Schattenspiele

  • Noch immer hatte Tara sich nicht von der Stelle bewegt. Die Augen waren weiterhin auf das seltsame Diebespaar gerichtet.
    Mit Runzeln auf der Stirn versuchte die Piratentochter zu ergründen, was da vor sich ging.


    Für einen Diebstahl ging dies hier alles zu langsam. Für eine Liebelei waren die beiden zu distanziert.
    Aber was in Eriadnes Namen ging da vor sich? Und vor allen Dingen - gab es hier noch etwas zu holen?
    Tara sah sich um. Ach, was sollte sie noch warten. Die Zwei würden schon ein paar Münzen bei sich haben.


    Und mit dieser Gewissheit trat Tara aus dem Schatten. Die Pistole im Anschlag, das rote Haar im Nachtwind wehend.


    "So spät noch unterwegs?" Unterbrach sie die zwei Fremden in ihrer Unterhaltung.

  • Gerade wollte Corielle zu einer vernichtenden Erwiderung ansetzen und dieses betrunkene Individuum schärfstens zurechtweisen, als eine weitere Stimme an ihr Ohr drang und den vorgesehenen Redeschwall in einem krächzenden Laut erstickte.


    „Wah … ?!“


    Die Corvae zuckte vogelhaft. Ihr Kopf ruckte abgehackt in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Eine entwürdigende Regung ihres Volksstammes, die immer dann auftrat, wenn sie nervös wurde und die sie meist zu unterdrücken suchte.
    Ärgerlich rief sie sich zur Ordnung, kniff dann die Augen zusammen, um erkennen zu können, wem die Frauenstimme gehören mochte, die sich nun einmischte. Wahrlich, es war ein Albtraum. Und offenbar weigerte sich ihr Geist, daraus zu erwachen. Warum, warum, oh Askalar, hatte sie in dieser Nacht ihr Haus verlassen?
    Mühelos war die Pistole in den Händen des Wesens mit dem wehenden, flammenden Haar zu erkennen, das es zu einem lebendig gewordenen Rachedämon zu machen schien. Corielles Lippen schlossen sich wieder, als sie fieberhaft nachsann, wie sie aus dieser Situation würde entkommen können. Sie verfluchte sich dafür, ihre eigenen Pistolen nicht dabei zu haben. Alles, was ihr blieb, war dieses rostige Ding. Und ihre spitze Zunge, die sie nicht zu bezähmen vermochte.


    „Nein, wie überaus unhöflich, unsere Unterredung zu stören. Sagt, haltet Ihr es für angebracht, Eure Pistolen in dieser ungebührlichen Weise auf Fremde zu richten, die miteinander Geschäfte zu besprechen haben?“

  • Tara sah das Vogelwesen von oben nach unten hin an, hob dann die freie Hand zum Kinn und machte ein überlegendes "hmm..".


    "Eine wahrlich gute Frage, die ihr da stellt. Halte ich es für angebracht...?"
    In der Dunkelheit der Nacht waren die Augen der Piratin kaum zu erkennen, doch bei Tageslicht, hätte man in ihnen gesehen, wie amüsiert Tara über das geckenhafte Verhalten der Frau war.
    Was erwartete dieses Federvieh? Das sie sich höflich entschuldigte und wieder ging? Tara mußte ein Lachen unterdrücken.


    "Nun, wenn es denn lukrative Geschäfte sind.. hmm.. ja, doch, dann halte ich es für angebracht, euch bei diesen zu stören."
    Einige Sekunden mußte Tara überlegen, was sie nun tun wollte. Der durchzechte Abend ließ sie nur schwer klar denken. Wenn diese Beiden sich tatsächlich für "Geschäfte" getroffen hatten, so konnte das alles bedeuten. Von großem Reichtum über den Tausch von billigen Sammelmuscheln.
    Sie konnte die Dinge hinterfragen - oder sich aber für die einfachste Piratentat der Welt entscheiden.


    "Aber ich lasse euch und eure Geschäfte gerne wieder allein. Gebt mir einfach, was immer ihr dabe habt.. und dann zieht geht eure Wege." Großmütig nickte Tara.

  • Der am Boden liegende Mann hatte auf diese Gelegenheit schon gewartet und nun wo Corielle ganz offensichtlich abgelenkt wurde, war es die beste Gelegenheit sich endlich aus diesem Buschwerk zu erheben, denn zumindest richtete sie den Degen nicht mehr allzu direkt auf den Corpus des Piraten, so dass wenigstens mal aufstehen konnte. Ganz so unauffällig, wie er es vielleicht vorgehabt hatte, ging diese Geschichte allerdings nicht von statten, denn noch während er sich langsam erhob, ächzte der Mann schmerzhaft auf und stieß dabei wilde Flüche aus.


    Erst als er schließlich wieder auf beiden Beinen stand, wobei man nicht wirklich von stehen sprechen konnte, er schwankte ja mehr, als dass er wirklich stand, richtete sich seine Aufmerksamkeit auf die fremde Frau mit dem flammend roten Haar. Er kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, wer da genau vor ihm stand, aber irgendwie konnte er nur verschwommen sehen. »Ich bin wohl auf den Kopf gefallen...« murmelte er leise zu sich selbst und bemerkte dabei nicht, wie seltsam diese Worte jedem klar denkenden Wesen vorkommen mussten. Dass er einfach nur zu viel gesoffen haben könnte, kam ihm jedenfalls nicht in den Sinn...


    Ohne sich um das Gespräch zwischen Corielle und Tara zu kümmern, fing der versoffene Pirat an seine Kleidung zu richten, schlüpfte wieder in seine alte Lederweste und auch der obligatorische Dreispitz landete wieder auf seinem Haupt, um das Bild vollständig zu machen. Fehlten nur noch sein Degen und seine Pistole, aber nur eins von beidem war in seiner unmittelbaren Nähe.

  • Corielle ließ ein Schnauben vernehmen, das man durchaus als Belustigung auffassen konnte. Als ob es bei ihr etwas zu holen gab. Überaus amüsant. Sie erhob sich ungerührt auf ihre Beine und strich sich die Kleidung glatt, ganz so, als ob die Pistole nicht existent wäre. Dabei kam ihre fremdartig wirkende Gestalt vollends zum Vorschein und machte deutlich, dass es sich keineswegs um einen Menschen handeln konnte.
    Den Piraten ignorierte sie für den Augenblick. Die Rothaarige schien keinesfalls unter dem gleichen Alkoholeinfluss zu stehen, soweit sie dies zu beurteilen vermochte, und somit war sie die größere Gefahrenquelle. Er schien ohnehin mit seiner Kleidung beschäftigt.


    „Aber natürlich! Nun, lasst sehen, was ich Euch anbieten kann. Wie wäre es … hmm … mit diesem wundervollen …“


    Sie schenkte der Waffe einen abschätzigen Blick.


    „… Degen? Oder … ach wartet, meine Hosen? Stiefel kann ich Euch leider nicht bieten, wie Ihr seht. Leider habe ich keine Verwendung dafür. Aber vielleicht benötigt Ihr eine neue Bluse? Handschuhe? Ich befürchte, mehr habe ich Euch nicht zu bieten.“


    Durfte es denn wahr sein? Was stimmte mit dieser Nacht eigentlich nicht? Und wie ironisch war es, dass man ausgerechnet sie auszurauben gedachte? Während eines Raubzuges! Man hatte sie bei Tage schon oft für ein lukratives Opfer gehalten, aber wer kam auf den Gedanken, dass ausgerechnet eine … nun, Fassadenkletterin etwas bei sich trug, das von Wert war? Sie führte weder Juwelen noch Golddukaten mit sich. Aber es wäre durchaus amüsant gewesen, wenn sie eines ihrer falschen Schmuckstücke als Diebesgut hätte anbieten können.

  • Taras Laune wechselte von "amüsiert" hinüber zu "genervt". Versuchte dieses Federvieh jetzt auch noch Spielchen zu spielen?


    "Der Degen wäre ein Anfang." Sprach die Rothaarige und deutete mit dem Kinn an, dass Corielle ihn ihr zu werfen solle.
    "Eure Hosen entsprechen nicht ganz dem, was ich zu tragen pflege.." Mit näselnder Stimme versuchte Tara nun die Corvae nachzuahmen. ", aber eure Bluse gefällt mir tatsächlich. Los. Zieht sie aus." Taras Tonfall zeigte deutlich, dass sie keine Scherze machte. Es war vielleicht nicht ganz ehrenhaft, einem Opfer die Kleidung zu stehlen, wenn es sonst angeblich nichts besaß - aber Piraten waren nun mal selten ehrenhaft. Und dieses feine Blüschen ihres Gegenübers war immer noch tragbarer, als die klitzernden Oberteilchen, die sie dem Wanderzirkus geklaut hatte.


    "Und den Hut. Ich will euren lustigen Hut. Und ihr.." Erst jetzt schenkte die Rothaarige der anderen Person einen Funken von Aufmerksamkeit. "Ihr setzt euch wieder hin. Sofort."
    Der Mann hatte sich mittlerweile wieder mit Weste und Hut ausgestattet und irgendetwas kam Tara daran plötzlich bekannt vor. "Halt.. tretet lieber einen Schritt vor. Kenn ich euch?"
    Sie legte den Kopf schief und wartete daraus, dass der Mann einen Schritt aus den Schatten trat.

  • »Hinsetzen? Wo soll ich mich denn hinsetzen...« fragte der betrunkene Pirat die Frau mit feuerrotem Haar, doch war er viel zu sehr von der Corvae abgelenkt, die gerade seinen Degen weiterveräußern wollte. So deutete er eine knappe Verbeugung in Taras Richtung an und erklärte dieser dann in einem fast schon höflich zu nennenden Tonfall: »Gleich habe ich Zeit für Dich, Du hübsches Frauenzimmer. Aber zuerst muss ich mit diesem kleinen Vögelchen über mein Hab und Gut disputieren. Sobald ich meine Habe wieder in Besitz genommen hab, können wir gerne über eine Aushändigung an Dich verhandeln...«


    Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Corvae. Drohend fuchtete er mit dem Zeigefinger in Corielles Richtung, wobei er ganz offensichtlich noch immer ziemlich verschwommen sah, anders konnte man das seltsame Herumgefuchtel wohl nicht erklären. »Du ungezogenes kleines Vögelchen!« sprach er sie dann an und grinste wieder. »Erst spielst Du das liebe Kätzchen und dann beklaust Du mich! Aber jetzt wäre doch der passende Augenblick, mir meinen Besitz zurückzugeben, findest Du nicht? Und ich rede nicht nur von dem Degen, du diebisches Vögelchen, sondern auch von meinem kleinen Glitzerding, dass Du stibitzt hast.«

  • Warum ausgerechnet heute Nacht? Warum ausgerechnet sie? Corielle seufzte innerlich auf. Dieses Grundstück war verflucht. Das ganze Haus war verflucht. Sie wünschte sich ernsthaft, niemals mit Gendar Damahir mehr als nur einige flüchtige Worte getauscht zu haben. Und wohin war diese Stadt gekommen, wenn man sich nun schon während eines Raubzuges ausrauben lassen musste? Gab es unter Dieben denn keine Ehre mehr? Empörend! Nun denn, sie war schon schlimmer gedemütigt worden. Es gab wenig, was sie aus der Ruhe bringen konnte.


    Die Corvae löste würdevoll ihre Hutnadeln – wie schlecht mochte es schließlich um jemanden stehen, der sogar bereit war, die Kleidung eines anderen zu stehlen? Man hatte sie gelehrt, mit den Bedürftigen zu teilen – und nahm ihr kleines Hütchen mit einer leisen Spur des Bedauerns ab. Es war eine Kreation des gnomischen Hutmachers Aldo Taloni, nicht mehr der neusten Mode entsprechend und ein wenig abgetragen, aber sie liebte all ihre Hüte trotzdem. Kurz betrachtete sie das werte Stück, fuhr mit einer Kralle sanft über eine imaginäre Fluse, dann beförderte sie es in die Richtung der Frau mit der Pistole. Corielle diskutierte grundsätzlich nicht mit Individuen, die eine Waffe auf sie richteten. Es gab später immer wieder eine Zeit, zu der man sich wiedersah.


    Als sich der Pirat schließlich einmischte, waren ihre Finger mit den Schnüren der schwarzen Bluse beschäftigt. Sie hielt inne. Oh, ihre Gesellschaft war miteinander bekannt? Reizend. Es blieb abzuwarten, wie sich dies auf ihr Beisammensein auswirken mochte. Wie dem auch sei, mit höflicher Konversation war offenbar nicht zu rechnen.


    „Vielleicht wollt Ihr Euch zuvor einigen, wem ich die Waffe aushändigen soll? Ich möchte schließlich niemanden vor den Kopf stoßen, indem ich einen Fehler mache.“


    Sie lächelte einnehmend und wandte sich dann betont gleichmütig und überaus unschuldig zu dem Betrunkenen um.


    „Euer Glitzerding? Verzeiht, aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Ihr sprecht. Meint Ihr das hier?“


    Sie wies mit der freien Hand auf den Degen.


    „Nun, ich würde es nicht als glitzernd bezeichnen, Ding mag es treffen. Aber natürlich liegt das ganz in Eurem Ermessen.“

  • Die Art, wie er sprach ließ kein Zweifel. "Aran Eisenklinge." Sprach Tara laut aus.
    Er mußte es sein - und einen Augenblick wußte die Piratin nicht, ob sie lachen oder den Trunkenbold gleich erschießen solle.
    Sie entschied sich.. für nichts von beiden, aber richtete ihre Pistole stattdessen auf den lallenden Hutträger.


    "Schnürrt euch wieder zu und behaltet den Hut." Tara redete mit Corielle ohne den Blick von Aran abzuwenden.
    "Wenn ihr mit dem da Geschäfte machen müßt.. oder ihn bestehlt.." Ein bitteres Lachen kam über die Lippen der Piraten "dann habt ihr die Sachen, die ihr am Leib tragt weitaus nötiger als ich."
    Schlußendlich nahm Tara die Pistole runter.


    "Aran Eisenklinge.. ein Wunder, dass du Dreckskerl noch unter den Lebenden bist.." Tara meinte das Ernst. So wie Aran in der Vergangenheit dem Alkohol zugesprochen und rumgehurt hatte, hätte es sich nicht erschüttert, wenn er eines Tages leblos auf irgendeiner Straße gefunden worden war. Todgesoffen, von einem Ehemann erstochen oder einfach an irgendeiner Krankheit verreckt.


    "Das Glück scheint dich doch irgendwie zu mögen."

  • »Du weißt ganz genau wovon ich spreche!« knurrte der Pirat wütend in Richtung der Corvae und das erste Mal wich das ständige Grinsen für einen kurzen Moment aus den Zügen des versoffenen Kerls, offenbar ging es hier um mehr als nur ein Erinnerungsstück an eine angenehme Nacht. Doch dann wurde er von Taras Worten abgelenkt und blickte hinauf zu der rothaarigen Frau, als diese seinen Namen so offen aussprach und musste grinsen.


    Es gab nur eine Frau, die solche feuerroten Haare hatte, naja, eigentlich gabs davon sicher zwei oder drei, an die er sich noch erinnern konnte. Aber keine Frau mit soviel Mumm, um ihn mitten in der Nacht mit einer Pistole zu bedrohen und zu beleidigen. »Captain Aran Eisenklinge«, berichtigte er sie und deutete abermals eine Verbeugung an. »Stets zu Diensten, Mylady... sobald ich mein Hab und Gut zurückerhalten habe.«


    Ohne weitere Worte zu verlieren, wendete Aran sich nun wieder Corielle zu und versuchte urplötzlich mit einer schnellen Bewegung, die man diesem versoffenen Kerl gar nicht zugetraut hätte, die Distanz zwischen sich und der Corvae zu überbrücken, um hinter die Klinge des Degens zu gelangen und ihr Handgelenk zu packen zu bekommen...


    Sowas nannte man dann wohl Herausforderung des Glücks.

  • "Eisenklinge?"


    Der Name entfuhr Corielle, ohne dass sie es zu verhindern vermochte und so überging sie die Bemerkung der anderen Frau in ihrem Erstaunen. Wie konnte dieser Kerl ein Eisenklinge sein? Corielle war dem Grafen hier und da begegnet und die Familienähnlichkeit erschien ihr doch relativ gering. Ein Bastard vielleicht, der diesen Namen führte?
    Sie räusperte sich und wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als der Pirat ohne Vorwarnung auf sie zu sprang, wohl in der Absicht, sich auf sie zu stürzen. Ihre Reaktion war schnell. Die Corvae sprang auf ihren krummen Vogelbeinen beiseite und offenbarte dabei ein Geschick, das man ihr auf den ersten Blick wohl kaum zutrauen mochte. Der Satz war mächtig, ihre Schwingen rauschten und trugen sie einige Schritte aus seiner Reichweite hinaus. Er hatte sie nur knapp verfehlt. Es mochte sein, dass mehr in ihm steckte, als die angenommen hatte.
    Ärgerlich musterte sie die beiden Gestalten, die ihren Abend ruiniert hatten und zum ersten Mal zeigte sich eine Falte auf ihrer Stirn, die offen von ihrem Unwillen kündete, während sie über ihre Bluse strich.


    "Also wirklich! Habt Ihr denn überhaupt keine Manieren? Ach, was erwarte ich überhaupt! Euer Name mag dem Hochadel zugehörig sein, doch dies hatte offenbar keinerlei Einfluss auf Eure Erziehung."


    Sie hob ihren Hut auf, klopfte ihn ab und platzierte ihn dann auf ihrem Kopf. Mittlerweile war sie sich relativ sicher, dass dieser ungehobelte Kerl nicht im Besitz ihrer Statuette war. Sonst würde er wohl kaum auf seinem Ring beharren, der mittlerweile unbequem in ihre Brust schnitt. Warum solch ein Theater um einen einfachen Ring machen, wenn man einen weitaus wertvolleren Schatz besaß?


    "Ich würde vorschlagen, dass Ihr beiden Euer freudiges Wiedersehen feiert und mir die Erledigung meiner Geschäfte überlasst. Hier habt Ihr Euren alten Degen."


    Mit diesen Worten schob sie die Waffe in die Erde zu ihren Füßen.


    "Schließlich gibt es keinen Grund für uns, diese Begegnung unerfreulich enden zu lassen. Und falls dies nicht Euer Glitzerding sein sollte, schlage ich vor, dass Ihr in den Büschen nachsehen geht."


    Gerade wollte sie sich zum Fenster umdrehen, sicherlich in der Absicht, noch einmal ihr Glück zu versuchen, als über ihnen Licht in Larials Fenster aufflammte. Die Versammlung war nicht gerade leise gewesen. Corielle fluchte verhalten.

  • "Freudiges Wiedersehen.." wiederholte Tara leise knurrend. Sie hatte mit Aran noch ein Hühnchen zu rupfen - wegen der missglückten Entführung und der Herunterwirtschaftung der "Muschel" - aber gleichzeitig wußte sie, dass sie bei Aran damit sowieso auf Granit beißen würde.
    Er würde sie süffisant anlächeln, irgeneinen Witz machen und damit wären die Geschehnisse für ihn dann vergessen.


    Taras Blick folgte Corielle und versuchte die Puzzlestücke des Gespräches in ihrem Hirn zusammenzusetzen.
    Aran glaubte offensichtlich, diese gefiederte Frau habe etwas, das ihm "gehöre". Doch warum war sie hier?
    Die Rothaarige wollte gerade eine entsprechende Frage an die Corvae richten, als sie das Licht über sich sah.
    Sie fluchte. Warum brachte sie sich für nichts und wieder nichts in eine solche Gefahr?


    Mit einem Satz folgte sie Corielle und drückte sich an die Fassade. Langsam hob sie erneut ihre Pistole und zischte der Corvae zu "wo sind wir hier, wer ist das da oben und weswegen bist du hier?"
    Dann glitt ihr Blick auf Eisenklinge. Warum flüsterte sie eigentlich? In seinem Zustand würde er sowieso alle verraten...

  • Mittlerweile erwies sich die Geduld der Gräfin als ein klein wenig strapaziert. Nicht genug, dass all ihre Pläne schief gegangen waren. Er erheiterte sie auch keineswegs, dass mit einer Pistole vor ihrer Nase herumgefuchtelt wurde. Ganz zu schweigen von dem deutlichen Mangel an Höflichkeit.
    Ihre Krallen schoben sich zwischen die Pistole und ihren Körper und schoben die Waffe mit einer sehr bestimmten Bewegung beiseite. In den dunkelgrünen Augen funkelte es. Obgleich äußerlich ruhig, ließ dies doch erkennen, dass sie mit ihrer Beherrschung rang. Noch behielt sie allerdings die Oberhand.


    „Vielleicht möchtet Ihr dieses Ding wegnehmen. Ich glaube nicht, dass es klug wäre, wenn sich mitten im Adelsviertel ein Schuss löst. Die Wachen wären schneller hier, als Ihr Euer hübsches Gesäß von hier zu entfernen in der Lage wäret und wenn ich mich nicht täusche, ist uns beiden nicht daran gelegen.“


    Es war ein leises, heiseres Zischen. Ein leichtes, nervöses Rucken ihres Kopfes folgte und erinnerte an das Erbe des Raben in ihrem Blut. Mittlerweile tauchte Larials blondes Haar im Fenster auf und die Frau spähte suchend in den Garten. Corielle zog die Rothaarige tiefer mit sich in die Schatten und ignorierte die noch immer vorhandene Pistole dabei.
    Warum war Larial zuhause? Hatte sie etwa wirklich … mit … IHM?! Die Corvae unterdrückte ein prustendes Geräusch.


    „Darf ich vorstellen? Larial Damahir. Tochter dieses Hauses. Und offenbar die nächtliche Gespielin Eures Freundes dort. Und was ich hier tue, geht Euch eigentlich nichts an. Sagen wir, ich habe Geschäfte zu erledigen, bei denen ich leider gestört worden bin. Oder … vielleicht war es eher eine glückliche Fügung.“


    Die Rabenfrau flüsterte und behielt besorgt den Piraten im Auge. Nun ja, da Larial offenbar von seiner Existenz wusste und ihr nicht abgeneigt gewesen war, sollte es wenigstens nichts ausmachen, wenn sie ihn dort stehen sah.

  • Verflixt, jetzt tauchte doch tatsächlich diese Damahir am Fenster auf.
    Nur schlecht konnte Tara die Frau dort oben erkennen, aber es schien, als wenn Aran zumindest Geschmack bewiesen hätte. Etwas, was sie ihm zugegeben nur begrenzt zugetraut hätte.


    Tara nahm die Pistole runter und presste sich näher an die Mauer. "Geschäfte.. seltsame Geschäfte, so mitten in der Nacht." Zischte sie Corielle zu.
    "Dennoch, im Moment sitzen wir alle in der gleichen Patsche."
    Mit angehaltenem Atem sah die Rothaarige zu Aran. Hatte Larial Damahir ihn schon gesehen? Was würde sie von seiner Flucht halten? Und würde er zumindest Tara und Corielle nicht mit in die Angelegenheit hineinziehen?


    Eine leichte Beute hatte Tara vermutet. Jetzt hockte sie mit einer Rabenfrau unter einem Fenstersims und mußte mit ansehen, wie Aran Eisenklinge vor einer Konkubine flüchtete. Keine perfekte Nacht.

  • Larial Damahir sah sich um, doch offensichtlich war ihr Weitblick in der Nacht nicht sonderlich ausgeprägt. Sie erspähte Aran nicht, geschweige denn, dass sie etwas von Corielle oder Taras Existens ahnte.


    Augenblicke später schloß sie die Läden. Wahrscheinlich glaubte sie, der Pirat habe sich abgesetzt - was ja auch in gewisserweise stimmte.


    Hörbar seufzte Tara und sank zu Boden.
    "Bei Narions Hintern, wo bin ich hier nur wieder gelandet? Hat einer von euch ein Taschenfläschchen dabei? Ich könnt'nen Schluck gebrauchen..."

  • “Alkohol verträgt sich nicht mit meiner Profession, wenn Ihr versteht, was ich meine. Ich bevorzuge es, meine Geschäfte nüchtern zu erledigen und nicht ungelenk in den Büschen zu landen.“


    Ihr Blick streifte vielsagend über den Piraten und sie schüttelte noch einmal bei dem Gedanken den Kopf, dass Larial ausgerechnet ihn in ihr Bett geholt hatte. Die Sitten in dieser Familie schienen einem rasanten Niedergang zu unterliegen. Nun, ihr sollte es recht sein.


    Die Gräfin klopfte sich mit einem pikierten Gesichtsausdruck imaginären Staub von den Kleidern und strich einige Falten glatt, dann positionierte sie erneut ihr Hütchen auf die korrekte Weise. Zufrieden stieß sie den Atem aus und richtete sich gerade auf, jeder Millimeter eine wahrhaftige Adelige. Dass ihr Tun diesen Eindruck zerstört haben musste, schien sie nur wenig zu bekümmern. Allein das neuerliche unwürdige Zucken ihres Kopfes entlockte ihr ein ärgerliches Schnalzen und trübte ihre Zufriedenheit ein wenig. Trotzdem, Corielle hatte sichtlich zu ihrer Gleichmut zurückgefunden.


    Mit einem erleichterten Seufzen wandte sie sich zu der Rothaarigen um.


    “Nun, ich gehe davon aus, dass wir uns darauf einigen können, dass wir einander in dieser Nacht nicht begegnet sind, nicht wahr?“

  • "Wie langweilig." Antwortete Tara und rollte die grünen Augen. Ein wenig Alkohol hatte noch auf keinem Raubzug geschadet. Er machte die Gedanken klar und die Muskeln geschmeidig. Sofern man nicht zu viel trank. Was sich manchmal wiederum als Problem darstellte..


    "Ich habe keine Beute gemacht, ihr habt keine Beute gemacht, er.. " Tara deutete mit der Pistole auf den im Gebüsch liegenden Aran. Es sah aus, als wäre er eingeschlafen. Wahrscheinlich hatte auch er sein Vorhaben mit einer gehörigen Portion Rum begleitet. Schlimm, wenn man sich so gehen ließ...
    ".. er scheint noch den größten Gewinn am heutigen Abend gemacht zu haben. Und das sollte nun wohl niemand wissen."


    Die Augen schlossen sich zu zwei Schlitzen und Tara sah sich um. Die Straße war leer, die nächste enge Seitengasse nicht weit von hier. Ein paar Schritte und sie könnte in der Nacht entschwinden.
    "Auf das wir uns nie gesehen haben." Antwortete sie schlussendlich der Corvae und nickte ihr zu, bedacht darauf das eigenwillige Zucken des Corvaen-Kopfes nicht zu imitieren und doch eine Spur kantiger als normal.
    Fast genauso ungelenk suchte Tara den nächsten Schatten auf. Doch, Corielle irrte sich. Ein Schlückchen Rum wäre an dieser Stelle genau das Richtige gewesen. Vielleicht fand sie in der Nähe ja noch ein Wirtshaus..

  • Nicht ganz, meine Liebe, nicht ganz ...


    Ein leichtes Lächeln spielte über Corielles Lippen, als sie den harten, metallischen Gegenstand ertastete, den sie dem Piraten entwendet hatte. Nun, ihre Beute war geringer ausgefallen als gedacht, aber dennoch ... Die Nacht war nicht völlig verschwendet und es würde eine andere Gelegenheit geben, die Diamantstatue in ihre Hände zu bringen. Sie warf einen letzten Blick auf den schlafenden Piraten, der selig unter dem Gebüsch schnarchte, dann folgte sie der Rothaarigen in die Nacht hinein.

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