Der Nachtmarkt (alt)

  • Zeciass verzog kurz die Lippen und das Lächeln verging auf seinem Gesicht. Die Daumen seitlich hinter seinen Gürtel hakend, zog er die Schultern zurück und brachte damit eine ansehnliche Spannung in seine trainierte Statur. Ein ungewohnter, rauchiger Geruch hing in der Luft, der von den verkohlten Überresten des Feuers herrühren musste und der Yassa'Dhar drehte sich, um zu sehen, ob der Rauch noch stärker heran treiben würde.


    Er hatte sich mehr Wissen von diesem schüchternen kleinen Ding erhofft, doch es reichte, um seine Vermutung zu bestärken. Dass sie ihm bereitwillig und arglos antwortete, hatte seine Rachsucht gedämpft. Es würde jedoch nicht das Letzte gewesen sein, womit sie ihm dienlich war, bevor er...


    Laut krächzend zerbrach eine Stimme seine Gedanken. Rasch mit zusammengezogenen Brauen zur Seite sehend, erkannte Zeciass ein krummes, altes Geschöpf neben sich, das zwischen all den trockenen Kräutern und wunderlichen Objekten zuvor verborgen gewesen war. Allein ihr Anblick war eine Zumutung, sodass er unwillig schnaubte. Eine weitere Stimme erklang hinter ihm, doch sie war so leise, dass er annahm, sie gehöre zu seiner Niederen. "Behalt deine Zunge zwischen den Zähnen!", wies er das Marktweib grob ab, hörte erneut die Stimme in seinem Rücken und fuhr herum, kaum dass etwas seine Schulter berührte.


    Er erkannte seinen Irrtum sofort und sein aufgekeimter Zorn verlagerte sich von der Dai'Vaar auf die Fremde. Zeciass maß die hochgewachsene Gestalt der Frau mit einem abschätzenden Blick. Ihr dunkles Kopftuch verbarg nur ihr Haar, sodass ihre helle Haut und ihre ebenmäßigen Züge sofort ins Auge fielen. Sie war ansehnlich, doch ihr Tonfall gefiel ihm nicht. "Was?" knurrte er und hob seine Oberlippe weit genug, um seinen linken Reißzahn drohend zu entblößen.
    Noch eine von diesem Pack, das gemeint hatte, einen Yassalar herausfordern zu müssen?

  • "Ihr steht im Wege." Antwortete Tara trocken und schien von der Drohgebärde des Yassalar völlig unbeeindruckt.
    "Wenn ihr euren hübschen Hintern nur ein wenig mehr nach links bewegen würdet, dann wäre mir schon geholfen." Auch Tara entblößte ihre Zähne. Allerdings zu einem hinreißenden Nixenlächeln - was gleich darauf wieder erstarb.
    Sie hatte keine Lust sich mit irgendjemanden anzulegen. Weder mit einem Yassalar, der meinte sich beweisen zu müssen, noch mit irgendeiner anderen der zwielichtigen Gestalten des Nachtmarktes.


    So versuchte sie sich an Zeciass vorbei zu schieben und warf Fanir einen bedauernden Blick zu. "Entschuldigt, ich störe eure Unterredung nicht länger, ich will nur eben.."
    Endlich stand sie vor dem Stand des Kräutermütterchens und atmete tief durch. Was sollte sie gleich noch besorgen?


    "Hey, Mütterchen! Kann ich bei euch Salpeter kaufen?" Rief sie der Kräuterfrau in einem Ton entgegen, mit dem sie der Yassalar mit Sicherheit bereits beim ersten Wort gehört hätte.

  • Autor: Klivv


    “Der iste aber grantelig!“, beschwerte sich das alte Martweib laut und begleitet von einer ordentlichen Portion Spucke über den Kerl, den sie soeben noch so mühevoll bequatscht hatte und schloss noch – wenn auch in stark genuschelter und kaum verständlicher Form – einen ihrer berüchtigten Flüche an. Die nebulöse Gestalt hatte sie wohl doch beeindruckt und da sie selbst um die Wirkungslosigkeit ihrer Verwünschungen wusste, riskierte sie lieber nichts.


    Einen Augenblick später zerfloss ihre beleidigte Miene ohnehin schon zu einem zahnlosen Lächeln. Eine Kundin war zu ihr gekommen und das ganz ohne zuvor überredet werden zu müssen. “Aber sicherlisch, habe ich Salbigpeter. Und viel anders schöne Sache. Nur immer herkomme und ansehe. Habe ich gute Krötenscheiße, machen gesunde weiße Zähne. Habe ich Hasenzähne für feste Stuhl, habe ich viel viel schöne Sache…“ Noch während sie schwätzte, war die Vettel in ihren Stand gewuselt und hatte einen großen Sack mit weißem Pulver auf den Verkaufstisch befördert. “Wieviel brauche, wieviel wolle?“

  • Völlig perplex starrte Fanir auf den Rücken des Yassalar. Was war gerade passiert? Sie war sich nicht sicher, sie hatte gerade eine sehr private Geschichte erzählt, etwas was, außer den Personen die dabei gewesen waren niemand wusste. Es sollte niemand wissen. Und jetzt tat das jemand. Sie atmete durch und schloss kurz die Augen. Was war in sie gefahren? Konnte sie nicht besser aufpassen? Gerade einem Yassalar! Sie waren doch so schon gefährlich. Sie sah auf und bemerkte, dass er sich immer noch von ihr abgewendet hatte. Neugierig sah sie um ihn herum. Was konnte seine Aufmerksamkeit so fesseln, wenn er gerade noch die privatesten Geheimnisse von ihr hören wollte?


    Eine Frau schob sich an ihm vorbei und schien sich nichts daraus zu machen, dass sie sich an einem Yassalar vorbeiquetschte. Fanir konnte sie dafür nur bewundern. Oder auch ängstlich anstarren. Als sie sie ansprach zuckte sie zusammen. "Stören?", murmelte sie zu leise um für irgendjemanden überhaupt als Unterhaltung angesehen zu werden. Sie machte sich kleiner in ihrem Umhang. Die Situation gefiel ihr nicht, zu viel Feindseligkeit lag in der Luft.

  • Geringschätzig nahm Zeciass die Erklärung zur Kenntnis. Ihn zu belästigen, anstatt sich zwischen zwei anderen Ständen hindurch zu bewegen, konnte nur einer Trockenen einfallen. Sein Kinn hob sich, als die Niedere sich ohne ein Zögern an ihm vorbeidrängeln wollte und die Sehnen seiner rechten Hand spannten sich bereits, um sie grob am Kragen zu packen und zurückzureißen. Dass er es nicht tat, war allein der Angst in den Augen der Rothaarigen geschuldet, deren Reaktion er mit einem flüchtigen Seitenblick prüfte. Was nutzte es schon, einer wertlosen Niederen Respekt einzubläuen, wenn er dadurch sein gehorsames Fischchen verlor?


    So beließ er es dabei, sich um keinen Deut von der Stelle zu bewegen. Das Bemühen der dreisten Trockenen mit unbewegter Miene verfolgend, nahm er kurz darauf einen stechenden Geruch an ihr wahr und rümpfte die Nase, ehe er sie mit einer mitleidigen Drehung passieren ließ. An ihr klebte dieselbe widerwärtige Mixtur aus Gestank, die ihm schon in der Schwarzen Katze übel aufgestoßen war.


    Dass die Trockene die spuckende Schabracke von ihm weglockte, war ihm nur allzu recht. Ein dunkles Seufzen entrang sich ihm, während er sich wieder seiner Gesprächspartnerin zuwandte. "Alles in Ordnung?", fragte er und mochte Zi'llail wissen, wie es ihm gelang, seine Stimme so besorgt klingen zu lassen. Vor wachsender Ungeduld spielte er mit dem Gedanken, die Rothaarige in einen stillen Winkel zu schleifen und es der Furcht zu überlassen, sie gefügig zu machen, allerdings war das noch nie der Stil gewesen, den er bevorzugte... und so wartete er stattdessen auf eine Antwort von ihr.

  • "Krötenscheisse.." Wiederholte Tara und rollte mit den meergrünen Augen. "Davon hatte wohl der Yassal..." mitten im Satz verstummte die Rothaarige und grinste breit. Manches musste nicht ganz ausgesprochen werden.


    "Aber ich will auch nichts anderes anschauen, Mütterchen. Salpeter. Verkauft mir .. hmm.."
    Tara biss sich auf die Unterlippe. Ihr fiel auf, dass sie nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wie viel Klivv von dieser Zutat brauchte. Angestrengt dachte sie nach. Der Rum, den sie eben noch bei Klivv zu sich genommen hatte, war noch in ihrem Blut zu spüren, verlangsamte ihre Gedanken.
    Sie schloss kurz die Augen. Vor einigen Monden hatte Klivv doch selbst aus Vogeldung Salpeter herstellen wollen. Wie viel der ekelhaften Exkremente hatte Tara doch gleich noch besorgt?
    6 bis 8 Kilogramm waren es sicherlich gewesen. Die Rothaarige schüttelte sich bei dem Gedanken daran kurz.


    "2 von den kleinen Säckchen, die ihr da hängen habt, sollten reichen. Glaube ich.." Antwortete sie und sah sich unsicher um.


    Der Yassalar hatte in der Zwischenzeit wieder das Gespräch mit dem rothaarigen Mädchen aufgenommen. Die Kleine sah irgendwie aus, als würde ihr die Situation nicht behagen. Für einen Augenblick fühlte Tara Mitgefühl. Um dieses Gefühl schnell wieder zu verdrängen, sah sie sich erneut nach der Kräuterfrau um.
    "Ihr habt nicht zufällig auch Rum da?"

  • Autor: Klivv


    “Yassal haben meist gesundes weißes Zahn“, meinte das Kräuterweib, das noch immer nicht begriffen hatte, dass sie gerade mit einem solchen zu tun gehabt hatte, ganz allgemein und nickte. Da ihre Kundin jedoch recht schnell zum geschäftlichen Teil überging, hielt auch sie sich nicht lange mit Plaudereien auf. “Schade, auch keine Mehl von die Flattermaus für glanzend Aug und feines Haut?“, murmelte sie zwar noch routinemäßig, war allerdings schon mit dem Salpeter beschäftigt.


    “Komme ganz darauf an, was damit machen.“ Da ihre Nase noch besser funktionierte als ihre Augen und sie glaubte Pulverdampf wahrzunehmen, hatte sie so eine Ahnung. “Iste für Puder mit die laute Knall“, stellte sie eher fest, als dass sie fragte. “Iste der Saligpeter drin zu drei Teile von vier. Brauche auch noch passend Schwefel oder verbrannte Faulholz?“ Das sollte reichen, um ein besseres Gespür für die benötigte Menge zu bekommen und vielleicht noch etwas mehr Geschäft zu machen. “Abr nicht mische zusammen selberig! Immer suchen jemand, der schon gemacht oder um den nicht schade“, gab sie noch einen gutgemeinten, ja fast schon mütterlichen Rat, während sie Pulver in die gewünschten Säckchen füllte. “Sinde zwei pfundig Beutel, mache ein goldig Munze.“


    Die alte Frau war beinahe überrascht, als die Piratin im Anschluss noch nach Rum fragte. Sie hatte gemeint eine jener Personen, die genau eine Sache wollen und dann abziehen, ohne noch einen Herzschlag an Zeit zu verlieren, vor sich zu haben. “Oh, habe ich gute Rum!“ So wie ihr Gegenüber roch, war sie sich sogar fast sicher, dass es schon Bekanntschaft damit gemacht hatte. Tatsächlich hatte sie binnen eines Augenblicks eine Flasche des billigen Fusels, den der Rattenfänger zum Einlegen von… Sachen verwandte, unter dem Tresen hervorgezogen.

  • Sie sah auf und fragte sich, was sie ihm antworten sollte. "Ja, geht schon", sagte sie leise. Auch wenn es nicht der Wahrheit entsprach. Innerlich war sie total aufgewühlt von ihrem Geständnis. Was hatte sie nur dazu gebracht? Als sie jetzt in seine Augen sah, konnte sie sich ein wenig verstehen, aber noch immer schalt sie sich einen Dummkopf.


    Sie sah sich auf dem Markt um. Auch wenn das Feuer gelöscht war, es herrschte noch immer ein reges treiben, die Frau, die sich gerade an ihnen vorbeigedrängelt hatte war nicht die einzige, die noch einkaufte. Fanir wurde das hier zu viel. Gerne wäre sie wieder nach oben verschwunden, fragte sich aber, wie sie das anstellen sollte. Wieder sah sie in die Augen des Yassalars.

  • Der Kommentar der dreisten Niederen entging Zeciass durchaus nicht und eine ärgerliche Furche entstand zwischen seinen weißen Brauen. Genau so etwas wuchs daraus hervor, wenn man nicht sofort hart durchgriff. Die Alte bewies erstaunlich viel Verstand, als sie die Respektlosigkeit im Keim erstickte.


    Zumindest die Dai'Vaar an seiner Seite begnügte sich in der Zwischenzeit mit einer knappen Antwort, die dem Maß seines Interesses entsprach. Ihre grünen Augen suchten seinen Blick noch immer, als könnte sie es nicht erwarten, sich in seiner Schwärze zu verlieren, was seinen Unmut über die Störung milderte. „Du sagtest, deine Geschäfte hier unten wären beendet“, nahm er den Faden seiner Befragung wieder auf und deutete mit dem Daumen in die ungefähre Richtung, in der die Anlegestelle liegen musste. „Diese stinkenden Abfallrinnen können unmöglich der einzige Zugang sein. Wie bist du hergekommen? Ich werde dich begleiten, wenn du...“ Weiter kam er nicht. Plötzlich troff etwas Eiskaltes über seinen Kopf. Glitschige Klumpen klatschten zu Boden und bei seinem überraschten Atemzug stach Zeciass das stechende Aroma faulen Fisches in die Nase. Ein zischendes Lachen hing in der Luft und kaum sprang der Blick des Yassa'Dhar nach oben, entdeckte er dort eine dunkle Feengestalt in der Luft flattern. Wutentbrannt lief ein Beben durch seinen gesamten Körper. „Dafür stirbst du!“, brandete sein lautstarker Zorn gegen den dunklen Feenelf, der nur umso zischelnder lachte und blitzschnell in den Sturzflug überging.


    So flink und geschickt, dass selbst die Hand des Yassa'Dhar ins Leere langte, rauschte der kleine Störenfried an der Dai'Vaar vorbei und pfefferte ihr ein Pulver unter die Kapuze. „Tshiz!“ fluchte Zeciass schon zum dritten Mal in dieser Nacht. Ekelerregend klebte der Fischschleim auf seinen Schultern und tropfte seinen Oberkörper hinab. Jeder Atemzug ließ seine Wut höhere Wellen schlagen und in seiner Vorstellung starb der dunkle Wicht bereits tausend Tode.


    Auf einer unberechenbaren Flugbahn zischte der Feenelf weiter, kicherte kurz unheilvoll und war mit Mal wieder verschwunden. Hektisch versuchte Zeciass die kleine Pest zu entdecken, bevor der kleine Spinner erneut aus dem Hinterhalt zuschlagen konnte, dabei nahm er überrascht wahr, dass die Dai'Vaar neben ihm umkippte. Er reagierte instinktiv und griff nach ihr, bevor sie auf dem Boden aufschlagen konnte. Ohne groß nachzudenken, hob er die Besinnungslose auf seine Arme und spähte weiter nach dem Feenelf. Am Stand bei der Alten entdeckte er ihn endlich. „Lasst die fliegende Ratte nicht entkommen!“ brüllte er den beiden zu, die offenbar seine nächsten Opfer werden sollten.

  • Heftig torkelnd und mit den Armen rudernd stolperte eine ziemlich verwahrlost aussehende Gestalt aus einem der engen Gänge des Nachtmarktes. Der strenge Geruch von Alkohol, der die abgerissene Gestalt wie eine dicke Wolke zu umhüllen schien, war selbst in einigen Schritt Entfernung noch mehr als deutlich zu vernehmen und so manches feine Näschen würde sich in seiner Nähe sicherlich schnell angewidert rümpfen. Eines war sicher, dieser Kerl hatte wahrlich schon bessere Zeiten gesehen, aber selbst die waren vermutlich schon seit einer halben Ewigkeit vergangen. Es war kein sehr schöner Anblick und selbst hier unten, im Nachtmarkt, wendete doch so mancher verstohlen sein Antlitz von diesem offensichtlichen Säufer ab.


    Einzig und allein die Art, wie es der Kerl trotz seines erbärmlichen Zustandes vermochte, die ihm entgegenkommenden Passanten wie Hindernissen auszuweichen und schlingernd an ihnen vorbei zu torkeln, war schon etwas ungewöhnlich. Fast schon konnte man so etwas wie Eleganz in seinen Bewegungen erkennen, wenn er nicht beim nächsten Schritt wieder fast gestolpert wäre. Einzig und allein, wenn eine hübsche Dame seinen Weg kreuzte, oder eben das was er dafür hielt, zog er seinen fetten Dreispitz vom Haupt und schwurbelte eine Art Verbeugung dahin, aber bevor er auch nur den Mund aufmachen konnte, hatte diejenige bereits das Weite gesucht. Man konnte es ihr wohl auch nicht verdenken.


    Nachdem er vermutlich endlich bemerkt hatte, dass er heute wohl keinen Erfolg mehr bei irgendeiner Frau haben würde, torkelte er nun weiter, wobei sich die Richtung geändert hatte. Sein Geldbeutel war fast leer und neue Beute heute nicht in Sicht, so dass er sich nun möglichst billig versorgen musste. Welches Ziel wäre da besser geeignet, als das alte Kräuterweib, denn die hatte immer ein paar Flaschen ihres spottbilliges Gesöffs unter der Theke lagern, selbst für einen abgerissenen Typen wie Aran war das noch erschwinglich. »Platz da! Platz da! Ich brauch Rum!« krakelte er, als mehrere Passanten ihm den Weg zum Stand versperrten und machte sich dann auch sogleich daran, sich an diesen vorbei zu drängeln, während sich der beißende Geruch von fauligem Fisch mit dem von zuviel Rum vermischte.

  • Den Erklärungen des Kräuterweibs hörte Tara nur mit halben Ohr zu.
    Es interessierte sie nicht wie man Schwarzpulver herstellte, was man brauchte oder was es zu beachten gab. Sie interessierte sich nur für den Preis, den sie jemanden dafür zahlen musste, dass er diese Arbeit übernahm. Ausserdem hätte sie einer solch alten Vettel auch nicht wirklich vertraut, dass diese die richtige Zusammensetzung kannte.


    Während die Alte wog, redete, abmaß und noch mehr redete, wanderte Taras Blick also wieder über das Geschehen um sie herum. Und was sie diesmal sah, ließ ihre Augen größer werden und die Kinnlade eine Etage weiter nach unten sacken.
    Offensichtlich machte sich ein Feenelf gerade sein Späßchen mit dem Yassalar.
    Und für einen Augenblick wusste Tara nicht was sie tun sollte. Ein raues Lachen erstickte in ihrer Kehle, als dem Schwarzschuppigen Bröckchen von totem Fisch durch die Haare glitten. Doch wusste sie gleichzeitig, dass mit einem zornigen Yassalar nicht zu spaßen war.


    So drehte sie sich wieder zur Marktfrau um, die ihrerseits mit einer Flasche Rum winkte. Immernoch den mit Gammelfisch gespickten Yassalar in ihren Gedanken, schüttelte sie den Kopf.
    "Ich will nicht euren billigen Fusel. Habt ihr keinen Rum vom Silberfluss?" Konnte Tara ihr noch eben entgegen schleudern, als zwei Dinge gleichzeitig geschahen, die um Taras Aufmerksamkeit buhlten.
    Wäre es nur der Feenelf gewesen, der plötzlich über dem Stand der Kräuterfrau auftauchte und dessen Erscheinen durch einen lautstarken Ruf des Yassalars angekündigt wurde, so hätte Tara wohl ihre Steinschlagpistole genommen und das letzte bisschen Schwarzpulver was sie hatte, an diese Kreatur vergeudet.
    Doch der Mann, der neben sie getreten war und lautstark nach Rum krakeelte, lenkte Taras Aufmerksamkeit ab. So sehr, wie es sonst selten ein Mann bei der Rothaarigen schaffte.
    "Aran Eisenklinge.." Knurrte sie hinter zusammengebissenen Zähnen.

  • Autor: Klivv


    Das alte Weib zuckte mit den Schultern. “Dann nur Saligpeter für ein goldig Munze.“ Für ihren billigen Fusel hatte sie schließlich genug andere Kunden und gerade als sie die Flasche wegpacken wollte kündigte sich einer der treusten unter ihnen lautstark an, was sie dazu veranlasste genau das Gegenteil zu tun: Nämlich eine weitere Pulle auf den Tresen zu befördern. “Iste schon da!, ließ sie ihren Stammgast mit einem breiten zahnlosen Lächeln wissen.


    Dann jedoch kam dieses flatternde Etwas, dass in der Nähe bereits für Unruhe gesorgt hatte, direkt auf sie zu und das konnte sie an ihrem Stand nun gar nicht gebrauchen. “Ratte nix fliegen. Heise noch immerlich Flattrmaus“, belehrte sie den unhöflichen Kerl, der zuvor ihren Stand blockiert hatte, während sie schon nach etwas suchte, das sie auf das lästige Biest werfen konnte.


    In einem Beutel getrockneter Krötenexkremente glaubte sie etwas Geeignetes gefunden zu haben und schleuderte ihn trotz der schlechten Augen mit bemerkenswerter Zielsicherheit am Feenelf vorbei und auf den Yassa’Dhar zu.

  • Zitat von Fanir

    Von oben tropfte etwas schleimig ausehendes auf den Yassalar herab und bevor Fanir wirklich aufschauen konnte, wurde sie mit Pulver beworfen. Sie nieste. Was war das bitte? Mehrmals strich sie sich durch das Gesicht, während der Yassalar neben ihr fluchte und versuchte das Geschöpf einzufangen, welches sich wohl einen Scherz bei ihnne erlaubt hatte. Plötzlich gähnte sie. Sie war auf einmal so müde und zu keinem klaren Gedanken fähig. Hatte der Mann vor ihr, sie nicht geade was gefragt? Sie wusste, sie hatte antworten wollen, aber was...? Wieder gähnte sie. Auch wenn es spät war, so müde war sie vorher nicht gewesen. Sie spürte, wie ihr Oberkörper leicht zur Seite kippte, konnte sich aber gerade noch so halten. Als sie dann allerdings in die andere Richtung fiel, war sie schon eingeschlafen, bevor sie entwas dagegen unternehmen konnte.


    Die Szene beobachtend, die sich am Stand abspielte, trat Zeciass hastig einen Schritt zurück, als die alte Trockene etwas in seine Richtung schleuderte. Das braune Zeug verfehlte die Dai'Vaar in seinen Armen nur knapp und krümelte zu Boden.


    Blitzschnell nutzte der dunkle Feengeist seine Chance, schnappte sich die zwei Pullen, die das alte Weib auf den Tresen gestellt hatte und flatterte über die beiden, die gerade nach Rum verlangt hatten. Gluckernd ergoss sich der Inhalt der Pullen auf deren Köpfe hinab.


    Zeciass hatte die Schlafende indes zu Boden gelegt und nach einem getrockneten Stachelfisch vom Nachbarstand gegriffen. Das stachelige Geschoss kurz in die richtige Wurflage drehend, sandte er es auf direktem Wege dem Feengeist entgegen, der gerade kichernd den Rum fließen ließ. Einen Moment zu spät realisierte der kleine Wicht, was da auf ihn zukam. Die harten Stacheln zerrissen seinen Flügeln und mit einem spitzen Schrei trudelte der verwundete Unruhestifter zu Boden, wo er schimpfend aufschlug und mehrmals kurz unsichtbar wurde, nur um sofort wieder aufzutauchen. „Erwischt“, knurrte Zeciass und bewegte sich auf den Feengeist zu, wobei er sich mit dem Handrücken den stinkenden Fischglibber von der Stirn wischte. Sein Ausdruck verhieß dem gestürzten Wicht nichts Gutes.



    Zitat von Captain Aran Eisenklinge

    Einem Wunder gleichend erreicht die heftig torkelnde und nach Rum riechende Gestalt schließlich tatsächlich den angestrebten Marktstand der alten Vettel, ohne dabei mit entgegenkommenden Passanten zu kollidieren oder für anderweitige Schlamassel zu sorgen. Vielleicht ist es auch einfach die Aussicht auf den billigen Fusel, die dafür sorgt, dass die verwahrloste Gestalt sich nicht allzu plump bewegt, wie man es von einem Betrunkenen eigentlich erwartet, sondern fast schon so etwas wie Zielstrebigkeit an den Tag legt, aber das ist natürlich nur eine bloße Vermutung. »Ich brauch Rum!« ertönt es wenig dezent aus seiner Richtung, als er den Stadt des alten Marktweibs erreicht und natürlich kümmert sich Aran nicht weiter um die anderen Marktbesucher in seiner Umgebung und ignoriert auch das Flatterwesen vollkommen, wenn er es denn überhaupt bemerkt haben sollte. Viel wichtiger ist da doch erst einmal der Nachschub an billigem Rum, für den das hässliche alte Weib nun zu sorgen hat.Die dahingeknurrten Worte der jungen Frau neben sich lenken ihn dann allerdings doch kurzzeitig von seinem Ansinnen ab und er wedelt belehrend mit dem erhobenen Zeigefinger vor Taras Gesicht herum. »Captain!« berichtigt er ihre Worte: »Captain Aran Eisenklinge, mein hübsches Kind!« Tatsächlich scheint er Tara nicht sofort zu erkennen, bei seinem vernebelt wirkenden Blick ist das allerdings auch nicht sonderlich überraschend, wobei es vermutlich vor allem an ihrem Kopftuch zu liegen scheint, welches ihre lange rote Mähne ja vor neugierigen Blicken bestens verbirgt. Kurz lupft er den fettigen und speckigen Dreispitz vom Kopf, um Tara dann verschmitzt zuzuzwinkern, scheinbar erkennt er sie noch immer nicht, aber bei einem hübschen Gesicht war der alte Aran ja sowieso immer sofort Feuer und Flamme. Während er seinen mager gefüllten Geldbeutel hervorkramt, wirft er der jungen Frau neben sich ein spitzbübisches Grinsen zu, ehe er sich dann doch wieder an das alte Marktweib wendet, um den Fusel zu bezahlen.Doch da macht ihm der listige Feengeist einen Strich durch die Rechnung, als er sich die beiden Flaschen des billigen Fusels schnappte, um sie dann direkt über Tara und dem nach Rum stinkenden Aran zu entleeren. Er selbst machte nicht einmal Anstalten sich dieser Rumdusche zu entziehen, sondern ballt stattdessen drohend die Faust in Richtung des Flatterwesens. »Der gute Rum!« protestierte er grollend nach oben und blickte dann das zahnlose Marktweib an. »Dafür bezahle ich aber nicht!« Offenbar störte es ihn nicht im geringsten, dass er wie ein Fass Rum stank, denn auch vorher schon war der Geruch nicht wirklich dezenter gewesen und vermutlich hätte es ihn auch nicht gestört, wenn man in in eine Wanne voll Rum geschubst hätte.



    Zitat von Klivv

    „Aber jemand mussen bezahligen!“, wetterte die Alte los. Sie mochte diesen – zumindest wenn er zu ihr kam – stets angetrunkenen Charmeur recht gut leiden, aber im Moment ging es um Geld. „Isse so eine gute Schnaps gewesen. Sollen Herrchen von die Flattrmaus bezahligen!“ Mit einem ihrer zittrigen knochigen Fingern deutete sie auf den Yassalar, der ihr jedoch nicht die geringste Beachtung schenkte. Zu sehr war er mit seinem Fang, dem kleinen Flügelwesen, beschäftigt und schon erhob auch eine der Damen Ansprüche auf das Vieh. Nanu, seit wann waren denn zwei rothaarige Frauen hier? Egal, irgendwer musste für den Schaden aufkommen.


    Resolut und mit einer Geschwindigkeit, die man ihr wohl kaum zugetraut hätte, verließ sie ihren Stand und hielt direkt auf den Brennpunkt des Geschehens zu. „Isse ja gar kein Flattrmaus“, stellte sie überrascht fest, als sie das Wesen erstmals aus der Nähe erblickte. „Mache nicht zu sehr kaputt!“ Die Pistole ließ erahnen, dass man derzeit ein anderes Vorhaben verfolgte. “Flügel, Auge, lasset sich alles noch verkaufigen. Konnte es als Ersetzigung von Schnaps anrechnen. Wicht musse stehen gerade für verursachte Schaden, jawoll!“

  • Zitat von Fanir

    Was war das? Fast konnte Fanir den alten Hof ihrer Eltern vor sich sehen. Er schien direkt vor ihr zu sein, als müsste sie nur die Hände ausstrecken, um ihn zu erreichen. Doch je mehr sie es versuchte, desto mehr schien sie sich von ihm zu entfernen. Sie sah ihre Geschwister, sie schienen nicht älter geworden zu sein, auch ihre Eltern sahen aus wie in ihrer Erinnerung. Alle saßen fröhlich zusammen, wie sie es tausendmal gemacht hatten. Und Fanir kam einfach nicht hin. Langsam schien das Bild zu verschwimmen, an den Rändern wurde das Bild immer blasser und ihr wurde klar: Das war nicht die Realität, das war ein Traum.
    Und als ihr das bewusst wurde, schien sich der Traum nur noch schneller aufzulösen und Fanir entwich ein seufzer. Gerne hätte sie in diesem Traum gelebt, so gerne! Aber das war ihr natürlich nicht vergönnt.
    Als sie nun die Augen aufschlug, befand sie sich seltsamerweise am Boden, als sie sich umsah, fand sie den Yassalar ein paar Meter neben sich stehen, die Frau, die sie so komisch betrachtet hatte, hatte Gesellschaft bekommen und beide schienen nass zu sein. Wie lange war sie denn weg gewesen? Und warum überhaupt? Sie konnte sich nicht erinnern. Sie hielt sich den Kopf. Wenn sie gefallen wäre, würde ihr Körper schmerzen müssen, was aber nicht der Fall war, was nur bedeuten konnte, jemand hatte sie aufgefangen. Sie warf einen Blick zu dem Yassalar, der sich über etwas aufzuregen schien. Aber das konnte doch nicht sein...


    Zeciass hob die Augenbrauen, als die Niedere ihren Anspruch auf den Feenelf beanspruchte. Unter anderen Umständen hätte ihn ihr Tonfall erbost, aber in diesem Moment spiegelte ihre bittere Wut seine eigene.


    Ihr Gesprächspartner schien dem Rum mehr als seiner Würde nachzutrauern, was dem Yassa'Dhar nur einen flüchtigen Seitenblick wert war. Die Worte der wütenden Frau und ihre schussbereite Waffe interessierten ihn dafür umso mehr. Knapp hinter ihr kam er zum Stehen und warf über ihre Schulter einen Blick auf den geflügelten Wurm hinab, der nur unverständliches Kauderwelsch vor sich hin brabbelte. Es klang bestenfalls nach wütendem Gejammer, kaum nach einer Entschuldigung, die dem Vergehen angemessen gewesen wäre.


    Mit harter Miene stieß Zeciass Luft zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Zögere nicht, erschieß ihn“, forderte er die Schützin dunkel auf. Der Tod erwartete diesen Wicht und es war Zeciass gleich, von wem sein Urteil vollstreckt wurde, solange er dabei zugegen war.


    Als die Sekunden verstrichen und nichts geschah, stieß er ärgerlich die Luft aus. Ehe ihn jemand daran hindern konnte, zog er seinen Dolch, trat um die Niedere herum und zog dem panisch quiekenden Feenelf die Klinge über die dürre Kehle. In seinem eigenen Element hätte ihm der austretende Blutnebel diese Tat versüßt, doch so rann der Lebenssaft nur bedeutungslos zu Boden.


    Wortlos wandte der Yassa'Dhar sich ab und überließ die minderwertige Versammlung ihrem Schicksal. Der Erwachten warf er noch einen letzten Blick zu, doch mehr als alles andere wollte er nun den ekelhaft klebrigen Gestank loswerden. Rothaarige Frauen schienen ihm kein Glück zu bringen und so tat es Zeciass nicht leid, ohne Abschied zwischen den Händlerständen zu verschwinden.

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