Die Blutgasse

  • Die Blutgasse


    In Nir’alenars Hafenviertel gibt es einen Ort, den die Bewohner aufs Äußerste fürchten. Die Rede ist von der Blutgasse, einem Platz, der seit über zweihundert Jahren in der Stadt existiert und in welchem immer wieder grausame Dinge geschehen.
    „Wenn Du nicht hörst, wird Dich die Blutgasse holen!“ Diesen Spruch bekommen viele Kinder der Stadt zu hören, damit sie gehorsam sind. Wie kann einen eine Gasse holen kommen, werden sich die Meisten fragen.
    Die Blutgasse entstand vor zweihundert Jahren. Blutige Morde häuften sich im Hafenviertel. Immer wieder verschwanden Männer, Frauen, sogar Kinder aus der Bevölkerung des Stadtteils am Hafen bei Neumond. Manchmal fand man ihre blutigen Überreste, oft jedoch blieben sie für immer verschwunden.
    Es wurden einige Versuche unternommen, dem Spuk ein Ende zu setzen, aber man blieb erfolglos. Myrai Leondes, eine erfolgreiche Jägerin des Schreckens, nahm sich des Falls an, da ihr Ehrgeiz und ihre Neugier sie regelrecht antrieben, die grausame Bestie zu finden und ihr brutales und grausames Handeln zu beenden.
    Es vergingen die Tage und Nächte wie im Flug. Myrais Jagd war kein Erfolg beschienen. Weitere Morde geschahen in der schützenden Dunkelheit des Neumonds. Es kamen neue Opfer an das Licht des Tages, darunter die Kinder eines reichen Kaufmannes. Er setzte ein Kopfgeld auf die Ergreifung des Täters an, was dazu führte, dass einige zwielichtigere Gestalten sich ebenso auf die Jagd machten.
    Dann schließlich gelang es mehreren der Kopfgeldjäger, den Mörder auf frischer Tat zu stellen. Was sie sahen, ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Der Mörder war kein Mensch, kein Sterblicher. Nein, weit gefehlt. Vor den Jägern stand eine Kreatur von fast drei Schritt Höhe. Der humanoide Körper war in Schatten gehüllt, so das man keinerlei Details ausmachen konnte. Funkelnde, rote Augen starrten bösartig den Männern und Frauen entgegen. Ein durch Mark und Bein dringendes Fauchen ausstoßend, ging die Kreatur zum Angriff über.
    Blitzschnell fiel die mörderische Bestie über die Gruppe her. Krallen, so lang wie Dolchklingen zerfetzten das Fleisch ihrer Opfer. Reißende Zähne rissen Kehlen auf und innerhalb kürzester Zeit stand nur noch die dämonische Kreatur inmitten der Gasse.
    Da trat Myrai Leondes heran. In sicherem Abstand war sie der Gruppe der Jäger gefolgt. Als sie sah, wie scheinbar mühelos der zweifelsohne übernatürliche Mörder mit den Männern und Frauen fertig geworden war, mußte sie alles auf eine Karte setzen, nicht lange fackeln. Mit all ihrem magischen Können und dem Einsatz eines arkanen Amuletts entfachte sie einen Sturm, welcher sich nur auf das Wesen vor ihr konzentrierte. Mit voller Wucht packte der Sturm die Kreatur und löste sie regelrecht auf.
    Myrai war siegreich, die Stadtbewohner hatten eine Heldin zu feiern und es kehrte Ruhe ein. Eine Ruhe, die aber nur drei Jahre hielt.
    Es geschah wieder ein Mord bei Neumond im Hafenviertel, wieder fand man nur wenige Überreste des Opfers. Der Ruf nach der Heldin Myrai Leondes wurde laut, aber sie konnte nicht mehr zur Hilfe eilen, da sie ein Jahr zuvor an den Folgen eines Schlangenbisses gestorben war. Augenzeugen, die ersten, die es jemals gegeben hatten, berichteten von einer schattenhaften Gestalt, die ihr Opfer regelrecht zerrissen hatte. Die Gasse, in der dieser neue Mord geschehen war, wurde von da an Blutgasse genannt.
    Aber das ist nicht alles. Die Blutgasse besitzt eine mysteriöse Fähigkeit, überall bei Nacht und Nebel im Hafenviertel zu erscheinen. Sie materialisiert zwischen den Gebäuden, passt sich an und lässt die mörderische Dämonengestalt auf unschuldige Bürger und Bürgerinnen los. Wahllos sind die Attacken, besonders beliebt sind junge Frauen und kleine Kinder. Es wurden viele Versuche unternommen, die Kreatur zu stoppen, aber immer wieder entkommt sie ins Nichts. Wie man die Gasse des Schreckens und ihren Herren los wird weiß niemand. Vielleicht benötigt man Myrais Amulett oder ein anderes magisches Artefakt, um der Lage Herr zu werden. Aber bis dahin sollte man bei Neumond die Straßen und Gassen des Hafenviertels meiden.

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