Eisige Flamme

  • Erelthea lächelte die Elfe sachte an, als diese von dem Ort dort oben sprach. Sie konnte es sich nicht vorstellen, wie es dort war, war sie doch an diesem Ort hier aufgewachsen, doch Geschichten davon… Hörten sich unglaublich an. Doch sie würde bei eine Chance haben dorthin zu gelangen, wenn sie ja nicht einmal die Stadt verlassen konnte. Oder wollte.


    „Ich würde sagen hier ist ein geeigneter Ort.“ Sie war mit Absicht genau hier stehen geblieben, denn im Gegensatz zu den unendlichen, sich gleichenden Gassen des Seeviertel, welche einen schon das eine oder andere Mal verwirren konnten, gab es hier einen markanten Punkt.
    Ein Brunnen welcher zwar unscheinbar war, doch er stand auf einem kleinen Platz, welcher ein wenig breiter war als die Straßen. Es gab genügend Leute, welche zu beinahe jeder Tageszeit unterwegs waren, als dass man sich unbemerkt treffen konnte. Das hatte sie im Lauf der Jahre gelernt.

  • Die Elfe blickte sich um. Dieser kleine Platz mit dem Brunnen war durchaus ein Ort, den man wiedererkannte. Er war noch nicht einmal besonders weit von ihrer Unterkunft entfernt, also durchaus günstig gelegen.


    Lykash’imra nickte zustimmend. Ihr Blick kehrte zurück zu der jungen Frau vor ihr.
    „Dann treffen wir uns morgen bei Sonnenaufgang wieder hier“, legte sie fest und streckte der Rothaarigen ihre Hand entgegen. Einen Handel sollte man mit einem Handschlag besiegeln. So sagte es zumindest die Etikette vieler Völker.

  • Die Rothaarige nickte, bevor sie in die Hand der Elfe einschlug. Eine bekannte und geliebte Anspannung erfasste sie, als sie begann im Kopf Pläne zu machen, was sie noch zu tun hatte, bevor sie sich auf den Weg zum Nachtmarkt machen würde. Sie würde nicht nur die Kleidung wechseln, sondern auch in ihre versteckte Unterkunft zu gehen, um sich dort entsprechend auszustatten.


    Mit einem letzten Lächeln und einem freundlichen Blick in Richtung des Wolfes, verschwand sie im Getümmel, zog sich eine Kapuze über den Kopf, um die leuchtenden Haare zu verbergen. Sie bewegte sich im Rhythmus der Menge, um mit dieser zu verschmelzen. Das Lächeln auf ihren Lippen war noch immer nicht verschwunden.



    Am nächsten Morgen hatten sie ihre Schritte wieder zurück zu dem Platz geführt. Die angeforderte Ware hatte sie sicher verborgen unter ihrer Kleidung, welche diesen Tag anders aussah als am Tag zuvor. Sie wirkte bei weitem nicht so schäbig, denn sie sollte keinen falschen Eindruck vermitteln, sondern war eben das, was sie sonst auch trug.
    Sie blieb am Rande des kleinen Platzes und beobachtete stillschweigend die Leute um die herum, welche im aufgehenden Sonnenlicht ihrem Geschäften nachgingen.

  • Der Händedruck der Rothaarigen war angenehm, nicht zu fest und nicht zu lasch.Lykash’imra und Dae blickten ihr für einen kurzen Moment hinterher, bis die Gestalt der jungen Frau endgültig im Getümmel verschwunden war.
    Glaubst du sie kommt? Misstrauen sprach aus den Augen des Wolfes, als dieser den Kopf hob um seine Gefährtin ansehen zu können.
    Sie wird kommen. Die Nordelfe war sich sicher. Wenn dieses Mädchen ihr wirklich so ähnlich war, würde sie sich eine vielversprechende Geschichte nicht entgehen lassen.
    Gemeinsam machten sich die beiden also auf den Weg zurück zu ihrer Unterkunft.


    Als am nächsten Morgen die Sonne über den Horizont stieg, waren Lykash’imra und Dae bereits auf dem Weg zu dem kleinen Platz.
    In der Mitte, direkt neben dem Brunnen hielten sie inne und sahen sich um. Es dauerte nicht lange, bis sie die Rothaarige im Rand des Platzes entdeckten.
    Langsam, um kein unnötiges Aufsehen zu erregen, durchquerten sie die Menge der handelnden Leute und traten neben die Rothaarige.
    „Guten Morgen“, grüsste die Nordelfe und in ihrem Blick standen die Worte, die sie nicht laut aussprach: Die Frage nach ihrer Ware.

  • Als die Elfe mit dem Wolf auf sie zukam, war kein Erkennen in ihren Augen zu sehen. Erst als sie völlig an sie heran getreten war und sie begrüßte, stieß sie sich von der Hausmauer ab, an welcher sie gelehnt hatte und blickte Lykash’imra in die Augen. Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen, selbst wenn sie müde wirkte. Es hatte eben seinen Preis, wenn man die ganze Nacht auf den Beinen verbracht und kaum Schlaf fand.


    „Ich wünsche euch ebenso einen guten Morgen.“ Ohne lange zu zögern griff sie unter ihrem Umhang und zog ein kleines Paket heraus, welches gut verpackt und somit nicht als das zu erkennen war, was es eigentlich beinhaltete.
    „Nun, um zum Preis zu kommen…“ Jenen Preis, welchen sie der Elfe nannte, war nicht besonders hoch, ganz im Gegenteil sogar recht niedrig. Aber sie wusste nicht nur ihre Beziehungen zu nutzen, sondern auch ihren Charme einzusetzen.


  • Natürlich nahm sie die zusätzliche Dukate an. Wer würde schon nicht Geld annehmen, wenn es einem angeboten wurde? Außer es war eine offensichtliche Falle, doch daran glaubte sie in diesem Fall nicht. Das wäre ihr schon aufgefallen.Kurz beobachtete sie noch einmal den Wolf, während sie das Gold weg steckte und ein Mundwinkel zog sich nach oben, zu einem Grinsen. Irgendwie mochte sie den Wolf, so intelligent wie er wirkte. Sie hatte ihn bei ihrer ersten Begegnung definitiv unterschätzt, dass musste sie sich eingestehen und sie hatte es auch bezahlt. Wobei, wenn sie ehrlich war, hatte sie es nicht bezahlt, sie hatte daraus einen Gewinn gemacht. Oder würde noch einen machen, wie sie hoffte. „Das war zumindest mein Gegenangebot gewesen.“ Dadurch das sie nun auch Geld bekommen hatte, könnte dieses auch hinfällig sein, doch dass die Elfe so eingestellt war und die Vereinbarung nun brach. „Wenn ihr Euch also dazu entschließt, dann sollten wir uns einen Ort suchen, der weniger…“ Sie sah über den Platz, welcher mit jeder Minute voller wurde. „…überlaufen ist.“ Zumal es hier nicht gerade sonderlich bequem war.


    Die Elfe bemerkte den Blick der Rothaarigen auf Dae und in ihr keimte die Frage auf, wieviel dieses Mädchen über Tiergefährten wusste. Es war in ihrer Heimat geläufig, dass man einen Tiergefährten hatte, einen treuen Freund der einen stets begleitete. Doch je weiter man sich von dort entfernte umso weniger kannten die Leute diese Eigenart ihres Volkes. Doch vielleicht war es an einem Ort wie diesem, wo es so viele verschiedene Völker gab, möglich solche Dinge zumindest schon einmal gehört zu haben.
    „Das war der Handel und ich halte mich daran…“, meinte sie schliesslich und blickte in die dunklen Augen ihres Gegenübers. Sie hatte Recht. Für ein langes Gespräch war dieser Ort denkbar ungeeignet. Zu viele Leute, zu viele neugierige Ohren und Augen.
    „Bevorzugt ihr einen bestimmten Ort?“, fragte sie und neigte den Kopf fragend zur Seite. Sie kannte noch lange nicht alle Ecken und Winkel in dieser riesigen Stadt. Besonders die hiesigen Schankstuben hatte sie bisher gemieden. Eine Nordelfe mit einem Wolf an ihrer Seite wurde oftmals kritisch betrachtet.


    "Hmm..." Der Blick des Flammenmädchens wanderte zu dem Wolf, denn ganz offensichtlich hatte sie den selben oder zumindest ähnlichen Gedanken wie die Elfe. Mit einem Wolf war das alles sicherlich nicht so einfach, die meisten Wirte würden sie sofort wieder hinaus werfen. Doch dann hätte sie einen Einfall. Immerhin lebte sie schon so lange sie sich erinnern konnte in dieser Stadt und so schuldete ihr die eine oder andere Person noch etwas. "Ich kenne da ein Schänke, wo wir hin gehen könnten. Der Besitzer schuldet mir noch etwas" sie grinste bei diesem Gedanken "und wird uns sicherlich einen abgelegenen Raum anbieten. Wobei zu dieser Zeit in den meisten Fällen auch eher wenig Betrieb ist."


  • Die Dai’Vaar wandte sich wieder der Elfe zu, nun lag wieder ein feines Lächeln auf ihren Lippen, während der Wirt sich wieder zurück zog, leise murmelnd.
    „Entschuldigt den Radau, aber Gabe hört schon nicht mehr so gut.“ Sie tippte sich wie zur Verdeutlichung an das Ohr, das kleine Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. „Man muss sich sehr laut bemerkbar machen. Ich frage mich, wie oft er schon ausgeraubt wurde, ohne es bemerkt zu haben.“ Sie schüttelte den Kopf, bevor sie ihren Begleitern deutete, dass sie ihr wieder folgend sollten.
    Sie ging tiefer in das Gebäude hinein, führte sie zwischen den Tischen und Stühlen hindurch, bis sie in den hinteren Teil angekommen waren, wo sie eine unauffällige Türe öffnete. Sie war nicht abgeschlossen, obwohl sie es hätte sein sollen, aber ihr Freund Gabe hatte nun schon ein Alter erreicht, wo er das eine oder andere vergaß.
    Der Raum dahinter hatte nicht nur einen erträglicheren Geruch, sondern wirkte auch weniger mitgenommen als der Rest. Es gab einen Tisch, mit einigen Sesseln, aber ansonsten war der Raum leer und still. Sie wusste, wofür dieser Raum im Normalfall genutzt wurde. Sicherlich nicht, um Geschichten erzählt zu bekommen. Nein, meistens war Geld dabei im Spiel und das nicht zu gering.
    „Hier haben wir mit Sicherheit unsere Ruhe.“ Sie wischte einmal mit der freien Hand einmal über die Tischfläche, doch es änderte nicht viel. „Möchtest du etwas trinken?“ Wieder wandte sie sich der Elfe zu. „Oder dein Begleitet?“


  • Die Dai’Vaar hatte kurz den Raum verlassen und war dann mit einem großen Krug und einer großen Schale Wasser zurückgekommen. Auf ihren Lippen hatte noch immer ein Lächeln gelegen, auch wenn es klein und versonnen, gar verträumt gewirkt hatte. Vielleicht freute sie sich auf das, was sie hören würde, aber vielleicht war es auch nur die momentane Situation.
    Sie stellte beides ab, bevor sie sich ebenfalls setzte, die Beine anzog und ebenfalls auf die Sitzfläche stellte, sodass sie den Kopf auf ihren Knien ablegen konnte.
    „Nun… Ich hörte gerne von fremden Orten und wie es dort so zugeht… Aber viel mehr interessiert mich, was du so gemacht hast, wo du unterwegs gewesen warst. Was du erlebt hast, wieso und so…“
    Sie zuckte mit den Schultern. Es brauchte keine bestimmte Zeit, oder ein bestimmtes Thema sein, aber sie mochte es einfach über das Leben von anderen Leuten zu hören. Leuten, welche frei waren zu tun was sie wollten und schon so vieles erlebt hatten. Nicht durch ihre Geburt an etwas gebunden waren…



    Gespannt hing Thea an den Lippen der Elfe, welche von ihrer Heimat erzählte. Es klang ehr exotisch, so völlig anders als dieser Ort es hier war. Kälte kannte sie natürlich auch, aber solche Schneemassen waren ihr bisher noch nicht untergekommen. Vermutlich auch, weil sie in der Stadt lebte, wo der Schnee nicht liegen blieb.
    In ihrem Kopf erschuf sie ein Bild von einem Ort, nach den Erzählungen er Nordelfe. Sie konnte es sich lebhaft vorstellen, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob das Bild ach richtig war, so wie sie es sich vorstellte. „Darf ich fragen, wie ihr lebt?“ Sie fühlte sich aus offensichtlichen Gründen mehr zu der Wärme, als zu der Kälte hingezogen. „Ist es in den Häusern warm, oder kalt? Lebt ihr in Gemeinschaften oder in Familien?“ Sie wollte keine privaten Details wissen, so wie sie die Elfe einschätze, würde sie diese auch nicht erzählen. Aber vielleicht könnte sie ihr noch generelle Details heraus locken.

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