[Ilassea] Nautische Spielerei

  • Ilassea vor einem halben Jahr.


    Eigentlich war es ja eine Schnapsidee gewesen. Eine man-müsste-mal-, oder man-bräuchte-mal-Idee. Aber wie das manchmal so ist mit Ideen, besonders Jene, die auf der Treppe zum Achterdeck entstehen, nachdem die Rumflasche auch schonmal voller war, befindet man sich plötzlich in der Situation, diese Idee umsetzen zu wollen. Und genau so ging es gerade Niiv.
    Ruben Harkson, der erste Maat der Norelia, hatte ihr gesagt, dass er in Ilassea jemanden kenne, der sicherlich sowas bauen könne. Es war etwas sehr lallend aus ihm herausgekommen, als er das erstmal von dieser Zisch geredet hatte, aber am nächsten Morgen hatte Ruben die Idee wieder aufgegriffen. Dabei war zwar auch herausgekommen, dass er diese Zisch nicht persönlich kannte, sondern nur von ihren Tüfteleien gehört hatte, aber das schmälerte irgendwie nicht seine Begeisterung für die Idee. Dabei wäre es für seine Welt vollkommen egal, ob es so was geben würde oder nicht. Für Niiv hingegen würde es einiges an Veränderung bedeuten, weshalb sie sich gar nicht so sehr an die Idee klammern wollte.
    Aber nachdem sie so oder so auf ihrem Weg zurück nach Ji San in Ilassea vor Anker gehen wollten, konnte sie Ruben auch nicht so recht widersprechen, diese Zisch zu suchen.
    Also hatten sie beide nun die Norelia verlassen und waren auf dem Weg durch das Hafenviertel.



    Harkson hatte die Führung übernommen und Niiv hilt sich an seinem starken Arm fest um ihm zu folgen. Den langen Stab, denn sie immer bei sich trug hilt sie nur locker neben sich um eventuelle Dinge, die da rechts von ihr kamen, rechtzeitig zu bemerken. Ein unglaublich geschäftiges Treiben drang an ihr Ohr, und schien hier in dieser Stadt noch sehr viel lebendiger und wuseliger zu sein, als in anderen Hafenstädten.
    „Oh, das sieht so majestätisch aus.“ entfuhr es Ruben, der sich seiner Verwunderung nur all zu schnell bewusst wurde, „Oh, es tut mir leid.“ fügte er schnell hinzu.
    „Das muss es nur, wenn ihr mir nicht beschreibt, was ihr seht!“ antwortet Niiv neckisch.
    „Also gut,“ lachte der Maat, „Mir kommt es vor, als ob die Norelia in ihrer Art hier eine Minderheit darstellt und plump und schwerfällig auf den Wellen schaukelt, während alle anderen Schiffe sich in die Lüfte erhoben haben und leichtfüßig, wie die Möwen im Wind stehen. Die schweben einfach so vor sich hin, als wäre es das natürlichste von der Welt.“
    „Und wenn man sie nicht festbinden würde, würden sie immer weiter empor steigen?“ fragte Niiv scherzend, erinnerte sie sich doch daran, dass das die erste Frage gewesen war, als sie als Kind mal ein solches Wolkenschiff gesehen hatte. Aber das war auch eines der Bilder, welches sie nicht mehr so recht zu greifen wusste.
    „Ja genau. Da ist es doch irgendwie auf der Norelia sicherer, da wird man nass, wenn man über Bord geht und hat wenigsten eine Chance, wieder herausgefischt zu werden. Aber bei diesen fliegenden Schiffen, puh.“ ein wenig konnte man dem Maat anmerken, dass er, obwohl er die Wolkenschiffe sehr schön fand, doch einen gehörigen Respekt davor hatte.
    Langsam wandelte sich der Boden unter ihren Füßen und das Stimmenwirrwarr um sie herum nahm mehr und mehr zu, wandelte sich aber ebenso. War zuvor eideutig die Stimmung der Kais, mit dem seemännischen rauen Ton der Matrosen und das gurgeln, glucksen nur rauschen des Meeres zu vernehmen, hatten sich nun mehr und mehr die Stimmen von Marktleuten und Händlern dazugesellt.



    „Ich glaube dort vorne ist es.“ meinte Harkson plötzlich, „zumindest sagte der Kapitän, dass wir es mal bei Meister Melroms veruschen sollen.“ Dann blieb er stehen und beugte sich etwas näher an die Priesterin heran um ihr den nächsten Satz ins Ohr flüstern zu können: „Und er sagte auch, wir sollen uns nicht in die Luft jagen lassen.“


    @Zisch

  • In Melroms Werft lag nun seit 3 Tagen ein kleiner Segelkutter in den Halterungen vor Anker. Die sonst so üblichen Gerüche der Werft, frisches Holz, heisser Teer und ein Hauch von Schwarzpulver mischten sich mit dem modrigen und salzigem Geruch, des kleinen fast vergessenen Segelschiffes, dass es nun galt wieder flott zu machen. Melrom war bekannt dafür alte ausgediente Schiffe zu erwerben um ihnen dann wieder zu neuem Glanz und einem zweiten Leben zu verhelfen.


    Kendan! Das ist die falsche Säge! Lass das jemanden anderen machen! Besser du gehst Zisch beim abtackeln zur Hand!" Rief Melrom kopfschüttelnd dem jungen Lehrling zu, der sich mit der unpassend großen Säge , übermütig auf die frischen Holzbolen stürzen wollte, als die Tür hinter ihm knarzend geöffnet wurde. Kendan war schon lange in der Werft und doch stellte er sich immernoch an wie ein Lehrling an seinem ersten Tag. Zisch robbte gerade über die Rah des Hauptsegels um die Halterungen des löchrigen Segeltuchs zu lösen. Als sie Melroms Ausruf hörte, hätte sie beinahe den Halt verloren. " Nein! " rief sie empört aus." Den kann ich hier oben nicht gebrauchen! Ich bin schneller wenn ich es allein mache!" Doch Melrom hatte sich bereits nach dem Besuch umgedreht einen fragenden Ausdrück im Gesicht. "Seid gegrüßt! Mein Name ist Gal Melrom. Wie kann ich euch helfen? " zisch zog sich unterdes wieder an der Rah hoch und durchtrennte mit einer flotten Bewegung das Ausgefranste Seil. Die rostigen Halterungen Quietschten und mit einem lauten schnalzendem Geräusch landete das Segel auf dem Deck unter der Gnomin und ein erschrockener Laut des ausweichenden Kendans drang wie Musik an ihre Ohren. " Runter vom Schiff ! Ich kann so nicht arbeiten, wenn du da stehst und Löcher ins Segel starrst!" Blaffte sie den jungen Mann an der Anstalten machte den Mast zu erklimmen. Die anderen Arbeiter lachten und feuerten Zisch an , als sie begann kleine Schrauben nach ihm zu werfen. Melrom der ganz und garnicht begeistert schien von dieser Belustigungseinlage, deutete seinem Besuch ihm doch in sein Büro zu folgen. Er zog seine Tür hinter den zweien zu und räusperte sich." Entschuldigt den Aufruhr, was kann ich für sie beide tun?"

  • Eine angenehme Kühle empfing die beiden, als sie die hohe Halle betraten. Und der angenehme harzige Geruch von frisch gesägtem Holz mischte sich mit dem beißenden Gestank von Teer. Aber auch ein Hauch von Salz und Moder lag in der Luft, wie Niiv feststellte.
    Ganz instinktiv war sie stehen geblieben und hatte damit Rubens Impuls, gleich weiter in den Raum vorzudringen, gestoppt.
    Ein Wirrwarr von fremden Stimmen halte durch die Werft und die Priesterin brauchte einen Moment um wenigstens grob zu erkennen, wo sich die Personen aufhielten. Eine besonders herausstechende Stimme schien dabei von irgendwo oberhalb zu kommen. Und diese Person schien nicht erfreut über eine ihr zugedacht Hilfe zu sein. Aber näher konnte sie sich mit der Gesamtsituation nicht vertraut machen, denn der Meister der Werft nahm sie sogleich in Empfang.
    „Seid gegrüßt Meister Melrom, „ antwortete Harkson schneller als Niiv das konnte – hatte er auch schließlich Zeit gehabt sich darauf vorzubereiten, als er den Mann auf sich zukommen gesehen hatte.
    „Das ist Niiv Salaandis, Geweihte der Alaria, und ich bin Ruben Harkson erster Maat der Norelia.“ Stellte ihr Begleiter sie beide vor und innerlich verdrehte Niiv die Augen, legte sie doch gar nicht so viel Wert darauf förmlich vorgestellt zu werden. Zudem ein Mann, wie Melrom sicherlich die Kette um ihren Hals auch richtig gedeutet hätte.
    Unwillkürlich zucke sie zusammen, als ein lautes Quietschen den Raum erfüllte, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag irgendeines Gegenstands. Das sich Harkson dann auch gleich darauf in Bewegung setze, machte die Situation für die blinde Frau nicht besser. Aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu folgen, bis sich der Lärm, durch das Schließen einer Tür, legte.
    „Nun wir suchen eine talentierte Bastlerin namens Zisch.“ Antwortete die frau auf Melroms Frage.
    „Oh ja, da seid ihr hier richtig.“ Grinste der Mann, doch ein wenig stolz über seine Mitarbeiterin, auch wenn sie gerade für den Aufruhr da draußen verantwortlich war – gut, vielleicht nicht ganz verantwortlich, aber auch nicht unschuldig.
    „Das ist die, die oben im Rah hängt.“ Erklärte er kurz und deutete mit der Hand nach oben.
    „Findet ihr alleine wieder in die Halle? Ich hätte auch noch ein anderes Anliegen vom Käptn.“ Fragte der Maat, und lockerte ein wenig seine Armhaltung. „Ich kann euch aber auch begleiten, wenn euch das lieber ist.“ Fügte er schnell hinzu, anscheinend hatte er bemerkt, dass er sie schon hatte freigeben wollen.
    „Da wo wir hergekommen sind? Das schaff ich schon.“ Antwortete die Priesterin, doch ein wenig erstaunt darüber, das Ruben gar nicht nur wegen ihr mitgekommen war, wie er sie bis gerade hatte glauben lassen. Ganz als ob sie dann beleidigt wäre, oder so.
    „Danke.“ wandte sie sich an den Meister und nahm dann den Stab zu Hilfe um die Tür wiederzufinden.
    „Nehmt am besten in ihrer Gegenwart das Wort Gnom nicht in den Mund.“ Riet Melrom ihr und Niiv legte kurz die Stirn in Falten, weil sie den Wert dieser Information nicht zuzuordnen wusste.
    Das der Meister an Ruben gewandt fragte, ob sie Blind sei, bekam sie schon fast nicht mehr mit, da das Öffnen der Tür, wieder all jene Geräusche der Werft um sie spülte. Außerdem konnte Ruben ebenso diese Frage beantworten.

  • Zisch ließ sich rutschend an einem Seil hinab an Deck. Mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht, holte sie sich ihre Wettbeteiligung ab. Kendan hatte irgendwann, nachdem Zisch angefangen hatte schlimmere Sachen, als nur Schrauben zu werfen, das Schiff und somit das Schlachtfeld geräumt. Für einen Moment sah sie sich nach Melrom um, fast in der Erwartung, sich jetzt ihre Standpauke für diese Auseinandersetzung und die Wette, abholen zu können. Doch sie sah ihn nirgends. Stattdessen kam eine Frau aus seiner Kammer, die ihr Meister Büro schimpfte und betrat die Abfertigungshalle. Zisch musterte die, für sie nur zu deutlich erkennbare Priesterin. Sie kannte sie nicht, obwohl es früher, als sie noch auf der Straße leben musste, überlebenswichtig war jeden Priester und jede Götterfürchtige zumindest vom sehen her zu kennen. Die Tempel waren häufig der einzige Ort, an denen sie erfolgreich um ein Laib Brot hatten betteln können und wenn sie es geschickt angestellt hatten, war pro Tempel sogar manchmal mehr drinn als eine Mahlzeit, aber nur wenn man die Geweihten kannte und geschickt gegeneinander auspielen konnte. Ihre aufmerksamen Augen erkannten sofort, an dem wandernden sich nicht fokusierenden Blick der Priesterin, was ihr Taststock schon anderen vor den Kopf zu stießen schien . Sie war blind. Zisch kletterte behände über die metallernen Schiffshalterungen, während die Münzen gegen die restlichen Schrauben und Werkzeuge in ihren Hosentaschen klimperten. Der Breite Steinrand, der im inneren der Werft den Anlegeplatz umrahmte, war vollgestellt mit Kisten, Fässern und Tischen, so dass sie unmöglich allen Hindernissen ausweichen konnte, ohne zwangsläufig irgendwann die Orientierung zu verlieren. Ein Arbeiter klopfte ihr bekräftigend auf die Schulter. " Auf dich Wetten, bringt mir stets ein gutes Abendessen!" raunte ihr seine kratzige Stimme entgegen. " Kannst mir ja zum Dank mal etwas davon abgeben!" Konterte Zisch und hielt weiterhin gebannt auf die Fremde zu, die nun gefährlich nahe zum Abgrund wanderte. " Vier .. eh Zwei Schritte , rechter Hand von Euch ist ein Abgrund, Priesterin!" Warnte sie laut , Verhaspelte sie sich für einen Moment, ehe sie daran dachte, dass es für sie nur die Hälfte der Schritte bedeuten würde, wie für Zisch. Sie erinnerte sich nur gut daran, wie erst letztes Jahr ein Arbeiter dort hinunter gefallen war, als die Grube kein Wasser führte.

  • Vorsichtig ließ sie ihren Stab vor sich her Pendeln, bis er das erste Hindernis berührte. Ja wenn Harkson sie einfach durch die Halle geführt hätte, wäre das sicherlich einfacher gewesen. Langsam korrigierte sie ihren Kurz entlang des Hindernisses, nur um gleich darauf ein neues Hindernis zu finden. Sie hätte sich doch besser gleich am Anfang weiter nach links halten sollen, oder Rubens Angebot doch annehmen sollen. Aber in dem Moment, wo er gesagt hatte, dass er auch noch einen Auftrag vom Käptn zu besprechen hatte, hätte sie ihm Umstände bereitet und sie hasste es anderen Umstände zu bereiten.
    Ihre Hand tastete sich an Holz entlang, welches sich als mit Metallbändern gehaltene Fässer entpuppte. Dann war der Weg vor ihr wieder frei und der Stab sprang nur leicht über die Pflastersteine, als sie eine Warnung zugerufen bekam.
    Abrupt blieb sie stehen. Egal ob zwei oder vier Schritte, das wollte sie gar nicht so genau herausfinden. Dann wandte sie sich grob in die Richtung aus der die Warnung gekommen war. Nur um sich gleich zu ducken, weil irgendwas gegen ihren Hut gestoßen war. Bedacht tastete ihre Hand nach dem herunterhängenden Haken, den sie zuvor nur mit etwas Glück umgangen hatte und dessen Seil nun an ihre Hutkrempe geschlagen war.
    „Danke.“ antwortete sie in Richtung der Stimme, von der sie annahm sie vorhin schonmal gehört zu haben.
    „Wie komme ich denn hier wieder raus?“
    Ein wenig befürchtete sie zwar, dass es ganz einfach war und sie durch Haken, Abgrund und Fässer nur glaubte in einem Labyrinth gefangen zu sein, aber um das zu erforschen würde sie länger brauchen, als einfach nachzufragen.

  • Zisch kletterte über eine der Kisten, als sie sah wie die fremde Frau nach ihrer Warnung, prompt stehen Blieb. Nein eine Schiffswerft, war durchaus kein Ort für jemanden ohne Augenlicht. Zisch sprang von der Kiste und kam klimpernd vor der Priesterin zum stehen. " Das kommt darauf an, wo Ihr hinwollt." Zisch versuchte ihren Weg nachzuvollziehen, in dem sie den Blick durch die Werft schweifen ließ. " Ich könnte euch zur Tür bringen, wenn ihr mir eure Hand geben wollt und wenn dies euer Ziel war." Ihre Stimme klang freundlich , wenn auch mit einer Spur Unverständnis. Wer lässt eine blinde Frau einfach so durch eine Werft spazieren? War sie alleine hier? Es war nicht ungewöhnlich das Alaria-Geweihte hier in der Werft auftauchen und Aufträge anfragten. Ein Ort der vor Gefahren nur so strotzte, selbst wenn man sehen konnte, die Gedanken daran, was alles hätte passieren können, veranlasste Zisch den Kopf zu schütteln. " Nehmt es mir nicht übel, ich bin die letzte die eure Selbstständigkeit anzweifelt, aber warum hat Melrom Euch nicht zur Tür begleitet? Eine Werft, wie diese ist nicht gerade ungefährlich." Von der Arbeit geschundene, und mit Brandblasen und Narben verzierte , kleine Hände griffen nun wie selbstverständlich nach den Händen der Priesterin, nachdem sie so offen nach Hilfe gefragt hatte, konnte es so falsch nicht sein. Zisch leitete die Priesterin umsichtig um die Kisten herum. Dann führte sie die Hand der Priestern auf den Türrahmen. " Das Schiff liegt jetzt in eurem Rücken, die Tür vor euch. Die Tür zu Melroms Büro befindet sich links ungefähr...20 Schritte." Erklärte Zisch recht schnell um ihr einen groben Überblick zu verschaffen. " Was führt euch eigentlich her?" Fragte Zisch nun neugierig, wohl wissend, dass jeder Fremde der hierherkam ein potentieller Kunde war, der ihr Gold einbringen konnte. Wenn Zisch schon jetzt in Erfahrung bringen konnte, um was es sich bei dem Auftrag handelte, könnte sie Melrom gleich den Auftrag abschwatzen.

  • Gebannt folgte sie dem Klimpern und war erstaunt, das plötzlich die Stimme von untern her kam.
    „Nun… ich… ja.“ so weit kam sie gar nicht, weil sie eigentlich auch keinen genauen Ort bezeichnen konnte, wo sie hin wollte… nur dass sie da wo sie gerade war, vermutlich nicht sein wollte. „Mein Begleiter hatte noch etwas mit dem Meister zu besprechen.“ antwortet sie wahrheitsgemäß erst einmal auf die zweite Frage, weil sie doch dezent von der Situation überfordert war. Ja der Haken hatte ihr gezeigt, dass es eine blöde Idee gewesen war alleine durch die Halle gehen zu wollen. Wie ihr die junge Frau oder das Mädchen – von der Stimme her ging sie davon aus, dass die Person sehr jung sein musste – auch gleich nochmal deutlich machte. Ja Schiffsbauer waren keine Matrosen, die penibel darauf achteten, dass auch ja alles sicher vertaut und immer am gleichen Platz zu finden war, das wusste sie auch, allerdings hatte sie auch nicht mit ganz so vielen Hindernissen gerechnet. Sie spürte, wie eine kleine raue Hand nach ihrer griff und sie in eine Richtung zog. Ein wenig resignierend folgte sie dem Mädchen. Wie konnte man in so jungen Jahren schon so gezeichnete Hände haben, Schoß es der Priesterin durch den Kopf – die ließen doch wohl etwa nicht das Kind hier arbeiten?
    Niivs Anspannung legte sich ein wenig, als das Mädchen ihre Hand zum Türrahmen führte und kurz erklärte, wo sich ungefähr was in der riesigen Halle befand. Tatsächlich half das enorm, dass sie sich in der Weite des Raumes nicht mehr so verloren vorkam.
    Doch erst die Frage, nach ihrem Anliegen, brachte sie wieder wirklich zu ihrem Grund zurück, weshalb sie Ruben mit Melrom zurück gelassen hatte.
    „Ich bin auf der Suche nach einer gewissen Zisch.“ antwortete sie, „man sagte mir, dass die so einige an ungewöhnlichen Ideen hätte.“ und gleichzeitig kamen ihr wieder Zweifel an dieser Idee.

  • Zisch beobachtete wie die Priesterin leicht den Kopf in die Richtungen neigte die sie ihr beschrieben hatte. Der Tonfall der Priesterin und die Auswahl ihrer Worte ließ Zisch hellhörig werden. " Wer behauptet ich hätte ungewöhnliche Ideen??" Ihre Stimme klang trotzig und fast ein bisschen beleidigt. In ihren Ohren klang es so, als wüsste jemand ihre Arbeit nicht schätzen, als wäre sie ein tölpelhafter Träumer, der nichts zustande brachte, außer sich ungewöhnliche Dinge nur auszudenken. Sie gab zwar nicht viel auf Gerüchte, aber dieses hier verletzte sie doch ein wenig in ihrem Stolz. Doch dann besann sie dich wieder, dass sie es hier mit einer Priesterin und vor allem, wenn sie speziell nach ihr gesucht hatte, um eine potentielle Kundin handeln konnte. Außerdem schätzte es Melrom garnicht, wenn Zisch Auftraggeber anpflaumte, wie einen einfachen Bewohner Ilasseas. " Ihr müsst nicht weiter suchen, ihr habt sie bereits gefunden." Erklärte Zisch unnötiger weise zum Abschluss, so als hätte sie eben nicht kurz die Fassung verloren. " Um was für eine -ungewöhnliche- Idee handelt es sich denn?" Wenn sie es schaffte, ihr diese Antwort zu entlocken, und den Auftrag direkt von ihr entgegenzunehmen, konnte die sich den Anteil ihres Meisters selbst einstreichen. Ein selbstgefälliges Grinsen entkam ihr. " Wenn ihr Euch setzen wollt, eine Armlänge von euch linkerhand, befindet sich eine kniehohe Kiste." Gebannt musterte sie die Priesterin, ließ ungeniert ihren Blick über die Frau ihr gegenüber schweifen. Genau so stellte sie sich eine Alaria Priesterin vor, nicht so wie diese Tempelsitzer, die keinen Dreck an ihre Robe kommen lassen wollten. Zisch bemerkte nur zu deutlich die Salzränder an ihrem Umhang und vor allem an ihrem Hut, sie zeigten nur zu deutlich, dass diese Frau nicht zuhause rumsitzte, sondern ihrer Blindheit zum trotze die Welt entdeckte. Ein wenig Wehmut und Fernweh stieg in ihr hoch. Selbst eine blinde Priesterin konnte die Welt entdecken, während die hier noch immer festsaß. Wartend den Mann, den sie schon seit ihrer frühesten Kindheit kannte, von dem sie hoffte, er würde sie eines Tages mitnehmen um die Kuppel zu bereisen.

  • Hatte sie irgendetwas falsches gesagt? Fragte sie sich, als das Mädchen so bissig auf ihren Kommentar reagierte und erst nach ein paar Augenblicken registrierte sie, dass diese wohl gerade zu verstehen gegeben hatte, dass sie selbst Zisch sei.“Äh, „begann sie dennoch leicht stotternd, weil sie erstmal ihre Gedanken ordnen musste, die aufbrausende Art hatte sie doch ein wenig aus dem Konzept gebracht. Sie war eindeutig doch eher den rauen Ton der Matrosen gewohnt, als das sensible emotionale Gefüge von Frauen. „Käptn Huan erzählte von einem neuartigen Segel, das ihr erfunden habt und ja, ich glaube dabei fielen die Worte ungewöhnlich und Ideen.“ Vollkommen zu recht, wie Niiv fand, wenn man bedachte, dass Segel seit Jahrhunderten auf die gleiche Art und Weise gebaut wurden. Sie konnte da nichts schlechtes dran finden und versuchte ihre Unsicherheit darüber mit einem Lächeln zu überspielen. Vielleicht war sie aber doch auch einfach an die falsche Person geraten. Ruben hatte zwar von ihr erzählt und war der Meinung, dass Zisch das sicher konnte, aber er kannte sie ja gar nicht, vielleicht war da auch viel zu viel Hörensagen bei gewesen.
    Kurz tastete sie neben sich in die angegebene Richtung um besagte Kiste zu finden, auf die sie sich niederlassen konnte und um ihre Gedanken etwas zu ordnen um nicht wieder in ein vermeintliches Fettnäpfchen zu treten. Auch wenn das Mädchen, augenblicklich schossen Niiv die merkwürdigen Worte des Werftmeisters in den Kopf und ergaben jetzt doch auf eine merkwürdige weise einen Sinn – Auch wenn die Gnomin vielleicht eine andere Art hatte an viele Dinge heran zu gehen, so war ihr das vielleicht gar nicht so lieb, wenn man das so nannte.
    „Grundsätzlich ist es gar nicht so ungewöhnlich, sondern für jemanden wie mich naheliegend. aber ich glaube es ist recht schwierig zu bauen.“ begann sie. Ja es war eine Schnapsidee meldete sich die kleine betrunkene Stimme von vor ein paar Tagen, in ihrem Kopf. „Ich bin auf der Suche nach einem Kompass, denn man ertasten kann, dessen Nadel nicht verrutscht, wenn man sie mit den Fingern berührt.“
    Vermutlich würde die Gnomen sie gleich hochkant rausschmeißen, weil sie ihre Zeit vergeudete. Schließlich schloss das eine das andere irgendwie aus. Entweder die Nadel konnte sich frei bewegen und die Richtung weisen, oder sie blieb starr und sagte einem somit auch nicht wo Norden sei.

  • Zisch sah auf die Priesterin, ein verunsicherter Ausdruck zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, während sie sich tastend setzte. Zisch hob die Augenbrauen, konnte man diese Priesterin so leicht verunsichern? Für Zischs Verhältnisse, hatte sie sich sogar halbwegs am Riemen gerissen. Andererseits, wie konnte Zisch nachvollziehen, wie es sein musste, sein Dasein in völliger Dunkelheit zu fristen. Das Gehör der Blinden musste um ein vielfaches mehr geschult sein, als das ihre, hörte sie vermutlich die noch so kleinsten Nuancen heraus um die Regungen und Gemüter der Anderen zu erahnen. " Nichts ist schwierig zu bauen, wenn man weiss wie es geht." Philosophierte Zisch ohne eine Spur der Verärgerung von zuvor und wesentlich freundlicher. Sie hörte sich ihre Idee an und musste schmunzeln. " Ein fühlbarer Kompas? Hm.." In Zischs Kopf begann es zu rattern, zuerst stand sie da, fast geistesabwesend kletterte sie auf eben diese knarzende Kiste auf der es sich auch die Priesterin bequem gemacht hatte. " Nun, ein ungewöhnliches Anliegen...Dürfte Kompliziert werden, allerdings..." ein grüblerisches Seufzen entkam ihr als sie in ihrer Tasche kramte um ihre ungeduld zu besänftigen." Mag ich Herausforderungen.." schmunzelte Zisch und wippte euphorisch mit den Füßen. " Wie sehr eilt es denn? Und die wichtigere Frage... Was darf es euch kosten? Ich werde einige Versuche brauchen, und einiges an Prototypen... muss es fühlbar sein? Oder reicht ein Ton? Ich könnte mit Magneten .. oder nein.. doch!" Zisch brabbelte nun schon hektisch vor sich hin. Schon hörbar in ihren Plänen vertieft.. begann sie einiges an Gerümpel aus ihren Taschen zu kramen laut scheppernd fielen einige davon auf den Steinboden. Und ein wenig schwarzpulver rieselte staubend auf die Kiste.

  • Erleichtert stellte die Priesterin fest, dass Zisch sie nicht erbost vor die Tür setze, sondern ganz im Gegenteil begeistert von der Idee zu sein schien. Die Gnomen nahm das offenbar als Herausforderung und plötzlich hatte Niiv ein wuselndes, klimperndes Ideenbündel neben sich auf der Kiste sitzen, so dass das Holz leicht vibrierte und knarzte. Ruben hatte also doch recht gehabt, stellte sie mit einem Grinsen fest.
    „Ich hatte an fühlbar gedacht, aber wenn er einen Ton von sich geben würde, dann käme ich damit auch klar.“ antwortete sie, konnte sich aber nicht so recht vorstellen, wie das funktionieren sollte, „Aber wie sagt man dem Kompass dann wo man hin will?“ fragte sie und drehte nachdenklich ihren Stab, mit dem Schneckenhaus auf der Spitze, zwischen die Fingern.
    „Ich habe mir 15 Gold zusammen gespart.“ antwortete Niiv und war sich nicht sicher, ob das reichen würde, wenn man bedachte, das ein normaler Kompass schon 5 Goldader kostete. Aber wenn Zisch mehr wollte, dann musste sie halt mehr auftreiben. Ihr war schon daran gelegen die Arbeit auch angemessen zu bezahlen, aber sie hatte keine rechte Vorstellung von dem Aufwand.
    Wieder drehte sie den Stab zwischen den Fingern und ließ die glatte Oberfläche des Holzes unter ihren Fingerkuppen hergleiten.
    „Nun gut Ding will Weile haben, nicht wahr? Irgendwie hab ochs ja auch bisher ohne geschafft und mich zurecht gefunden, es eilt also nicht. Aber es wäre auch gut, wenn es nicht gerade zwei Jahre brauchen würde.“ lächelte Niiv, hatte sie doch keine Ahnung, wie lange man für sowas brauchen würde. „Was schätzt ihr denn, wie aufwändig das ist?“

  • " Nun vielleicht, kriege ich beides hin.." antwortete sie der Priesterin auf ihre Vorstellung. Dann hörte sie von den Ersparnissen der Fremden.. 15 Gold.. bei dieser Summe begannen ihr Augen zu glitzern. Eine enorme Anzahl an Münzen. Wenn man alles kleinlich genau berechnen würde, käme man sicherlich auf so eine Hohe Summe, doch im Großen und Ganzen, lohnte es sich bereits bei der Aussicht darauf, darüber nachzudenken, wie sich soetwas Bewerkstelligen ließe, und Zisch war ohnehin mehr für Gefälligkeiten zu haben, als für Münzen. Es konnte sicherlich nicht schaden, wenn eine Alaria-Priesterin einem eine Gefälligkeit schuldete. Nachdenklich kratzte sie sich am Kopf. "Nun.. an und für sich.. ließen sich für 10 Münzen, schon einmal die Materialkosten decken, wie steht ihr zu.. Gefälligkeiten ? " Ihre Stimme klang fragend, aber keinesfalls Verschwörerisch. Es war durchaus üblich unter Handwerkern und vor allem für Straßenkinder und Dieben, für ihre Dienste kein Geld zu verlangen sondern stattdessen Gefälligkeiten auszutauschen, doch sie wusste nicht ob die Priesterin überhaupt mit derlei Vorgängen vertraut war. " Ihr zahlt die Materialkosten, und seid mir dafür einen Gefallen schuldig, nichts weltbewegendes, ein kleiner Gefallen,wegen dem ich euch irgendwann behelligen werde, gänzlich nach eurem Ermessen ob ihr diesen dann auch erfüllen wollt." Zisch konnte sich ein verschlagenes Grinsen nicht verkneifen. Sie liebte es Gefallen zu sammeln, irgendwann käme die Zeit wo sie dringend etwas bräuchte. In ihrer Kindheit, hatte es ihr oft das Leben gerettet, wenn sie wusste woher sie im Notfall etwas zu essen bekommen konnte. " Oh, aufwendig ist es sicherlich, zumindest so wie ich es mir gerade im Kopf zusammenschuster. Aber je nachdem, wie schnell ich die Einzelteile dafür besorgen kann..... hm ... maximal eine Woche.. eher drei Tage. Wenn mich die Arbeit hier nich ablenkt." Ihre Stimme klang amüsiert und voller Tatendrang während sie einen Großteil der Werkzeuge wieder einsammelte. " Wo kann ich euch denn finden, nur für den Fall, dass ich die ganze Nacht durchexperimentiere und rein zuuufällig morgen schon ein erstes Modell da hätte.."

  • „Beides wäre natürlich großartig, aber ich glaube wichtiger wäre es, wenn er vor allem eine gewisse Robustheit aufweisen würde.“ strahlte Niiv, „Ich kann mir vorstellen, dass je komplizierte der Kompass ist, desto empfindlicher ist er auch.“ Nicht dass sie nicht vorhatte irgendwie grob mit dem Nordzeiger umzugehen, aber sie kannte sich, sie war ja manchmal noch nichtmal in der Lage sich selbst vor Dingen, die ihr plötzlich in den Weg sprangen zu schützen und trug nur allzu oft blaue Flecken oder Kratzer von diesen Begegnungen davon.
    Ein guter Grund, warum sie gerne auf unnötigen Schnickschnack verzichtete.
    Ein wenig irritiert war ihr Gesichtsausdruck über die Frage, wie sie zu Gefälligkeiten stehe. Sie war dabei keinesfalls misstrauisch, nur ohne Zisch zu sehen, konnte sie allein mit dem Tonfall ihrer Stimme erstmal nicht so recht einordnen, worauf die Gnomin hinauswollte, bis sie es näher erklärte und augenblicklich hellte sich Niivs Mine auf. „Aber natürlich.“ antwortet sie. Für sie hatte sich gegenseitig zu Helfen sehr viel mehr Wert, als Goldmünzen. Ja man begab sich dadurch in eine gewisse Schuldigkeit, die unter umständen sehr viel schwieriger zu begleichen war, als genügen Geld aufzutreiben, doch was für den einen schwer zu bewerkstelligen war, war für den anderen recht einfach.
    „So schnell?“ fragte Niiv ungläubig, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Aber anscheinend war dieser Auftrag genau das Richtige für diese Gnomen, man konnte fast schon in ihrer Stimme hören, wie es ihr in den Fingern kribbelte.
    Niiv grinste. War sie doch mit einer gewissen Anspannung hier her gekommen, weil sie absolut nicht hatte einschätzen können, wohin ihr anliegen führen würde. War nun doch irgendwie was sehr konkretes aus der Schnapsidee geworden.
    „Ich steh momentan in den Diensten von Kapitän Human auf der Norelia. Und ich befürchte, die wird auch noch etwas länger vor Anker liegen, denn wenn der Kapitän Ruben zu einer Werft schickt, dann wird er irgendetwas zu reparieren haben.“ erklärte sie kurz und war nun ebenso aufgeregt, wie Zisch, nur machte sich das bei der Priesterin nicht ganz so deutlich bemerkbar.

  • Zisch war so begeistert von dieser Idee das sie im Geiste schon an einem hörbaren und gleichzeitig Tastbaren Kompas plante. Das ließe sich natürlich bewerkstelligen, würde die ganze Sache aber unheimlich kompliziert machen. " Ich könnte auch versuchen, den Kompas sowohl fühlbar als auch hörbar zu konstruieren , ist allerdings mit viel Denk- und Bastelarbeit verbunden." Sie machte eine kurze Pause, es schadete nicht wenn sie deutlich machte, dass sie hier nicht einfach eine Taschenuhr reparierte, sondern ein Gerät gänzlich neu erfinden musste." Ja ich bin ohnehin, eher für robuste Bauweisen zu haben, Feine Goldene Kettchen und filigrane Gehäuse überleben meinen Umgang nicht lange." Sagte sie scherzend." Aber wenn ihr dergleichen wünscht.. ich kenne einen guten Goldschmied, der bei dem Preis sicherlich mit sich reden lässt." Warf sie noch schnell ein, für den Fall das die Priesterin doch nach dergleichen suchte. Zufrieden nickte sie, als die Priesterin auf die Abmachung mit den Gefallen eingehen wollte. Auch wenn Zisch die Spanne viel zu groß angesetzt hatte, schien die Dame überrascht. " Eigentlich ginge es vermutlich sogar noch schneller, aber ich habe viel Arbeit hier in der Werft und kann mich nicht den ganzen Ta..." ein lauter Ruf vom Schiff unterbrach sie unwirsch. Lambron, der Vorseher rief und seine tiefe Stimme donnerte durch die Halle." Verdammt nochmal Zisch! Jetzt ist das Schiff immernoch nicht abgetakelt! Das zieh ich dir vom Lohn ab!" Ihre trotzige Antwort kam Postwendend. " Soll es doch Kendan machen! Der war vorhin noch ganz scharf drauf!" Und sprang von der Kiste. Sein mikriger Lohn war ihr egal, wenn sie nur diesen Auftrag an Land ziehen konnte.

  • „Oh zusammen?“ fragte Niiv etwas ungläubig nach. Das wäre natürlich noch großartiger, aber sie wäre durchaus auch nicht enttäuscht, wenn es nur eine tastbare Version, oder eine hörbare Version werden würde, denn dass das auszutüfteln sehr viel mehr Aufwand war, das glaubte sie sofort.
    „Wenns nicht geht, dann gehts nicht.“ meinte sie daher, als Zisch ihr erklärte, dass es sehr viel mehr Arbeit war. „Ich bin durchaus auch min einer ‚einfachen‘ Lösung glücklich.“ fügte sie sie an und betonte das einfache so, dass man durchaus verstehen konnte, das einfach nicht leicht zu bauen bedeuten sollte.
    Sie lachte als Zisch vorschlug mit Goldketten oder ähnlichem zu arbeiten.
    „Nein mit so Klimbim braucht ihr mir gar nicht kommen. Mit Goldketten und dergleichen kann ich nicht viel anfangen. Einziger Vorteil, den so Edelmetalle bringen sind, dass sie wenig bis gar nicht Korrosionsanfällig sind.“ antwortete sie, aber so wie Zisch das gesagt hatte, ging sie irgendwie nicht davon aus, dass der Bastlerin daran gedacht hatte, als sie einen Goldschmied erwähnte. „Metall fühlt sich doch irgendwie alles gleich an, da macht es zwar einen unterschied wie die Oberfläche behandelt ist, aber nicht was für eine Farbe es hat.“ Tatsächlich war es sogar so, dass sich feine Ziselierungen und Gravuren für sie einfach nur rau anfühlten und sie das Abbild gar nicht erfassen konnte. Und Grundsätzlich war ihr Sinn nach Schmuck nicht besonders ausgeprägt.
    Ihr Gespräch wurde abrupt unterbrochen, als ein Mann nach Zisch rief und diese eilig von der Kiste sprang, wie ihr das Holz verriet.
    „Oh, hab ich euch Ärger bereitet?“ fragte Niiv etwas besorgt, Zisch in Schwierigkeiten gebracht zu haben.
    „Lasst uns einschlagen.“ schlug sie dann schnell vor um die Gnomen nicht weiter von ihrer Arbeit abzuhalten und streckte grob in die Richtung aus, in der sie die Gnomen vermutete, um ihren Handel zu besiegeln. „Wollt ihr schon eine Anzahlung haben um Materialen besorgen zu können?“

  • Zisch hatte die Frau auch nicht so eingeschätzt, dass sie viel Aufsehen um Schmuck machen würde, abgesehen davon, hätte sie selbst von schnöden Verzierungen nur geringfügigen Nutzen." Ja für eure Reisen, ist es sicher besser wenn er nicht rostet.." antwortete sie nachdenklich. Zisch hatte durchaus die verschiedenen Materialien im Kopf die sie verwenden konnte, aber die Priesterin hatte dennoch recht, es wäre zumindest eine Goldbeschichtung in Erwägung zu ziehen um die Langlebigkeit des Kompas damit deutlich zu erhöhen, damit beschloss sie sich doch einmal bei dem Schmied zu erkunden. " Was ? Nein.. " Ihre sorgenvolle Frage riss sie nun mehr aus den Gedanken, als der schimpfende Vorseher "Er hätte wohl besser Kesselflicker statt Schiffsbauer geworden. Er hackt einfach gerne auf mir rum... passt ihm wohl nicht das jemand wie ich, größeres Ansehen unter den Arbeitern hat..." beschwichtigte sie die Priesterin die einen entschuldigende Miene aufgesetzt hatte und rief den letzten Teil hinüber Richtung Schiff, so dass Lambron sie unmöglich überhören konnte. Es war ihr egal, dass er sie nicht leiden konnte, sie war hier weil Melrom sie eingestellt hatte und sie schien bei ihm narrenfreiheit zu haben, was ihr loses und freches Mundwerk anging. Also, warum sich unnötig beleidigen und beschimpfen lassen. Dann streckte ihr die Priesterin, die Hand entgegen und eilig griff Zisch zu schüttelte energisch die Hand. "Abgemacht!" rief sie aus und schüttelte bekräftigend noch ein wenig weiter. " Nein, die Abmachung einer Priesterin gilt, und wenn ihr den Kompas nicht haben wollt.... kann ich ihn immernoch teurer verkaufen, als für die Summe die ihr mir bietet." Ihre Stimme klang fröhlich und vor allem zuversichtlich. " Ich werde zu euch kommen, sobald ich den Rohbau fertig habe...aber..." ihre Stimme klang fragend und verschwörerisch flüsternd." Ihr könnt mir nicht zufällig noch eine spannende Geschichte erzählen? Ich muss Zeit schinden... der Tölpel da drüben soll sich sich ärgern, bis der Kragen platzt. Weil Kendan zu blöd ist um meine Arbeit zu tun und ihm das gleich klar werden wird." Zisch kicherte für einen Moment und rieb ihre rauen Hände aneinander.

  • Hier in der Werft ginge anscheinend ähnlich zu, wie auf einem Schiff. Zumindest was den Tonfall anging. Aber die Gnomin hatte sich da gut eingefügt und wusste, wie man mit den Männern umzugehen hatte.
    „Gut.“ antwortete sie darauf, dass ihr Zisch auch so vertraute und sie wollte sich gerade erheben, als die Gnomin sie um eine Geschichte bat, damit sie Zeit schinden konnte. Niiv schmunzelte und ließ sich wieder auf die Kiste sinken. Kurz überlegte sie und drehte dabei mal wieder den Stab zwischen ihren Fingern. Anekdoten hatte sie freilich genügen gesammelt.
    „Was wisst ihr über Klabautermänner?“ fragte sie dann und entschloss sich das eher als rhetorische Frage stehen zu lassen. Wer am Hafen arbeitete hatte mit Sicherheit schon von den kleinen guten Seelen eines jeden Schiffes gehört und auch, dass diese hauptsächlich im verborgenen arbeiteten.
    „Wir fuhren auf offener See und unser Zimmermann hörte seit Nächten ein Poltern und Klopfen. Das musste der Klabauter sein, der ihm zeigen wollte, dass es etwas zu reparieren gab im Rumpf des Schiffes. Doch niemand traute sich so recht nach dem rechten zu sehen. Denn wenn man dabei den kleinen Schiffsgeist zu Gesicht bekommt, dann ist dies der Untergang des Schiffes. Es galt also irgendwie das Risiko abzuwägen entweder den Kobold zu stören und ihm zu helfen die Stelle zu reparieren, oder zu hoffen, dass der Klabauter dass alleine schaffte. Am Vierten Tag kamen die Matrosen dann auf die Idee mich da runter zu schicken.“ Niiv grinste, weil sie sich noch genau daran erinnerte, wie zaghaft und unsicher die Männer sich angestellt hatten, als sie sie fragen kamen. „Gar nichtmal eine so dumme Idee, obwohl sie den Wortlaut der Legenden doch etwas sehr genau auslegten. Aber da es nun mal auch nicht Schaden konnte, ging ich also unter Deck und tastet mich glaube ich geschlagene drei Stunden durch den Raum bis ich jene Stelle gefunden hatte an der die Ladung gegen die Planken rieb. Und es hätte tatsächlich nicht mehr viel gefehlt, bis das Wasser sich hätte einen Weg ins Innere suchen können.“
    Sie hatte gerade geendet, als Schritte zu ihnen näher kamen. „Stör ich?“ fragte die betraute Stimme Harksons, freundlich.

  • Belustigt schmunzelte Zisch über ihre frage. Jeder der mit Schiffen und Matrosen zu tun hatte, kannte ihre übertriebene Abergläubigkeit. Selbstverständlich kannte sie die Geschichten der Klabautermänner, wurde gelegentlich sogar für einen Gehalten. Zisch lauschte ihrer Anekdote musste dabei grinsen. Eigentlich eine optimale Lösung, einen Blinden zu schicken, die den Klabautermann eindeutig nicht sehen konnte. Ja Seemänner waren schon ein lustiges Völkchen. "Sobalt das die Runde macht, hätte jeder, der vielen Blinden in Ilassea eine Arbeit." Lachte sie als die Priesterin ihre Geschichte beendete. " Früher haben mich auch immer alle für einen Klabautermann gehalten, ich war oft auf Schiffen... nicht unbedingt eingeladen. Aber wenn man genau darüber nachdenkt, könnte ich einer sein. Ohne Einladung, Das Schiff reparieren..." zuerst klang ihre Stimme scherzend, doch erinnerte sie sich genau an die Zeit bevor Melrom ihr die Stelle angeboten hatte. Heimlich hatte sie sich fast täglich in die Werften und Schiffe geschlichen, hatte Sachen gestohlen, herumexperimentiert aber auch das ein oder andere reparieren können, und die Werftarbeiter heimlich auf ihre Fehler hingewiesen, indem sie kleine Knallfrösche an eben jener Stelle hatte explodieren lassen, wenn sie die Schadhafte Stelle nicht selbst finden konnten. Dann fuhr sie erschrocken zusammen, als viel zu nah und ohne Vorwarnung eine Männerstimme neben ihr ertönte. Sie tadelte sich selbst dafür so nachsichtig gewesen zu sein, wie träge Reflexe und Aufmerksamkeit wurden, wenn man seit Jahren halbwegs sicher schlief. Sie drehte sixh noch in dem Moment um. Ein großer blonder Mann stand neben ihnen bei den Kisten. Treffender konnte man keinen Seemann beschreiben, er wäre sicherlich der erste der von Bord springen würde, sobalt einer einen Klabauter sichtet. Rau aber nicht unattaktiv, wettergegerbte gebräunte Haut, gut gebaut wirkt aber nicht unbedingt wie ein einfacher Matrose. War das die Begleitung von der sie zuvor gesprochen hatte. " Nein, durchaus nicht. " sagte Zisch und schaute zu dem Mann auf. " Ihr hättet eurer Begleitung, zuvor ruhig erklären können wie Chaotisch es hier drinnen aussieht." erklärte sie ihm direkt, aber keineswegs unfreundlich. " Hier fallen sogar die Sehenden in den Schiffsgraben.... Die Priesterin erzählte mir gerade von Klabautermännern.." damit drehte sie sich wieder um zu der Geweihten. " Ist euch das auf der Norelia passiert?"

  • „Ja ich sollte diese Geschichte öfter mal in den Hafenkneipen erzählen.“ Lachte Niiv, wobei sie sich sicher war, dass die Seemänner eher auf die Idee kamen sich die Augen zuzubinden, als einen blinden Passagier mit an Bord zu nehmen. Sie kam sich ja meistens schon recht nutzlos vor, vor allem wenn es darum ging, dass alle Mann mit anpacken mussten um Schiff und Mannschaft nicht zu gefährden. Aber sie konnte wenigstens in solchen Momenten zu Alaria beten und die Mannschaft im Glauben zusammen halten.
    Erstaunt hörte sie, wie gut ihre Geschichte zu den Gnomin passte. „Mit eurem Talent, währet ihr aber sicherlich auch ein gern gesehener Gast gewesen.“ Antwortet sie und betonte das gesehen als Anspielung darauf, dass die Seemänner es ja lieber vermieden die Klabauter zu sehen. Sie fragte sich schon so ein wenig, wie diese Zisch den aussehen mochte, dass man sie für eine Klabauter halten könnte, wenn sie auf einem Schiff umherstreunerte. Ob sie wohl auch rote Haare hatte, so wie die Seemänner immer erzählten? Und Pfeife rauchte? Nein wohl eher nicht, den Tabak hätte sie gerochen.


    „Ja Entschuldigung Niiv, ich hätte euch doch raus begleiten sollen.“ Meinte Ruben etwas betreten von Zischs Standpauke. „Aber ihr wart so entschlossen.“
    „Es ist ja nichts passiert und ich wurde genau von der richtigen Person aus dem Chaos gerettet.“ Erwiderte die Priesterin mit einem Lächeln und versuchte dabei auf Zisch zu deuten, von der sie aber im Moment nicht so genau wusste, wo diese Stand. Im Grunde war sie es selbst ein wenig Schuld, weil sie Harkson so ‚erzogen‘ hatte. Als sie sich kennen gelernt hatten und sie das erste Mal auf der Norelia mitgefahren war, wollte der erste Maat ihr ständig bei allem Möglichen helfen. Es hatte einiges an Zeit und auch ein bisschen an Nerven gekostet ihm klar zu machen, dass sie ganz schön viel auch alleine konnte. Zuweilen ging das halt nun nach hinten los.
    „Ja der gute Harkson war sogar mit dabei.“ Antwortete sie auf Zisch Frage.
    „Was wo war ich mit dabei?“ horchte Ruben neugierig auf, hatte er den Zusammenhang doch nicht mitbekommen.
    „Bei der Geschichte mit dem Klabauter.“ Antwortete sie und beschloss nachher ihren Begleiter zu fragen, ob diese Zisch, wie eine Koboldfrau aussah.
    „Oh ja“ antwortete er etwas verlegen und versuchte dann schnell das Thema zu wechseln. „Ihr seid also diese berühmte Zisch?“ fragte er ohne Belustigung, aber mit einem Hauch Übertreibung in der Stimme.

  • Niiv.. hieß die Priesterin also. Zisch musterte noch immer den Neuankömling, versuchte ihn und seine Fähigkeiten einzuschätzen, doch seine leicht verlegene Entschuldigung, ließ Zisch schmunzeln. Doch die Geweihte schien seine Entschuldigung mit einer Handbewegung abzuwinken. Niiv deutete ein Stück weiter nach links, als Zisch tatsächlich stand, und die Gnomin bewegte sich lautlos auf die von ihr gezeigte Position, ehe sie wieder zu sprechen began. " Nicht der Rede wert." Die leichte Verwirrtheit von Harkson, jedenfals hatte die Priesterin den Mann so genannt, schien ihm peinlich zu sein. War er immer so zurückhaltend? Nun die Frage erübrigte sich, als er sich nun direkt an Zisch wandte. Sie war berühmt? Auch wenn es übertrieben klang, brannte sie darauf, woher dieser Harkson wohl all diese Informationen über sie, herbekommen hatte. Interessiert sah sie zu dem Seemann auf, wischte sich einmal über die Wange und verteilte noch mehr von dem dunklen Schmieröl auf ihrer hellen Haut. " Naja, ob ich so berühmt bin? Aber, ja ich bin Zisch.. mich würde jedoch unheimlich interessieren, wer solche interessanten Dinge über mich erzählt?.." ihre Stimme klang freundlich, aber nicht weniger nachdrücklich, während sie wieder auf die Kiste zuschritt und ihr restliches Gerümpel in die Hosentaschen schob. "Ihr segelt auch unter der Flagge der Norelia? Schönes Schiff, könnte allerdings ein paar neue Ruderscharniere gebrauchen." Zisch grinste, kannte sie doch sogut wie jedes Schiff ,dass hier in Ilassea anlegte oder sie beobachtete es solange, bis sie es kannte. Und die Norelia, lässt beim Steuerruder kaum merklich die obere Scharnierstifte gegeneinander reiben, was jedesmal wenn jemand das Steuerad blockieren ließ ein feines quietschen ertönen ließ. " Ich könnte euch sie alle in wenigen Stunden ersetzen?" Zisch rieb kurz die Finger aneinander und sah fragend zu dem großen Mann auf.

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