Eine Reise beginnt

  • Recht selbstzufrieden sass Daerid da - soweit man das von einem Valisar sagen konnte. Es störte ihn nicht einmal, ohne Schuhe und mit verschränkten Beinen vor diesem Tisch zu sitzen. Die zu jeder Zeit pikante und hervorragende Geschmacksexplosion in seinem Mund war es wert. Daerid besuchte dieses Restaurant immer, wenn er geschäftlich in Ji San weilte. Lukrative Geschäfte waren in dieser Stadt nicht leicht zu machen -aber Daerid war nicht unzufrieden. .... etwas von der kostbaren Seide offiziell... anderes inoffiziell .... im Rahmen dessen, was der Valisar sich vorgenommen hatte. Den stechenden, aufmerksamen Augen des Valisar entging nichts von dem, was sich in seiner näheren Umgebung abspielte. Vom Nebentisch hatte er Wortfetzen eines recht persönlichen Gesprächs aufgeschnappt. Um so besser! Daerid hatte den Mann und die junge Frau an seiner Seite als harmlos eingestuft - trotz der recht beeindruckenden äußeren Erscheinung des Mannes. Aber jetzt und hier war Essenszeit - keinerlei bedenkliches Klientel in Sicht ..... und so gab sich der Valisar mit gekonnt geführten Essstäbchen den diversen Köstlichkeiten vor ihm hin.

  • >> Ach mir geht es weniger, um eine Beratung, als um Gesellschaft. Ihr kennt euch hier besser aus und es kommt keine Langeweile auf <<, verhandelte Arelis aufmunternd.
    Niiv kannte sich wirklich besser aus und alleine würde es ihm weniger Spaß machen, als wenn er im Dou unterwegs wäre. Zudem konnte sie im bestimmt noch etwas über die Kultur und Gebräuche beibringen. Wenn es nach dem Essen ginge, würde der Krieger ewig in dieser Stadt bleiben. Genau genommen hatte er ohnehin kein Ziel. Das Renovieren seines Gutes war mehr ein Zeitvertreib und das Schaffen von Wurzeln, aber die nützen nichts ohne Bekanntschaften und Freunde. Zudem wurde er das Gefühl nicht los, das es vielleicht wirklich einen Sinn gehabt haben konnte, dass sie sich begegnet waren. Vielleicht göttlich, vielleicht Zufall, vielleicht aber auch gar nichts. Wie dem auch war, Arelis wollte auf sein Gefühl hören, weshalb er die Priesterin eingeladen hatte. Sollten sich ihre Wege wieder trennen, dann wäre es halt so.
    >> Außerdem mag ich gute Gesellschaft. Wer auch nicht?! <<, ergänzte er freundlich.

  • „Wenn das so ist. Im Nichtberaten bin ich ganz gut.“ Sie grinste, auch wenn sich das mit dem Auskennen noch herausstellen würde. Sie nannte zwar jetzt schon ein Jahr Ji San ihren Heimathafen, aber natürlich war sie nicht das ganze Jahr hier gewesen, sondern hatte das ein oder andere Schiff begleitet. Aber um Arelis in die ein oder andere Gasse zu führen, in der es interessante Dinge gab, dafür reichte es. Am spannendsten, wegen der Geräuschkulisse, fand sie selber ja immer den Vogelmarkt, allerdings war das vermutlich eher nichts für den Krieger. Und die Gerüche in der Apothekerstraße, waren faszinierend, wobei sie nur die wenigstens Dinge, die sie hier verkauften, von dem Laden ihres Vaters, kannte oder zuordnen konnte.
    „Wo zieht es euch denn hin? Sucht ihr irgendetwas Bestimmtes, oder wollt ihr euch von den ungewöhnlichen Dingen, die Ji San zu bieten hat, inspirieren lassen?“ fragte sie, in der Hoffnung, dass sie sich schonmal einen Plan zurechtlegen konnte, welche Straßen denn interessant waren.

  • Sarei war es leid, immer wieder die selben Gesicht um sich herum zu haben, jeden Tag den gleichen Trott zu durchleben hinter den Mauern ihres prunkvollen Palastes. Wie ein Vogel, eingesperrt in einem goldenen Käfig, so fühlte sie sich mehr und mehr. Es war eindeutig an der Zeit, diesem eintönigen Leben zumindest für eine Weile zu entfliehen und mit ein wenig List und Tücke war es der Prinzessin durchaus gelungen, dem Inneren des Palastes ihren Rücken zu kehren.
    Jin San ... Sarei schloss ihre Augen und atmete tief ein, während sie mit ihren Füßen die Straßen außerhalb des Palastes betrat.
    Um weniger aufzufallen hatte sich die Prinzessin in die Kleidung eines einfachen Mädchens gehüllt, einen Umhang mit Kapuze um ihre Schultern gelegt, besagte Kapuze tief in ihr Gesicht gezogen.
    So würde sie gewiss niemandem als die Frau auffallen, die sie wirklich war sondern konnte als "Shenmi", wie sie sich während ihrer Zeit außerhalb des Palastes nennen wollte, ihren heimlichen Ausflug, ihr kleines Abenteuer genießen.
    Neugierige Blicke huschten unter dem Rand der Kapuze umher, während ihre Füße sie weiter durch die Straßen der Stadt führten, bis hin zu einem kleinen Gasthaus.
    Nach kurzem Überlegen legte sich eine zarte Hand auf die Türkllinke und nur wenige Augenblicke später trat sie ein. Ein wenig Stärkung könne nicht schaden und so bot sich ihr die Gelegenheit, sich unauffällig unter Volk zu mischen.

  • Mit einem höflichen Nicken dankte Daerid dem bedienenden Mädchen, als es exakt im Moment der Beendigung seines Mahls mit einem frisch aufgebrühten Kännchen Tee an seinem Tisch auftauchte, ihm nachschenkte und dann unauffällig abzuräumen begann. Neben dem hervorragenden Essen traf auch das perfekt geschulte Personal genau den Geschmack des Assassinen. Seine Augen huschten in dem Augenblick unauffällig zur Tür, kaum dass die Klinke sich bewegt hatte. Eine grazile Gestalt in schlichter Bekleidung betrat den Raum und Daerid wollte schon uninteressiert den Blick wieder senken. Doch dann verharrten seine Augen doch auf dem Neuankömmling und Daerid war auch augenblicklich klar, was ihn störte. Die Bewegungen der Gestalt passten nicht völlig zu ihrer sonstigen Erscheinung.... leichtfüßig und elegant und dazu die eher ärmliche Kleidung. Grund genug für Daerid, um zu sehen, was sich unter Kapuze für ein Gesicht verbergen mochte - auch wenn die Gestalt auf ihn ansonsten keinen bedrohlichen Eindruck machte.

    Man beherrscht die Leute mit dem Kopf - mit einem guten Herzen spielt man nicht Schach.


    Nicolas Chamfort

  • So gut sich die Prinzessin auch auf ihren kleinen Ausflug vorbereitet hatte und so schlicht ihre Kleidung auch war, Eines hatte sie hierbei nicht bedacht: Sie bewegte sich in der Tat anders, als ein gewöhnliches Mädchen und so war es auch kaum ein Wunder, dass tatsächlich jemand auf diese Gegensätze aufmerksam geworden war.
    Sarei für ihren Teil ließ wachsame Blicke über die im Gasthaus anwesenden Besucher huschen, so auch über den Mann, der sie zu beobachten schien.
    Sollte sie das nun beunruhigen? War es reine Neugier, der gewöhnliche Blick, den man nun einmal jemandem zuwarf, der neu hinzukam? Oder steckte etwa mehr dahinter? Doch wie dem auch war, Sarei war sich sicher, dass sie nichts zu befürchten hatte, denn wer sollte schon etwas von einem einfachen Mädchen wollen? Vielleicht war dieser Gedanke auch ein wenig naiv.
    Jedenfalls trugen ihre Schritte sie weiter, an dem Tisch ihres Beobachters vorbei, denn hinter diesem hatte sie einen freien Platz für sich ausmachen können.

  • >> Ich suche Möbel, Kleidung, Stoffe und Teppiche. Aber dabei nicht wirklich etwas Bestimmtes. Ich wusste nicht das Ji San so anders ist und würde mich wohl eher inspirieren lassen <<, gab Arelis zu, während er an seinem Tee nippte.
    Das ein neuer Gast den Laden betreten hatte, registrierte er nur nebenbei. Anscheinend eine Frau mit Umhang und Kapuze. Ein Gast eben.
    Arelis unterhielt sich weiter mit der Priesterin, während der neue Gast sich einen Platz suchte. Erst als sie an seinem Tisch vorbei ging, hielt er kurz inne. Ihr Duft war... wundervoll. Schmeichelte seiner Nase und rief ein Gefühl in ihm hervor. Es war wie eine Erinnerung, nur das er wie üblich kein Bild dazu hatte. Er konnte es nicht beschreiben, aber dieses erinnernde Gefühl war, als wäre es vor langer Zeit geschehen, aber eben noch nicht in der Zukunft.
    Kurz unterbrach er seinen Satz schaute auf den Tisch und versuchte dieses Gefühl zu greifen, sich zu erinnern, doch wie immer war da nur Leere. Doch der Duft dieser Frau schmeichelte seinen Sinnen und löste ein warmes Gefühl aus. Das Wie oder Warum, war ihm gleich. Kurz schaute er ihr nach und sah nur einen Rücken mit Umhang, als er sich wieder an Niiv wandte.
    >> Und da wir Zeit haben, würde ich es ausnutzen <<, beendete er sein Anliegen.

  • „Oh, es gibt da eine Wundervolle Straße, die bieten alle Stoffe, die man sich nur so wünscht. Vor allem Seide in allen Varianten, die man sich nur vorstellen kann.“ Berrichtete Niiv und war dabei schon ganz in jener besagten Straße. Vor allem die Seidenstoffe fand sie faszinierend, sie waren so weich und gelichzeitig kühl und hatten iregndwas elektrisierendes an sich. Und so hauchfeine Stoffe gab es weder in Rosandrié noch in Nir.
    Mittlerweile hatte die Bedienung auch die Teller und Speisen abgeräumt und dabei die verbleibenden Teeschalen wohl neu angeordnet, wie Niiv, begleitet von einer Schrecksekunde, feststellen musste. Die Schale stand viel näher an der Tischkannte, als sie vermutet hatte und so erwischte sie diese natürlich mit viel zu viel Schwung und im falschen Winkel. Mit der anderen Hand versuchte sie das Gefäß noch aufzuhalten, doch dafür war es zu spät und der restliche Tee ergoss sich auf den Tisch. „Nein, nein, nein…!“ verlieh Niiv ihrem Ärger Ausdruck und rückte dabei vom Tisch weg, damit sich das Getränk nicht auch noch über sie ergießen konnte. Das gelang auch, nur wurde sie abrupt von demjenigen gebremst, der wohl hinter ihr saß. „Oh, oh, Entschuldigung!“ stammelte sie etwas überfordert, ohne sich wirklich nach dem Gast umzudrehen.
    Das konnte doch jedem passieren versuchte sie sich einzureden, aber ihr einziger Gedanke war: Das konnte doch nur der Blinden passieren. Zumindest musste das Arelis doch jetzt denken, und vermutlich auch der ganze Rest der Anwesenden.

  • Sein erster Eindruck bestätigte sich als der Neuankömmling sich leichtfüßig und elegant an den flachen Tischchen vorbei bewegte. Was den Assassinen dann aber endgültig davon überzeugte, dass diese Gestalt nicht so ganz in ihrer wahren Identität unterwegs war, war seine Erkenntnis, dass sie seinen bemüht unauffälligen Blick offenbar dennoch wahrgenommen hatte und ihn ihrerseits recht geschickt ins Auge fasste. 'Bemerkenswert !' dachte er anerkennend. Was Daerid nicht so recht zusagte war die Tatsache, dass die Fremde sich scheinbar in seinen Rücken zu begeben gedachte. Sie war ... ungewöhnlich... und Ungewöhnliches interessierte den Valisar grundsätzlich. Allerdings sagten ihm seine Instinkte noch immer, dass von ihr keine Gefahr ausging jetzt und hier. Dennoch winkte er mit lässiger Eleganz nach der Bedienung, um Rauchwerkzeug zum Abschluss des Essens anzufordern - in Wahrheit um sich selbst Gelegenheit zu einer Vierteldrehung zu geben und sich mit dem Rücken bequem an die Wand des Raumes zu lehnen. Nicht perfekt, aber zumindest konnte er die interessante Fremde so im Augenwinkel noch wahrnehmen.
    Wenn nicht ... ja, wenn nicht hinter ihm oder neben ihm - so ganz auszumachen war es nicht mehr - die zarte, schmale Gestalt der Frau vom Nebentisch unerwartet gegen ihn gerempelt wäre. Daerid war augenblicklich auf den Füßen, entspannte sich jedoch sofort wieder als er sah, dass die junge Frau nur ihrer eigenen Teetasse ausgewichen war, die sich samt Inhalt aus irgendeinem Grund verselbstständigt hatte. Der Tee bildete inzwischen eine kleine Pfütze auf dem Boden. Daerid beugte sich vor und ergriff sacht und galant den Arm der jungen Frau. "Darf ich Euch behilflich sein, Verehrteste ?" fragte er dazu höflich. "Beunruhigt Euch nicht, es ist nichts passiert, weswegen Ihr Euch entschuldigen müsstet. Wenn Ihr Euch solange erheben möchtet bis die Bediensteten ihre Arbeit erledigt haben und Ihr wieder Platz nehmen könnt ?" Seine Augen suchten den Blick ihres Begleiters und er nickte auch diesem höflich zu bevor seine Augenwinkel wieder den Neuankömmling ins Visier nahmen.

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  • Sie zuckte kurz zusammen, als sie der Herr, denn sie gerade angerempelt hatte, plötzlich sachte am Arm packte. Die Berührung kam unerwartet und sie brauchte einen Moment, bis sie die Situation richtig verstanden hatte. Dann ließ sie sich allerdings gerne aufhelfen. Versuchte sich aber dabei so wenig wie möglich aus dem vermeintlich Teefreien Radius zu bewegen. So schnell, wie der Mann aufgestanden war, hatte sich der Tee vermutlich über den halben Fußboden verteilt.
    „Danke.“ Antwortete sie. „Der Tee hat euch also nicht erwischt?“ fragte sie nach. Ob das überhaupt möglich gewesen wäre, dass der Inhalt der Schale bis zu ihm vorgedrungen war, hinterfragte sie dabei gar nicht. Sie hatte das Gefühl, das überall um sie herum verschütteter Tee war und ein Schritt nach vorne sie schon in der Pfütze stehen lassen würde.
    „Es tut mir leid. Den Tee hat es vermutlich überall verteil, oder?“ sagte sie unsicher halb an den charmanten Fremden, halb in die grobe Richtung Arelis gewandt, der hoffentlich auch nichts abbekommen hatte. Dann hörte sie auch schon die tippelnden Schritte der Bedienung, die sich wohl daran begeben würde, die Sauerei die sie angerichtet hatte weg zu machen. Was Niiv sichtlich unangenehm war.

  • Sarei war noch nicht ganz an dem Tisch vorbei, hinter welchem sie gedachte, sich niederzulassen, als auch schon ein verärgertes 'Nein, Nein, Nein' ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sarei drehte sich in die Richtung, in welcher der kleine Aufruhr soeben entstanden war und hob missbilligend eine Augenbraue empor.


    Was für ein Tollpatsch, kam es ihr gleich darauf in den Sinn, als sie erkannte, was der braunhaarigen Frau wohl soeben geschehen war. Dieser Gedanke war wohl auch ganz gut aus Sareis Gesichtsausdruck herauszulesen, ehe sie sich wieder umdrehte und einen Schritt zur Seite trat, um der Bedienung auf dem Weg, das Malheur zu beseitigen, nicht im Wege zu stehen. Man(n) kümmerte sich auch schon ganz gut um die Frau und den verschütteten Tee, weshalb sich Sarei dann auch schließlich schickte, an dem freien Tisch Platz zu nehmen. Weit genug weg, in Sicherheit vor weiteren, eventuell verschütteten Teetassen und dennoch nahe genug, um vielleicht das eine oder andere Wort mit aufmerksamen Ohren aufschnappen zu können.

  • "Nein, hat er nicht. Euch nicht und mich auch." antworte Daerid höflich auf die Frage der jungen Frau nach Teespritzern auf seiner Kleidung. "Und das bisschen auf dem Boden ist auch nicht der Rede wert." Es veranlasste ihn dazu, sich die Frau an seiner Seite genauer anzusehen - denn eigentlich hätte sie all das schließlich auch selbst feststellen können. Eine Ahnung stieg in dem Assassinen auf als er die Augen der Dame blicklos und leer umher schweifen sah. Nein, offensichtlich konnte sie es eben nicht feststellen, sehenderweise jedenfalls nicht. Womöglich war es auch die Erklärung für diesen Vorfall. "Die Bedienung ist bereits da und nimmt sich der Sache an." passte Daerid sich automatisch der Situation an und beschrieb der Frau, was gerade geschah. Es kostete den Valisar keine Mühe, sich nichts anmerken zu lassen, die Blindheit der Frau war für ihn ein Fakt mit dem er sich in der Rolle des Kaufmanns arrangierte. Im Gegensatz zu der anderen Fremde, deren Gefühle sich auf ihrem Gesicht zeigten, wie ein gelegentlicher flüchtiger Blick zu ihr hinüber Daerid verriet. Während eine der Bedienungen schnell aber gründlich Tisch und Boden abwischte und trocknete, musterte Daerid den Begleiter der Blinden, um sich ein Bild von ihm zu machen. Als das Missgeschick beseitigt und das Dienstmädchen auf dem Rückzug war, lächelte er dem stattlichen Mann auf der anderen Seite des Tisches zu. und sagte in dem, was üblicherweise als scherzender Tonfall erkannt wurde "Nicht, dass Ihr denkt, ich wolle Euch Eure reizende Begleitung abspenstig machen, mein Herr." Dann wandte er sich wieder der Dame an seinem Arm zu."Wenn ich noch kurz behilflich sein darf ? Ihr könntet nun wieder Platz nehmen, werte Dame." Zweifelsohne hatte er von dieser Position aus eine bessere Sicht. Daerid arrangierte sich auch unverzüglich mit dieser Situation. "Meine Dame,! Mein Herr!" fuhr er fort und deutete eine Verneigung an "Würden Sie mir die Ehre erweisen und mir gestatten, uns auf den Schrecken ein neues Kännchen Tee auf meine Rechnung kommen zu lassen ? Mein Name ist Daerid Canvele. Ich bin Kaufmann." Er blickte den Mann an. "Oder für den Herrn vielleicht etwas Kräftigeres als Tee ?"

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  • Arelis hatte die Szenerie beobachtet und brauchte einige Sekunden, um alles einzuordnen. Noch immer war er ein wenig gefangen, von der Fremden, was sich nun schnell legte.
    >> Das war nicht eure Schuld <<, beschwichtigte er Niiv. >> Die Bedienung hat aus Unwissen die Tasse verstellt. <<
    Der Mann der sich vorstellte berneigte sich, stellte sich vor und lud auf eine Kanne Tee ein. entweder waren hier alle so freundlich oder Arelis war zu misstrauisch. Aber einen Grund dafür gab es nicht. Also nahm er die Einladung an und bot einen Platz am Tisch.
    >> Das ist Niiv, Priesterin Alarias und ich bin Arelianthalus Schuppenstein <<, stellte er höflich Niiv und sich vor. Und danke, ich würde beim Tee bleiben, da wir noch etwas vor haben. <<

  • Was sich die Frau oft fragte, war, wie sie wohl auf andere wirkte. Doch kein Spiegelbild der Welt konnte ihr diese Frage beantworten. Für den Mann, der ihr aufgeholfen hatte, schien es allerdings offensichtlich zu sein, denn die Frage, ob sie Blind sei, die sie normalerweise recht schnell in den unterschiedlichsten Tonfällen – zuweilen auch eher als Vorwurf und nach einem bejahen ihrerseits mit eindeutigen Schuldgefühlen des Schimpfenden – zu hören bekam, blieb aus. Statt dessen beschrieb er ihr einfach die Situation, was tatsächlich dazu führte, dass sie sich ein ganzen Stück wohler fühlte. Niiv fragte sich, ob er einfach nur ein guter Beobachter war, oder Erfahrung mit jemand Blindes hatte.
    Als sie sich wieder niederlassen konnte nickte sie kurz zu Arelis Erklärung, wie es überhaupt zu ihrem Malheur gekommen war, und auch wenn er der Meinung war, dass sie nicht Schuld dran war, war ihr das ganze irgendwie peinlich. „Doch irgendwie bin ich schon Schuld dran, ich hätte nicht so fahrig sein dürfen.“ Antwortete sie, lächelte aber dabei, da sie schon iregndwie froh war, dass ihr den Teeunfall niemand wirklich übel nahm. Ganz im gegenteil anscheinend, denn der Fremde, den sie angerumpelt hatte lud sie auf eine weiter Tasse Tee ein, was wie sie fand eigentich ihre Aufgabe jetzt hätte sein sollen. Aber sie wehrte sich nicht dagegen.
    Vorsichtig tastete sie zuerst hinter sich um sich zu vergewissern, dass ihr Stab noch immer an Ort und Stelle lag. Ganz unterbewusst machte sie es nervös, wenn sie nicht wusste, wo der Stock abgeblieben war. Erst als sie wieder beruhigt war, begannen ihre Finger zu erkunden, wie sich die Situation auf dem Tisch verändert hatte.
    „Darf ich fragen womit ihr handelt?“ erkundigte sie sich, nachdem Daerid erwähnt hatte, das er ein Kaufmann sei. Zu ihrer aktuellen Frage, wo sie für Arelis Waren bekommen würden, konnte das eventuell hilfreich sein und wenn er sich nur sehr viel besser als Niiv in Ji San auskannte – was nicht schwierig war.

  • Daerid nickte knapp und anerkennend dazu, dass der Hüne etwas Alkoholisches ablehnte. Hielt der Assassine es doch selbst ganz genau so mit der strikten Trennung von Arbeit und Entspannung. "Ich bin hoch erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Priesterin Niiv!" Er deutete zunächst eine wohlerzogene Verneigung vor der Dame an und so dann vor dem Herrn. "Arelianthalus Schuppenstein!" Bevor er sich auf dem angebotenen Platz niederließ, winkte er mit gebieterischer Geste nach einer Kanne Tee für ihren Tisch. Inzwischen verspürte er durchaus ein gewisses Interesse an seiner neuen Gesellschaft. Mit Priesterinnen hatte er eher selten zu tun und auch der Name und die Erscheinung des Mannes machten einen vielversprechenden Eindruck. Auch die Fremde weiter hinten konnte er so im Auge behalten. Lächelnd nickte Daerid der Dame neben sich zu. "Selbstverständlich dürft Ihr fragen, werte Priesterin. Ich handele im Grunde mit allem, was rar und sehr schwer zu bekommen oder sehr begehrt ist - und sich deshalb sehr gut teuer verkaufen lässt." antwortete der Valisar wahrheitsgemäß. "Hier in Ji San also zum Beispiel Tee oder auch Rohseide. Ich stamme ursprünglich aus Rosandrié, habe mittlerweile mein Haupthandelskontor aber nach Nir'alenar verlegt" Er wandte sich höflich an den Mann. "Ich möchte keinesfalls aufdringlich sein - aber mir scheint, dass ich Euren angesehenen Namen schon einmal gehört habe ? Nur sind mir der Ort und die Zeit leider entfallen."

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  • Arelis lauschte dem Händler und Priesterin, bis er selbst angesprochen wurde. Der Mann schien gebildet und versiert zu sein. War ausgesprochen höflich und was Arelis noch mehr interessierte, an Geschäften interessiert.


    >> Meine Familie entstammt direkt dem Drachen, Velendros dem Schimmernden. Sie war in Nir ansässig, bis sie zurück in die Heimat gegangen ist. Ich bin zurück gekehrt und setzte unser altes Gut wieder in bessere Zeiten. Im übrigen ist dies der Grund, warum ich hier bin. Ich suche Stoffe, Möbel und andere Dinge für mein Gut <<, erklärte Arelis bereitwillig. Warum auch nicht? Er gab keine sensiblen Informationen preis.


    >> Dazu bin ich auf der Suche nach Geschäftsbeziehungen, die mir dauerhaft etwas einbringen und für beide Seiten ein Vorteil sind <<, lockte er ein wenig. >> Ein Abenteuer oder eine Aufgabe, darf es aber auch sein. <<

  • „Oh ja, das der Tee andernorts sehr begehrt ist, dass kann ich mir gut vorstellen.“ und ein wenig Hoffnung keimte in ihr auf, dass sie dieses Getränk doch auch mal in Nir genießen konnte. Der Tee hier war nunmal ganz anders, als man in Silvariar oder Anorea unter Tee verstand. Allerdings befürchte sie auch, dass sie sich in Nir oder Rosandrié diesen Tee nicht leisten konnte. Hier bekam man ihn an jeder Ecke und dementsprechend bezahlbar war er, aber wenn etwas erstmal eine Schiffsreise machen musste, dann sah das meistens sehr viel anders aus.
    „Unter welchem Namen ist euer Handelskontor denn bekannt?“ fragte sie, war ihr der Name Canvele doch nicht geläufig. „Ich stamme auch aus Rosandrié, war aber viel zu lange nicht mehr zuhause.“ fügte sie noch an.
    Leise vernahm sie, wie die Bedienung wieder näher gekommen war und das gurgeln des Tees in die Schalen. Erst als die Bedienung wieder gegangene war tastete Niiv vorsichtig über den Tisch um ihre Schale zu finden und dieses mal nicht wieder umzuwerfen, dann lehnte sie sich zurück, so dass ihr Rücken die Holztäfelung der Wand spüren konnte und genoss die weiter Schale Tee. Zu Geschäftsverhandlungen hatte sie nicht sonderlich viel beizutragen.
    Dennoch warf sie halb scherzhaft in den Raum: „ Wenn ihr Abenteuer sucht, begleitet mich auf einer Schiffsreise, da weiß man nie, was so passieren kann.“

  • Daerid nickte dem Mann bedächtig zu. "Jetzt, wo Ihr es sagt - ich glaube, es war tatsächlich in Nir'alenar wo ich ihn hörte." Das stimmte zwar nicht, aber der Zweck heiligte für den Valisar die Mittel - und irgendwie musste man ja miteinander ins Gespräch kommen. "Ihr besitzt ein Gut außerhalb der Stadt ?" fragte er höflich und interessiert weiter. "Es ist sicherlich eine anspruchsvolle Aufgabe, es wieder zu ehemaligen Glanz zu bringen." Und vermutlich auch eine, die Geld kostete. Und nicht zu knapp. Womöglich eröffneten sich da vielversprechende Möglichkeiten. Der Valisar beschloss, dies weiter zu verfolgen. "Plant Ihr, die umliegenden Ländereien wieder zu bewirtschaften ? Oder schwebt Euch eher die Ausrichtung gesellschaftlicher Vergnügungsausflüge vor ?" Immerhin - wenn Arelianthus Schuppenstein für das Inventar seines Guts bis nach Ji san reiste, war Letzteres nicht unmöglich. "Extravagante Quartiere für hochrangige Gäste oder wichtige Geschäftspartner sind immer heiß begehrt und gesucht - nicht zuletzt von mir selbst." scherzte er. Höflich wand Daerid sich dann der Priesterin zu, die sich der Besonderheit des Tees bewusst war, wie Daerid zur Kenntnis nahm. Dann war sie weltlichen Dingen wohl nicht so enthoben, wiie Priester es hin und wieder mal waren. "Es ist, wie Ihr sagt, Priesterin Niiv!" bestätigte er ihre Worte bezüglich des Tees. "Unter dem Namen Canvele" bekannte er wahrheitsfemäß. "Schon mein Vater trieb Handel - allerdings in sehr viel kleinerem Rahmen und Waren aus Silvriar. Erst ich habe das Warenangebot neu überdacht und später das Geschäft nach Nir'alenar verlegt. Rosandrié ist ..." er lächelte "... eine nostalgische Erinnerung an den Ursprung." Seine beiden neuen Bekanntschaften sprachen von Abenteuern und Daerid verbreiterte sein Lächeln. Die Abenteuerlust der Fühlenden war ihm selbst als Gefühl zwar fremd - aber wohl bekannt. "Und wohin soll die Reise gehen, wenn ich fragen darf ?" erkundigte er sich bei seinen beiden Tischnachbarn.

    Man beherrscht die Leute mit dem Kopf - mit einem guten Herzen spielt man nicht Schach.


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  • >> Nun, im Moment versuche ich gerade es wieder in Stand zu setzen. Aber eure Idee mit den Gästen oder einer Pacht, ist eine Überlegung wert <<, gab Arelis zu.
    >> Wohin meine Reise führt, weiß ich noch nicht. Ich suche also eine Aufgabe! Aber meine Begleitung eröffnete mir gerade, dass die Götter vielleicht einen Plan mit uns haben <<, lächelte er und nickte zu Niiv!

  • Kurz überlegte sie, ob ihr der Name nicht vielleicht doch mal unter gekommen war, aber vermutlich war der Laden seines Vaters in einem anderen Viertel angesiedelt gewesen, als jenes, wo ihr eigener Vater seinen kleinen Apothekerladen führte. Und so wie es sich anhörte lagen die Zeiten in der Daerid diesen Laden zu Größe verholfen hatte eher in Zeige, in denen sie nicht mehr in der Lage gewesen war die Aushänge und Schilder in den Straßen lesen zu können.
    „Eigentlich wollte ich schon längst auf einem Schiff in Richtung Nir’alenar sein, aber das Schicksal hatte sich wohl etwas anders überlegt.“ erzählte Niiv munter und fügte etwas kleinlaut hinzu, „Oder meine Unfähigkeit mich rechtzeitig durch das Hafenlabyrinth zu finden.“ Das ärgerte sie immer noch ein wenig, auch wenn sie dadurch jetzt eine nette neue Bekanntschaft gemacht hatte.

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