu betreten. Licht flutete nach draußen, gemeinsam mit dem Duft nach altem Holz und verborgenen Geheimnissen, wie sie nur ein uraltes Artefakt auszustrahlen vermochte. Und derer gab es hier einige.


    In gläsernen Vitrinen und auf samtenen Kissen ruhten die Schätze einiger der größten Musiker aller Zeiten, legendärer Gestalten, die man nur noch aus alten Erzählungen kannte. Dort stand eine silberne Harfe, von einer Kunstfertigkeit, wie man sie selten zu Gesicht bekam. Dort ruhte eine unscheinbare Laute auf einem blauen Kissen aus Seide. Ein Stückchen weiter eine Flöte aus dunklem Holz. Einige Instrumente wirkten alt. Kaum aufsehenerregend und schlicht. Andere waren mit Juwelen und edlen Metallen besetzt und glitzerten förmlich im Licht.


    Säulen verdeckten Abzweigungen, hinter denen weitere gläserne Gebilde zu glitzern schienen. Nischen bargen ihre Schätze, ein klein wenig vor neugierigen Augen geschützt. Bänke luden zum Verweilen ein, wurden oft von Künstlern genutzt, die die Instrumente für ihre Studien nutzten. Magie schien die Luft zum Vibrieren zu bringen. Sie war so stark, dass man sie beinahe zu schmecken vermochte, wie ein Gewürz, das die Luft erfüllte.


    Der Satyr atmete tief ein und wandte sich dann zu seiner Begleitung um. Ein Grinsen verzog seinen Mund. Er war sich ihrer Blicke wohl bewusst und eine Braue war schelmisch emporgezogen, als er schließlich zum Sprechen ansetzte.


    „Nun, was sagt Ihr? Ist es nicht unglaublich? Riecht Ihr den Duft der Legenden, der über diesem Raum liegt? Ich komme oft hierher, wenngleich ich wenig von Musik verstehe. Aber man sagt, dass der Anblick für jeden Musiker überwältigend sei.“

  • Licht durchflutete die Gänge vor ihnen und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die goldverzierte Tür, vor der Artemius stehen geblieben war. Als er die Türen aufstieß, sog sie die Gerüche tief in die Nase ein. Es roch nach altem Holz und der Raum schien so einiges an Geheimnissen zu bergen.


    Langsam schritt sie an Artemius vorbei in den Raum, während ihr Blick am liebsten auf allen Instrumenten auf einmal hängen geblieben wäre. Sie ließ den Blick über die Kostbarkeiten schweifen, die Lippen leicht geöffnet vor Staunen über diese Schätze, das eigene, auch keinesfalls wertlose Instrument in seinem Beutel an sich drückend.


    "Das ist überwältigend." hauchte die Rothaarige leise und ging näher an die Harfe heran, um jene zu betrachten. Auch die dunkle Flöte, die nicht weit von jener Harfe lag, wurde aufmerksam betrachtet. So viele wundervolle Instrumente. Ob sie nur noch hier standen oder ob einer der Meisterbarden sie noch ab und an spielte? Ihr Blick wanderte zu Artemius zurück, die grauen Augen funkelten vor Begeisterung.
    Nichts, aber auch gar nichts konnte aufwiegen, was er ihr mit dem Besuch bei dieser Sammlung gegeben hatte. Ein strahlendes Lächeln spielte über ihre Lippen.
    "Ich danke euch, unendlich, das ich dies hier erblicken darf."

    Eines der traurigsten Dinge im Leben ist, dass ein Mensch viele gute Taten tun muss, um zu beweisen, dass er tüchtig
    ist, aber nur einen Fehler zu begehen braucht, um zu beweisen, dass er nichts taugt.“


    George Bernard Shaw

  • "Dankt mir nicht zu früh, meine Liebe. Mein Vergnügen ist das größere, erlaubt es mir schließlich, Zeit in Gesellschaft einer wunderschönen Dame zu verbringen. Es war nicht ohne Eigennutz, als ich Euch angesprochen habe."


    Artemius zeigte ein charmantes Lächeln, das einen Beobachter in Schmunzeln versetzen würde, war es doch genau das, was man von dem berühmtesten Poeten Nir'alenars gemeinhin erwartete.
    Beiläufig berührte ein Finger das Holz einer schmucken Geige, die nicht von ungefähr an die Formen einer schönen Frau erinnerte, strich kurz über die glatte Oberfläche, bevor er sich wieder zu Vìrinel umwandte.


    "Aber Ihr stammt nicht aus dieser Stadt, habe ich recht? Was führt Euch in das Herz des Juwels von Beleriar?"


    Interessiert musterte er die schlanke, rothaarige Gestalt. Das Äußere ein Satyrn verriet nichts über seine Herkunft. Doch gab es auch wenig Grund, diese unter seinesgleichen zu verbergen

  • Das Lächeln fand seinen Widerhall auf den Lippen der Rothaarigen. Ihr Blick huschte zu seinen Fingern, als jene über den Rumpf der Geige strichen und anschliessend wieder zu seinem Gesicht.


    "Umso mehr Ehre ist es mir, von einer solchen Persönlichkeit wie euch Gesellschaft leisten zu können und euch dadurch Freude zu bereiten."


    Die Satyr war sich der Blicke ihres Gegenübers durchaus bewusst. Und sie sonnte sich förmlich darin.
    "Ich bin in der Tat nicht von hier. Ich stamme aus dem Silberwald." ließ sie ihn mit samtiger Stimme wissen und lächelte aufs Neue. "Und warum ich hier bin? Nun, Abenteuerlust, die Suche nach Neuem.. das tiefe Interesse für diesen Ort. Und ich hatte das Glück auf eines der seltenen Portale hier her zu stossen. Auch wenn ich das nicht wusste, als ich hindurch ging."


    Es hätte alles mögliche passieren können. Sie hätte Ertrinken können, irgendwo hinter Stein festsitzen oder allerlei andere Dinge. Aber sie hatte es gewagt, mit dem Risiko zu leben, war durch das Portal geschritten und hatte Nir'alenar gefunden. Den Ort, der oben eine Legende geworden war und für die Wesen, die hier unten lebten, beinahe so etwas wie ein Gefängnis.

    Eines der traurigsten Dinge im Leben ist, dass ein Mensch viele gute Taten tun muss, um zu beweisen, dass er tüchtig
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    George Bernard Shaw

  • Verwirrung spiegelte sich für einen winzigen Augenblick auf Artemius Zügen und eine kleine Falte erschien zwischen den Brauen des Satyrn. Die Existenz von Portalen. Ja, sicherlich gab es Portale in Geschichten und Legenden. Aber so wie die meisten hatte er bisher niemanden zu Gesicht bekommen, der einen dieser legendären Zaubertunnel durchquert hatte und so schien es ihm beinahe unglaublich.
    So wie für den größten Teil der kurzlebigeren Bewohner Beleriars war die Oberwelt für Artemius ein ferner Ort, den er im Grunde nur aus Geschichten kannte. Besaß er eine Sehnsucht nach dem freien Himmel und den Sternen? Nun, er hatte sie niemals mit eigenen Augen gesehen und konnte sich noch nicht einmal vorstellen, wie es dort draußen sein mochte. Die Insel war seine Welt und er war glücklich hier. Eine andere mochte eine sehnsuchtsvolle Komponente und Dramatik in ein Theaterstück oder ein Gedicht bringen, aber darüber hinaus war ihm der Gedanke daran fremd.


    „Tatsächlich? Nicht viele würden es als Glück bezeichnen, unter dieser Kuppel gelandet zu sein. Schließlich gibt es wenige Möglichkeiten, sie wieder zu verlassen. Aber ich hoffe, daß Euch dieser Gedanke nicht betrübt, schließlich ist es unser Gewinn.“


    Ein Lächeln untermalte seine Worte und die Finger ließen von der Geige ab.


    „Aber Ihr sagt, daß Ihr gerade erst nach Nir’alenar gekommen seid. Was möchtet Ihr sehen? Die Instrumentensammlung ist mit Sicherheit außergewöhnlich, aber wahrscheinlich vermag sie es nicht, Eure Aufmerksamkeit über Stunden zu fesseln.“


    Die Abgeklärtheit, mit der die Satyrfrau ihr Schicksal betrachtete, ließ Artemius vermuten, daß sie nicht gerade erst auf der Insel gelandet war, sondern sich bereits eine Weile hier aufgehalten hatte. Schließlich und endlich würden wohl wenige Lebewesen dazu neigen, aus ihrem Lebensraum gerissen zu werden und sogleich frohen Mutes zu sein.
    Er unterdrückte ein leises Seufzen, als Schwermut ihn erneut überkommen wollte. Sein Auftreten war sparsam, es fehlte an der überschäumenden Lebensfreude, den großen, großspurigen Gesten, die seine Erscheinung sonst zum Strahlen brachten.

  • Ein offenes Lächeln huschte über ihre Züge. Feinfühlig, wie die Rothaarige war, entging ihr keineswegs die Andeutung von Schwermut in Artemius' Verhalten.
    "Lieber Artemius, ich bin hoch erfreut das ihr mir diese wundervolle Sammlung gezeigt habt. Ja, es gibt in der Tat noch so einiges, das ich gerne sehen würde. Gasthäuser, Sehenswürdigkeiten in dieser Stadt... Leute. Schwer pauschal zu sagen und vieles kann man nur allein erforschen. Ich würde euch aber gerne einmal so treffen, in einem Gasthaus, lasst uns etwas trinken und essen, vielleicht spiele ich ja dann das ein oder andere Lied?
    Was mein Leben hier angeht.. ja, ihr mögt Recht haben das nicht jeder dies als Chance sieht. Ich schon. Diese Stadt hat ihren eigenen Reiz, ich fühle mich nicht gefangen. Und es gibt Dinge hier.. die mein Interesse mehr als erregen."


    Bei den letzten Worten hatte ihre Stimme einen leicht heiseren Unterton und der Blick, den sie dem anderen Satyren zuwarf, war alles andere als "zahm". Im Gegenteil, es war recht offensichtlich, WAS der Rothaarigen in diesem Moment durch die Gedanken ging.


    "Ich bin in zwei Tagen im Gasthaus Zauberbrunnen.. wenn ihr mögt, kommt doch einfach. Ein ganz zwangloses Treffen, Musik, Gespräche, gutes Essen.. was will man mehr?"
    Ein Zauberhaftes Lächeln wurde Artemius zugeworfen, ehe sie an ihm vorbeischritt, mit ihrer Hand verheissungsvoll über seinen Unterarm streifend, kurz den Kopf wendend um mit den weichen Lippen seine Wange zu streifen und den Duft ihres Rosenwassers hinter sich herziehend, vermischt mit dem ihr eigenen Geruch nach Frau, um sodann in den Gang hinaus zu treten.
    Das Lächeln, das ihre Lippen zierte, würde Artemius in diesem Moment wohl entgehen...

    Eines der traurigsten Dinge im Leben ist, dass ein Mensch viele gute Taten tun muss, um zu beweisen, dass er tüchtig
    ist, aber nur einen Fehler zu begehen braucht, um zu beweisen, dass er nichts taugt.“


    George Bernard Shaw

  • Und so blieb dem erstaunten Satyrn nichts anderes übrig, als mit staunenden Augen zuzusehen, wie die rothaarige Angehörige seines Volkes aus seiner Reichweite entschwand.
    Und letztlich blieb es allein seinem angeschlagenen Selbstvertrauen anzurechnen, daß er ihr nicht sogleich auf dem Fuße folgte, sondern mit einem verblüfften Kopfschütteln zu seinen Arbeitsräumen trabte, um noch lange über diese Begegnung nachzusinnen.

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